Das Boot
Wie oft habe ich schon gesagt: “Ich bin reif für die Insel“.
Unzählige Male.
Wenn ich wieder mal alles satt hatte, satt bis zum Stehkragen.
Aber ich wusste nie genau, wo meine Insel liegt und wie sie aussieht.
Es ist also endlich einmal an der Zeit, eine Insel für mich zu erschaffen.
Wie soll sie beschaffen sein?
Erst einmal weit weg vom Alltag. Sozusagen ein Gebilde aus Träumen.
Meine Trauminsel.
Weit draußen im Meer, ganz für mich allein. Ich will endlich einmal meine Ruhe
haben. Ruhe von der Hektik des Alltags.
Da ist sie nun. Und ich, ab ins Boot und hinaus zu meiner Insel. Nach kurzem Kampf mit der Brandung bin ich glücklich gelandet.
Das Boot hab ich gut am Strand vertäut.
Vielleicht brauche ich es, sollte mich das Heimweh einmal packen.
Trotz des warmen Klimas benötige ich ein Bleibe, ein Dach über den Kopf.
Also baue ich mit eine Hütte im Schatten hoher Bäume, bedeckt mit riesigen Palmwedeln. .
Nach getaner Arbeit sitze ich auf meinem Balkon und betracht die Vogel- und Tierwelt
rings um mich her.
Oft liege ich faul am Strand und sehe den träge wandernden Wolken nach.
Meine Insel ist für mich noch unbekannt und unerschlossen. Darum unternehme ich lange Wanderungen um sie zu entdecken.
Wenn ich dann müde nach hause komme, sitze ich nach dem Abendbrot mit einem Glas
Rotwein und einem guten Buch wieder auf meinem Balkon oder zwischen blühenden Rabatten in meinem Garten.
So geht der Tag harmonisch und zu Ende.
Zufrieden mit dem heute Erlebten begebe ich mich zur Nachtruhe. Denn morgen ist ja auch noch ein Tag.
Aber nachts, was ist denn das? Ein unruhiger Traum!
Was macht die Familie? Wie geht es meinen Freunden? Wurden meine Tiere auch gut versorgt?
Ist hier doch keine Trauminsel?
Am anderen Morgen.
Wo ist das Boot?