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Bumerang

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16.08.2003
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Bumerang

Steffi war weg, und ich arrangierte mich. Zu Beginn war es genau das: mich irgendwie mit der Situation einrichten. Ich stand auf, jeden Morgen, am Anfang nach schlaflosen Nächten, dann wurde auch das besser. Ich arbeitete viel, wurde im Herbst befördert, die Überstunden wurden mehr, das Geld ebenfalls. Der Winter kam, ich begann wieder Basketball zu spielen, trainierte hart. Wir stiegen auf, hatten Erfolg. Die Mannschaftskollegen waren okay, die Fahrten zu den Auswärtsspielen nett, das gemeinsame Musizieren am Abend cool. Am Anfang betrank ich mich jedes Wochenende, dann nur noch jedes zweite, bis ich irgendwann den Grund dafür vergaß. Daraufhin ließ ich es bleiben. Um Ostern schlief ich nach einem siegreichen Spiel mit der Freundin unseres Trainers, Lara, möglicherweise auch Laura. Zum Glück flog ich nicht aus der Mannschaft, das wäre es nicht wert gewesen. Spätestens im Frühjahr dachte ich gar nicht mehr an Steffi.

Irgendwann im Mai, es ging um nichts Wichtiges, ein Spiel wie jedes andere – sie war im Publikum. Die schwarzen Haare locker hochgesteckt, in ihrem fliederfarbenen Pullover, ein lila Tuch um den Hals geschlungen, das war neu, der Mann an ihrer Seite auch, ihr Strahlen von mir unbekannter Intensität. Ich warf keinen einzigen Korb. Ich war froh, dass ich mich auf den Beinen halten konnte.

An die nächsten beiden Tage kann ich mich nicht erinnern. Ich schien zu funktionieren, später ließen sich weder eine Krankmeldung noch ein unentschuldigtes Fehlen feststellen, nichts Ungewöhnliches eben. Ich kramte ihre Fotos aus dem Schuhkarton und den Whiskey aus der Bar, schrieb Liebeslieder und spielte sie nächtelang auf der Gitarre, war mehrmals kurz davor sie anzurufen. Wenn ich nicht trank und mich in Melancholie erging, arbeitete ich und trieb Sport, beides exzessiv wie nie. Ich träumte von ihr, am Anfang mehr, dann ließ es nach. Als ich im August mit Kumpeln nach Ibiza flog, konnte ich wieder atmen.

Nun ist es Herbst. Es regnet. Ich sitze im Blue Eyes und warte auf Gordon, der wer weiß wo steckt. Ich höre ihre Stimme hinter mir, schon seit Minuten. Hat sie mich noch nicht entdeckt? Sie lacht auf eine Art, von der ich einst dachte, dass sie mir vorbehalten ist. Mein Bier ist leer, aber ich wage nicht, ein neues zu bestellen. Hört sie mein Herz nicht schlagen? Ihre Stimme elektrisiert mich. Das Ziehen in mir kehrt zurück, wie Hunger, nur höher. Hinter mir das Schlaraffenland.
„Hannes, ich bin stolz auf dich.“ Ich wusste nicht, dass ich einen Menschen hassen kann, von dem ich nur den Namen kenne.
„Lass uns raus aus dieser schäbigen Kneipe.“ Hier haben wir uns kennen gelernt, stundenlang eng umschlungen getanzt. Ihre Lieblingskneipe wurde zu unserem Ort.
„Die Musik ist auch so schrecklich.“ Wir beide haben Jazz geliebt, fast so leidenschaftlich wie uns.
Ich kann nicht anders, ich drehe mich um. Sie sieht mich, schaut erschrocken, dann ängstlich. Mein Blick kann meine Freude wohl nicht verhehlen. Ihrer bekommt eine Härte, die zwischen Verachtung und Triumph pendelt.
„Hi“, sagt sie. Hi?
„Hast dich ganz schön verändert.“
Sie mustert mich von oben bis unten, mein verwaschenes Sweatshirt, meine ausgeblichene Jeans.
„Na ja – mach´s gut, man sieht sich.“
Warum nur habe ich das Gefühl, dass das eine Drohung ist, die Ankündigung einer immer wieder kehrenden Karambolage? Ich überlege, ob ich noch Whiskey zu Hause habe, ob meine Gitarre bereits neue Saiten hat und bestelle mir endlich ein neues Bier. Steffi geht aus der Tür, Gordon betritt die Bar, und ich werde mich arrangieren müssen, für den Rest meines Lebens. Vielleicht lässt sie mir ab und an eine längere Atempause, das wäre schön.

 

Hallo Juschi,

Mir hat deine Geschichte wirklich gut gefallen. Sie erzählt vom verqueren Schicksal eines jungen Mannes, den die Liebe zu einem Mädchen, Steffi, jedesmal erneut trifft - wie auch ein Bumerang stets zu einem zurückfindet. Sein Leben verliert an Ordnung und verkompliziert sich schlagartig. Die Leidenschaft bringt ihn zusehens um den Verstand.
Mit »Am Ziel« hast du schon einmal bewiesen, dass du wundervoll über Liebe und Herzschmerz schreiben kannst. Hieran knüpfst du mit deiner Geschichte tadellos an, verzichtest aber auf blenderische Bilder, sondern beleuchtest das Geschehen mit deiner pointierten Erzählweise. Von sprachlicher Seite aus ist dein Text hervorragend geschrieben. Inhaltlich klaffen, wie Crazy Janey schon bemerkte, ein paar Lücken. Vielleicht magst du eine Fortsetzung schreiben? Mich würden unbedingt mehr solcher Geschichten interessieren.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hallo Juschi,

sich arrangieren scheint für deinen Prot gleichbedeutend mit verdrängen sein. Er kann nicht loslassen, ein Band verstrickt ihn mit seiner ehemaligen Freundin und immer, wenn er sie mal wieder sieht, zieht es einen Konten um seinen Hals. Das quält und so hofft er immer noch, dass diejenige es loslässt, die es schon gar nicht mehr in den Händen hält. Es ist seine Aufgabe.
Die Gefühle, die dabei entstehen, die Stationen, die er dabei geht, hast du schön und plausibel beschrieben.

Zwei Details noch:

Ich schien zu funktionieren, später ließ sich weder eine Krankmeldung noch ein unentschuldigtes Fehlen feststellen, nichts Ungewöhnliches eben.
ließen (da zwei Dinge folgen, die sich nicht feststellen ließen)
Ich überlege, ob ich noch Whiskey Zuhause habe
mE zu Hause

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Juschi!

Mir gefällt Dein flüssiger Stil, man wird mitgenommen, und stockt genausowenig, wie der Prot mal Pause bekommt. Schön schilderst Du, wie er sich "arrangiert" - aber nur solange, bis er wieder mit Steffi konfrontiert wird. Oder halt: nicht einmal konforntiert eigentlich. Ein Blick während dem Spiel reicht ja schon ...
Gerne gelesen.

Der Schluss ist Dir sehr gelungen, finde ich - resigniert auf der einen Seite (der Prot scheint zu wissen, dass er das Loslassen nicht schaffen kann, solange er sie sieht), sehnsüchtig auf der anderen. Man spührt den Schmerz und das Band, obwohl oder gerade weil Du den Leser nicht immer mit der Nase draufstößt sondern das eher dezent passiert.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Crazy Janey, moonaY, sim und Maus,

hui, das ging ja schnell. Danke euch für eure Rückmeldung und hilfreichen Kommentare.

@ Crazy Janey: Das was ich ausdrücken wollte, war weniger Kälte als einfach Schicksalsergebenheit. Die Rückblicke sind so distanziert, weil Zeit seitdem vergangen ist, in der Situation in der Bar ist es das Gefühl, dass er aus der Geschichte nicht rauskommt und damit leben muss.
Gordon ist ein Kumpel, ein Teil seines Lebens ohne sie. Sie geht, er und damit der Alltag kommt.
Du sagst, du wusstest am Ende genau soviel wie zu Beginn. Das stimmt. Mein Prot (der noch nicht mal einen Namen hat ;) ) versucht gar nicht erst, aus der Sache raus zu kommen, somit ist nicht nur der Leser am selben Punkt sondern er auch. Das ist natürlich der Nachteil, dass eventuell der Leser genau so unbefriedigt aus der Situation geht wie mein Prot.
Und nein, diese Geschichte ist wirklich nicht mit der Challengegeschichte vergleichbar, das verstehe ich. Soll sie aber auch nicht - andere Handlung, anderer Erzählstil.

@ moonaY: Ohne meinem Prot zu nahe zu treten - ob das beschriebene Gefühl Liebe ist, weiß ich gar nicht mal. Er stellt selbst fest, dass Steffi nicht mehr die selbe ist, was keinerlei Auswirkungen darauf hat, wie er sie sieht. Ich würde eher zum Begriff "Abhängigkeit" tendieren. Schön, dass du noch mehr davon lesen magst. Ich habe allerdings das Gefühl, dass das Motiv komplizierte/nicht zu Stande kommende Beziehungen sich viel zu sehr durch meine Geschichten zieht. ;) Schaun wir mal, wie du siehst taucht es doch immer wieder mal auf.

@ sim: schön, dass du die selbstverschuldete Passivität thematisierst und dich somit von meinem Prot distanzierst. Danke für´s Raussuchen der Fehler.

@ Maus: schön, dass die der Schluss gefällt und dir nicht zu offen ist (da ja keine wirkliche Auflösung). Da war ich mir etwas unsicher.

Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo Juschi!

Diese Geschichte ist bezeichnend für viele ähnlich gestaltete Fälle nach (einseitig) beendeten Beziehungen. Einer der beiden Ex-Partner kann sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht mit der neuen Situation abfinden und trauert beständig alten Zeiten nach. Er versinkt in einem Zustand der Agonie, anstatt die Gelegenheit zu einem Neuanfang zu nutzen. Der Schmerz über eine verlorene Liebe sitzt zuweilen sehr tief, und solange das Objekt der Begierde immer wieder in dem Dunstkreis des Betreffenden erscheint, wird er den "Bumerang" nicht los. Gut beschrieben!
Passend dazu empfinde ich den kurz angebundenen Sprachstil, der den Leser auf Distanz hält, bzw. die innere Abwehr des Prot. verdeutlicht.
Gefällt mir.


Ciao
Antonia

 

Hallo Antonia,

danke für´s Lesen und dein Lob. Schön, dass dir auch der Erzählstil gefallen hat, der ja doch sehr distanziert ist.
Deinen inhaltlichen Gedanken kann ich nur zustimmen: oft lähmen diese Menschen der Vergangenheit und verhindern einen Neuanfang. Die Verantwortung hierfür liegt bei meinem Prot und nicht bei Steffi.

Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo Juschi,

deinem Protagonisten fehlt sogar die Kraft zur Selbstironie, er ist wirklich fertig. Du hast treffend beschrieben, wie er sich arrangiert, weder richtig gewinnen kann, noch verlieren. Zum Glück lässt du die Geschichte nicht mit Suizid enden, dadurch wird der Text noch eindringlicher.
Nicht ganz plausibel finde ich, dass der Prot., nachdem er das Weggehen von Steffi doch durch recht einfache Mittel überwunden hat, durch das Wiedersehen mit ihr so aus der Bahn geworfen wird. Vielleicht müsste da am Anfang auf die Tiefe oder Dauer der Beziehung zu Steffi hingewiesen werden.

„Um Ostern schlief ich nach einem siegreichen Spiel mit Lara, der Freundin unseres Trainers. Möglicherweise hieß sie auch Laura. Zum Glück flog ich nicht aus der Mannschaft, das wäre die Sache nicht wert gewesen.“

Eine prima Beschreibung von Oberflächlichkeit.

L G,

tschüß... Woltochinon

 

Yo Juschi,

mir hat deine Geschichte gut gefallen. Gerade weil sie so flüssig geschrieben ist, liest sie sich ein wenig so, als würde dem Prot. alles sonstwo vorbeigehen. Gerade das tut es aber nicht, auch wenn er gegenüber seinen Freunden so tut und auch sonst ein Leben führt, dass niemandem auf die Idee kommen liesse, dass er unter dieser Trennung noch leidet.
Es sind die kleinen Töne dazwischen, auf die man achten muss, um die Leiden deines Prot. zu verstehen. Ich konnte ihn gut verstehen... Er wird Steffi wohl immer wieder begegnen und diese zufälligen Treffen werden ihn immer wieder in die "alte Zeit" zurückversetzen und ihn daran erinnern, was er verloren hat.

Hat mir sehr gut gefallen.

LG
Bella

 

Hallo Woltochinon, hallo Bella,

danke für eure Rückmeldung und euer Lob. Schön, dass ihr mit dem Inhalt was anfangen konntet.

@ Woltochinon:

Nicht ganz plausibel finde ich, dass der Prot., nachdem er das Weggehen von Steffi doch durch recht einfache Mittel überwunden hat, durch das Wiedersehen mit ihr so aus der Bahn geworfen wird. Vielleicht müsste da am Anfang auf die Tiefe oder Dauer der Beziehung zu Steffi hingewiesen werden.
Hm. Aus meiner Sicht, ist dieses "Überwinden durch einfache Mittel" nicht mehr als ein Betäuben und Verdrängen, nur oberflächlich. Sobald er sie wiedersieht, ist es vorbei mit seiner Fassung, die er sich so mühsam aufgebaut hat. Der Zeitfaktor hat da aus meiner Sicht keine Rolle gespielt, vielmehr die Erwartungen, die er an die Beziehung und Steffi hatte und die emotionale Bindung.

Liebe Grüße
Juschi

 

Hi Juschi,

eine klare Geschichte, die einem knallhart verdeutlicht, wie schmerzhaft und zerstörerich eine verlorene Liebe sein kann. :(

Es wäre interessant zu wissen, warum sie gegangen ist. Ist ihre Liebe zu ihm gestorben, oder hat dein Prot sie betrogen? Ist er also sein Elend selber Schuld?
Wenn man das wüsste, würde man besser verstehen, warum es ihn immer wieder umhaut, wenn er sie sieht.

Mein Blick kann meine Freude wohl nicht verhehlen. Ihrer bekommt eine Härte, die zwischen Verachtung und Triumph pendelt.
Das spricht dafür, dass dein Prot einen großen Teil zur Trennung beigetragen hat. In dem Fall, soll der Gute ruhig noch ein Weilchen leiden :shy:
Denn nur so kann er für die Zukunft lernen.
Auch denke ich, dass, wenn er selber Schuld hat, seine Qual dadurch verstärkt wird. Was wäre gewesen wenn?

Aber gut, wenn er dann genug gelitten hat, wollen wir hoffen, dass er eine neue Liebe finden wird, um es dann besser zu machen. ;)

Gut geschrieben. Hat mir gefallen. Etwas mehr Hintergrundwissen, hätte mir noch besser gefallen.

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo coleratio,

schön, dass sie dir auch gefallen hat. Danke für´s Lesen und für deine Gedanken. Dass auch du mehr Hinweise zum Hintergrund der Beziehung schön gefunden hättest, macht mich nachdenklich. Das selbe, was ich zur Zeitdimension gesagt habe, trifft eigentlich auch hier zu - es spielt keine Rolle. Auch nicht, wie es auseinandergegangen ist, wer schuld hat. Das ist für ihn nicht wichtig, Fakt ist, er hat es nicht verkraftet. Ich hab ganz bewusst bestimmte Dinge nur angedeutet.

Das spricht dafür, dass dein Prot einen großen Teil zur Trennung beigetragen hat.
Ups, das hab ich anders gemeint, sollte ich wohl deutlicher machen. Verachtung und Triumph deshalb, weil sie sich weiterentwickelt hat (neuer Partner, neuer Musikgeschmack etc.) und er aus ihrer Sicht eher zum Negativen (ungepflegte Kleidung).

Danke nochmal!
Juschi

 

Liebe Juschi!

Bevor der Mai zur Hälfte vorbei ist, noch schnell ein paar verspätete Geburtstagsgrüße! :anstoss:

Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen und für mich sind auch genug Informationen vorhanden. So, wie Deinem Protagonisten geht es Menschen, die als Kind nicht das geeignete Umfeld hatten, sich selbst lieben zu lernen, im Leben selbst einen Sinn zu sehen. Selbst nur dann Sinn zu haben, wenn man etwas Sinnvolles tut, oder man für jemanden lebt, den man zu lieben glaubt. Fällt dann das, worauf man sein Selbst gerade stützt, weg, fällt man unweigerlich auf die Nase. Das Leben ist nur mehr an der Oberfläche aushaltbar, darunter ist das schmerzende Nichts.

Dein Protagonist versucht, an der Oberfläche zu funktionieren, findet aber sein Leben nicht (kein »wieder«, denn er hatte es noch nie).

Ihre Lieblingskneipe wurde zu unserem Ort.
Ihr Leben wurde auch seines.
das war neu, der Mann an ihrer Seite auch, ihr Strahlen von mir unbekannter Intensität. Ich warf keinen einzigen Korb.
Er fühlt sein Versagen (aus seiner Sicht), weil er sie nicht so glücklich machen konnte – und versagt auch im Spiel. Daß er sich dann an die nächsten beiden Tage nicht erinnern kann, verdeutlicht die für ihn traumatische Situation.
Sie lacht auf eine Art, von der ich einst dachte, dass sie mir vorbehalten ist.
Er sah sie wohl als ihren Besitz, und das ist auch ganz normal, wenn das eigene Selbst derart von demjenigen abhängig ist. Möglicherweise ist das auch der Grund, warum sie gegangen ist. Sie ist wieder frei, lebt auf, was sich auch äußerlich auswirkt, und bei ihm zeichnet sich der seelische Zustand ebenfalls äußerlich ab, nur eben gegenteilig.
Mit jedem Anblick spürt er das Leben in ihr, das er so gerne hätte – erst, wenn er sich selbst, oder eine andere Stütze findet, wird er von ihr loskommen.

»später ließ sich weder eine Krankmeldung noch ein unentschuldigtes Fehlen feststellen,«
– so, wie hier, also wie Du es ursprünglich hattest, ist es richtig; weder noch = keine = nicht eine = Einzahl

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi,

vielen Dank für dieses nachträgliche Geburtstagsgeschenk. :) Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Ich musste erst einen Moment über deine Assoziationen nachdenken. Mag sein, dass der Protagonist keinen Sinn in seinem Leben sieht und nie gelernt hat, es und sich selbst anzunehmen, ganz unabhängig von der konkreten Situation mit Steffi. Mag aber auch sein, dass er normalerweise durchaus ein erfülltes Leben führt und nur von Steffi immer wieder herausgerissen wird, sein Bericht und seine Erzählung wertend sind aufgrund des frustrierenden Erlebnisses, sie schon wieder zu sehen. Vielleicht verfolgt Steffi ihn ein Leben lang, vielleicht entwickelt er die Stärke, sich von ihr zu trennen. Ich denke, beides steckt in der Geschichte, die ja wirklich bewusst manches nur andeutet. Freut mich, dass sie dich überhaupt zu solchen Gedanken gebracht hat - was mich darin bestärkt, bei diesen impliziten Informationen zu bleiben.

»später ließ sich weder eine Krankmeldung noch ein unentschuldigtes Fehlen feststellen,«
Wirklich? Hm, dann hab ich wieder fast gelernt. War mit hundertprozentig sicher, dass ich hier einen Fehler gemacht hatte. Danke!

Liebe Grüße
Juschi

 

Wirklich? Hm, dann hab ich wieder fast gelernt. War mit hundertprozentig sicher, dass ich hier einen Fehler gemacht hatte.
Also ich hab jetzt zur Sicherheit im Grammatik-Duden geblättert, und der sagt, daß beides geht - wobei häufiger der Singular benutzt wird, wenn das Finitum vor dem Subjekt steht (so wie hier), der Plural häufiger im umgekehrten Fall. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Juschi,

ich finde, dass der schnelle Erzählstil sehr gut passt. An den Stellen, wo dein Prot z.B. mit Freunden in Urlaub fliegt, könntest du aber ein paar Sätze einfügen und das Tempo herunterfahren. So kann man das Atemholen, nachdem dein Prot sich so sehnt besser nachvollziehen. Ansonsten fällt mir noch eine Liedstelle ein, die ich an dieser Stelle einmal zitieren möchte. Wer das Lied und die Band errät, bekommt fünf Sympathiepunkte von mir ;)
Die Liebe ist ein wildes Tier,
sie atmet dich, sie sucht nach dir
Nistet auf gebrochnem Herzen
Geht auf Jagd bei Kuss und Kerzen
Frisst mich auf mit Haut und Haar
und würgt mich wieder aus nach Tag und Jahr
Lässt sich fallen weich wie Schnee
Erst wird es heiß, dann kalt, am Ende tut es weh

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,

danke für´s Lesen und Kommentieren. Ich sträub mich ehrlich gesagt dagegen, das Erzähltempo rauszunehmen und z.B. über den Urlaub zu erzählen. Wenn man sich seine Situation vor Augen führt - sie ist die ganze Zeit hinter ihm, er hört sie, das macht ihn wahnsinnig. Da ist das, was er erzählt, fast schon zuviel. Und der Urlaub, war er auch damals befreiend, spielt in diesem Moment überhaupt keine Rolle mehr. Nachvollziehbar?

Und auf deine Sympathiepunkte muss ich leider verzichten - interessanter Text, aber für mich nicht zuzuordnen. Ich könnt´ja googlen, aber das lass ich jetzt mal. ;)

Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo Juschi!

Deine Geschichte ist ein anschauliches Beispiel für nicht geleistete Trauerarbeit.

Trauerarbeit heißt: Sich mit seinen Gefühlen von einer geliebten Person, die man verloren hat, lösen, und ihren Verlust akzeptieren, was ein schmerzlicher und oft auch langwieriger Prozess ist Dein Prot hat diese Trauerarbeit nicht geleistet, sondern hängt immer noch an Steffi mit seinen Gefühlen, die er deshalb keiner anderen Frau zuwenden kann.
Dieses Gefühl des Verlassenseins überwindet er nicht durch Trauerarbeit, Loslösung von Steffi, sondern betäubt es durch viel Arbeiten, Sport und Besäufnisse.
Der Titel Bumerang ist gut gewählt. Wie ein Bumerang kehrt Steffi in sein Leben zurück, zuerst ins Stadion, dann ins Blue Eyes. Aber auch er gleicht einem Bumerang: Kein Zufall dürfte es nämlich sein, dass er ihr im Blue Eyes begegnet. Es hat ihn in diese Kneipe, in der er sie kennen gelernt und mit ihr getanzt hat, zurück gezogen, weil er sich nach ihr sehnt - ein Nostalgie-Trip.

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen!
Grüße gerthans

 

Hallo gerthans,

auch dir ein Dankeschön für deine Gedanken. :) Freut mich, dass ihr eigentlich alle mit meinem Prot kein Mitleid habt, sondern ihn in die Verantwortung nehmt. Und wie du richtig sagst, wäre eine Bearbeitung dieses Problems richtige Arbeit. Natürlich wird diese Verarbeitung dadurch erschwert, dass sie ständig in sein Leben tritt. Aber auch hier hast du natürlich Recht - sein Aufsuchen der gemeinsamen Orte, die das Zusammentreffen provozieren, sind natürlich ein Ausdruck der noch nicht geleisteten Abnabelung. Schön, dass das in der Kürze deutlich geworden ist.

Liebe Grüße und noch frohe Pfingsten,
Juschi

 

Freut mich, dass ihr eigentlich alle mit meinem Prot kein Mitleid habt, sondern ihn in die Verantwortung nehmt.
Mit meinem Posting wollte ich zwar nicht sagen, daß er nicht selbst für sein Tun verantwortlich wäre, aber er macht das ja auch nicht freiwillig - sowas ist keine gewöhnliche nicht geleistete Trauerarbeit, sondern hat immer tiefere Ursachen. Es heißt nicht umsonst psychologisch. Die Seele ist keine Lottoziehungsmaschine, wo mal dieses, mal jenes zutrifft. Jede Wirkung hat eine Ursache. ;)

Genau deshalb schreib ich sowas ja auch in meine Kommentare, ich sauge mir das nicht aus den Fingern, sondern beschäftige mich mit seit vielen Jahren mit solchen Problemen und den Ursachen. Und ich finde es wichtig, auf sowas aufmerksam zu machen, weil es aufgrund des Nichtverstehens viel zu viele Mißverständnisse unter den Menschen gibt.
Würden alle einmal sich selbst und untereinander verstehen, wäre die Welt schon ein Stück friedlicher. Aber wahrscheinlich nehm ich den Traum mit in mein Grab, weil jeder sagt, er könne die Wahrheit nicht sehen... :crying:

Alles Liebe,
Susi :)

 

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