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Das Fest
Packen wir unsere Sachen und fliegen zum Himmel empor.
Und langsam wird die Nacht zum Tag; oh, es graut mich schon vor dem Morgen.
Wenn blutige Körper als Teppich die Wiesen bedecken, dann ist dies wohl ein Schlachtfeld, und mit gehobener Brust und geraden Schultern traten wir über jene hinweg, die es nicht geschafft hatten.
Hauptmann Teuscher klimperte wie eine Spardose, wenn er sich bewegte. Die vielen Abzeichen hatte er in den Kriegen jenseits der Berge verdient. Verliehen worden waren sie ihm hingegen in bester Gesellschaft diesseits der Berge.
"Also los Männer", schrie er uns an. Gewehre wurden angesetzt, schossen in die leere Freiheit vor unseren Helmen.
"Wir jagen dem Feind einen Heidenschreck ein!"
Dann wurde weitergefeuert; solange, bis es keine Munition mehr gab.
"Und nun greift nach euren Macheten!"
Und wir taten, wie geheißen; erdolchten die leere Freiheit.
Schlagen wir ein Nachtlager auf hier unten. Hier unten unter den schönen Sternen, deren Licht solange unterwegs gewesen ist, um schließlich jetzt in unseren Augen auf immer zu vergehen.
Wenn Sonnen strahlen, dann mag das Firmament sich mit alter Weisheit füllen, von der wir nichts wissen, selbst, wenn die Pupillen ihren milliardenlangen Weg in sich aufsaugen.
Da ist nur Hass und Schuss und Freund und Feind.
Teuscher sackt genauso traurig in sich zusammen, wie er es stets gewesen ist. Mit einem letzten Klimpern erlischt sein Dasein.
Der anwesende Offizier versucht ihm einen Orden zu verleihen und stellt entsetzt fest, dass es keinen Platz mehr gibt auf der schillernden Uniform.
Dann wird er wütend und reißt sich das eigene Gedärm heraus (oder war es ein Projektil, das ihn getroffen hat?). Glimmernd
erwacht
die Truppe
und ...
Plötzlich gibt es keine Befehle mehr, und wir entscheiden uns dazu, nach Hause zu gehen.
Warum auch nicht?
Munition ist aus, und die Landschaft ist schon vom Teppich der Toten überzogen.
Gehen wir feiern.
Worauf?
Dass wir leben!