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Charakter erfinden!?

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26.04.2005
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Charakter erfinden!?

hallo!

hat von euch jemand dermaßen erfahrung mit dem erfinden von charaktern?
meine geschichten kränkeln an den farblosen gestalten. hab ich mir sogar durch einen lektor bestätigen lassen :(

wie macht ihr das?
oder gibts da schon ein thread dazu? hab mal bei der großen auswahl nichts gefunden. :Pfeif:

grüssle
markus

 

Ich glaube nicht, dass es ein Patentrezept für lebendige, liebevolle, interessante Charaktere gibt.
Wenn ich einen Charakter entwerfe, stelle ich ihn mir zuerst bildlich vor, und gebe ihm dann bestimmte Verhaltensmuster, die zu ihm passen könnten (Schüchternheit, Gehässigkeit, was auch immer). Dann erst fange ich mit dem Schreiben an, und dann stellt sich meistens erst heraus, ob diese Eigenschaften und Verhaltensweisen überhaupt zu ihm passen.
Vielleicht hilft es dir, wenn du deinem Protagonisten eine Vergangenheit gibst, die ihn irgendwie geprägt hat (ein tiefgreifendes Erlebnis in der Kindheit, etc.)
Meistens entwickeln sie dann wie von Geisterhand ein derartiges Eigenleben, dass man sie kaum noch bändigen kann. Das passiert mir jedenfalls andauernd, und ich muss meine Prots dann immer bremsen.
Entscheidend dafür ist auch die Länge der Geschichte: Wenn sie nur aus ein paar Dutzend Sätzen besteht, wird auch dein Charakter nicht sonderlich gut gezeichnet sein, weil auch er etwas Platz braucht (was aber nicht heißt, dass kurze Geschichten immer flache Charaktere haben müssen).
Entscheidend für die Lebendigkeit eines Prots ist auch, dass du den Leser aktiv an dessen Denkweise teilhaben lässt: Wie verhält er sich in bestimmten Situationen, was denkt er über dieses und jenes? Was fühlt er in gewissen Situationen und warum?

 

Ach so!

hallo blaine!

danke für deine anmerkung.
hab mir das für meine geschichte zu herzen genommen und schreibe sie gerade um. wie gesagt, hab ich dafür schlechte kritiken bekommen. der prot (wie du schreibst) ist zu flach und farblos.
der jetzige charakter hat mehr. fast schon wieder zu viel. will ja auch kein seelenkrüppel aus ihm machen.
ganz schön schwierig da den goldenen mittelweg zu finden.
hab mir sogar die mühe gemacht und ein bildchen von ihm gezeichnet, damit ich ihn mir besser vorstellen kann.
und dann die drei bereiche aufgeschrieben: soziologisch, physologisch und psychologisch. alle bereich mit typischen eigenschaften und so weiter belegt.
trotzdem... ich dachte, es gibt vielleicht einen einfacheren weg....!

grüssle
markus

 

Hallo Winzling!

Ich weiß, dass andere Autoren sic viel Mühe geben, so wie Du jetzt, ihren Prot(agonisten) vorher zu erfinden, alle seine Eigenschaften aufzulisten, das Lieblingsessen zu erfinden usw.

Naja, ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt je nötig ist, aber manchen Autoren hilft es.
Für einen Roman finde ich das schon eher sinnvoll, weil man sich sonst schnell verheddert und ihn mal als groß und mal als dick beschreibt...

Für Kurzgeschichten bin ich der Ansicht, dass (jedenfalls für mich) 2 verschiedene Methoden Sinn machen:

1) Denke so lange über die Geschichte nach, bis ich meinen Charakter auswendig kenne. Bis ich mich mit ihm quasi unterhalte.
Um es genau zu sagen: Ich versetze mich in den Charakter so tief hinein, dass er das Schreiben übernimmt (manchmal enden die Geschichte auch wo ganz anders, aber das macht es gerade spannend ;) ).

2) Ich schreibe einfach drauf los. Aber das braucht Übung, denke ich. Sonst bleiben die Charaktere farblos. Notfalls kann man beim Überarbeiten noch Eigenschaften einweben, aber auch das braucht Übung.

Ich empfehle daher die Möglichkeit 1). Du mußt nicht schon vorher wissen, was Dein Prot tun wird, aber finde heraus, wie er / sie ist und vielleicht auch, warum.

Ich weiß, es ist ein wenig erschreckend, wenn ich das sage, und man bedenkt, wie viele Psychokiller ich geschrieben habe.. ja, in die habe ich mich ausnahmslos hineinversetzt. *grusel*

Manchmal macht es auch Sinn, sich in eine Nebenfigur hineinzuversetzen. Dann kannst Du die Hauptfigur evtl. aus Sicht der anderen Person beschreiben und damit sehr "äußerlich"....

All das braucht einfach Übung. Und man muß herausfinden, was man will und was man kann.

Ich muß gestehen, die Wahl oder Ausgestaltung meiner Charaktere ist eigentlich eher ein Nebenschauplatz für mich. Ich mach das einfach irgendwie...
Ich kümmere mich mehr um ausgefallene Plots oder interessante/neue Blickwinkel (nein, nicht aus Sicht eines Wassertropfens :D), quergedachte Erzählstrukturen.

Ich hoffe, ich konnte Dir helfen und ein paar Ideen beitragen?

Frauke

 

Meine Charaktere haben meistens eine Haupteigenschaft, die sie charakterisiert. Leichtsinnig, feige, mutig, egoistisch, mitleidig, verrückt, was auch immer. Anhand dieser Eigenschaft lasse ich sie dann handeln. Ich setze sie in eine Situation, und wenn ich nicht weiß, wie sie reagieren könnten, dann ahbe ich diese Haupteigenschaft, an der ich mich festhalten kann.

gruß
vita
:bounce:

 

danke frauke und vita (musst mir mal bei gelegenheit erklären, was ein quoten-goblin ist? :confused: )


ihr habt mir schon sehr weitergeholfen. wie schon geschrieben ist der mittelweg der richtige. nicht zu viel perfektion und doch eine gewisse planung.

früher hab ich auch einfach drauflos geschrieben. aber der plot alleine hats auch nicht gerissen.
bin mit einem charakter jetzt recht zufrieden. mal sehen wo der mich noch hinführt. es geht eindeutig besser, wenn man weiß wie wer ist und überhaupt.
:thumbsup:
grüssle
markus

 

Ich habe mal in einer Schreibwerkstatt ein Formular bekommen, in dem die Eigenschaften einer Figur eingetragen werden können, vom Beruf bis zu "wovor er am meisten Angst hat" und zwar jeweils mehrere klischeeartige und ein bis zwei ungewöhnliche. Das hilft mir sehr, mache ich bei kurzen Geschichten nicht immer vollständig, aber als Anregung, um meinen Figuren Leben einzuhauchen, sehr gut.

 

Heya tamara,

an dem Formular hätte ich Interesse... :)

@Winzling: hier stehen ja schon eine Menge nützliche Tipps, da kann ich kaum noch was dazu fügen. Meiner Erfahrung nach ist ein längeres Vorkonzept angebracht, wenn die Geschichte insgesamt länger ist. (Für meinen angefangenen Roman habe ich etwa 30 Seiten nur Charakterisierungen :) )
Man darf natürlich - das zu "goldenem Mittelweg" - nicht den Fehler machen ALLES, was man sich in Punkto Vorgeschichte oder Phobien, oder weiß-der-Geier-was, unbedingt in die Geschichte pressen zu wollen, der Leser muss nicht erfahren, dass der Prot als Kind geschlagen wurde (zumindest nicht unbedingt), man muss sich nur ausdenken, was dieser Punkt für Konsequenzen für sein Handeln hat.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Passt ihr eigentlich bewusst die Charaktere eurer Figuren an den Plot an, bzw. leitet ihr eure Charaktere vom Plot ab? Oder spielt ihr Teilchenphysiker und macht eure Figuren erst, um sie dann in einen Topf zu werfen und zu schauen was passiert?

Ich hab bisher von beidem gleichermaßen Gebrauch gemacht. Wenn jemand sich jedoch auf einen Weg beschränkt, wäre es interessant, warum.


FLoH.

 

Grundsätzlich Gebrauch gemacht, hab ich auch schon von Beidem. Manchmal fällt mir eben ein guter Plot. ein und den "fülle" ich mit Charakteren. Ich persönlich tue mir damit aber sehr schwer, da ich oft das Gefühl habe, die Geschichte nicht aus der richtigen Perspektive zu erzählen.
Außerdem habe ich Schwierigkeiten direkt auf einen Plot. hinzuarbeiten, vor allem, weil die Charaktere oft anders handeln, als sie sollten... und auf einmal kann ich den Plot. gar nicht mehr verwirklichen!

Im Allgemeinen ist es eher so, dass ich Charaktere entdecke. Ich denke lange über sie nach - warum sind sie so, wie sie sind? Was machen sie in ihrer Freizeit? Was mögen sie bzw. mögen sie nicht... Im Allgemeinen entwickelt sich während des Überlegens schon die Geschichte. Oder auch nicht: In dem Fall sind sie zu untineressant. Übrigens habe ich Steckbriefe zu nahezu allen Charakteren, die mir schon begegegnet sind. Ist so etwas wie ein Spleen!

 

@Floh: Ich passe meine Figuren dem Plot an, das heißt, sie bekommen Eigenschaften, die zur Story passen.

@Felsi: Das Formular enthält ganz links eine Spalte, in der stehen die Eigenschaftskategorien:

Name und Alter
Aussehen und Kleidung
Körperhaltung und Bewegung
Gesichtszüge / Mimik
Berufliche Angaben
Privatleben
Interessen / Vorlieben
Charaktereigenschaften /Angewohnheiten/Ticks
Was er/sie gerade tut oder denkt
Wovor er/sie große Angst hat
Was will er/sie? Warum?
sonstiges

Dazu gibt es jeweils vier Spalten für klischeehafte Eigenschaften und je eine für eine überraschende und eine ungewöhnliche. Das kannst du dir jetzt zusammen bauen. Ich fülle natürlich nicht alle aus, sondern überlege mir, was für meine Hauptprots wichtig ist.
Gruß
tamara

 
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IDEE: Die KG.de-Charakterebörse

Hi nochmal,

Diese wäre dann wohl die Schwester der Wörterbörse. Die Regeln sind ähnlich: Eine Charakterbörse-Geschichte ist eine Geschichte, deren Charakter aus einem Charakter-Set mit mehreren besonderen Charakteren - also keine Typen! - stammen. Wie in der Wörterbörse auch, kann nur ein neues Set einführen, wer schon eine Geschichte mit einem bestehenden Set geschrieben hat.

Weitere Regeln (Entwurf):

  • Eine CB-Geschichte ist nur dann eine CB-Geschichte, wenn alle Charaktere aus dem verwendeten Set in ihr eine nicht-redundante Rolle spielen. Offen bleibt indessen, ob es erlaubt sein soll, weitere Charaktere dazuzuerfinden oder ob sich der Autor auf die vordefinierten beschränken soll. Keineswegs darf er jedoch die vorgeschriebenen Charaktere abwandeln oder reduzieren, höchstens weiter ausgestalten.
  • Die Charaktere dürfen in Hinsicht auf die Handlung der Geschichte nicht austauschbar sein, jeder von ihnen muss also von seiner Persönlichkeit her für den Handlungsablauf verantwortlich sein.
  • Ein Set kann Charaktere aus bestehenden anderen Sets einschließen, genauso wie Wörter in der Wörterbörse wiederverwendbar sind. Die Zahl der neuerfundenen soll aber auf jeden Fall die der wiederverwendeten übersteigen.
Naja das sei mal nur ein Entwurf.

Ich will aber nicht sagen, dass eine solche Charakterebörse, einmal realisiert, meine Lieblingsrubrik sein würde. Halt nur mal so ein Gedanke, den ich hiermit frisch und frei in die Kri-Tiger-Arena werfe, um ihn los zu sein.


FLoH.

PS: Diskussion in diesem Wunschzettel-Thread

 

Tamara: Denkst du dir dabei etwas, hast du bestimmte Gründe dafür, oder machst du das bloß so, weil du damit am besten zurechtkommst? FLoH.

 

@FLoH: Deine Idee ist sehr interessant, aber die vorgeschlagenen Regeln könnten noch etwas ausgefeilter sein (muss man sich jetzt dogmatisch an die Vorgaben halten oder darf man ihn weiterentwickeln?).
Und was soll in diesem Charakter-Set enthalten sein? Geschlecht, Aussehen, Ticks, etc? So einfach wie bei den Vorgaben bei der Wörterbörse wird das dann nämlich nicht.
Diskussionswürdig, aber die Idee gefällt mir gut.

 

deren Charakter aus einem Charakter-Set mit mehreren besonderen Charakteren - also keine Typen! - stammen.
Die Idee an sich gefällt mir auch gut, wobei ich nicht mehrere Charaktere, sondern fünf Charaktereigenschaften für einen Protagonisten nehmen würde, da ich das eher für Kurzgeschichten geeignet fände.

 

Die Idee finde ich auch sehr gut. Allerdings würde die Anzahl der Personen auf max. zwei oder drei beschränken.
Die Charaktervorgaben würde ich als eine Art Kurzvita gestalten - so, dass der Autor schon noch Freiheiten hat, aber doch an einen Charakter gebunden ist.

 
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Blaine schrieb:
(muss man sich jetzt dogmatisch an die Vorgaben halten oder darf man ihn weiterentwickeln?)
FLoH schrieb:
Keineswegs darf er jedoch die vorgeschriebenen Charaktere abwandeln oder reduzieren, höchstens weiter ausgestalten.
Oder was meinst du jetzt genau? Okay, war vielleicht etwas blöd formuliert: Er sollte natürlich weiterausgestaltet, d.h. erweitert werden.

Ich schlage vor: Ein Set soll mehrere Charaktere mit jeweils drei (bzw. 2-4) Eigenschaften beliebiger Kategorie aufweisen. Zuviele Charaktere sollten natürlich nicht vordefiniert werden, wir schreiben ja keine Romane, sondern Kurzgeschichten.
Es ist auch denkbar, aus einem Set mit evtl. zu vielen Charakteren eine bestimmte Anzahl auszuwählen, je nach dem, wie lang und komplex die Geschichte sein soll, die man schreiben will. Dann sollte man aber auch keine weiteren Charaktere hinzuerfinden dürfen, um die andern Regeln nicht zu unterwandern.
Aber bevor wieder alles zu kompliziert wird, und dafür hab ich ein Fable, hör ich lieber auf...


FLoH.

 

FLoH: deine Regeln waren etwas schwer verständlich formuliert, weshalb ich sie nicht gleich verstanden habe. Und sie sind mir nach deiner Nachbesserung immer noch zu kompliziert. Wieso nicht einfach ein Typ mit ein paar netten Eigenschaften?

 

Mal zurück zur Frage nach der Charaktererfindung. ;)
Ich habe ja eine Intention hinter jeder Geschichte... um die im Plot zu erreichen und um den Spannungsbogen dorthin zu "spannen" brauche ich Charaktere, die den Leser dorthin bringen. Meistens habe ich in meinem Kopf ein gewisses Gefühl (ob nun für eine kleine Szene oder für das Gesamtwerk) und mit Fantasie und schlaflosen Nächten versuche ich einen Prot zu erfinden, der dem Leser dieses Gefühl oder diese Atmosphäre indirekt vermittelt.
Du musst eben versuchen einen Charakter so in die Geschichte einzubinden, dass er unersetzlich für die Handlung wird (im wahren Leben lebt ja die Handlung erst durch den "Täter", beim Geschichtenerfinden musst du meistens zur Handlung den Charakter erschaffen und der Leser muss trotzdem das Gefühl haben, dass es wie im wahren Leben ist.)
Bsp: Da habe ich eine Geschichte, in der ein verflucht cleverer Polizist einen Mörder sucht. Warum ist er so verflucht clever? Vielleicht weil er aus armen Verhältnissen kommt und nie viele Freunde hatte, also las er ne Menge Bücher, am liebsten Sherlock Holmes, er arbeitete sich hartnäckig hoch um seinem Vorbild näher zu sein, und weil er dessen Denkweise erlernt hat (schwupps... kann man wenn man will Sherlock Holmes-Gedanken, Methapern reinstreuen, der Polizist kann dadurch auch unkonventioneller arbeiten, die Handlung wird spezieller und spannender.)
... oder unser Polizist ist eben genau das geworden, weil seine reichen Eltern ihn gern als Gefäßchirugen gesehen hätten, er aber lieber sein Medizinstudium abgebrochen hat um sich in der Polizeiakademie durch den Schlamm des Turnplatzes zu wühlen, er ist also rebellisch, hat vielleicht was gegen Autorität, besitzt gewisse medizinische Fähigkeiten und Kenntnisse...
(schwupps... kann man ihn mit schnippisch, zynischen Sprüchen rumwerfen lassen, was sicher nicht ohne Folgen bleibt, er entdeckt Dinge an den Leichen die andere Nichtmediziner vielleicht übersehen... da steckt ein messer in seinem rücken :hmm:

:Pfeif: Gut, die beiden sind natürlich nicht die einfallsreichsten Geschöpfe auf Gottes weiter Erde, aber sie binden durch ihre spezifische Art eine individuelle Handlung an sich und dadurch entsteht Tiefe. Ihre positiven Fähigkeiten sprechen den Leser an, wie natürlich auch ihre kleinen widerwertigen Eigenschaften oder ihre einfach irrationalen aber durch ihre Vergangenheit erklärten Handlungen.
Sie übermitteln dem Leser ein bestimmtes Gefühl und lassen eine individuelle Atmosphäre entstehen, die dann eine tolle Story von den "Tolle idee, aber umgesetzt wie eine Ikea-gebrauchsanweisungs"-Geschichten abhebt.

:cool: glaub ich jedenfalls :lol:

Gruß chaplin
:messer:

 

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