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Das Blut, das ich auskotzte

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08.07.2005
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Das Blut, das ich auskotzte

Ich liebe. Ich liebe Spaziergänge und auch den Herbst. Diesen mehr noch als den Sommer, denn die Sonne pflegt meine empfindliche Haut zu versengen. Dem lachenden Feuerball setze ich mich generell ungern direkt aus, lieber wandere ich unter den Baumkronen umher und werfe ab und an einen scheuen Blick hinauf, um die wenigen Strahlen, die, gestreichelt von den zartleibigen Blättern, zu mir dringen und mir mit ihrem schwachen Glitzern, ihrem leisen Klingeln und Rascheln im Spiel mit dem seidenem Grün einen schwachen Gruß hinterlassen, mir ein warmes Lächeln bringen, welches von dem schallenden und brennendem Gelächter ihrer Mutter überlebte.
An jenem goldenem Oktobertag, an dem es mich wieder hinauszog, um meine Sohlen vom Kiesweg kitzeln zu lassen, reichte mein Atem aber nicht bis zu dem Weg, den ich bei einem vorherigen Gang entdeckte und zu begehen plante. Ein Grippevirus, wie er zu dieser Zeit leider ständig sein Unwesen treibt, hatte mich erfasst und zwang mich, auf einen kurzen Gang entlang dem Bach im Graben auszuweichen. So manche Bäume reihten sich dem fließenden Wasser zu Ehren an der Kante des begraßten Grabens auf. Nur auf einer Seite befand sich ein Weg direkt unter ihnen, auf der anderen schloss sich eine Straße an. Natürlich gesellte ich mich zu den einladenden Baumkronen, die hier ein strahlendes Gelb angenommen haben und dort mit eine warmen Rot lockten. Allein der asphaltierte Weg unter meinen Füßen missfiel mir beinah so sehr wie die Straße nebenan, denn der Asphalt war an einigen Stellen von den knorpeligen Wurzeln aufgerissen. Wie tiefe Fleischwunden lagen diese Stellen vor mir. So brutal war dieser Anblick, ich konnte das Krachen hören, mit der diese pechschwarze Mauer unter den Freiheitsgelüsten der Bäume zerbarst. Ich versuchte also meinen Blick stets nach oben zu richten, um das Spiel der Sonnenstrahlen in den Wipfeln zu genießen, oder zwei verliebt ineinander verschlungene Stämme mit erleichtertem Herzen zu umschreiten und dabei das zarte, goldene Laub unter meinen Füßen knistern zu hören.
Wie ich so daherwanderte, den Blick in den Baumkronen gefangen, stieß ich plötzlich an ein kleines Kind, das wohl hinter einem Busch vervorgesprungen kam und sich nun mir in den Weg stellte. Ich erschrak fürchterlich und mein ganzer Körper zuckte mit einem schrecklichen Ruck von Entspannung in Anspannung. Zwei Schritte taumelte ich zurück, meine Knie gaben nach und kurz versagte mir sogar der Atem. Erst verschwommen und langsam klarer werdend erkannte ich einen kleinen Jungen. Trotzig betonte dieser in seiner Haltun, dass er meinem unachtsamen Stoß standhielt. Breitbeinig und mit den Fäußten auf die Hüfte gestemmt schaute er unter der vollen blonden Locke auf seiner Stirn zu mir hinauf. Seine Unterlippe hatte er wie ein Cowboy etwas schräg nach vorn geschoben und ein Auge kniff er wie ein Scharfschütze zusammen.
"Stehenbleiben, Fremder!" rief er hinauf in einem überraschend dunklem Ton, der tief aus seinem Bauch kam. Meine Glieder zitterten noch immer. Ich machte zwei weitere Schritte zurück.
"Stehenbleiben sagte ich!", beschwor der Blondschopf wieder, "Was machst du in unserem Revier, Fremdling?". Meine Augen schlenderten auf den schwarzen Asphalt.
"Ich laufe hier" ,brach ich heraus.
"Dafür hast du dir das falsche Revier ausgesucht, Rothaut!" warf er zu mir lässig empor und zog mit einem furchterregenden Blitzen in dem Auge und einer ruckhaften Gebärde einen Revolver hinter seinem Rücken her, ein abgebrochener, geknickter Ast, und schoss damit in meinen Bauch. "Piuu!".
Der Aufprall der Kugel war wie ein Steinschlag. Sie brach mit einer unbändigen Wucht in mich herien, ließ mich nach hinten stürzen und meine Hände auf die blutige Wunde pressen. Das Blut war schon überall, ich lag darin, kauerte mich in der Pfütze vor Schmerz gekrümmt zusammen und biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Mein Gehört versagte, das Rauschen der Blätter und das Plätschern des Baches verstummten. Der Junge rannte weg. Das Blut muss beim Einschuss weit gespritzt sein, denn es tropfte schon von den Baumkronen auf mich nieder, ließ auf den ganzen Weg rote Flecken klatschen, wo es durch die dünnen Rillen und die Wunden des Wegs rann und ein dunkelrotes Netz aus kaltem Blut um mich spannte. Als ich mich von der unmöglichen Qual getrieben umwälzte, bemerkte ich voller Todesangst, dass die Kugel nicht nur in meinen Bauch eindrang, nein, sie zerfetzte meine gesamte Bauchdecke und ich musste mit meinen zitternden, durch und durch roten Händen meine Gedärme davon abhalten, nicht auf den Asphalt zu fallen. Ich versuchte jetzt doch zu schreien, doch das Blut, das ich auskotzte, ließ mich verstummen und mein Röcheln verrann im steten Plätschern des Bluts auf den Asphalt.
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"Hey Max! Max!" hab ich schon gerufen, als ich den Baum am Weg hochgeklettert bin, auf dem wir gerade unser Baumhaus bauen. Er fragte nur "Ja?". Wusste ja auch nicht, was ich ihm zu berichten hatte! In unserer Cowboystimme sagte ich: "Ich hab ne Rothaut erledigt, Jim!". "Aha" sagte der nur. Voll doof, dass der mir nicht richtig zugehört hat!! "Echt Max" sagte ich wieder normal. "Der Mann hat richtig mitgespielt! Hat sich richtig hingeworfen und gewimmert!". "Wie jetzt? Echt?" fragte er dann. Endlich hat der mir zugehört! "Ja! Echt jetzt!" "Cool! So einen coolen Mann will ich auch mal haben!" sagte Max und grinste über beide Backen, so freute der sich. "Ja, aber irgendwie hatte ich auch Angst", sagte ich noch, "Der hörte garnicht wieder auf...". Aber Max hörte mir garnicht mehr zu. Der kletterte schon den Baum 'runter und rief: "Ich guck ob der noch da ist. Vielleicht spielt der nochmal mit!".

 

Hallo Michabel!

So manche Bäume reihten sich dem fließenden Wasser zu Ehren an der Kante des begrasten Grabens auf.
Trotzig betonte dieser in seiner Haltung, dass er meinem unachtsamen Stoß standhielt. Breitbeinig und mit den Fäusten
Meine Augen schlenderten auf den schwarzen Asphalt.
Was möchtest du mit diesem Satz ausdrücken?
Sie brach mit einer unbändigen Wucht in mich herein,
Mein Gehör versagte
dass die Kugel nicht nur in meinen Bauch eindrang, nein, ...
Das ist die falsche Zeit, es müsste eingedrungen war usw. heißen, sonst ergibt dieser Abschnitt keinen Sinn.

Zum Inhalt: So richtig verstanden habe ich die Geschichte nicht. So kann ich nur fragen, ob sie nicht eher zu Seltsam oder gar zu Horror gehört. Alltga scheint es mir jedenfalls nicht zu sein.

LG

Jo

 

Hallo Michabel,

Deine Geschichte hat mich aus mehreren Gründen nicht überzeugt.

Zum einen ist mir Deine Sprache an sehr vielen Stellen viel zu umständlich und gestelzt, z.B. sprichst Du vom "Klingeln der Blätter", da höre ich vor meinem inneren Ohr Glockenklänge - ziemlich unpassend für Laub, finde ich.

Zweitens irritiert mich der inflationäre Gebrauch von Adjektiven. In manchen Sätzen, so hat man den Eindruck, wird jedes Substantiv mit einem Adjektiv geschmückt. Da wäre weniger sicher mehr!

Drittens bin ich noch über eine Vielzahl von Flüchtigkeitsfehlern gestolpert, die Du durch gründliches Korrekturlesen sicher hättest finden können. (z.B. fehlt bei "Haltun" ein "g")

Und schließlich habe ich die Geschichte nicht verstanden. Dein Prot geht spazieren, er ist durch einen Grippevirus etwas geschwächt. Ein kleiner Junge stellt sich ihm, Indianer spielend, in den Weg und erschießt ihn mit einem abgebrochenen Ast. Dein Prot stürzt zu Boden, man denkt zunächst, er spielt mit - dann plötzlich blutet er, die Gedärme fallen aus seinem Bauch - stirbt er nun in Wirklichkeit? Hat er eine überreizte Fantasie? Was ist real geschehen? Ich verstehe das Ganze nicht.

Tut mir Leid.

al-dente

 

Hallo Michabel,

kam dir der Titel nicht bekannt vor, als er dir einfiel? Da war doch was? Hm, schon mal gehört?

Also, meiner Meinung nach solltest du , wenn du so einen Titel wählst, dich irgendwie auf Goethe beziehen ...oder wenigstens auf Plenzdorf. Denn daran wirst du gemessen. Sonst bleibt es nur als "die Schreiben des jungen Namenlosen" in Erinnerung. Wenn überhaupt.

Gruß, Elisha

 

hallo hallo. ich möchte mich an dieser stelle mal verteidigen. mal von den flüchtigkeitsfehlern abgesehen...
@al-dente: "z.B. sprichst Du vom "Klingeln der Blätter", da höre ich vor meinem inneren Ohr Glockenklänge - ziemlich unpassend für Laub, finde ich."
hast du schonmal was von synästhesie gehört? sowas wie "klingendes licht", "duftende farben" etc.. das sind stilistische mittel. ich dichte, da muss nicht jedes wort wissenschaftlich bewiesen auf das andere passen. es geht darum, ein gefühl zu vermitteln. ich persönlich kann mir viel unter klingendem laub vorstellen.
was du gegen viele adjektive hast, weiß ich nicht. ich habe nichts gegen sie. thomas mann reihte auch mal gerne 4 bis 5 aneinander. na und?
und das DU den text nicht verstehst, ist ja nun wirklich nicht das problemes des autors, also meins. wenn du nur autoren magst, dessen texte du vollkommen verstehst, dann will ich nicht wissen, was du liest.

@Elisha: ich denke, ein bezug auf goehtes werther ist schon ein wenig gegeben. der protagonist ist, wie werther, jemand, der es liebt, spazieren zu gehen und mit einer sehr starken empfindung versehen ist. wenn du das nicht so gesehen hast, ist die überschrift wahrscheinlich wirklich nicht gut gewählt.

@Marius Manis: "dann wirst "Du" angeschossen, da ein spielendes Kind wohl aus Versehen an eine echte Waffe geraten war"
das kind hat keine echte waffe. es hat, wie schon im text gesagt, bloß einen stock. oder meinst du, das kind würde es nicht merken, wenn der protagonist wirklich blutend zusammenbricht? das spielt sich doch alles nur in seinem kopf ab. daher erübrigt sich auch deine kritik an der unrealistischen "blut-szene", allein, weil sie auch in der geschichte selbst schon nicht real ist.
"und ein mahnender Finger mit der Aufschrift "Eltern, bewahrt Eure Dum-Dum-Geschosse nicht in der Nähe von Kindern auf" schwankt über der Szene." sorry, aber das ist totaler schwachsinn. das ist das letzte, was ich damit überbringen wollte. entweder, du hast du text nicht richtig gelesen, oder du kannst nicht lesen.
die restlichen kritikpunkte nehme ich auf mich.

michabel

 

Hi Michabel!

Also zunächst mal ein Lob: Ich hab mich köstlich amüsiert! :D

Wenn diese Geschichte eine Satire auf metaphorisch überfrachtete, pseudopoetische Texte sein soll, dann ist dir das wirklich gelungen. Hut ab! :thumbsup:

Wenn das aber nicht deine Absicht war, dann muss ich dir einiges erklären. ;)

Deine Art zu erzählen, wie ich sie hier antreffe, wirkt unfreiwillig komisch. Nun, es wird am Ende zwar deutlich, dass der Prot eine etwas zu starke Einbildungskraft hat. Zumindest ich habe die Geschichte also verstanden. ;)
Aber wenn du in jedem Satz versuchst, eine Sache oder Handlung mit einer Metapher zu umschreiben, dann wirkt das einfach zu gekünstelt. Auch wenn der Prot stark empfindungsfähig ist, so müsste er sich schon ( verstandesmäßig ) sehr bemühen, um seine Eindrücke in solche Worte zu kleiden. Dadurch nimmst du den Metaphern das Spontane, Unmittelbare, und sie wirken konstruiert - pseudopoetisch eben. Es werden zwar Empfindungen beschrieben, aber sie kommen absolut nicht rüber.
Vielleicht wolltest du den Prot dadurch lächerlich wirken lassen. Das ist legitim, aber die Splatterphantasie am Schluss macht deutlich, dass der Text nicht komisch sein will. Das ist m. E. ein Widerspruch, denn welche Wirkung willst du beim Leser denn hervorrufen? Verwirrung? Das gelingt dir zwar - siehst du ja an den anderen Kritiken - aber mit welcher Intention? Zum Nachdenken regt er nicht an, weil der Bezug zu unserer Lebenswelt fehlt. Wer identifiziert sich denn heute noch mit dem jungen Werther? *g*

Insgesamt ist dein Text aber eine interessante Stilübung. Deshalb würde ich dir raten, ihn nach "Experimente" zu verschieben. Dort wird er auch bessere Resonanz bekommen, weil er das ja auch ist: Ein Experiment mit einem konsequent durchgehaltenen metaphorischen Stil. ;)

Ich könnte dir noch viele Stellen zeigen, an denen der Text erheblich holpert. Allerdings sehe ich, dass du die bisher angezeigten Fehler nicht korrigiert hast. Darum erst mal ein Anfang:

Dem lachenden Feuerball setze ich mich generell ungern direkt aus, lieber wandere ich unter den Baumkronen umher und werfe ab und an einen scheuen Blick hinauf, um die wenigen Strahlen, die, gestreichelt von den zartleibigen Blättern, zu mir dringen und mir mit ihrem schwachen Glitzern, ihrem leisen Klingeln und Rascheln im Spiel mit dem seidenem Grün einen schwachen Gruß hinterlassen, mir ein warmes Lächeln bringen, welches von dem schallenden und brennendem Gelächter ihrer Mutter überlebte.

Da haben wir gleich mehrere Beispiele von schiefen Metaphern: Erst mal werden nicht die Sonnenstrahlen von den Blättern gestreichelt, sondern umgekehrt. Und zweitens: Wenn du die Sonnenstrahlen schon personifizierst, dann solltest du sie nicht wieder verdinglichen, indem du sie als Symptom eines "Gelächters" beschreibst. Ganz davon abgesehen, dass "brennendes Gelächter" sowieso überhaupt nicht sitzt.
"Gelächter" ist hier auch nicht das richtige Wort. Gelächter ist etwas Feindseliges, Herablassendes. Lachen dagegen ist freundlich, bezaubernd - und so empfindet der Prot die Sonne, wenn ich das richtig verstanden habe.

An jenem goldenem Oktobertag, an dem es mich wieder hinauszog, um meine Sohlen vom Kiesweg kitzeln zu lassen,

Hier fühlt sich eher mein Zwerchfell gekitzelt ... :D
Das ist ein Beispiel für unfreiwillige Komik. Die Sohlen kitzeln lassen - ist dein Prot etwa Masochist?

So manche Bäume reihten sich dem fließenden Wasser zu Ehren

Dem fließenden Wasser zu Ehren ... Das klingt wirklich zu bemüht.

Insgesamt sollen die ganzen Metaphern ja rüberbringen, was für ein empfindsamer Mensch dein Prot ist, und dadurch die Szene mit dem Jungen vorbereiten. Dadurch wiederum soll verständlich werden, dass er auf die Erschießungsgeste so reagiert.
Das ist dir nicht im Mindesten gelungen, und das ist der Grund, weshalb keiner den Text so richtig versteht. Die Empfindsamkeit am Anfang kommt nicht rüber, nur dass der Prot sich für einen Dichter hält und als solcher maßlos überschätzt *g*.
Und die Splatterphantasie - wenn du die glaubwürdig hättest rüberbringen wollen, hättest du auch den Prot noch viel empfindsamer inszenieren müssen. So, dass ihn bereits ein Sonnenaufgang so total überfällt, dass er kaum seinen Alltag bewältigen kann.

Ciao, Megabjörnie

 

So nun verspürte ich dringendes Verlangen dem Texte meinen Erguß hinzuzufügen.

Normalerweise würde ich zu so einem Text nix sagen, da mir diese Art der Schreibweise nicht liegt und weil deren Autoren oftmals selbstbewußt meinen:
Was interessiert mich, ob es der Leser versteht, wichtig ist, dass ich es verstehe.
Da braucht man dann gar nicht anfangen von bestimmten Regeln und Vorgehensweisen, weil für diese Autoren grundsätzlich jede Regel eine Einschränkung ihrer künstlerischen Freiheit ist. Und sie wollen ja frei sein, wie die Vögel. Naja und solche Vögel kann man dann schlecht wieder einfangen.

Du hattest es weiter oben schon mal auf den Lippen, andererseits sehe ich teilweise auch den Willen zu diskutieren und zu lernen, also diskutieren wir:

Inhalt:
Ein empfindsamer Mensch, dem ich zutraue Farben zu schmecken und Gerüche zu hören, lustwandelt im geliebten Oktober auf einer anderen Route als sonst (weil er erkrankt ist, was aber unerheblich ist für die Geschichte). Dort wird er von einem spielenden Kind erschreckt und stellt sich den gespielten Mord bildhaft vor.

Ich muß sagen, ich bin eher Anhänger des Gegenteils, nämlich der kargen Rohkost. Dieses opulente Mahl an Bildern und Eindrücken erschlägt mich bzw. ich kann es in der derzeitigen Form nicht ernst nehmen. Wie Du siehst, bin ich nicht der einzige.
Meine wichtigste Frage wäre:
Wieso nimmst Du dieses Stilmittel? Was willst Du damit erreichen? Willst Du uns die Welt Deines Prot. so näher bringen oder willst Du einfach so schreiben, weil Dir der Klang der Worte und das Übereinanderstapeln von Bildern Spaß macht?
Aus der Beantwortung dieser Grundfrage ergeben sich gewisse Konsequenzen.
z.B. diese:
Wenn Du lediglich die Welt des Prot. in dieser Pracht darstellen willst, dann solltest Du genau dort, wo er auf die Realität trifft, eine genauere Grenze ziehen – sprich, der Junge muß wirklich wie ein kleiner Junge reden, auch wenn er nur spielt und somit seine Sprache auch gekünstelt ist.
Wenn alles künstlich ist, nimmt es keiner ernst und alle fragen sich, warum jemand Prosa versucht, wenn er doch Lyriker ist.

Interessant wäre die Sache schon, wenn Du einen hochempfindsamen Menschen (könnte ja ein junger Poet sein) mit der Wirklichkeit konfrontierst und der Mann sich evtl. so in seine Vorstellungen reinsteigert, dass er wirklich stirbt oder von den beiden Kindern gequält wird, weil es für ihn kein Spiel ist, die Kinder dies aber nicht merken.
Aber wie gesagt, da musst Du anders rangehen und das wichtigste wäre, dass der Leser Deinen Prot. ernst nimmt. Hierzu solltest Du die Einführung etwas kürzen und eher die Eindrücke entlang des Weges schildern, dann die Verunsicherung beim Kontakt mit dem Kind vergrößern und das Kind als Teil der anderen Welt verstärken.
Tja und dann brauchst Du irgendwie eine Handlung, warum Du diese Geschichte erzählst (siehe Vorschlag oben)

Auf die grammatikalischen und orthographischen Fehler will ich nicht eingehen, aber aus technischer Sicht solltest Du auf Folgendes achten:

Wenn Dein Prot. nervös ist, und in seiner Überempfindlichkeit müsste sich das ja potenzieren, dann schlendern die Augen nicht mehr, sondern sie prallen, schleudern, fliegen.
Außerdem kannst Du, wenn Du aus der Sicht des Poeten schreibst nicht die Realität (abgebrochener Ast) darstellen, sondern dann musst Du schon die Brille auflassen und alles so schildern, was schwer ist, denn das Publikum muß ja erfahren, dass es kein richtiger Revolver ist, sonst gibt es Verwirrung.
Prinzipiell könnte man zwei Erzählperspektiven wählen aus der Sicht des Poeten und des Jungen. Ich würde aber einen auktorialen Erzähler nehmen, der die Sicht der jeweiligen Person beschreibt. Also:
Der Poet trat auf die Straße. Er liebte, ja vergötterte den Herbst, den güldenen etc.

Beim „Sterben“ solltest Du noch mal die Eindrück in normaler Sicht aufschreiben, denn derzeit ist alles durcheinander.
Erst versagt das Gehör (ohne t!) und später verstummt er selbst und hört plötzlich wieder ein Plätschern. Zudem bemerkt er, wie die Kugel noch eindringt, Du meinst wahrscheinlich, dass die Kugel eingedrungen war. Und wenn sie schon drin ist, dann ist die Bauchdecke auch zerfetzt.
Mit einem Wort: Du musst Dich entscheiden, ob er das alles in Zeitlupe erlebt und dann kann dieses und jenes passieren oder Du schilderst den Zustand, dann sollte sich bis auf laufendes Blut nicht viel ändern.
Außerdem mutmaßt ein solcher Mensch nicht, sondern beobachtet nur. Als Sätze wie „das Blut muß beim Einschuss weit gespritzt sein“ solltest Du anders formulieren, weil der Mann fühlt und nicht denkt.

Den erklärenden Abschnitt mit den Kindern musst Du, wenn überhaupt in einer anderen Perspektive schreiben. Das ist eine Regel, die Du nicht brechen solltest, auch wenn Du sehr avantgardistisch schreiben willst. Du kannst nicht einfach so den Protagonisten wechseln.

Zum Abschluß solltest Du überlegen, ob Du so eine triviale Überschrift wählst, wenn Dein Prot ein solcher Feingeist ist. Also Dinge wie
„Das Blut, dass ich zum Himmel spie“ oder „Ich ertrank im Fluß meines Blutes“ würden wohl eher passen, als das umgangsprachliche "Kotzen".

Fazit:
Mir scheint, Du bist noch recht jung und probierst Dich aus. Aus meiner Sicht sollte man VOR dem Schreiben überlegen, WAS man WOMIT erreichen will und dann anfangen zu arbeiten.
Manche arbeiten anders und schreiben erst mal los, aber auch die, sollten aber vor einer Veröffentlichung diese Punkte noch einmal analysieren.
Ansonsten wirkt es wie ein Experiment, daß der Autor selber nicht ernst nimmt und dann fällt es den Lesern auch schwer, hier die Ernsthaftigkeit zu bewahren.

Gruß
mac

 

hallo nochmal.
danke megabjörnie und macsoja für eure kritik, die, im gegensatz zu anderen sachen, die mir hier schon vorgeworfen wurden, diesmal auch wirklich begründet ist und nicht wie ein eingekloppe auf meinen text wirkt, um das eigene selbstwertgefühl zu steigern.
gut zu wissen, dass man hier doch noch texte reinstellen kann.
ich möchte nicht auf jeden eurer punkte eingehen, aber ich nehme sie ernst.
ach, mein text sollte keine satire sein. man sollte ihn ernst nehmen. wahrscheinlich kann er aber nur von menschen ernst genommen werden, die so fühlen wie der prot, also sehr wenigen. naja, ist recht schade.
aber eine sache noch:

Wer identifiziert sich denn heute noch mit dem jungen Werther? *g*
ich.

 

Ich muss noch etwas anmerken, auch wenn es klugscheißerisch wirkt:

und das DU den text nicht verstehst, ist ja nun wirklich nicht das problemes des autors, also meins.

Das klingt verdächtig nach der weitverbreiteten "Ihr seid bloß zu doof, den Text zu kapieren"-Mentalität. Das steht der literarischen Entwicklung des Autors nur im Wege. Du solltest eines bedenken:

Der Autor ist ein Sender. Dieser Sender schickt Botschaften raus, ungewiss, ob sich zufällig jemand finden wird, der die Botschaft hört.

Der Leser ist ein Empfänger. Er schaltet sich ein, wann er Lust und Zeit hat, und auf die Frequenz des Autors, wenn er darin einen Gewinn sieht. Sieht er den Gewinn nicht oder hat keine Lust, dann lässt er es eben bleiben.

Wenn die Botschaft nicht verstanden wird - wer hat dann wirklich ein Problem? Der Leser oder der Autor? Wem ist denn mehr an der Kommunikation gelegen?
Jeder Schriftsteller, der mit seinen Botschaften sein Einkommen bestreitet, wird dir eine eindeutige Antwort geben.

 

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