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Das fünfte Musketier

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Monster-WG
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01.01.2015
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Das fünfte Musketier

Morgennebel hängt über den Kuhweiden. Kein Wellenschlag, kein Brandungsrauschen, es ist ungewöhnlich windstill an diesem Oktobermorgen. Um den Stamm der großen Eiche jagen sich zwei Eichhörnchen. Die Jungtiere dieses Jahres haben sich dort eingerichtet, Charlotte hat die netten Gesellen schon oft beim Sammeln ihres Wintervorrates beobachtet. Heute sitzt unter der Eiche ein junger Mann mit einem blauweißen Schal. Auf einem Schemel liegen Eicheln, Kastanien, Kiefernzapfen und Erdnüsse. Selbst Wasser in kleinen Schalen steht bereit. Grinsend grüßt sie ihn, schaut dabei wohl etwas ratlos.

„Die Eichhörnchen brauchen Nahrung für den Winter“, erklärt er ihr in energischem Ton.
„Richtig.“
„Wenn nicht genug da ist, kauft man etwas ein.“ Mit einem einnehmenden Lächeln zeigt er auf die offensichtlich das Angebot darstellenden Nüsse und Zapfen.
Skeptisch schaut Charlotte in die Eiche. Tatsächlich lugen dort zwei braunrote Köpfe um den Stamm.
„Aber die haben bestimmt Angst vor Ihnen.“ Sie stutzt ein wenig, ob hier ein Siezen angebracht ist, aber es handelt sich eindeutig um einen Mann Mitte Zwanzig. Dennoch, etwas seltsam ist die Situation schon. Doch sie hat keine Zeit, in hundert Metern lockt der Übergang zum Hafen. Daher winkt sie nur kurz zum Abschied und geht weiter.

Hinter ihr erklingen Schnalzlaute und Pfiffe aus der Eiche. Dann antwortet eine Stimme vom Boden. Charlotte dreht sich irritiert um. Der Mann hält den Eichhörnchen Nüsse entgegen und macht die Signale der roten Fellschwänze täuschend echt nach. Und diese antworten ihm. Charlotte steht mit offenem Mund am Straßenrand und sieht zu, wie ein Eichhörnchen nach dem anderen zum Tisch eilt, sich im Vorrat bedient und quiekend davoneilt. Gerade greift sich ein besonders mutiges Tier die Nuss direkt aus der Hand des Mannes, als eine Frauenstimme von der anderen Straßenseite laut „Großer!“, ruft. Charlotte sieht gerade noch, dass die Frau winkt und auf ein langsam näherkommendes Fahrzeug zeigt. Den Schriftzug der Behindertenwerkstatt kennt Charlotte, man sieht sich ab und an auf den Märkten der Umgebung.
Leicht verwirrt läuft sie Richtung Anleger über die Dünen. Dann waren dies wohl die neuen Bewohner des Boldschen Hofes.

Die Ostsee ist ungewöhnlich glatt und tief grau. Die Möwen beäugen Charlotte vom Geländer des Anlegers aus. Lautes Kreischen zeigt, dass sie mit der frühen Störung nicht einverstanden sind. Eine sitzt auf Fischer Mörs Schapp und flattert aufgeregt. Charlotte macht einen Bogen um die herumliegenden Fischreste und lächelt beim Anblick des allmählich rosa anlaufenden Himmels. Ein tiefer Atemzug lässt vor ihren geschlossenen Augen die See, Algen, Fische und irgendwo noch einen Rest des längst vergangenen Sommers erscheinen. Ende Oktober geht die Sonne bereits sehr spät auf, daher passt ihr morgendliches Schwimmen nur noch selten in den Tagesablauf. Und im Dunklen macht es einfach keinen Spaß.

Heute klappt es. Schnell aus der Latzhose und den drei Pullovern raus, das mitgebrachte Handtuch zum Warmhalten unter den Klamottenberg, die kleine Seitentreppe am Anlegesteg hinunter und mit einem Schritt lässt sich Charlotte ins knapp zehn Grad frische Wasser fallen. Der kurze Aufschrei gehört dazu. Alles zieht sich zusammen, der Atem setzt kurz aus und das Herz beginnt zu rasen. Wach! Sie lässt sich einmal auf den Grund sinken, stößt sich kraftvoll ab und durchbricht mit einem erneuten Juchzen das Wasser. Eine verrückte Mischung aus Wachsein, Glück und Zufriedenheit lässt sie strahlen, aber auch blitzschnell aus dem Wasser klettern. Grinsend rubbelt sich Charlotte ab, flucht, als das Anziehen nicht schnell genug klappt. Endlich einen Schluck heißen Tee aus dem Thermobecher. Über die Dünen klingt ein Rufen zu Charlotte, nicht zu verstehen, aber eindeutig panisch. Mit leicht irritiertem Kopfschütteln sammelt sie ihre sieben Sachen ein und macht sich schnellen Schrittes auf den Rückweg zur Gärtnerei. Mit den Gedanken ist sie schon bei der Buchhaltung, gut sieht es im Moment nicht aus.

„Olaf? Olaf!“ Eine Frau stürzt Charlotte geradezu vor die Füße. Sie ist über den Graben gesprungen, ihr Rock hat sich in den Schlehen des Knicks verfangen, die schwarzen Äste greifen nach ihr, doch energisch und ohne Rücksicht auf die Dornen, reißt sie sich los. Ihr lang gezogener Ruf hallt noch in Charlottes Ohren nach.
„Haben Sie …?“ Die Frau muss erst einmal Luft holen, setzt noch einmal an, während ihre Blicke hektisch über die Wiesen schweifen. „Haben Sie meinen Sohn gesehen?“ Mit einem Schnaufen presst sie die Frage heraus und stützt ihre Hände schwer atmend auf den Knien ab.
Charlotte tritt einen Schritt zurück und schaut die Fremde skeptisch an. Langsam schüttelt sie den Kopf.
„Sind Sie sicher? Er braucht mich. Und wenn er zum Wasser gegangen ist?“ Panisch schaut sie den Weg zum Strand hinauf.
„Nein, dort ist niemand, ich war gerade schwimmen.“ Mit diesen Worten dreht sich Charlotte um und eilt Richtung Gärtnerei davon, in Gedanken beim Arbeitsplan in der Gärtnerei. Die Frau sieht ihr mit offenem Mund nach.

Auf dem Weg nach Hause hält Charlotte automatisch Ausschau nach einem Kind. Eigentlich ist es hier so ruhig, den Gören kann nicht wirklich etwas passieren. Autos hört man von Weitem, die Ostsee ist im Oktober eher abschreckend und die Kuhweiden sind um diese Jahreszeit gut zu überblicken und reichen nur für nasse Füße. Aber was weiß sie schon, immerhin hat sie nie ein Kind bekommen.
In Gedanken geht sie den Arbeitsplan für heute durch: Kräuter topfen, Zwiebeln in Töpfe stecken und die letzten Stauden für die Wintervermehrung in Kisten legen und mit Erde bedecken. Aus diesem Einschlag kann sie im Winter dann immer nach Bedarf teilen. Mal schauen, ob es überhaupt ein Winter wird.

Verunsichert bleibt Charlotte am großen Findling neben ihrer Hofeinfahrt stehen und versucht das Bild vor sich zu begreifen. Da liegt auf der Rasenkante der Einfahrt ein Mensch und ihre vier Kaninchen hoppeln nacheinander über seinen Rücken. Jetzt stützt sich der Mann auf die Unterarme und hebt den Hintern in die Höhe. Die schwarzen Kaninchen schnuppern kurz, reihen sich dann wieder hintereinander ein und flitzen unter der Brücke durch, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Charlotte beginnt zu schmunzeln, als sie den blauweißen Schal erkennt.

Im Vorübergehen nimmt sie ihren Kater Tristan auf den Arm. Der hat sich mit gesträubtem Fell in sicherem Abstand hingesetzt und wirkt eifersüchtig. Charlotte stellt sich direkt vor den Kopf des jungen Mannes, hüstelt leise und wartet auf eine Reaktion. Langsam senkt sich der Hintern, die Hände ballen sich zu Fäusten, nur der Kopf bewegt sich, als der Eichhörnchenflüsterer von vorhin beginnt, an ihr hinaufzuschauen. Die vier Musketiere haben sich unter dem nächsten Apfelbaum zusammengekuschelt und beobachten ihren neuen Spielkameraden genau. Normalerweise lassen sie nur Charlotte und Tristan so dicht an sich heran. Die Kaninchen folgen ihnen regelmäßig durch die Gärtnerei und wenn Tristan nicht aufpasst, nutzen sie auch gerne sein Körbchen in der Diele. Aber Fremden gegenüber sind sie sehr scheu.

Mittlerweile schaut der Mann, immer noch flach am Boden liegend, zu ihr auf und sagt: „Du störst!“
„Okay, du auch. Ich muss arbeiten!“
„Wie heißen die vier Hasen?“
„Kaninchen.“
„Sie hoppeln, also sind es Hasen.“
„Die haben kurze Ohren und sind rabenschwarz, es sind Kaninchen.“
Er liegt immer noch am Boden, muss schon ein ganz steifes Genick haben. „Wie heißen sie?“
Charlotte hockt sich vor ihn und zeigt nacheinander auf die Tiere. „Artos, Portus, Aramis und D'Artagnan – die vier Musketiere.“
Der Eichhörnchenmann, denn jetzt ist Charlotte sich sicher, grinst zustimmend und reckt den Kaninchen einen Daumen entgegen. Endlich steht er auf und schaut sich suchend um. „Wo ist meine Mutter?“
Charlotte stutzt, schaut ihn sich genauer an. Langsam antwortet sie:
„Sie sucht nach Ihnen. Rechts die Straße hoch, immer geradeaus, dann laufen Sie sich bestimmt über den Weg.“
Er nickt und rennt ohne ein weiteres Wort los, stürzt geradezu aus der Hofeinfahrt und schlenkert dabei wild mit den Armen. Charlotte geht ihm kopfschüttelnd nach, überlegt, dass sie ihn lieber fahren solle.

Sie will Tristan gerade absetzen, da hört sie ein scharfes Quietschen. Ein Rutschen und Knirschen, metallisches Scheppern, am Ende einen dumpfen Aufprall. Jetzt erstirbt das blubbernde Geräusch eines Traktors, den sie vorher gar nicht wahrgenommen hat. Tristan kauert in Charlottes Arm. Die wägt ab, was passiert sein könnte. Zögernd geht sie Richtung Straße, versucht, etwas durch die Buchenhecke zu erkennen.
Kaum durch die Einfahrt getreten, blockiert ihr ein quer auf der Straße stehender Anhänger die Sicht. Von der anderen Seite nimmt sie derbes Fluchen und ein zunehmend lauter werdendes Schluchzen war. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat sich ein Traktor tief in den Graben gebohrt, nachdem er den Knick durchbrochen hat. Bauer Storjohann schlägt wild fluchend auf die dichte Hecke aus Haselnuss und Holunder ein, zetert laut aus dem Gebüsch. „Du Dösbaddel! Wenn ich dich zu fassen krieg. Ich zeig dich an, dat kannst Du mi glöven.“
„Alles in Ordnung bei dir, Jörn?“
„Klei me am Mors! Wenn ich den Typen zu fassen krieg ... Halt ihn ja fest.“
Charlotte dreht sich zu dem wimmernden jungen Mann um. Zitternd sitzt er auf dem Bordstein vor der Gärtnerei. Der schweren Anhänger ist wahrscheinlich knapp an ihm vorbeigerutscht. Er wiegt sich vor und zurück, beide Hände vors Gesicht geschlagen.

Charlotte, immer noch mit Tristan auf dem Arm, flucht leise, geht aber auf ihn zu. Ein Kontrollblick zeigt keine offensichtlichen Verletzungen.
„Alles in Ordnung? Da haben Sie aber ganz viel Glück gehabt!“
Tristan maunzt.
Langsam senken sich die Hände. Das Gesicht des jungen Mannes ist völlig verheult, die Augen rot, Schnodder läuft aus seiner Nase. Aber er blickt dem Kater tief in die Augen und hebt vorsichtig einen Mundwinkel. „Kuscheln?“
Charlotte schaut zwischen Tristan und dem Mann hin und her. Wahrscheinlich ist eine Ablenkung jetzt gut für den Erschreckten? Aus der Hecke ertönt immer noch Jörn Storjohanns Fluchen. „Na dann.“ Sie drückt dem schniefenden Mann Tristan in den Arm. „Gut aufpassen!“ Für wen auch immer dieses Kommando gilt, es scheint zu funktionieren. Der Mann hält den Kater wie ein Baby im Arm und redet sanft auf ihn ein. Tristan lässt es sich gefallen, nur seine Schwanzspitze zuckt.

„Bin da.“ Charlotte zieht aus ihrer Gesäßtasche die Rosenschere und macht sich ,daran, den Holunder so zu beschneiden, dass Jörn aus den Büschen entkommen kann. Der Bauer klettert grollend und mit wildem Blick zurück auf die Straße.
„Na warte, Du Idiot …“ Jörn Storjohann stürzt in Richtung des meterhohen Findlings, auf dem sich Tristan ausgestreckt hat und von dem leise summenden Mann hingebungsvoll gestreichelt wird. Charlotte tritt dem Bauer in den Weg, greift energisch in den Pullover und bringt ihn so zum Stehen.
„Ich glaube, das trifft es ziemlich genau.“
Storjohann schaut sie an. „Was meinst du damit. Der ist mir ohne zu gucken vor den Trecker gesprungen, fast hätt' ich ihn platt gemacht.“
„Schau ihn dir an, er ist mindestens Mitte zwanzig und benimmt sich wie ein Kind. Da stimmt was nicht.“
„Ja, aber …“
„Nix aber! Lass uns den Hänger abkoppeln und nen Stück zurückschieben. Zum Glück ist der leer. Ich hole meinen ‚Famulus‘-Trecker.“
Storjohann nimmt seine Schirmmütze ab und kratzt sich an der Stirn. Sein Blick hängt immer noch an dem jungen Mann. „Magst wohl recht haben, da wackeln ein paar Latten. Aber passiert ist ihm doch nix, oder?“ Jetzt schaut Jörn doch besorgt.

Mit vereinten Kräften räumen sie die Straße und machen das Gespann wieder fahrtüchtig. Storjohann steigt kopfschüttelnd auf seinen Traktor und fährt davon. Charlotte atmet auf und will endlich an die Arbeit gehen, als Tristan laut und protestierend maunzt. Stimmt, das muss ja auch noch geklärt werden. Sie tritt an den großen Findling heran. Der Mann baumelt mit den Füßen und lächelt ihr zu. Tristan springt ihr auf die Schulter.
„Ich bin Charlotte.“ Sie hält ihm die Hand hin.
Mit einem völlig entspannten Lächeln meint der Mann: „Ich heiße Olaf. Und ich will zu meiner Mutti.“
„Okay, dann lass uns zu deiner Mutti fahren.“ Sie zeigt auf den alten Transporter.

Irgendwie hat Olaf es geschafft, Tristan mit ins Auto zu locken. Jetzt schnüffelt der Kater an Kisten mit Winterheide und Kartoffeln. „Untersteh dich!“, droht ihm Charlotte, denn ab und an markiert der Kater sein Revier. Laut schnurrend legt er sich zwischen die Vordersitze.
Olaf dreht sich hektisch hin und her, erfragt alles, was er sieht. „Was riecht hier? Warum ist der Baum so rund? Wem gehört das Pferd? Was ist eine Gärtnerei?“
Charlotte schwirrt der Kopf. „Ganz schön neugierig. Das sind die Hornveilchen, der Baum ist eine Kopfweide, das Pferd ist eines vom Hof Heinken und in einer Gärtnerei wachsen Pflanzen.“ Erstaunt stellt Charlotte fest, dass ihr Olafs Neugierde gefällt. Vor der nächsten Fragewelle taucht die Frau vom Hafen auf, die Charlotte nun als Olafs Mutter erkennt.

„Da!“ Mit einem breiten Grinsen und strahlenden Augen zeigt Olaf durch die Windschutzscheibe auf die völlig zerzauste Frau auf der Straße. Charlotte hält an und folgt dem aus dem Auto springenden Olaf zum Haus der alten Bold. Dann sind dies hier wohl die neuen Besitzer, irgendwer hatte es erwähnt. Mutter und Sohn stehen eng umschlungen vor dem blauen Gartentor. Olafs Mutter strahlt Charlotte entgegen. „Danke! Mit Ihrer Hilfe hatte ich nicht gerechnet.“
„Charlie hat mich nach Hause gebracht.“ Olaf grinst.
Nun ist es an der Gärtnerin, betreten mit den Fuß im Sand zu scharren. „Sorry, ich war vorhin in Eile und mit Kindern habe ich es nicht so.“
„Ich hatte mich ja in der Aufregung auch nicht richtig ausgedrückt.“ Sie drückt Olaf noch einmal an sich und schiebt ihn dann entschlossen Richtung Haustür. „Los, rein mit dir!“
Sie blickt ihm mit einem erleichterten Aufatmen hinterher. „Er will nicht mehr in die Behindertenwerkstatt, aber bisher ist er noch nie weggelaufen.“
„Aber er ist alt genug zum Arbeiten, er muss sich doch irgendwann seinen Lebensunterhalt verdienen.“ Charlotte runzelt die Stirn.
„Ja, genau. Aber in der Werkstatt gibt es nur ein Taschengeld.“
„Hab ich mich noch nie mit beschäftigt, aber dafür kommt er doch unter Menschen.“
„Naja, aber nur in einer geschlossenen Gruppe. Er hasst seinen Schwerbehinderten-Ausweis, hat sich auch so einen ‚Schwer-in-Ordnung-Ausweis‘ gebastelt.“
„Na, Hauptsache er ist wieder heil zu Hause. Ich muss los.“ Sie verabschiedet sich mit einem knappen Winken und sammelt im Vorbeigehen Tristan ein, der neugierig den unbekannten Gartenzaun untersucht. Endlich kann sie sich um die Gärtnerei kümmern, die Arbeit erledigt sich ja nicht von allein.

Am nächsten Morgen ist Charlotte früh wach und erledigt erst einmal die leidige Büroarbeit. Zumindest eine einfach Exceltabelle für die Buchhaltung und die E-Mail beherrscht sie, aber mittlerweile sollte sie wohl auch mehr als eine Visitenseite im Web haben. Aber irgendwie fehlt ihr der Mut und die Kraft, sich damit zu beschäftigen. Für den Rest des Tages steht Topfen auf dem Arbeitsplan. Sie hatte einen späten Satz Staudenstecklinge gemacht und denen wird es in den Jungpflanzentöpfen zu eng. Noch haben sie nur fünf, sechs Blätter, ein paar Zentimeter Stängel und ein paar Wurzeln. Aber mit kräftiger Erde und einem größeren Topf werden in einem knappen Jahr ordentliche Pflanzen daraus. Zum Glück ist es noch mild und sie kann die jungen Pflanzen im Folientunnel überwintern. Aber erst einmal müssen die vielen Minipflänzchen getopft werden. Und das heißt eine Menge Erde bewegen, Töpfe schleppen und Karre fahren. Zumindest ist der Arbeitsplatz vorm Schuppen angenehm windgeschützt und wird von den ersten Sonnenstrahlen erwärmt.

Es gibt nichts Schöneres, als in der Herbstsonne zu stehen, sich den Arbeitsplatz so effektiv wie möglich vorzubereiten und dann richtig schnell zu arbeiten. Als Beidhänderin hat Charlotte da ein paar Vorteile. Das ist nun natürlich egal, es ist ja niemand da, mit dem man um die Wette topfen könnte. Früher, ja früher hat sie sich mit ihrer Schwester wahre Wettkämpfe geliefert. Und gleichzeitig war die Arbeit viel schneller fertig. Das Lächeln über die Erinnerung erlischt, als das Bild ihrer Schwester vor ihrem inneren Auge entsteht. Ein schnelles Kopfschütteln. „Tristan?“ Wo steckt denn der Kater, er war doch mit rausgekommen, oder? Die Kaninchen sind auch nicht mehr zu sehen, aber jetzt wird erst einmal getopft.

Mit der rechten Hand füllt Charlotte den Topf mit Erde, mit der Linken greift sie eine Jungpflanze und drückt sie in die Mitte des viereckigen Plastiktopfes. Dann mit beiden Händen etwas Erde auffüllen, leicht andrücken, dabei den Topf einmal auf dem Tisch aufklopfen. Während sie mit Rechts schon den nächsten leeren Topf greift, stellt die linke Hand die fertig versorgte Pflanze in eine Kiste. Und das Ganze wieder von vorne. Es macht wirklich Spaß, den effektivsten Weg herauszufinden. Wenn die Kiste gefüllt ist, hebt Charlotte sie auf die alte Plattenkarre und fährt acht Kisten gleichzeitig zum Folientunnel im hinteren Teil der Gärtnerei. Dort entdeckt sie in der Sonne auch die ‚Vier Musketiere‘, sie haben sich als zweites Frühstück einen der Rasenwege beim Kompost ausgesucht. Tristan bewacht sie vom Holzstapel aus.

Als sie von der dritten Tour zurückkommt, hört sie ein zögerliches Rufen: „Hasen! Wo seid ihr?“ Ruhe. „Musketiere? Ich will mit euch spielen.“ Charlotte fängt an zu schmunzeln. Eigentlich hat sie erwartet, dass Olaf mit seiner Mutter um die Hausecke kommt, aber er steht allein vor ihr.
Den Kopf schief gelegt, inspiziert er ihren Arbeitsplatz. „Was machst du, Charlie?“
„Ich topfe Glockenblumen und Sterndolden.“
„Warum?“
„Sie brauchen mehr Platz, damit sie wachsen können.“
„Ich will auch ein größeres Bett, damit ich wachsen kann.“
„Okay, sag es deiner Mutter. Wo ist sie?“
Olaf guckt weg und schiebt mit den Schuhen Erde hin und her.
„Weiß sie, wo du bist?“
„Vielleicht.“
„Olaf, sie macht sich Sorgen.“
„Vielleicht.“
Charlotte stöhnt auf und wischt sich die Erde an der Latzhose von den Fingern. Ein Pfiff und Tristan erscheint, gefolgt von drei Kaninchen. Noch ein Pfiff, und auch der vierte Hoppler gehorcht. Olaf strahlt. Charlotte drückt ihm den Kater in den Arm und scheucht ihn Richtung des Transporters.
„Los, ich fahre dich schnell nach Hause, in der Zeit kannst du mit Tristan schmusen.“
„Ich will hierbleiben.“
„Und ich will Urlaub. Wir kriegen beide nicht unseren Willen, also los.“
Olaf grummelt ein „Gemein!“, und steigt widerwillig ins Auto. Charlotte fährt zu dem ihr bekannten Haus, Olafs Mutter kommt ihr aufgeregt entgegen.

„Entschuldigung! Ich hätte es wissen müssen. Olaf war gestern ganz aufgeregt und hat andauernd von den vier Musketieren erzählt. Hat er was angestellt?“ Ihr sprudeln die Sätze nur so heraus.
„Nein, alles gut. Ich habe nur keine Zeit, die Arbeit ruft.“ Sie schaut Olaf auffordernd an, der im Auto sitzen geblieben ist und sein Gesicht hinter dem aufmerksam beobachtenden Kater versteckt.
„Komm! Du darfst jetzt fernsehen, während ich zum Arzt fahre.“ Olafs Mutter beugt sich verschwörerisch zu Charlotte. „Beim letzten Mal war er mit zum Frauenarzt und irgendwas muss im Wartezimmer passiert sein. Als ich rauskam, schauten alle betreten zur Seite und Olaf war ganz verstört. Olaf, nun komm schon!“
Der grummelt nur, setzt Tristan vorsichtig auf den Fahrersitz und schaut Charlotte mit bettelndem Blick an.

„Naja, im Prinzip könnte Olaf auch bei mir warten. Die Tiere freuen sich über ein paar Streicheleinheiten.“ Zu Olaf gewandt droht sie mit dem Finger: „Aber nicht abhauen!“
Mit einem strahlenden Lächeln setzt sich Olaf den Kater wieder auf den Schoß: „Los!“
Während Tristan sich aufs Schuppendach zurückgezogen hat und sich von zu viel Streicheleinheiten erholt, liegen die vier Musketiere dicht an Olaf geschmiegt auf einer Holzplatte vorm Schuppen. Auf dem nackten Erdboden ist es Charlotte für den jungen Mann einfach zu kühl. Sie kann tatsächlich in Ruhe weiter topfen. Als die Erde auf dem Tisch zu Ende geht, füllt sie aus dem Bigbag nach. Töpfe liegen im Lager neben dem Schuppen und die Jungpflanzen stehen im ersten Frühbeet. Jedes Mal, wenn sie etwas holt, folgt ihr Olaf und manchmal sogar die Kaninchen. Der junge Mann beobachtet ihr Vorgehen ganz genau. Es dauert nicht lange, da bringt er die Töpfe aus dem Topflager.
„Ja, das sind auch Vierecktöpfe, aber die falsche Größe. Nimm dir einen Mustertopf mit, dann kannst du die Richtigen erkennen.“
Diesmal klappt es perfekt. Erde auffüllen macht ihm riesigen Spaß, denn genau wie Charlotte, schaufelt er diese aus dem Riesensack mit bloßen Händen in den Dreißig-Liter Eimer.
Er steckt die Hände in die warme Erde, zieht sie wieder heraus, schnuppert an dem lockeren Sand-Erdgemisch und freut sich genauso offensichtlich an dem satten Geruch, wie Charlotte.
Und erstaunlicherweise ist Arbeiten mit ihm ruhig. Er redet auf die Kaninchen ein, lockt Tristan und summt vor sich hin, aber erst nach gut anderthalb Stunden sagt er: „Charlie, Olaf hat Hunger.“
„Oh!“ Ein Blick zur Uhr, Charlotte hat gar nicht bemerkt, dass es schon 13.00 Uhr ist. „Du hast Recht, warte mal.“

Sie spült ihre Hände in der Regentonne ab und geht Richtung Haus. Als ihr auffällt, wie harmonisch die Zeit vergangen ist, muss sie unwillkürlich schmunzeln. Mit der Keksdose unterm Arm und zwei großen Pötten Kakao kommt sie aus dem Haus. Im Vorbeigehen greift sie noch ein Bund Möhren aus dem Tierfutterschrank.
„Komm, wir haben uns eine Pause verdient. Du warst eine große Hilfe.“ Olaf schaut sie mit großen Augen an.
„Wir waren gut?“
„Ja, richtig gut.“ Sie hält ihm den Becher mit Kakao und die Keksdose hin. Aber Olaf greift zuerst nach den Möhren und zeigt fragend auf die Kaninchen.
„Ja, die sind für die Musketiere.“
Olaf zieht umsichtig je eine Möhre mit Laub aus dem Bund und gibt sie den Tieren. Dann bricht er von einer das Blattwerk ab und schiebt sie sich genüsslich in den Mund. „Olaf ist das fünfte Musketier.“ Dabei hält er Charlotte die offene Hand hin und sie klatscht ihn lächelnd ab.

 
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Hallo Ihr lieben Wortkrieger,

ich möchte in meinem Romanversuch eine neue Figur einbauen, habe aber mächtig Bammel, das ich diesen eingeschränkten Hilfsarbeiter nicht gut schreiben kann. Die Geschichte ist für all die Fantasy und Horrorleser garantiert zu langweilig und ja, mir ist wiedermal kein Konflikt eingefallen. Aber ganz wichtig wäre mir, ob der Olaf und Charlottes Umgang mit ihm so in Ordnung geht, ich will den Typ nicht vorführen, aber klar darstellen, dass er "beeinträchtigt" ist. Danke Euch im Voraus
witch

 

Mich jefällt dat – l

liebe witch,

und als i. d. R. jüngster in den Klassen (damals, in mythischen Wirtschaftswunderzeiten galt Ostern als Einschulungsdatum [1967 kam der Wechsel des Schuljahresbeginns mit dem Kurzschuljahr, von dem ich armes Schwein natürlich nix hatte], womit Fisch Geborene anfangs unserer schönen Republik immer die Youngster waren und sich gegen ältere Klassenkameraden durchzusetzen lernen mussten) war ich automatisch ggfs. d’Artagnang, von dem übrigens seit einiger Zeit bekannt ist, dass Dumas ein reales Vorbild wählte …

Aber kommen wir unverzüglich zu Flusenlese und kleineren Anmerkungen!

Eine verrückte Mischung aus Wachsein, Glück und Zufriedenheit bringt sie zum Strahlen, aber auch zum blitzschnell aus dem Wasser Klettern. Grinsend rubbelt sich Charlotte ab, flucht, als das Anziehen nicht schnell genug klappt.
Warum unnötige Substantivierung (da wäre dann auch das „Klettern“ angesagt), wenn doch Verben Bewegung bringen? Was verhindert etwa ein „Glück und Zufriedenheit lassen sie strahlen, aber auch blitzschnell aus dem Wasser klettern. Grinsend rubbelt sich Charlotte ab, flucht, als sich anzuziehen nicht schnell genug klappt.“

Mit einem Schnaufen presst sie die Frage heraus und stützt, schwer atmend ihre Hände auf den Knien ab.
Geht auch ohne Komma (das in der Form selbstverständlich korrekt gesetzt ist), in der Stellung „Mit einem Schnaufen presst sie die Frage heraus und stützt ihre Hände schwer atmend auf den Knie“ -
wobei mir natürlich wieder eine entbehrliche Substantivierung ins Auge springt – also warum nicht
„Schnaufend presst sie die Frage ...“

Charlotte beginnt zu schmunzeln und nimmt im Vorübergehen Tristan, ihren Kater auf den Arm.
Warum nicht barrierefrei und
„Charlotte beginnt zu schmunzeln und nimmt ihren Kater Tristand im Vorübergehen auf den Arm.“

Da ist ein SUPERGAU der schreibenden Zunft

Langsam sengt sich der Hintern, …
zwischen „sengen“ (i. S. von brennen) und „senken“, wie etwa einen Kopf oder eben HIntern

Hier haben wahrscheinlich zwo Formulierungen miteinander gerungen und die unterlegene rächt sich mit einer kleinen Spur

Der Mann, denn er ist bestimmt schon Mitte zwanzig, grinst zustimmt und reckt den Kaninchen einen Daumen entgegen.
„zustimmend“

Rechts die Straße hoch, immer geradeaus, dann laufen [S]ie sich bestimmt über den Weg.“

Jetzt erstirbt das blubbernde Geräusch eines Traktors, den sie vorher gar nicht wahrgenommen hatte.
„hat“, gesätzliche Zeiteinheit wahren!

„Du Dösbadel!
Sprecht ihr tatsächlich gedehnt wie Bad [...’ba:dl], sonst besser ...baddel!

Das Gesicht des jungen Mannes ist völlig verheult, die Augen rot, Schnotter läuft aus seiner Nase.
Da gibts ohne Zweifel landschaftliche Unterschiede – aber ich wohn auch nördlich der Benrather-Linie und sag „Schnodder“ (aber auch nicht spitzen Stein, sondern „schpitzen Schtein“ – alles n bissken zu relativieren oder ...fünfteln. Das weißtu besser als ich es jemals wissen könnte ...

Der ist mir ohne zu gucken vor den Trecker gesprungen, fast hät[t’] ich ihn platt gemacht.“
[...]
„Untersteh dich!“ Droht ihm Charlotte laut, …
Nix falsch, aber für mich ein Redebegleitsatz „drohen“ (das "laute" verräts ja als wörtl. Rede) also nach den auslaufenden Gänsefüßchen und einem einzubauenden Komma mit Minuskel

Nun ist es an der GärtnerinKOMMA betreten mit den Fuß im Sand zu scharren.

„Musketiere? Ich will mit Euch spielen.“
Höflichkeitsform – wahnsinnigste Form des Gezwirbelten kenn ich vom Schiller „Ihro Gnaden Dero Sohn“ ... in einer Fassung der Luise MIllerin

Ein Pfiff und Tristan erscheint, gefolgt von drei Kaninchen. Noch ein Pfiff, und auch der vierte Hoppler erscheint.
Nicht, dass die Ostsee noch Wallfahrtsort wird … Pfiffen kann man folgen, aber auch ge“horchen“

Charlotte fährt zu dem ihr ja bereits bekannten Haus, Olafs …

Auf dem nackten Erdboden erschien es Charlotte für den jungen Mann einfach zu kühl.
Warum nicht das schlichte „sein“ als Vollverb nutzen?

Jedes Mal, wenn sie etwas holte, folgt ihr Olaf und manchmal sogar die Kaninchen. Der junge Mann beobachtet ihr Vorgehen ganz genau. Es dauerte nicht lange, da holte er die Töpfe aus dem Topflager.
Versuch mal selber ... keine Bange, ich lauf nicht weg!

Bis denne & gern gelesen vom

Dante FRiedchen

 

Hallo @greenwitch,

du erzählst die Geschichte, wie Olaf als fünftes Musketier bzw. als Hilfsarbeiter zu Charlotte findet und am Anfang hatte ich gedacht, dass er ein keiner Junge ist. Dann stellt sich heraus, dass Olaf geistig eingeschränkt ist. Du schreibst in deinem Kommentar, dass es dir darum geht, dass du Olaf nicht vorführen möchtest. An einer Stelle hatte ich einmal dieses Gefühl: Als seine Mutter mit Charlotte über Olaf spricht. Das hat mich so nicht überzeugen können, weil das so kalt geklungen hat und ich mir nicht vorstellen kann, dass eine Mutter so "über" ihren Jungen spricht. Ansonsten gab es dann noch eine weitere Stelle, wo Charlotte und der Bauer über Olaf sprechen und sagen, dass er wohl nicht ganz normal ist. Die Information hätte ich glaube ich schon vorher platziert, mich hat das etwas überrascht. Ich dachte erst, dass Olaf einfach ein total unverschämter und komischer Typ ist, der provozieren will.

Ansonsten fand ich gerade zum Ende hin Olaf sehr viel sympathischer und für mich hätte das gerne schon früher durchklingen können. Ganz besonders gelungen fand ich, dass er sich nicht selbst mit Keksen versorgt, sondern stattdessen die Möhren nimmt und sich selbst als fünftes Musketiere darstellt. Mein Gefühl wäre, dass genau die Szene möglicherweise ideal wäre, um Olaf einzuführen. Denn jetzt musste Olaf Immer noch gegen diesen ersten Eindruck, als merkwürdiger Typ ankämpfen.

Ich gehe im Detail auf deinen Text ein:

Morgennebel hängt in den kahlen Sanddornbüschen, die Ostsee ist ungewöhnlich glatt und tief Grau.
Den Einstieg finde ich gelungen und nach meinem Geschmack hättest du das gerne noch etwas ausführen können; ich mag es, wenn sich durch das Wetter und die Umgebung eine Atmosphäre bildet.

Lautes Kreischen zeigt, dass die Möwen mit der frühen Störung nicht einverstanden sind. Sie beäugen Charlotte vom Geländer des Anlegers aus.
Von der Logik her bin ich her etwas gestolpert. Müssten die Möwen nicht erst Charlotte beäugen und dann kreischen?

Ein tiefer Atemzug lässt vor ihren geschlossenen Augen die See, Algen, Fisch und irgendwo noch einen Rest des längst vergangenen Sommers erscheinen.
Ich finde, dass das so ein Aufhänger für eine Backstory ist und ich war als Leser dann enttäuscht, als da nichts kam.

Ende Oktober geht die Sonne bereits verdammt spät auf, daher passt das morgendliche Schwimmen nur noch selten in den Tagesablauf. Und im Dunklen macht es einfach keinen Spaß.
Ich bin etwas über das Wort "verdammt" gestolpert, fand ich zu umgangssprachlich.

und mit einem Schritt lässt sich Charlotte ins knapp zehn Grad frische Wasser fallen. Der kurze Aufschrei gehört dazu. Alles zieht sich zusammen, der Atem setzt kurz aus und das Herz beginnt zu rasen. Wach!
Das mochte ich, weil das aufeinander aufbaut und ich konnte das gut miterleben. Ich fand das eine gelungene Stelle.

Grinsend rubbelt sich Charlotte ab, flucht, als sich anzuziehen nicht schnell genug klappt.
Für mich passen die beiden Handlungen nicht zusammen: Sie trocknet sich ja erst ab und wenn das erledigt ist zieht sie sich an, oder? Vom Gefühl her würde ich hier zwei Sätze bevorzugen.

Über die Dünen klingt ein Rufen zu Charlotte, nicht zu verstehen, aber eindeutig panisch. Mit leicht irritiertem Kopfschütteln sammelt sie ihre sieben Sachen ein und macht sich schnellen Schrittes auf den Rückweg zur Gärtnerei.
Ich finde, dass du hier sehr wohl einen Konflikt vorstellst, denn die Mutter sucht ihr Kind und hat Angst, dass etwas passiert ist. Allerdings finde ich, dass das zu schnell aufgelöst wird. Spannender wäre es für mich gewesen, wenn sie sich gemeinsam auf die Suche machen, die Mutter darüber nachdenkt, eine Vermisstenanzeige aufzugeben und möglicherweise schon die Polizei einschalten will. Und in diesem Verlauf könnte die Mutter im Dialog von Olaf erzählen und von seinen Schwierigkeiten.

Autos hört man von Weitem, die Ostsee ist im Oktober eher abschreckend und die Kuhweiden sind um diese Jahreszeit gut zu überblicken und reichen nur für nasse Füße. Aber was weiß sie schon, immerhin hat sie nie ein Kind bekommen
Mir war nicht ganz klar, warum das relevant ist? Ich finde, dass du damit auch wieder den Konflikt abschwächst, was ich schade fand.

Charlotte beginnt zu schmunzeln und nimmt im Vorübergehen ihren Kater Tristan auf den Arm. Der hat sich mit gesträubtem Fell in sicherem Abstand hingesetzt und wirkt eifersüchtig. Charlotte stellt sich direkt vor den Kopf des ihr unbekannten Kerls, hüstelt leise und wartet auf eine Reaktion.
Das ist für mich viel zu einfach. Sie findet ihn einfach bei sich zu Hause und damit verpufft diese Angst und Spannung, die ich als Leser doch im Ansatz gespürt habe, als die Mutter nach ihrem Jungen schreit.

Mittlerweile schaut der Kerl, immer noch flach am Boden liegend, zu ihr auf und sagt: „Du störst!“
„Okay, du auch. Ich muss arbeiten, hau ab!“
Er kommt hier als sehr unverschämt rüber und das meinte ich oben damit, dass ich einen schlechten ersten Eindruck von ihm habe und er im Verlaufe der Geschichte immer wieder gegen dieses Vorurteil ankämpfen muss, obwohl er doch so ein liebes Wesen ist.

„Sie sucht nach Ihnen. Rechts die Straße hoch, immer geradeaus, dann laufen Sie sich bestimmt über den Weg.“
Fand ich zu einfach, hier verschenkst du meiner Einschätzung nach viel Konfliktpotential.

Charlotte dreht sich zu dem wimmernden jungen Mann um. Zitternd sitzt er auf dem Bordstein vor der Gärtnerei, zwischen seinen Kopf und dem schweren Anhänger würde kein Blumentopf mehr passen. Er wiegt sich vor und zurück, beide Hände vors Gesicht geschlagen.
Oh Mensch, das war knapp. In gewisser Weise ist auch das ein neuer Konflikt, der schnell wieder abgegolten ist. Ich denke mir hätte es gefallen, wenn du dir mehr Zeit für einen der beiden Konflikte genommen hättest, denn keine Frage, da steckt viel Potential drin.

Das Gesicht des jungen Mannes ist völlig verheult, die Augen rot, Schnodder läuft aus seiner Nase. Aber er blickt dem Kater tief in die Augen und hebt vorsichtig einen Mundwinkel. „Kuscheln?“
Ich fand das sehr merkwürdig, wer sagt denn so etwas? Aber das wird dann aufgelöst:

„Schau ihn dir an, der ist mindestens Mitte zwanzig und benimmt sich wie ein Kind. Da brennen nicht alle Kerzen.“
Sein Blick hängt immer noch an dem jungen Mann. „Magst wohl recht haben, da wackeln ein paar Latten.“
Ich fand das nicht so besonders wertschätzend, war das so beabsichtigt? Es lässt Charlotte und den Bauern in keinem guten Licht stehen.

„Naja, aber nur in einer geschlossenen Gruppe, nur andere Beeinträchtigte, das reicht nicht.“
Das meinte ich oben damit, dass die Mutter hier sehr von oben spricht und ich das als Leser nicht so glaubwürdig fand.

Zumindest eine einfach Exceltabelle für die Buchhaltung und die E-Mail beherrscht sie, aber mittlerweile sollte sie wohl auch mehr als eine Visitenseite im Web haben. Aber irgendwie fehlt ihr der Mut und die Kraft, sich damit zu beschäftigen. Für den Rest des Tages steht Topfen auf dem Arbeitsplan.
Als Beidhänderin hat Charlotte da ein paar Vorteile. Das ist nun natürlich egal, es ist ja niemand da, mit dem man um die Wette topfen könnte. Früher, ja früher hat sie sich mit ihrer Schwester wahre Wettkämpfe geliefert. Und gleichzeitig war die Arbeit viel schneller fertig. Das Lächeln über die Erinnerung erlischt, als das Bild ihrer Schwester vor ihrem inneren Auge entsteht.
Mit der rechten Hand füllt Charlotte den Topf mit Erde, mit der Linken greift sie eine Jungpflanze und drückt sie in die Mitte des viereckigen Plastiktopfes. Dann mit beiden Händen etwas Erde auffüllen, leicht andrücken, dabei den Topf einmal auf dem Tisch aufklopfen. Während sie mit Rechts schon den nächsten leeren Topf greift, stellt die linke Hand die fertig versorgte Pflanze in eine Kiste.
Das macht Charlotte dann wieder sympathisch und stellt ihr Wesen dar: Sie muss sich mit den Sachen herumschlagen, die ihr nicht so Spaß machen und auf der anderen Seite steht dann die praktische Arbeit, die sie über alles liebt. Das kommt auch gut raus durch die detaillierten Beschreibungen, wie sie sich um die Pflanzen kümmert. Ich finde, dass sich das wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht und für mich hat das gut funktioniert. An der ein oder anderen Stellen hätte es für mich sogar etwas kürzen sein können.

Eigentlich hat sie erwartet, dass Olaf mit seiner Mutter um die Hausecke kommt, aber er steht allein vor ihr.
Olaf kommt wieder zurück und ich ahne als Leser schon, dass er unbedingt mit ihr zusammenarbeiten will oder zumindest Zeit mit ihr und den Tieren verbringen will.

„Entschuldigung! Ich hätte es wissen müssen. Olaf war gestern ganz aufgeregt und hat andauernd von den vier Musketieren erzählt. Hat er was angestellt?“ Sie sprudelt die Sätze nur so heraus.
Wieder die besorgte Mutter, die ihm nichts zutraut. So hat es auf mich als Leser gewirkt. Wenn das so beabsichtigt war, dann hat das geklappt.

Während Tristan sich aufs Schuppendach zurückgezogen hat und sich von zu viel Streicheleinheiten erholt, liegen die vier Musketiere dicht an Olaf geschmiegt auf einer Holzplatte vorm Schuppen.
Hier wird Olaf mir dann immer sympathischer und das verstärkt sich durch seine Hilfe und Unterstützung.

Diesmal klappte es perfekt. Erde auffüllen macht ihm riesigen Spaß, denn genau wie Charlotte, schaufelte er die Erde aus dem Riesensack mit bloßen Händen in den Dreißig-Liter Eimer.
Olaf hat ein Talent, das in ihm verborgen lag und jetzt kann er es ausleben. Das ist doch eine wundervolle Wesensart und ich hätte mir das viel früher gewünscht, bevor ich ihn als Leser abstemple und in eine Kategorie stecke.

Sie spült ihre Hände in der Regentonne ab und geht Richtung Haus. Als ihr auffällt, wie harmonisch die Zeit vergangen ist, muss sie unwillkürlich schmunzeln. Mit der Keksdose unterm Arm, zwei großen Pötten Kakao und einem Bund Möhren kommt sie aus dem Haus.
Aber Olaf greift zuerst nach den Möhren und zeigt fragend auf die Kaninchen.
„Ja, die sind für die Musketiere.“
Das finde ich die beste Stelle, weil da so viel Sanftheit und Liebe von Olaf drinsteckt und das macht ihn als Figur sehr besonders.

Ich hoffe du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen und ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut. Wünsche dir ein schönes Wochenende. :-)


Beste Grüße
MRG

 

Hallo @greenwitch,

mir hat der Text gut gefallen. Konträr zu MRG fand ich den Jungen nicht vorgeführt. Ich weiß nicht, ob es an den Infos von den Stammtisch-Treffen liegt, aber mir war die ganze Zeit klar, dass er geistig ein Kind ist. Als die Mutter am Anfang sagte, ihr Sohn bräuchte sie, dachte ich mir: Es klingt nach einem Kind, aber eigentlich hat sie das nicht gesagt. Dann sehen wir ihn, wie er mit den Kaninchen spielt, die er Hasen nennt. Er diskutiert unsinnig "sie hoppeln, also sind es Hasen". Die Anhänglichkeit an die Mutter, das Laufen mit den schlenkernden Armen. Mir war es die ganze Zeit klar, aber erst als sie sagten, "da brennen nicht alle Kerzen" wusste ich, dass die anderen Leute es auch wissen bzw. meinen Eindruck bestätigen. Übrigens ein Ausdruck, den ich noch nie gehört habe, aber sehr niedlich finde.

Ein paar Texteindrücke.

„Nein, dort ist niemand, ich war gerade schwimmen.“ Mit diesen Worten dreht sich Charlotte um und geht raschen Schrittes Richtung Gärtnerei davon. Die Frau sieht ihr mit offenem Mund nach
Ich im ersten Moment auch auch. Ein Kind ist verschwunden? Na und, geht mich nichts an, zurück zum Tagesgeschäft. Okay, sie erklärt ja ihre Reaktion auf dem Rückweg.

Die vier Musketiere haben sich unter dem nächsten Apfelbaum zusammengekuschelt und beobachten ihren neuen Spielkameraden genau.
Nein, wie niedlich, der Typ ist also das fünfte Kaninchen aus dem Titel!?

„Sie hoppeln, also sind es Hasen.“
:bonk:

Er nickt und rennt ohne ein weiteres Wort los, stürzt geradezu aus der Hofeinfahrt und schlenkert dabei wild mit den Armen.
Ist die Hofeinfahrt offen? Laufen die Kaninchen nicht weg?

Jörn Storjohann stürzt in Richtung des meterhohen Findlings, auf dem sich Tristan ausgestreckt hat und von dem leise summenden Mann hingebungsvoll gestreichelt wird.
Ich bin etwas überrascht, wo der Findling plötzlich herkommt und wie die beiden hinaufgelangt sind. Eben saßen sie noch auf dem Bordstein.

„Naja, aber nur in einer geschlossenen Gruppe, nur andere Beeinträchtigte, das reicht nicht.“
„Na, Hauptsache er ist wieder heil zu Hause. Ich muss los.“ Sie verabschiedet sich mit einem knappen Winken
Hier spiegelt sich schön die Reaktion vom Anfang wieder. Geht mich nichts an, hab zu tun, Tschüss.

es ist ja niemand da, mit dem man um die Wette topfen könnte.
Da klingt wohl eine leichte Sehnsucht nach menschlicher Gesellschaft an.

„Sie brauchen mehr Platz, damit sie wachsen können.“
„Ich will auch ein größeres Bett, damit ich wachsen kann.“
:lol: Menschen, die wie Pflanzen ein größeres Bett zum Wachsen brauchen, ist das nicht logisch? Erwachsene schlafen schließlich auch in größeren Betten als Kinder. Finde ich prima.

„Beim letzten Mal war er mit zum Frauenarzt und irgendwas muss im Wartezimmer passiert sein. Als ich rauskam, schauten alle betreten zur Seite und Olaf war ganz verstört. Olaf, nun komm schon!“
Das möchte ich jetzt auch gerne wissen. Meine Fantasie spielt verrückt und die möglichen Situationen werden immer absurder.

Aber Olaf greift zuerst nach den Möhren und zeigt fragend auf die Kaninchen.
„Ja, die sind für die Musketiere.“
Ich habe erst gedacht, die Möhren wären auch für die Menschen. Als gesunde Ergänzung zu den Keksen.


Viele Grüße
Jellyfish

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, Friedel, Du treue Seele,

hab lieben Dank für den erlösenden Erstkommentar, ich bin immer noch mächtg hippelig nach dem Einstellen.

Mich jefällt dat – l
Und damit bin ich schon mal zufrieden.

war ich automatisch ggfs. d’Artagnang,
Haha, ja, irgendwie haben wir in unserem Leben wohl alle mal eine Situation in die Richtung gehabt.

unverzüglich zu Flusenlese und kleineren Anmerkungen
Mist, da waren ja doch wieder mehr drin, als ich gedacht habe. Na, zumindets die Kommatas werden weniger und einiges andere ist wohl auch endlich angekommen. Hab Dank!

Warum unnötige Substantivierung (da wäre dann auch das „Klettern“ angesagt), wenn doch Verben Bewegung bringen?
Wobei, dies ist so ein Standardfehler. Anscheinend will ich das nicht kapieren, muss dringend auf meine private Überarbeitungsliste!

Da ist ein SUPERGAU der schreibenden Zunft
Langsam sengt sich der Hintern, …
zwischen „sengen“ (i. S. von brennen) und „senken“, wie etwa einen Kopf oder eben HIntern
Aua! Wie konnte denn das passieren. Ich habe es schnell korrigiert und hoffe nun inständig, das niemand Deinen Kommentar liest.

„Du Dösbadel!
Sprecht ihr tatsächlich gedehnt wie Bad [...’ba:dl], sonst besser ...baddel!
Das Gesicht des jungen Mannes ist völlig verheult, die Augen rot, Schnotter läuft aus seiner Nase.
Da gibts ohne Zweifel landschaftliche Unterschiede – aber ich wohn auch nördlich der Benrather-Linie und sag „Schnodder“ (aber auch nicht spitzen Stein, sondern „schpitzen Schtein“ – alles n bissken zu relativieren oder ...fünfteln. Das weißtu besser als ich es jemals wissen könnte ...
Na peinlich! Stimmt absolut, euer Platt ähnelt dem unseren ja total, das ist so also richtig. Ja, ich habe es diesmal nicht laut vorgelesen, sondern mir vorlesen lassen (vom Computer), da war die Aussprache solcher Wörter eh seltsam, ist mir nicht aufgefallen.

Ein Pfiff und Tristan erscheint, gefolgt von drei Kaninchen. Noch ein Pfiff, und auch der vierte Hoppler erscheint.
Nicht, dass die Ostsee noch Wallfahrtsort wird … Pfiffen kann man folgen, aber auch ge“horchen“
Ja, ein Wallfahrtsort im hohen (unchristlichen) Norden. Das wärs! Kriegen wir dann auch so viele Feiertage wie die braven Bayern?
Ich hab´s mal mit gehorcht versucht ...

Jedes Mal, wenn sie etwas holte, folgt ihr Olaf und manchmal sogar die Kaninchen. Der junge Mann beobachtet ihr Vorgehen ganz genau. Es dauerte nicht lange, da holte er die Töpfe aus dem Topflager.
Versuch mal selber ... keine Bange, ich lauf nicht weg!
Jedes Mal, wenn sie etwas holt, folgt ihr Olaf und manchmal sogar die Kaninchen. Der junge Mann beobachtet ihr Vorgehen ganz genau. Es dauert nicht lange, da bringt er die Töpfe aus dem Topflager.
Zur Sicherheit hier mein Versuch, hoffentlich ohne Supergaus.
Lieben Dank für die Korrekturen.
Einen schönen Sonntag wünsch ich Dir
witch


Moin @MRG ,
vielen lieben Dank für den umfangreichen und konkreten Kommentar. Ja, bei Dir ist dann wohl genau das schief gegangen, was ich befürchtet habe. Wenn der Autor die Geschichte erklären muss, ist es immer falsch. Ich habe nur noch keine gute Idee, wie ich es löse, aber der Reihe nach.

und am Anfang hatte ich gedacht, dass er ein keiner Junge ist. Dann stellt sich heraus, dass Olaf geistig eingeschränkt ist.
Ja, so war es gedacht, ich will dem Leser ja auch nicht alles einfach servieren. Charlotte ergeht es ja genauso.

Du schreibst in deinem Kommentar, dass es dir darum geht, dass du Olaf nicht vorführen möchtest. An einer Stelle hatte ich einmal dieses Gefühl: Als seine Mutter mit Charlotte über Olaf spricht. Das hat mich so nicht überzeugen können, weil das so kalt geklungen hat und ich mir nicht vorstellen kann, dass eine Mutter so "über" ihren Jungen spricht.
Das ist gut, das Du die Stelle so krrekt nachher benennst. Hier war mir zwar wichtig, die korrekten Begrifflichkeiten mit einzubringen,. aber Du hast recht, aus Sicht der Mutterklingt das nicht sehr empatisch bzw. glaubhaft. Da gehe ich noch einmal bei.

gab es dann noch eine weitere Stelle, wo Charlotte und der Bauer über Olaf sprechen und sagen, dass er wohl nicht ganz normal ist.
Ich bin hier wohl doch zu dicht am wahren Leben, jedenfalls in einer meiner Realitäten. Aus meiner Sicht ist es schon so, dass im realen Leben (und wir rede hier über einen Bauer auf dem Dorf und eine Menschenmüde Gärtnerin) man in Schubladen sortiert und auch nicht unbedingt lange um den Brei, geschweige den politsch korrekt redet. Oder was läuft in Deinem KOpf so ganz intern ab, wenn Du einen geistig eingeschränkten Menschen siehst. Ich meine wirklich diese erste Reaktion, die Wahrnehmung, nicht Diein Verhalten ihm gegenüber oder die späteren Eindrücke.

Die Information hätte ich glaube ich schon vorher platziert, mich hat das etwas überrascht.
Naja, es ist eine Alltagsgeschichte und irgendwo möchte ich da dennoch eine Entwicklung, auch eine nicht erwartete Wendung drin haben. Aber offensichtlich ist e snoch schlecht gemacht. Noch habe ich keine Idee, was anders muss, damit es so wirkt, wie es mir vorschwebt.

Ich dachte erst, dass Olaf einfach ein total unverschämter und komischer Typ ist, der provozieren will.
Naja, da liegt einer auf dem rasen und verhält sich sehr seltsam - ja, ich glaube (ne ich weiß, weil ich bin die Autorin), Charlotte geht es nicht anders. Aber sie soll ja im Laufe der Geschichte akzeptieren, das es nicht so ist, das es nur eine Seite von Olaf ist.

Mein Gefühl wäre, dass genau die Szene möglicherweise ideal wäre, um Olaf einzuführen. Denn jetzt musste Olaf Immer noch gegen diesen ersten Eindruck, als merkwürdiger Typ ankämpfen.
Mh, dann habe ich aber keinerlei Entwicklung, oder? Ich gebe Dir in sofern Recht, das ein "positiver Eindruck" gut für die Verankerung wäre, aber dann ist es alles Rosarot (gefühlt). Vielleicht habe ich mich aber auch schon wiedermal fest gedacht, ich behalte es im Kopf.

Den Einstieg finde ich gelungen und nach meinem Geschmack hättest du das gerne noch etwas ausführen können; ich mag es, wenn sich durch das Wetter und die Umgebung eine Atmosphäre bildet.
Dankeschön, ja da geht mehr, ich baue das ganze ja in den Roman mit ein, da habe ich dann mehr Platz.

Von der Logik her bin ich her etwas gestolpert. Müssten die Möwen nicht erst Charlotte beäugen und dann kreischen?
Guter Einwand, da drehe ich noch einma dran.

Ein tiefer Atemzug lässt vor ihren geschlossenen Augen die See, Algen, Fisch und irgendwo noch einen Rest des längst vergangenen Sommers erscheinen.
Ich finde, dass das so ein Aufhänger für eine Backstory ist und ich war als Leser dann enttäuscht, als da nichts kam.
Ups, ne, das sollte wirklich nur ein Stimmungsbild sein, aber wenn das nochmal aneckt, muss ich es vielleicht runterfahren.

Grinsend rubbelt sich Charlotte ab, flucht, als sich anzuziehen nicht schnell genug klappt.
Für mich passen die beiden Handlungen nicht zusammen: Sie trocknet sich ja erst ab und wenn das erledigt ist zieht sie sich an, oder? Vom Gefühl her würde ich hier zwei Sätze bevorzugen.
Jam ein altvertrauter Fehler, verschwurbeltes Schreiben, ich löse es auf, Dankeschön.
Ich hoffe, dass ich morgen ein bischen feinschleifen kann, erst einmal wollte ich aber gerne die Kommentare beantworten.

Über die Dünen klingt ein Rufen zu Charlotte, nicht zu verstehen, aber eindeutig panisch. Mit leicht irritiertem Kopfschütteln sammelt sie ihre sieben Sachen ein und macht sich schnellen Schrittes auf den Rückweg zur Gärtnerei.
Ich finde, dass du hier sehr wohl einen Konflikt vorstellst, denn die Mutter sucht ihr Kind und hat Angst, dass etwas passiert ist. Allerdings finde ich, dass das zu schnell aufgelöst wird. Spannender wäre es für mich gewesen, wenn sie sich gemeinsam auf die Suche machen, die Mutter darüber nachdenkt, eine Vermisstenanzeige aufzugeben und möglicherweise schon die Polizei einschalten will. Und in diesem Verlauf könnte die Mutter im Dialog von Olaf erzählen und von seinen Schwierigkeiten.
Ich versteh, was Du meinst. Aber mein Ansatz war anders, daher werde ich in die Richtung wohl nicht weiter ausbauen. Charlotte mag keine anderen Menschen, Kinder schon gar nicht. Sie würde nicht freiwillig helfen, also wenn richtig Not wäre, klar, aber die sieht sie hier nicht, keine Gefahr im Verzug und Erfahrung mit KIndern hat sie nunmal nicht. Aus ihrer Sicht, gibt es keinen Grund zur Hysterie oder einfach nur Sorge.

Autos hört man von Weitem, die Ostsee ist im Oktober eher abschreckend und die Kuhweiden sind um diese Jahreszeit gut zu überblicken und reichen nur für nasse Füße. Aber was weiß sie schon, immerhin hat sie nie ein Kind bekommen
Mir war nicht ganz klar, warum das relevant ist? Ich finde, dass du damit auch wieder den Konflikt abschwächst, was ich schade fand.
Da muss ich wohl ein zwei Sätze mehr in die Richtung bringen. Dummerweise ist mir meine Romanfigur natürlichgut vertraut, da vergesse ich, dem Kurzgeschichtenleser wahrscheinlich die nötigen Infos zu geben bzw. erlebbar zu machen.

Charlotte beginnt zu schmunzeln und nimmt im Vorübergehen ihren Kater Tristan auf den Arm. Der hat sich mit gesträubtem Fell in sicherem Abstand hingesetzt und wirkt eifersüchtig. Charlotte stellt sich direkt vor den Kopf des ihr unbekannten Kerls, hüstelt leise und wartet auf eine Reaktion.
Das ist für mich viel zu einfach. Sie findet ihn einfach bei sich zu Hause und damit verpufft diese Angst und Spannung, die ich als Leser doch im Ansatz gespürt habe, als die Mutter nach ihrem Jungen schreit.
Ja, dass ist ein Problem. Du erwartest den Konflikt im Suchen und späteren Auffinden des "KIndes", ich wollte zum "Finden" einer Hilfskraft und gleichzeitigen Helfen bei der Betreuung. Da muss ich meinen Konflikt also sauberer rausarbeiten. Oder kann ich Deine Idee bedienen und mein Ziel ist einfach nur der Nebeneffekt. Hilfe!

Mittlerweile schaut der Kerl, immer noch flach am Boden liegend, zu ihr auf und sagt: „Du störst!“
„Okay, du auch. Ich muss arbeiten, hau ab!“
Er kommt hier als sehr unverschämt rüber und das meinte ich oben damit, dass ich einen schlechten ersten Eindruck von ihm habe und er im Verlaufe der Geschichte immer wieder gegen dieses Vorurteil ankämpfen muss, obwohl er doch so ein liebes Wesen ist.
Ja, dann geht e sDir wie Charlotte. Sie ist auch nicht angetan von dem Typen. Will ihn da nicht haben, will ihre Ruhe! Und dann entwickelt sich alles ganz anders ...

„Sie sucht nach Ihnen. Rechts die Straße hoch, immer geradeaus, dann laufen Sie sich bestimmt über den Weg.“
Fand ich zu einfach, hier verschenkst du meiner Einschätzung nach viel Konfliktpotential.
okay, da ginge mehr. Aber eigentlich will sie ihn nur loswerden.

Charlotte dreht sich zu dem wimmernden jungen Mann um. Zitternd sitzt er auf dem Bordstein vor der Gärtnerei, zwischen seinen Kopf und dem schweren Anhänger würde kein Blumentopf mehr passen. Er wiegt sich vor und zurück, beide Hände vors Gesicht geschlagen.
Oh Mensch, das war knapp. In gewisser Weise ist auch das ein neuer Konflikt, der schnell wieder abgegolten ist. Ich denke mir hätte es gefallen, wenn du dir mehr Zeit für einen der beiden Konflikte genommen hättest, denn keine Frage, da steckt viel Potential drin.
Ja, hier sehe ich noch am ehesten mehr Tiefe möglich. Mal schauen, ob mir etwas einfällt.

„Schau ihn dir an, der ist mindestens Mitte zwanzig und benimmt sich wie ein Kind. Da brennen nicht alle Kerzen.“
Sein Blick hängt immer noch an dem jungen Mann. „Magst wohl recht haben, da wackeln ein paar Latten.“
Ich fand das nicht so besonders wertschätzend, war das so beabsichtigt? Es lässt Charlotte und den Bauern in keinem guten Licht stehen.
Ne, wertschätzend ist das nicht. Aber ich würde einschätzen, dass es eine realistische Reaktion ist, aus Unkenntnis, Vorurteilen und unserem Schubladendenken heraus. Ich bin nun unsicher, ob ich das abmildere, um besagten Vorführeffekt nicht zu haben, aber ist es dann glaubhaft. Eine spontane Idee meinerseits wäre, das Bauer Storjohann auch jemanden mit Einschränkungen im Familienkreis hat und als er es erkennt, sein Verhalten ändert, Charlotte darauf hinweist. Mal sehen ...

Das macht Charlotte dann wieder sympathisch und stellt ihr Wesen dar: Sie muss sich mit den Sachen herumschlagen, die ihr nicht so Spaß machen und auf der anderen Seite steht dann die praktische Arbeit, die sie über alles liebt. Das kommt auch gut raus durch die detaillierten Beschreibungen, wie sie sich um die Pflanzen kümmert. Ich finde, dass sich das wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht und für mich hat das gut funktioniert. An der ein oder anderen Stellen hätte es für mich sogar etwas kürzen sein können.
Schön, das die grummelige Gärtnerin bei Dir nicht auf ganzer Strecke versagt. Ja, der fachliche Teil wird ein Balanceakt. Einerseit möchte ich schon einen tieferen Einblick ins Gärtnerleben geben, aber natürlcih auch keinen Leser damit nerven und langweilen.

„Entschuldigung! Ich hätte es wissen müssen. Olaf war gestern ganz aufgeregt und hat andauernd von den vier Musketieren erzählt. Hat er was angestellt?“ Sie sprudelt die Sätze nur so heraus.
Wieder die besorgte Mutter, die ihm nichts zutraut. So hat es auf mich als Leser gewirkt. Wenn das so beabsichtigt war, dann hat das geklappt.
Jo, das hat geklappt.

Diesmal klappte es perfekt. Erde auffüllen macht ihm riesigen Spaß, denn genau wie Charlotte, schaufelte er die Erde aus dem Riesensack mit bloßen Händen in den Dreißig-Liter Eimer.
Olaf hat ein Talent, das in ihm verborgen lag und jetzt kann er es ausleben. Das ist doch eine wundervolle Wesensart und ich hätte mir das viel früher gewünscht, bevor ich ihn als Leser abstemple und in eine Kategorie stecke.
Ja, hier funktioniert es dann auch wie gewünscht, da machst Du mich schon mal glücklich mit. Es fällt mir einfach schwer, meine Vorstellung der Auslöserpunkte so einzubauen, das es bei der Masse an Lesern klappt (Haha, Masse, Ihr seid drei, umso dickeren Dank)

Sie spült ihre Hände in der Regentonne ab und geht Richtung Haus. Als ihr auffällt, wie harmonisch die Zeit vergangen ist, muss sie unwillkürlich schmunzeln. Mit der Keksdose unterm Arm, zwei großen Pötten Kakao und einem Bund Möhren kommt sie aus dem Haus.
Aber Olaf greift zuerst nach den Möhren und zeigt fragend auf die Kaninchen.
„Ja, die sind für die Musketiere.“
Das finde ich die beste Stelle, weil da so viel Sanftheit und Liebe von Olaf drinsteckt und das macht ihn als Figur sehr besonders.
Ja, so möchte ich ihn in Deinem, aber auch in Charlottes Herzen gelesen sehen. Mal schauen, wa sich noch tun kann, um auch für Dich dichter an dieses Ziel heranzukommen.

Lieben Dank für den sehr hilfreichen Kommentar, das schöne ist, dass mir diese KG tatsächlich auch beim Romanprojekt weiterhilft. Da hatte @Maedy eine gute Idee (Dankeschön)
Wunderbares Wochenende für Dich
witch

Liebe @Jellyfish , der Plan war, auch Deinen schönen Komm gleich mitzubeantworten, aber meine Augen werden klein und mein Gehirn langsam - dann doch lieber morgen nach dem Café-Dienst. Ich bin auf alle Fälle schonmal froh, das es bei Dir funktioniert hat (schlechte Quote1/3), wobei das wohl wirklich auf die Vorinfo beim Stammtisch zurückgeht. Also muss irgendwo etwa smehr Vorinformation rein?

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin liebe @Jellyfish ,
nun aber, wo läuft nur immer die Zeit hin ...

Konträr zu MRG fand ich den Jungen nicht vorgeführt. Ich weiß nicht, ob es an den Infos von den Stammtisch-Treffen liegt, aber mir war die ganze Zeit klar, dass er geistig ein Kind ist.
Prima, aber ich denke, dass heißt wirklich, das ich dem Leser diese Info vorher stecken muss, ich habe nur noch keine gute Idee, wie ich das mache, ohne es einfach nur deutlich zu sagen.

. Als die Mutter am Anfang sagte, ihr Sohn bräuchte sie, dachte ich mir: Es klingt nach einem Kind, aber eigentlich hat sie das nicht gesagt. Dann sehen wir ihn, wie er mit den Kaninchen spielt, die er Hasen nennt. Er diskutiert unsinnig "sie hoppeln, also sind es Hasen".
Schön, das unter den genannten Voraussetzungen die kleinen Hinweise gezündet haben.

Ich im ersten Moment auch auch. Ein Kind ist verschwunden? Na und, geht mich nichts an, zurück zum Tagesgeschäft. Okay, sie erklärt ja ihre Reaktion auf dem Rückweg.
Ja, das ist ziemlich hart, muss ich eventuell sogar die Erklärung noch verdeutlichen. Andererseits war mir ja gerade diese Entwicklung von Charlotte wichtig, von "geht mich nichts an" zu "kann bei mir bleiben und mit den Tieren spielen"

Nein, wie niedlich, der Typ ist also das fünfte Kaninchen aus dem Titel!?
Jo, so sieht er das!

Ist die Hofeinfahrt offen? Laufen die Kaninchen nicht weg?
Oh, stimmt! Hier ist mir eine Info aus dem Roman durhcgerutscht, die der Kurzgeschichtenleser gar nicht hat, schärfe ich etwas nach (die Kaninchen verhalten sich einfach seltsam und laufen nicht weg.

Ich bin etwas überrascht, wo der Findling plötzlich herkommt und wie die beiden hinaufgelangt sind. Eben saßen sie noch auf dem Bordstein.
Erwischt, ich wollte ihn die Beine baumeln lassen und hab den Stein herbei gehext - schaue ich mal, wo ich ihn vorher erwähne.

Da klingt wohl eine leichte Sehnsucht nach menschlicher Gesellschaft an.
Prima, so war es gedacht.

Das möchte ich jetzt auch gerne wissen. Meine Fantasie spielt verrückt und die möglichen Situationen werden immer absurder.
Ne, das belibt geheim. War megapeinlich, das wird sie Dir nicht erzählen.

Ich habe erst gedacht, die Möhren wären auch für die Menschen. Als gesunde Ergänzung zu den Keksen.
Ja, da könnte ein Satz mehr zur Verdeutlichung nicht schaden, da fällt mir bestimmt etwa sein.
Hab Dank für den Kommentar, so sollte die Geschichte beimLeser ankommen, nun muss ich daran arbeiten, das sie es bei mehr Leuten tut. Falls Dir eine Idee kommt, wo man einen Hinweis ganz am Anfang setzen könnte, das Olaf geistig nicht mithalten kann, würde ich mich freuen.

Ich wünsche Dir einen tollen Wochenstart
witch

Wenn ich ganz mutig bin, kommentiere ich Dir eine Deiner SF Geschichten, aber ich tue mich damit echt schwer, so gar nicht mein Lesebereich. Aber das ging Dir andersherum wahrscheinlich ähnlich, also doppel Danke!

 

Hallo greenwitch,

ich halte das für eine gelungene Einführung einer neuen Figur in deinem Roman.

Morgennebel hängt in den kahlen Sanddornbüschen, die Ostsee ist ungewöhnlich glatt und tief Grau.
tief grau.

Ein tiefer Atemzug lässt vor ihren geschlossenen Augen die See, Algen, Fisch und irgendwo noch einen Rest des längst vergangenen Sommers erscheinen.
Warum Algen im Plural und Fisch im Singular?

Ende Oktober geht die Sonne bereits verdammt spät auf, daher passt das morgendliche Schwimmen nur noch selten in den Tagesablauf. Und im Dunklen macht es einfach keinen Spaß.
Hier dachte ich erst: Welches Schwimmen? Sind da Leute, die schwimmen?
Vorschlag:
daher passt ihr morgendliches ...

Der kurze Aufschrei gehört dazu.
Gefällt mir!

Charlotte tritt einen Schritt zurück und schaut die unbekannte Frau skeptisch an.
Vorschlag: die Fremde

Mit diesen Worten dreht sich Charlotte um und geht raschen Schrittes Richtung Gärtnerei davon.
Wenn man kürzen möchte:
Vorschlag:
und eilte

„Artos, Portus, Aramis und D'Artagnan – die vier Musketiere.“
Ich mag sie, deine Tiere in der Geschichte.

Er nickt und rennt ohne ein weiteres Wort los, stürzt geradezu aus der Hofeinfahrt und schlenkert dabei wild mit den Armen. Charlotte sieht ihm kopfschüttelnd nach.
Da wird schon klar, was er hat.

Tristan sitzt wie erstarrt in Charlottes Arm.
"Sitzen" finde ich hier ein viel zu schwaches Verb.
Irgendetwas wie "kauert" o.ä. wäre doch passender. Dann ohne "erstarrt".


„Alles in Ordnung bei dir Jörn?“
dir, Jörn?

Wenn ich den Typen zu fassen krieg, halt ihn ja fest.
Das verstehe ich nicht.
Wenn er ihn doch fasst, warum soll sie ihn zusätzlich auch noch festhalten?

Ich hole meinen ‚Famulus‘
Warum Anführungszeichen? Was ist das eigentlich?

„Ich heiße Olaf. Und ich will zu meiner Mutti.“
Frei nach Frozen: "Ich heiße Olaf und ich liebe Umarmungen". :D

„Untersteh dich!“, droht ihm Charlotte laut,
"Droht" reicht. Sie wird wohl nicht leise drohen, wenn da auch schon ein Ausrufezeichen steht.

Noch haben sie nur fünf, sechs Blätter, ein paar Zentimeter Stängel und ein paar Wurzeln. Aber mit kräftiger Erde und einem größeren Topf werden in einem knappen Jahr ordentliche Pflanzen daraus. Zum Glück ist es noch mild und sie kann die jungen Pflanzen im Folientunnel überwintern.
Das klingt wie aus einem bebilderten Gärtner-Ratgeberbuch. :Pfeif:


Aber mit kräftiger Erde und einem größeren Topf werden in einem knappen Jahr ordentliche Pflanzen daraus. Zum Glück ist es noch mild und sie kann die jungen Pflanzen im Folientunnel überwintern. Aber erst einmal müssen die vielen Minipflänzchen getopft werden. Und das heißt eine Menge Erde bewegen, Töpfe schleppen und Karre fahren.

„Weiß sie, wo Du bist?“
wo du

Der grummelt nur, setzt Tristan vorsichtig auf den Fahrersitz und schaut Charlotte mit bettelndem Blick an. „Naja, im Prinzip könnte Olaf auch bei mir warten.

Und erstaunlicherweise quatscht er Charlotte nicht die Ohren voll.
Das passt irgendwie nicht zur Erzählstimme, dieses sehr Flapsige.

Also, echt toll. Das wird ein guter Charakter.

Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Moin lieber @GoMusic ,
hab Dank für Deinen Kommentar, wenn mich das Lob im Moment auch mehr in Verwirrung stürzt, aber das wird sich geben. Gegensätzliche Kommentare sind immer problematisch, da kommt bei mir ganz schnell Unsicherheit hervor. Aber ich werde die Hinweise alle abwägen und habe ja auch tolle Tipps bekommen, wie, was wirkt - da muss noch ordentlich nachjustiert werden.

ich halte das für eine gelungene Einführung einer neuen Figur in deinem Roman.
Aber das ist natürlich toll! Nur klappt es halt noch nicht für alle. Noch bin ich nicht zufrieden, aber schön, wenn die Richung stimmt.
Den Kleinkram wie Dopplungen, Grammatik und Großschreibungen ändere ich gleich ein, hab Dank fürs Aufzeigen.

Hier dachte ich erst: Welches Schwimmen? Sind da Leute, die schwimmen?
Vorschlag:
daher passt ihr morgendliches ...
Guter Hinweis, das passt mit Deiner Ergänzung.

Wenn man kürzen möchte:
Vorschlag:
und eilte
Ja, ich muss wohl wirklich nochmal mit der Schere durch, ich schreibe genauso ausufernd, wie ich erzähle, das will keiner.

Da wird schon klar, was er hat.
Prima! Gegenfrage: Hast Du vorher Kommentare gelesen?

"Sitzen" finde ich hier ein viel zu schwaches Verb.
Irgendetwas wie "kauert" o.ä. wäre doch passender. Dann ohne "erstarrt".
Super! Ja, auch moch immer eine Schwachstelle, ich suche nich oft genug nach dem besten Wort.

Wenn ich den Typen zu fassen krieg, halt ihn ja fest.
Das verstehe ich nicht.
Wenn er ihn doch fasst, warum soll sie ihn zusätzlich auch noch festhalten?
Haha! Ne, Jörn sitzt noch auf dem Traktor. Er droht "Wenn ich den zu fassen kriege ..." Und daher soll Charlotte ihn festhalten. Ich versuche es anzupassen, eventuell hilft eine Trennung in zwei Sätze, mal sehen.

Ich hole meinen ‚Famulus‘
Warum Anführungszeichen? Was ist das eigentlich?
Das ist ein Traktor, also der Eigenname. Aber da mache ich dann wohl besser eine Zugmaschine draus?

Das klingt wie aus einem bebilderten Gärtner-Ratgeberbuch. :Pfeif:
Ohwei, ja, da ist die Gartenbaulehrerin mit mir durchgegangen. Ich will mit dem Buch gerne auch einbisschen Wissen vermitteln,aber das ist wohl zu viel, ich nehme die Schere, versprochen.

Das passt irgendwie nicht zur Erzählstimme, dieses sehr Flapsige
Stimmt, ich formuliere um.

Also, echt toll. Das wird ein guter Charakter.
Prima, das Du auf der "Gefällt"-Seite eine Stimme dazu gibst. Das motiviert mich weiter zugrübeln, denn reizen tun mich ja mehr die Gegenstimmen, die müssen überzeugt werden (mit einem für sie glaubhaftenTextaufbau). Vielleicht reden wir aber uach über völlig unterschiedliche Lesergruppen, ich fühle mich gerade arg zerrissen.
Hab also doppelten Dank für den positiven Kommentar
Wir lesen uns
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich ohne Vorkenntnis noch nicht unbedingt gedacht, dass es jemand mit einer geistigen Behinderung ist. Könnte ja auch ein ausgelassener junger Künstler sein :gelb: Oder jemand, der in einem Zirkus arbeitet und sich einen Spaß macht.

Liebe Witch,

ich gehe vollkommen d'accord. Als Zusatz zu unseren Hintergrundgesprächen zu diesem Text würde ich - auch, wenn ich mir Rob Fs Eindrücke hier anschaue, die das alles gut auf den Punkt bringen - zu etwas raten: Durch die ganzen Negativklischees, die ja ungebrochen erzählt und von der Hauptfigur erstmal mitgetragen werden, wäre es besser, wenn du um die Behinderung kein Geheimnis machst, das erst aufgedeckt wird. Denn darum rankt sich ja (denke ich) kein Konflikt. Es gibt eigentlich keinen guten Grund, dem Leser das vorzuenthalten, zumal er sich keine Meinung zu der Figur bilden kann. Besonders schlecht, wenn er das Verhalten der "Schubladendenker" (alle außer dem betroffenen) nicht teilen würde.

Es wäre sinnvoll, die spezielle Art der Behinderung konkret zu machen und dann die Figur so einzuführen (positiv, nicht - wie momentan - negativ). Es gibt ja eine unendliche Bandbreite an geistigen Beeinträchtigungen und Binnenkompetenzen. Ich kannte mal jemanden mit Down-Syndrom, der ein großeres Filmfestival (Offenburger Filmtage) mitleitete. Eine Kollegin ist nach einem Unfall geistig und körperlich eingeschränkt, hat dadurch einige Besonderheiten, ungewöhnliches Verhalten, aber das führt am Arbeitsplatz nicht zur Ablehnung, im Gegenteil. Die Mitarbeiter meines Lieblingscafés sind alle geistig behindert, aber geradezu Star-Baristas und das Café mit seiner Galerie (übrigens ein Designcafé, kein Alternativprojekt) mehr als nur ein Insidertipp.

Das sind alles verschiedene Einschränkungen und verschiedene Arten, die im Alltag / Beruf zu bewältigen. Deine Figur passt nicht in meine (by proxy) Erfahrungen und daher wünschte ich mir, die Figur könnte sich mehr selbstverorten, selbstdefinieren - und dafür brauchte es mehr als nur ein paar 'Zaunlatten schief'. Wie Rob fand ich das Verhalten wirklich extrem und das definiert wieder deine Prota, und zwar sehr negativ. Das wäre für mich eine Haltung, die ich - obwohl ich genau weiß, dass du die als Autorin keineswegs teilst - einer Figur nicht verzeihen könnte. Damit steht und fällt aber ggfs. der ganze Roman.

Wie wäre es denn, anstatt Olaf so hilflos, heulend, kindlich zu zeigen, ihm ein paar spannende Sichtweisen oder/und Begabungen an die Hand zu geben? So ist er ja keine runde Figur, sondern nur sounding board. Ganz ohne PC:ness hier reinzubringen: das ist nicht so spannend zu lesen. Spannnder wäre, wenn er etwas zu bieten hätte und damit auch nicht so stark auf das Mitleid (oder Fehlen dessen) der anderen Figuren angewiesen wäre.

Du willst doch auch sicher nicht einen Behinderten einführen, nur um etwas an deiner unbehinderten Prota aufzuzeigen, sondern um auch etwas über ihn als Handelnden und Handlungstragenden auszusagen. Und dann sollte er aktiver sein, mit Entscheidungsgewalt - und die Art der Behinderung sollte das dann möglich machen.

So, jetzt aber aus aus der Hütte. Ganz liebe Grüße noch mal,
Katla

 
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Moin, @Rob F und vielen Dank, das Du Dir zeit für meinen Text genommen hast.

Eine anspruchsvolle Aufgabe, hierbei kann es m.E. schnell passieren, dass Leser auch einen Eindruck von der Meinung des Autors bekommen, auch wenn es ja wahrscheinlich nicht gerechtfertigt ist.
Genau das war der Grund, warum ich diese Geschichte als Versuch geschrieben habe, wie wir sehen ist es zumindest für eine Teil der Leser voll in die Hose gegangen. Sehr interessantes Experiment, von dem ich hoffe, dass es mir nicht als Shitstorm um die Ohren fliegt. Denn nein, die Autorin glaubt von sich, eine sehr neutrale Einstellung zu jeglichem Anderssein zu haben, redet aber im stillen Zweiergespräch wahrscheinlich nicht immer politisch korrekt. Das möge dann jeder bei sich selbst kontrollieren.

Bei Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung reicht ja schon mal das eine oder andere Wort, bei dem man sich selbst in diesem Moment gar nichts denkt und schon kann ein Eindruck entstehen, der herablassend wirkt.
Ja, die Gefahr ist mir bewusst und daher diese Geschichte. Ich persönlich stoße mich bereits an dem Wort "Behinderung" Allerdings mag ich auch keine unrealistischen Darstellungen und das macht es in meinem Kopf nicht einfacher. Hier reden mittelalte Menschen auf dem Dorf, sie sind unter sich (Olaf sitzt ja auf der anderen Straßenseite). Ich glaube (und habe es so auch noch nicht erlebt) einfach nicht, dass die jetzt von beeinträchtig oder Hilfsbedürftig reden. Ich nehme hier immer wieder den Unterschied zwischen Großstadt und Kleinstadt/Dorf wahr. Nein, hier werden auch keine Homosexuellen Menschen ausgegrenzt, aber sie haben mehr Aufmerksamkeit, Beobachtung oder sogar Kommentare auf Stammtischniveau um sich. Aber genauso erfolgt ein Wahrnehmen der Fähigkeiten, Besonderheiten und einfach die Erkenntnis des "genausosein", wenn ein näher Kennenlernen erfolgt. Eigentlich habe ich versucht, dass zu zeigen. Vom Klischee zu "oh, der passt ja total gut und kann mir helfen". Aber ich habe wiedermal zu oberflächlich gearbeitet, das muss ich akzeptieren.

Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich ohne Vorkenntnis noch nicht unbedingt gedacht, dass es jemand mit einer geistigen Behinderung ist.
Ja, genauso sollte es Charlotte gehen und Du als Leser folgst ihr ja. Sie ist sich dessen auch nicht bewusst.
Jetzt beim Schreiben und der im Hintergrund schon ein paar Posts lang laufenden Diskussion wird mir noch ein Fehler klar. Ich habe die Geschichte in der dritten Person geschrieben, da kann der Erzähler natürlich schon einiges mehr wissen und zeigen. Mein Buch ist aber ich-Perspektive Charlotte, womit ich mich hier wohl auch etwas verzettelt habe. Ich ging eifach davon aus, das der Leser mit Charlotte gemeinsam das Besonderssein von Olaf entdeckt. Uff, mich überfordert das Schreiben gerade.

Hier ist mir Charlotte zu früh vertrauensselig. Sie streicht ihm über den Arm, vertraut ihm sogar ihren Kater an.
Ich hatte auch immer eine oder zwei Katzen um mich herum, früher bei meinen Großeltern, meinen Eltern ... das kann ich mir daher so schnell nicht vorstellen ;)
Charlotte kann ja noch gar nicht wissen, ob Olaf z.B. plötzlich etwas Unberlegtes macht.
Ja, ein, zwei Sätze mehr wären dann wohl sinnvoll. Ich war der Meinung, das Olaf "bewiesen" hat, das er gut mit Tieren ist, denn sonst hätten die 'Vier Musketiere' nicht so vertrauensvoll mit ihm gespielt. Da verlässt sich Charlotte auf ihr Gefühl. Un dauch Tristan würde nicht bei ihm bleiben, Tier haben da viel bessere Sensoren, fühlen aber auch , wenn jemand Trost braucht. Ich schaue, ob da ein Zögern für mich Sinn macht.

Die abschließend markierte Aussage ist so etwas, was ich eingangs meinte. Es wird wahrscheinlich Charlottes eher direkte Art sein, aber es hat halt schon so "ein Geschmäckle". Mal abgesehen davon, dass Olaf direkt daneben sitzt und es hören könnte.
Ich kriege einfach nicht zu fassen, was ich zeigen möchte und vorallem, wie ich es zeigen kann. Der Ursprungsgedanke hinter Olaf ist mehr Reibungspunkte für Charlotte, mehr am eigenen Bild arbeiten müssen, aber auch erkennen, dass andere Menschen auch Probleme haben und sich nicht knatterig hinter einer Gärtnereihecke verstecken. Aber a) ist Charlotte dafür nicht grantelig genug. Und ich kriege es nicht hin, dass der Leser hier eine Entwicklung sieht: Von "ich muss arbeiten, hab keine Zeit mich um einen fehlenden Menschen zu kümmern", über "alles gut?, ich fahre Dich nach Hause" bis zu "wir haben gut geschafft".
Mehr Innensicht?
Es ist ja kein Problem die Aussgane zu entschärfen, aber dann gibt es auch keine Entwicklung.Mein Plan war ja, das der Leser diesen Schritt mitgeht, ist natürlich gescheitert, wenn er hier böse abbricht.

Nach und nach entsteht ein Bild von Olaf, neugierig, tierlieb ...
Ja, ab hier scheint es zu funktionieren, aber ist das nicht auch auf die vorher "negativeren" Eindrücke zurückzuführen?

"Glockenblumen und Sterndolden" antwortet auf Charlottes Frage. Kennt er die genauen Pflanzenbezeichnungen überhaupt? Ggf. könnte er auch das ein oder andere Wort mal falsch aussprechen, fände ich z.B. ganz passend zu seinem Verhalten.
Guter Hinweis, dass er die Namen nicht kennt, sie also allgemeiner antworten muss.
Und nein, Olaf hat eine klare Aussprache und kann sich die Namen sogar merken. Er ist langsam, hat nicht alle Körperbewegungen voll im Griff, aber vor allem ist er eher auf dem Niveau eines Kindes. Das bringt ihm aber vorallem im Empathiebereich weit voraus, denn Kinder sind da meist viel besser, als wir verkopften Erwachsenen.

Soweit meine Eindrücke, hoffe, du kannst hiermit etwas anfangen.
Auf alle Fälle, Dankeschön. Ich drehe mich noch immer im Kreis, kann aber allmählich das Problem besser erkennen. Nur für die Lösung fehlt noch Einiges.
Vielen Dank für Deine Mühe, mal schauen, was daraus wird.
Beste Wünsche
witch

Ja, das hatte ich mir beim Lesen von Robs Kommentar schon gedacht un dplopp war Dein Kommentar hier. Liebe @Katla, vielen Dank für´s nochmal versuchen, das Probelm in meinem Kopf aufzudröseln.

ich gehe vollkommen d'accord. Als Zusatz zu unseren Hintergrundgesprächen zu diesem Text würde ich - auch, wenn ich mir Rob Fs Eindrücke hier anschaue, die das alles gut auf den Punkt bringen
Ja, Ihr stört Euch an den anfangs negativen Wahrnehmungen. Kann ich nachvollziehen, ich halte es für eine Entwicklung. Natürlich akzeptiere ich, wen ihr mir hier verdeutlicht, das der leser sich aus dieser Negativeinstellung nicht mehr löst, also die Entwicklung sogar ablehnt.

Durch die ganzen Negativklischees, die ja ungebrochen erzählt und von der Hauptfigur erstmal mitgetragen werden, wäre es besser, wenn du um die Behinderung kein Geheimnis machst, das erst aufgedeckt wird.
Okay, ich suche mir einen anderen Weg.
Mit Glück findet sich dann ein unbeeinflusster Testleser.
Ich möchte ja Olaf Charlotte als "Gegenpart" geben, damit sie sieht, das andere Menschen auch Probleme haben, dass sie dennoch mitten im Leben stehen. Sie soll merken, das ihr Olafs Gesellschaft gut tut, das sie Menschen um sich haben möchte. Und das dieser Mensch hier ganz besondere Fähigkeiten hat. Olaf konzentriert sich auf die kleine Dinge im Leben: Farben, Formen, Gerüche, Spaß und eine Umarmung und zeigt den anderen, wie wichtig diese alles ist. Nur, wie ich diese gefühlte Idee der Autorin, verdeutlicht, von meinen Prots transportiert und somit vom Leser spürbar mache - keine Ahnung! Bisher klappt e sja eindeutig nur bei ein paar wenigen Lesern.

s gibt eigentlich keinen guten Grund, dem Leser das vorzuenthalten, zumal er sich keine Meinung zu der Figur bilden kann. Besonders schlecht, wenn er das Verhalten der "Schubladendenker" (alle außer dem betroffenen) nicht teilen würde.
Puh, jetzt fährt mein Kopf Karussel. Steckt dann nicht der Leser meine Schubladendenker auch in Schubladen, indem er ihne nicht zutraut, zwar nicht poltisch korrekt zu sprechen, sich baer zumindest so zu verhalten. Denn weder Jörn noch Charlotte tun in meinen Augen etwa snicht korrektes. Oder bin ich jetzt schon völlig Betriebsblind?
Also, wenn ich Olaf am Anfang der Geschichte etwas absolut liebenswertes und sympathisches machen lasse, dann kann Charlotte das mitbekommen. Es vergeht etwa sZeit und sie geht mit der Erinnerung nach Hause. Wenn sich dann die Situationen mit den Kaninchen und Jörns Traktor wiederholen, weiß der Leser, dass Olaf anders, aber Besonders ist und liest die Sätze von sagen wir mal nur Jörn mit hochgezogenen Augenbrauen. Charlotte, tja, wie reagiert Charlotte?

Wie Rob fand ich das Verhalten wirklich extrem und das definiert wieder deine Prota, und zwar sehr negativ. Das wäre für mich eine Haltung, die ich - obwohl ich genau weiß, dass du die als Autorin keineswegs teilst - einer Figur nicht verzeihen könnte. Damit steht und fällt aber ggfs. der ganze Roman.
Welches Verhalten meinst Du konkret? Du meinst das Gespräch? Sie sind aufgeregt (ein fast-Unfall), sie nehmen das Anderssein zum ersten Mal bewusst wahr und machen jeder eine abwertenden Satz (ohne sich dessen bewusst zu sein, die Situation ist völlig neu für sie). Ich meine jetzt nicht meine Verantwortung als Autorin und meine schlechte Darstellung.
Ganz im Ernst, ich sehe die Stelle nicht, weil ich lese sie völlig anders. Offensichlich sind meine Fähigkeiten als Autorin noch geringer als ich dachte, wenn ich die Wirkung meiner Sätze so wenig einschätzen kann.

Wie wäre es denn, anstatt Olaf so hilflos, heulend, kindlich zu zeigen, ihm ein paar spannende Sichtweisen oder/und Begabungen an die Hand zu geben?
Die hat er doch schon (sicherlich ausbaufähig): die Kaninchen spielen mit ihm, er ist unglaublich neugierig auf seine Umgebung. Und ja, er ist auf dem geistigen Niveau eines Kindes. Er bekommt eine Menge toller Sichtweisen aufs Leben, aber Charlotte lernt ihn ja hier erst kennen.
Hilflos? Er läuft spontan allein Richtung zu Hause, er will da keine Hilfe. Er setzt seine "Willen", zurück in die Gärtnerei durch, indem er einfach im Auto sitzen bleibt.
Das ist ein ganz selbstbewusster Mensch, er nutzt andere Wege durchs Leben, aber er schafft das.
Verheult? Ja, er hat eine Riesenschreck bekommen, der Unfall hätte tötlich ausgehen könne , auch wenn er das nur auf der Gefühlsebene erfasst, aber das reicht. Aber da bin ich dann nicht ausführlich genug, muss tiefer werden.

Du willst doch auch sicher nicht einen Behinderten einführen, nur um etwas an deiner unbehinderten Prota aufzuzeigen, sondern um auch etwas über ihn als Handelnden und Handlungstragenden auszusagen. Und dann sollte er aktiver sein, mit Entscheidungsgewalt
Hier nochmal meine Antwort an Rob von oben:
Ich möchte ja Olaf Charlotte als "Gegenpart" geben, damit sie sieht, das andere Menschen auch Probleme haben, dass sie dennoch mitten im Leben stehen. Sie soll merken, das ihr Olafs Gesellschaft gut tut, das sie Menschen um sich haben möchte. Und das dieser Mensch hier ganz besondere Fähigkeiten hat. Olaf konzentriert sich auf die kleine Dinge im Leben: Farben, Formen, Gerüche, Spaß und eine Umarmung und zeigt den anderen, wie wichtig diese alles ist. Nur, wie ich diese gefühlte Idee der Autorin, verdeutlicht, von meinen Prots transportiert und somit vom Leser spürbar mache - keine Ahnung! Bisher klappt es ja eindeutig nur bei ein paar wenigen Lesern.

Ich suche nach einer Lösung, fürs erste werde ich es mit dem positiven Einführen probieren und das beanstandete Gespräch ändern, mal schauen, wie sich das anfühlt.
Aber jetzt ruft die Arbeit, ein bisschen Geduld mit mir, bitte.
Lieben Dank für die Mühe
witch

Edit: an alle Mitleser und vor allem ihr beiden lieben Kommentatoren. Nehmt dies hier bitte nicht als mutwilliges Verteidigen meiner Meinung, meiner Geschichte - ich bin massiv verunsichert und eier gerade ziemlich im Kreis, falls also eine Aussage unverständlich oder gar widersprüchlich ist, bitte nachfragen, im Zweifelsfall ist es auf alle Fälle nie als Angriff gemeint.

 
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Liebe Witch,

EDIT: Ich hab noch mal nachgedacht - was mich gegen die Figuren aufbringt, ist letztlich weniger die Haltung der Figuren, als die des auktorialen Erzählers. Ich glaube, es ist das, was mich - sorry, das ist ganz selbstverständlich nicht unfreundlich gegen dich gemeint! :herz: - gegen den Text positioniert. Ein Erzähler darf Figuren natürlich auch nicht vorführen, aber er kann sehr gut eine andere Haltung haben als sie. Vielleicht schaust du da noch mal nach?

Aber zu deiner Frage:

Welches Verhalten meinst Du konkret? Du meinst das Gespräch? Sie sind aufgeregt (ein fast-Unfall), sie nehmen das Anderssein zum ersten Mal bewusst wahr und machen jeder eine abwertenden Satz (ohne sich dessen bewusst zu sein, die Situation ist völlig neu für sie).
Ja, vor allem die Szene. Zumindest ich bin nicht sicher, ob so ein Setting (Leute mit Klischeedenken, denen alles Neue erst mal suspekt ist - das entnehme ich jetzt deinen Antworten oben) ideal für eine Erzählung ist, die das selbst nicht als Konflikt nimmt.
Charlotte stellt sich direkt vor den Kopf des ihr unbekannten Kerls, hüstelt leise und wartet auf eine Reaktion. Langsam senkt sich der Hintern, die Hände ballen sich zu Fäusten, nur der Kopf bewegt sich, als der Typ beginnt, an ihr hinaufzuschauen.
Die negative Haltung hat ja nicht nur der Traktorfahrer und deine Prota, sondern auch die auktoriale Erzählstimme. 2 x Kerl, 2x Typ. Das sagt ja nicht Charlotte. Also stimmt die Erzählhaltung den Leser schon drauf ein, dass Olaf ein Idiot ist.
Tristan kauert in Charlottes Arm. Die wägt ab, was passiert sein könnte.
Er wird als irrational, hilflos (man erfährt als erstes, dass die Mutter ihn sucht wie ein Kleinkind) und schließlich heulend gezeigt. Die Prota trifft das aber emotional gar nicht. Das macht zum einen sie sehr distanziert, zum anderen überträgt sich ihre Haltung und die identische des Erzählers auf mich als Leser.
Die ist übrigens ziemlich abschätzig. Dein Erzähler hat - auch außerhalb der etwas personaleren Momente - wohl Charlottes Sicht. Also ist nicht nur sie recht harsch, sondern die eigentlich neutrale Erzählhaltung auch.
Charlotte dreht sich zu dem wimmernden jungen Mann um. Zitternd sitzt er auf dem Bordstein vor der Gärtnerei, zwischen seinen Kopf und dem schweren Anhänger würde kein Blumentopf mehr passen. Er wiegt sich vor und zurück, beide Hände vors Gesicht geschlagen.
Sehr zynisch. Und 100%ige Hilflosigkeit, keine Handlungsmöglichkeit mehr.
Das Gesicht des jungen Mannes ist völlig verheult, die Augen rot, Schnodder läuft aus seiner Nase.
dito. Mit 'verheult' und 'Schnodder' wird seine Angst banalisiert und ins Lächerliche gezogen. Hier spricht ja der Erzähler. Als Leser weiß ich: Olaf kann kein Mitleid erwarten, weder vom Erzähler noch von der Prota. Wirklich nicht aus pc-Perspektive, sondern einfach von dem her, was mich interessiert: Stößt mich ab.
„Schau ihn dir an, der ist mindestens Mitte zwanzig und benimmt sich wie ein Kind. Da brennen nicht alle Kerzen.“
Das, wo grad jemand einen Weinkrampf hat? In Hörweite? Das ist letztlich schon pathologische Empathielosigkeit. Die Frage dazu: Ist das ein Merkmal der Prota und wird das hergeleitet und wenn ja, warum teilt der Erzähler diese Sicht?
Storjohann nimmt seine Schirmmütze ab und kratzt sich an der Stirn. Sein Blick hängt immer noch an dem jungen Mann. „Magst wohl recht haben, da wackeln ein paar Latten.“
Ich finde es echt schwer, für solche Figuren Interesse aufzubringen. Es ist ganz sicher so, dass Leute sowas sagen, sonst gäbe es ja keine offene Diskriminierung. Aber sind solche Figuren gute Protas? Was bieten sie zum Ausgleich?

Schroffe, brutal ehrliche Protas brauchen mAn eine Menge anderer Eigenschaften, die das aufwiegen, aber vor allem was, das sie interessant macht (also kein Klischeedenken). Eine geniale Figur ist Saga Norén in der Serie Bron | Broen. Sie ist dezent am Rande des autistischen Spektrums konzipert (Asperger), das wird aber gar nicht thematisiert - zumindest nicht bis zur 3. Staffel und das tat der Serie auch nicht gut. Sie hat eine ganze Menge Eigenschaften und 'quirks', die ihre harsche Wesensart ausgleichen. Ich denke, das ist die Königsdisziplin im Figurenentwerfen. Warum nicht versuchen?

Letztlich - um einfach mal das zu nehmen, was ich kenne - könnte Charlotte den Olaf kennenlernen, weil er in ihrem geschätzten Café Barista ist. Das gut und elegant macht, aber man muss halt laut und deutlich mit ihm reden, klare Sätze etc. Seine Sprache könnte seine Behinderung 'verraten'. Sie braucht jemanden auf dem Hof und er braucht einen zweiten Nebenjob, und so könnten sie sich auf Augenhöhe begegnen. Dann kann imA ein Vorhaben 'Charlotte und ihr Umgang mit anderen' genausogut entwickelt werden.

Aber nur ne Idee, wie gesagt.

Liebe Grüße,
Katla

 
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Guten Morgen @Katla, für den erneuten Versuch, mir meine Fehler näher zu erklären.

EDIT: Ich hab noch mal nachgedacht - was mich gegen die Figuren aufbringt, ist letztlich weniger die Haltung der Figuren, als die des auktorialen Erzählers.
Ja, zu der Erkennnis war ich gestern abend beim Lesen Deines Komms auch gekommen. Noch eine Baustelle, denn hier muss ich ganz ehrlich gestehen, dass ich den Erzähler nur unbewusst angelegt habe. Da ich das Buch ja aus Charlottes Perspektive schreibe, bin ich hier sehr dicht an ihr geblieben (abweisend, harsch, Menschen nicht mögend), habe aber die damit verbundenen Probleme überhaupt nicht realisiert, denn ich lese den Text ganz anders.

gegen den Text positioniert. Ein Erzähler darf Figuren natürlich auch nicht vorführen, aber er kann sehr gut eine andere Haltung haben als sie. Vielleicht schaust du da noch mal nach?
Das leuchtet mir ein, ist aber natürlich sehr problematisch, wenn ich besagte Stellen anders interpretiere. Da aber genau dieses Vorführen meine Bange war, will ich hier auch besonders ordentlich arbeiten. Ich nehme mir in der Mittagspause mal einen Edding und markiere die Erzählstimme. Da muss dann unbedingt eine neutrale Stimme verankert werden.
Generell frage ich mich schon, wie die Erzählstimme sich weit von den Prots entfernen kann, aber das muss ich wohl ausprobieren.

Ja, vor allem die Szene. Zumindest ich bin nicht sicher, ob so ein Setting (Leute mit Klischeedenken, denen alles Neue erst mal suspekt ist
Hier habe ich schonmal entschärfend eingegriffen, ich möchte einfach nicht, das spätere Leser alle über das selbe Problem fallen. Perfekt ist es noch lange nicht, aber ein erster Versuch.

Die negative Haltung hat ja nicht nur der Traktorfahrer und deine Prota, sondern auch die auktoriale Erzählstimme. 2 x Kerl, 2x Typ. Das sagt ja nicht Charlotte. Also stimmt die Erzählhaltung den Leser schon drauf ein, dass Olaf ein Idiot ist.
Sorry, aber nie im Leben würde ich auf so eine Schlussfolgerung kommen. Kerl und Typ steht für mich hier als Kennzeichen für 'Unbekannt'. Ich hatte das gestern durch die neue Szene dann verändert, denn nun kennt sie ihn bereits. Dennoch muss ich mir dringend den Erzähler anschauen, soetwas muss natürlich bewusster passieren.

Die ist übrigens ziemlich abschätzig. Dein Erzähler hat - auch außerhalb der etwas personaleren Momente - wohl Charlottes Sicht. Also ist nicht nur sie recht harsch, sondern die eigentlich neutrale Erzählhaltung auch.
Wie gesagt, ich war/bin sehr dicht an Charlotte, muss ich mir überlegen, ob ich hier weiter weg möchte. Ich merke gerade, wieviel Tiefe noch im Schreiben steckt, die ich absolut noch gar nicht entdeckt habe.

Sehr zynisch. Und 100%ige Hilflosigkeit, keine Handlungsmöglichkeit mehr.
Ich lese es anders, aber Danke für Deine Wahrnehmung.

dito. Mit 'verheult' und 'Schnodder' wird seine Angst banalisiert und ins Lächerliche gezogen. Hier spricht ja der Erzähler.
Auch das löst bei mir andere Gedanken aus.

Olaf kann kein Mitleid erwarten, weder vom Erzähler noch von der Prota.
Das ist eine Vorwegnahme, Schublade. Für mich war es die Anlage eine Verhaltensänderung. Sie verhalten sich ja dann anders, aber die Chance gibst Du ihnen nicht mehr.
Natürlich möchte ich diese Reaktion beim Leser nicht auslösen, schaue ich mir an.

„Schau ihn dir an, der ist mindestens Mitte zwanzig und benimmt sich wie ein Kind. Da brennen nicht alle Kerzen.“
Das, wo grad jemand einen Weinkrampf hat? In Hörweite? Das ist letztlich schon pathologische Empathielosigkeit. Die Frage dazu: Ist das ein Merkmal der Prota und wird das hergeleitet und wenn ja, warum teilt der Erzähler diese Sicht?
Nein, er ist nicht in Hörweite, er ist auf der anderen Straßenseite. Und die beiden sind schwer irritiert, von einem Erwachsenen, der so von der Rolle ist. Wahrscheinlich muss ich die Situation davor weniger dramatisch darstellen, denn Olafs Reaktion ist eine Überreaktion. Und die können die beiden nicht einordnen. Interessant und massiv verwirrend, wie unterschiedlich der Text gelesen werden kann. Nur bleibt mir als Autorin ja erst einmal nur meine eigene Wahrnehmung als Maßstab und ich halte mich nicht für pathologisch empathielos. (Nein, keine Sorge, dass hast Du nicht so gesagt, aber jeder von uns misst doch mit seiner eigenen Wahrnehmung).


Storjohann nimmt seine Schirmmütze ab und kratzt sich an der Stirn. Sein Blick hängt immer noch an dem jungen Mann. „Magst wohl recht haben, da wackeln ein paar Latten.“
Ich finde es echt schwer, für solche Figuren Interesse aufzubringen. Es ist ganz sicher so, dass Leute sowas sagen, sonst gäbe es ja keine offene Diskriminierung. Aber sind solche Figuren gute Protas? Was bieten sie zum Ausgleich?
Als Hauptfiguren sicherlich nicht, aber Jörn ist eine Nebenfigur, ein Reibungspunkt, ein Gegensatz. Allerdings muss ich dafür Charlotte hier anders agieren lassen. Aber da ich sie als sehr eckig/harsch vermitteln möchte, ist das so ein Balanceakt, der mir noch nicht gelingt.

Eine geniale Figur ist Saga Norén in der Serie Bron | Broen. Sie ist dezent am Rande des autistischen Spektrums konzipert (Asperger), das wird aber gar nicht thematisiert
Danke für den Tipp, ich schaue, was ich dazu finde.

Ich denke, das ist die Königsdisziplin im Figurenentwerfen. Warum nicht versuchen?
Haha, ich bin noch bei Diziplinsebene: Hofnaar, da habe ich ja noch Luft. Ne, Spaß beiseite. Ich arbeite dran, nicht immer mit vollem Erfolg, aber auch diesen Text hier, haben andere Leser anders wahrgenommen. Das macht es wirklich schwer, aber auch reizvoll.
Ich würde sagen, ich nehme mir die Erzählstimme noch einmal vor. Ob die eingeschobene Szene jetzt der beste Weg ist, mal schauen. Das war die erste Idee, um ein anderes Herangehen auszuprobieren.

Aber nur ne Idee, wie gesagt.
Danke, ich sehe Charlotte einfach nicht in ein Cafe gehen. Schauen wir mal, wie es sich weiterentwickelt.

Liebe Katla, dicken Dank für die vielen Hilfestellungen, auch für die Stellen, wo ich mich richtig angemacht fühle. Ich denke, ich kann mit Meinungen umgehen und wenn Du die Stellen so liest und so begründest, dann ist das für mich sehr hilfreich. Nun liegt es an mir, wo ich nachschärfe oder besser gesagt entschärfe, aber vor allem bewusster und somit als Autorin viel dazu lerne.
Wünsche einen schönen Tag
witch

 

Hallo @greenwitch ,

Wie wäre es, wenn der Traktorfahrer Olaf bereits kennt. Er könnte dadurch anders reagieren, Charlotte alles erklären und letztlich würde sich die Situation anders auflösen ohne dass du an Charlottes Charakter drehen musst.

Viele Grüße
feurig

 

Moin @feurig,

wie lieb von Dir mitzudenken! Danke!
Ja, auch dass wäre ein sehr sinnvoller Ansatz, schaue ich mir an. Fürs erste habe ich mich für eine (hoffentlich) positive Szene am Anfang entschieden, so das der Leser mehr weiß, Charlotte es eher versteht und somit besser reagiert. Ich bin nicht sicher, ob mein Flickwerk jetzt etwas rettet. Ich hoffe auf einen Leser, der nicht erst Kommentare liest.
Ansonsten ist der Hinweis auf den nicht neutralen Erzähler meine nächste Baustelle, ich versuche da konsequenter zu arbeiten.

Vielen Dank
witch

 

Hallo liebe @greenwitch

ich hab die Geschichte sehr gerne gelesen. Konnte mir alles gut vorstellen und auf mich wirkt er nicht vorgeführt (weiß nicht, wie die ursprüngliche Variante war). Ich finde Du beschreibst das sehr sensibel und viele Stellen haben mich sehr berührt. Besonders die Tierliebe des jungen Mannes und die Hilfsbereitschaft von Charlotte finde ich klasse.

Hier meine Leseeindrücke:

Und diese antworten ihm. Charlotte steht mit offenem Mund am Straßenrand und sieht zu, wie ein Eichhörnchen nach dem anderen zum Tisch eilt, sich im Vorrat bedient und quiekend davoneilt.

Mit den Eichhörnchen bist Du bei mir genau richtig :D Ich liebe diese Tierchen. Auf einem Baum gegenüber von meinem Balkon wohnt eins und kommt ab und an zu Besuch vorbei. Den Einstieg fand ich sehr gelungen, hab die Szene sofort vor Augen.

Die Ostsee ist ungewöhnlich glatt und tief grau. Die Möwen beäugen Charlotte vom Geländer des Anlegers aus. Lautes Kreischen zeigt, dass sie mit der frühen Störung nicht einverstanden sind. Eine sitzt auf Fischer Mörs Schapp und flattert aufgeregt. Charlotte macht einen Bogen um die herumliegenden Fischreste und lächelt beim Anblick des allmählich rosa anlaufenden Himmels. Ein tiefer Atemzug lässt vor ihren geschlossenen Augen die See, Algen, Fische und irgendwo noch einen Rest des längst vergangenen Sommers erscheinen.

Sehr schöne Stelle. Toll beschrieben und ich kann förmlich mit Charlotte mitfühlen.

Eine verrückte Mischung aus Wachsein, Glück und Zufriedenheit lässt sie strahlen, aber auch blitzschnell aus dem Wasser klettern. Grinsend rubbelt sich Charlotte ab, flucht, als sich anzuziehen nicht schnell genug klappt. Endlich einen Schluck heißen Tee aus dem Thermobecher

Auch die Stelle finde ich sehr schön und authentisch. Charlotte hat meine Sympathie.

„Nein, dort ist niemand, ich war gerade schwimmen.“ Mit diesen Worten dreht sich Charlotte um und eilt Richtung Gärtnerei davon, in Gedanken beim Arbeitsplan in der Gärtnerei. Die Frau sieht ihr mit offenem Mund nach.

Hier dachte ich mir, warum reagiert sie kaum. Aber im späteren Verlauf wird das verständlich.
Ich dachte übrigens nur ganz kurz, dass es sich um ein Kind handelt, mir war relativ schnell klar, dass es um einen Menschen mit Behinderung geht.

Da liegt auf der Rasenkante der Einfahrt ein Mensch und ihre vier Kaninchen hoppeln nacheinander über seinen Rücken. Jetzt stützt sich der Mann auf die Unterarme und hebt den Hintern in die Höhe. Die schwarzen Kaninchen schnuppern kurz, reihen sich dann wieder hintereinander ein und flitzen unter der Brücke durch, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Charlotte beginnt zu schmunzeln, als sie den blauweißen Schal erkennt.

Das ist herrlich amüsant. Eine schöne Szene!

Langsam senkt sich der Hintern, die Hände ballen sich zu Fäusten, nur der Kopf bewegt sich, als der Eichhörnchenflüsterer von vorhin beginnt, an ihr hinaufzuschauen.

Auch hier hab ich geschmunzelt.

Normalerweise lassen sie so dicht nur Charlotte und Tristan an sich heran.

Satzbau.
Vorschlag: Normalerweise lassen sie nur Charlote und Tristan so dicht an sich heran.

„Alles in Ordnung? Da haben Sie aber ganz viel Glück gehabt!“
Tristan maunzt.
Langsam senken sich die Hände. Das Gesicht des jungen Mannes ist völlig verheult, die Augen rot, Schnodder läuft aus seiner Nase. Aber er blickt dem Kater tief in die Augen und hebt vorsichtig einen Mundwinkel. „Kuscheln?“
Charlotte schaut zwischen Tristan und dem Mann hin und her. Wahrscheinlich ist eine Ablenkung jetzt gut für den Erschreckten? Aus der Hecke ertönt immer noch Jörn Storjohanns Fluchen. „Na dann.“ Sie drückt dem schniefenden Mann Tristan in den Arm. „Gut aufpassen!“ Für wen auch immer dieses Kommando gilt, es scheint zu funktionieren. Der Mann hält den Kater wie ein Baby im Arm und redet sanft auf ihn ein. Tristan lässt es sich gefallen, nur seine Schwanzspitze zuckt.

Die Tierliebe des jungen Mannes berührt mich sehr. Da gibt es einige schöne Stellen.
Und Charlotte finde ich toll. Trotz ihrem Arbeitsplan, dem Stress - ist sie letztendlich sehr hilfsbereit.

Am nächsten Morgen ist Charlotte früh hoch und erledigt erst einmal die leidige Büroarbeit.

Ist das regional? Klingt für mich irgendwie strange.
Vielleicht früh wach / oder früh auf

Mit der rechten Hand füllt Charlotte den Topf mit Erde, mit der Linken greift sie eine Jungpflanze und drückt sie in die Mitte des viereckigen Plastiktopfes. Dann mit beiden Händen etwas Erde auffüllen, leicht andrücken, dabei den Topf einmal auf dem Tisch aufklopfen. Während sie mit Rechts schon den nächsten leeren Topf greift, stellt die linke Hand die fertig versorgte Pflanze in eine Kiste. Und das Ganze wieder von vorne. Es macht wirklich Spaß, den effektivsten Weg herauszufinden. Wenn die Kiste gefüllt ist, hebt Charlotte sie auf die alte Plattenkarre und fährt acht Kisten gleichzeitig zum Folientunnel im hinteren Teil der Gärtnerei. Dort entdeckt sie in der Sonne auch die ‚Vier Musketiere‘, sie haben sich als zweites Frühstück einen der Rasenwege beim Kompost ausgesucht. Tristan bewacht sie vom Holzstapel aus.

Die Stelle ist sehr detailliert. Mir würde eine kürzere Version reichen.

Während Tristan sich aufs Schuppendach zurückgezogen hat und sich von zu viel Streicheleinheiten erholt, liegen die vier Musketiere dicht an Olaf geschmiegt auf einer Holzplatte vorm Schuppen.

Ein sehr schönes Bild!

Diesmal klappte es perfekt. Erde auffüllen macht ihm riesigen Spaß, denn genau wie Charlotte, schaufelte er die Erde aus dem Riesensack mit bloßen Händen in den Dreißig-Liter Eimer.
Er steckte die Hände in die warme Erde, zieht sie wieder heraus, schnuppert an dem lockeren Sand-Erdgemisch und freut sich genauso offensichtlich an dem satten Geruch, wie Charlotte.
Und erstaunlicherweise ist Arbeiten mit ihm ruhig. Er redet auf die Kaninchen ein, lockt Tristan und summt vor sich hin, aber erst nach gut anderthalb Stunden sagt er: „Charlie, Olaf hat Hunger.“
„Oh!“ Ein Blick zur Uhr, Charlotte hat gar nicht bemerkt, dass es schon 13.00 Uhr ist. „Du hast Recht, warte mal.“

Müsste es nicht heißen:
klappt es perfekt
schaufelt er
steckt die Hände

Schön, wie er mithilft und Spaß bei der Arbeit hat.

„Ja, richtig gut.“ Sie hält ihm den Becher mit Kakao und die Keksdose hin. Aber Olaf greift zuerst nach den Möhren und zeigt fragend auf die Kaninchen.
„Ja, die sind für die Musketiere.“
Olaf zieht umsichtig je eine Möhre mit Laub aus dem Bund und gibt sie den Tieren. Dann bricht er von einer das Blattwerk ab und schiebt sie sich genüsslich in den Mund. „Olaf ist das fünfte Musketier.“ Dabei hält er Charlotte die offene Hand hin und sie klatscht ihn lächelnd ab.

Und auch hier blitzt wieder die Tierliebe durch. Erst möchte er die Kaninchen versorgen. Sehr schön!

ich möchte in meinem Romanversuch eine neue Figur einbauen, habe aber mächtig Bammel, das ich diesen eingeschränkten Hilfsarbeiter nicht gut schreiben kann. Die Geschichte ist für all die Fantasy und Horrorleser garantiert zu langweilig und ja, mir ist wiedermal kein Konflikt eingefallen. Aber ganz wichtig wäre mir, ob der Olaf und Charlottes Umgang mit ihm so in Ordnung geht, ich will den Typ nicht vorführen, aber klar darstellen, das er "minderbemittelt" ist. Danke Euch im Voraus

Ich finde es ist Dir sehr gut gelungen. Du gehst sensibel mit dem Thema um, zu keinem Zeitpunkt kam mir Olaf vorgeführt vor. Ich mag seine Tierliebe und Charlotte ist mir auch sehr sympathisch. Toll, wie hilfsbereit sie ist.

Ganz liebe Grüße,
Silvita

 

Moin, moin @Silvita ,

dass war ja wirklich schön, Dich beim Grusel-Vorleseabend kurz zu sehen. Ich hatte Dich schon etwas auf der Vermissten-Liste, vor allem beim Roman war ich am überlegen, ob Du noch an Deinem arbeitest und Kommentare haben möchtest. Aber dazu gerne die Tage, wenn ich dort antworte.

ich hab die Geschichte sehr gerne gelesen. Konnte mir alles gut vorstellen und auf mich wirkt er nicht vorgeführt
Das ist ja schonmal gut. Ich hatte viele hilfreiche Kommentare und offensichtlich hat die Überarbeitung der geschichte gut getan.

Besonders die Tierliebe des jungen Mannes und die Hilfsbereitschaft von Charlotte finde ich klasse.
Ja, die Verbindung zu Tieren fand ich eine sehr liebenswerte Eigenschaft und da Charlotte einige Haustiere hat, past es. Allerdings muss ich bei Charlotte aufpassen. Ja, natürlich soll sie auch positiv wahrgenommen werden, aber generell soll sie eher Menschen ablehnen, keinen Umgang wollen. Finde ich aber schwierig darzustellen (wahrscheinlich, weil ich selbst Menschen einfach mag)

Mit den Eichhörnchen bist Du bei mir genau richtig :D Ich liebe diese Tierchen.
Ja, hier sind auch regelmäßige Besucher. Ab und an klopft mal eines ans Fenster, sehr zur Freude unseres Katers.

Auch die Stelle finde ich sehr schön und authentisch. Charlotte hat meine Sympathie.
Danke für die Stellen, die für Dich gelungen sind.

Hier dachte ich mir, warum reagiert sie kaum. Aber im späteren Verlauf wird das verständlich.
Ich dachte übrigens nur ganz kurz, dass es sich um ein Kind handelt, mir war relativ schnell klar, dass es um einen Menschen mit Behinderung geht.
Prima, die Überarbeitung hat also hingehauen.

Das ist herrlich amüsant. Eine schöne Szene!
Ich hatte auch viel Spaß beim Schreiben, dass darfst Du mir glauben.

Satzbau.
Vorschlag: Normalerweise lassen sie nur Charlote und Tristan so dicht an sich heran.
Oh! Natürlich, so herum ist es besser. Geändert.

Ist das regional? Klingt für mich irgendwie strange.
Vielleicht früh wach / oder früh auf
Grins! Ja, dann ist es wohl regional. Ich habe es jetzt mal auf wach geändert. Generell will ich aber im Roman den regionalen Bezug zu Norddeutschland ausbauen, ist natürlich immer ein Balanceakt.

Die Stelle ist sehr detailliert. Mir würde eine kürzere Version reichen.
Da hast Du bestimmt recht. Ich will einfach auch Gartenbau-Wissen mit an den Mann bringen, ist natürlich ganz schnell zu viel. Kommt auf den Zettel, versprochen.

Müsste es nicht heißen:
klappt es perfekt
schaufelt er
steckt die Hände Schön, wie er mithilft und Spaß bei der Arbeit hat.
Oh, die sin dmir beim Überarbeiten durchgerutscht, oder ich habe vergessen zu speichern. Jetzt sollte es stimmen.

Du gehst sensibel mit dem Thema um, zu keinem Zeitpunkt kam mir Olaf vorgeführt vor. Ich mag seine Tierliebe und Charlotte ist mir auch sehr sympathisch. Toll, wie hilfsbereit sie ist.
Okay, dann schaue ich mal, ob ich diesen Inhalt und vor allem den Olaf mit in den Roman integriere. War eine interessante Version, einen neuen Protagonisten zu entwickeln und dafür eine Kurzgeschichte zu nutzen.

Vielen Dnak für Deinen Kommentar
Beste Wünsche
witch

 

Liebe Witch,

dass war ja wirklich schön, Dich beim Grusel-Vorleseabend kurz zu sehen. Ich hatte Dich schon etwas auf der Vermissten-Liste, vor allem beim Roman war ich am überlegen, ob Du noch an Deinem arbeitest und Kommentare haben möchtest. Aber dazu gerne die Tage, wenn ich dort antworte.

Da freu ich mich. Ich fand das auch toll :)
Das ist eine gute Frage. Die beantworte ich dann beim anderen Kommentar.
Insgesamt hatte ich in letzter Zeit leider beruflich bedingt vieeeeeel zu wenig Zeit für die Wortkrieger.

Ja, die Verbindung zu Tieren fand ich eine sehr liebenswerte Eigenschaft und da Charlotte einige Haustiere hat, past es. Allerdings muss ich bei Charlotte aufpassen. Ja, natürlich soll sie auch positiv wahrgenommen werden, aber generell soll sie eher Menschen ablehnen, keinen Umgang wollen. Finde ich aber schwierig darzustellen (wahrscheinlich, weil ich selbst Menschen einfach mag)

Mmh. Also sie hat schon so auf mich gewirkt. Irgendwie eingenbrödlerisch und anfangs eben sehr kurz angebunden und nicht sehr auf Kontakt auf, aber dann erweicht sie sich und das fand ich sehr schön. Als überpositiv oder besonders kontaktfreudig hab ich sie nicht wahrgenommen :)

Ja, hier sind auch regelmäßige Besucher. Ab und an klopft mal eines ans Fenster, sehr zur Freude unseres Katers.

Wie schön :herz:

Ich hatte auch viel Spaß beim Schreiben, dass darfst Du mir glauben.

Das glaub ich Dir sofort :D

Grins! Ja, dann ist es wohl regional. Ich habe es jetzt mal auf wach geändert. Generell will ich aber im Roman den regionalen Bezug zu Norddeutschland ausbauen, ist natürlich immer ein Balanceakt.

Ich find, wenns ne regionale Geschichte ist und das durchgängig ist, dann passt es ja. :)

Da hast Du bestimmt recht. Ich will einfach auch Gartenbau-Wissen mit an den Mann bringen, ist natürlich ganz schnell zu viel. Kommt auf den Zettel, versprochen.

Super :thumbsup:

Okay, dann schaue ich mal, ob ich diesen Inhalt und vor allem den Olaf mit in den Roman integriere. War eine interessante Version, einen neuen Protagonisten zu entwickeln und dafür eine Kurzgeschichte zu nutzen.

Finde ich auch eine sehr coole Idee und bin auf jeden Fall schon sehr gespannt, wie es mit dem Roman weitergeht.

Ganz liebe Grüße,
Silvi

 

Liebe @greenwitch,

eine KG, um eine Romanfigur zu prüfen, was das wohl wird?

Aber ganz wichtig wäre mir, ob der Olaf und Charlottes Umgang mit ihm so in Ordnung geht, ich will den Typ nicht vorführen, aber klar darstellen, das er "minderbemittelt" ist.
Nicht so einfach, das Unterfangen, "minderbemittelt" heißt ursprünglich nur "nicht vermögend", also nicht über finanzielle Mittel verfügend. Eine minderbemittelte Familie war arm. Bei der Verwendung als Synonym für "geistig zurückgeblieben" oder "beschränkt" schwingt da leider oft ein spöttischer, abwertender Unterton mit, auch wenn es nicht so gemeint ist. Schwierig, das zu vermeiden, das klingt dann oft gestelzt, wie es kein Mensch sagen würde "Menschen mit (Lern-)Behinderung" oder "Menschen mit Teilleistungsschwächen". Und selbst diese Bezeichnungen werden lange nicht jedem Phänomen und den vielfältigen Ursachen gerecht.
Hinter ihr erklingen Schnalzlaute und Pfiffe aus der Eiche. Dann antwortet eine Stimme vom Boden. Charlotte dreht sich irritiert um. Der Mann hält den Eichhörnchen Nüsse entgegen und macht die Signale der roten Fellschwänze täuschend echt nach. Und diese antworten ihm. Charlotte steht mit offenem Mund am Straßenrand und sieht zu, wie ein Eichhörnchen nach dem anderen zum Tisch eilt, sich im Vorrat bedient und quiekend davoneilt. Gerade greift sich ein besonders mutiges Tier die Nuss direkt aus der Hand des Mannes
Assisis Franzl lässt grüßen, Olaf, der Eichhörnchenflüsterer, das würde ich gerne mal live sehen ...
Den Schriftzug der Behindertenwerkstatt kennt Charlotte, man sieht sich ab und an auf den Märkten der Umgebung
Da könnte man ein ganzes Fass aufmachen, da besteht ähnlich viel Unsicherheit wie beim Begriff PoC. Früher hießen die "Behindertenwerkstätten" (so der Sprachgebrauch) WfB, also "Werkstätten für Behinderte" (in einer solchen war ich Zivi), seit 20 Jahren heißen sie offiziell "WfbM", "Werkstätten für behinderte Menschen", was mittlerweile auch als politisch unkorrekt gilt, weil nicht der Mensch, sondern die Behinderung im Vordergrund steht.
Jetzt wirst du fragen: Was darf man denn dann sagen? "Menschen mit Behinderung", oder "Menschen mit Beeinträchtigungen" oder "Menschen mit X(z.B. Autismus)", also alles was den Menschen in den Mittelpunkt stellt und das Handicap als einen Aspekt seines Daseins begreift, aber nicht zwangsläufig den bestimmenden. Besser wäre hier mMn: "Werkstatt für Menschen mit Behinderung".
Die Ostsee ist ungewöhnlich glatt und tief grau. Die Möwen beäugen Charlotte vom Geländer des Anlegers aus. Lautes Kreischen zeigt, dass sie mit der frühen Störung nicht einverstanden sind. Eine sitzt auf Fischer Mörs Schapp und flattert aufgeregt. Charlotte macht einen Bogen um die herumliegenden Fischreste und lächelt beim Anblick des allmählich rosa anlaufenden Himmels. Ein tiefer Atemzug lässt vor ihren geschlossenen Augen die See, Algen, Fische und irgendwo noch einen Rest des längst vergangenen Sommers erscheinen. Ende Oktober geht die Sonne bereits verdammt spät auf, daher passt ihr morgendliches Schwimmen nur noch selten in den Tagesablauf. Und im Dunklen macht es einfach keinen Spaß.
Schöner, stimmungsvoller Absatz, würde ich genauso lassen, bis auf das verdammt, was in der Ich-Perspektive okay wäre, du schreibst aber personal, da ist mir das zu heftig.
Schnell aus der Latzhose und den drei Pullovern raus, das mitgebrachte Handtuch zum Warmhalten unter den Klamottenberg, die kleine Seitentreppe am Anlegesteg hinunter und mit einem Schritt lässt sich Charlotte ins knapp zehn Grad frische Wasser fallen. Der kurze Aufschrei gehört dazu. Alles zieht sich zusammen, der Atem setzt kurz aus und das Herz beginnt zu rasen.
Helden des Alltags, brrr, hat schon was für sich, nicht am Wasser zu wohnen, der Rhein ist zum Glück zehn Km weit weg. :D
Grinsend rubbelt sich Charlotte ab, flucht, als sich anzuziehen nicht schnell genug klappt.
... als sich anzuziehen nicht schnell genug klappt, hm, warum nicht: ... als das Anziehen nicht schnell genug klappt?
ihr Rock hat sich in den Schlehen des Knicks verfangen
was ist der Knicks? :confused:
In Gedanken geht sie den Arbeitsplan für heute durch: Kräuter topfen, Zwiebeln in Töpfe stecken und die letzten Stauden für die Wintervermehrung in Kisten legen und mit Erde bedecken. Aus diesem Einschlag kann sie im Winter dann immer nach Bedarf teilen. Mal schauen, ob es überhaupt ein Winter wird.
Ich lese das gerne, wie die greenwich gärtnert, auch wenn man als Laie immer romantische Vorstellungen vom Handwerk hat, wo ich auch ein Lied von singen kann (Bei euch riecht es immer so toll nach Holz ...).
„Na warte, Du Idiot …“
„Ich glaube, das trifft es ziemlich genau“ antwortet deine Prota Charlotte leider recht unreflektiert. Für mich wäre das dann okay, wenn sie das durch die Handlung später hinterfragt und etwas ändert, heißt zu einer anderen, differenzierteren Einstellung kommt.
Ansonsten wäre das "warte, da stimmt was nicht", was du einige Zeilen später bringst, für mich schon hier besser.
Die Frage ist natürlich auch, wie realistisch ist es, dass die Figuren sich politisch korrekt äußern? Aber ist das nicht trotzdem geboten, um eine Abwertung zu vermeiden? Auch hier ist für mich die Frage, ob es im Laufe des Textes zu einem Erkenntnisgewinn kommt, oder das so stehenbleibt.
Olaf dreht sich hektisch hin und her, erfragt alles, was er sieht. „Was riecht hier? Warum ist der Baum so rund? Wem gehört das Pferd? Was ist eine Gärtnerei?“
Charlotte schwirrt der Kopf. „Ganz schön neugierig. Das sind die Hornveilchen, der Baum ist eine Kopfweide, das Pferd ist eines vom Hof Heinken und in einer Gärtnerei wachsen Pflanzen.“ Erstaunt stellt Charlotte fest, dass ihr Olafs Neugierde gefällt.
Schön, wie da erste Bande geknüpft werden. Gemeinsames Erleben ist sowieso das beste Rezept gegen Fremdeln.
Dann sind dies hier wohl die neuen Besitzer, irgendwer hatte es erwähnt.
Ja, du. :D hier weiter vorne:
Dann waren dies wohl die neuen Bewohner des Boldschen Hofes.
„Naja, aber nur in einer geschlossenen Gruppe. Er hasst seinen Schwerbehinderten-Ausweis, hat sich auch so einen ‚Schwer-in-Ordnung-Ausweis‘ gebastelt.“
Finde ich total klasse und wichtig, geht in Richtung Pride Parade. Ab hier habe ich eine Ahnung, worauf die Geschichte hinausläuft.
Mit der rechten Hand füllt Charlotte den Topf mit Erde, mit der Linken greift sie eine Jungpflanze und drückt sie in die Mitte des viereckigen Plastiktopfes. Dann mit beiden Händen etwas Erde auffüllen, leicht andrücken, dabei den Topf einmal auf dem Tisch aufklopfen. Während sie mit Rechts schon den nächsten leeren Topf greift, stellt die linke Hand die fertig versorgte Pflanze in eine Kiste. Und das Ganze wieder von vorne. Es macht wirklich Spaß, den effektivsten Weg herauszufinden.
Das ist wieder die greenwich, aber mir wird das nie zuviel, weil ich das total gut nachvollziehen kann, trotz der ganzen Routine immer noch nach Wegen zu suchen, es schneller und besser hinzukriegen. Handarbeiter lesen das vermutlich auch anders als Büromenschen.
„Los, ich fahre dich schnell nach Hause, in der Zeit kannst du mit Tristan schmusen.“
„Ich will hierbleiben.“
„Und ich will Urlaub. Wir kriegen beide nicht unseren Willen, also los.“
Olaf grummelt ein „Gemein!“, und steigt widerwillig ins Auto. Charlotte fährt zu dem ihr bekannten Haus, Olafs Mutter kommt ihr aufgeregt entgegen.
Ich finde den Umgang der beiden sehr natürlich, sehr nah bei einander. Da gibt es kein Herabschauen oder Runterdrücken durch Charlotte. Gefällt mir.
Sie sprudelt die Sätze nur so heraus.
Fände "Ihr sprudeln die Sätze nur so heraus" besser, weil das stärker betont, dass sie es nicht kontrolliert.
Der junge Mann beobachtet ihr Vorgehen ganz genau. Es dauert nicht lange, da bringt er die Töpfe aus dem Topflager.
„Ja, das sind auch Vierecktöpfe, aber die falsche Größe. Nimm dir einen Mustertopf mit, dann kannst du die Richtigen erkennen.“
Diesmal klappt es perfekt.
Schön, die Ahnung bestätigt sich.
Olaf zieht umsichtig je eine Möhre mit Laub aus dem Bund und gibt sie den Tieren. Dann bricht er von einer das Blattwerk ab und schiebt sie sich genüsslich in den Mund. „Olaf ist das fünfte Musketier.“ Dabei hält er Charlotte die offene Hand hin und sie klatscht ihn lächelnd ab.
Ach, ich würde es dem Olaf so wünschen, dass er dort seinen Platz findet bei Charlotte, die das Herz am rechten Fleck hat und handfest genug ist, ihm den Halt zu geben, den er sucht.
Ich bin mir sicher, beide werden prima klarkommen und letztlich profitieren.

Liebe witch, das ist schön, dass du die Figur in deinen Roman einbaust. Das weckt direkt mein Interesse, weil ich gerne hier weitergelesen hätte. Das las sich so weg. Im Roman müsste das "Zueinanderfinden" und der Erkenntnisgewinn allerdings holpriger sein, mehr erkämpft und errungen werden. Sie vertraut ihm sehr schnell und sorgt sich herzlich wenig, trotz seine Auffälligkeiten. Da müsste sie Bedenken haben, die sich mit der Zeit verlieren.
Die Behinderung ist nicht das, was ihn beeinträchtigt und zu Schaffen macht, sondern die Reaktion des Umfeldes, die Abschottung in der Werkstatt (Dort, wo ich gearbeitet habe, gab es übrigens auch eine Gärtnerei als Zweigstelle) und die Überfürsorge der Mutter. Die Behinderung ist also vllt. auch das Hindernis, das die Menschen ohne Behinderung dazu machen? Was für einen Riesenaufstand gibt es bei uns immer wieder um Inklusion, die in anderen Ländern wie Finnland selbstverständlich gelebt wird.
Wie auch sonst im Leben ist Gewöhnung ein starker Faktor. Wenn ich anfangs denke, der neue Kollege redet extrem laut, kann nicht besonders viel und hat zu kleine Zähne für einen zu großen Mund, fällt mir das nach wenigen Wochen nicht mehr auf, bzw. auf die Arbeit bezogen pendelt es sich ein oder es knallt mal richtig und im besten Fall lernen beide Seiten. Ich gewöhne mich an das, was ich täglich erlebe.
Ebenso müsste es hier anfangs mit gewissen Auffälligkeiten, Rückschlägen oder Verfehlungen auf beiden Seiten laufen, mit Hürden, die übersprungen werden müssen, weißt? Mit dem Karnickel-Hasenstreit hast du das angedeutet, dennoch, für mich finden sie hier zu leicht zueinander (so sympathisch das auch ist :D).
Wenn du allerdings die Figur nachträglich einbaust, weiß ich nicht, wieviel Raum du für das Ganze hast, das Expose steht und mit dem Plotten wirst du auch weit sein. Als Sidekick fände ich es allerdings schwierig, denn mMn hätte diese Thematik mehr Platz verdient als nur einen Anriß.

Hoffe, das ist entfernt hilfreich, peace, l2f

 

Moin, moin lieber @linktofink , da freue ich mich aber sehr. Vielen lieben Dank für den Besuch bei der Gärtnerin und die Neugierde auf meine Idee. Und ja, da waren auf alle Fälle nochmal hilfreiche Ideen dabei!

eine KG, um eine Romanfigur zu prüfen, was das wohl wird?
Die Idee enstand beim Stammtisch, ich sag ja, dass ist super motivierend und Ideengebend.

Aber ganz wichtig wäre mir, ob der Olaf und Charlottes Umgang mit ihm so in Ordnung geht, ich will den Typ nicht vorführen, aber klar darstellen, das er "minderbemittelt" ist.
Nicht so einfach, das Unterfangen, "minderbemittelt" heißt ursprünglich nur "nicht vermögend", also nicht über finanzielle Mittel verfügend. ... Bei der Verwendung als Synonym für "geistig zurückgeblieben" oder "beschränkt" schwingt da leider oft ein spöttischer, abwertender Unterton mit, auch wenn es nicht so gemeint ist. ...
Mist, hier bin ich dann doch wieder in diese Wortefalle getappt. (habe es jetzt geändert). Natürlich habe ich es nicht abwertend gemeint, ich habe bewusst nach einem Wort gesucht, was Olaf gerecht wird, ohne ihn zu demütigen. Natürlich erfolgt immer eine Einsortierung, da bin ich auch absolut nicht frei von. Aber ich wollte tatsächlich ausdrücken, dass er geistig nicht soviel mitbekommen hat, eine Unterentwicklung der geistigen Fähigkeiten. Es war also wirklich als Synonym für "wenig haben" gemeint, aber leider kann keiner in meinen Kopf schauen.

Den Schriftzug der Behindertenwerkstatt kennt Charlotte, man sieht sich ab und an auf den Märkten der Umgebung
Da könnte man ein ganzes Fass aufmachen, da besteht ähnlich viel Unsicherheit wie beim Begriff PoC. Früher hießen die "Behindertenwerkstätten" (so der Sprachgebrauch) WfB, also "Werkstätten für Behinderte" (in einer solchen war ich Zivi), seit 20 Jahren heißen sie offiziell "WfbM", "Werkstätten für behinderte Menschen", was mittlerweile auch als politisch unkorrekt gilt, weil nicht der Mensch, sondern die Behinderung im Vordergrund steht.
Ja, hier habe ich noch keine Lösung für. Einerseits hat meine Recherche ergeben, das die Werkstätten heute alle ziemlich umschreibende Namen führen. Wie soll ich den für den Leser schnell einleuchtend auf ein Firmenschild plazieren. Eine Suchanfrage bei Google bringt tatsächlich hauptsächlich die Verwendung des Begriffes "Behindertenwerkstatt". Mit ist die korrkete Bennenung bewusst, aber ist es Charlotte auch? Und muss die Prota im Roman politisch korrekt kommunizieren? Ist das nicht unglaubwürdig?
Ich werde hier erstmal nach einer Bezeichnung suchen, die Kurz und dennoch verständlich ist, mal sehen, was sich im Netz an Ideen findet.

Schöner, stimmungsvoller Absatz, würde ich genauso lassen, bis auf das verdammt, was in der Ich-Perspektive okay wäre, du schreibst aber personal, da ist mir das zu heftig.
Stimmt, das verdammt ist wieder ein Ausrutshcer in die Ich-Perspektive. Da der Roman aus Charlottes Sicht geschrieben wird, bin ich hier nicht immer korrekt in meinem Blick (mal davon ab, das ich mit Perspektive eh Probleme habe)

Helden des Alltags, brrr, hat schon was für sich, nicht am Wasser zu wohnen, der Rhein ist zum Glück zehn Km weit weg. :D
Hehe, das ist einfach super. Wenn unsere Bürgermeisterin nicht Corona genutzt hätte, um das Freibad abzuriegeln, würde ich auch von April bis Oktober morgens schwimmen. Herrliches Wachwerden!

was ist der Knicks? :confused:
Grins. Ein Knick, ist ein Gehölzstreifen zwischen Feldern. Oft eine Grenze, schützt vor Erosion und bietet den Tieren einen Rückzugsort. Ich will versuchen, ein bisschen norddeutschen Lokalgefühl mit einzubauen, hat natürlich immer den Nachteil, das der Rest der Welt nicht alles versteht. Mal sehen ...

Ich lese das gerne, wie die greenwich gärtnert, auch wenn man als Laie immer romantische Vorstellungen vom Handwerk hat, wo ich auch ein Lied von singen kann (Bei euch riecht es immer so toll nach Holz ...).
Lieben Dank fürs "gerne Lesen".
Beim ersten flüchtigen Lesen habe ich große Augen gemacht - (Bei euch riecht es immer so toll nach Holz ...) - höre ich halt zuhause oft, denn ich wohne in einem Blockhaus - also habe ich überlegt, woher Du weißt, wie es bei mir zu Hause riecht.
Aber ja, ich kriege auch oft zu hören "so schön, mit all den Blümchen"

„Na warte, Du Idiot …“
„Ich glaube, das trifft es ziemlich genau“ antwortet deine Prota Charlotte leider recht unreflektiert. Für mich wäre das dann okay, wenn sie das durch die Handlung später hinterfragt und etwas ändert, heißt zu einer anderen, differenzierteren Einstellung kommt.
Ansonsten wäre das "warte, da stimmt was nicht", was du einige Zeilen später bringst, für mich schon hier besser.
Die Frage ist natürlich auch, wie realistisch ist es, dass die Figuren sich politisch korrekt äußern?
Ich möchte ja auch eine Entwicklung zeigen. Wenn sie hier schon völlig korrekt und offen ist, dann gibt es keine Annährung, dann kann sie gleich am Anfang sagen, "komm mir helfen" Und glaubwürdiger empfinde ich es so, im Eifer des Unfalls. Gefühlt ist es ja im Nachhinein für Dich in Ordnung, oder? Wie das ein Lektor bewerten würde, stellt sich für mich ja vorerst nicht als Frage.

Schön, wie da erste Bande geknüpft werden. Gemeinsames Erleben ist sowieso das beste Rezept gegen Fremdeln.
Ja, so war es gedacht, denn so funktioniert es im richtigen Leben auch. Schönes Beispiel von Dir, danke!

Dann sind dies hier wohl die neuen Besitzer, irgendwer hatte es erwähnt.
Ja, du. :D hier weiter vorne:
Ups, da ist beim Überarbeiten dann was stehen geblieben, schaue ich mir die Tage an.

Das ist wieder die greenwich, aber mir wird das nie zuviel, weil ich das total gut nachvollziehen kann, trotz der ganzen Routine immer noch nach Wegen zu suchen, es schneller und besser hinzukriegen. Handarbeiter lesen das vermutlich auch anders als Büromenschen.
Guter Hinweis, dass es Büromenschen anders lesen, sich wahrscheinlich auch einfach für etwasanderes interessieren. Ich würde mit dem Buch gerne mehr Einblick in meinen wunderbarenBeruf transportieren. Aber das Abwägen, wie viel man dem Leser zumuten kann ist echt schwer.

Ich finde den Umgang der beiden sehr natürlich, sehr nah bei einander. Da gibt es kein Herabschauen oder Runterdrücken durch Charlotte. Gefällt mir.
Ab hier scheint es ja dann gut zu klappen, gefühlt braucht es die Hinführung.

Sie sprudelt die Sätze nur so heraus.
Fände "Ihr sprudeln die Sätze nur so heraus" besser, weil das stärker betont, dass sie es nicht kontrolliert.
Gute Idee! Ja, aktiver schreiben hat bei mir immer noch Luft nach oben.

Liebe witch, das ist schön, dass du die Figur in deinen Roman einbaust. Das weckt direkt mein Interesse, weil ich gerne hier weitergelesen hätte. Das las sich so weg. Im Roman müsste das "Zueinanderfinden" und der Erkenntnisgewinn allerdings holpriger sein, mehr erkämpft und errungen werden.
Ich empfand dieses Kenennlernen eines Prots auch als extrem angenehm. Muss ich mir dringend für neue Projekt merken. Ich schreibe ja eh mehr über die Charaktere, Plot ist nicht meine starke Seite, da kommt mir dieses Vorgehen entgegen, zwingt mich gleichzeitig aber auch zum Plotaufbau. Genau, es muss holpern.

Die Behinderung ist nicht das, was ihn beeinträchtigt und zu Schaffen macht, sondern die Reaktion des Umfeldes, die Abschottung in der Werkstatt
Genau das war mein Ansatz. Ich kenne das aus meiner Lehrzeit (verdammt lang her). Diese Mitarbeiter waren stark beinträchtig in ihren geistigen Fähigkeiten, aber überhaupt nicht körperlich, zum Teil auch nicht emotional. Wenn man sich darauf eingestellt hatte, waren es tolle Kollegen, wenn es um Handarbeit und zupacken ging. Und oft haben sie einen dann auf der zwischenmenschlichen Ebene überrascht, weil einfach einiges anders wahrgenommen wurde. Nicht immer in positiver Hinsicht, aber es gab keinen Grund, sie zu isolieren oder besonders zu behüten.

Wenn du allerdings die Figur nachträglich einbaust, weiß ich nicht, wieviel Raum du für das Ganze hast, das Expose steht und mit dem Plotten wirst du auch weit sein. Als Sidekick fände ich es allerdings schwierig, denn mMn hätte diese Thematik mehr Platz verdient als nur einen Anriß.
Na, da der Roman ja ein absolutes Übungsstück ist, habe ich mit größeren Veränderungen absolut kein Problem. Ich zwitsche ja zur Zeit von Jugendroman auf Erwachsene um. Da ich keine Lust auf leichte Frauenlektüre habe (es das aber momentan noch ist), fehlt da noch einiges. Olaf wäre eine Idee, wenn ich die Hürden der poltischen Korrektheit und ein paar rechtliche Probleme bewältige. Derzeit suche ich noch nach einem Geheimnis, um etwas Spannung einzubauen (Zettelkasten mit Weissagungen?)
Du siehst, da ist alles offen. Nur bevor ich hier auf WK weiter veröffentliche, sollte ich für mich weiter sein, sonst laufen mir meine Kommentatoren weg.
Hab als dicken Dank für die Hilfe, man liest sich.
witch

 

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