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Dankbarkeit

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17.01.2011
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Dankbarkeit

Meine Schwester rief mich gerade an. Sie hat große Probleme. Natürlich, warum sonst ruft sie mich auch an? Sie braucht Geld. Das ist auch nichts neues. Neu ist, dass sie vielleicht ins Gefängnis muss. Puh. Wenn ich ihr nicht helfe, kommt sie vor Gericht. Wegen Betruges! Genaueres wollte sie mir nicht sagen. 150 Euro. Dann wird das Verfahren eingestellt. Für mich ist das machbar, für sie ein Vermögen. Sie ist doch schließlich meine Schwester! Und meine kleine Nichte? Soll sie ihre Mutter im Knast besuchen? Mutter hilft ihr diesmal nicht. Sie wolle nur nicht, denn sie fände immer Ausreden und Vorwände. Ich glaube das nicht. Wenn sie meint, Mutter müsste ihr immer helfen und hätte nur keine Lust dazu, dann hat sie das vermutlich geerbt. Denn sie hat auch keine Lust. Zum Arbeiten.

Ich weiß jetzt warum Mutter ihr nicht hilft. Meine Schwester hat sich schon oft bei ihr Geld geborgt. Einige Beträge sind noch offen. Und sie hat auf ihren Namen Zeug bestellt. Und nicht bezahlt! Jetzt hat sie einen Schufa-Eintrag. Prima! Sie hat sie nicht angezeigt. Schließlich ist es ihr Kind. Aber diesmal hilft sie ihr nicht. Mutter meinte, bei mir würde sie sich das nicht trauen.

Ich habe das Geld überwiesen. Direkt an die soziale Einrichtung, nicht an meine Schwester. Aber erst nachdem ich mit ihr einen Vertrag gemacht habe. Sie zahlt es in Raten zurück. Sie wird einen Dauerauftrag einrichten.

Die erste Rate ist noch nicht da. Ich frage mal nach.

Ich bekam eben eine SMS. Das Geld ist unterwegs. Zu spät.

Mutter war sauer auf mich. Meine Schwester hat mich bei ihr schlecht gemacht. Ich habe das gleich geklärt. Meine Schwester hatte sich wieder bei ihr Geld geborgt. Anfang des Monats. Genau den Betrag der Rate.

Die Dezemberrate ist noch nicht da. Meine Schwester meint, sie wolle ihrem Kind auch einmal etwas Schönes zu Weihnachten kaufen. Warum hat sie nicht einfach gefragt? Jetzt will sie alles überweisen. Und den Rest des Monats hungern. Dabei wollte ich ihr die Rate in die Weihnachtskarte stecken!

Natürlich hat sie nichts überwiesen.

Die Januarrate fehlt. Per SMS hat sie noch einmal meine Bankverbindung angefordert. Die hatte sie nicht mehr.

Die Januarrate ist da. Sie kam von Muttis Konto.

Meine Schwester zieht weg. Mutter sagte es mir.

 

Hallo Kasi!

Meine Schwester rief mich gerade an. Sie hat große Probleme. Natürlich, warum sonst ruft sie mich auch an? Sie braucht Geld. Das ist auch nichts neues. Neu ist, dass sie vielleicht ins Gefängnis muss. Puh. Wenn ich ihr nicht helfe, kommt sie vor Gericht. Wegen Betruges!
Wenn ich ihr nicht helfe, komme sie vor Gericht. Wegen Betruges. Und sie brauche dringend Geld!
Geld, natürlich, warum sonst ruft meine Schwester mich an? Neu ist, dass sie vielleicht ins Gefängnis muss. Puh.

So könnte man den Einstieg etwas konzentrierter gestalten. Die interessanten Begriffe, Gericht, Betrug und “brauche Geld”, stehen dann in der ersten Zeile.
Tja, mehr lässt sich aus dem Text kaum rausholen. Ist mehr ein Entwurf als eine Geschichte.

Meine Schwester hat mich bei ihr schlecht gemacht. Ich habe das gleich geklärt.
Das ist ein Beispiel für die Oberflächlichkeit. Da bleibe ich ratlos zurück. Was hat die Schwester gesagt? Da gibt es viele Möglichkeiten. Wie hat der Erzähler die Angelegenheit geklärt? Warum musste er sie überhaupt klären und wieso hat die Mutter dann plötzlich ihm geglaubt und nicht mehr der Schwester?

Gruß

Asterix

 

Hallo Kasi!

Für mich ist das eine Auflistung von dem was zwischen "bitte borg mir Geld" bis "sie ist weg" passiert ist.
Ich denke, dass der Inhalt eine gute Geschichte abgeben würde. Es fehlen jedoch die Bilder, die Gefühle usw.

LG
Katze

 

Hallo Kasi!

"Dankbarkeit" => So ist der Text betitelt. Ich habe den Text gelesen und frage mich nun, wer hier für etwas dankbar ist, bzw. dankbar sein sollte. Die Schwester ohne Geld, vermutlich, soll dankbar sein. Die Erzählerin erwartet Dankbarkeit von ihrer Schwester.
Wofür? Für die Verachtung, die die Schwester mit Geld ihrer mittellosen Schwester gegenüber mehr als offenkundig zeigt? (Nein, für die hundertfünfzig Kröten.)

Im Text hagelt es Vorwürfe: "Denn sie hat auch keine Lust. Zum Arbeiten." => von denen der Leser aber nicht weiß, ob sie nur dem biestigen Gehirnwindungen der Erzählerin entstammen (denn aus etwas anderem als den Gedanken der Erzählerin bezieht der Text ja keine Informationen).

Warum ist die Schwester mit Geld denn so sauer auf ihre mittellose Schwester? Es könnte ihr doch egal sein, was diese macht oder nicht macht. Es ist ihr aber nicht egal. Der einzige Grund, den ich mir dafür vorstellen kann, ist der, dass die Schwester mit Geld nicht möchte, dass sich ihr "Ruf" durch die mittellose, angeblich faule Schwester beschädigt. Das ist auch der Grund, warum sie ihr die 150 Euro gibt, nicht wahr? Denn was würden die Leute sagen, wenn die Schwester dieser vermeintlich respektablen Schwester/Erzählerin im Knast sitzt?

Die Erzählerin könnte eigentlich dankbar sein, ganz allgemein, dass sie ein besseres Leben hat als ihre Schwester.

Soviel zum Inhalt, den ich, wie du sicher gemerkt hast, daneben finde.

Technisch solltest du den Leuten dringend Namen geben, denn durch sie, sie und sie (neben der Erzählerin, Schwester, Nichte und Mutter, wobei Nichte auch noch Tochter ist und ihre Mutter eben die Schwester der Erzählerin) entstehen viele Unklarheiten, bzw. Fehler im Zusammenhang (Bezug).

Grüße
Chris

PS: Im Übrigen wäre es nett, wenn du Erstens: Auf alle Kommentare eingehen würdest, und Zweitens: Auch mal was zu Texten anderer schreiben würdest.

 

Hallo Kasi,

ich möchte hier erstmal einen bisschen gutmütigeren Ton anschlagen. Ich finde man sollte etwas vorsichtiger sein, den Autoren gegenüber. Schließlich befinden sich hinter jedem Text etwaige Unsicherheiten etc. und man bittet das Forum um konstruktive Kritik und nicht um ein kein Massaker.

Generell ist das größte Problem von vielen Texten die Kürze. Hier im Forum wird Wert auf die eher konservative Form der KG gelegt, was ich nur gutheißen kann. Sonst findet man sich in einem Haufen Sätze wieder, die alle den Anspruch genießen Kunst zu sein.

Fakt ist, du braucht einfach eine gewisse Textlänge um Setting und Plot rüberzubringen. Bilder, Stimmung und individuelle Sprache.

Mein Vorschlag: Nimm dir deine Skizze nochmal vor und spinne weiter. Ist doch schade so ein Gerüst so karg stehen zu lassen. Fülle es auf, baue hier und da was an und es fügt sich alles zum perfekten Familiendrama zusammen.

Im Detail würde mich interessieren, wie man die Schwester und ihre negativen Emotionen gegenüber der Schulden-Schwester nachvollziehen könnte. Fühlte sie sich vielleicht seit der Kindheit eingeschüchtert und nimmt ihr die Unterordnung der "Bettelei" nicht ab? Da muss es mehr in die Tiefe gehen. Nein - muss nicht, fände ich aber schön.

Grüße,
nikonotiz.

 

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