- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 9
Das erste Mal
Sechzehn zu sein, das ist schrecklich. Da ist man kein Kind mehr, aber noch lange nicht erwachsen. Weder Fisch noch Fleisch ... wirklich grauenhaft. Noch schlimmer allerdings ist fünfzehn, oder vierzehn. Dann schon lieber sechzehn.
Also, ich war sechzehn, und er hieß Walter. Von meiner Seite war es Liebe auf den ersten Blick. Von Walters Seite dauerte es eine Weile. Fast ein Jahr, um genau zu sein. Weil ich ihm zu jung war. Er war nämlich bereits neunzehn. Und Jungs in diesem Alter interessieren sich nicht für jüngere Mädchen. "Nimm dir ne Ältere, mein Junge", sagen die Väter in jovialem Ton und zwinkern bedeutungsvoll mit den Augen, weil sie wissen, wovon sie reden.
Und in der Tat, es ist wirklich besser, wenn zumindest einer von beiden Erfahrung hat, denn ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Deflorationsversuch, da war ich fünfzehn. Der Kerl war so um die sechzehn, auch noch Jungfrau, und versuchte wirklich sein Bestes. Vergeblich. Trotz intensivster Bemühungen kriegte er sein gutes Stück nicht dahin, wo es in einem solchen Fall hingehört. Ob es an mir lag oder an ihm, das läßt sich im Nachhinein nicht sagen. Auf alle Fälle war er ziemlich ratlos, fast schon verzweifelt.
"Magst du nicht oder kannst du nicht?" stieß er immer wieder hervor, und man konnte wirklich zugucken, wie seine Erektion nachließ und sein Penis sich schließlich resigniert zurückzog. Im wahrsten Sinn des Wortes.
Das Ganze war mir sehr peinlich, einerseits. Andererseits war ich froh über diese Entwicklung, denn ich hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil meine Mutter mir mit eindringlichem Gesichtsausdruck das Versprechen abgenommen hatte, mich keinesfalls mit einem Jungen (geschweige denn Mann) einzulassen. Seinerzeit steckte die Pille noch in den Kinderschuhen, außerdem hätte sie mir sowieso kein Arzt verschrieben, weil ich, wie gesagt, erst fünfzehn war. Und damals war es verpönt, in derart jugendlichem Alter Sex zu praktizieren, also brauchte ich auch keine Pille.
Walter war mir an meinem allerersten Arbeitstag begegnet. Ich begann eine Banklehre, und der Ausbilder führte mich und die anderen Lehrlinge gerade durch die Abteilungen, als Walter mit Schwung um die Ecke bog. Seine blauen Augen blitzten, und er gefiel mir auf Anhieb.
Wie der Zufall es oft so will, landete ich ausgerechnet in Walters Abteilung, und es war seine Aufgabe, mich mit den Weihen des Geldtransfers von einem Bankkonto zum anderen vertraut zu machen. Mir wäre zwar lieber gewesen, er hätte mich mit was anderem vertraut gemacht, aber – wie gesagt – ich war noch zu jung (für ihn).
Dann tauchte eines Tages aber sein Freund auf. Karl hieß er. Und Karl hatte ein Auge für Frauen, respektive für mich. Mit wohlgefälligem Kennerblick musterte er meine untere Hälfte und meinte: "Mann, schau dir diese Beine an!" Anerkennend schnalzte er mit der Zunge.
Diese Bemerkung hat Walter wohl nachdenklich gestimmt, denn kurze Zeit später fragte er mich nach unserem täglichen Mittagessen in der Kantine ganz nonchalant, ob wir in seiner nahe gelegenen Bude nicht einen Kaffee nehmen wollten.
Gegen diesen Vorschlag hatte ich natürlich nichts einzuwenden, im Gegenteil, denn sein Gesichtsausdruck ließ keinerlei Zweifel aufkommen, daß die gemeinsame Tasse Kaffee ihn nicht die Bohne interessierte. Er wollte das, was ich auch wollte: ins Bett. Ich wollte endlich wissen, wie das ist, über das ich schon so viel gelesen hatte, in Gloria-Heftchen gleichermaßen wie in Büchern von Hemmingway und Konsorten.
Unsicher umherirrende Jungenhände auf meinen mickrig kleinen Brüsten waren mir bis dato zwar schon bekannt, einige davon hatten auch dilettantisch zwischen meinen Schenkeln herumgefummelt, auch der mißglückte Deflorationsversuch war noch deutlich in meinem Gedächtnis, und bei all dem hatte ich eine gewisse Erregung auch nicht leugnen können, aber im Grunde war das alles nichts Gescheites gewesen. Irgendwie war das immer so abgelaufen, als schnuppere ein hungriger Hund an der Wurst, und trollt sich dann frustriert, weil er sie nicht fressen darf.
Jetzt hatte ich aber keine Lust mehr mich zu trollen, sondern wollte endlich erfahren, wie es ist, mit einem Mann zu schlafen.
Ich hatte es mir wunderschön vorgestellt. An einem kuschelig-romantischen Fleckchen. Umgeben von zauberhaften Gerüchen, und eingehüllt von Schummerlicht und zärtlicher Musik.
Entschlossenen Schrittes strebten wir Walters Behausung entgegen.
Im Erdgeschoß befand sich der Laden des Hauseigentümers, eine Metzgerei. Darüber lagen drei Etagen, und ganz oben, unter dem Dach, in der Wohnung des Metzgers, befand sich Walters Zimmer. Eigentlich war es kein Zimmer, sondern eine Kabine, in der ein schmales Bett, ein kleiner runder Tisch, ein Stuhl und ein Kommiss-Schrank gerade mal so Platz fanden. Das Waschbecken war draußen im Flur, und auch die Toilette teilte er sich mit den Metzgersleuten, die übrigens drei permanent quengelnde, quietschende und schreiend durch die Wohnung trampelnde Kleinkinder ihr eigen nannten.
Was vielleicht auch noch erwähnenswert wäre, ist der Geruch. Er war nicht zauberhaft, sondern kam direkt aus dem Leben, nämlich aus der Metzgerei. Das ganze Haus war durchzogen von dem Geruch nach frischem Blut, Innereien, Fleisch, Wurst und Geräuchertem.
Warum ich den Ort des potentiellen Geschehens nicht fluchtartig verlassen habe, kann ich mir nur mit meiner Verliebtheit und dem Wunsch nach Entjungferung erklären.
Ich blieb also, und Walter knöpfte behutsam meine Bluse auf. Dann bewunderte er meinen Spitzenunterrock aus lilafarbenem Nylon und zog ihn mir über den Kopf. Als nächstes war die Strumpfhose an der Reihe (zu der er nichts zu sagen hatte), dann mein rosa Schlüpfer mit aufgesticktem Blümchen (der ihm wieder gut gefiel).
Schließlich lag ich nackt auf dem pritschenähnlichen Bett und harrte der Dinge, die nun angesagt waren. In Nullkommanix hatte Walter sich seiner Kleider entledigt, und gönnte mir nur einen kurzen Blick meiner halb geschlossenen Augen auf seinen Ständer. Das war auch gut so, ich hätte mich ohnehin nicht getraut, dieses, förmlich aus sich heraus geschossene Körperteil intensiver zu betrachten – obwohl ich es sehr gern getan hätte, offen gestanden. Ich hätte es gern angesehen, angefaßt, beschnuppert, kosend mit meiner Zunge beleckt. Ich hätte dieses Teil, das sich so ominös zwischen den Zeilen sämtlicher Liebesromane räkelte und höchste Sinnesfreuden versprach, einfach grundlegend erforscht.
Walter legte sich dicht neben mich. Sein erigierter Penis klopfte an meine Hüfte, parallel dazu klopfte mein Herz. Jetzt war es soweit. Seine Hände kneteten meine flachen Brüste, wanderten nach unten, drückten (in erotisierender Absicht, wie ich heute weiß, es hat aber eher gekitzelt) abwechselnd links und rechts in die weichen Teile neben meinen Beckenknochen, wanderten schließlich zwischen meine Schenkel und schoben sie auseinander.
Dann rollte Walter mit einer gewandten Bewegung auf mich drauf, küßte mich und schob dabei gekonnt und wie nebenbei seinen Schwanz in mich hinein.
Das Gefühl war gar nicht schlecht.
Dann bewegte er sich stöhnend ein paar Mal auf und ab. Dann stöhnte er ein bißchen lauter, so, als würde er den letzten Schnaufer machen. Dann sank er seufzend in sich zusammen, legte sich mit seinem ganzen (gottseidank geringen) Gewicht auf mich drauf und verfiel in einen spontanen Schlaf.
Der Geruch von frisch geräuchertem Schinken lag in der Luft, Kindergeschrei drang durch die furnierte Tür, Walter schnarchte leise in mein Ohr, und ich spürte ein warmes Rinnsal aus meinem Schoß herauslaufen.
Das war’s.