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Das Experiment

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16.08.2003
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Das Experiment

Am Ende des Freitagabends, der manches in Frage stellte, reißt schließlich auch der Himmel entzwei. Als sie Rüdigers Weinstube verlassen, erreicht das Gewitter nahezu zeitgleich Friedelsheim. Schweigend gehen sie die Bahnhofsstraße entlang der Weinreben hinab zu den Gleisen, als der weiße Blitz aus dem Pfälzer Wald steigt, den Himmel durchtrennt und sekundenlang die Nacht verhöhnt. Die Abstände zwischen Lärm und Licht, Licht und Lärm werden kürzer, der Regen kommt plötzlich und heftig, sie rennen die letzten Meter bis zum Bahnsteig und sind völlig durchnässt, als sie das Wartehäuschen erreichen. Die feuchte Luft riecht würzig und schwer, nach Gras, nach Bäumen, es ist Sommer, immer noch.

Es ist beinahe halb zwei, die Rhein-Haardt-Bahn nahezu menschenleer. Martin wischt mit seinem T-Shirt die Regentropfen von seiner Brille, Simon zieht seine Ludwigshafen-Kappe tief in die nasse Stirn, Julia im Vierersitz gegenüber dreht wütend die Flasche Pinot Noir der Winzergenossenschaft Friedelsheim in ihren Händen, Simons Patenonkel Rüdiger hatte sie ihnen zum Abschied geschenkt.

Der Abend hatte entspannt begonnen. Sie ließen sich Hedwigs Käsespätzle schmecken, tranken Wein, den guten aus dem Jahrhundertsommer 2003, Rüdigers ganzer Stolz. Sie feierten Martins Verbeamtung, das Einjährige ihrer Wohngemeinschaft, Julias Trennung von Leonard, den die beiden Männer nicht ausstehen konnten. Sie waren endlich mal wieder beieinander, nur sie drei, ohne planen zu müssen, wer kochen und wer den Abwasch machen würde. Das Wochenende stand vor der Tür, Bilderbuchwetter war angekündigt.

Als Rüdiger später am Abend seine Schürze abstreifte, ein zusätzliches Glas holte und sich zu Simon und seinen Freunden setzte, waren die drei in eine Diskussion vertieft.
„Glaub mir“, sagte Julia zu Simon, „das merkst du. Egal, wo du sie triffst, an der Uni, in der Stadt. Jeder erkennt, ob er einen Theologen oder einen Juristen vor sich hat, ein Primi-Mäuschen oder eine BWLerin.“
„Worum geht´s?“, erkundigte Rüdiger sich amüsiert und füllte sein Glas.
„Um Klischees.“ Simon verdrehte die Augen. „Um nichts als Klischees.“
„Nein“, schaltete sich Martin ein, „ich denke auch, dass es einen Zusammenhang zwischen bestimmten Grundeinstellungen und dem Beruf gibt, meistens zumindest.“
„Apropos Grundeinstellungen.“ Rüdiger schmunzelte und öffnete eine neue Flasche Wein. „Lydia, meine Jüngste, hat mir neulich von einem Seminar an der Uni erzählt, Spieltheorie oder so was in der Art. Auf jeden Fall hat ihr Dozent von einem Experiment berichtet, das mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht.“
„Was für ein Experiment?“ Julia aß ihre letzten Käsespätzle und legte ihr Besteck beiseite.
„Es ist schon alt, ich glaube aus den 60ern. Zwei beliebige Menschen werden in der Fußgängerzone angesprochen und gefragt, ob sie bereit sind, ein kleines Spiel zu spielen, bei dem sie Geld gewinnen können. Die beiden haben sich vorher nie gesehen.“
Martin begann, aus Bierdeckeln ein Haus zu bauen.
„Als erstes wird derjenige bestimmt, der anfangen darf, rein zufällig. Sagen wir, es geht um 100 Euro. Der Beginnende darf festlegen, zu welchem Prozentsatz das Geld aufgeteilt wird – er alles, der andere nichts, oder umgekehrt, 50 zu 50, 70 zu 30, wie auch immer.“
„Und der zweite Spieler? Muss er sich mit dem abfinden, was der andere ihm zugesteht?“, wollte Simon wissen.
„Nein, muss er nicht. Das Ganze ist bewusst so konzipiert, dass beide voneinander abhängig sind.“
„Wodurch?“
„Spieler Zwei entscheidet, ob der Deal zustande kommt, ob er mit der Aufteilung einverstanden ist. Stimmt er zu, bekommt er den von Spieler Eins festgelegten Anteil. Lehnt er ab, bekommen beide nichts.“
„Nicht schlecht. Interessante Konstellation.“ Martin vergaß sein Bauwerk und lehnte sich zurück, Julia nippte an ihrem Weinglas, Simon schob die letzten Spätzle auf seinem Teller hin und her und sinnierte: „Spieler Eins sollte sich also gut überlegen, was er tut, wie weit er gehen kann, ohne dass der andere nicht mehr einwilligt.“
„Exakt.“ Rüdiger nickte. „Das ist das Experiment.“
„Rüdiger, ich brauche dich hinter der Theke“, rief Hedwig in diesem Moment ungeduldig. Rüdiger seufzte, klopfte kurz auf den Tisch und schlurfte in Richtung Zapfanlage davon.
„Die beiden kennen sich nicht und sehen sich anschließend nie wieder?“, rief Julia ihm nach.
„Richtig. Sie sehen sich das erste und einzige Mal im Leben“, bestätigte Rüdiger im Gehen. „Soweit man das jemals behaupten kann.“

Julia, Simon und Martin blickten sich an, beobachteten das Treiben in der Gaststätte, die essenden, redenden Menschen, die Frau am Zigarettenautomaten, den lesenden alten Mann mit seinem Collie unter dem Tisch, hörten die leise Musik im Hintergrund, irgendetwas deutsches.
„Was würdet ihr machen?“ Simon steckte sich einen Kaugummi in den Mund.
Julia überlegte einen Moment. „Keine Ahnung. Hängt glaube ich von der Person ab. Hab ich einen Obdachlosen vor mir, bekommt er mehr, als wenn es irgendein Schnösel im Anzug ist.“
„Außer er sieht aus wie Brad Pitt und lächelt dich an, oder?“ Martin grinste.
„Klar. Der bekommt alles, wenn er mich anschließend zum Essen einlädt.“
Martin schenkte Wein nach, holte einige Geldscheine aus seinem Portemonnaie, legte 80 Euro neben sich und 20 Euro in die Mitte des Tisches. „80 zu 20.“
„Wie, 80 zu 20?“ Simon sah Martin irritiert an.
„Ich 80, er 20, vielleicht noch nicht einmal das. Der andere kann froh sein, dass er überhaupt etwas bekommt.“
„Nicht dein Ernst, oder?“ Simon wechselte einen kurzen Blick mit Julia.
„Doch, sicher. Ich bin der Erste, ich darf entscheiden. Also gebe ich dem anderen genau so viel, dass er noch einwilligen wird. Nicht mehr.“ Martin grinste in die Runde, aber er meinte es ohne Zweifel ernst.
„Ach ja? Und was hast du dafür getan, dass du der Erste bist? Was hast du geleistet? Womit hast du das verdient?“, fragte Simon mit scharfer Stimme.
„Wie würdest denn du entscheiden?“, fragte sie ihn.
„50 zu 50. Egal, wen ich gegenüber habe. Ich habe nichts getan, um das Recht des Ersten zu verdienen, ich habe genau so wenig geleistet wie Nummer Zwei. Wir teilen gerecht.“ Simon nahm sich die 20 Euro von der Mitte des Tisches und zählte von Martins Stapel drei Zehneuroscheine ab.
„Julia, willst du dir anmaßen, zu entscheiden, ob der Banker wirklich nicht mehr auf das Geld angewiesen hat als der Penner, aus irgendeinem Grund?“
Simon sah Julia herausfordernd an, die nur seufzte.
„50 zu 50, definitiv. Alles andere wäre nicht gerecht.“
Martin faltete seine Serviette zusammen. „Gerecht, natürlich ist mein Weg gerecht. Wir reden hier von Chancengerechtigkeit. Überleg doch mal: Er hatte genauso viele Möglichkeiten wie ich, der Erste zu sein. Die Chancen standen 50 zu 50, also war es absolut gerecht. Er hat den Kürzeren gezogen, so ist das Leben.“
Julia stöhnte. „Ich finde, das hier hängt jetzt wirklich von der Situation ab. Wie dringend brauche ich das Geld? Das ist doch eine wichtige Frage.“
„Wie auch immer. Kein Grund, sich da so reinzusteigern. Ist doch nur ein Spiel. Und das gehört übrigens alles mir, ganz in echt.“ Martin sammelte die Geldscheine ein. „Wollen wir noch einen Kaffee trinken?“
„Was heißt hier nur ein Spiel?“, regte sich Simon auf. „Es geht hier um eine ganz elementare Fragestellung.“
„Ich geh mal aufs Klo“, sagte Julia und ließ die beiden alleine.

Rüdiger hatte an der Theke einzelne Diskussionsfetzen mitbekommen. Als Julia zurückgekehrt war, räumte er das dreckige Geschirr vom Nachbartisch auf ein Tablett.
„Ihr streitet euch doch nicht, oder?“ Sie schwiegen.
„Jemand Kaffee? Oder lieber einen Schnaps?“ Martin zuckte mit den Achseln, Julia musterte den Collie des Alten, wie er Wasser aus einer Schale schleckte, Simon starrte auf die beschmutzte Tischdecke.
„Ich sehe schon…“ Rüdiger stellte das Tablett ab und begann, ihre Teller ineinander zu stapeln.
„Ohne noch Öl ins Feuer gießen zu wollen - einen Aspekt habt ihr bisher völlig ausgeklammert. Was ist, wenn ihr der zweite Spieler seid? Wir reagiert ihr?“
Niemand wollte den Anfang machen und eine erneute Diskussion auslösen. Schließlich traf Rüdiger die Entscheidung.
„Simon?“
Simon räusperte sich. „Also gut. Ich nehme natürlich nur an, wenn der erste Spieler mir die Hälfte des Geldes zugesteht.“
„Simon…“, setzte Julia an und zog ihn zu sich heran.
„Nein, ernsthaft. Hier geht es nicht um Geld, es geht um die richtige oder falsche Entscheidung. Wieso begreift ihr das nicht? Ich habe euch gerade erklärt, warum für mich nur eine 50 zu 50 Aufteilung in Frage kommt.“
Martin schnaubte.
„Jede andere Variante wäre ein Fehler, das möchte ich ihn spüren lassen und daher nicht annehmen.“
„Also würdest du leer ausgehen und zum Beispiel diese 40 Euro ausschlagen, die er dir anbieten könnte.“ Martin legte erst einen und dann den zweiten zwanzig Euro Schein vor Simon auf den Tisch.
„Klar. Dafür habe ich die Chance, dass du begreifst, worauf es ankommt, und beim nächsten Mal gerechter handelst. Wenn es nicht nur um ein Spiel geht.“ Simon schob das Geld zurück zu Martin.
„Du überbewertest die Geschichte total.“ Martin schüttelte den Kopf und verstaute die Geldscheine wieder in seinem Portemonnaie.
„Was wäre bei 49 Prozent?“, fragte Julia.
„Das würde bedeuten, dass er von seinem Vorrecht Gebrauch macht, also: Nein, auf keinen Fall.“
Martin lachte spöttisch. „Simon, der große Weltverbesserer, was?“
„Wenn ich die Chance dazu habe, sicher. Und du? Raus damit, was machst du?“ Simons Stimme wurde aggressiv.
Martin nahm sich eines der Schnapsgläser, die Rüdiger mittlerweile auf den Tisch gestellt hatte.
„Die Frage stellt sich für mich nicht. Ich bekomme Geld geschenkt, aus heiterem Himmel, also nehme ich es und freue mich. Prost!“
Ein Kind fing an zu weinen, Hedwig kramte in einer Kommode nach einem Malbuch und Buntstiften, irgendwo kippte ein Stuhl auf den Boden.
„Egal wie viel? Wenn du nur einen einzigen Euro bekämst?“ Julia schob einige Servietten hin und her, der Hund begann zu bellen.
Martin stellte sein leeres Glas ab. „Völlig gleichgültig. Annehmen und auf den Kopf hauen.“
Simon erhob sich, stützte seine Arme auf den Tisch, einige Gäste drehten sich nach ihnen um.
Seine Stimme zitterte, als er sagte: „Weißt du was, mein Lieber? Ich glaube du hast gar nicht begriffen, worum es hier geht.“
Simon ließ zu, dass Julia ihn zurück auf den Stuhl zog, und verschränkte seine Arme vor der Brust. Hedwig klapperte in der Küche mit dem Geschirr, Rüdiger verabschiedete ein befreundetes Ehepaar.
„Julia?“, fragte Martin ruhig und schob den beiden ihre Schnapsgläser herüber.
Julia zögerte einen Moment und musterte Simon und Martin beinahe ängstlich.
„Kommt auch hier auf mein Gefühl an. Wieso gibt er mir das, was er mir gibt, was ist seine Motivation? Und was ist mit mir – brauche ich das Geld dringend oder brauche ich es nicht?“
Beide erschraken, als nach einigen Sekunden Simons Hand auf den Tisch knallte und er Julia anfuhr: „Wieso bist du nicht auf meiner Seite? Der erzählt so einen egoistischen Stuss. Wegen solchen Einstellungen ist unsere Gesellschaft so, wie sie ist.“
„Also, langsam werde ich auch sauer.“ Wütend guckte Julia die Männer an, Martin machte eine abwehrende Geste und zeigte auf Simon.
„Nein, auf euch beide. Dass ihr Sachen immer so pauschal entscheiden müsst. Richtig und falsch, die richtige Zeit um Musik zu hören, die falsche Zeit, der richtige Kerl für mich, der Falsche, was weiß ich. Was soll das? Das Leben ist nicht so schwarz-weiß.“
„Was hat das jetzt hier zu suchen, Julia?“ Martin blieb wie immer ruhig.
„Du musst auch mal Position beziehen, Julia, dein ewiges „It depends“ funktioniert bei so etwas nicht!“, zischte Simon.
Nun trank auch Julia ihren Schnaps.

„Und du, Rüdiger? Sag du doch auch mal was“, sagte Martin, als Rüdiger an den Tisch trat.
Rüdiger lächelte und legte seine Hände auf Simons Schultern.
„Ich? Ich glaube, dass dieses kleine Experiment eine der zentralen Fragen unseres Zusammenlebens berührt.“
„Und die Ergebnisse? Gab es Ergebnisse?“
„Ach, was schon für Ergebnisse. Hängt von der Höhe des Geldbetrages ab, hängt von der Gesellschaft ab, die haben irgendwelche Gegenproben in Lateinamerika gemacht, ist natürlich völlig anders ausgegangen. Ach so, und deshalb bin ich ja überhaupt darauf gekommen: Es gibt Unterschiede zwischen den Berufsgruppen. Zahlen hab ich vergessen, müsst ihr Lydia anrufen, wenn sie euch interessieren.“

Sie versuchten noch, das ein oder andere Gespräch in Gang zu bringen. Julia besuchte Hedwig in der Küche und ließ sich zu einem Stück Schokoladenkuchen überreden, Martin trank einen Espresso, Rüdiger räumte die Terrassenmöbel in den Schuppen und begann, den Boden zu fegen. Simon hatte einen alten Spiegel im Zeitungsständer entdeckt und war scheinbar in ihn vertieft.
„Es ist schon spät. Wollt ihr hier schlafen?“, fragte Rüdiger nach einiger Zeit. „Hedwig würde sich freuen.“ Sie hatten bereits bei Rüdiger übernachtet, zu dritt im Ehebett des Gästezimmers, mit Wein, Kissenschlachten und ausgedehntem Frühstück.
„Ich fahre“, sagte Julia und schaute auf die Uhr. „Die letzte Bahn kommt gleich.“ Simon und Martin schlossen sich an. Sie holten ihre Jacken von der Garderobe, umarmten Hedwig, umarmten Rüdiger und gingen hinaus in die Nacht.

Ab Ellerstadt lässt der Regen nach, der Donner wird leiser und die Blitze weniger, das Unwetter entfernt sich, sie lassen es hinter sich. Die Bahn fährt an Maxdorf vorbei, ohne zu halten, niemand will hinaus, niemand will hinein. Ein Betrunkener lallt vor sich hin, ein Liebespaar ist ineinander verhakt. Martin ist mit seinem Handy beschäftigt, Simon starrt auf die Landschaft, Julia hat die Augen geschlossen.

Die Blitze sind kaum noch auszumachen in der Ferne, als die Freunde die Rhein-Haardt-Bahn am Berliner Platz verlassen. Das Gewitter scheint Ludwigshafen verschont zu haben, das Kopfsteinpflaster ist trocken, die Luft drückend schwül, die Auflagen ruhen noch auf den Gartenstühlen.

Es ist einfach, wenn man denselben Weg hat. Man kann nebeneinander herlaufen, schweigend, ohne Entscheidungen treffen zu müssen. Man muss lediglich gemeinsam die Wohnung erreichen, die Zimmertür schließen, und hoffen, dass sich bis zum nächsten Morgen das Unwetter verzogen hat, vielleicht.

 

Hi Juschi,

stilistisch ist es immer erholsam, deine Geschichten zu lesen. Man kann sich ganz auf den Inhalt konzentrieren.
Auch, wenn dein Experiment recht interessant ist, viele Denkansätze transportiert, fand ich die Geschichte darum leider etwas langweilig.
Das liegt natürlich daran, dass es einfach schwer ist, einen spannenden Plot um dieses Experiment herum zu kreieren. In der Beziehung gibt es nicht viel Bewegungsspielraum. Und die Diskussion bleibt letztlich recht theoretisch.
Spannend hingegen finde ich, dass man sich automatisch fragt, wie man selbst wohl reagieren würde.
Und es hat jeder deiner Prots für seine Ansicht eine durchaus zwingende Logik.
Bleibt zu hoffen, dass sich das Unwetter nach dem Planspiel für deine Figuren wieder verzieht.

Es ist nicht so, dass es mir gar nicht gefallen hätte. Es ist halt nur ein sehr abstrakter Stoff, der irgendwie in eine Handlung gegossen werden musste.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Juschi,

eine großartige Geschichte! Ich finde Spieltheorien spannend, und du hast das bravourös in greifbare Charaktere umgesetzt. Toll! Hab mich (im Gegensatz u Sim) überhaupt nicht gelangweilt.
Sehr gern gelesen!

Gruß, Elisha

 

Hallo

Ich fand deine Geschichte zwar nicht spannend aber auch ich habe sie zu ende lesen müssen und ich habe mich auch gefragt, wie ich entscheiden würde. Ich finde diese Geschichte braucht keine andere Spannung als das Hauptthema. Mit mehr Aktion würde glaube ich das Wesentliche untergehen. Sie ist auch einfach geschrieben so bricht der Lesestrom trotz der wenigen Spannung nicht ab. Ich glaube ich hätte sie nicht besser schreiben können.

schöne Grüße
Nachtschattengewächs

 

Hallo sim, Elisha, Angua und Nachtschattengewächs,

danke euch für eure Rückmeldungen!

Ich kenne ja das Problem des Handlungsdefizits in meinen Geschichten, aber hier hätte ich es wirklich nicht erwartet, interessant.

@ sim:

stilistisch ist es immer erholsam, deine Geschichten zu lesen.
Dankeschön, das freut mich.
Das liegt natürlich daran, dass es einfach schwer ist, einen spannenden Plot um dieses Experiment herum zu kreieren.
Hm. Das Interessante sollte wirklich im Experiment liegen, beziehungsweise in der Relevanz des Ganzen für die Freunde. Wenn die Geschichte langweilig wirkt, kann das nur bedeuten, dass ich die Fasziniation an diesem Experiment und die Emotionalität, mit der die Freunde reagieren, nicht ausreichend transportiert habe. Beides solllte die Handlung voran treiben.
Und die Diskussion bleibt letztlich recht theoretisch.
Ja, es ist eine akademische Diskussion, da geb ich dir Recht.
Und es hat jeder deiner Prots für seine Ansicht eine durchaus zwingende Logik.
Diese Rückmeldung freut mich, denn so sollte es sein.

@ Angua: bzgl. des Handlungsdefizits siehe Kommentar an sim.

Es ist sicher schwer, diesen Punkt der Spieltheorie in Aktionsgeladeneres zu gießen, ohne zu verwischen, worum es dir ging.
Ich werde mal versuchen, das Gespräch und die Emotionen noch weiter zuzuspitzen. Mehr Plot zu ergänzen, würde nur schwer funktionieren, da gebe ich dir Recht. Aber vielleicht geht´s ja auch noch ein bißchen kürzer... Danke auf jeden Fall!

@ Elisha und Nachtschattengewächs: Vielen Dank für euer Lob!

Liebe Grüße
Juschi

 
Zuletzt bearbeitet:

ein Primi-Mäuschen
ein was?
irgendetwas deutsches.
Deutsches
ob der Banker wirklich nicht mehr auf das Geld angewiesen hat
ist statt hat
Wir reagiert ihr?"
Wie
Hi Juschi,
vom Stil her find ich deine Geschichte ziemlich gut.
Der Inhalt hat mir weniger gefallen.
Aber das kann an mir liegen; ich mag solceh Grundsatzdiskussionen einfach nicht, da sie nichts bringen, und schon zu oft geführt worden sind.
Bruder Tserk

 

Hallo Tserk,

danke für deine Rückmeldung und für´s Loben der sprachlichen Umsetzung. Auch für´s Raussuchen der Fehler, werden natürlich korrigiert.

Bezüglich des Primi-Mäuschens: Jemand, der Lehramt auf Primarstufe studiert, Grundschullehrerin also. Ich dachte, der Begriff wäre gängig, überleg ich mir, ob ich den lasse.

Inhaltlich kann ich da wohl nichts machen, denn diese Geschichte besteht tatsächlich größtenteils aus einer Grundsatzdiskussion, soll sie auch.

Liebe Grüße,
Juschi

 

Hi Juschi,

da habe ich doch gerade heute einen längeren bericht über dieses Experiment gelesen, dann weggeklickt und vergessen - bis ich dann Deine Geschichte las. Ich fand sie - im Gegensatz zum geschätzten sim - sehr spannend. Und ich kann nur die Meinung einer Vorrednerin bestätigen, dass mir deine charaktere sehr deutlich vor Augen standen, sehr lebendig wurden. Das halte ich für eine hohe Kunst. Der Stil wurde ja schon gelobt.

Auch das sich hier jeder die Frage stellt "was würde ich tun" zeigt meiner meinung nach nur, wie sehr du es schaffst, den Leser in die Geschichte zu ziehen - das klappt ja längst nicht bei jeder theoretischen Fragestellung.

dazu schön abgerundet durch Unwetter und Bahnfahrt - sehr ordentlich:thumbsup:

Hat mir sehr gut gefallen.

viele grüße, streicher

 

Hallo Streicher,

danke für´s lesen, kommentieren und loben der Geschichte, das freut mich.

Dennoch habe ich mir vorgenommen, einzelne Dialoge noch zu straffen und zuzuspitzen,um ihr mehr Geschwindigkeit zu geben, bin nur bisher nicht dazu gekommen, leider.

Liebe Grüße,
Juschi

 

Hallo Juschi,

deine Geschichte hat mir gut gefallen - die Idee ein derartiges Spiel in einen Plot einzubauen fand ich sehr gut!
Wie jemand weiter oben schon bemerkte - tatsächlich hat das Argument jedes beteiligten etwas zwingendes, so dass man sich denkt: Ja, der hat schon recht.
Ich hab mich auch gefragt, wie ich reagieren würde.
Insgesamt jedoch, war ich am Ende der Geschichte etwas enttäuscht - ich habe mir irgendeine Erkenntnis erwartet, aber das lässt du ja ziemlich offen. Das ist allerdings Geschmackssache.

LG
Bella

 

Hallo Bella,

auch Dir ein Dankeschön.

Ja, ich muss zugeben, seit ich von diesem Experiment hörte war die Idee da, dieses in eine Geschichte zu packen.

Bezüglich des Endes habe ich mir exakt das gedacht, was du anführst - jede Argumentation ist für sich schlüssig, so dass ich mich Rüdigers Bewertung anschließe

Was ist schon richtig?
Das ist zumindest mein Fazit.

Man könnte die Erkenntnis hinzufügen, dass so ein kleines Experiment eine Menge in Frage stellen kann. Wie die drei damit umgehen werden, was es für sie bedeutet? Ich weiß es nicht.

Liebe Grüße,
Juschi

 

Hey Juschi,

auch ich habe von diesem Experiment vor einiger Zeit gelesen, aber nicht mehr daran gedacht. Von daher kommt diese Geschichte genau richtig :)

Spannung vermisse ich nicht, sie ist für mich zwischen den Dialogen vorhanden: Ich fand es sehr interessant, die unterschiedlichen Argumente zu lesen, die ja alle irgendwo Sinn ergeben und nicht einfach frei aus der Luft gegriffen sind.
Auch die Charaktere sind mMn gut gezeichnet.

"Was ist schon richtig?", dem schließe ich mich an: Eine eigene Meinung dazu habe ich zwar nat. schon, aber ich fand es sehr gut, dass du am Schluss keine der Argumentationen als die einzig Wahre herausstellst: Es gibt hier keine richtige Entscheidung, denn mit Logik hat die Sache nichts mehr zu tun, nur noch mit moralischen Werten und der eigenen Einstellung.

Sehr gerne gelesen :)

Liebe Grüße,
Nanine

 

Hallo Leseratte,

hey, danke für´s lesen und loben.

Ja, ich denke, das Experiment ist alt genug, dass es vielen bekannt ist. Ich habe allerdings erst vor Kurzem davon erzählt bekommen.

Schön, du die Argumente für schlüssig hielst, darauf kam es mir an.

Und dein Kommentar erinnert mich daran, dass ich wirklich schon längst eine kleine Straffung vornehmen wollte....

Liebe Grüße,
Juschi

 

Hallo Blackwood,

es ist immer ein Vergnügen, deine ausführlichen und fundierten Kommentare zu lesen. Danke also fürs beschäftigen mit dieser Geschichte und deine Anregungen.

Als allererstes, weil ich mich wirklich darüber ärgere, dass ich nicht darauf gekommen bin - tausend Dank für die Idee, echtes Geld ins Spiel beziehungsweise auf den Tisch zu bringen! Natürlich! Dadurch lässt sich das Ganze bestimmt stärker zuspitzen und die Dialoge könnten spannender und konkreter werden. Mal sehen, an welcher Stelle sich das anbietet. Auch deine Idee, die Theorie stärker auf die drei anwesenden Personen zu beziehen, finde ich gut. Hach, wie schön, da kann die Überarbeitung ja kommen, fehlt nur noch die Zeit...

Komme ich mal zum Rest:

Statt dessen geht es um den schnöden Mammon, und wie sein Einfluss die hohe Meinung selbst zu engen Freunden drastisch verändern kann.
Geht´s hier wirklich nur um Geld? Und nicht vielmehr um Vorstellungen von Gerechtigkeit, um den Umgang mit unbekannten Menschen? Tatsächlich auch um Egoismus und Altruismus, wie du es einen Satz vorher beschreibst? Vielleicht kann ich auch das noch stärker anklingen lassen...
Gut, das geht zu weit, aber ich vermisse schon ein wenig die Frage (nicht die Antwort!) eines Deiner Protagonisten, was das Experiment nun eigentlich zeigen will.
Auch wenn ich glaube, dass den Versuchskaninchen in so einer Anordnung die Zielsetzung gar nicht erläutert werden kann, um genau solche Sabotageakte zu vermeiden und zu sozialwissenschaftlich validen Ergebnissen zu kommen - die Frage ist mit Sicherheit berechtigt, mal sehen, ob ich sie einem der Protagonisten unterschieben kann.

Jetzt fehlt wirklich nur noch die Zeit, um mich wieder dieser Geschichte zu widmen. Aber die kommt, ganz bestimmt.

Liebe Grüße
Juschi

 

Die Geschichte ist gut, Juschi, oder besser, die Idee und der zentrale Teil der Geschichte sind gut, das Drumherum finde ich total überflüssig, weil es nichts zum Eigentlichen beiträgt und teilweise zu moralisierend daherkommt.

Natürlich wäre es besser – wie Blackwood es angeregt hat -, wenn da mit echtem Geld gespielt würde, aber auch so ist deutlich geworden,: der Ruf nach Gerechtigkeit ist nichts anderes als Neid - Der andere soll nicht mehr bekommen als ich, lieber schädige ich mich selber!

Diese Erkenntnis ist so alt wie die Menschheit, es gibt Märchen darüber, und auch ich habe das in einer von meinen Geschichten thematisiert.

Die Position Simons ist verlogen, der einzig Ehrliche ist der Martin – der würde auch mit einem Euro zufrieden sein, obwohl es sich natürlich ärgern würde, keine Frage, auch er ist nur ein Mensch.

Die Charaktere und die Stimmung hast du gut hinbekommen, der Bestgezeichnete ist Simon, dann Julia, dann Martin. Das ist meistens so, die Unbeherrschten oder vielmehr von Emotionen Beherrschten gelingen einem immer leichter als die kühl Denkenden. Sehr schön diese Aktion von Julia: Sie verschwindet aufs Klo, als es brenzlich wird – typisch Frau, könnte man sagen, und selbst wenn das nicht der Fall wäre, sie ist jedenfalls des Simon würdig. :D

Dion

 

Hallo Dion,

ärgerlich, dass ich immer noch nicht dazu gekommen, die gute Anregung von Blackwood aufzugreifen und echtes Geld ins Spiel zu bringen. Ich hab die Geschichte wohl auch deshalb noch nicht überarbeitet, weil ich gemerkt habe, dass das eine größere Sache wird. Umso besser, dass du mich wieder daran erinnerst. Und ich denke, dass die Zuspitzung des Ganzen sich auch auf die Stellen beziehen wird, die du als zu moralisierend empfindest.

der Ruf nach Gerechtigkeit ist nichts anderes als Neid
Die Aussage hab ich so nicht beabsichtigt, umso interessanter, dass du sie herausgelesen hast.

Danke für deine Gedanken, auch was die einzelnen Charaktere betrifft. Schön, dass die Geschichte dir gefallen hat.

Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo Juschi,

hat mir gut gefallen. Ist zwar ein altbekanntes Experiment (neuerdings wegen der Kernspin-Untersuchungen wieder aktuell), doch es ist interessant, da man sich a) fragt, wie man selbst mit der Situation umgeht, du b) das Ganze in Beziehung zu der Gruppendynamik der Protagonisten setzt, weiterhin c) anregst, darüber nachzudenken, wie unsere Gesellschaft durch die möglichen Verhaltensweisen beeinflusst wird.

Stilistisch auch schön der Kreisschluss am Ende der Geschichte.

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

danke für deine Rückmeldung. Schön, dass sie dir gefallen hat.

Ich höre immer wieder, dass das Experiment sehr bekannt ist, mir ist es tatsächlich erst vor Kurzem begegnet.

Soweit von mir. Ich hoffe, dass ich mich bald an die Überarbeitung machen werde...

Liebe Grüße
Juschi

 

Auch Angebote von unter 20 Prozent werden in manchen Gesellschaften noch angenommen, in anderen wiederum auch solche von mehr als 50 Prozent abgelehnt. Offenbar sind kulturelle Unterschiede und Gruppendynamik entscheidend für das Verhaltem beim Ultimatumspiel: Wie du mir, so ich dir

 

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