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Das amputierte Seelenstück

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20.08.2006
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Das amputierte Seelenstück

Das amputierte Seelenstück

Das Neonlicht in der Tiefgarage flackerte in unbeständigem Zucken. Sebastian hatte bereits vier Stunden in einer der dunklen Ecken zwischen den Luxuswagen, die nach Geld und Erfolg stanken, gewartet. Sein Entschluss stand fest und war unumstößlich. Lediglich ein Zufall hätte ihn von seinem Vorhaben noch abbringen können. Doch an diesem Abend würde er keine Zufälle oder widrige Umstände zulassen. Zusammengekauert hockte er an einer der Wände in der Ecke, unerkennbar im Verborgenen. Und er wartete, wartete ab, um gebührend das einzufordern, was ihm die Firma und vor allem der Geschäftsführer gestohlen hatten. Paul Zeger war Mitte dreißig, Geschäftsführer eines international florierenden Transportunternehmens und ein Bilderbucharschloch, wie der beste Autor ihn sich nicht besser hätte ausdenken können. Sein Gewissen hatte er schon in frühen Jahren ad Acta gelegt, um leichten Herzens über die Leichen der Gefallenen gehen zu können, die ihm auf seinem Weg nach oben in die Quere kamen. Mittlerweile waren diese Gestalten jedoch für ihn nichts weiter, als tote Gegenstände, die er nicht mehr beachtete oder bestenfalls nur flüchtig und ohne Gefühlsregung wahrnahm. Innerhalb von zwei Jahren, hatte er die Führung im Unternehmen übernommen und delegierte seine Angestellten seitdem nach Belieben. Er sah sich als Kapitän eines Schiffes, das unter seinem Kommando stand. Widerworte, wie auch eine Meuterei würde er unter keinen Umständen zulassen und Diejenigen bestrafen, die versuchten einen Aufruhr einzuleiten. Niemand, absolut Niemand würde ihn von seinem Posten verdrängen und keine Person dürfte es wagen seine Kompetenz und Qualität anzuzweifeln. Ebenso wie er gerne jeden Monat zusah, wie sein Konto aufgefüllt wurde, machte es ihm mindestens genauso viel Vergnügen Schwächere und vor allem Neue im Unternehmen auf seine ihm eigene Art emotional unter Druck zu setzen und dann regelrecht fertig zu machen. Vor allem, wenn er eine eventuelle Konkurrenz befürchtete stach er bereits in den ersten Tagen verbal und psychisch auf die Person ein. Und bisher hatten sich Alle entweder seiner Macht unterworfen oder hatten den Rückzug angetreten. Dies war auch in Sebastians Fall gewesen. Der junge Studierte hatte versucht durch ein Praktikum in dem gut bekannten Betrieb Fuß zu fassen, was ihm allerdings nicht gelungen war. Schon nach vier Tagen hatte er vor Paul Zeger, seiner Art mit Menschen umzugehen, kapituliert und sich zurückgezogen, indem er das Praktikum und damit eine mögliche Chance auf einen guten und zukunftsträchtigen Job, beendete. Es war bereits der fünfte Abend, am dem er darauf wartete diesen Menschen noch einmal, ein letztes Mal, zu treffen und das von ihm einzufordern, was ihm während seines kurzen Aufenthalts genommen wurde. Und es gab nur eine Möglichkeit diesen Verlust auszugleichen. Immer wieder hatte er sich gefragt, während er Stunde um Stunde ausharrte und wartete, ob ihn nicht der Mut verlassen würde, wenn es tatsächlich zu der finalen Begegnung kommen würde. Er wollte es schnell hinter sich bringen und vielleicht würde er sogar einen Rückzieher machen, wenn es tatsächlich zu der Gelegenheit kommen sollte.

Sebastian hantierte nachdenklich am Griff des Baseballschlägers herum. Er hatte sich dazu entschlossen vorsichtshalber eine Waffe mitzunehmen. Zuerst zog er ein Messer in Erwägung, entschied sich aber dann für den Holzknüppel, der seiner Meinung nach nicht sofort lebensgefährlich verletzte aber trotzdem viel Schaden an einem Menschen anrichten konnte. Außerdem lag es nicht in seiner Absicht den Mann umzubringen. Lediglich das, was er ihm genommen hatte, wollte er sich wiederholen, um unbeschwert weiterleben zu können. An den Abenden in denen er in der Tiefgarage lauerte, hatte Sebastian sich überlegt und ausgemalt, wie es wohl sein könnte, wenn er ihm allein gegenüber stünde. Er stellte sich vor, was er sagen und tun würde und wie dieses Arschloch sich verhalten und reagieren könnte. Mit dem Baseballschläger klopfte er gegen die Wand der Tiefgarage, dann gegen einen Autoreifen und dann leicht gegen das Blech der Nobelkarosse. Nachdem er aufgestanden war, entschloss er sich etwas herumzulaufen, um die Nervosität oder die Angst abzuschütteln, die in seinen Gliedern und in seinem Kopf steckte. Dabei schwang er immer wieder den Schläger mit festem Griff. Diese Waffe beruhigte ihn, gab ihm Zuversicht und Vertrauen in sich selbst. Er brauchte dieses Instrument der Überlegenheit, der Macht, das ihn in eine vorteilhafte Position bringen würde. Denn das, was er beabsichtigte, sollte deutlich für seinen Feind und klar und unmissverständlich für den Geschäftsführer Zeger erkennbar sein. Schließlich würde es an diesem Abend keine Kompromisse geben. Genauso wenig durfte Sebastian auch nicht den geringsten Funken an Mitleid zeigen. Immerhin hatte auch er keines erfahren. In den vergangenen Tagen war ihm dieses Subjekt entwischt und regelrecht durch die Lappen gegangen. Entweder hatte dieses Arschloch viel zu früh das Büro verlassen, oder verließ gemeinsam mit einigen Angestellten das Gebäude. Meistens begleitete ihn noch der Prokurist des Unternehmens, Brian Swirowski. Dieser Mann glich seinem Vorgesetzten in vielen Dingen. Doch eines konnte er auf alle Fälle um ein vielfaches besser. Er verstand es, wie kein anderer, sich bei wichtigen Leuten beliebt zu machen, indem er ihnen ohne Vorwarnung und ohne Vaseline derart in den Hintern kroch, dass er mühelos schmecken konnte, was diese gerade im Mund kauten. Dieser Paradearschkriecher schwirrte immer um den Geschäftsführer herum und erzählte ihm mit Vorliebe, welche der Angestellten nicht produktiv waren, oder was sie über andere Mitarbeiter oder gar den Chef sagten und dachten. Doch an diesem Abend hatte Sebastian ein gutes Gefühl. An diesem Abend würde er erfolgreich sein und sich das Stück Ich zurückholen, das ihm auf grausamste Weise entrissen worden war. Während er in der Tiefgarage auf und ab tigerte, warf er immer wieder einen Blick auf Zegers Auto, einen dicken Mercedes, dessen Preis wahrscheinlich noch über dem lag, was ein Durchschnittsmalocher in sechs oder acht Jahren verdiente. Mehrmals überkam ihn der Gedanke schon mal an dem Fahrzeug eine Generalprobe mit dem Schläger zu vollführen. Doch die Logik und möglichen Folgen vor dem, was passieren könnte, wenn er darauf einschlug, hielt ihn zurück. Wahrscheinlich war dieser Wagen mit den modernsten Formen von Alarmanlagen geschützt, die bei der kleinsten Berührung an Glas oder Karosserie gleich losheulten. Stattdessen hatte er eine bessere Idee, die ihm helfen könnte die Atmosphäre für den Showdown zu etablieren. Mit ein paar Schlägen zerstörte Sebastian die Neonlampen auf diesem Teil des Parkdecks, so dass man direkt vom Treppenausgang, der in die Tiefgarage führte, in eine totale Dunkelheit tauchte. Die Glas und Plastikscherben lies er unter den Autos verschwinden. Dies könnte ein großer Vorteil sein, denn seine Augen würden sich schon bald an die Finsternis gewöhnen und er würde klar und deutlich jede Bewegung wahrnehmen können, während ein Anderer für die ersten Moment beinahe blind herumtapsen würde. Lediglich ein schwaches, grünliches Licht, das auf den Notausgang verwies, strahlte noch in einem zarten Schein. Ansonsten hatte Sebastian sich eine fabelhafte Umgebung erschaffen, die ihm Deckung und Anonymität bot und ihn und seine Waffe für eine gewisse Zeit unerkennbar machen würde. Die Tiefgarage hatte keine Überwachungskameras, die ihn enttarnen könnten oder sonstige Sicherungsdienste. Nicht einmal einen Wachdienst gab es, der die Ein- und Ausfahrt kontrollierte. Allem Anschein nach wähnten sich die Herren in den oberen Etagen des Gebäudekomplexes sehr sicher.

Eingehüllt in der schwarzgrauen Tiefgarage hockte er sich erneut in eine Ecke zwischen zwei Chrysler und lehnte sich gegen die Wand. Nach einigen Minuten tropften kleine, durchsichtige Perlen auf den Betonboden. Sebastian musste unweigerlich an die Zeit denken, die er bei der Firma als Praktikant verbracht hatte. Die Erinnerungen und Bilder jener Tage voller Schmerz und Selbstzweifel brachten ihn zum weinen. Das Geschehene würde er nicht rückgängig machen können. Jedoch würde er sich das Stück seiner selbst wiederbeschaffen, das ihm Paul Zeger genommen oder womöglich entrissen hatte. Seine Psyche und seine Seele hatten in diesen vier Tagen sehr gelitten und die entstandenen Risse brauchten einige Wochen, bis sie einigermaßen geheilt waren. Man hatte in ohne Vorwarnung ins kalte Wasser geworfen. Dies war wohl ein übliches Prozedere mit Neuen oder mit Praktikanten, die sich die Aussicht auf eine mögliche Arbeitsstelle erhofften. Es waren Aufgaben, deren Sachlage der unerfahrene Praktikant nicht bewerkstelligen und eigenständig lösen konnte. Es waren Gebiete, auf denen er sich nicht auskannte und nicht wusste, was von ihm verlangt wurde. Mit Ordnern voller Rechnungen, Fakturierungen und Bestellungen sowie Verträgen kämpfte er am ersten Tag. Doch wusste er weder wie, noch wogegen. Und jedes Mal, wenn Sebastian einen der Mitarbeiter fragte oder um Hilfe bat, kam Paul Zeger, dessen Büro gleich gegenüber lag, rein gerannt und raunzte ihn an er solle seine Angestellten nicht von der Arbeit abhalten. Als weder am ersten, noch am zweiten Tag irgendein Fortschritt erkennbar war, fragte der Praktikant kleinlaut beim Geschäftsführer nach, ob er ihm eine Hilfestellung geben könne. Denn die Aussage „Dies ist jetzt Ihr Aufgabengebiet. Sehen Sie zu, dass es läuft. Ich erwarte von Ihnen Ergebnisse und einen reibungslosen Ablauf“ war in Sebastians Augen etwas wenig Inhalt mit noch weniger Sinn, als er sich durch den Wust an Papieren wühlte. Zeger würgte den jungen Menschen immer schnell ab, als er offensichtlich schon beinahe flehend um Hilfestellung bat. „Sie haben doch studiert. Sie können doch den Professor nicht nach der Lösung der Aufgabe fragen. Sehen Sie zu. Und nun an die Arbeit“. Dies trieb den Praktikanten schon ein gutes Stück an den Rand der Verzweiflung. Weder wusste er, was er machen sollte, noch wie. Und einen Schubser in die richtige Richtung wollte man ihm auch nicht geben. In den nächsten Stunden hatte er sich gefragt, ob das überhaupt richtig war, was er hier machte. Er fragte sich, warum er herkam und sich diesem Druck überhaupt aussetzte. Ein Ziel konnte er nicht erkennen. Instinktiv wunderte er sich, wie diese Firma überhaupt Gewinne einfuhr. Irgendwie kam es ihm vor, als ruderten Alle in verschiedene Richtungen. Ebenso verstand er nicht, warum viele der Beschäftigen bis in die späten Abendstunden blieben, obwohl sie nichts zu tun hatten. Wahrscheinlich wollten sie den Geschäftsführer mit ihrem Fleiß und ihrer Loyalität gegenüber der Firm beeindrucken und ihm zeigen, dass sie alles zum Wohle des Unternehmens, das an erster Stelle stand, zu tun bereit waren. Sebastian wusste, dass das Geschäftsleben und die Berufswelt wie ein Dschungel war, in dem man sich jeden Tag beweisen musste und an dem es ums nackte Überleben zu kämpfen galt. Und wer diesem Druck und Stress nicht standhalten konnte, der wurde regelrecht aufgefressen. Am dritten Tag kam Zeger im Verlauf des Vormittags zu ihm und überreichte ihm zwei weitere Ordner mit Unterlagen und drei Bücher. Der Praktikant hatte bis dato immer noch nicht verstanden, was er mit den Zahlen, den Unterlagen und Verträgen machen sollte. Er wusste nicht, ob er sie prüfen, erfassen oder bearbeiten oder einfach sortieren und abheften sollte. Auch wusste er nichts von einem Erfassungssystem oder von einem Programm, das er mit den Daten hätte füttern können. Sebastian hatte das Gefühl ein Puzzle zusammensetzen zu müssen und er hatte noch nicht einmal zwei Teile gefunden, die zueinander passten. „Erledigen Sie das. Ich beauftrage Sie mit der Abfertigung unserer Transporte für den Bausektor. Dies hat oberste Priorität und muss noch diese Woche erledigt werden“ hatte Zeger ihm gesagt, nachdem er die Unterlagen einfach in die Hand gedrückt hatte. „Aber ich habe da ein kleines Problem, ich verstehe nicht ganz, was genau meine Aufgabe hier ist. Können Sie mir nicht vielleicht sagen, wer mir dabei helfen könnte?“, hatte Sebastian kleinlaut gefragt, nachdem erneut eine hohe Welle an Selbstzweifel und harter Melancholie in seinem Kopf gebrandet war. „Ich will nichts von Problemen oder Ausflüchten hören. Nomen ist Omen – schauen Sie in die Unterlagen rein und klären Sie den Fall. Wir sind doch hier nicht im Kidergarten. Sie sind doch ein Studierter, die können das doch oder? Bis Ende der Woche will ich Ergebnisse sehen, oder fühlen Sie sich etwa mit dem Bisschen überfordert? Man hat Ihnen im Studium doch auch nicht das Händchen gehalten, nicht wahr? Hier heißt es nicht über die Welt und ihre Situation sinnieren, sondern arbeiten und Ergebnisse erzielen. Für Theoretiker, die zu viel Anlauf brauchen, gibt es in meinem Unternehmen keinen Platz – also an die Arbeit. Von einem studierten Menschen erwarte ich, dass er sich mit den Problemen auseinandersetzt und sie schnell und akkurat löst. Und wenn Sie Ihre Arbeit hier nicht schaffen, dann nehmen Sie sie eben mit nach Hause und arbeiten abends und an den Wochenenden weiter. Da gilt es eben auch des Öfteren die Finger von der Freundin zu lassen und sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren – und jetzt fangen Sie endlich an“. Sebastian war nach diesen herben Worten sehr den Tränen nah gewesen, denn er wusste genau, dass er dies nicht bewältigen konnte und schon gar nicht in der Kürze der Zeit. Er wusste nicht, wie er vorgehen sollte und worin seine Aufgabe bestand, geschweige denn mit welchem Ergebnis er aufwarten sollte. Dazu machte sich noch eine dicke Blockade in seinem Kopf breit, die es ihm verwehrte auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ebenso waren seine Logik und seine Konzentration völlig am Ende und lagen genauso blank, wie seine Nerven. Kurz nachdem Zeger das Büro verlassen hatte, grub er seine Hände tief in sein Gesicht, schluckte und schluchzte ein paar Mal und versuchte seine Gefühle nicht ausbrechen zu lassen. Die Angst, die Zweifel an der eigenen Stärke und Fähigkeit und die verlorene Selbstbeherrschung, der fröhliche Optimismus sowie das einstige Selbstbewusstsein waren aus Sebastians Gesicht und seinem Geist gewichen oder ausradiert worden. Dies konnte Zeger deutlich erkennen, als er nur wenige Sekunden später erneut zu ihm herein trat und der Praktikant verschreckt zu ihm herauf blickte. Ein gefälliges und zufriedenes Grinsen war auf Zegers Lippen zu erkennen und verdeutlichte das Ergebnis der Situation in der sich beide befanden. Der Geschäftsführer hatte es wieder einmal geschafft, hatte erneut den Willen eines jungen Menschen gebrochen und ihn bis zum Rand der Verzweiflung und Selbstaufgabe getrieben. Jetzt brauchte er ihn einfach nur noch anzustubsen und er würde schreiend in den Abgrund fallen, den Zeger erschaffen hatte. Auch Sebastian wusste, dass er gescheitert, gestürzt war und versagt hatte. Er hatte sich nicht behaupten können und der höhnische Blick des Geschäftsführers jagte eine ekelhafte Bitterkeit durch seine Glieder. Selbstgefällig und in süffisantem Tonfall sagte Zeger, dass er vergessen habe die Bücher, die er mitgebracht hatte zu erwähnen. „Damit Sie etwas besser in der Welt des Transportunternehmens zurecht kommen, habe ich Ihnen einige Lektüren mitgebracht, die Sie sich ansehen sollten Herr Praktikant. Lesen Sie eifrig, damit Sie endlich Ihren Hintern hoch bekommen. Aber seien Sie versichert, ich werde sie testen und abfragen, ob Sie die Bücher auch wirklich studiert haben“. Nach diesem kleinen Stubser, der für den Praktikanten den Todesstoß bedeutete, verließ er das Büro und hob auf dem Flur die Arme zu einer Siegerpose empor. Was für ein Teufelskerl. Er hatte es wieder einmal geschafft. Keiner konnte ihm das Wasser reichen. Es konnte nur noch wenige Tage oder gar Stunden andauern, bis der ehemalige Student freiwillig das Handtuch werfen würde. Oh ja, keiner hier konnte ihm das Wasser reichen. Er war unantastbar, unfehlbar und obendrein der Regent und heroische König über sein kleines, eigen geschaffenes Reich – eine heile Welt, in der er die Spielregeln bestimmte, anpasste und sogar änderte, wenn ihm danach beliebte. Hier war Zeger die Nummer eins, unumstößlich und gleich einem Gott, der über das Schicksal seiner Untertanen täglich aufs Neue entschied. Und er hatte schon vor Jahren großen Gefallen an seiner Rolle gefunden und würde sie um nichts in der Welt freiwillig wieder abgeben. Sebastian verzog sich nach diesen Momenten der Enttäuschung auf die Toilette und blieb dort für über zwei Stunden, in denen er weinte und nachdachte, erneut weinte und die Bilder und Worte in seinem Verstand abspulte. Nach den Tränen folgte ein rasendes Herzklopfen, ein immenser Blutdruck, der ihm die Röte ins Gesicht trieb, ein flauer Magen, den er entleerte und weiche Knie sowie zitternde Hände und klappernde Zähne, umschlossen von bebenden Lippen. Nach der vergangenen Zeit auf der Toilette waren ihm mehrmals die Beine eingeschlafen und er beschloss in der kleinen Kabine etwas auf und ab zu laufen. Dies beruhigte ihn und Sebastian konnte nach den vergangenen Stunden endlich wieder klar denken. Und er fasste einen Entschluss. Er musste gehen, soviel stand fest. Andernfalls würde er hier zugrunde gehen und zusammenbrechen und womöglich würde er hier derartige Schäden davontragen, von denen er sich vielleicht nie wieder würde richtig erholen können. Es tat ihm leid, dass er aufgeben musste und sich zurückziehen würde, doch eine Alternative kam für ihn nicht in Frage. Die Abendstunden waren schon angebrochen und die ersten Mitarbeiter hatten die Büroräume bereits verlassen. Sebastian ordnete seinen Schreibtisch, legte alle Unterlagen sorgfältig hin, schnappte sich die Bücher, die Zeger ihm vorbeigebracht hatte und marschierte ohne Umwege in sein Büro. Das was hier in den wenigen Tagen abgelaufen war, hatte nichts mit einem Test, einem Beweis seiner Standhaftigkeit oder dem eigenständigen Lösen einer Aufgabe zu tun. Sebastian wurde klar, dass man beziehungsweise der Geschäftsführer ihn hier nicht haben wollte. Vielleicht hatte er sogar Angst vor Konkurrenz oder fühlte sich auf irgendeine Weise durch ihn bedroht. Was es auch war, Sebastian war der Grund gleichgültig. Er hatte seine Entscheidung für sich und sein weiteres Leben gefällt und konnte gut damit leben. „Sollen die ihren Scheiß doch hier ohne mich machen, dafür ist mir meine Zeit und mein Leben zu schade. Verarschen und mich demütigen zu lassen habe ich nicht nötig. Nicht einmal gegen gute Bezahlung würde ich hier freiwillig arbeiten wollen“ – dies waren Sebastians Gedanken, bevor er das riesige Büro des Geschäftsführers betrat. Ohne anzuklopfen trat er einfach herein und sah, wie der Mann im Ledersessel noch schnell die Beine vom Schreibtisch zog, bevor er sich zu ihm herumdrehte und einen fragenden Blick aufsetzte. „Ich bringe Ihnen Ihre Bücher zurück“, sagte Sebastian mit gleichgültigem Ton. Zeger streckte seine Hände aus, nahm die Bücher an sich und schlug das erste auf. Irgendwo in der Mitte des Wälzers hielt er an. „Nun, da Sie offensichtlich damit durch sind, wollen wir doch mal sehen, was Sie so gelernt haben“, sagte Zeger und setzte sein höhnisches Grinsen auf. „Welche Prinzipien sind die wichtigsten beim Cargoverkehr innerhalb der EU-Staaten?“, fragte er den Praktikanten. Sebastian überlegte kurz, ob er sich auf dieses Spielchen einlassen sollte und entgegnete dann schnell, dass er es nicht wisse. „Welche Vorschriften gilt es bei der Frachtabfertigung von flüssigen Gütern auf dem Wasserweg zu beachten? Damit meine ich vor allem die Zollvorschriften“, machte Zeger weiter. „Keine Ahnung“ erhielt er als Antwort. „Das ist ja nicht viel, was Sie da in Ihrem Kopf unterkriegen“. „Kann sein“, entgegnete der Praktikant. „Nun dann müsste Ihnen j klar sein, das eine solche Leistung in meinem Unternehmen nicht tolerierbar ist, nicht wahr?“. Zeger schlug das Buch zu und wollte gerade mit seinen Psychospielchen loslegen. Er wollte dem Praktikanten Schuldgefühle einjagen, dass es hier immerhin um seine Zukunft ging und auch ein Job für ihn hier drin wäre, doch dazu kam es nicht. Sebastian hob kurz die Hand, zuckte mit den Schultern und erklärte kurz, dass Zeger sich einen neuen Praktikanten suchen solle, denn er würde jetzt gehen und morgen, den Rest der Woche und überhaupt nicht mehr wiederkommen. Der Geschäftsführer wusste nur allzu gut was sich hier abspielte, setzte dennoch einen ungläubigen und fragenden Gesichtsausdruck auf und entgegnete Sebastian, dass er sehr enttäuscht sei und dachte, dass er sich hier beweisen wolle. „Dann fordere ich Sie auf wenigstens ihren Angefangenen Aufgeben hier bei uns zu beenden, danach können Sie von mir aus gehen“ erklärte der Geschäftsführer. Sebastian klopfte mit dem Zeigefinger mehrmals gegen die Stirn. „Nein, das ist nicht drin. Machen Sie es doch selbst oder überlassen die Aufgaben jemand anderem. Außerdem hab ich was Besseres als das hier gefunden“. „Na dann viel Erfolg bei Ihrer neuen Tätigkeit“, wünschte Zeger ihm. Beide wussten, dass dies eine Lüge war und Sebastian weder die Aussicht auf eine Arbeitsstelle, noch auf ein anderes Praktikum hatte. Ebenso waren Zegers Worte nicht aufrichtig gewesen, denn im Grunde war es eine Bestätigung für ihn wieder einmal siegreich gewesen zu sein. Ohne weitere Wortverluste ging er hinaus, verließ Zegers Büro und die gesamte Etage. Als er den Hauptein- und Ausgang erreicht hatte, drehte er sich nicht um. Aber er wusste, dass er wiederkommen würde; wiederkommen, um das zurückzuholen, was ihm der Geschäftsführer gestohlen hatte. Und Sebastian war wiedergekommen. Zwar lag es nicht in seiner Absicht die Büroräume zu betreten, geschweige denn irgendeinen der Angestellten anzutreffen, dennoch war er an den Ort zurückgekehrt, der ihn an so viel Kummer und Schmerz erinnerte. Die einzige Gnade, die er sich und dem Menschen, der ihn förmlich dazu gezwungen hatte zurückzukehren, bereiten konnte, war eine rasche Umsetzung seiner Absichten. Draußen musste es bereits anfangen zu dämmern, als der ehemalige Praktikant auf sein Handy starrte und es daraufhin abschaltete. Es wäre wirklich zu ungemein dumm und plump gewesen, sollte gerade in dem Moment das Telefon ein Geräusch von sich geben, in dem Zeger das Parkdeck betrat. Womöglich würde ein eingehender Anruf oder eine Nachricht zu diesem ungünstigsten Zeitpunkt den Mann noch warnen oder ich gar in unnötige Beunruhigung versetzen. In fremden Augen mochte Sebastians Handeln oder seine Absicht ein willkürlicher Akt simpler Rache eines gedemütigten oder schwachen Geistes darstellen. Doch der junge Mensch wusste nur allzu gut, warum er hier in der Dunkelheit lauerte, warum er sich seit vielen Tagen abwartend und in Geduld übend immer wieder hier versteckt hatte. Seine Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt und der einstig schwarze Schleier hatte sich anfangs zu einem bläulichen Grau gewandelt und war schließlich zu einem bleichen Anthrazit oder einem fahlen Meeresblau abgeebbt. Sebastian konnte jeden Umriss, jedes tote Ding, das hier, ebenso wie er, ausharrte, in der Tiefgarage deutlich erkennen. Auch sein Gehör hatte sich in den vergangenen Stunden geschärft und erlaubte es ihm jedes auch noch so winzige oder unbedeutende Geräusch exakt zu erkennen und dessen Richtung, aus der es kam, zu deuten. Egal, ob es sich dabei um das Schließen einer Tür im Flur handelte oder das Surren des Aufzugs oder um das Trippeln der Schritte von Männern oder Frauen, die im Flur die Treppen benutzten. Gelegentlich zuckte Sebastian zusammen, als ein Auto sich dem Parkdeck näherte und der Motorenlärm beharrlich näher kam. Dann zwängte er sich immer, so weit es ging, in die Ecke, in der er hockte, hinein, um nicht womöglich von den Scheinwerfern erfasst zu werden. Es waren vier oder fünf Adrenalinschübe dieser Art, die ihn aus seinen Gedanken rissen und im ersten Augenblick seine Hände und Beine verkrampfen ließen und ein Gefühl großer Übelkeit in seinem Magen verursachten. Immer wieder befürchtete er im entscheidenden Moment zu versagen und Zeger einfach davonkommen zu lassen, wenn sich ihm endlich die Gelegenheit, auf die er hier wartete, böte. Nach einer kurzen Zeit vernahm Sebastian mehrer Schritte und Stimmen, die aus dem Flur herkamen. Es handelte sich um Gewirr aus mindestens zwei bis drei weiblichen und mindestens einer Männerstimme. Sebastian schnürte sich die Kehle unbarmherzig zu, als er darüber nachdachte, dass Zeger sich in Begleitung einiger Angestellten befand. Diese Situation würde ihn, ohne dass er auch nur die geringste Ahnung davon hätte, vor einem letzten Aufeinanderstreffen mit dem ehemaligen Praktikanten bewahren. Der Geschäftsführer würde sich von den Menschen, die mit ihm in die Tiefgarage gekommen waren, um für diesen Tag das Arbeitsleben zu beenden, verabschieden, in seinen Wagen steigen und ihm einfach davonfahren. Sebastian biss die Zähne zusammen und presste seine Fäuste gegen den Kopf, als die Tür aufging und die Gruppe in wildem Klatsch und Tratsch, in belanglosem Geschwafel und sinnlosem Gerede in die Dunkelheit des Parkdecks trat. Es waren drei Frauen und ein Mann, die in vorgetäuschtem Gelächter, falscher Zuneigung und aufgesetzter Fröhlichkeit ihre überflüssige Konversation einstellten und an die Decke starrten. Sebastian hielt sich die Ohren zu, denn er wollte nicht ihre überflüssigen Stimmen, ihre nutzlosen Worte mit anhören müssen. Sich reckende Köpfe, deutende Arme und Hände, bewegende Lippen und sich abwechselnd öffnende und schließende Münder musste er mit ansehen, ehe die wertlosen Menschen ihre Fernbedienungen für ihre Autos hervorholten. Für einen kurzen Augenblick, als die Blinklichter der Wagen kurz aufflackerten und ihren Besitzern Einlass gewährten, hätten sie ihn, der in der Dunkelheit kauerte, erkennen können. Doch stattdessen setzten sich die vier Angestellten in ihre Nobelschlitten und fuhren ihren Weg nach Hause. Sebastian hatte schnell erkannt, um wen es sich da handelte. Die Leiterin der Marketingabteilung und ihre Assistentin, die Abteilungsleiterin der Auslandstransporte und das zweitgrößte Arschloch der Firma, der Prokurist – sie alle hatten weder die Spuren gesehen, die der ehemalige Praktikant hinterlassen hatte, um den Vorteil der Dunkelheit nutzen zu können, noch ihn selbst bemerkt, wie er in lauernd und angewidert ihrer Anwesenheit in einer Ecke hinter mehreren Wagen wartete. Erst, nachdem das letzte Aufbrausen des Motors verklungen war, nahm Sebastian die Hände von seinen Ohren weg, umklammerte den Holzschläger und genoss die Stille und Abgeschiedenheit. Er schüttelte sich angesichts des mentalen Gestanks, den die vier Angestellten in seinem Kopf hinterlassen hatten und wägte für sich und diesen Abend nur zwei noch verbleibende Möglichkeiten ab. Die Chancen standen fifty fifty, dass er Zeger noch antreffen und dass dieser allein das Parkdeck betreten würde. Noch fünf Wagen schliefen ruhig in der Tiefgarage, von denen jeder und keiner das Gefährt des Geschäftsführers sein konnte. Ein Porsche Cayenne, ein Volvo XC90, zwei S-Klasse Mercedes und ein Chrysler Crossfire warteten auf fünf gut positionierte und allem Anschein nach auch sehr gut verdienende Männern und Frauen. Der ehemalige Praktikant konnte leider nicht zuordnen, welcher Typ Auto Zegers Neigung entsprach, tippte allerdings instinktiv auf den Cayenne. Vielleicht war der, für einen Mann etwas klein und rund geratene Geschäftsführer, eher ein Fan großer und prestigeträchtiger Wagen mit vielen PS unter der Motorhaube. Männer oder auch Frauen, die solch ein Luxusschlitten ihr Eigen nannten, hatten Sebastians Ansicht nach immer ein Bedürfnis ihr Ego dadurch aufzumotzen oder versuchten durch diese materiellen Dinge sogar irgendetwas zu kompensieren.

Etwas mehr als eine Stunde war vergangen und die Abendstunden begangen bereits ihren lautlosen, rhythmischen Takt zu schlagen, als die Tür des Treppenhauses leise und beinahe vorsichtig geöffnet wurde. Sebastian kniff die Augen zusammen, denn hatte er weder die Schritte der Person, noch irgendein anderes Geräusch vernommen, das einen weiteren Besucher auf dieser Parkebene angekündigt hatte. Stumm und regungslos stand die Gestalt in der Tür und schien die Gegend zu beobachten oder abzuwarten. Es musste sich definitiv um einen Mann handeln schloss Sebastian. Doch er konnte das Gesicht nicht erkennen, da die Gestalt zu weit entfernt war und nicht weiter, als einen schwarzen Schatten darstellte. Sekunden verstrichen und Sebastian hatte verstanden, was hier vor sich ging. Der Mann hatte blitzschnell die Situation erkannt und wartete an der Türschwelle des Treppenflures ab, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Allem Anschein nach versuchte die Person die Gegend abzutasten. Dieser Mann war gar nicht so dumm und Sebastian war sich ganz sicher, dass es sich nur um die eine Person handeln konnte, auf die er so lange gewartet hatte. Sebastian umklammerte den Schläger mit festem Griff und aller Kraft, bis seine Handknöchel fahl und blass hervortraten. Noch immer stand die Gestalt an der Schwelle und rührte sich nicht. Sebastian zog sich langsam, vorsichtig und lautlos hinter einen der Wagen zurück und wartete ab. Durch diese Aktion verlor er zwar die Tür aus den Augen, sorgte aber gleichzeitig dafür, dass der Mann ihn nicht entdecken konnte, auch wenn er schon sehr bald viel klarer durch die Dunkelheit würde sehen können. Er schloss die Augen und verließ sich allein auf sein feines Gehör. Seine Atmung und auch sein eigener Herzschlag war nun alles, was er hören konnte. Zwei, vielleicht auch drei Minuten vergingen, in denen die Zeit und das Leben stillzustehen schienen. Dann waren leise Tritte von Absätzen zu hören. Sebastian vermutete, dass der Mann zuerst mit der Verse auftrat und dann langsam und so leise er nur konnte, sein Gewicht auf den Rest seiner Füße verlagerte. Es war eine Art vortasten in die Finsternis und in die Ungewissheit hinein. Nur fünf oder sechs Schritte war der Mann vorgetreten und stand nun noch dich am rettenden Ausgang und spähte zu seinem Wagen hinüber. Es folgte eine Pause unverzeihlicher Stille, dann wieder einige Schritte und eine erneute Pause. Sebastian schätzte, dass Zeger nun mitten in der Parkebene stand und nun direkten Kurs auf seinen Wagen nehmen würde. Der ehemalige Praktikant öffnete seine Augen und wagte einen kurzen Blick hinter dem Auto hervor, hinter das er sich zurückgezogen hatte. Es war, wie er vermutet hatte. Zeger stand inmitten des Parkdecks und schaute wie ein nervöses Tier in sämtliche Richtungen. Anscheinend traute dieser miese Bastard der Situation nicht, in der er sich jetzt befand. Sebastians Atem beschleunigte sich, sein Herz begann von einer Sekunde auf die andere zu rasen und in seinem Kopf entfachte ein tosendes Trommelfeuer. Denn dies war der Moment, auf den er gewartet und hingearbeitet hatte, für den er sich abgemüht und den er herbeigesehnt hatte. Er durfte ihn um keinen Preis in der Welt verrinnen oder ihn einfach vorbeiziehen lassen. Und der durfte in diesem Augenblick nicht die geringste Spur von Mitleid oder Erbarmen zeigen. Letztendlich war er nur aus einem einzigen Grund hierher gekommen – um sich das fehlende Stück seiner selbst wiederzuholen. Gewalt und nichts als nackte Gewalt war immer noch die beste Methode sich etwas wiederzuholen, das einem genommen oder entrissen worden war. Es durfte nun kein Zaudern, kein Zögern geben, durfte keine Resignation und keine Aufgabe und vor allem keinerlei Schmerzen jedweder Art geben, von denen er sich hätte heimsuchen oder übermannen lassen können. In den nächsten Sekunden würde Zeger seinen Wagen per Fernbedienung öffnen, einsteigen und einfach wegfahren, ohne zu wissen wovor oder vor wem er in dem Moment eigentlich entkommen war. Sebastian kroch auf den Knien langsam um den Wagen herum und war jetzt knappe zehn Meter etwas seitlich hinter Zeger, der dem Frieden immer noch nicht zu trauen schien und den Bereich um seinen Porsche auf irgendwelche Verdächtigkeiten hin absuchte. Dann griff er in seine Hosentasche. Er bemerkte nicht, wie sich eine Gestalt hinter ihm in der Dunkelheit aufrichtete. Zeger fingerte an einem Schlüsselbund herum, ein klirrend, klapperndes Geräusch der Schlüssel ertönte und kurz darauf blitzten die vier orangenen Lichter des Cayenne auf. Zeger legte die wenigen Schritte hastig zurück und hatte bereits die Hand am Türgriff. Sebastian blieb wie angewurzelt stehen, vermochte nicht einmal zu atmen. Er hatte die Gelegenheit verpasst, hatte den Moment, auf den er so lange und sehnsüchtig gewartet hatte, einfach verstreichen lassen. Nur noch ein paar Sekunden und Zeger würde einsteigen und ihm einfach davonfahren. Die Tür des bulligen Porsche ging auf und im Innenraum erleuchteten die Lampen. Sebastian stocke aufgrund seiner Tatenlosigkeit erneut der Atem und eine Mischung aus Staub und Sand befüllte seine Kehle, die sich hart und ausgedörrt anfühlte. Er stand jetzt gute zehn Meter unmittelbar hinter dem Mann, der sich daran anschickte das Gelände für diesen Tag zu verlassen. Die beinahe wie versteinert wirkende Gestalt in der Dunkelheit sah die Bewegung des Mannes, wie er seinen Körper in den Sitz wuchten wollte. Zeger hatte gerade etwas nach unten gebeugt, um sein rechtes Bein in den Fahrersitz gleiten zu lassen, als es passierte. Der Besitzer des Porsches blieb wie von einem Blitzschlag getroffen stehen. Sein Körper wurde von einer Taubheit und einem Schrecken erfüllt, der ihn die Urängste und das Bangen um das eigene Leben spüren ließ. Dumpfe Glieder und ein verwirrter Kopf wichen einem Zittern in Beinen und einem Gefühl prallen Ekels in Magen und Mund. Hinter ihm war ein gewaltiger Urschrei grollenden und tosenden Donners erklungen. Es war ein Aufschrei von entsetzlicher Macht und Grausamkeit, das jedem Menschen die pure Angst durch Körper und Geist jagte. Der Geschäftsführer wusste nicht, was ihn in seiner derzeitigen Position verharren ließ. Weder vermochte er in seinen Wagen einzusteigen, noch das Gegenteil davon zu tun. Dann erklangen Schritte, hastig und unbarmherzig näher kommend. „Oh mein Gott, es ist hinter mir“ waren Zegers Gedanken. Einzig erlaubte es ihm sein vor Angst erstarrter Körper seinen Kopf etwas herumzudrehen, um nachzusehen, was oder wer da auf ihn zugelaufen kam. Sebastian hatte seine Gefühle, seine gesamte Verfassung zu einem einzigen Laut fokussiert und ihn dem Mann, den er so sehr verabscheute, zugebrüllt. Jetzt durfte er keine Zeit verlieren und musste den Moment der Überraschung, den er geschaffen hatte, auskosten. Wie von einer starken, fremden Macht getrieben und geleitet, rannte er auf Zeger zu. Kurz, bevor er ihn erreicht hatte, drehte sich der Mann um. Weit aufgerissene Augen und ein Schrei blanken Entsetzens, der allerdings in der Kehle des Mannes versiegte, war das, was noch erkennbar war, bevor ein heftiger und harter Schlag an den Kopf des Mannes erfolgte. Zeger spürte, wie er zu Boden fiel. Er fühlte, wie sein Kopf zu klingeln begann und wie die Umgebung mit dem spärlichen Schein der Innenraumbeleuchtung seines Wagens verschwommen und verzerrt wirkte. Dann ergriff jemand sein Handgelenk und zerrte ihn aus und vom Wagen weg. Er hörte, wie die Tür des Porsches zuklappte. Er versuchte sich aufzurichten, doch ein weiterer und noch ein weitere und dann ein erneuter Schlag, der seine Beine und seinen Rücken traf. Der Geschäftsführer schrie auf, fuchtelte mit seinen Armen, strampelte mit den Beinen in der Dunkelheit auf dem Boden herum. Er schlug und trat, holte und schlug aus und schrie. Er schrie, wie ein altes Waschweib, wie ein Kind, wie ein Tier, das in eine brutale Falle getreten war. Sebastian stand nun über dem Mann und holte mit seinem Knüppel aus. Er konnte dieses jämmerliche Bild heulenden Gezeters nicht mit anhören. Zwei Schläge trafen die Kniegelenke, ein weiterer den linken Unterarm. Als Zeger erneut vor Schmerz und Wut aufschrie, verpasste die dunkle Gestalt über ihm einen wilden Hieb geradewegs ins Gesicht. Ungestüm und wild, gnadenlos und willkürlich fuhr der Schläger immer wieder auf Zegers Kopf hinunter, bis aus dem Geschrei ein Winseln und aus den stöhnenden Lauten ein sanftes Röcheln wurde. Als der wilde Tanz fürs erste abgeklungen war und der Rhythmus und Takt sich verlangsamte und die brutale Musik endlich aufhörte zu spielen, sah Zeger ein Gesicht, wie es sich zu ihm herunter beugte. „Na los, wischen Sie sich das Blut aus den Augen und dann schauen Sie mich an, damit Sie erkennen und wissen, wer Ihnen diesen schönen Abend beschert“. Sein gesamter Körper schmerzte, war durchdrungen von einer allmächtigen, nicht enden wollenden Qual, die sich nicht nur auf seine Glieder beschränkte, sondern auch seine Psyche, seinen Geist heimsuchte. Mühsam hoben sich seine vibrierenden Arme und seine zitternden Hände zu seinem Gesicht hoch und verteilten die klebrige Flüssigkeit aus seinen Augen, die von weiter oben her herabgeströmt kam, seine Haare verklebte und seine Haut mit einem dickflüssigen, warmen Rot einfärbte. Nachdem der Geschäftsführer einigermaßen klar sehen konnte, dauerte es einige Momente, bis er erkannte, wer sich zu ihm herab gebeugt hatte und er begriff, was hier geschah. „Sie?“, fragte Zeger ungläubig. „Warum tun Sie das? Was wollen Sie von mir?“, fragte er in einem unterwürfigen Ton. Insgeheim verfluchte er diesen Jungen, der sich angemaßt hatte diese Tat an ihm zu vollbringen. Er hasste ihn und hätte ihm am liebsten seine Frechheit mit gleicher Münze heimgezahlt oder noch schlimmeres angetan, wenn er nur die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Sein Blick glitt auf den Schläger in der Hand des ehemaligen Praktikanten und Zeger wusste, dass er hier mitspielen musste, um den offensichtlich Wahnsinnigen nicht noch zusätzlich zu reizen. Mit den richtigen Worten, etwas rhetorischem Geschick und einer guten Strategie, würde es ihm vielleicht gelingen, den Jungen davon abzubringen oder sogar den Spieß zu seinen Gunsten umzudrehen. Der häretische Junge war nun ganz nah zu ihm herunter gekommen und flüsterte mit ruhiger Stimme ihn sein Ohr. „Es freut mich, dass Sie mich wieder erkannt haben. Immerhin ist es nicht ganz so lange her, nicht wahr? Ich muss Ihnen doch nicht etwa den Grund meines Kommens und meiner Tat, die noch nicht zu Ende gebracht ist, ausführlich erklären? Dafür haben wir keine Zeit, wie Sie sicherlich verstehen werden. Außerdem haben Sie den heutigen Abend selbst zu verantworten. Aber seien Sie unbesorgt, ich bin nur gekommen, um mir etwas wiederzuholen. Etwas, das Sie mir gewaltsam während meiner Zeit hier entrissen haben und das ich unbedingt wiederhaben will – und ich werde es von Ihnen bekommen, ob Sie wollen, oder nicht! Selbst, wenn ich es aus Ihrem Kopf, aus Ihrem Herzen, Ihrer Seele herausprügeln muss!“. Zeger verstand nicht, was hier vor sich ging, was dieser kümmerliche Praktikant von ihm wollte. Doch er wusste, wie er sich der Situation angemessen zu verhalten hatte. Auf unerwartete Hilfe, die in diesem oder einem späteren Augenblick diese abstruse Szenerie entdecken würde, konnte er nicht zählen. Er musste den Wahnsinnigen, der zu allem fähig zu sein schien, in Sicherheit wiegen. „Wenn es Geld ist, das Sie wollen, dann gebe ich es Ihnen. Nehmen Sie meinen Wagen, ich überlasse Ihnen meinen Porsche. Oder wenn es der Job ist, den Sie unbedingt wollen, dann können wir noch mal in Ruhe darüber reden“. Damit, was als Antwort folgte, hatte der Geschäftsführer nicht gerechnet. Ein schallendes und grausames Gelächter erfolgte, das unablässig auf ihn herunter schallte. „Nein, diese Dinge sind nicht mehr von Bedeutung. Nicht mit Geld, einer adäquaten Position oder sonstige materielle Dinge sind es, die hier eine Rolle oder Bedeutung spielen. Jetzt ist es an mir zu unterrichten. Und ich denke wir werden diese Lektion so lange wiederholen, bis Sie begriffen haben worum es hier geht. Es ist mehr, als ihr mickriger Verstand und ihr kümmerlicher Intellekt anscheinend aufzunehmen vermag. Ich will es wiederhaben und ich werde nicht eher Ruhe geben, bis ich es wiedererlangt habe!“. Dem Geschäftsführer verblieb nicht einmal mehr die Zeit den Gedanken, der ihm in diesem Moment durch den Kopf schoss, vollends und klar in seinem Kopf zu formulieren, als erneut der Holzknüppel rigoros auf ihn hernieder fuhr. Es hatte etwas Morbides, etwas Grausames und Bedauernswertes zugleich, was sich an diesem Abend in der Tiefgarage zwischen dem Geschäftsführer und seinem ehemaligen Praktikanten abspielte. Abscheu, Hemmung und Ekel vor der eigenen Tat waren bereits vor Minuten, als der erste Schlag erfolgte, bei Sebastian verklungen. Jetzt schlug er gnadenlos auf den Mann ein, der ihn derart gedemütigt und beraubt hatte, bis seine Arme schwer und lahm wurden. Acht Schläge und Zegers Hände und der linke Oberarm waren bereits gebrochen. Fünfzehn Schläge und seine Kniegelenke würden nie wieder den gleichen Dienst tun können wie zuvor. Zweiundzwanzig Schläge später spürte er, wie seine rechte Schulter zersplitterte. Zeger war der Ohnmacht nahe. Neunundzwanzig Schläge und seine Organe drohten ihre Funktion aufgrund der zahlreichen Hiebe einzustellen. Sein gesamter Körper, durchdrungen von einem immerwährenden Höllenschmerz, brachte nicht mehr die Kraft auf sich zu schützen oder zu wehren. Dann erfolgte eine Pause. „Nein, Herr Geschäftsführer, so funktioniert das nicht. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Sie spielen ja überhaupt nicht mit. Wir sind in der ganzen Zeit keinen Deut weiter gekommen. Sie sind doch ein erfolgreicher und renommierter Geschäftsmann in leitender Position und dennoch nichts weiter, als ein widerwärtiges Subjekt, nicht weiter als Abschaum. Eine unwürdige Kreatur, die nur auf die Primärreize reagiert und auch danach handelt. Verstehen Sie denn nicht? Ich will endlich Ergebnisse sehen! Sie sind doch der Geschäftsführer des Unternehmens und von Ihnen kann ich doch wohl erwarten, dass Sie sich zusammenreißen und endlich Ergebnisse erzielen!“. Zeger nahm die Worte, die nur noch sporadisch und bruchstückhaft zu ihm durchdrangen, stark verzerrt und wie in Zeitlupe wahr. Sein Gesicht war ein einziger Klumpen geschwollenen Fleisches geworden. Weder konnte er etwas sehen, noch sich in irgendeiner Weise bewegen oder ein sonstiges Lebenszeichen andeuten. Sebastian schaute auf das Elend jenes Menschen, das er hervorgebracht, und dessen Fassade er zerstört hatte. Regungslos lag er vor ihm, schlicht, auf das gröbste menschlichen Daseins dezimiert. Es war ein grauenhafter Anblick. Erneut beugte er sich zu dem Geschäftsführer herunter und musterte das, was von seinem Gesicht übrig war. Er fasste in die geschwollenen Augenlieder und presste sie mit aller Kraft hoch, so dass er dem Mann in die Augen blicken konnte. Der Körper zuckte bei diesem schmerzhaften vorhaben in regelmäßigen Ausstößen. Dann sahen sich Beide tief in die Augen und der ehemalige Praktikant sah endlich das, wonach er so sehr begehrte. Und er sah den Punkt, an den er gekommen war. Er konnte nun nicht mehr zurück und er wusste, dass er das, was er sich wiederholen wollte, nur dann bekommen würde, wenn er die Sache hier zu Ende brachte. „Jetzt verstehen wir uns, nicht wahr Herr Geschäftsführer? Jetzt können Sie endlich, und womöglich auch das erste Mal in Ihrem kümmerlichen Leben, eine gute Tat vollbringen und mir das zurückgeben, was Sie mir auf so grausamste Weise entrissen haben – auch, wenn Sie es unfreiwillig tun werden. Glauben Sie nicht, dass Irgendjemand Sie vermissen wird. Nicht einmal erinnern wird man sich an Sie oder an ihre Taten. Sie sehen doch ein, dass dies der richtige Weg für Sie ist, den Sie mit meiner Hilfe endlich beschreiten können. Und ich werde genauso barmherzig zu Ihnen sein, wie Sie es zu mir waren!“. Sebastian hatte den Punkt, an dem es keine Wiederkehr, keinen Rückzug mehr gab, bereits überquert. Jetzt hatte er nur noch das Ding vor Augen, das er um Alles in der Welt zurückverlangte – und er ging den letzten, entscheidenden Schritt darauf zu. Er positionierte sich wie ein Golfspieler über Zegers Kopf, der nun zu seinen Füßen und zwischen seinen Beinen lag. Schwungvoll holte er weit aus und landete den Treffer seines Lebens, ein Hole-in-one, ein Paradeschlag göttlicher Vernunft und menschlicher Sehnsucht, den er niemals würde vergessen. Der Kopf des Mannes platzte durch diesen gewaltigen Hieb mit einem trockenen Knacken auf und eine dunkle Fontäne ergoss sich aus der Öffnung und verteilte das Innenleben über den kalten Asphalt. Im selben Moment, in dem Zeger den Lebensweg verließ, kehrte das fehlende Stück von Sebastians Seele zu ihm zurück. Erleichtert und zufrieden atmete er auf, tief durch und genoss den Augenblick, den er sich geschaffen hatte. Doch es war noch nicht vorbei. Obwohl der Geschäftsführer nun tot vor ihm lag, wollte er ganz sicher gehen. Den Griff des Schlägers fest umklammert schlug er erneut auf den Kopf des Toten ein. Er schlug und wütete, roh, ungezwungen und ohne irgendwelche Gedanken. Immer wieder sauste die Spitze des Knüppels hernieder und brandete mit brachialer Wucht und Gnadenlosigkeit gegen den zertrümmerten Schädel. Sebastian schlug so lange mit all seiner Kraft und all seiner Liebe zu, bis kein Kopf mehr da war, nur noch eine geleeartige Masse aus Knochen, Haut, Muskeln und den Innereien. Erst jetzt war es perfekt, war es vollkommen und konnte für beendet erklärt werden. Entkräftet aber glücklich ließ der ehemalige Praktikant sein Werk zurück und trat den Weg hinaus aus der Dunkelheit an. Nach so langer Zeit konnte ihm endlich wieder ein Lächeln über die Lippen kommen, denn jetzt war er wieder gesund, heil und vollkommen ganz.

 

G'nabend Punisher!

Ich bin durch. Geschafft. Fix und fertig und foxi und was noch alles ... Aber erst einmal: Herzlich Willkommen auf KG.de, der schönsten Seite im Internet.

Sooo, zu Deiner Geschichte. Da gab's Gutes wie nicht so Gutes, alles Ansichtssache, nur meine Meinung, bla bla bla ... Du verstehst. ;)

Erstes Fazit vorneweg: Ich fand's anstrengend und unbefriedigend. - Da wäre zuerstmal die Länge. Für das, was da an Handlung geboten wird, find ich die Story echt zu lang. Viel zu lang. Die Hälfte hätte es da auch getan. Du wiederholst Dich so unglaublich oft, so dass ich irgendwann angefangen habe, Passagen zu überfliegen, weil ich dachte: "Na ja, kommt eh nix Neues, jetzt heult der Wastl erstmal wieder ne Runde rum." Und so war's dann leider auch.
Dann wäre da noch der Stil, der oft noch unbeholfen wirkt. Du hast schöne Bilder verwendet, und man merkt, dass Du Spaß beim Schreiben hattest (manche Absätze flutschen einfach so ... sehr gut!) - aber die Absätze und Bilder und Sätze, die widerspenstig haken überwiegen leider noch. Noch ...

Zur Handlung ... nu ja. Basti nimmt Rache und holt sich ein Stück Seele zurück. Ist wenig, klar, aber vom Aufbau her schon gut gemacht. Spannung bringst Du rein, und wenn der Schläger endlich Knochen zertrümmert und das Blut spritzen lässt, hatte ich richtig Spaß. Das war schon befreiend. Aber, wie gesagt, die Spannung hättest Du auch effektiver (sprich: ohne Widerholungen) auf weit weniger Seiten erzeugen können.

Zwischenfazit: Stellenweise gerne gelesen, stellenweise überflogen, stilistisch ausbaufähig.

Und jetzt geht's ans Eingemachte. Lass Dich nicht davon nicht einschüchtern. Ich bin in Laberlaune, und wenn Du denkst "So ein elender Pedant", dann lass dem freien Lauf! :D Los geht's ...

Das Neonlicht in der Tiefgarage flackerte in unbeständigem Zucken.
Gleich am Anfang geht's los. Erste Sätze sind wichtig! Lebenswichtig! Wenn's da nicht stimmt, ist der ganze Einstieg vermasselt. Was sagst Du hier? - Dass das Licht flackert ... Außerdem: Flackern ist unbeständig. Zucken hat was von Flackern und ist auch unbeständig. In anderen Worten: Das Licht flackerte in flackerndem Flackern. Schmeiß zwei der Wörter einfach raus und lass das Licht zucken oder flackern, aber nicht alles auf einmal. Das ist doppelt gemoppelt.
"Sebastian kauerte im flackernden Licht der Neonröhren und wiegte den Baseballschläger in seinen Händen."
Nur als Beispiel. Da hättest Du dann alles drin. Den Wastl; den Konflikt (wozu der Schläger?); und die nervöse Umgebung (flackern).

Sein Entschluss stand fest und war unumstößlich.
Ein Beispiel für überflüssige Wiederholungen im Kleinen. Was feststeht ist unumstößlich und umgekehrt. Außerdem klänge der Satz viel härter und unnachgiebiger, wenn Du nur sagtest: "Sein Entschluss stand fest." Da hört man doch Charles Bronson klopfen ...

Und er wartete, wartete ab, um gebührend das einzufordern, was ihm die Firma und vor allem der Geschäftsführer gestohlen hatten. ABSATZ Paul Zeger war Mitte dreißig, Geschäftsführer eines international florierenden Transportunternehmens ...
Generell musst Du viiieeel mehr Absätze einbauen. Stellenweise gibt's da einen Blocksatzwust von kafkaeskem Ausmaß. Das ermüdet auf die Dauer. Formatierung ist nicht zu unterschätzen und dem Lesefluss sehr dienlich.

Dies war auch in Sebastians Fall gewesen.
"so gewesen", oder "dies war auch bei Sebastian der Fall gewesen"

Nachdem er aufgestanden war, entschloss er sich KOMMAetwas herumzulaufen
Kommt öfter vor. Ein wenig Kommaregeln pauken! :)

entwischt und regelrecht durch die Lappen gegangen
Wieder eine typische Punisher-Wiederholung.

Wahrscheinlich war dieser Wagen mit den modernsten Formen von Alarmanlagen geschützt
Pedantenmodus: Das ist aufgeblähtes Werbedeutsch. Da sollten wir Schreiberlinge uns gegen wehren. Was sind "modernste Formen von Alarmanlagen" denn schon anderes als "moderne Alarmanlagen"?

während ein Anderer für die ersten Moment
den

Die Tiefgarage hatte keine Überwachungskameras, die ihn enttarnen könnten oder sonstige Sicherungsdienste. Nicht einmal einen Wachdienst gab es
Du ahnst es: Wiederholung. Der Wachdienst ist in den "sonstigen" schon drin.

gegenüber der Firm beeindrucken
Firma

... hatte Sebastian kleinlaut gefragt, nachdem erneut eine hohe Welle an Selbstzweifel und harter Melancholie in seinem Kopf gebrandet war.
"Harte Melancholie" finde ich widersprüchlich. Darüberhinaus branden Dinge mE an (anbranden). Noch darüberhinaus ist der Selbstzwiefel doch im "kleinlaut" schon drin, oder? :) Auch hier: Schau, was Du streichen kannst. Nicht wiederholen!

Er wusste nicht, wie er vorgehen sollte und worin seine Aufgabe bestand, geschweige denn mit welchem Ergebnis er aufwarten sollte.
Das zB sagt er an dieser Stelle schon zum achtzehnten Mal. Der Leser hat begriffen, dass Basti überfordert ist. Straffen, straffen, straffen!

Ebenso waren seine Logik und seine Konzentration völlig am Ende und lagen genauso blank, wie seine Nerven
Kann Logik blank liegen? Meines erachtens nicht ...

Jetzt brauchte er ihn einfach nur noch anzustubsen und er würde schreiend in den Abgrund fallen, den Zeger erschaffen hatte
Daumen hoch! :thumbsup:

Nach den Tränen folgte ein rasendes Herzklopfen, ein immenser Blutdruck, der ihm die Röte ins Gesicht trieb, ein flauer Magen, den er entleerte und weiche Knie sowie zitternde Hände und klappernde Zähne, umschlossen von bebenden Lippen
Entschuldige, aber da musste ich kichern. Das liest sich wie eine Liste von Risiken und Nebenwirkungen. Viel zu viel, und viel zu sachlich distanziert geschrieben. ZB: Es folgt kein rasendes Herzklopfen, sondern das Herz rast. Starke Verben!

wenigstens ihren Angefangenen Aufgeben
Vertipper: Aufgaben

Auch sein Gehör hatte sich in den vergangenen Stunden geschärft und erlaubte es ihm jedes auch noch so winzige oder unbedeutende Geräusch exakt zu erkennen und dessen Richtung, aus der es kam, zu deuten. Egal, ob es sich dabei um das Schließen einer Tür im Flur handelte oder das Surren des Aufzugs oder um das Trippeln der Schritte von Männern oder Frauen, die im Flur die Treppen benutzten.
... oder das Anspringen der Klimaanlage, oder das Quiteschen von Reifen, oder das Quieken von Ratten, oder ... Zu viel. Sein Gehör hatte sich geschärft. Punkt.

umklammerte den Holzschläger und genoss die Stille und Abgeschiedenheit.
Das passt von der Assoziation her nicht. Stille und Abgeschiedenheit ... in einer solch angespannten Situation, in einer solchen Umgebung? Neee ...

fahl und blass ... langsam, vorsichtig und lautlos
Du weisst schon ...

entfachte ein tosendes Trommelfeuer
Ist Trommelfeuer nicht Gewehrfeuer? Kann man das entfachen?

Er durfte ihn um keinen Preis in der Welt verrinnen oder ihn einfach vorbeiziehen lassen. Und der durfte in diesem Augenblick nicht die geringste Spur von Mitleid oder Erbarmen zeigen. Letztendlich war er nur aus einem einzigen Grund hierher gekommen – um sich das fehlende Stück seiner selbst wiederzuholen. Gewalt und nichts als nackte Gewalt war immer noch die beste Methode sich etwas wiederzuholen, das einem genommen oder entrissen worden war. Es durfte nun kein Zaudern, kein Zögern geben, durfte keine Resignation und keine Aufgabe und vor allem keinerlei Schmerzen jedweder Art geben, von denen er sich hätte heimsuchen oder übermannen lassen können.
Da, der Moment der Entscheidung. Aber was macht Wastl? - Knüppel aus'm Sack? Nein, er redet noch 'ne Runde, wie ein Filmbösewicht, der dem Helden erst seinen diabolischen Plan darlegt. Streichen! Das nimmt sowas von Fahrt aus dieser ansonsten rasanten Stelle. Endlich isses soweit. Der Drecksack kricht auffe Mütze. Nicht lange rumreden! Vollgas!

So, ich mal Schluss. :)

Also: Stilistisch kannst und musst Du noch an Dir arbeiten. Lies einfach, vergleiche und lerne. Straffe, wiederhole nicht, rede nicht um den heißen Brei herum, bemühe Dich um starke Verben. Das sind die Dinge, die ich Dir auf den Weg geben will. Was die anderen sagen, wirst Du ja dann sehen.

Nochmal mein Fazit: Stellenweise gerne gelesen, stellenweise überflogen, stilistisch ausbaufähig.

Bis denne,
Fisch

 

Hallo Punisher,

ich würd auf jeden Fall den Titel der Geschichte ändern. Du willst ja bis zum Ende nicht verraten, was ihm eigentlich genommen wurde, aber der Titel lässt die Katze sofort aus dem Sack.
Was mich persönlich auch etwas gestört hat, ist dieser böse, böse Chef. Klar, Sebastian sieht ihn so, aber ich hätte die Sicht vom Boss auch mit reingebracht, dann wäre es einem auch näher gegangen, wenn er dann gekillt wird.
Ansonsten hat Fisch recht, versuch das Ganze zu straffen und mach Absätze rein.

LG
pina colada

 

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