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Coolness - ein Leben auf der Ersatzbank?

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21.10.2005
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Coolness - ein Leben auf der Ersatzbank?

Der Wind flutete schneidend kalt über den verlassenen Bahnsteig, als ich meine Jacke zuzog um mich wenigstens etwas vor seinen wütenden Klauen zu schützen. Es war wieder einer dieser Tage, ein Tag wie jeder andere, ohne Bedeutung, ohne Sinn. Aufstehen. Schule gehen. Den Zug nach Hause nehmen. Lernen. Schlafen.

So sahen meine Tage jetzt bereits seit Wochen aus und die Situation schien sich kaum zu bessern. Natürlich war mir von Anfang an klar gewesen, dass die Zwischenprüfungen keinen großartigen Raum für Freizeit lassen würden, doch diese stupide Eintönigkeit würde mich noch einmal fertig machen. Genau in diesem Moment schweifte mein Blick in Richtung des Treppenabsatzes, auf dem sich gerade eine andere Person anschickte, meine graue Welt der Einsamkeit zu betreten. Was hieß hier eine andere Person, es war eine, klar der holden Weiblichkeit zuzusprechende, Göttin.

Na ja, vielleicht nicht gerade Göttin, aber ihr Körper hatte genau an den richtigen Stellen Rundungen und ihre langen blonden Haare rahmten ein wunderschön gleichmäßiges Gesicht ein. Selbst der etwas genervte Ausdruck konnte die blauen Augen und sanft geschwungenen roten Lippen nicht entstellen. Als sie an mir vorüber schritt, fiel mir vor allem ihr unglaublicher Hintern auf. Wie zwei in Jeansstoff gepresste Äpfel, genau so wie ich ihn mochte.

Natürlich musste ich reagieren und so setzte ich mich noch schnell neben sie auf die Bank, während sie bereits ihr Handy aus ihrer Handtasche kramte. Mit einem coolen „Der Zug hat Verspätung“ legte ich meine Arme hinter die Lehne und ließ mich lässig zurücksinken, aber sie reagierte nicht. Nein, sie schien mich nicht einmal wahrzunehmen, was sollte ich nur tun. Natürlich, es war wichtig, möglichst cool herüberzukommen. Selbstsicher steckte ich die Stecker meines Mp3 Players in meine – vor Kälte bereits rot angelaufenen – Ohren und drehte die Musik bis zum Anschlag auf. Gorillaz – Dare, wenn das nicht half, wusste ich auch nicht mehr weiter.

Doch sie blickte weiter nur stumm auf ihr piepsendes, blinkendes Handy, während ihre flinken Finger über dessen Tasten huschten. Als meine Ohren schon langsam zu schmerzen begannen und sie noch immer keine Anstalten machte, ein Gespräch anzufangen, warf ich mir noch schnell einen Kaugummi ein und wippte mit meinem Kopf lässig im Takt der Musik hin und her. Nichts! Sie machte keine Anstalten auch nur Notiz von mir zu nehmen, ich war mir sogar sicher, ein hämisches Lächeln auf ihren Lippen zu entdecken, als ich sie unauffällig beäugte. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Donnern begleitet von einem nervenzerreißendem Quietschen direkt vor mir, dessen Urheber die strapazierten Bremsen des eintreffenden Zuges waren.

Langsam öffnete ich meinen Mund - in den sogleich die dreckige Bahnhofsluft wie kaltes Wasser zu strömen schien - um irgendetwas zu sagen, um sie irgendwie auf mich aufmerksam zu machen. Gedanken schossen wie Blitze durch meinen Kopf. Wie wäre es mit „Hallo, ich heiße Paul“? Nein, nein zu förmlich, lieber „Seas i bin da Paul, wia stehts“. Ja, das war perfekt! Doch gerade als sich die so angestrengt artikulierte Begrüßung ihren Weg in Richtung meiner Stimmbänder bahnte, erhob meine Angebete sich und machte sich sogleich auf den Weg zur nächsten Zugtür.

Unfähig mich zu bewegen blieb ich einfach sitzen, es war mir unmöglich an etwas anderes als an sie zu denken. Warum hatte sie nichts gesagt? Hatte sie vielleicht schon einen Freund, war sie gar bereits verheiratet? Nein, so ein Blödsinn, sie schien höchstens 18, wahrscheinlich sogar jünger, gewesen zu sein. Paralysiert blickte ich ihrem, ein letztes mal an den Abteilfenstern vorbeihuschenden Kopf nach. Dabei streifte mein Blick auch das Nummernschild des Zuges. Linie 77, der kam nur einmal pro Stunde, war das nicht mein Zug gewesen! Ich hätte ihr also nachgehen können, hätte die Möglichkeit gehabt, sie in den Abteilen zu suchen?

Ach nein, meine Coolness verbot es mir, ich würde auf die Nächste warten, sie würde sicher kommen und vielleicht war sie dann diejenige, die mich ansprach.

 

Hi Agron,

Der Wind kratzte schneidend
Der Wind kann an Kleidung zerren, ins Gesicht schneiden... aber kratzen?

Na ja, vielleicht nicht gerade Göttin,
Erst etwas behaupten, dann wieder relativieren - das kommt vielleicht im persönlichen Gespräch manchmal gut, aber so geschrieben hat man nur den Eindruck, der Autor kann sich nicht entscheiden, was er schreibt ;)

Als sie nun so an mir vorüber schritt, fiel mir vor allem noch ihr unglaublicher Arsch auf.
Arsch finde ich nicht schön, es paßt nicht zum Rest deiner Wortwahl

Mit einem coolem „Der Zug hat Verspätung“ legte ich meine Armee hinter die Lehne und lies mich lässig zurücksinken, aber sie reagierte nicht.
:lol:

Doch sie blickte weiter nur stumm auf ihr piepsendes, blinkendes Handy, während ihre flinken Finger behände über dessen Tasten huschten.
behende - davon abgesehen paßt dieser Ausdruck auch nicht zum Rest.

Folgend zweimal Kommas eingesetzt:

Als meine Ohren schon langsam zu schmerzen begannen und sie noch immer keine Anstalten machte, ein Gespräch anzufangen,

Sie machte keine Anstalten auch nur Notiz von mir zu nehmen, ich war mir sogar sicher, ein hämisches Lächeln auf ihren Lippen zu entdecken, als ich sie unauffällig beäugte.

Langsam öffnete ich meinen Mund, in den sogleich die dreckige Bahnhofsluft wie kaltes Quellwasser zu strömen schien,
kaltes Quellwasser ist doch was Erfrischendes, Wohlschmeckendes - wie soll ich das mit dreckiger Bahnhofsluft in Verbindung bringen?
Warum hatte sie nichts gesagt?
Macht ja auch Sinn, wenn die Musik mit 100 dB in die Ohren dröhnt... ;)

Du zeigst die Überheblichkeit des Prot schön auf. Ich hab deine Geschichte gerne gelesen - eine Momentaufnahme im Leben eines Kotzbrockens :D.

Ich würde sie von der Thematik her eher in Jugend sehen, aber in Alltag ist sie auch nicht falsch.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hy bernadette,

zuerst einmal habe ich deine Vorschläge großteils ausgebessert (Arsch finde ich aber passend, da es die Naivität des Prots in Bezug auf Frauen zeigen soll), irgendwann fällt einem beim durchlesen einfach kein Fehler mehr auf (Armee - *resignierend nicken*), bei mir ist diese Phase meist schon nach dem 2-3 mal erreicht, darum poste ich dann auch meistens.

Danke für das annähernde Lob und
Greez Agron

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Agron,

ja, ein bisschen kotzbrockig ist er schon und vor allem etwas naiv und passiv.
Leider verhaust du durch einen nie aufgehobenen Fehler zum Ende hin fast den gesamten Bezug. Immerhin hast du mir so die Möglichkeit gegeben, deine Geschichte in den Details ein bisschen durch den Kakao zu ziehen.

es war eine weibliche Göttin.
oder eine männliche Göttin oder ein weiblicher Gott?
Als sie nun so an mir vorüber schritt, fiel mir vor allem noch ihr unglaublicher Arsch auf.
Das sind ja gleich drei Füllwörter auf einmal.
Das Problem dabei ist weniger, dass es langsam macht, sondern dass dieser Tonfall so ein bisschen so wirkt, als sei dir selbst eigentlich egal, was du da erzählst. Ähnliches zieht sich durch ganze Geschichte und wirkt auch meist so, manchmal aber auch ein bisschen nach einen Witzeerzähler, der am meisten über seine eigenen Witze lacht und damit die Pointen zerstört.
Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Donnern direkt vor mir, dass sogleich von einem nervenzerreißendem Quietschen
mir, dass - bezieht sich ja auf das Donnern, ist also ein Artikel.
Langsam öffnete ich meinen Mund, in den sogleich die dreckige Bahnhofsluft wie kaltes Wasser zu strömen schien, um irgendetwas zu sagen
Bezugsfehler. Deinem Satzbau nach strömt die dreckige Bahnhofsluft (wieso ist Bahnhofsluft dreckiger als andere Luft?) wie kaltes Wasser (assoziiert man eher mit Sauberkeit und Frische, nicht mit dreckiger Bahnhofsluft) deinem Prot in den Mund, um ihm etwas zu sagen.
Doch gerade als sich die so angestrengt artikulierte Begrüßung ihren Weg in Richtung meiner Stimmbänder bahnte, erhob sie sich und machte sich sogleich auf den Weg zur nächsten Zugtür.
Und hier erhebt sich die Begrüßung und macht sich sogleich auf den Weg zur nächsten Zugtür.
Unfähig mich zu bewegen blieb ich einfach sitzen
Zum Glück hat sich nur die Begrüßung auf den Weg zur nächsten Zugtür gemacht, nicht die Stimme, sonst wäre dein Prot ja jetzt nicht nur gelähmt, sondern auch stumm.
es war mir unmöglich an etwas anderes als an sie zu denken.
Der Bezug liegt immer noch auf der Begrüßung.
Paralysiert blickte ich ihrem an den Abteilfenstern vorbeihuschenden Kopf nach
Ich nehme mal an, die Begrüßung sitzt schon im Abteil, ihr Kopf huscht also nicht an den Abteilfenstern vorbei, sondern der Prot sieht ihn durch das Abteilfenster hindurch noch ein letztes Mal vorbeihuschen.
war das nicht mein Zug! Ich könnte ihr also nachgehen,
ah so, der Zug ist noch gar nicht wieder abgefahren. Die Begrüßung ging also tatsächlich an den Abteilfenstern vorbei auf der Suche nach einem Sitzplatz. Aber huscht man dann?
Ach nein, meine Coolness verbot es mir, ich würde auf die Nächste warten, sie würde sicher kommen und vielleicht war sie dann diejenige, die mich ansprach.
Und so sitzt er noch heute auf dem Bahnhof und wartet. Ich hoffe für ihn, es nicht der Bahnhof Karlsplatz in Wien.

Lieben Gruß nach Salzburg, sim

 

Verdammt, sim zerlegt meine kg.

Danke für die Kritik, kann die Passagen, auch wenn sie relativ kurz sind, erst morgen verbessern (komme frisch von der Klassenhofafeier und würde das Ergebnis wahrscheinlich eher verschlimmbessern,)

Greez Agron

 

Endlich fertig - hatte ihn beinahe vergessen.

Bin mit der überarbeiteten Version definitiv zufrieden (auch wenn ich sims Affinität für Begrüßungen doch etwas befremdlich fand :D ).

Greez Agron

Ps: sim, he is waiting for you :chaosqueen:

 

Hallo Agron,

dein Text ist zu durchsichtig: Da der coole Anmacher, dort die ignorierende Göttin, die sicher genervt ist schon wieder in so einer Situation zu sein.

Hier zwei Beispiele für doch recht unelegante Sätze:

„Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Donnern direkt vor mir, das sogleich von einem nervenzerreißendem Quietschen - dessen Urheber die strapazierten Bremsen des eintreffenden Zuges waren – begleitet wurde“

- Dieses nachgestellte „begleitet wurde“ ist ungünstig, bei einer Lesung würde niemand mehr wissen, worauf es sich bezieht. Teile doch den Satz.


„blickte ich ihrem, ein letztes mal an den Abteilfenstern vorbeihuschenden, Kopf nach, dabei streifte mein Blick auch das Nummernschild des Zuges.

- Mal; vorbeihuschenden Kopf nach. Dabei …

„Ach nein, meine Coolness verbot es mir, ich würde auf die Nächste warten, sie würde sicher kommen und vielleicht war sie dann diejenige, die mich ansprach, auf dem Bahnhof Karlsplatz in Wien.“


- Der Schluss ergänzt die bisher schon bekannte Coolness um mangelnden Realitätssinn, so richtig eine neue Ebene wird dadurch nicht erschlossen, für mich ist der Text eigentlich keine Geschichte, sondern eine Situationsbeschreibung. Es fehlt ein Spannungsbogen mit einer Fokussierung, die eine Aussage transportiert.


L G,

tschüß Woltochinon

 

Diese beiden Sätzen wirken wirklich etwas konstruiert und ziemlich kompliziert, aber derzeit habe ich einfach nicht die Muse mich noch damit zu befassen (der Text ist schon ziemlich alt und ich konzentriere mich darauf meine begrenzte Zeit für neue Projekte einzusetzen - immerhin habe ich schon seit einem halbem Jahr nichts mehr wirkliches gepostet *heul* und meine ersten Texte waren eher Schreibübungen um mich an das Medium zu gewöhnen), trotzdem danke für die harsche Kritik.

Greez Agron

 

HI!
Hier erstmal die Sachen, über die ich gestolpert bin:

ein Tag wie jeder Andere
andere, klein weil es sich auf Tag bezieht

andere Person anschickte meine graue Welt
andere Person anschickte, meine graue Welt

ihr unglaublicher Arsch
schreib doch Hintern oder so, aber Arsch passt nicht zu der Sprache deiner Beschreibung

Mit einem coolem
coolen

es war wichtig möglichst
es war wichtig, möglichst

Gorillaz – Dare
Yeah :Pfeif:

18 wahrscheinlich jünger gewesen zu sein
18, wahrscheinlich sogar jünger, gewesen zu sein. Klingt besser finde ich und ist deutlicher

Ansonsten ist deine Kg ganz nett, wenn auch nichts besonderes, eine alltägliche Situation eben. Den Titel finde ich gut, passt und den Charakter des Prots hast du auch gut beschrieben.
Was mir weniger gefällt, ist dein Stil, sry. Du schreibst ewiglange Sätze und trennst vieles nur durch eine Komma nach dem anderen, auch wenn die Satzteile gar nicht zusammen passen. Außerdem finde ich, deine Sprache passt nicht zum Charakter des Prots, die Sprache und die sonstige Beschreibung (Verhalten und so) passen nicht so recht zueinander.
Soweit meine Meinung zu deiner Kg, wie gesagt ganz nett, hab sie gerne gelesen.

MFG Steeerie

 

Hallo Agron!

Ja, zu dieser Geschichte wollte ich Dir schon längst etwas schreiben - das ist die mit dem für ortskundige Leser peinlichen Fehler. ;)
Wenn jemand Wien nur ein bisschen kennt, weiß er, daß am Karlsplatz keine Züge einfahren, die donnern, quietschen, Verspätung haben oder nur alle Stunden fahren, und es gibt leider auch keine Linie 77 - unten fahren die U-Bahnlinien U1, U2 und U4, oben die Straßenbahnlinien 62 und 65, sowie die Badner Bahn, die aber auch nur eine Art Straßenbahn ist (hat also auch keine "Abteilfenster").

Als Lösung schlage ich vor, den Bahnhof einfach nicht zu nennen, dann kann es jeder x-beliebige sein. Ich sah übrigens auch während des ganzen Textes einen kleinen Bahnhof irgendwo am Land vor mir, und war am Schluß ziemlich überrascht, daß Du die Szene in einer Großstadt gedacht hast. Überlaß es also am besten dem Leser, welchen Bahnhof er hier vor sich sieht, dann paßt es in jedem Fall. :)
Und wenn es denn unbedingt in Wien spielen muß, dann setz den Typen auf den Südbahnhof zur S 80 Richtung Neusiedl am See, die fährt alle Stunden. Aber keine Nennung fände ich tatsächlich besser. ;)

Liebe Grüße,
Susi :xmas:

 

Danke für die Verbesserungsvorschläge, die Stilkritik muss ich wohl knirschend hinnehmen, da die Schreibweise wirklich nicht wirklich zu einem derartigen Prot pass *sigh*!

Greez Agron

 

Hi Agron

deine Geschichte konnte mich nicht sonderlich beeinducken. Weder ist die Aussage des Textes neu, noch hast du dir sonderliche Mühe gegeben, diese in ein stilistisch ansprechendes Gewand zu kleiden.
So lege ich die Geschichte mit einem Schulterzucken weg und habe für deinen Prot nur ein verächtliches Grunzen übrig, um ihn kurz darauf schon wieder vergessen zu haben.
Um die Geschcihte rumzureißen, solltest du dich vielleicht wagen, etwas tiefer unter die Oberfläche zu tauchen.
In deiner Kg erscheint dein Prot genauso platt, wie er sich gibt. Das baut keinerlei Sympathie auf. Es wäre aber wesentlich interessanter ihn mit seiner Gedankenwelt zu kontrastieren, dann wirkte die Gestalt nicht so albern

ansonsten noch ein Fehlerlein:

und lies mich lässig zurücksinken
->ließ

grüßlichst
weltenläufer

 

Tja, Meinungen sind ja subjektiv und fehlende Tiefe beim Prot ist sicher eine berechtigte Kritik (auch wenn es Geschichtsintensionsmäßig doch eigentlich passt, oder?).
Ich habe mir schon überlegt, ob ich die ganze Story nicht noch einmal neu schreibe und mich nur lose am derzeitigen Fundament orientiere (da das Interesse für sie in letzter Zeit eine neue Renaissance erlebt hat), das wird aber noch etwas dauern.
Danke für die Kritik!

Greez Agron

 

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