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Cocktailparty
Kurt schwenkte seinen Cocktail und nippte kurz daran. Da war er nun, auf einer der berühmten Cocktailpartys seines Chefs. Kurt hasste Cocktails. Und er hasste Partys. Früher hatte er Party gemocht oder er hätte sie gemocht, wenn man ihn eingeladen hätte. Walter war bestimmt immer eingeladen worden und Kurt konnte verstehen warum. Gut gebräunt und muskelbepackt stand sein Vorgesetzter da, die Zigarre in der einen und das halbvolle Glas in der anderen Hand erzählte er einigen Damen eine seiner witzigen Geschichten. Er konnte diesen Angeber nicht leiden, auch seine Frau und die beiden Adoptivkinder aus Kambodscha waren ihm unsympathisch.
Gelangweilt schlenderte Kurt zum Buffet um sich mit Erdnüssen einzudecken. Gerade als er die letzte noch gefüllte Schale entdeckte griff ein schwitzender alter Mann hinein. Er wühlte mit seiner Hand einige Sekunden in der Schale um danach zwei, drei Nüsse herauszuziehen, von denen die Hälfte wieder zurück in den Behälter fielen. Kurt hatte plötzlich keine Lust mehr auf Erdnüsse und angelte sich stattdessen das letzte Lachsbrötchen. Während er genüsslich sein Brötchen as, wartete er neben dem Buffet um das enttäuschte Gesicht des nächsten Gastes zu sehen, wenn dieser feststellen musste, dass es keine Lachsbrötchen mehr gab. Sein Opfer war ein junges nicht unattraktives Fräulein das ihrem tiefen Ausschnitt und kurzen Rock nach zu urteilen eine Sekretärin war. Als sie nur auf das leere Lachsbrötchentablett blickte und danach sofort enttäuscht wieder abzog musste Kurt so lachen, dass er sich an seinem letzten Bissen Lachsbrötchen verschluckt und sich hustend setzten musste. Jetzt blickten ihn alle an. Die meisten scherten sich einen Dreck um Diskretion und grinsten sich viel sagend zu. Immerhin hatte er durch den Aufruhr Walter die Pointe seiner Geschichte versaut. Zufrieden mit sich selbst setzt er sich an die Bar und genehmigte sich einen Drink. Er hatte das Glas in einem Zug geleert und wollt sich gerade noch einen bestellen, als sein Sitznachbar ihm einen spendierte. Der grosszügige Spender stellte sich als Walter vor. Er war schwarz. Kurt bedankte sich artig, wagte jedoch nicht zu fragen wie er zu der Ehre käme. Kurt hatte nichts gegen schwarze, weiss Gott nicht, doch er hatte sich auch noch nie mit einem unterhalten. Er musterte seinen neuen Freund aus den Augenwinkeln. Walter sah eigentlich ganz nett aus und in seinem Anzug viel gepflegter als Kurt, der einen Baumwollpullover mit einem eingestickten Schneemann unter seinem Jackett trug. „Schönen Pullover hast du da an, auch wenn ich den nicht tragen könnte, meinte sein neuer Freund lachend. „Kann ich verstehen, mit deiner Vergangenheit bist du ja vorbelastet.“ „Wie meinst du das?“ Walter klang etwas verunsichert. „Na ja ich meine du bist ja schwarz.“ „Äh, ja aber was hat das damit zu tun?“ sein Freund war scheinbar völlig verwirrt. „Ich dachte wegen den Sklaven und so, die mussten ja Baumwolle pflücken, … weißt du?“ „Ich meinte eigentlich wegen dem Motiv, das wäre mir zu gewagt.“ „Aha…“