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Das Café

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12.10.2010
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Das Café

Er zündet sich eine Zigarette an und sieht aus dem Fenster. Draußen regnet es. „Wie immer“, denkt er. Der Platz vor dem Cafe glänzt von dem Regen, der in Schwaden auf das dunkle Kopfsteinpflaster fällt. Die graue Statue des Schusterjungen, dem heimlichen Wahrzeichen der kleinen Stadt, ist bereits blank davon. Sein Lächeln kann Bert nicht teilen. Die Bedienung steht plötzlich vor ihm:“ Einen Becher schwarzen Kaffee mit Zucker, wie immer?“ „Ja, wie immer“, erwidert er gedankenverloren. Alles ist, wie immer. Das Grau des Himmels, der Arbeitstag und SIE.. Er kann sie nicht wiedersehen, will sie nicht wiedersehen nach all den Jahren des Vergessens. Er erinnert sich noch genau an ihre grauen Augen, den hölzernen Gang und an ihren roten Hut. Sie hatte schwarzes Haar als er noch klein war. Nun wird es wohl grau sein. Er gibt der Bedienung dünn lächeln das Geld für den Kaffee. Es ist die Blonde. Er mag sie. Sie ist aufmerksam, freundlich und hat kleine ungebändigte Locken über ihren blauen Augen. Er würde sich nie trauen, sie anzusprechen. Einmal hätte er sie fast gefragt, dann aber den Mut verloren. Er war nicht gerade der Frauentyp, das wusste er schon früh. Vielleicht war SIE auch daran schuld und nun trat sie wieder in sein Leben. Ein Anruf von ihr hatte ihn hinein in seine Kindheit katapultiert. Die Kindheit, die er so mühsam verdrängt hat. Nie hatte seine Mutter ihn verstanden. Wie sehr hatte er sich nach ihrer Anerkennung und Zärtlichkeiten gesehnt. Ein aufmunterndes Wort, eine liebevolle Geste. Er wartete 18 Jahre lang, dann gab er es auf. Nachdem er die Stadt verlassen hatte starb auch jeglicher Kontakt zu ihr. Das war nun fast 15 Jahre her. Inzwischen war er erfolgreich geworden. Seine Kollegen wussten, dass sie sich auf ihn verlassen konnten. Sein Chef witzelte einmal, dass niemand einen so guten Riecher für die bösen Buben hatte, wie er. Tatsächlich war er einer der besten Kommissare im Norden. Nur mit den Frauen wurde es nie etwas. „Ihretwegen“, denkt er brummig. Jetzt ruft sie einfach so an, nach all den Jahren. Will mit ihm reden, weil sie krank ist. Nach dem Motto: “Hallo, ich bin´s. Ich möchte dich sehen. Ach übrigens: ich habe Krebs und möchte vorher unbedingt mit dir reden.“ Was soll man dazu sagen? Vor was will sie mit ihm reden? Vor der Aussöhnung? Vor dem Tod? Er schüttelt unwillkürlich den Kopf, steckt sich noch eine Zigarette an. Er sollte aufhören mit dem rauchen, denkt er. Langsam zieht Bert Scheiner seinen Mantel an und geht hinaus in den Regen. Mit eingezogenem Kopf hechtet er von Eingang zu Eingang, um nicht nass zu werden. Im Rinnsaal entdeckt er das kleine rote Kätzchen des Nachbarn. Schnell steckt er das nasse, schreiende Bündel in seinen Mantel, um es zurückzubringen. Für heute hat er also eine Mission und er ist froh, dass er nicht in das Krankenhaus muss.

Zwei Tage später sieht Bert nach einer 2-stündigen Zugfahrt an der großen Fassade des Krankenhauses empor. „Städtisches Krankenhaus“ prangt es in übergroßen, roten Lettern vor dem Eingang. Er geht hinein. Irgendwann muss es ja mal sein. Eine Schwester muss ihm den Weg zeigen. Die Krebsstation ist hell und freundlich eingerichtet. Gar nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Als er das Zimmer betritt, liegt sie da. Ihr graues Haar umrahmt das ältere, aber immer noch schöne Gesicht. Irenes Züge hellen sich auf, als sie ihren einzigen Sohn sieht, aber sie lächelt nicht. Befangen steht er an ihrem Bett, in der Hand eine Orchidee. „Für dich“, sagt er und überreicht seiner Mutter die Pflanze ungelenk. Kein Lächeln, keine Umarmung. „Es ist lange her, mein Sohn“, beginnt Irene und dann erzählt sie ihm von ihrer kalten Kindheit, seinen verstorbenen Großeltern und davon, dass sein Vater sie aus allem herausgeholt hat. Sie hat ihn sehr geliebt, seinen Vater. Als der Autounfall ihn von ihr fortriss, riss er auch jegliche Freude, jeden Lebensmut von ihr fort. Er, Bert, sah seinem Vater so ähnlich, dass es sie jeden Tag körperlich schmerzte, mit ihm zusammen zu sein. Als Bert fort ging, blieb nichts weiter als eine dumpfe Leere in ihr, aber sie achtete seinen Entschluss, verstand ihn. Thomas hört sich alles ruhig an, benommen auf dem weißen, schmalen Stuhl am Fenster sitzend. Plötzlich fügen sich Bilder und Gefühle aus der Vergangenheit zusammen. Irene weint. Er hat die kühle, starke Frau noch nie so gesehen. Als er aus dem Zimmer geht, leise die Tür schließend, fühlt er sich, als sei er in Watte gepackt. Was hat sie eigentlich sagen wollen? Dass sie ihn all die Jahre so behandelt hat, weil sie ihn liebte und einen erneuten Verlust nicht ertragen hätte? Sein logischer Verstand muss passen, aber sind Gefühle immer logisch?

Einige Tage später sitzt er wieder in seinem Cafe. Er zündet sich eine Zigarette an und sieht auf den Platz. Die blonde Bedienung bringt ihm seinen Kaffee. Neben ihm liegen eine Zugfahrkarte und ein Blumenstrauß. Sein Zug geht in einer Stunde. Die Bedienung nimmt das Geld und will das Wechselgeld herausgeben. „Bitte behalten sie den Rest“, sagt er „Gehen sie doch davon einmal ins Kino oder so“. „Ja, sehr gerne, “ antwortet sie mit einem fast kecken Lächeln, eine Locke aus ihren blauen Augen streichend. Bert ist überrascht. Er lächelt entwaffnet zurück und sieht ihr hinterher. Seine Zigarette schwelt verloren in dem kleinen Aschenbecher vor sich hin und der Schusterjunge glänzt in der Mittagssonne auf dem Platz vor dem Cafe.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo tobilinski!

Zur Überschrift: Café, nicht Cafe.

Im Text sind noch einige Fehler. Außerdem ist es üblich, bei wörtlicher Rede eine neue Zeile anzufangen. Ein paar mehr Absätze täten dem Text auch gut.

Das

benutzt du inkonsequent. Entweder würd ich's immer nehmen oder nie.

Du fängst zuviele Sätze mit Er an:

Er kann sie nicht wiedersehen, will sie nicht wiedersehen nach all den Jahren des Vergessens. Er erinnert sich noch genau an ihre grauen Augen, den hölzernen Gang und an ihren roten Hut. Sie hatte schwarzes Haar als er noch klein war. Nun wird es wohl grau sein. Er gibt der Bedienung dünn lächeln das Geld für den Kaffee. Es ist die Blonde. Er mag sie. Sie ist aufmerksam, freundlich und hat kleine ungebändigte Locken über ihren blauen Augen. Er würde sich nie trauen, sie anzusprechen. Einmal hätte er sie fast gefragt, dann aber den Mut verloren. Er war nicht gerade der Frauentyp, das wusste er schon früh.

Langsam zieht Bert Scheiner seinen Mantel an und geht hinaus
Die Vorstellung kommt für meinen Geschmack zu spät.

Was Irene im Bett erzählt, müsste im Konjunktiv stehen.

Thomas hört sich alles ruhig an, benommen auf dem weißen, schmalen Stuhl am Fenster sitzend.
Thomas?

„Gehen sie doch davon einmal ins Kino oder so“. „Ja, sehr gerne, “ antwortet sie mit einem fast kecken Lächeln, eine Locke aus ihren blauen Augen streichend. Bert ist überrascht. Er lächelt entwaffnet zurück
Haha, sorry, aber das wirkt total aufgesetzt.

Naja, also dass sich durch ein Gespräch etwas so drastisch verändern soll, womit der Prot die ganze Zeit gelebt hat, halte ich für unrealistisch.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen was anfangen!

Viele Grüße,
Maeuser

 

Danke fuer's Draufstupsen - Titel ist geändert. :)

Änderungen im Text dann Sache des Autors.

 

Hallo Maeuser,
danke für Deine Anmerkungen. Vieles hat mich im Grunde selbst gestört. Die häufige Wiederholung des "Er" war ein Experiment. Müsste ich also dosierter einsetzen. Der Rückblick in die Vergangenheit (Aha, deswegen!) und die allzu plötzliche Änderung in Berts Verhalten sind eine Folge aus der Kürze, die ich dem Text angedeihen lassen wollte.Der Protagonist hieß anfangs Thomas, daher das (vergessene) Überbleibsel. Ein paar mehr Absätze werde ich mir zu Herzen nehmen. Dass jedoch wörtl. beginnende Reden mit einer neuen Zeile beginnen sollten, ist mir neu. Danke für den Hinweis. Insgesamt verbuche ich auch diesen Text als Experiment.*
Herzlichst
Tobilinski

 

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