Chuck - Liz´ Katze
Liz´ Katze
Liz´ Katze
Hier, im mittleren Westen, war es nicht gut für ein Mädchen wie Liz, nicht verheiratet zu sein.
Die Leute sahen sie so merkwürdig an.
"Schlampe" dachten die Frauen, und sahen an ihr vorbei.
"Schlampe" dachten die Männer und stellten sie sich ohne Rock vor.
"Scheißtypen" dachte Liz, und wippte in ihrem Schaukelstuhl auf der Veranda vor und zurück. Es war ja nicht so, daß es an heiratswilligen Kerlen gemangelt hätte, in diesem Nest.
Der letzte war vor einer Woche vor ihr auf die Knie gegangen, einen Strauß Rosen in den quadratischen Händen.
Liz konnte Rosen nicht ausstehen.
"Rosen sind die Zicken unter den Blumen" sagt Liz immer.
Die Männer die um sie warben, obwohl sie sie kannten, waren schwammige Typen, Produkte jahrzehntelanger Inzucht, die an ihren Fingern rochen, und deren Hosen die Arschfalte freigaben, wenn sie sich bückten.
Eins war mal klar: Es war ein echter Fehler gewesen in dieses Kaff zu ziehen. Ein Haus zu erben sollte niemals der Grund sein den Ort zu wechseln.
Die sengende Hitze diesen Sommer hatte jedes Grün verdorren lassen. Liz stieg in ihren alten Pontiac und besorgte ein paar Sixpacks und ein Steak. Sie hatte im Umkreis von hundert Meilen noch keine Kuh gesehen, drauf geschissen.
Als sie mit ihren Papiertüten im Arm die Stufen zur Veranda hochstieg, klebte ihr Kleid am Rücken. Verfluchte Hitze.
Neben der Verandatür lag was Schwarzes auf dem Boden. Liz stieß mit dem Fuß dran, und es bewegte sich.
"Hey was bist du und wiso liegst du hier rum-" sagte Liz und drückte die Tür auf.
Das Fleisch war gut, und nach dem Essen setzte sich Liz mit dem Sixpack auf ihren Veranda- Schaukelstuhl. Das Schwarze war immer noch da.
"Scheiße, bist du ne Katze, oder sowas?" War schwer zu sagen, was es war, es hatte nur noch ein Ohr und der Schwanz war im oberen Drittel geknickt.
Es sah Liz an, gelbe Augen verraten jede Katze.
"Dir haben sie übel mitgespielt, was?" sagte Liz und öffnete mit einem Zischen ihr erstes Bier.
"Ich hab hier noch nie ne Katze gesehen. Wie bist´n hierhergekommen, auch ein Haus geerbt?" Das Tier legte den Kopf schief und blickte Liz in die Augen.
"Siehst aus wie ne alte Schlampe, die sich verlaufen hat. Jepp, genau so. Solltest sehen daß du wegkommst, vielleicht an die Küste, da fallen Schlampen wie wir nicht so auf."
Das Bier war herrlich kühl und Liz schloß die Augen.
"Ich schwör´s dir, Schlampenkatze, die machen dich fertig hier, bist noch jung, lauf schnell, hier gibt´s nur Idioten und Tote, such dir was aus."
Nach dem letzten Bier schlief Liz in ihrem Schaukelstuhl ein, den Kopf nach vorne gekippt, den Mund offen. Die Katze suchte im Müll nach den Resten des Steaks.
Als der Mond kam, endlich, der Mond, schickte er blaues Licht und Liz träumte vom Meer.
Sie wachte auf, bevor die heiße Sonne ihre Erinnerungen verbrennen konnte, und stürmte ins Haus. Packte das rote Kleid und die hohen Stiefel in eine Tüte, und griff nach den Schlüsseln für den Pontiac.
Auf der Veranda lag immer noch die Katze, hob den Kopf. Liz stürmte an ihr vorbei, zum Pontiac.
Als sie das Auto anläßt sieht sie noch ein letztes Mal zu ihrem Haus. Davor die Katze mit Ohr ab.
Hat sich aufgesetzt, und sieht sie an. Mit allem Stolz, den eine schäbige Katze nur aufbringen kann.
Liz lehnt sich auf die Beifahrerseite, und stößt die Tür auf.
"Komm schon, wir fahren an die Küste, alte Schlampe, ham hier nix zu suchen."
Und die Katze springt auf den freien Sitz, Blick nach vorne, und der Pontiac läßt eine Staubwolke zurück.
Hinter ihnen geht die Sonne auf, aber da sind sie schon weg.