Was ist neu

Da, wo die Träume spielen

Epi

Mitglied
Beitritt
18.05.2006
Beiträge
1

Da, wo die Träume spielen

Da, wo die Träume spielen

Samstag

Da könnte noch was gehen, dachte Fabian siegesgewiss als die Frau, zu der er bereits den ganzen Abend Blickkontakt hatte, sich von ihrem Barhocker erhob, ihm zu lächelte und so dicht an ihm vorbei ging, dass er ihren warmen Körpergeruch wahrnehmen konnte.
Seine Freunde waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie gar nicht bemerkten, wie er aufstand um ihr zu folgen. Fabian hoffte, mit ihr ins Gespräch zu kommen, wenn er wie zufällig alleine im Gang vor den Toiletten stünde. Als sie schließlich zurück kam, lehnte er also möglichst lässig am Zigarettenautomaten. Die Frau mit den langen dunklen Haaren lächelte ihn zwar an und drehte sich sogar noch einmal zu ihm um, sagte jedoch nichts. Auch er sagte nichts. In „so was“ war er noch nie gut gewesen. Natürlich hatte er schon Freundinnen gehabt und das Klischee des kontaktgestörten Mathematikstudenten traf auch nicht auf ihn zu. Jedenfalls nicht vollständig. Aber diese Frau würde sich noch weniger als andere von irgendwelchen abgedroschenen Kennlernphrasen beeindrucken lassen. Sie wirkte auf seltsame Weise gleichzeitig offen und unnahbar und geheimnisvoll. Fabian vertrödelte noch etwas Zeit im ungemütlichen Gang, um ihr nicht direkt hinterher zu laufen, dann setzte er sich wieder zu seinen Freunden, die inzwischen dabei waren die Gewichtsprobleme der Freundin eines, natürlich nicht anwesenden, Freundes zu erörtern. Fabian bestellte sich ein weiteres Weizenbier und klinkte sich halbherzig in ihre Unterhaltung ein.


Sonntag

Der gestrige Abend war nicht mehr sehr erfreulich gewesen. Sie hatte er nicht mehr gesehen und mit seinen Freunden war auch nichts los gewesen. Die zwei hatten sich prächtig amüsiert, er war sich wie das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen vorgekommen. Fabian kannte Thomas und Michael schon seit seiner Schulzeit kannte, aber gestern hatten ihn ihre mitunter recht niveaulosen Scherze und Kommentare eher genervt. Nicht einmal die Musik hatte ihm gefallen. Fabian war früh nach Hause gegangen, hatte aber nicht gut geschlafen. Man könnte meinen, er hätte schlecht geschlafen, weil er über die Freundschaft zu Thomas und Michael nachgedacht hatte oder weil ihm diese Frau nicht aus dem Kopf ging, aber so weit war Fabian noch nicht. An seiner Schlaflosigkeit war sein Mitbewohner schuld bzw. dessen Freundin. Zuerst hatten sie sich lautstark gestritten und anschließend ebenso lautstark Versöhnung gefeiert. Naja. Scheiß drauf, die Wände des Wohnheims waren halt verdammt dünn. Kann man nichts gegen machen.

Vorsichtshalber frühstückte Fabian in seinem kleinen Zimmer. Auf fröhliches WG-Leben hatte er heute keine Lust. Auch den Rest des Tages gammelte er bloß vor sich hin. Eigentlich hätte er noch einen Stochastikübungszettel fertig machen müssen, aber er ballerte bloß am PC einige Weltraumspinnen ab. Klar, dass er am Ende eines solchen Tages noch muffeliger als am Morgen war. Gegen Abend raffte er sich dann noch dazu auf ins Fitness-Studio zu gehen. Zwar war es schweinekalt draußen und Lust hatte er auch nicht, aber wusste, wenn er sich nicht dazu aufraffen würde, würde sein Unmut noch einige Tage anhalten. Und dazu hatte er wirklich keine Lust. Er hasste es, wenn er sich selbst so auf die Nerven fiel.

Die frische Luft auf dem Weg ins Studio und die Bewegung taten ihm tatsächlich gut. Nach einer Stunde Ausdauertraining machte er sich auf den Rückweg. Als er mit seinem Fahrrad an einer Ampel stand, fuhr ein Bus vorbei. Die Linie 51. Für einen ganz kurzen Moment hatte Fabian das Gefühl, sie gesehen zu haben. Obwohl er sich nicht sicher sein konnte, ob sie es überhaupt gewesen war, schlich sich ein kleines Lächeln unwillkürlich in sein Gesicht und seine Stimmung hellte sich noch etwas mehr auf.

Als er die Wohnungstür aufschloss, bemerkte er sofort, dass die Freundin seines Mitbewohners immer noch da war. Hatte die denn kein eigenes Zuhause?! Er hörte, dass sie singend unter der Dusche stand und so das Bad blockierte, das er gerne jetzt benutzt hätte. Verschwitzt holte er sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Fabian registrierte, dass sie Lieder von Blumfeld sang. Blumfeld hatte er noch nie gemocht. Und in ihrer Version mochte er sie noch weniger. Die Kombination dieser pseudopoetischen Texte und ihrer falschen Töne war zu viel für ihn. Ein Blick seines Mitbewohners signalisierte das hilflose Grauen eines Frischverliebten, der kaum in der Lage ist, seine Freundin objektiv zu beurteilen und noch weniger in der Lage ist, sie zu stoppen. Er würde dem Gejaule ein Ende machen müssen. Gerade als Fabian gegen die Badezimmertür hämmern wollte, kam sie in ein Handtuch gewickelt hinaus – eine nette Figur hatte sie immerhin – und sang fröhlich: „Du warst noch nie da, wo deine Träume spielen.“ So ein Schwachsinn. Er träumte nicht. Nie. Und wo sollten Träume schon spielen? Er raunzte sie an, weil sie so lange im Bad gewesen war, aber nicht so heftig, wie er vorgehabt hatte. Ihren sportlich-schlanken Körper nur von einem Handtuch bedeckt vor sich zu haben, lenkte ihn doch ein wenig ab.

Inspiriert davon, stellte er unter der Dusche Überlegungen dazu an, wie ihr Körper ohne Handtuch aussähe. Angezogen würde er sie auf jeden Fall wieder sehen, so oft wie sie sich in der WG aufhielt. Aus Protest duschte er absichtlich lange und machte es sich danach mit dem „Spiegel“ auf dem Klo gemütlich. Er versuchte einen Artikel über die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in China zu lesen. Allerdings fiel es ihm schwer sich zu konzentrieren. Immer wieder dachte er an sie. An die Frau von gestern Abend, nicht an die Freundin seines Mitbewohners. Aber immer nur ganz kurz. Schließlich war auch sie im Prinzip nur eine Frau. Nicht einmal eine, die er kannte. Nur eine von ca. 3 Milliarden Frauen. Was für eine Auswahl! 3 Milliarden Frauen. 3 Milliarden potenzielle Sexualpartnerinnen. O.k., viele davon kämen aus Altersgründen nicht in Frage und aus Stuttgart würde er auch in den nächsten Tagen nicht herauskommen, das schränkte die Wahlmöglichkeiten erheblich ein. Und so fanden seine Gedanken doch wieder zu ihr. Obwohl es mindestens 3 Milliarden Frauen gab, dachte er an sie. Er würde nächstes Wochenende mit ihr sprechen. Wie er das anstellen sollte, wusste er noch nicht. Pläne waren was für zahnspangentragende Mädchen. Er war spontan. Ein Mann der Tat. Jedenfalls hoffte er, es bis zum Freitag zu werden.

Als Fabian das Bad verließ – irgendwann war im die Luft in dem kleinen fensterlosen Raum zu schlecht geworden – wurde sein Mitbewohner von seiner Freundin gequält. Anders konnte man das echt nicht nennen. Sie saß neben ihm auf dem Küchensofa und redete aufgedreht auf ihn ein. Anscheinend hatte er sich während meines „Urlaubs“ im Bad doch noch zu ihren Gesang und zu Blumfeld geäußert. Und Ganz offensichtlich bereute er das jetzt, denn nun sah er sich mit Fragen nach dem Schauplatz seiner Träume, den Inhalt seiner Träume und der Frage, ob er mit ihr „in den Alltag kommen wolle“, konfrontiert.

Mit einem weiteren Bier aus dem Kühlschrank verzog sich Fabian in sein Zimmer. In diese Diskussion wollte er nicht hineingezogen werden. Woher soll man denn schon wissen, wo seine Träume spielen. Über so etwas dachte er nicht nach.
....O.k., im Moment lief einiges bei ihm suboptimal. Mit dem Mathestudium hatte er nur angefangen, weil ihm nichts besseres eingefallen war. Um erst mal was zu machen. So toll war es nicht. Viel zu theoretisch für seinen Geschmack. Aber was er stattdessen machen sollte, hatte er auch noch nicht herausgefunden. Ein Restaurant oder eine Bar zu haben, wäre geil, aber so was ist ja kein richtiger Beruf. Und Koch wollte er auch nicht werden. Aber schließlich gab es viele, die erst einmal irgendwas studieren, bis sie etwas Passendes finden. O.k., er war schon im dritten Semester und hatte eigentlich gehofft, dass es schneller ginge oder er sich mit Mathe anfreundet, aber... Ja, eine Freundin hatte er auch nicht. Schon lange nicht mehr. Aber das lag bestimmt nicht daran, dass er mit leichten Übergewicht kämpfte und eine Brille trug. Er war halt stattlich. Kein Grund sich zu sorgen also. Als Single konnte man schließlich auch Spaß haben. Andere kriegten es jedenfalls hin. Er müsste das auch können. So wie seine Freunde. Die hatten ständig irgendwelche Frauen. Immer andere. Und ließen es immer raushängen, dass sie die Mädels abschleppten, während er immer alleine nach Hause ging. Früher hatte er mehr Spaß mit ihnen gehabt. Jetzt hatten sie kaum noch gemeinsame Interessen.... Er hatte überhaupt keine Lust dazu, sich mit seinen oder fremden Träumen zu beschäftigen. Das brachte doch nichts. Er hatte ganz andere Probleme. Konkrete Probleme. Nicht irgendwelche Träume-Verwirklichungsnot-Probleme, sondern seinen Stochastikübungszettel, der bis morgen fertig sein musste. Motiviert durch ein weiteres Bier hockte sich Fabian an seinen Schreibtisch und begann zu arbeiten. Er kam nur mühsam voran und erst spät ins Bett.


Montag

6.30 Uhr. Fabians Wecker riss ihn aus dem Schlaf. Er war verschwitzt und fühlte sich unausgeruht. Es war ihm völlig egal, wo sein Traum gespielt hatte. Er hoffte nur, dass er nie zufällig dorthin käme. Schön war es da definitiv nicht.

Trotz akuter Unlust und Schlafmangel schleppte er sich in die Uni und hielt tapfer bis zur Mittagspause durch. In der Mensa hätte er am liebsten gekotzt, so sehr ging ihm das Gedrängel auf die Nerven. Beim Essen – Tortellini mit Gemüsefüllung - quatschte ihn dann auch noch diese eingebildete Kommilitonin voll und erzählte ihm detailliert von ihrem tollen Stipendium, das sie seit neusten bekommt. Der Tag hatte nur zwei Lichtblicke für Fabian: Bei Lidl war Asiawoche und er sah sie wieder im Bus vorbei fahren. Wieder in der 51. Und diesmal war er sich ganz sicher.

Ansonsten war der Tag nicht nur nicht schön, sondern außergewöhnlich unerfreulich. Sein Vater hatte angerufen, um sich nach dem Studienerfolg seines Sohnes zu erkundigen. Schließlich finanzierte er es ihm. Fabian war nicht begeistert davon, sich anhören zu müssen, was seine kleine Schwester mal wieder Tolles getan hatte. Fabians Vater war dagegen alles andere als begeistert zu hören, dass Fabian zum zweiten Mal durch eine wichtige Prüfung gefallen war. Das Telefonat endete damit, dass sich Vater und Sohn gegenseitig anschrieen und man Fabians Mutter leise im Hintergrund weinen hörte. Wie er sich das denn vorstelle und ob er denn nicht vernünftig studieren könne? Seine Schwester bekäme das ja auch hin. Ob er die ganze Zeit nur feiere oder zu doof sei? Irgendwann platze es aus Fabian heraus: „Auf dieses scheiß Studium hatte ich von Anfang an keinen Bock. Du wolltest ja unbedingt, das ich was Anständiges mache. Was ich wollte, hat doch nie gezählt für dich. Hauptsache ich habe immer funktioniert.“ Dann legte er auf.

...Klar war sein Text melodramatisch gewesen. Hätte das jemand bei Angelika Kallwas gesagt, hätte er einen Spruch über die schlechten Drehbuchschreiber gerissen. Aber er merkte, dass er in gewisser Weise tatsächlich gemeint hatte, was er gesagt hatte. Das Mathestudium kotze ihn seit dem ersten Semester an. Es machte ihm null Spaß und erfolgreich war er auch nicht dabei...

Alternativen fielen ihm allerdings auch nicht ein. Verbittert bediente er das Klischee des frustsaufenden Mannes, dem keine bessere Möglichkeit einfällt, um dem Problem zu entgehen. Mit der von der letzten Party übrigen Flasche Wodka setzte er sich vor den PC und knallte Weltraumspinnen ab, bis er nicht mehr zielen konnte. Anschließend schmiss er sich aufs Bett und hörte „Ein perfekter Tag zum Sterben“ von JBO in einer Endlosschleife bis sein Mitbewohner um 2.30 Uhr hereinkam und ihm die CD wegnahm.


Dienstag

Wie und wann er letztendlich eingeschlafen war, wusste Fabian am nächsten Morgen nicht. Den Wecker hatte er irgendwann ausgemacht. Besser ging es ihm nach der Aktion von gestern Abend definitiv nicht. Eher schlechter. Schließlich wusste er jetzt immer noch nicht, was er machen sollte. Dafür war ihm jetzt auch noch schlecht, er hatte Kopfschmerzen und wahrscheinlich Streit mit seinem Mitbewohner. An Uni war schon allein wegen seiner Übelkeit nicht zu denken. Außerdem wusste er auch nicht, was er dort noch sollte, nachdem er erkannt hatte, dass Mathe nichts für ihn war. Mist, auf dem Weg ins Bad war er über die fast leere Wodkaflasche gestolpert, jetzt tat ihm auch noch der Fuß weh. Toller Tag. Da ihm schon bei dem Gedanken an Essen übel wurde, legte sich Fabian wieder ins Bett, nachdem er sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht geworfen hatte. Vielleicht ginge es ihm besser, wenn er kotzen würde. Dann wäre alles raus. Aber Fabian fand kotzen ekelig, deshalb blieb er im bett liegen und bemitleidete sich selbst, während er stumpfe Comicfilme auf RTL2 schaute.

Nachmittags hörte er seinen Mitbewohner von der Uni kommen. Hoffentlich stresste der ihn jetzt nicht auch noch. Fabian war schon von sich selbst gestresst genug. Aber Fabian hatte Glück. Sein Mitbewohner war zwar gestern Nacht wütend gewesen, hatte aber jetzt durchaus Mitleid mit ihm: Er sähe aber richtig scheiße aus heute. Ob er Probleme mit einer Frau hätte.
Das einzige Problem, das er mit Frauen hatte, war, dass er keine Frau hatte. Aber das erschien ihm im Moment eher nebensächlich. Sprechen wollte er jedoch nicht über sein Problem. Da musste er erst alleine drüber nachdenken. Für die Gesellschaft seines Mitbewohners war er trotzdem dankbar. Das lenkte ihn ein wenig ab. Gemeinsam schauten sie Fernsehen.

Mittwoch

Nachdem er gestern Nacht noch lange nachgedacht hatte, wollte er heute aktiv werden. Er wusste zwar immer noch nicht, was er statt Mathe machen sollte, aber „sit mens sana in corpore sano“. Er startete den Tag also mit einem Besuch im Fitness-Studio. Auf dem Laufband überlegte er sich, wie er vorgehen könnte. Heute Nachmittag würde er doch noch zu seiner Vorlesung gehen. Das war besser als gar nichts zu tun. Vorher würde er einen Termin bei der Studienberatung abmachen. Er machte sich zwar keine großen Hoffnungen, aber einen Versuch war es wert. Für den nächsten Vormittag bekam er einen Termin.

Die Vorlesung erwies sich als so langweilig, wie er befürchtet hatte. Seine Gedanken schweiften ab. ...Er hatte Spaß am Rechnen, aber die ganze Theorie, die Beweise und Herleitungen, interessierten ihn nicht. In Englisch war er in der Schule immer gut gewesen, aber dafür konnte er sich jetzt auch nichts kaufen. Er organisierte gerne Partys und Abendessen, aber...

Die Vorlesung war zu Ende und er drängte mit den anderen Studenten aus dem Hörsaal hinaus. Fabian beschloss einen kleinen Umweg zu machen und sich noch einen der Bagel mit Avocadocreme zu gönnen, die es in einem kleinen Laden in der Innenstadt gab. Vielleicht würde er auch noch einen oder zwei von den Schokomuffins kaufen. Schließlich soll Schokolade ja glücklich machen. Weswegen hatte er vergessen, aber als Begründung für Schokokonsum taugte das Argument recht gut.

Zunächst hatte er gar nicht bemerkt, wer in dem Laden an dem kleinen Tischchen neben ihm saß, weil er so sehr damit beschäftigt war, die Fitzel blauer Serviette von seinem Bagel zu kratzen, die dort festgebackt waren. Dann erkannte er sie. Sie war scheinbar in eine Zeitschrift vertieft, schaute aber immer wieder verstohlen zu ihm herüber. In der Stimmung sie anzusprechen war Fabian nicht, außerdem hatte er den Mund voller Bagel und Avocadocreme, aber dass sie ihn beobachtete, gefiel ihm schon sehr gut. Als sie ging, sagte sie tschüß zu ihm und lächelte ihn an. Jetzt würde er sie Freitag auf jeden Fall ansprechen. Schließlich hatte sie den ersten Schritt schon gemacht.


Donnerstag

Das Gespräch mit der Frau von der Studienberatung brachte ihn nicht viel weiter. Sie riet ihm, sich einfach in einige Veranstaltungen der anderen Fachbereiche zu setzen. Außerdem gab sie ihm die Karte einer Sachbearbeiterin beim Arbeitsamt, bei der er sich über verschiedene Ausbildungen und Berufsakademien erkundigen könne. Und auch ein Infoblatt von der psychologischen Beratungsstelle drückte sie ihm in die Hand. Also ob er so was nötig hätte! Auf gut Glück setzte er sich nach dem Mittagessen einfach in den großen Hörsaal. Was für eine Veranstaltung dort stattfinden würde, wusste er nicht, aber es saßen hauptsächlich Frauen in dem Raum, so dass er wenigsten was zum Gucken haben würde, sollte sich die Veranstaltung als Reinfall herausstellen. Pünktlich erschien eine Professorin, die über Ich, Es und Über-Ich und die Weiterentwicklung der Theorien von Freud sprach. Für Psychologie würde er sich nicht entscheiden, aber es war nicht uninteressant. Und gegen Ende entdeckte er sie. Sie saß ganz einfach dort. In der dritten Reihe und schrieb aufmerksam mit.


Freitag

Nach der Psychologievorlesung hatte Fabian sich, beflügelt dadurch sie unerwartet gesehen zu haben, noch weitere Veranstaltungen angesehen. Jetzt wusste er zumindest, dass auch Biologie, Grundschullehramt und Jura nicht das Richtige für ihn waren.

Er beschloss den Streit mit seinen Eltern zu beenden bzw. wenigstens mit seiner Mutter zu sprechen. Vielleicht könnte sie dem Vater seine Situation erklären. Er rief vorsichtshalber zu einem Zeitpunkt an, zu dem er wusste, dass sein Vater nicht zu Hause sein würde. Seine Mutter zeigte sich verständnisvoll. Sie sagte, sie habe schon lange geglaubt, dass Mathe nichts für in sei. In zwei Wochen seien sowieso Semesterferien und wenn er sich bis zu Beginn des nächsten Semesters entscheiden würde, sei das völlig in Ordnung. Er solle sich bloß nicht gehen lassen jetzt, sondern sich informieren und aktiv suchen. Da er damit schon angefangen hatte, war seine Mutter beruhigt. Und er selbst fühlte sich auch erleichtert. Jetzt nachdem er zumindest die Entscheidung getroffen hatte, mit dem Mathestudium aufzuhören.

Abends in der Kneipe war es auch wesentlich netter als in der letzten Woche. Er hatte Spaß mit Thomas und Michael, die Musik erschien ihm besser und als sie an ihm vorbei ging, sagte er einfach Hallo und alles weitere ergab sich wie von alleine.

Sie hieß Natalie, war nicht nur hübsch, sondern auch lustig, intelligent und nett. Irgendwann – nach zahlreichen Bieren – lehnte er sich dicht zu ihr herüber und fragte: „Weißt du eigentlich, wo deine Träume spielen?“ Natalie lachte: „Ich weiß nicht, wo meine Träume spielen und war noch nie dort, aber du kommst drin vor!“

 

Moin Moin,
und ein herzliches Willkommen!
Ich seh gerade das man dich vergessen hat, dass du ein wenig untergegangen bist hier im Forum. Hopala kann ich da nur sagen.
Aber besser spät 'nen Kommentar, als gar kein.;)

Ersteinmal so'n paar Textstellen die mir ins Auge gesprungen sind:

Fabian kannte Thomas und Michael schon seit seiner Schulzeit kannte ...
Hier ist ein kannte dazwischen gerutscht.

... blockierte, das er gerne jetzt benutzt hätte.
... ,das er jetzt gerne

Schließlich war auch sie im Prinzip nur eine Frau.
Au Backe! :D

Wie er das anstellen sollte, wusste er noch nicht. Pläne waren was für zahnspangentragende Mädchen.
Doppel Au Backe!

Anscheinend hatte er sich während meines „Urlaubs“…
Vorsicht! Du rutscht in die Ich-Perspektive => mein

…bis sie etwas Passendes finden.
Zeithüpfer

… er mit leichten Übergewicht kämpfte
leichtem

… Stipendium, das sie seit neusten bekommt.
Zeithüpfer

Vater war dagegen alles andere als begeistert …
Hier wäre ein ebenso passender.

Tja, also das Leben ist Mist und doch stehen am Horizont ein paar Sonnenstrahlen.
Die Geschichte ist im großen und ganzen lesbar, nicht so super lang, also woran liegt's das sie bis jetzt nicht angerührt wurde?
Wenn ich raten soll würd ich sagen, weil sie einen zu starken autobiographischen Tatsch hat.

Allgemein liest sich die Geschichte nicht so flüssig wie ihre Sprache. Sie ist recht .... schwer verdaulich, dass viele Selbstmitleid des Erzählers ...

Die Geschichte beschreibt quasi die Selbstfindung eines jungen Mannes, nur bleibt sie dabei so blass und substanzlos. Es kommt keine rechte Stimmung auf, weil die ständige Depression des Erzählers nicht fesseln kann. Wer möchte schon lesen wie sich da jemand in schlechter Stimmung durch den Alltag kämpft ohne, dass am Ende die große Bombe hochgeht oder eine Witzige Episode den Miesepeter vor den Kopf stößt/aus der Bahn wirft?
Tja, die Auflösung fand ich ganz nett natürlich vorhersehbar, aber nett, so ein bisschen heile Welt.
Da du keine weiteren Geschichten veröffentlicht hast, weiß ich natürlich nicht ob du noch schreibst, oder diese meine Zeilen überhaupt liest.
Solltest du aber noch schreiben und solltest dieses hier lesen dann wäre mein Tipp an dich, das Selbstmitleid, die Krise in der Suche nach der eigenen Identität etwas zu kürzen in dieser Geschichte. Dann ein paar nette/witzige Episoden einfügen und das Ende etwas ausbauen; schwups hast du eine Geschichte für den Romantikbereich die vlt. eher lesbar ist oder versuch was ganz abgedrehtes indem du aus der Geschichte eine Komödie machst (die Bombe bzw. abgedreht witzige Episode am Ende). Wenn du sie nämlich unter Alltag weiter veröffentlicht wissen willst, glaube ich wird sie nicht viele begeisterte Leser finden und mir fällt leider auch kein Vorschlag ein, wie man aus der Geschichte eine fesselnde Alltagsgeschichte machen könnte...

nichts desto trotz vlt. ein
les' dich
Nice

 

Hallo Epi,

also ich muss sagen, mich hat die Geschichte zum Schmunzeln gebracht. Das Studentenleben eines moppeligen, bebrillten Studenten, dem frustrierender Weise klar wird, dass Mathe doch nicht ganz so sein Ding ist, aber nicht so genau weiß, was er eigentlich (studieren) will, kommt ganz gut rüber.
"Blumfeldt", finde ich selbst ziemlich ätzend ;). Kommt zum Glück nicht mehr so oft im Radio, ansonsten drehe ich den Knopf auf lautlos.
Schön, dass er zum Schluss noch bei seiner Traumfrau landen konnte.

Gruß
Leia4e

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom