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Das Fest

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24.04.2003
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Das Fest

Packen wir unsere Sachen und fliegen zum Himmel empor.
Und langsam wird die Nacht zum Tag; oh, es graut mich schon vor dem Morgen.
Wenn blutige Körper als Teppich die Wiesen bedecken, dann ist dies wohl ein Schlachtfeld, und mit gehobener Brust und geraden Schultern traten wir über jene hinweg, die es nicht geschafft hatten.

Hauptmann Teuscher klimperte wie eine Spardose, wenn er sich bewegte. Die vielen Abzeichen hatte er in den Kriegen jenseits der Berge verdient. Verliehen worden waren sie ihm hingegen in bester Gesellschaft diesseits der Berge.
"Also los Männer", schrie er uns an. Gewehre wurden angesetzt, schossen in die leere Freiheit vor unseren Helmen.
"Wir jagen dem Feind einen Heidenschreck ein!"
Dann wurde weitergefeuert; solange, bis es keine Munition mehr gab.
"Und nun greift nach euren Macheten!"
Und wir taten, wie geheißen; erdolchten die leere Freiheit.

Schlagen wir ein Nachtlager auf hier unten. Hier unten unter den schönen Sternen, deren Licht solange unterwegs gewesen ist, um schließlich jetzt in unseren Augen auf immer zu vergehen.
Wenn Sonnen strahlen, dann mag das Firmament sich mit alter Weisheit füllen, von der wir nichts wissen, selbst, wenn die Pupillen ihren milliardenlangen Weg in sich aufsaugen.
Da ist nur Hass und Schuss und Freund und Feind.

Teuscher sackt genauso traurig in sich zusammen, wie er es stets gewesen ist. Mit einem letzten Klimpern erlischt sein Dasein.
Der anwesende Offizier versucht ihm einen Orden zu verleihen und stellt entsetzt fest, dass es keinen Platz mehr gibt auf der schillernden Uniform.
Dann wird er wütend und reißt sich das eigene Gedärm heraus (oder war es ein Projektil, das ihn getroffen hat?). Glimmernd
erwacht
die Truppe
und ...

Plötzlich gibt es keine Befehle mehr, und wir entscheiden uns dazu, nach Hause zu gehen.

Warum auch nicht?

Munition ist aus, und die Landschaft ist schon vom Teppich der Toten überzogen.
Gehen wir feiern.
Worauf?

Dass wir leben!

 

Hallo Cerberus!

Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob deine Kurzgeschichte in dieser Kategorie richtig ist...vielleicht eher was für Gesellschaft oder Historik? :hmm:
Aber deine Geschichte hat mir trotzdem gefallen, auch wenn sie für Golio nicht so originell war. Aber das kann man ja dann zu fast allen Texten schreiben, weil sowas bestimmt schon einmal in einer anderen Art verfasst worden ist.
Also ich sage dir: "Weiter so"!!! :thumbsup:
Und ich geh jetzt noch ein bischen lesen :read:

Liebe Grüße

Suava :schiel:

 

Servus Cerberus.

Mir hat es auch gut gefallen. Das Thema ist sicher nicht neu aber welches ist das schon (s. Suava)?

Die Soldaten (?) kämpfen für eine leere Freiheit, da sie unter dem Kommando eines Teuscher solange kämpfen werden, bis sie auch auf dem Schlachtfeld liegen. Die Freiheit wird somit nicht mit Leben gefüllt und bleibt leer.

Nach dem Tod von Teuscher gehen die Soldaten nach Hause, da sie endlich wieder beginnen selbstständig zu denken. Macht zunächst Sinn und Freude. Viel wahrscheinlicher wäre allerdings, dass sich jemand aus den Reihen der Soldaten zum neuen Führer erklärt und alles bleibt wie es ist.

 

Das wir leben!

Das würd' ich aber langsam mal ändern. Die Geschichte taugt nicht dazu, daß man am Ende schmunzelt, oder? :)

Apropos "Geschichte" - die fehlt hier, aber das ist ja ein Grundproblem bei philosophischen Erzählungen. Wie verpacken?
Nichtsdestotrotz finde ich deinen Text sehr gelungen, weil du es schaffst, am Banalen der Idee elegant vorbeizuschippern, vor allem durch einige tolle Bilder und der Absurdität der Passagen über Teuscher.

Daher trotz Geschichten-Absenz ein Lob - für besondere sprachliche Leistung vor dem Feind.

 

Hi Cerberus81!

Einige Formulierungen sind ganz gut, die Stelle mit dem Licht und gleich zu Beginn
Hauptmann Teuscher klimperte wie eine Spardose, wenn er sich bewegte. Die vielen Abzeichen hatte er in den Kriegen jenseits der Berge verdient. Verliehen worden waren sie ihm hingegen in bester Gesellschaft diesseits der Berge.

Das Hingegen sagt, wie die Gesellschaft jenseits der Berge (Propaganda?) eingeschätzt wird.
Insgesamt ist mir das alles zu wenig Geschichte, auch nicht gerade ein besonders ausführlich ausgearbeiteter Philo-Aspekt.

aquata

 

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