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Chrissy (13): Wie ich Kartoffeln erntete, zum ersten Mal geküsst wurde und Miniröcke verabscheute

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CoK

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24.08.2020
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Chrissy (13): Wie ich Kartoffeln erntete, zum ersten Mal geküsst wurde und Miniröcke verabscheute

Die Erde, auf der wir knieten, fühlte sich warm an und unsere Gesichter waren von der Augustsonne gerötet. Eine Woche lang wollten Melli und ich bei der Ernte helfen, das hatten wir der Bäuerin versprochen. Wir sammelten die Kartoffeln auf, die der Kartoffelroder aus dem Boden geholt hatte und warfen sie in den Eimer neben uns.
In den ersten beiden Tagen taten wir das noch gebückt und machten einen Wettkampf daraus, wessen Eimer zuerst voll war. Doch schon bald schmerzten unsere Rücken so sehr, dass wir nur noch auf den Knien über den Acker rutschten und erst dann aufstanden, wenn der Eimer voll war, um ihn in den Anhänger zu kippen. Wir waren ganz allein auf dem Feld. Nur hin und wieder hörte man ein Auto über die nahe Landstraße fahren.
„Hast du eigentlich schon mal einen Zungenkuss bekommen?“, fragte Melli und grinste mich an.
Schon allein der Gedanke, dass ich die Spucke eines Jungen in meinem Mund haben könnte, verursachte mir einen Brechreiz. Entsetzt schüttelte ich den Kopf.
Melli streckte ihren Hals in die Höhe, als wollte sie wachsen. „Also ich schon. Oft. Und ich hab’ auch schon mit Jungs geschlafen.“
Ich warf ihr eine kleine Kartoffel an den Kopf. „Du lügst!“
„Gar nicht!“, sagte sie empört, rümpfte die Nase und sah mich herausfordernd an.
Ich schaute schnell auf den Boden, suchte nach weiteren kleinen Kartoffeln. Mein Gesicht brannte. Das Thema war mir unangenehm. Es gab keinen Jungen, der so etwas von mir wollte und ich wollte weder küssen noch mit jemandem schlafen. Weil ich schwieg und keine passenden Wurfgeschosse mehr fand, arbeitete ich einfach weiter. Eine Weile war nur das dumpfe „Pflopp“ der Kartoffeln zu hören, wenn sie in dem Blecheimer landeten.
„Hast du die neue Bravo schon gelesen?“, fragte Melli schließlich … sicher hielt sie unser Schweigen auch nicht mehr aus.
„Kein Geld!“, rief ich etwas zu laut. Dann, leiser, fast piepsend: „Mit wem?“
„Mit Heiko und Ben.“
„Mit deinen Cousins?“, fragte ich ungläubig. „Darf man das überhaupt? Ihr seid doch verwandt!“
Ich hatte aufgehört, nach Kartoffeln zu suchen.
„Klar darf man. Sind ja nicht meine Brüder. Außerdem weiß das keiner.“
„Wie oft?“, fragte ich.
Sie begann nachdenklich, einen Finger nach dem anderen zu heben. Als sie den kleinen Finger der linken Hand streckte, runzelte sie die Stirn.
„Weiß nicht mehr so genau … oft.“
Anstatt sie zu fragen, ob sie keine Angst davor hatte, mit vierzehn ein Baby zu bekommen oder ob sie überhaupt ein Kondom benutzten, wollte ich etwas ganz anderes wissen: „Wie ist das eigentlich … stöhnt man da?“
„Klar“, sagte Melli, „manchmal stöhne ich richtig laut. Das gefällt den Jungs.“
„Tut es weh?“
Ich musste an das Schlafzimmer meiner Eltern denken. An das gedämpfte Stöhnen, an Mamas Weinen, wenn sie Papa gebeten hatte aufzuhören.
„Es ist toll.“ Melli strahlte und streckte mir den Daumen entgegen.
„Aber …“ Ich wusste nicht, wie ich es sagen sollte. „Heiko und Ben – das sind doch nicht deine richtigen Freunde. Das ist doch Verwandtschaft.“
Melli lachte. „Wenn ich mal einen Freund habe, dann schlafe ich auch nicht mehr mit denen. Das ist nur zum Üben.“
Wahrscheinlich hielt Melli mich für unterentwickelt und doof. Um das Thema zu wechseln, fragte ich sie, was sie mit dem Geld machen wollte, das wir beim Kartoffelglauben verdienten.
„Eine Hose. Und einen Minirock kaufen.“
„Echt? Du hast doch schon so viele Hosen.“
„Aber keine, die unten weit ist und hinten einen Reißverschluss hat!“
„Toll“ staunte ich, „so eine habe ich noch nie gesehen.“
„Musst du mal aufpassen, die Gabi aus der Neunten hat auch so eine! Weißt du was? Wir kaufen uns die im Partnerlook und die Miniröcke gleich dazu. Ich will einen schwarzen, ganz kurzen.“
Ich zögerte. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mir ein Bravo zu holen und den Rest Mama zu geben. Aber wahrscheinlich würde es keinen Rest geben, wenn ich Mellis Vorschlag annahm. Auf die Bravo könnte ich verzichten … und Mama stattdessen ein Päckchen Tabak kaufen. Vielleicht könnten wir auch noch einmal bei der Bäuerin helfen, dann würde ich das Geld Mama geben.
„Okay, einverstanden“, sagte ich schließlich und freute mich: Wir würden nach den Ferien im Partnerlook zur Schule gehen.
„Während wir eine Kartoffel nach der anderen in die Eimer warfen, schmiedeten wir Pläne für den nächsten Tag: Gleich nach dem Frühstück wollten wir ins drei Kilometer entfernte Städtchen laufen und dort die Läden durchstöbern.“

Ich wurde stolze Besitzerin eines schwarzen Minirocks und einer blauen Hose mit Reißverschluss am Hintern. Es reichte sogar noch für eine Packung Tabak, aber nur, weil Melli mir ihre letzten neunzig Pfennige schenkte.
Voller Freude zeigte ich Mama und meinen Schwestern meine Einkäufe.
„So einen will ich auch!“, meinte Marie neidisch und strich über meinen Rock.
„Wenn er mir mal zu klein wird, bekommst du ihn“, tröstete ich sie großzügig.
„Mama, beim nächsten Mal, wenn ich wieder bei der Ernte helfe, bekommst du das Geld“, sagte ich mit schlechtem Gewissen, während ich ihr das Tabakpäckchen überreichte.
„Danke, aber wenn du schon Geld verdienst, dann kauf dir ruhig selbst was Schönes“, meinte sie nur.
Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als daran, wie toll es sein würde, am nächsten Tag zum ersten Mal mit meinem neuen Rock durchs Dorf zu laufen. Die anderen würden mich bestimmt beneiden.

Als ich am nächsten Morgen in meinem neuen Minirock und einem selbst gehäkelten Top bei Melli ankam, öffnete sie mir grinsend die Tür, nur, um sie gleich hinter mir wieder abzuschließen.
„Warum schließt du ab?“, fragte ich irritiert. Ich hatte noch nie jemanden im Dorf gesehen, der tagsüber die Haustür abschloss.
„Damit uns Oma nicht erwischt.“
Melli lebte bei ihrer Großmutter, ihre Mutter hatte sie als Baby zurückgelassen.
„Komm“, sagte sie und nahm mich bei der Hand, zog mich in ihr Zimmer.
Da saßen ihr Cousin Heiko und der große Klaus aus der Parallelklasse auf dem Bett.
„Hallo“, begrüßten wir uns kurz.
„Aaalso“, begann Melli und zog das Wort wie Kaugummi, „wir ziehen Streichhölzer, wer das kurze erwischt, darf mir einen Zungenkuss geben, der andere Chrissy.“
Wir drei sahen uns an. Ich konnte nicht glauben, dass ich das gerade richtig verstanden hatte. Doch Melli griff schon nach der Streichholzschachtel, die neben dem gusseisernen Holzofen lag, mit dem ihr Zimmer beheizt wurde. Sie brach ein Streichholz ab.
Natürlich hatte sie die Sache mit dem Kuss nicht vergessen, schoss es mir durch den Kopf. Am liebsten hätte ich mich wie in Star Trek weggebeamt. Mein Gesicht wurde immer heißer, und ich spürte, wie mir die Röte bis in die Ohren stieg.
Melli trug ebenfalls ihren Minirock und war sogar geschminkt. Sie wirkte älter und wunderhübsch. Keiner von beiden würde mich küssen wollen, dachte ich. Und überhaupt fand ich das Ganze immer noch ziemlich eklig.
Ich sah die Poster von The Sweet, den Rolling Stones und Jimi Hendrix an, die über dem Bett hingen.
„Wollen wir nicht lieber Musik hören?“, versuchte ich sie umzustimmen.
Melli schüttelte hartnäckig den Kopf.
„Ich will ziehen“, sagte Heiko und stand auf.
Melli streckte ihm ihre geschlossene Faust entgegen, aus der nur die roten Köpfe der Streichhölzer herausschauten.
Heiko zog das kurze Streichholz.
„Was ist, wenn deine Oma nach Hause kommt und uns erwischt?“, versuchte ich es noch einmal.
„Schon vergessen? Ich hab’ abgeschlossen!“
„Hast du den Jungs vorher gesagt, dass sie uns küssen sollen?“, flüsterte ich Melli ins Ohr.
„Klar. Heiko weiß Bescheid, mit dem habe ich das schon öfter geübt.“
„Und Klaus?“
„Nö, aber der weiß es ja jetzt.“
„Ihr dürft in meinem Zimmer bleiben“, meinte Melli großzügig. „Heiko und ich gehen auf den Flur.“
Sie nahm ihren älteren Cousin an der Hand und zog ihn hinter sich her hinaus.
Klaus war inzwischen aufgestanden und blickte auf mich herab.
„Sollen wir uns vielleicht einfach nur küssen? Ohne Zunge?“, schlug ich vor, nachdem wir eine Weile schweigend voreinander gestanden hatten.
Außer einem leisen „Hallo“ hatte Klaus bisher noch nichts gesagt.
Er schüttelte stumm den Kopf.
Wahrscheinlich will er Melli küssen, dachte ich wütend. „Du Blödmann! Warum hast du dann überhaupt mitgemacht?“, schrie ich ihn mit geballten Fäusten und Tränen in den Augen an.
Klaus wurde knallrot und presste die Lippen zusammen. Steif wie eine Vogelscheuche stand er vor mir, während ich wie Rumpelstilzchen von einem Bein aufs andere trippelte. Ich wusste nicht, ob ich enttäuscht oder wütend war oder ob ich besser Melli erwürgen sollte.
„Willst du lieber Melli küssen?“
Klaus senkte den Kopf und starrte auf seine Hände. Die Finger ineinander verschränkt, drehte er sie hin und her. „Nein“, flüsterte er schließlich und rannte aus dem Zimmer.
Ich hörte, wie Melli ihm fluchend die Haustür aufschloss.
Kurz darauf kam Heiko ins Zimmer. Ich hatte mich auf Mellis Bett gesetzt. Er setzte sich neben mich, legte den Arm um meine Schultern und presste seinen Mund auf meinen. Ich spürte seine Zunge zwischen meinen Lippen. Neugierig öffnete ich den Mund, seine Zunge begann, meine zu umkreisen.
Ich dachte an eine Nacktschnecke mit Spearmintgeschmack. Zum Glück kam Melli herein, und ich drehte schnell den Kopf zur Seite.
„Heiko ist ein guter Küsser“, meinte sie.
Der grinste und nickte.
Wir schimpften noch eine Weile über Klaus, der einfach abgehauen war.
Dann legte Melli eine Schallplatte von Uriah Heep auf und wir tanzten durchs Zimmer, bis ihre Oma stürmisch an der Haustür klingelte. Sie hatte mich früher oft als Flüchtlingskind beschimpft und es nie gern gesehen, wenn Melli und ich uns trafen. Deshalb waren wir auch eine Zeitlang nicht mehr befreundet gewesen. Zwar sagte sie inzwischen nichts mehr, aber ich ging ihr lieber aus dem Weg.
Melli und Heiko versuchten, mich zum Bleiben zu überreden. Ich wollte nach Hause und machte mich auf den Weg ins untere Dorf.
Jeden, der mir begegnete, grüßte ich freundlich und hoffte, dass alle meinen neuen Minirock bewunderten. Ich hatte gerade die Landstraße überquert, die das obere vom unteren Dorf trennte, als ein Auto neben mir anhielt. Der Fahrer kurbelte die Scheibe herunter.
„Kannst du mir vielleicht sagen, wo die Heinrichs wohnen? Ich muss da was einbauen.“
Ich trat näher. Der Wagen kam mir bekannt vor – ein Handwerksauto, ich hatte es schon öfter gesehen.
Der Mann mit dem rundlichen Gesicht lächelte mich freundlich an.
„Klar, die wohnen in meiner Straße.“ Mit der Hand wies ich auf die Straße vor ihm. „Einfach geradeaus, an der ersten Kreuzung rechts und das letzte Haus ist es.
„Du wohnst auch dort? Möchtest du nicht mitfahren?“
Ich zögerte. Ich hörte die warnende Stimme meiner Mutter: Nie zu Fremden ins Auto steigen.
Ist ja nur ein kleines Stück, überredete ich mich. Und stieg ein.
„Na, bei dem schönen Wetter ein bisschen spazieren gewesen?“, fragte er freundlich.
„Nein, ich war bei meiner Freundin im oberen Dorf“, antwortete ich.
„Wie heißt du?“
„Chrissy.“
„Und wie alt bist du?“
„Halt!“, rief ich, als er an unserem Haus vorbeifuhr. „Da wohne ich! Sie können mich hier rauslassen!“
„Ach! Jetzt bin ich schon vorbei. Kein Problem, wir drehen da hinten um, dann bringe ich dich zurück.“
Warum lässt er mich nicht hier raus? Warum fährt er so schnell weiter, überlegte ich erschrocken.
„Sie können mich hier rauslassen. Ich laufe zurück“, bat ich ihn. Doch der Mann starrte nur geradeaus, und ein Schauder lief mir über den Rücken – wie bei einem Gruselfilm, wenn man ahnt, dass gleich etwas Schlimmes passieren wird. Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus.
Doch er beschleunigte noch mehr, bis die Straße in einem Feld endete. Holpernd fuhr er weiter. Keine Häuser mehr. Kein Umdrehen.
„Bitte lassen Sie mich raus!“, schrie ich und wollte aussteigen. Aber mit einer Hand presste er mich grob in den Sitz, mit der anderen drückte er den Verriegelungsknopf herunter.
Ich war wie gelähmt vor Schreck. Spürte die Hand, die grob auf meine Brust drückte, und sah zu, wie er hastig seine Hose öffnete und sein steifes Glied hervorholte.
Was wollte dieser Mann von mir? Ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Schluchzend und verzweifelt versuchte ich zu begreifen, was hier passierte. Brutal drückte er meinen Kopf nach unten. Es tat weh, als meine Rippen gegen die Gangschaltung und die Handbremse stießen.
„Das wollt ihr kleinen Biester doch“, zischte er, „nur deswegen lauft ihr so herum.“
Er presste meinen Kopf gegen sein nach Fisch stinkendes Glied. Mit der freien Hand begann er, es von oben nach unten zu reiben, während er mich unten hielt. Mir wurde übel, ich begann zu würgen.
„Wenn du mir ins Auto kotzt, kannst du was erleben.“
Ich presste die Augen fest zusammen. Ich wollte nicht würgen. Alles an mir zitterte. Alles, was ich denken konnte, war: Bitte, bitte tu mir nicht weh.
Immer hastiger rieb der Mann sein Glied.
Mit meinen Händen hatte ich mich in den Autositz gekrallt und versuchte vergeblich, meinen Kopf zur Seite zu drehen.
Sein stoßweiser Atem ging immer schneller, dann stöhnte er laut. Ich spürte, wie etwas Warmes und Klebriges mein Gesicht traf.
Endlich ließ er mich los, zog den Verriegelungsknopf hoch und öffnete die Tür.
„Hau ab! Und wenn du dich traust, es irgendwem zu erzählen, dann sag ich allen, was für eine kleine Schlampe du bist und wie du mich verführt hast.“
Er stieß mich aus dem Auto.
Ich schämte mich … tagelang, wochenlang, jahrelang. Den Minirock trug ich nie wieder.

 

Hallo @CoK,

wie du dir vorstellen kannst, bin ich schockiert. Ich hätte nicht erwartet, dass die Geschichte diese Wendung nimmt und auch nicht, dass sie mich so mitnimmt. Auch oder gerade weil du mich bis dahin schön eingelullt hast in dieser Kinderwelt, in der das Schlimmste, was passieren kann, eine Spearmintnacktschnecke ist.

Wobei, das stimmt nicht ganz, auch früher schon unterscheidet die Geschichte sich ja deutlich von den netten Büllerbü-Geschichten. Wenn Melli (vielleicht) mit ihren Cousins schläft, wenn die Oma Melli und Chrissy den Kontakt verbietet, weil Chrissy ein Flüchtling ist, vor allem dann hier:

Ich musste an das Schlafzimmer meiner Eltern denken. An das gedämpfte Stöhnen, an Mamas Weinen, wenn sie Papa gebeten hatte aufzuhören.

Wo ich mir dann nicht ganz sicher bin, ob ich die Stelle mag ... Also inhaltlich sowieso nicht, aber der letzte Nebensatz ist mir ein bisschen zu direkt. Einerseits passt das natürlich, es zeigt deutlich, dass das eben keine Heile-Welt-Kindergeschichte ist, aber das Spannende an deiner Erzählperspektive ist ja auch, dass der kindliche Blick zwar mehr, als man denkt, aber oft eben nicht alles erfasst, was in der Erwachsenenwelt passiert. Mamas Weinen würde mir hier also schon reichen, die Lücke (Warum?) könnte ich selbst füllen.
Aber ich finde auch deine ungeschönte, direkte Variante sinnvoll.

Ich habe noch ein paar Sachen zitiert, die mir aufgefallen sind:

Eine Woche lang wollten Melli und ich bei der Ernte helfen, dass hatten wir der Bäuerin versprochen.

das, nicht dass

„Hast du das neue Bravo schon gelesen?“,

Bei uns war das die Bravo - könnte aber eine regionale Sache sein.

Anstatt sie zu fragen, ob sie keine Angst davor hatte, mit vierzehn ein Baby zu bekommen oder ob sie überhaupt verhüteten,

Hier passt das Wort verhüteten nicht ganz zur restlichen Sprache, finde ich. Passender fände ich ob sie überhaupt ein Kondom benutzten.
Während wir eine Kartoffel nach der anderen in die Eimer warfen, verabredeten wir uns für den nächsten Tag. Nach dem Frühstück wollten wir ins drei Kilometer entfernte Städtchen laufen und dort einen Laden nach dem anderen durchstöbern.

Hier hat mich das doppelte eins nach dem anderen gestört.

Es reichte sogar noch für eine Packung Tabak aber nur,

Hier fehlt ein Komma nach Tabak

Ich will ziehen“, sagte Heiko und stand auf.

Und hier das Anführungszeichen

Zwar sagte sie inzwischen nichts mehr aber ich ging ihr lieber aus dem Weg.

Und hier wieder ein Komma vor dem aber

Aber noch mal zurück zur Geschichte: Ich finde sie trotz allem toll. So detailreich und mit einem tollen Blick auf die Welt der Kinder. Diese kindlichen Erfahrungen in eine passende Sprache zu kleiden, ist nicht einfach und dir sehr gut gelungen.

Ich hätte mir natürlich ein anderes Ende gewünscht, ich hätte auch gerne erfahren, wie es weitergeht, wie Chrissy dieses Erlebnis verarbeitet. Wie sie hoffentlich ihre innere Stärke beibehält, die ich so deutlich erkenne, zum Beispiel, wenn sie sich neben der großen Melli, die ja sogar schon Sex hatte, zwar irgendwie klein fühlt, sich aber nicht klein macht. Oder wenn sie beim Lohn gleich an ihre Mutter denkt, obwohl es ja noch so viele Bravos und Kaugummis und Hinternreißverschlusshosen zu kaufen gäbe.

Liebe Grüße,
Akka

 

Hallo @CoK ,
der Missbrauch schockt den Leser. Deine Geschichte hat Überschneidungen mit der von Henry. Auch hier ist es ein ganz normaler Typ, der sowas macht. Das Mädel hätte ihm das ja nie zugetraut. Wahrscheinlich ein verheirateter Familienvater. Voll von verdrängten Wünschen. Dafür muss das Mädchen jetzt büßen. Es ist ein heißes Eisen, was Du da beschreibst. Viele sitzen wegen solcher Erlebnisse jahrelang in der Psychiatrie. Ich staune immer wieder, wenn es darüber Dokumentationen gibt, wie häufig sowas vorkommt. Auch wie viele in der eigenen Familie missbraucht werden. Das Schweigen der Opfer, die über einen längeren Zeitraum missbraucht wurden, ist auch schwer nachvollziehbar. Wie gesagt, ein mächtig heißes Eisen, dass Du da angefasst hast. Mir ist mal aufgefallen in den Zeitungsmeldungen, dass es besonders Mädels betrifft, die auf der Schwelle vom Kind zur Frau sind. So wie Deine Heldin. Das muss diese Typen doch am meisten anmachen.
Gruß

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Akka,

lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen und zu kommentieren.

Wobei, das stimmt nicht ganz, auch früher schon unterscheidet die Geschichte sich ja deutlich von den netten Büllerbü-Geschichten.
Nein, es ist keine nette Büllerbü-Geschichte, wobei ich die als Kind sehr geliebt habe.
Bei uns war das die Bravo - könnte aber eine regionale Sache sein.
Wir haben als Kinder zwar immer das Bravo gesagt, aber es ist natürlich richtig, dass es die Bravo heißt. Habe es deshalb geändert.
Hier passt das Wort verhüteten nicht ganz zur restlichen Sprache, finde ich. Passender fände ich ob sie überhaupt ein Kondom benutzten.
Auch das mit dem Kondom habe ich gerne übernommen.
Hier hat mich das doppelte eins nach dem anderen gestört.
Habe diesen Satz umgestellt.
Meine Zeichensetzungsfehler habe ich verbessert.
Aber noch mal zurück zur Geschichte: Ich finde sie trotz allem toll. So detailreich und mit einem tollen Blick auf die Welt der Kinder. Diese kindlichen Erfahrungen in eine passende Sprache zu kleiden, ist nicht einfach und dir sehr gut gelungen.
Vielen Dank, es freut mich sehr, dass du meine Geschichte toll findest.
Ich hätte mir natürlich ein anderes Ende gewünscht, ich hätte auch gerne erfahren, wie es weitergeht, wie Chrissy dieses Erlebnis verarbeitet.
Nun, sie hat einen Weg gefunden, mit all diesen Erlebnissen umzugehen – leider keinen guten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich danke dir für deine Zeit und die Korrektur.

Wünsche dir eine schöne Woche und liebe Grüße von der schwäbischen Alb.

CoK

Hallo @Frieda Kreuz,

auch dir herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen.
Der typische Zeitpunkt des ersten Übergriffs liegt bei etwa 11 Jahren, Mädchen durchschnittlich etwas älter als Jungen. Jedes fünfte Mädchen.

Es ist unglaublich traurig, wie wenig sich da verändert hat, ganz im Gegenteil:
Die Zahl der Kindesmissbrauchs-Fälle (unter 14 Jahren) lag 2023 bei 16.375, was einem Anstieg von 5,5 % gegenüber 2022 (17 437) entspricht.
Hierbei ist die Dunkelziffer noch gar nicht erfasst.
Ein trauriges Thema.
Ich danke dir für deinen Kommentar.

Auch dir noch eine schöne Restwoche und liebe Grüße.
CoK

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielleicht de schwierigste Teil Deiner „Selberlebensbeschreibung“ - so nannte Jean Paul seine biografischen „Lebensbeschreibungen“ -, wenn neben Kinderarbeit (ob nun spielerisch oder erzwungen, Jacke wie Hose) die andere Art von Missbrauch anklingt,

liebe @CoK;

und die Vorstellung

Schon allein der Gedanke, dass ich die Spucke eines Jungen in meinem Mund haben könnte, verursachte mir einen Brechreiz. Entsetzt schüttelte ich den Kopf.
ist keine Überreaktion, sondern ein natürliches Gefühl.

Lilly streckte ihren Hals in die Höhe, als wolle sie wachsen.
Hier die Frage, warum nicht statt Konj. I Konjunktiv II „als wollte sie …“, der m. E. eine Art Wahrscheinlichkeitsrechnung, dass etwa eintritt oder eben nicht (= Wahrscheinlichkeit „0“)

„Hast du das neue Bravo schon gelesen?“, fragte Melli schließlich …
ich denke die Zeitschrift „Bravo“ ist immer schon „die“ ...

Kannstu Dear vorstellen, dass der ältere Herr hier in den 60-ern den (ist es noch Springer-Konzern?) allein der Beatles, Stones, Kinks und Small Faces halber las (Dylan und Neil Young nicht zu vergessen) ...

Wie dem auch wird,

schönen Sonntag noch

Freatle

 
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Guten Morgen lieber Friedel,

wie immer freue ich mich sehr, dass du meinen Text gelesen, kommentiert und korrigiert hast.

Vielleicht de schwierigste Teil Deiner „Selberlebensbeschreibung
Bis jetzt, ja.
ist keine Überreaktion, sondern ein natürliches Gefühl.
Da bin ich ganz bei dir.
Hier die Frage, warum nicht statt Konj. I Konjunktiv II „als wollte sie …“, der m. E. eine Art Wahrscheinlichkeitsrechnung, dass etwa eintritt oder eben nicht (= Wahrscheinlichkeit „0“)
Verbessert.
ich denke die Zeitschrift „Bravo“ ist immer schon „die“ ...
Es genügt nicht, nur zu wissen, man muss das Wissen auch anwenden, schrieb Goethe bereits in Wilhelm Meisters Wanderjahre.
Ich weiß, dass „die Zeitschrift“ feminin ist, und auch Akka hatte schon angemerkt, dass der Artikel „die“ davor gehört.
Dialektal korrekt wäre es allerdings gewesen, wenn ich „des Bravo“ geschrieben hätte.


Kannstu Dear vorstellen, dass der ältere Herr hier in den 60-ern den (ist es noch Springer-Konzern?) allein der Beatles, Stones, Kinks und Small Faces halber las (Dylan und Neil Young nicht zu vergessen) ...
Kann ich mir sehr gut vorstellen. Mir hat Sweet noch nie gefallen, und auch viele andere Gruppen der damaligen Zeit waren mir zu grell, zu laut, zu … Ich war eher ein Mitläufer, und ich denke, dass viele Mädchen die Bravo vor allem wegen Dr. Sommer gekauft haben.

ich wünsche dir eine schöne Woche
Liebe Grüße CoK

 
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Wow. Ich respektiere Texte nur, wenn sie brennen oder was aussagen und du brennst hier lichterloh.
Fantastische Stimmung, die hier transportiert wird, der Unterschied zwischen der harten Feldarbeit und der sexuellen Aufbruchstimmung.
Klaus macht mich traurig, ich glaube, er ist ein guter Mensch geworden.
Aber die Machtumkehr, als die Erzählerin vom anderen geküsst wird und das völlig natürlich wirkt - erstaunlich. Und wenn ich das so sagen darf - sehr weiblich.
Der Schluss hart und traumatisierend. Vielleicht etwas zu schnell, aber vielleicht wolltest du in einer gewissen Textlänge bleiben, und wer bin ich dein Tempo zu kritisieren. Wenn du es öffentlich vorlesen willst, könnte diese Szene Probleme geben. Aber ich würde dir empfehlen, das Risiko einzugehen.

Ein paar Haken sind drinnen (Lilly? Melli?), aber das ist Kleinkram.

 

Hallo @FieberOptik ,

ich freue mich sehr, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen und mir Feedback zu geben.

Wow. Ich respektiere Texte nur, wenn sie brennen oder was aussagen und du brennst hier lichterloh.
Es ist toll, wenn ich das vermitteln konnte.
Fantastische Stimmung, die hier transportiert wird, der Unterschied zwischen der harten Feldarbeit und der sexuellen Aufbruchstimmung.
:)
Klaus macht mich traurig, ich glaube, er ist ein guter Mensch geworden.
Das hast du richtig erkannt. Er hat später einen Sohn mit Down-Syndrom bekommen und ist ein wunderbarer Vater.
sehr weiblich.
Dem würde ich zustimmen.
Der Schluss hart und traumatisierend. Vielleicht etwas zu schnell, aber vielleicht wolltest du in einer gewissen Textlänge bleiben, und wer bin ich dein Tempo zu kritisieren.
Ich denke, es wäre möglich aus diesem Text einen Roman zu schreiben. Doch ich wollte tatsächlich bei dieser Textlänge bleiben.
Wenn du es öffentlich vorlesen willst
Habe ich nicht vor.
Ein paar Haken sind drinnen (Lilly? Melli?), aber das ist Kleinkram
:bonk:

Hab einen schönen Tag
CoK

 

Hallo @CoK,

eine gekonnt 'gewebte' Geschichte hast du uns Wortkriegern vorgestellt!

Sie hat mehrere verwobene Handlungs- und Aussagestränge, der erste:

Schon allein der Gedanke, dass ich die Spucke eines Jungen in meinem Mund haben könnte, verursachte mir einen Brechreiz. Entsetzt schüttelte ich den Kopf.

Ich musste an das Schlafzimmer meiner Eltern denken. An das gedämpfte Stöhnen, an Mamas Weinen, wenn sie Papa gebeten hatte aufzuhören.

„Es ist toll.“ Melli strahlte und streckte mir den Daumen entgegen.
Hier geht es um die (widersprüchlichen) sexuellenAssoziationen.
Dies ist geschickt verknüpft mit der Feldarbeit, die erst als Spaß erscheint, dann aber immer mehr die (auch zukünftig zu erwartende) Arbeitsrealität abbildet:

Die Erde, auf der wir knieten, fühlte sich warm an und unsere Gesichter waren von der Augustsonne gerötet. Eine Woche lang wollten Melli und ich bei der Ernte helfen, das hatten wir der Bäuerin versprochen.

Doch schon bald schmerzten unsere Rücken so sehr, dass wir nur noch auf den Knien über den Acker rutschten und erst dann aufstanden, wenn der Eimer voll war, um ihn in den Anhänger zu kippen

Weil ich schwieg und keine passenden Wurfgeschosse mehr fand, arbeitete ich einfach weiter. Eine Weile war nur das dumpfe „Pflopp“ der Kartoffeln zu hören, wenn sie in dem Blecheimer landeten

Und das ist gelungen - die Zusammenführung der beiden Stränge:
„Eine Hose. Und einen Minirock kaufen.“
Hier wird gleichzeitig die 'Bühne' für das folgende Drama bereitet. Unterstrichen wird das ganze durch das schlechte Gewissen, ob die (semi-egoistische) Entscheidung angemessen ist:

Ich zögerte. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mir ein Bravo zu holen und den Rest Mama zu geben. Aber wahrscheinlich würde es keinen Rest geben, wenn ich Mellis Vorschlag annahm. Auf das Bravo könnte ich verzichten … und Mama stattdessen ein Päckchen Tabak kaufen. Vielleicht könnten wir auch noch einmal bei der Bäuerin helfen, dann würde ich das Geld Mama geben.
Das hat schon philosophische Anklänge: Wie stellen wir Weichen im Leben, wie wirken sie sich später aus?
Dann kommt so eine Art 'Zwischenspiel', das Hochgefühl, der Stolz über das, was später nur noch negativ erscheint, zusätzlich noch die Entlastung des Gewissens durch die Mutter:
„So einen will ich auch!“, meinte Marie neidisch und strich über meinen Rock.
„Wenn er mir mal zu klein wird, bekommst du ihn“, tröstete ich sie großzügig.
„Mama, beim nächsten Mal, wenn ich wieder bei der Ernte helfe, bekommst du das Geld“, sagte ich mit schlechtem Gewissen, während ich ihr das Tabakpäckchen überreichte.

„Danke, aber wenn du schon Geld verdienst, dann kauf dir ruhig selbst was Schönes“, meinte sie nur.
Das ist ein geschickter schriftstellerischer Schachzug!
Nun, den zweiten Teil will ich nicht auch noch ganz aufdröseln, er knüpft nahtlos an das vorher Gewebte an, der Zwiespalt zwischen Abwehr und Neugier, der Gegensatz zwischen Stolz und dem erniedrigenden Ende. Zusätzliche Farbe bekommt dein 'Gewebe' durch solche Frmulierungen, anschaulich und treffend:

Ich dachte an eine Nacktschnecke mit Spearmintgeschmack. Zum Glück kam Melli herein, und ich drehte schnell den Kopf zur Seite.

Auch das (eigentlich) widerwärtige Ende bereitest du gut vor: Nach dem zwiespältigen Erleben der sich herantastenden Sexualität der Rückgriff auf die positive Erfahrung, den Stolz auf den Minirock (mit Rückenschmerzen hart erkämpft):
Jeden, der mir begegnete, grüßte ich freundlich und hoffte, dass alle meinen neuen Minirock bewunderten.

Dann dieser Absturz, der das sexuell und materiell erreichte total infrage stellt, eine grasse Schuldumkehr:
Ich schämte mich … tagelang, wochenlang, jahrelang. Den Minirock trug ich nie wieder.

Wenn es um solche emotionalen Trigger geht, bin ich eher skeptisch, du hast dieses Element aus dem Status des Selbstzwecks herausgeführt, indem das Ganze in einen Kontext des Erwachsenenwerdens gestellt hast. Zweifel, Hoffnungen und Schwierigkeiten des Herantastens an einen neuen Lebensabschnitt wurden in das Gesamtgeschehen integriert.


Chrissy (13): Wie ich Kartoffeln erntete, zum ersten Mal geküsst wurde und Miniröcke verabscheute
Die Überschrift klingt so, als ob da so ein paar nette Begebenheiten geschildert würden ...

Wir hätten 'die Bravo' gesagt.

Gut gemacht!

Liebe Grüße,

Woltochinon

 

Hallo @Woltochinon,

du hast meinen Text mit viel Verständnis gelesen, und ich freue mich sehr, dass es mir gelungen ist, dieses Verständnis zu vermitteln.

eine gekonnt 'gewebte' Geschichte hast du uns Wortkriegern vorgestellt! Sie hat mehrere verwobene Handlungs- und Aussagestränge, der erste:
Ich habe sehr lange an dieser Geschichte geworben und immer wieder aufgetrennt neu verknüpft …
Zweifel, Hoffnungen und Schwierigkeiten des Herantastens an einen neuen Lebensabschnitt wurden in das Gesamtgeschehen integriert.
Wie schmeckt und fühlt sich Erwachsenwerden an?
Dann dieser Absturz, der das sexuell und materiell erreichte total infrage stellt, eine grasse Schuldumkehr:
Was übrig bleibt ist Erkenntnis und Scham.
Wir hätten 'die Bravo' gesagt.
:)
Gut gemacht!
Vielen Dank

Liebe Grüße
CoK

 

Hallo @CoK,

ja, authentisch erzählt und so "beschreiben" kann nur jemand, der in dieser "Bravo-Zeit" gelebt hat. Die kindlich ungestüme Melli und diese "unbedarfte" und doch in sich ruhende Chrissy symbolisieren treffend den damaligen "Mädchentyp" - eine erfahren, unverblümt, abendteuerlustig und offen, die andere will mitziehen und gerät ins Unglück. Ich bin selbst einer aus dieser Zeit und hab auch die ganzen "Geschichten" mitbekommen und als dann der Minirock Mode wurde, war manch erwachsener Mann der Meinung, dies sei eine Einladung ... und der Hammer war, es gab damals so gut wie keinen Schutz vor diesen Schweinen. Meine Schwester hatte uns erzählt, der Lehrer ließe sie immer auf ihrem Schoß sitzen und manchmal würde sein Schlüsselbund gegen ihren Hintern drücken. Niemand wagte, gegen den Lehrer vorzugehen - erst nach seinem Tod wurde bekannt gemacht, was für ein Verbrecher er war.
Aber die Frage, die ich mir immer stellte: Wie kommt ein Mann auf die Idee, so etwas zu tun? Muss unsere Kultur, unser Weltbild in dieser Hinsicht nicht überarbeitet werden? Denn dieser "Zustand" dauert ja an - siehe Hollywood, Glaubensgemeinschaften, Gesellschaftsformen, und und und - wie kommen wir raus - Männer wie Frauen - aus diesem Karussell der Gewalt?
Natürlich ist es ein heißes Eisen, welches Du hier beschreibst, aber Du hast es vortrefflich umgesetzt. Keine Umschreibungen, direkt, knapp, ohne an Gefühl zu sparen. Es lässt mich nachdenklich zurück und ich habe als Verfechter der Philosophie, jeder Mensch ist für alle seine "Zustände", seine Erlebnisse, seine Situationen selbst verantwortlich - oft Mühe, den Sinn darin zu erkennen. Ich habe ihn nicht gefunden, aber es gibt einen - vielleicht erst nach dem physischen Tod erkennbar. Danke für die Kurzgeschichte.
Beste Grüße
Detlev

 

Hallo @Detlev,

schön, dass du meine Geschichte gelesen und mir einen Kommentar hinterlassen hast.
Ja, wenn man ein Kind dieser Zeit ist, kann man mitfühlen und verstehen - das vermisse ich bei meinen Kindern. Auch das Interesse für diese Zeit fehlt ihnen. Vielleicht wird es bei meinen Enkelkindern einmal anders sein, wenn ich ihnen meine Geschichte hinterlasse … vorausgesetzt, ich bekomme sie irgendwann fertig.

Wie kommt ein Mann auf die Idee, so etwas zu tun? Muss unsere Kultur, unser Weltbild in dieser Hinsicht nicht überarbeitet werden? Denn dieser "Zustand" dauert ja an - siehe Hollywood, Glaubensgemeinschaften, Gesellschaftsformen, und und und - wie kommen wir raus - Männer wie Frauen - aus diesem Karussell der Gewalt?
Mein Gedanke, warum manche Männer überhaupt auf diese Idee kommen: Sie handeln oft triebgesteuert und zeigen wenig Empathie.
Ich glaube nicht, dass wir es vollständig schaffen werden, diesem Karussell zu entkommen, weil es diese Art von Männern wohl immer geben wird.
Mein Wunsch für Frauen wäre, dass sie frühzeitig lernen, Nein zu sagen und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Dafür brauchen sie unterstützende, verantwortungsbewusste Erwachsene, die Verständnis, Respekt und gesunde Vorbilder vermitteln können; leider ebenfalls eine Spezies, die zunehmend vom Aussterben bedroht ist.
Es lässt mich nachdenklich zurück und ich habe als Verfechter der Philosophie, jeder Mensch ist für alle seine "Zustände", seine Erlebnisse, seine Situationen selbst verantwortlich - oft Mühe, den Sinn darin zu erkennen. Ich habe ihn nicht gefunden, aber es gibt einen - vielleicht erst nach dem physischen Tod erkennbar.
Ich weiß nicht, ob du ein Anhänger der Theologie des Providentismus bist oder – einfach nach Leibniz – der Ansicht, dass auch das scheinbar Schlechte im Großen und Ganzen einen höheren Sinn erfüllt.
Ich teile diese Ansichten nicht: Ich glaube nicht, dass so etwas einen Sinn haben kann – nicht, wenn Kinder schon an Krebs erkranken oder, wie ich neulich erleben musste, ein Fünfjähriger einen Herzinfarkt
Lieber Detlef, ich danke dir und freue mich, dass dir mein Text gefallen hat.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße CoK

 

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