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Das bewegende Lächeln

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08.02.2006
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Das bewegende Lächeln

„Bring die Koffer hier herüber“, bellte die kleine untersetze Frau durch die Flughafenhalle.
Willenlos nahm Robert Colen die Koffer in die Hand und schickte sich an, dem Befehl seiner Frau folge zu leisten.
„Ich hasse diese stinkenden Menschentrauben“, kläffte sie weiter. „Geradezu widerwärtig! Warum musste uns Dein Bruder das antun?“
Es klang wie eine Frage, war aber mehr eine Feststellung. Robert entschied sich gegen ein Kommentar. Es würde Edna nur noch mehr aufbringen. Und das würde einen weiteren Schwall an Vorwürfen bedeuten. Edna verstand es Schuldgefühle zu verteilen wie der Croupier eines Casinos Karten.
Robert war über das Geschenk seines Bruders Jürgen hoch erfreut gewesen. Er hatte ihm zum vierzigsten Geburtstag eine Reise nach Kuba geschenkt. Robert liebte Reisen über alles und freute sich über die Aussicht einige erlebnisreiche Tage auf der größten karibischen Insel verbringen zu können. Er arbeitete als Abteilungsleiter in einer kleinen Bank in Dumfries, einem winzigen schottischen Städtchen in den Lowlands. Kein spannender Job, wie er selbst immer betonte, aber da er ein genügsamer Mensch war, verbrachte er keine Zeit mit Jammern und Klagen. Seine Mitarbeiter schätzen ihn und er behandelte sie zum Dank dafür mit aller Freundlichkeit und Herzlichkeit, die ein Angestellter von seinem Vorgesetzen erhoffen kann.

Der Flieger landete um halb 8 in der Früh auf dem Flughafen José Marti im südlichen Teil Havanna´s. So beindruckend die Stadt bereits im Landeflug ausgesehen hatte, wirkte sie auch auf Robert auf der Taxifahrt zum Hotel. Auf dem Weg passierten sie die Altstadt, deren barocke und neoklassischen Häuser die Straßen säumten. Robert tauchte ganz in die Welt der alten spanischen Kolonie ein und bemerkte nach einiger Zeit die endloser Beschwerden seiner Edna nicht mehr. Die legte sich, kaum dass sie im Hotel angekommen waren zu Bett, da sie angeblich von dem kommunistischem Gestank Kopfweh bekommen habe. Robert hingegen bereitete freudig und in aller Ruhe den nächsten Morgen in San Cristóbal de La Habana, wie es im kubanischen Volksmund heißt, vor.

Es war kurz nach fünf als Robert das Hotel hinter sich ließ. Der Poirtier hatte ihm freundlich nachgewunken. Einen schönen Tag Mister Colen, hatte er noch gerufen.
Ganz sicher würde es ein schöner Tag werden, dachte Robert. Seine Frau würde noch mindestens sechs Stunden schlafen und er würde die Zeit für seine Entdeckungsreise nutzen können.
Bei Sonnenaufgang bewunderte er die Hafenbefestigung die im 16. Jahrhundert so manchen blutrünstigen Piraten den Zutritt in die Stadt verwehrt hatte. Nach dem Hafen wollte er quer durch die Stadt zum Castillo de la Real Fuerza pilgern, aber soweit sollte er nicht kommen. Auf dem Weg dorthin kam er an einer ärmlichen Wohngegend vorbei, das wahre Gesicht von Kuba, wie er in einem Reiseführer nachgelesen hatte, als er den Schrei hörte.
Robert drehte sich erschrocken um und machte sofort die Quelle des Schrei aus. Auf der anderen Straßenseite bedrängten ein halbes Dutzend, offensichtlich betrunkene Männer eine Seniorita. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und lief los geradewegs auf die jaulende Meute zu. Mit einem Kampfschrei und einem Reiseführer bewaffnet stürzte er sich auf den ersten Schurke. Aber der Überraschungsmoment hielt nicht lange an und bald hagelte es Schläge von allen Seiten. Er boxte mit dem Kampfeswillen eines Terriers um sich, aber es waren zu viele. Seine Lippe platzte von einem Hieb und ein lautes Knacken war zu hören als eine Rippe brach. Er war chancenlos – bis die Sirenen erschallten. Sofort ließen die Prügler von ihrem Opfer ab und suchten das Weite. Mit letzter Kraft schaffte Robert noch auf den Auslöser seiner Kamera zu drücken bevor er das Bewußtsein verlor.
Einen Tag später später wachte er im Gonzalo-Rubalcaba-Hospital auf. Er wurde von einem wunderschönen Lächeln angestrahlt. Nicht sicher ob er noch träumte blinzelte er einige Male, aber das Lächeln blieb.
„Ich möchte Ihnen danken, Senior“, sprach die junge Kubanerin vom Vortag in einem einwandfreien Oxford-Englisch. „Sie haben mich gerettet vor diesen Schurken“.
Ein sonderbares Gefühl des Glücks überkam Robert bevor er die Augen schloss und wieder in einen tiefen Genesungschlaf versank.
Als er das nächste Mal aufwachte sah er die motzige Edna an seinem Krankenbett.
„Wie kannst Du mir das antun?“ raunzte sie. „Ich werde doch meine wohlverdienten Ferien nicht in diesem stinkenden Krankenhaus verbringen! Hier die Hotelnummer – ruf mich an wenn ich dich abholen kommen muss!“
Sie übergab ihm eine kleine Visitenkarte des Hotels und schickte sich an den Raum zu verlassen.
Einen weiteren Tag später konnte Robert aus dem Krankenhaus entlassen werden. Bis auf einige starke Blessuren und Blutergüsse hatte er keine ernsthaften Schäden davongetragen. Er machte sich auf den Weg zum Hotel, natürlich ohne Edna anzurufen, um sich dort ein wenig Bargeld zu beschaffen. Sein Entschluss war gefasst. Er wollte Rache und würde sich dabei nicht auf die örtlichen Behörden verlassen. Das Hotelzimmer fand er glückerweise leer vor und so war er kurz darauf wieder auf dem Weg in die Stadt. Allein der Poirtier hatte ihn bemerkt und erstaunt hinterher gerufen: „Einen schönen Tag, Mister Colen!“

Robert suchte den nächsten Waffenladen der Stadt auf und kaufte sich dort eine Colt M1911, einen Kaliber 45. Es handelte sich hierbei um eine Selbstladepistole, die wegen ihrer Mannstoppwirkung bekannt worden war. Als nächstes ließ er den Film seiner Kamera zu einem unsittlichen Preis entwickeln. Sein Schnappschuß war gelungen und seine Peiniger waren darauf gut zu erkennen. Anschließend begann er Passanten an Hand des Fotos nach den Übergreifern zu fragen. Nach schier endlosen „No Senior“ ,„ich nichts verstehen“ bekam er doch noch den nötigen Tipp. Wie sich herausstellte handelte es sich um eine Bande von Drogenhändlern die ihr Hauptquartier im Stadtteil Centro Habana, einem Armenviertel von Havanna, aufgeschlagen hatten.
Auf dem Weg dorthin besuchte er noch einen großen Gemischtwarenladen und deckte sich dort mit einigen seltsamen Utensilien ein.
Das Lager der Drogenhändler war eine einfache, freistehende Blockhütte mit nur einem Fenster zur Straße hin. Robert beobachtete das Haus bis zur Dämmerung. In der Zwischenzeit bastelte er mit den gekauften Waren etwas zusammen, was er in einem Päckchen verschloss. Und nun begann seine Rache. Der erste Mann der vor die Tür trat bekam einen Schuß in den Bauch. Das Blut spritzte auf die hölzerne Wand des Gebäudes. Robert bewegte sich im Laufschritt auf das Gebäude zu, in der rechten Hand den Revolver in der linken das kleine, braune Päckchen. Die Gringos hatten ihn längst bemerkt. Einer trat ihm in den Weg, zielte mit seinem Revolver – bam, bam, bam. Zweimal verfehlt, ein Treffer ins Bein. Robert schwankte nicht einmal. Er zielte und seine Kugel traf den Schützen mitten ins Gesicht. Wieder schoss ein Dealer auf ihn, diesmal wurde die Schulter getroffen. Robert, in seinem Tempo zwar verlangsamt, schritt dennoch unbeirrbar weiter. Er hatte weitere zwei Gringos niedergeschossen ehe er die Tür passierte. Dort trafen ihn zwei weitere Kugel in den Bauch. Er machte den Schützen aus und feuerte mit letzter Kraft eine Salve auf diesen. Anschließend richtete er seine Kanone auf das Päckchen und drückte ab. Das Blockhaus explodierte und einen winzigen Moment vor seinem Tod sah er das Lächeln der bezaubernden Seniorita wieder.

Wenige Stunden später war das Gebiet, auf dem die Hütte gestanden hatte, durch die Polizei und Feuerwehr abgeriegelt worden. Der leitende Polizist vor Ort staunte über die Verwüstung und fragte seinen Assistenten:
„Haben wir irgendeinen Anhaltspunkt was hier passiert sein könnte?“
„Nein, Sir. Es waren alles Einheimische – bis auf eine Leiche weiter hinten. Die hatte eine Soldatenblankette um den Hals hängen.“
„Zeigen sie mal her das Ding!“ Der Polizist reichte seinem Vorgesetzten die Blankette.
Mit staunen las dieser die Inschrift: Reservist Major Robert Colen - Sprengstoffspezialist

 

Hallo Allysieh,

so richtig begeistern konnte mich deine Geschichte leider nicht. Sprachlich ist sie zwar - abgesehen von vielen kleinen Schreibfehlern - okay, aber auch sehr nüchtern, emotionslos und monoton. Dasselbe gilt für die Charakteren, mit denen ich mich nie auch nur ansatzweise identifizieren konnte. Der Text macht auf mich einen lieblosen, "verkrampften" Eindruck, als hättest du keine Freude beim Schreiben gehabt und bloss einen einfachen Plot abhandeln wollen. Die Figuren bleiben oberflächlich, nicht zuletzt wegen des sehr objektiven Erzählstils. Würde man etwas mehr über Roberts Gedanken und Motive erfahren, wäre es leichter, mit ihm mitzufühlen (zu Beginn gibt es solche Stellen, spätestens ab der Hälfte jedoch entwickelt sich die Geschichte zu einer simplen Nacherzählung von Roberts Handlungen im "und dann"-Stil).
Was in meinen Augen ebenfalls fehlt, ist ein Spannungsbogen - es stellt sich nie die Frage, wer hat was wieso getan. Auch hatte ich nie Angst um Robert, weil er mir ziemlich egal war. Handlung und Ende sind schliesslich ebenfalls nicht gerade neu, tiefsinnig oder überraschend.

Viele Grüsse,
Sorontur

 

Hallo Sorontur,

vielen Dank fürs Lesen. Für Hinweise welche "vielen kleinen Schreibfehler" wäre ich Dir sehr dankbar. Verkrampft geschrieben habe ich nicht, ganz im Gegenteil - hat Spass gemacht. Auch wollte ich nicht zuviel Einsicht in das Innenleben von Robert geben, umso dem Leser die Möglichkeit der eigenen Gestaltung zu geben. Aber der Hinweis ist berechtigt und ich werde überlegen, ob die Geschichte nicht doch durch etwas mehr "Tiefe" auch mehr Lesespass erreicht. Der "und dann"-Stil war keineswegs beabsichtigt. Da werde ich mich auch nochmal dahinterklemmen und versuchen im selben Zug einen Spannungsbogen herzustellen. Waren viele gute Hinweise in Deinem Kommentar. Dafür herzlichen Dank.
Grüße,
Allysieh

 

Hallo Allysieh!
Das Ende deiner Geschichte finde ich ganz gut obwohl ich persönlich das Sprengstoffspezialist auf der Marke weglassen würde, das ist offensichtlich und steht glaub ich auch nicht drauf oder!?
Die Beschreibungen von der Umgebung lassen den Leser denken, du wärst schonmal da gewesen, das gefällt mir. Ansonsten muss ich meinem Vorkritiker recht geben, man kann wirklich mehr machen.
Den Schrei der Frau kündigst du mit einem "und dann" an. Kurze Sätze würden hier die Spannung erhöhen, ein Schreck in deinem Prot würde gut beschrieben seinen Entschluss des Eingreifens erläutern.
Danach wird mir die Story etwas überspitzt. Den Armen, der außer n Rippenbruch "keine ernsten Verletzungen" (oder) hat, lächelt eine schöne Frau an und er will auf einmal alle Peiniger umbringen, gegen die er sich stellte? Dann kauft er in einem Gemischtwarenladen Sachen, baut ne Bombe fix im Gehen und bringt sich und n Drogenkartell um? Ich weiß nich, nicht ganz mein Fall!
Allerdings ist die Geschichte sonst nicht schlecht, du könntest an ihr üben, Spannung besser zu beschreiben. Kurze Sätze, Gefühle, Reaktionen des Körpers, Gedanken etc. lassen beim leser mehr Identifikationsmöglichkeiten zu!

Viele Grüße
instinct

"und bemerkte nach einiger Zeit die endloser Beschwerden seiner Edna nicht mehr."
->klingt komisch, als wäre sie tot oder so.

 
Zuletzt bearbeitet:

„Bring die Koffer hier herüber“, bellte die kleine untersetzte Frau durch die Flughafenhalle.

Robert entschied sich gegen einen Kommentar.

Edna verstand es Schuldgefühle zu verteilen wie der Croupier eines Casinos Karten.
Schuldgefühle verteilt man nicht - man bewirkt sie eventuell. Von daher ist die Metapher etwas unpräzis.

So beeindruckend die Stadt bereits im Landeflug ausgesehen hatte, wirkte sie auch auf Robert auf der Taxifahrt zum Hotel.
Überhaupt etwas unschön wegen dem wiederholten auf. Das "auf Robert" könnte man weglassen.

Robert tauchte ganz in die Welt der alten spanischen Kolonie ein und bemerkte nach einiger Zeit die endloser Beschwerden seiner Edna nicht mehr.
Laut durchlesen hilft manchmal ...

Die legte sich, kaum dass sie im Hotel angekommen waren, zu Bett, da sie angeblich von dem kommunistischem Gestank Kopfweh bekommen habe.

Der Poirtier hatte ihm freundlich nachgewunken.
So weit ich weiss, schreibt sich das ohne i.

"Einen schönen Tag, Mister Colen", hatte er noch gerufen.

Ganz sicher würde es ein schöner Tag werden, dachte Robert. Seine Frau würde noch mindestens sechs Stunden schlafen und er würde die Zeit für seine Entdeckungsreise nutzen können.

Bei Sonnenaufgang bewunderte er die Hafenbefestigung, die im 16. Jahrhundert so manchem blutrünstigen Piraten den Zutritt in die Stadt verwehrt hatte.

Nach dem Hafen wollte er quer durch die Stadt zum Castillo de la Real Fuerza pilgern, aber soweit sollte er nicht kommen.
"Nach dem Hafen" kling sehr komisch - eher "Nach der Hafenbesichtigung". Ausserdem habe ich eine Antipathie gegenüber "soweit sollte es nicht kommen"-Sätzen.

Auf dem Weg dorthin kam er an einer ärmlichen Wohngegend vorbei, das wahre Gesicht von Kuba, wie er in einem Reiseführer nachgelesen hatte, als er den Schrei hörte.
Im ersten Moment liest sich das so, als hätte er den Schrei beim Lesen des Reiseführers gehört - zu kompliziert formuliert, lieber ein Punkt mehr.

Robert drehte sich erschrocken um und machte sofort die Quelle des Schreis aus.

Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und lief los, geradewegs auf die jaulende Meute zu.

Mit einem Kampfschrei und einem Reiseführer bewaffnet stürzte er sich auf den ersten Schurke.
Der Satz funktioniert auch nicht so richtig. Würde ich etwa so schreiben: "Nur mit dem Reiseführer bewaffnet stürzte er sich (ev. schreiend) auf den ersten Schurken."

Mit letzter Kraft schaffte Robert es noch den Auslöser seiner Kamera zu drücken bevor er das Bewußtsein verlor.

Einen Tag später später wachte er im Gonzalo-Rubalcaba-Hospital auf.
:lol:

Er wurde von einem wunderschönen Lächeln angestrahlt.
Entweder lächelt oder strahlt man.

Nicht sicher, ob er noch träumte, blinzelte er einige Male, aber das Lächeln blieb.

Sie übergab ihm eine kleine Visitenkarte des Hotels und schickte sich an den Raum zu verlassen.
statt "eine kleine" würde ich da einfach nur "die" schreiben.

Bis auf einige starke Blessuren und Blutergüsse hatte er keine ernsthaften Schäden davongetragen.
"stark" passt da auch nicht richtig. "Schlimm" oder "schmerzhaft" wären besser.

Allein der Poirtier hatte ihn bemerkt und erstaunt hinterher gerufen: „Einen schönen Tag, Mister Colen!“
Nochmals Poirtier - Portier.

Es handelte sich hierbei um eine Selbstladepistole, die wegen ihrer Mannstoppwirkung bekannt geworden war.
Oder das "geworden" gleich weglassen. Der Satz klingt sehr technisch.

Wie sich herausstellte handelte es sich um eine Bande von Drogenhändlern, die ihr Hauptquartier im Stadtteil Centro Habana, einem Armenviertel von Havanna, aufgeschlagen hatten.

In der Zwischenzeit bastelte er mit den gekauften Waren etwas zusammen, was er in einem Päckchen verschloss.
Den Satz verstehe ich nicht.

Robert, in seinem Tempo zwar verlangsamt, schritt dennoch unbeirrbar weiter.
Der Satz bremst die Erzählung mit Details - ich würde einfach "Robert schritt unbeirrbar weiter" schreiben.

Er hatte weitere zwei Gringos niedergeschossen ehe er die Tür passierte. Dort trafen ihn zwei weitere Kugel in den Bauch.

Mit Staunen las dieser die Inschrift: Reservist Major Robert Colen - Sprengstoffspezialist.
Oder "Staunend".

Es gibt sicher noch den einen oder anderen zusätzlichen Fehler, aber allzu viele sollten es nicht mehr sein. Viele Grüsse,
Sorontur

 

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