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Café Charbon

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24.01.2005
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Café Charbon

Die Kellnerin versteht mein gebrochenes Französisch nur mit Mühe. Nach zwei Sekunden des Überlegens, hat sie verstanden, sie geht ab und lässt mich wieder allein an meinem Tisch zurück. Ich blicke mich neugierig im Lokal um, bevor ich mein eigenes Spiegelbild an der Wand entdecke. Gleich neben einer schönen Frau, deutlich älter als ich, vielleicht dreißig. Sie scheint in ihre Arbeit versunken zu sein. Ich schau ihr aus den Augenwinkeln zu, sie streicht sich ihre Haarsträhnen von der Stirn, legt das Gesicht in Falten, als sie in ihrem Notizblock schreibt. Ihren Mantel hat sie sich über die Schultern gelegt, doch streift sie ihn jetzt ab, sie hat den erwarteten Gedanken gefunden. Sie beugt sich über den Tisch… Ich lasse sie wieder alleine weiterarbeiten.
Ich ziehe mein Buch aus der Jackentasche, schlage es an einer beliebigen Seite auf, ich habe keine Lust zu lesen, ich will mich nur auf die Lauer legen, Menschen beobachten, ohne aufdringlich zu wirken, in niemandes Privatsphäre eindringen. Kein Wunder, dass Frankreich das Land der großen Romanautoren darstellt. Der Autor kann für den Preis eines Kaffees den ganzen Tag in einem Lokal sitzen, lesen, sich Notizen machen, keiner stört ihn, niemand redet ihn an. Er beobachtet, denkt und analysiert, seziert, durchdringt mit seinen Gedanken. Oder langweilt sich.
Ich würde sie gerne kennen lernen. Sie liest in einem Buch, hat zwei vor sich aufgeschlagene Hefte vor sich liegen, ist fast nicht geschminkt, aber doch sehr gepflegt. Ihre schwarzen Haare legen sich immer wieder auf ihr weißes Sweatshirt. Ich weiß nicht warum, aber ihr Anblick gefällt mir.
Ich könnte zu ihr gehen, sie bei ihrer Arbeit stören. Aber ich habe nicht den Mut. Bin feige. Ich spreche niemanden an, stottere sogar, wenn mich unerwartet eine gleichaltrige Frau auf der Straße anspricht. Ich wende mich wieder meinem Buch zu.
Es kommen zwei Deutsche, ein älterer Mann und seine Tochter (?), setzen sich an den Tisch neben ihr. Louise Armstrongs krächzige Stimme beflügelt meine Fantasie: Ich will aufstehen, ich habe neue Kraft bekommen, will sie anreden. Doch mein Kaffee wird gebracht. Schwache Ausrede, sage ich mir. Sehr schwach. Du bist nicht zum Leben geboren, eher zum Träumen. Denn das ist doch, woraus die Fantasie sich ernährt: unser Scheitern im Leben.

 

Hallo Whoopy,

sehr gelungen kleine Erzählung. Eine Momentaufnahme in einem kleinem franz. Café.
Der Prot. kommt gut rüber und da die KG wirklich kurz ist, kommt auch keine Langeweile auf. Vielleicht könntest du uns mehr über das Cafè erzählen.
Ist ein bestimmtes, das vielleicht bekannte Autoren frequentiert haben? Wie schaut es dort aus.

Kleinigkeit: du sagst am Anfang die Frau ist schön, dann der Satz:

Ich weiß nicht warum, aber ihr Anblick gefällt mir.

MAch eine Aussage daraus: Ihr Anblick gefällt mir.

Er beobachtet, denkt und analysiert, seziert, durchdringt mit seinen Gedanken.

Durchdringt was? Für meinen Geschmack fehlt da etwas.

Vielleicht könntest du auch die Frau mehr beschreiben?

Trotzdem, hat mir gefallen

LG
Mac

 

Hi whoopy

hier ein kleiner beitrag meiner wenigkeit:
Wenn du etwas zur Geschichte schreiben willst, dann bitte in einen extra Beitrag darunter.

Mal zum Text selbst:

Nach zwei Sekunden des Überlegens, hat sie verstanden, sie geht ab und lässt mich wieder allein an meinem Tisch zurück.
Der Satz hakt. Erstens kein Komma nach Überlegens, dann müsste es geht sie ab heißen, aber eigentlich könntest das ganz weglassen und nur:

Nach zwei Sekunden des Überlegens hat sie verstanden und läßt mich wieder allein an meinem Tisch zurück.
schreiben. Gefiele mir besser, denn aus dem hinteren Teil geht ja hervor, dass sie geht ;).

Ich schau ihr aus den Augenwinkeln zu, sie streicht sich ihre Haarsträhnen von der Stirn, legt das Gesicht in Falten, als sie in ihrem Notizblock schreibt.
Gängiger: aus der Stirn

Ihren Mantel hat sie sich über die Schultern gelegt, doch streift sie ihn jetzt ab, sie hat den erwarteten Gedanken gefunden.
das fettgedruckte liest sich für mich komisch; vielleicht eher: Ihr kam wohl der richtige Gedanke in den Sinn

Sie beugt sich über den Tisch… Ich lasse sie wieder alleine weiterarbeiten.
Was sollen die Punkte? Die sind überflüssig.


Ich ziehe mein Buch aus der Jackentasche, schlage es an einer beliebigen Seite auf, ich habe keine Lust zu lesen, ich will mich nur auf die Lauer legen, Menschen beobachten, ohne aufdringlich zu wirken, in niemandes Privatsphäre eindringen.
Wiederholungen

Kein Wunder, dass Frankreich das Land der großen Romanautoren darstellt.
Ein wiederum komischer Satz. Eher noch: Kein Wunder, dass es viele bekannte französiche Schriftsteller gibt.
Ich würde sie gerne kennen lernen. Sie liest in einem Buch, hat zwei vor sich aufgeschlagene Hefte vor sich liegen, ist fast nicht geschminkt, aber doch sehr gepflegt. Ihre schwarzen Haare legen sich immer wieder auf ihr weißes Sweatshirt. Ich weiß nicht warum, aber ihr Anblick gefällt mir.
Erst beschreibt der Prot sie, so dass man das Gefühl hat, er mag ihre Natürlichkeit (ohne Schminke) und findet ihr schwarzes Haar schön oder ansprechend und dann weiß er aber überhaupt nicht, wieso sie ihm gefällt. Finde ich ungünstig, um den Prot zu zeichnen.
Es kommen zwei Deutsche, ein älterer Mann und seine Tochter (?), setzen sich an den Tisch neben ihr.
Das Fragezeichen ist hier falsch am Platz.
Es kommen zwei Deutsche, ein älterer Mann und um einiges jüngere Frau, die seine Tochter sein könnte, und setzen sich an den Tisch neben ihr.
Das ist in dieser Szene interessant, da der Prot ja auch eine einiges ältere Frau im Visier hat und sich nun für ihn die Frage stellt, ob die junge Frau etwas mit dem Alten hat.

Du bist nicht zum Leben geboren, eher zum Träumen. Denn das ist doch, woraus die Fantasie sich ernährt: unser Scheitern im Leben.
[/QUOTE]
Da unterstellst du dem Leser, dass er diese Meinung mit dir teilt. Diesen Absatz würde ich streichen, da ich diese Aussage zB überhaupt nicht bejahen kann.

Lieber Gruß
bernadette

 

Danke für die Antworten.
Es stimmt schon, ich hätte die Geschichte noch mehrmals überarbeiten sollen, bevor ich sie hier poste. Deshalb kann ich das meiste aus der ausführlichen Kritik gut nachvollziehen.
Das Café Charbon ist hier ein bekanntes Café in Paris, eher etwas für junge Leute in der Party-Gegend "rue Oberkampf". Ich glaube nicht, dass irgendwelche großen Autoren dort herum saßen;) Aber ich gehe da immer regelmäßig hin, trink einen Kaffee und beobachte halt die Menschen. Da ist mir auch diese Geschichte eingefallen.

gruß

 

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