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Darauf kommt es nicht an

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12.02.2020
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Darauf kommt es nicht an

In den frühen Morgenstunden beginnt Georg unter seiner dünnen Bettdecke zu frieren. Er sucht Elmas wärmenden Körper neben sich, doch ihr Bett ist leer und kalt, und Georg erinnert sich, wie sein Ältester sie gestern in einer Urne zu Grabe getragen hat. Georg war ihm gefolgt von der Kapelle zum Friedwald. Seine Tochter ging links von ihm, der Jüngste rechts, beide ihn stützend, aus Angst, er könnte zusammenbrechen wie eine alte Scheune. Der Nieselregen, der seit Tagen fiel, hatte die Erde des Friedhofwegs aufgeweicht. Matsch quoll unter den Schuhen seines Sohnes hervor und blieb haften. Die Schuhe traten auf eine Wiese und blieben stehen. Kurz nur hat Georg das kleine Loch im Rasen gesehen, umlegt mit Tannengrün. Dann war da nur noch Nieselregen, bis seine Tochter ihn mit sich zog durch den Matsch und die Pfützen, vorbei an der Kapelle, durch das Friedhofstor, über die Straße zum Parkplatz ins Auto.

Nach dem Leichenschmaus im Drei Möwen hat ihn sein Jüngster nach Hause gefahren, ihn ins Haus gebracht und gefragt, ob er bleiben solle.
“Fahr zu deiner Familie!”, hat Georg gesagt, sich an den Esstisch im Wohnzimmer gesetzt und aus dem Fenster geschaut.
“Komm doch mit. Bitte komm mit!”
“Fahr nach Hause!”
Gegenüber bei Edeka parkten Menschen ihre Autos und huschten durch den Regen zu den Einkaufswagen. Mit den Fingerkuppen fuhr Georg über die Kerben im Holztisch. Wie oft hatten sie hier Karten gespielt? Zuerst MauMau und Uno, später dann Skat und Doppelkopf. Die Kinder hatten ihre Hausaufgaben mit Vorliebe an diesem Tisch gemacht, auch noch als Elma und er längst keine Hilfe mehr waren. Abends hatten sie hier gemeinsam gegessen, weil die Küche für fünf Leute zu klein war. Georg legte seine Hand auf die Häkeldecke in der Mitte des Tisches. Die Hand war alt geworden, wie der Rest seines Körpers. Die Haut schlug Falten und war fleckig, die Adern darunter traten hervor. Eine weiße Porzellankanne mit blauen Punkten hätte auf der Häkeldecke stehen müssen, mit einem Bund frischer Blumen darin. Georg zog die Hand weg und stand auf.

Im Schlafzimmer nahm er die Sporttasche aus dem Schrank, warf ein T-Shirt und einen Pullover, ein paar Unterhosen und Socken hinein, dann den Bademantel, der die Tasche fast vollständig füllte. Aus der Küche holte er die Dose mit dem gemahlenen Kaffee, im Vorratsschrank fand er eine große Packung Haferkekse. Er legte sein Handy auf den Küchentisch, daneben einen Zettel: Brauche eine Auszeit. Bin im Harz. G.
Kurz vor Mitternacht erreichte er den kleinen Bungalow, parkte das Auto an der Straße und stapfte den Pfad zum Haus durch wattigen, knöchelhohen Schnee.

Nun allein im Dunkeln leuchtet die Erinnerung so hell, dass er nicht wegsehen kann: das kleine, dunkle Loch im Rasen, nicht viel größer als der Kopf eines Erwachsenen und eine Urne, die herabgelassen wird. Georg friert und weint zum ersten Mal seit Elmas Tod. Dann nimmt er doch ihr dickes Federbett und deckt sich zu.
Es ist hell, als er erneut erwacht. Vom Bett aus kann er Eisblumen auf den Fensterscheiben sehen und hinter den Scheiben fällt Schnee in großen, dichten Flocken. Sein Atem bildet flüchtige Nebelwolken, aber unter Elmas dickem Federbett ist ihm warm. Seit ihrem Tod war mindestens einmal am Tag eines der Kinder vorbeigekommen, um nach ihm zu sehen, wie nach einem Dreijährigen, der allein im Garten spielte.
“Geht es dir gut?”
“Brauchst du irgendwas?”
“Du wirst doch keine Dummheiten machen?!”
Er schließt die Augen, atmet Elma ein, und hält sie in den Lungen. Eine warme Hand legt sich sanft auf seine Wange und Georg atmet aus, sagt leise: “Guten Morgen, meine Schöne!” Dann steht er auf, holt seinen Bademantel aus der Tasche. Im kleinen Wohnraum neben dem Schlafzimmer gewährt das schmale bodentiefe Fenster einen Ausblick Richtung Wald. Eine dicke, weiße Schicht liegt über der Welt und Stille umgibt das kleine Haus, eine Stille so tief, als wäre alle Zeit hineingefallen. Georg nimmt ein paar Scheite Kleinholz aus dem Korb, legt sie kreuzweise in den Ofen, der im Wohnraum steht, entzündet drei Röllchen Holzwolle und legt sie dazu. Als das Kleinholz brennt, fügt er drei Scheite Brennholz hinzu und bald ist es so warm, dass er seinen Bademantel auf das Sofa legt. In der Küche kocht er einen Kaffee und steckt zwei Haferkekse in die Tasche seines Schlafanzugs. Er setzt sich vor das Fenster in den Schaukelstuhl aus Rattangeflecht, in dem Elma so gern gelesen hat. Das Schaffell darin ist grau und verfilzt, aber weich. Er trinkt den Kaffee, isst die Kekse und schaut dem Schnee zu, wie er Zeit und Welt unter sich begräbt. Er hatte Stille gewollt, und er hat Stille bekommen.

Den ganzen Tag sitzt er schweigend da und wenn sie fragt, was ihm fehle, dann antwortet er nur: “Du! Du fehlst!” Hin und wieder legt er zwei Scheite Brennholz nach oder kocht einen Kaffee, zu dem er zwei Haferkekse isst. Als es dunkel wird, lässt er das Feuer herunterbrennen. Erst zieht er seinen Bademantel wieder über, dann holt er die Wolldecke vom Sofa und schließlich legt er sich ins Bett unter Elmas dicke Daunendecke, liegt lange wach und kann auch wieder weinen irgendwann. “Es geht nicht ohne dich!”, sagt er. “Nach 57 Jahren, wie soll das gehen ohne dich?”

Am nächsten Morgen schneit es noch immer. Er heizt den Ofen ein und isst im Schaukelstuhl zwei Haferkekse zum Kaffee. Das Brennholz in der Hütte wird bis zum Abend reichen, dann wird er das Feuer ausgehen lassen. Es wird kalt werden im Haus und wenn er friert, wird er rausgehen, sich unter den Apfelbaum in den Schnee legen, die Arme vor der Brust gefaltet, und warten. Vielleicht wird es aufhören zu schneien, vielleicht wird die Wolkendecke aufbrechen, vielleicht wird das letzte, was er sieht, der Sternenhimmel sein.
“Weißt du noch”, fragt sie, “als wir das erste Mal zusammen hier waren?”
“Du mochtest den Wald!”
Sie lacht. “Ich fand witzig, dass ihr immer Datsche sagtet.”
“Du warst die erste Frau, die ich mit hierher genommen habe. Da wussten meine Eltern, dass es was Ernstes ist!”
Es ist noch hell und im Haus ist es warm. Er legt zwei Scheite Brennholz nach, geht in die Küche, kocht einen Kaffee und steckt zwei Haferkekse in die Tasche seines Schlafanzugs, setzt sich wieder in den Schaukelstuhl und schaut der Schneedecke hinterm Fenster beim Wachsen zu.
“Wir hatten es gut!”, sagt er. “Wir hatten uns!”
“Ein paar Mal war es aber ganz schön knapp!”
“Das stimmt”, sagt er. “Besonders nach Andreas’ Geburt. Ich brauchte eine Weile, um zu akzeptieren, dass du die Kinder mehr liebst als mich.”
“So war es nicht!”
“Du hättest mich gegessen, um die Kinder zu retten.”
“Ich will nicht, dass du dich in den Schnee legst.”
Als es dämmert, wird sie still. Die letzten Scheite brennen herunter. Die Glut erhellt die Hütte, bis sie erlischt. Georg beginnt zu frieren, steht schließlich auf, öffnet die Tür und tritt in seinem Schlafanzug auf die kleine, überdachte Terrasse.
“Scheiße”, sagt er, zieht zischend Luft durch die Lippen und geht wieder rein.
Im Bett zieht er die Decke über den Kopf, weint und hält die Augen geschlossen. Er spürt Elma sich von hinten an ihn schmiegen, wagt nicht zu atmen und schläft ein.

Am nächsten Morgen fallen noch immer dicke Flocken. Die Schneedecke hinter dem bodentiefen Fenster reicht bis über Georgs Knie. Über den Bademantel hat er den Parka gezogen. So kocht er einen Kaffee, isst auf dem Sofa zwei Haferkekse dazu, die Wolldecke über die Beine gelegt.
“Das Brennholz ist alle”, sagt er. “Ich muss gar nicht rausgehen, um zu erfrieren. Mit meiner Hüfte schaffe ich es sowieso nicht durch den Schnee bis zum Schuppen. Und erst recht nicht zurück.”
“Es ist genug Holz im Haus”, sagt sie.
“Das Haus bleibt, wie es ist!”
Im Schlafanzug legt er sich aufs Bett, Bademantel und Parka hat er auf dem Sofa gelassen, Elmas Decke hat er sorgsam auf ihrer Bettseite hergerichtet. Er verschränkt die Hände hinterm Kopf und stellt sich vor, er läge draußen im Schnee und schaute in den asphaltgrauen Himmel. Am ganzen Körper hat er Gänsehaut, die Muskeln zittern, um sich selbst zu wärmen.
“Der Schrank ist aus Buchenholz”, hört er sie sagen.
“Selbst wenn”, sagt er, “den krieg ich doch nicht in den Ofen und die Säge ist im Schuppen.”
“Die Schubladen?”
Draußen fallen Schneeflocken vom Himmel. Was, wenn sie fallen, bis nichts anderes mehr sein wird als Weiß? Es gibt keinen anderen Ort, an dem er sein will, wenn die Zeit aus der Welt fällt.
“Du hast Recht”, sagt er, steht auf und nimmt zwei Schubladen mit in den Wohnraum. Das Kleinholz zündet er mit Holzwolle an, stellt zwei Bretter Buchenholz in die Flammen und lächelt, als sie zu lodern beginnen. Er ist hier mit Elma, während draußen die Welt versinkt.

“Weißt du noch …”, sagt sie. Er hat einen Kaffee gekocht, zwei Haferkekse in die Tasche seines Schlafanzugs gesteckt und sich wieder auf den Schaukelstuhl gesetzt.
“… wir waren hier schon einmal eingeschneit!”
“Jeden Tag habe ich Schnee geschippt wie ein Bekloppter.”
Sie lacht. “Es war toll mit uns; das, was wir hatten …”
“Ich habe Angst, dass es aufhört zu schneien.”
“Es wird wieder Sommer sein und du wirst mit Lorenz und Aike Fußball spielen und mit Lotta Hoppe-hoppe-Reiter. Sie wird auf deinem Schoß sitzen und sagen: “Mal Opa, mal Opa!”, und am Ende des Tages wirst du erschöpft sein. Und glücklich.”
“Das glaube ich nicht.”
“Darauf kommt es nicht an. Leg einfach noch ein bisschen Schublade nach!”
Er geht früh zu Bett, nimmt zwei Haferkekse mit, die er auf den Nachttisch legt. Am nächsten Morgen ist der Himmel blau, die Luft ganz klar bis hin zum Wald. Er atmet tief ein, hält die Luft in seinen Lungen und Elma in seinen Armen.
“Es ist okay. Du heizt den Ofen ein, der Rest wird sich finden.”

Er verfeuert die letzten Schubladen der Kommode, die Türen und Einlegeböden des Schranks sind zu groß, aber die Gartenstühle auf der Terrasse werden geeignetes Feuerholz sein. Er sitzt in Elmas Schaukelstuhl, tauscht Erinnerungen mit ihr aus und immer wieder atmet er tief ein, hält die Luft in den Lungen mit geschlossenen Augen. Manchmal hört er sie in der kleinen Küche werkeln, sie summt vor sich hin und wenn er einen Witz macht, dann lacht sie. Wenn ihn jemand fragte, was für ihn das schönste Geräusch auf der Welt sei, dann würde er sagen: “Elmas Lachen. Es ist vollmundig wie ein im Holzfass gereifter Wein mit einem leichten Keckern darin.”
Am Abend hört er ein Schneeräumfahrzeug bis ins Haus hinein wummern. Am nächsten Morgen ist der Himmel noch immer wolkenlos und die Sonne scheint ins kleine Haus. Am frühen Nachmittag dringen Stimmen von draußen bis zum Schaukelstuhl.
“Ist doch egal,” hört er seine Tochter sagen. “Schaufel einfach weiter! Wir sind doch fast da."
“Na, du hast gut reden." Das ist sein Ältester.
“Gib die blöde Schaufel einfach her!"
“Ob es ihm gut geht?”, hört er seinen Jüngsten fragen.

Georg geht ins Schlafzimmer, zieht den Schlafanzug aus, den er seit der ersten Nacht hier trägt, macht das Bett und packt die Tasche. Er stellt drei Tassen zu seiner auf die Küchenplatte, füllt alle mit gemahlenem Kaffee und setzt Wasser auf. Als das Wasser kocht, hört er die Kinder auf der Terrasse den Schnee von ihren Schuhen trampeln, gießt den Kaffee auf und öffnet die Tür.

 

Hallo @Katta

Man man man, dafür, dass die Challenge zum wohlfühlen sein soll, lese ich ganz schön schwere Texte hier - Sorry, das jetzt Du diesen Kommentar abbekommst :D
Aber so ist das eben, eine Geschichte braucht einen Konflikt, oder etwas ähnliches. Nur Watte fliegt halt weg - da bleibt nix übrig. Insofern: alles gut - musste das in irgendeinem Kommentar nur mal loswerden.

In den frühen Morgenstunden beginnt Georg unter seiner dünnen Bettdecke zu frieren.
Schöner Einstieg - ich hab gleich mitgefroeren :)

Brauche eine Auszeit. Bin im Harz. G.
hihihi. Mal eine andere "Ichreiß aus"-Geschichte :D

Georg lächelt: “Kommt rein. Ich habe Kaffee gemacht!”
Schöner Schluß.

Fazit: Komisches Gefühl: Eigentlich soo ein tolles Lebensende - liebende Familie - alles so, wie man sich es erträumt. Und doch schwingt da diese Traurigkeit mit, die es einem fast unerträglich macht. Toll gemacht.

gern gelesen
pantoholli

 

Moin, moin @Katta,

Dein Text war einfach der nächste in der Kissenburg-Challenge, also auf gehts.
Um es vorwegzunehmen, für mich geht das sehr gut als Wohlfühltext und damit passt er für mich wunderbar in die Challenge. Ich lese da ganz viel Liebe, Erinnerung und Trauer, aber vor allem ganz viel Trost aus der Stimme seiner Frau, sie ist immer noch für ihn da und er schafft es, sich daran aufzurichten. Er wird sie immer im Herzen tragen und sicherlich noch oft ihren Duft und ihre Stimme brauchen, aber er wird es schaffen und für seine Kinder und Enkel da sein, vorallem aber weiter Leben. Da schwang für mich viel zwischen den Zeilen, habe ich wirklich gerne gelesen, nachdem ich erstmal drin im Text war.
Lass mal durch die Zitate hangeln.

In den frühen Morgenstunden beginnt Georg unter seiner dünnen Bettdecke zu frieren. Er sucht Elmas wärmenden Körper neben sich, doch ihr Bett ist leer und kalt, und Georg erinnert sich, wie sein Ältester sie gestern in einer Urne zu Grabe getragen hat.
Den Einstieg empfinde ich als sperrig, hakelig. Da würde ich nochmal schauen. Leider bin ich heute Abend zu kaputt für kreative Vorschläge.

Seine Tochter ging links von ihm, der Jüngste rechts, beide ihn stützend, aus Angst, er könnte zusammenbrechen wie eine alte Scheune.
Auch hier bist Du noch sehr "umständlich", es fühlt sich so "einführend" an.

Matsch quoll unter den Schuhen seines Sohnes hervor und blieb haften. Die Schuhe traten auf eine Wiese und blieben stehen.
Öhm, Nö! Schuhe machen nur in ganz seltenen Fällen etwas selbstständig :-)

Dann war da nur noch Nieselregen, bis seine Tochter ihn mit sich zog durch den Matsch und die Pfützen, vorbei an der Kapelle, durch das Friedhofstor, über die Straße zum Parkplatz ins Auto.
Ab hier wird es für mein Gefühl geschmeidig. Hast Du in einem Zug durchgeschrieben oder sind es zwei Tage?

Gegenüber auf dem Parkplatz von Edeka parkten Menschen ihre Autos und huschten durch den Regen zu den Einkaufswagen. Mit den Fingerkuppen fuhr Georg über die Kerben im Holztisch.
Das ist jetzt der Klassiker. Ich krieg auch oft zu hören, das ich etwas nicht ordentlich einführe oder kein Übergang da ist. Sehe ich bei meinen Texten selten.
Bei anderen natürlich schon eher, also sorry. Aber hier frage ich mich, wie er den Edakaparkplatz beobachtet, wo er doch mit dem afmilientischbeschäftigt ist. Willst Du ihn nicht noch vom Fenster zurücktreten lassen, oder die Gardinen richten, irgendwie vom Fenster zum Tisch kommen?
Den Teil mit dem Tisch finde ich sehr schön, erwärmend, Du holst mich aus der Friedhofssituation, indem Du mir etwas Schönes, Positives zeigst.

Georg legte seine Hand auf die Häkeldecke in der Mitte des Tisches. Die Hand war alt geworden, wie der Rest seines Körpers.
Alles richtig. Ich überleg nur, ob es andersrum besser kling, probiere es vielleichtmal für Dich. Ich meine:
Georg legt die Hand auf Elmas Häkeldecke in der Mitte des Tisches. Seine Hand war alt geworden, wie der Rest seines Körpers.
Warum eigentlich der Zeitensprung?

Eine weiße Porzellankanne mit blauen Punkten hätte auf der Häkeldecke stehen müssen, mit einem Bund frischer Blumen darin.
Das ist für mich als Leserin nicht nachvollziehbar. Was ist der Zwang für die Porzellankanne. Wahrscheinlich ja soetwas wie "Bei Elma hätte ..., oder an jedem anderen Tag, ...

Kurz vor Mitternacht erreichte er den kleinen Bungalow, parkte das Auto an der Straße und stapfte den schmalen Pfad zum Haus durch wattigen, knöchelhohen Schnee. Nun allein im Dunkeln leuchtet die Erinnerung so hell, dass er nicht wegsehen kann: das kleine, dunkle Loch im Rasen, nicht viel größer als der Kopf eines Erwachsenen und eine Urne, die
Und hier hast Du Dich entgültig warm geschrieben. So schöne Sätze, ja, rührseelig, aber schön, passend für mich.

Dann nimmt er doch ihr dickes Federbett und deckt sich zu.
Hier stolpere ich über das "doch" - würde ich etwas erklären, was ihn hindern könnte (oder weglassen)

Seit ihrem Tod war mindestens einmal am Tag eines der Kinder vorbei gekommen, um nach ihm zu sehen, wie nach einem Dreijährigen, der allein im Garten spielte.
Empfindet er das wirklich so, er versteht doch ihre Sorge. Klingt ziemlich hart, vielleicht seine (ihre) sonstige Selbständigkeit betonen.

Er schließt die Augen, atmet Elma ein, und hält sie in den Lungen. Eine warme Hand legt sich sanft auf seine Wange und Georg atmet aus, sagt leise: “Guten Morgen, meine Schöne!”
Ich habe das wirklich als sehr tröstend, sehr vorwärtsgerichtet empfunden, trotz seiner Absicht. Ein schöner Kontrast, ohne aufgesetzt zu wirken.

Eine dicke, weiße Schicht liegt über der Welt und Stille umgibt das kleine Haus, eine Stille so tief, als ob alle Zeit hineingefallen wäre.
:herz:

Er trinkt den Kaffee, isst die Kekse und schaut dem Schnee zu, wie er Zeit und Welt unter sich begräbt. Er hatte Stille gewollt, und er hat Stille bekommen.
das auch. Nur solche Sätze wären Kitsch pur, aber in der Mischung mit seiner Überlegung und der Trauer passt das für mich sehr gut.

Vielleicht wird es aufhören zu schneien, vielleicht wird die Wolkendecke aufbrechen, vielleicht wird das letzte, was er sieht, der Sternenhimmel sein.
Schöne Vorstellung! Ich bin eher kein Selbstmordbeführworter, aber in solchen Fällen erscheint es mir nicht verkehrt, sinnvoll für dne Betroffenen, nachvollziehbar. Umso schöner, wenn es dann eine besserer Lösung gibt.

“So war es nicht!”
“Du hättest mich gegessen, um die Kinder zu retten.”
“Ich will nicht, dass du dich in den Schnee legst.”
Schön, direkt reingegrätscht, nicht abgelenkt. Mag ich!

“Scheiße”, sagt er, zieht zischend Luft durch die Lippen und geht wieder rein.
Haha, ja, ungemütlicher Tot ist nicht schön, ein sehr vernünftiger Mann. Hier ahne ich, das er die Kurve kriegt. Also auch Wohlfühlbereich ...

Er spürt Elma wärmend hinter sich, wagt nicht zu atmen und schläft ein.
Warum wagt er nicht zu atmen? Er mag doch ihren Duft.

Draußen fallen Schneeflocken vom Himmel. Was, wenn sie fallen, bis nichts anderes mehr sein wird als Weiß? Es gibt keinen anderen Ort, an dem er sein will, wenn die Zeit aus der Welt fällt.
:herz:

“Das glaube ich nicht.”
“Darauf kommt es nicht an. Leg einfach noch ein bisschen Schublade nach!”
Ja, sie macht ihm Mut, tröstet ihn, ist für ihn da. Und dennoch lässt Du ihn trauern, finde ich sehr wichtig.

Wenn ihn jemand fragte, was für ihn das schönste Geräusch auf der Welt sei, dann würde er sagen: “Elmas Lachen. Es ist vollmundig wie ein im Holzfass gereifter Wein mit einem leichten Keckern darin.”
Er wird sie immer lieben!

Er stellt drei Tassen zu seiner auf die Küchenplatte, füllt alle mit gemahlenem Kaffee und setzt Wasser auf. Als das Wasser kocht, hört er die Kinder auf der Terrasse den Schnee von den Schuhen trampeln
Und das ist ein wundervolles Ende, Lebensbejahend, ohne Schmalz.
Ich finde, Dir ist da eine schöne Ballance gelungen. Das Leben ist nicht immer toll, oft sogar richtig mies, aber es lohnt dennoch.
Habe ich wirklich gerne gelesen.
beste Wünsche
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Fliege,
hab vielen Dank für deinen Kommentar, wie ein warmer Sommerregen war der, echt schön.

also ich habe mich sehr wohl in deinem Text gefühlt, trotz des Themas.
Ich schreibs wohl bei jedem, der es so sieht, das ich froh drüber bin, dass ich da nicht allein mit bin, also das ich mich da drin wohlfühle(n kann).

Oder sagen wir, wenn ich mich dieses Themas angenommen hätte, wünschte ich, ein ähnlicher Text wäre dabei rumgekommen.
Wow, das ist natürlich ein Hammerkompliment ...

Dieser Bungalow im Harz - ohne Scheiß jetzt - ich war in genau dem auch schon. Im Winterurlaub. Ich schwöre. Jedes Detail hat 1:1 gepasst. Dachte echt schon, ich spinne.
Echt wahr? Hatte deiner auch ein bodentiefes Fenster mit Ausblick zum Wald und einen Ofen? Schick mal die Adresse, ich will da auch hin. War, glaube ich, das letzte Mal mit 12 Jahren im Harz, dabei ist er gar nicht sooo weit weg ... Hier im Norden schneits ja auch irgendwie fast nie ... nächstes Jahr ...

fahrt mal einkaufen, wir schneien ein. Und hier kommt keiner zu räumen. War dann auch so. Und als ich schon auf Arbeit anrufen wollt: Sorry, komm hier nicht weg, hat der Bauer vom Ort mit seinem Traktor ... Hätte er mal gut auch noch zwei Tage warten können mit :D Die drei Häuser die es da gibt, die Leute haben alle noch nen Herd mit Feuer oder nen Propangas-Campingdings stehen, weil denen auch gern mal der Strom für länger ausfällt. Wohnste am Arsch, biste am Arsch :D
Oh Mann, ich war echt lange nicht mehr so richtig im Schnee. Ich hatte am Anfang in der Geschichte auch noch Stromausfall und eingefrorene Wasserleitung drin, dachte aber, das haut ihr mir um die Ohren von wegen unrealistisch. Ich hab da kaum Erfahrungswerte, drum hab ich es dann rausgelassen. Aber siehste, ist gar nicht unrealistisch ...

Einzig die Kekse gingen mir irgendwann auf den Zeiger. Ich versteh schon, dass sich darin die Monotonie spiegeln soll, aber ehrlich, hätte sie auch getan, wenns nicht ganz so oft daher käme. Irgendwann dachte ich: habe ich doch schon begriffen. Will sagen, für mich hatten die sich recht bald totgelaufen.
Haha, ja die Kekse gingen dir auf den Keks. Das war auch echt ne Gradwanderung. Das Beste ist, alle sagen, die sollen was tun, aber ich hab die drin, damit keiner sagt: Ha, was isst er denn die ganze Zeit? Und damit er auch mal aufsteht, sonst würde er doch nur rumsitzen ...

Den letzten Dialog brauche ich nicht. Tut aber auch keinem weh. Ich mag das Ende sehr und hätte mir für diesen Text auch kein anderes gewünscht.
Hach, schön, ich brauche den Dialog schon (noch). Ich hatte ja das Setting schon vor der Challenge im Kopf und hatte überlegt, wie ich das mache, dass Georg nicht mehr zurückkommt, was in der Hütte mit ihm passiert, oder ob ich ne Sci-Fi/High-Tec Geschichte draus mache, aber dann mit dem Challenge-Auftrag Happy End und der Erlaubnis kitschig zu sein, konnte ich mich dann beim Schreiben schön in die Kissen sinken lassen ... Hat Spaß gemacht. Danke euch!
Viele Grüße
Katta

Hallo @MRG,

finde deinen Text außergewöhnlich und er ging mir richtig unter die Haut; allerdings hat er mich stark bedrückt und bei mir kam kein Wohlfühlgefühl auf.
Oje, bedrücken wollte ich mit diesem Texten ja eigentlich niemanden. Das ist wohl total in die Hose gegangen bei dir und ein paar anderen.

Ich habe etwas darüber nachgedacht und ich glaube, dass der Konflikt, die Thematik des Verlustes einfach an sich schon ein K.O. Kriterium für mich bei dieser Challenge ist. Bin einer der Verfechter, dass ich eine Wohlfühlgeschichte von Anfang bis Ende genießen will
[...]
Verstehe mich bitte nicht falsch, deine Fähigkeit bei mir diese bedrckte Stimmung hervorzurufen finde ich sehr beeindruckend, allerdings habe ich hierbei meine Wohlfühl-Kissenburg-Brille auf.
Iwo. Da gibt es ja nix falsch zu verstehen. Tod und Verlust geht bei dir nicht mit Wohlfühlen zusammen, egal wie die Geschichte aufgebaut und erzählt ist (darüber hab ich es ja versucht auszugleichen) ... das kann ich total so annehmen. Ich finde es interessant, wie unterschiedlich die Leser da sind. Die Challenge war für mich eine Geschichte zu schreiben, in der ich mich wohlfühle. Tatsächlich hatte ich da weniger das Augenmerk darauf, worin andere sich wohlfühlen. Ich danke dir sehr, dass du den Text trotzdem gelesen hast und dir Zeit für einen ehrlichen Kommentar genommen hast.
Viele Grüße
Katta

Hallo @bernadette,
auch dir vielen Dank für deinen Kommentar.

ich hatte, unabhängig von der Geschichte, Probleme, mir ein richtiges Bild von Georg zu machen. Der erste Eindruck war ein alter Mann, der von den Kindern gestützt werden muss: unsicher auf den Beinen, hilflos und auf den ersten Blick desorientiert (beim Aufwachen und der Suche nach Elma). Dann die faltige, fleckige Haut. Da hatte ich fast ein Greis vor Augen.
Dann aber kommt ein ganz anderer Eindruck. Er benutzt eine Sporttasche, trägt T-Shirts und hat auch noch ein Handy. Zu alledem fährt er ein paar Stunden nachts im Auto in den Harz, trotz Winterwetter.
Ich wusste nun wirklich nicht, wie ich ihn mir in Statur, Elan und Beweglichkeit vorstellen sollte.
Ja, ich denke, das deckt sich vielleicht ein bisschen mit dem was @RinaWu geschrieben hat, dass es so oder so hätte ausgehen können. Er wird gestützt wegen der Trauer, aber wenn das nicht deutlich wird und du denkst, weil er alt ist, dann muss ich noch mal überlegen. Die faltige, fleckige Haut hat man aber schon mit Ende Siebzig, dafür muss man kein Greis sein, denke ich. Eigentlich ist er ein fitter Typ, ich muss da noch mal grübeln, wie ich das unauffällig setzen kann ...

Für mich war die Geschichte nicht traurig, so komisch sich das anhört, sondern ein folgerichtiger Ablauf.
Ich finde das gar nicht komisch. Ich glaube, das hängt auch ein bisschen damit zusammen, was für ein Verhältnis man zum Tod hat.

Ich bin der Meinung, dass das Thema Tod und der Umgang damit viel zu sehr im Abseits ist und nicht immer als schlecht und schlimm und traurig angesehen werden muss.
Wer trauert, sind die Zurückgebliebenen und die Trauer ist - so hart wie das klingt - reiner Egoismus.
Ich denke nicht, dass Trauer egoistisch ist, sondern einfach eine natürliche Konsequenz. Emotionen haben sich im Laufe der Evolution entwickelt, nicht ohne Grund. So wie das Sterben, das ist ja auch nicht egoistisch, sondern Teil des Universums.

Wenn es Georg mit sich und seiner Situation besser gegangen wäre, zu sterben, wäre das für mich genauso ein gutes Ende gewesen wie die in der Geschichte erzählte.
Ich verstehe, was du meinst. Du siehst den Tod nicht als etwas negatives, was es zu vermeiden gilt, sondern eben als Teil von unser aller Leben. So sehe ich das auch. Allerdings wäre es für mich kein "gutes" Ende gewesen, weil es irgendwie eine Flucht vor seiner Trauer gewesen wäre und positiv ist für mich immer seine Emotionen zu akzeptieren.

Ich finde, du hast die Trauerbewältigung der ersten Tage von Georgs Verlust sehr gut erzählt. Die einzige Nahrung mit den Haferkeksen habe ich nicht hinterfragt, wenn man richtig trauert, hat man auch keinen Hunger und alten Menschen essen sowieso nicht mehr soviel.
Danke, dass du das noch mal geschrieben hast.

Ich finde, du hast ein wichtiges Thema aufgegriffen und da es stimmig insofern war, dass Elma eine alte Frau und es kein dramatischer Tod war (kein junger Mensch, Unfall, Krebs ...), sondern vorauszusehen, sollte man ein ein liebevolles Annehmen der Situation gutheißen. Das kann dann auch zu einer Art Wohlfühlen werden.
Auch hier: Ich sehe es genauso. Es scheint doch ein tolles, lebendiges und erfülltes Leben gewesen zu sein. Ich deute das ja nur an, aber das scheint ja anzukommen. Und wenn ich das am Ende über mein Leben sagen kann, dann bin ich zufrieden. Wenn ich mir das vorstelle, dann fühle ich mich wohl...

Parkplatz parkten - das ist nicht schön.
stimmt. Ändere ich.

Die Kinder nennen ihn Papa - und trotzdem nimmt er G. als Abkürzung?
Ja, hatte erst Papa. Hab mich dann für G. entschieden. Keine Ahnung, Gefühlssache, vielleicht ja wegen der Fürsorge, um da ein bisschen Distanz reinzubringen zu den Kindern.

In dem Zusammenhang finde ich den Vergleich mit einem Kopf sehr komisch, das erzeugt ein sehr skurilles Bild in mir. Mir würde etwas Neutraleres wie Fussball besser gefallen.
Ich weiß was du meinst. Verstehe das total, bin aber selbst noch nicht sicher, ob ich nicht genau dieses skurrile Bild will, weil es ja eben ein Mensch ist, wenn auch in einer Urne ... muss das erst noch mal sacken lassen.

Zweimal die Scheiben, das geht auch geschmeidiger:
So wie ich es lese, finde ich es gar nicht ungeschmeidig...

Rattan
danke!

Das irgendwann am Ende passt für mich da nicht rein.
Das muss ich auch noch mal sacken lassen. Ohne irgendwann fehlt mir im Moment noch was.

Danke fürs Lesen und das Teilhabenlassen an deinen Gedanken dazu.
Viele Grüße
Katta

 

Georg friert und weint zum ersten Mal seit Elmas Tod.

Ein ruhige und wie ich finde gelungene Geschichte über den Verlust eines geliebten Menschen, ohne dass auch nur einmal das Wort „Trauer“ fällt, wie nach der Einleitung zu erwarten wäre (wiewohl ich von „Erwartungen“ eh nix halte, denn i. d. R. können sie nur enttäuscht werden),

liebe Katta,

und so ruhig wie unser Held Georg bleibt, so auch die Autorin – so auch der Harz, wo es – so weit ich weiß – zumindest in Drei Annen und Thale Friedwälder gibt.

Kleinere Flusen wären noch aufzulesen

Nach dem Leichenschmaus im Drei Möwen hat ihn sein Jüngster nach Hause gefahren, ihn ins Haus gebracht und gefragt, ob er bleiben soll.
Klingt sehr nach indirekter Rede – da ist m. E. der Konjunktiv I zu sollen mit Endungs-e zu versehen, um ihn nicht mit dem Indikativ zu verwechseln ...

“Fahr zu deiner Familie”, hat Georg gesagt, …
Klingt der Imperativ nicht nach mehr als einer bloßen Aussage!

Seit ihrem Tod war mindestens einmal am Tag eines der Kinder vorbei gekommen, um nach ihm zu sehen, wie nach einem Dreijährigen, der allein im Garten spielte.
„vorbeikommen“ ein Wort

Er hatte Stille gewollt, und er hat Stille bekommen.
Gezeitenwechsel: Er hat … gewollt, dan ginge auch zügig "Er hat Stille gewollt und Stille bekommen."

Er legt zwei Scheite Brennholz nach, geht in die Küche, kocht sich einen Kaffee und steckt zwei Haferkekse in die Tasche seines Schlafanzugs, setzt sich wieder in den Schaukelstuhl und schaut der Schneedecke hinterm Fenster beim Wachsen zu.
...
Er hat sich einen Kaffee gekocht, zwei Haferkekse in die Tasche seines Schlafanzugs gesteckt und sich wieder auf den Schaukelstuhl gesetzt.
Braucht es des Reflexivpronomens bei einer einzigen Person außer beim „sich wieder setzen“?

Wenn ihn jemand fragte, was für ihn das schönste Geräusch auf der Welt sei, dann würde er sagen:
fragte – würde sind Konjunktiv II, da wäre es konsequenter statt Konj. I „sei“ Konj. potentialis „wäre“ zu nutzen. Das Bedingung setzende „wenn“ allerdings ermöglicht den Indikativ: „Wenn ihn jemand fragt, was für ihn das schönste Geräusch auf der Welt ist, dann wird er sagen: ...“/alternativ „dann sagt er“ ..

“Ob es ihm gut geht?”KOMMA hört er seinen Jüngsten fragen.

Hier
“Kommt rein. Ich habe Kaffee gemacht!”
bitte Satzzeichen tauschen – Kommt …! Ich habe ...

Wie dem auch wird,
gerngelesen vom

Friedel

 

Hallo @pantoholli,
hab vielen Dank für deinen Kommentar.

Man man man, dafür, dass die Challenge zum wohlfühlen sein soll, lese ich ganz schön schwere Texte hier - Sorry, das jetzt Du diesen Kommentar abbekommst :D
Aber so ist das eben, eine Geschichte braucht einen Konflikt, oder etwas ähnliches. Nur Watte fliegt halt weg - da bleibt nix übrig. Insofern: alles gut - musste das in irgendeinem Kommentar nur mal loswerden.
Hach ja, ich glaube, jeder fühlt sich halt in etwas anderem wohl. Ich bin bei dem Text nur von mir ausgegangen und "leicht und bekömmlich" ist nicht mein Ding. Da denk ich an Brokkoli und den wollte ich nicht lesen.

hihihi. Mal eine andere "Ichreiß aus"-Geschichte :D
hehe, tatsächlich. So hab ich das noch gar nicht gesehen.

Toll gemacht.
Vielen Dank und liebe Grüße
Katta

Hallo @greenwitch,

Um es vorwegzunehmen, für mich geht das sehr gut als Wohlfühltext und damit passt er für mich wunderbar in die Challenge. Ich lese da ganz viel Liebe, Erinnerung und Trauer, aber vor allem ganz viel Trost aus der Stimme seiner Frau
Da bin ich froh!

Den Einstieg empfinde ich als sperrig, hakelig. Da würde ich nochmal schauen. Leider bin ich heute Abend zu kaputt für kreative Vorschläge.
Hier weiß ich nun gar nicht, was du meinst? In einem anderen Kommentar wurde was ähnliches geschrieben. Ich weiß aber nicht, was genau hakelt und sperrt. Ich denke, dass es eigentlich recht klar ist, was da wann und wie passiert. Also wenn du noch mal Zeit hast, schreib gerne, wo es für dich hakt. Oder meinst du es gar nicht vom Verständnis, der Verortung her? Meinst du den Rhythmus? Ja, da hab ich wirklich viel rumprobiert, weil ich auch nicht zufrieden war, es immer noch nicht bin, aber besser als so hab ich es halt nicht hingekriegt.

Auch hier bist Du noch sehr "umständlich", es fühlt sich so "einführend" an.
Ja, es ist ja natürlich auch eine Einführung. Die eigentliche Geschichte beginnt ja erst in der Hütte. Vielleicht ist das auch etwas, was du oben meinst, dass es hakelt, also vielleicht meinst du die Rückblende. Da hab ich eigentlich drauf gewartet, dass jemand sagt, das mit der Rückblende sei blöd. Ich wollte aber die Geschichte in der Hütte erzählen. Ich hatte auch versucht auf dem Weg zur Beisetzung einzusteigen, das wäre dann aber mehr Text geworden und war dann irgendwie nicht, was ich wollte. Darum hab ich es dann doch bei der Rückblende belassen, damit konnte ich das so relativ schnell einführen. Dadurch ist es eigentlich Infodump, einfach um den Leser zu orientieren, ich denke, das merkst du da wohl irgendwie.

Öhm, Nö! Schuhe machen nur in ganz seltenen Fällen etwas selbstständig :-)
Da geht es um ja um seine Wahrnehmung, dass er eben nur Schuhe sieht, sich daran festhält mit seinem Blick ... darum lass ich das erstmal so.

Ab hier wird es für mein Gefühl geschmeidig. Hast Du in einem Zug durchgeschrieben oder sind es zwei Tage?
Der ist nicht so leicht geflossen der Text, das warn ein paar mehr Tage tatsächlich ;-) Und am Anfang hab ich immer wieder rumgedoktort ...

Das ist jetzt der Klassiker. Ich krieg auch oft zu hören, das ich etwas nicht ordentlich einführe oder kein Übergang da ist. Sehe ich bei meinen Texten selten.
Bei anderen natürlich schon eher, also sorry. Aber hier frage ich mich, wie er den Edakaparkplatz beobachtet, wo er doch mit dem afmilientischbeschäftigt ist.
Ich hatte erst drinnen, dass er sich an den Tisch setzt, dem Fenster gegenüber und auf die Straße schaut. Autos waren drin und Fußgänger usw. Dann dachte ich, dass es vielleicht auch ohne diese Info klappt, dass Lesern klar ist, dass er vom Tisch aus, aus dem Fenster zum Edeka Parkplatz gegenüber schaut. Da bin ich echt auf Rückmeldung angewiesen. Ich hab da jetzt noch mal was mit Fenster eingefügt.

Georg legt die Hand auf Elmas Häkeldecke in der Mitte des Tisches. Seine Hand war alt geworden, wie der Rest seines Körpers.
Warum eigentlich der Zeitensprung?
??? Kein Zeitensprung. Georg legte die Hand und seine Hand war alt ...

Das ist für mich als Leserin nicht nachvollziehbar. Was ist der Zwang für die Porzellankanne. Wahrscheinlich ja soetwas wie "Bei Elma hätte ..., oder an jedem anderen Tag, ...
Ja, genau so wie du es liest ... Die hätte da stehen müssen ... das ist ja sowas wie Trotz ... Ich will nicht, dass Elma tot ist. Da muss die Porzellankanne hin, damit alles normal ist.

Hier stolpere ich über das "doch" - würde ich etwas erklären, was ihn hindern könnte (oder weglassen)
Also eigentlich steckt in dem "doch" sehr viel drin, wenn das wegfällt, fällt halt einfach viel der Emotionen weg, es fällt genau das weg, was ihn hindert ihr Bett zu nehmen und was ich in diesem einen Wort finde.

Empfindet er das wirklich so, er versteht doch ihre Sorge. Klingt ziemlich hart, vielleicht seine (ihre) sonstige Selbständigkeit betonen.
Ich denke, er ist genervt. Das sollte es ausdrücken. Die Frage ist: tut es das?

Ich habe das wirklich als sehr tröstend, sehr vorwärtsgerichtet empfunden, trotz seiner Absicht. Ein schöner Kontrast, ohne aufgesetzt zu wirken.
Wie schön, das freut mich zu lesen.

Warum wagt er nicht zu atmen? Er mag doch ihren Duft.
Er hat Angst, dass sie verschwindet ... Muss noch mal gucken, er hält ja immer die Luft in den Lungen, weil er ihr dann am nächsten ist. Das sind halt so Momente, dachte, das würde hier klar werden ...

Ich finde, Dir ist da eine schöne Ballance gelungen. Das Leben ist nicht immer toll, oft sogar richtig mies, aber es lohnt dennoch.
Ja, genau. Bei aller Plackerei und allem Schmerz ist es doch auch schön...

Habe ich wirklich gerne gelesen.
Danke, das freut mich sehr.
Viele Grüße
Katta

Lieber @Friedrichard,
vielen Dank auch dir für deinen Kommentar. Wie nett, dass du in all den Challenge Texten vorbeischaust.

Ein ruhige und wie ich finde gelungene Geschichte über den Verlust eines geliebten Menschen, ohne dass auch nur einmal das Wort „Trauer“ fällt
Danke, das freut mich.

Klingt der Imperativ nicht nach mehr als einer bloßen Aussage!
Och du, mit denen hatte ich echt einen Kampf an diversen Stellen. Ändere ich, danke dir. Auch all die anderen Dinge, die du aufgelistet hast.

Gezeitenwechsel: Er hat … gewollt, dan ginge auch zügig "Er hat Stille gewollt und Stille bekommen."
Hier habe ich eine Frage: Das "Er hatte Stille gewollt" bezieht sich auf die Zeit zu Hause, bevor er in den Harz gefahren ist, sollte es da nicht Vorvergangenheit sein? Die Stelle "er hat Stille bekommen" bezieht sich dann auf die Zeit im Harz.

Braucht es des Reflexivpronomens bei einer einzigen Person außer beim „sich wieder setzen“?
Da sagst du was, da sind so einige die ich noch streichen kann und werde. Danke!

fragte – würde sind Konjunktiv II, da wäre es konsequenter statt Konj. I „sei“ Konj. potentialis „wäre“ zu nutzen. Das Bedingung setzende „wenn“ allerdings ermöglicht den Indikativ: „Wenn ihn jemand fragt, was für ihn das schönste Geräusch auf der Welt ist, dann wird er sagen: ...“/alternativ „dann sagt er“ ..
Und dann noch eine Frage hierzu. Ich will es schon beim Konjunktiv lassen: Also wenn ihn jemand fragen würde, würde er sagen. Und weil das indirekte Rede ist, dachte ich es sei Konj.I. Also: Wenn ihn jemand fragen würde: Was ist für dich das schönste Geräusch auf der Welt?", dann würde er sagen: ... Und da das "ist" doch indirekte Rede ist, muss es doch "sei" sein, oder? Ich finde, diese Version auch einfach am schönsten, darum frage ich, ob es Geschmackssache ist oder tatsächlich falsch, weil das soll es natürlich nicht sein. Vielleicht hast du ja noch mal Lust und Zeit vorbeizuschauen.

Danke dir und
viele Grüße
Katta

 

Gezeitenwechsel: Er hat … gewollt, dan ginge auch zügig "Er hat Stille gewollt und Stille bekommen."

Hier hastu, liebe Katta,

eine Frage:

Das "Er hatte Stille gewollt" bezieht sich auf die Zeit zu Hause, bevor er in den Harz gefahren ist, sollte es da nicht Vorvergangenheit sein? Die Stelle "er hat Stille bekommen" bezieht sich dann auf die Zeit im Harz.
Aber was ist die „vollendete“ Gegenwart anderes als etwas „Vergangenes“? Wenn ich nach Göttingen, Uerde oder Not und Elend vom Pott aus losfahre gegen 22 Uhr und morgens – je nach Straßenzustand – gegen 4 Uhr ankomme, bin ich am Vortage losgefahren und am frühen Morgen angekommen, was ja zudem noch sparsamer mit den Verben umgeht als jeder Gezeitenwechsel.

Du kannst aber das Problem umgehen durch temporale Wörter (gestern, heute, morgen, da[zu]mal),
das Modell des historischen Futur (statt „ich werde morgen kommen“ schlicht „ich komme morgen“) gilt tendenziell für die anderen Zeitformen auch.

... fragte – würde sind Konjunktiv II, da wäre es konsequenter statt Konj. I „sei“ Konj. potentialis „wäre“ zu nutzen. Das Bedingung setzende „wenn“ allerdings ermöglicht den Indikativ: „Wenn ihn jemand fragt, was für ihn das schönste Geräusch auf der Welt ist, dann wird er sagen: ...“/alternativ „dann sagt er“ ..
Du dazu:
Und dann noch eine Frage hierzu. Ich will es schon beim Konjunktiv lassen: Also wenn ihn jemand fragen würde, würde er sagen. Und weil das indirekte Rede ist, dachte ich es sei Konj.I. Also: Wenn ihn jemand fragen würde: Was ist für dich das schönste Geräusch auf der Welt?", dann würde er sagen: ... Und da das "ist" doch indirekte Rede ist, muss es doch "sei" sein, oder? Ich finde, diese Version auch einfach am schönsten, darum frage ich, ob es Geschmackssache ist oder tatsächlich falsch, weil das soll es natürlich nicht sein. Vielleicht hast du ja noch mal Lust und Zeit vorbeizuschauen.
KLar kann Konj. II verwendet werden, wenn Konj. I gar nicht auffällt (es gibt Verben, da sind Prät. und KOnj. II identisch, folglich eine "würde-Konstruktion" schon erzwungen wird, wenn sich der UNterschied nicht aus dem Text selbst erklärt.

Du musst beim Konjunktiv mindestens drei Dinge beachten (insbesondere, weil zunehmend auch fürs einfache Futur „würde“ missbraucht wird [weil es scheinbar dem engl, nachgebildet ist, als wäre nicht schon in der Nationalhymne der Konjunktiv ohne „would“, denn warum vermisst keiner von diesen Klugscheißern, dass schon in der ersten Zeile „God save the Queen“ lautet und nicht „God saves the Queen“?

Konj. I ist vom Ursprung her die Form des Protokolls, also der Zeuge sagt/behauptet, es sei so und so, lässt also schon einiges offen – kommen aber Zweifel auf, kann es selbst in Protokollen zum Kon. II kommen, der überhaupt nix mehr mit den Zeitformen zu tun hat, sondern Wahrscheinlichkeiten aufzeigt wie die Wahrscheinlichkeitsrechnung in der Mathematik, von 0 (Konj. irrealis) unmöglich bis 1 (Konjunktiv potentialis) wirklich, zumindest nicht unmöglich -
kurz, Lüge und Wahrheit, Ich gewöhn mir langsam an zu empfehlen, Karl Kraus zu lesen. Keine bange, der hat sich nämlich als Satiriker (!) jenseits der Grammatiker mit sprachlichen Fragen beschäftigt und die m. E. besten Erklärungen zum Konjunktiv gegeben (und zur Einführung mach ich mal Reklame für die Rezension der Fackel hierorts und somit des Gesamtwerkes). Einfach mal die Suchfunktion nutzen, Karl Kraus + Konjunktiv eingeben. Natürlich darfstu auch meine Rezension lesen ...

Tschüss und schönes Wochenende

Friedel

 

Hallo @Katta ,

schon so viel geschrieben zu deinem schönen Text. Ich kann mich vielem anschließen. Für mich ist das Interessante, dass es eine Story ist, die auch wirklich von einem älteren Autoren(!) geschrieben sein könnte. So etwas Gemütliches und doch Resolutes zwischen den Zeilen. ‚Würde‘ könnte man es vielleicht nennen.
Die Thema Tod und Alter sind zeitlos, aber auch der Umgang damit und das Empathische daran.

Er sucht Elmas wärmenden Körper neben sich, doch ihr Bett ist leer und kalt

Finde es sprachlich verwirrend, dass hier von „ihrem Bett“ gesprochen wird als lägen sie nicht im selben. Schon klar, dass das ein großes zusammengerücktes ist. Aber ich würde „ihr Teil des Bettes“ schreiben.

Nach dem Leichenschmaus im Drei Möwen

Finde interessant, wie positiv das ‚Leichenschmaus‘ bei mir anklingt. Als würde der Prot sich diese Dinge in seinem Vokabular bereits auf einer Mikroebene erträglich reden.

Habe ich gerne gelesen, Katta. Ruhige, stimmige Story.

Viele Grüße
Carlo

 

Ach Mönsch, lieber @Carlo Zwei, da hab ich ja meine Antwort und meinen Dank an dich total vertüddelt. Hat mich sehr gefreut, deinen Nachzügler-Kommentar zu lesen, klar, ist ja auch so schön positiv ;) Ja, "ihre Seite des Bettes" ist wohl klarer. Hab deinen Weitermacher gelesen, vielleicht schaff ich ja noch mal einen Gegenbesuch.
So long, Katta

 

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