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Das Feuerzeug - Nach Hans Christian Andersen
Sonnenlicht reduzierte sich auf bloße Hitze, und ließ den Transporter glühend flackern.
Man hatte sich nichts zu sagen, starrte starr auf dunklen Boden; fixierte kalte Zigarettenstummel.
So schnell es in den Irak gegangen war, so erwies sich sein Verlassen nun als noch eiliger.
Der Präsident war nicht länger Präsident, die Besatzungsmacht hatte ihre Legitimation verloren. Was gestern geschah, sollte fortan bereits morgen vergessen sein, und ihm kamen die Bilder hoch.
Es war einmal ... nein, mehr als einmal. Das Kind musste lachen, als Roberts den Schuss ungezielt abgab.
Wie es sich freute an jenem Tag.
Nicht der einzige Hinterhalt, aber wann sonst schon sah man, wie einem stehenden Menschen der Schädel in der Mitte auseinanderklappte? Es hatte wirklich lustig angemutet.
Der Motor wurde ruhiger. Ein Ruck ging durch die Reihen.
Sie hielten an.
"Was ist los?"
"Psssst!"
Verzerrte, dumpfe Stimmen aus der Fahrerkabine. Weit weg.
Dann Stille.
"Aufständische", sagte einer.
"Außerhalb der Stadt?"
Ein Gegenüber griff zur Waffe.
"Auf jedenfall Ärger."
Plötzlich wurde vorne hektisch diskutiert. Englisch oder Arabisch, es ließ sich nicht unterscheiden. Nur hohle Widerklänge.
"Wir müssen hier raus. Scheiße Mann, mach die Luke auf!"
Nicht enden wollender Sandstrand im Hintergrund, ganz ohne Meer. Der Fahrer brüllte auf den untersetzten Iraker ein, der mit brüchigem Englisch zu beschwichtigen versuchte.
Polizist frisch aus der zweitägigen Grundausbildung. Nicht sehr erfahren.
Das ehemalige Gegenüber senkte die Waffe.
"Wir sind am Flughafen. Es geht zurück nach Kansas!"
Die Bilder flogen mit.
***
"Aber was haben Sie davor gemacht?"
Die fette Frau lehnte sich im Stuhl zurück und der Pullover texturierte jedes Gramm der unzähligen Kilos, die sich unter ihm zuviel verbargen.
"Da war ich 18. Ich hab in nem Supermarkt gejobt, bevor ich in den Irak ..."
Schnell waren die breiten Ellebogen wieder auf der Tischplatte. Lächelndes Grinsen.
"Mister Roberts, Sie haben keinerlei berufliche Erfahrung, haben die Schule abgebrochen. Wie soll ich Sie da vermitteln? Sie müssen auch meinen Standpunkt ..."
"Schon gut." - Roberts stand auf. - "Vergessen Sie´s!"
Die Stadt wirkte friedlich, obwohl alles in Bewegung war. Entgegen der Klischees schlief auch New York gelegentlich, aber jetzt gerade nicht, und vielleicht, dachte Roberts, rührte der Frieden eben von der Bewegung her. Im Irak war alles still gewesen. Bis auf jene kurzen Momente, in denen es dann eben nicht still war.
Während er auf die Grünphase der Ampel wartete, übersah er die kleine Marokkanerin, die sich daran machte, seine Schuhe zu putzen. Erst der Druck auf den Zeh holte ihn in die gegenwärtige Welt zurück.
"Verpiss dich, du Schlampe."
Mit traurigen Augen sah sie ihm nach, als er die Straße überquerte.
"Du warst Soldat", rief sie dann.
Roberts stoppte zwischen zwei Taxis und drehte sich um.
"Was geht dich das an? Wie kommst du überhaupt darauf?"
"Ich habe etwas verloren."
Er lachte.
"Ja, deine Jugend."
Die ersten Autos hupten. Grünphase vorbei.
"Nerv mich nicht", schrie er und brachte den Rest der Straße hinter sich.
Das nächste Spätrestaurant war seines.
Tische aus Leichtmetall, Stühle aus Plastik. Die Beschreibung des restlichen Ambientes erübrigte sich.
Ein Kellner mit Schnurrbart und Schweißflecken, die mit dem Fett auf der Schürze wetteiferten, verwies auf die an einer dünnen Kette befestigte Speisekarte.
"Küche macht in zwanzig Minuten zu. Essen Sie was?"
"Bier und Nachos. Scharfe Sauce will ich dazu. Nichts Süßes."
Die Tür war mit einer dieser altmodischen Klingeln verbunden, die wild umherbimmelten, wenn jemand den Raum betrat.
Die Marokkanerin setzte sich Roberts gegenüber.
"Ich würde gerne wiederfinden, was ich verloren habe."
Roberts spuckte Bier.
"Du bist mir ja vielleicht ne Fotze. Herrlich, wirklich herrlich."
Sie starrte. Starren war immer schlecht. Tote starrten. Das lachende Mädchen blitzte kurz auf.
"Ich hab gegen deine Sorte gekämpft. Scheiß Moslems. Was willst du eigentlich?"
Die Frau begann zu erzählen:
Es gibt diese Säule mitten in der Stadt. Niemand beachtet sie, weil das Bauwerk schon immer dagewesen ist. Sein Inneres ist vollkommen hohl und es werden dich drei Wächter erwarten. Zuerst die Kameras, aber die lassen sich schnell in die Irre führen. Schwieriger wird es bei den Hunden, denn die haben Augen so groß wie Mühlräder. Das Dritte ist der Turm selbst. Er lebt.
Man findet dort verschiedene Dinge, doch die Einordnung fällt nicht leicht. Ein Soldatentornister muss dabei sein, will man all jene Kostbarkeiten mit sich nehmen. Ich spreche von ...
Roberts hörte zu und überlegte, in welchem Filmgenre er sich gerade befand. David Lynch kam ihm in den Sinn.
"Das ist der totale Schwachsinn, Frau. Hast du was eingeworfen", wollte er schließlich wissen.
Die Marokkanerin ignorierte die Frage und warf einen Billardkugel großen Goldklumpen auf den Tisch.
"Was soll das?"
"Ein Vorgeschmack."
"Ein lackierter Stein?"
"Bringe ihn zu einem Experten. Dann komme zurück zu mir. Morgen Nacht."
"Bist du bescheuert, die denken doch, ich hab das Ding geklaut."
"Also glaubst du, dass er echt ist?"
Roberts dachte nach.
"Ich glaube, dass du einen ziemlichen Schaden hast. Warum erzählst du mir das alles überhaupt, und woher weißt du, dass ich Soldat war?"
Die Frau griff nach dem Klumpen und beförderte ihn zurück in ihre Tasche.
"Wenn du nicht interessiert bist ..."
"Moment mal. Wenn einem ein wildfremder Mensch so eine Story erzählt, wie ich sie gerade zu hören bekommen habe, dann wird man skeptisch. Logisch, oder?"
"Mein Feuerzeug."
"Was?"
"Ich habe mein Feuerzeug in dieser Säule verloren. Ich selbst kann es nicht wiederholen. Dafür brauche ich dich."
"Feuerzeug, hm?"
"Ich bin schlimme Raucherin. Also, bist du dabei?"
Wie soll ich Sie da vermitteln? Sie müssen auch meinen Standpunkt ...
"Ach, was solls du Fotze."
"Mit diesem ...", die Marokkanerin legte eine Plastikkarte neben die Nachos, "... elektronischen Werkzeug hier kannst du dir Zutritt verschaffen. An der Säule befindet sich eine Außenleiter, ins Innere musst du dich allerdings abseilen."
Roberts griff nach der Karte. Sie war unbedruckt.
"Dort, wo diese ... Säule stehen soll, komme ich jeden Tag vorbei. Wenn du mich verarschst, bekommst du ab nächstem Monat Invalidenrente."
Zum ersten Mal lachte die Frau. Längst vergangene Schönheit kämpfte sich für einen kurzen Augenblick an die Oberfläche ihres faltigen Gesichts.
"Oh, sie steht dort, glaub mir. Wollen wir gehen?"
Roberts konnte es nicht glauben. Sein Mund trocknete aus und er meinte, jeden einzelnen Herzschlag zu spüren.
Das Ding war gigantisch. Er schätzte es auf mindestens einhundert Meter in der Höhe, und es stand mitten auf einer Wiese.
"Wie kann das sein, das Teil stand doch gestern noch nicht hier."
"Es steht da seit Äonen, aber die Leute sehen es nicht."
"Läuft denn nie einer dagegen?"
Sie grinste.
"Das kommt nicht vor. Menschen benutzen Wege. Sie weichen nicht davon ab, laufen nicht quer über Wiesen. Es hat alles seine Richtigkeit in ihrem Leben."
Vorsichtig streckte Roberts dem hellen, undefinierbaren Metall seine Hand entgegen. Es war warm und pulsierte leicht.
"Ich sagte ja, dass es lebt."
"Es ist wie in einem Märchen", flüsterte er.
"Gehen wir hoch."
Einige Sekunden noch stand er da, nahm den Pulsschlag des Turmes in sich auf, ehe er "ja, gehen wir" erwiderte.
Er fragte sich, wie die alte Frau die Sprossen der Leiter so leichtfertig bewältigen konnte. Immer wieder drehte er den Kopf, um zu sehen, ob sie eine Pause eingelegt hatte, doch stets war sie dicht unter ihm.
Von oben hatte man einen imposanten Blick auf den Park, der Roberts allerdings reichlich egal war. Ein Terminal stand am Rand der Säule und als er die Karte davor hielt, glitt das ebene Dach in der Mitte auseinander.
"Ich werde dich am Seil halten."
Er zögerte.
"Sollen wir es nicht lieber an dem Kartenleseding hier festbinden?"
"Ich kann dich halten, vertraue mir."
Vorsichtig lugte er über den Rand. Innen war alles hell beleuchtet, obwohl er keinerlei Lichtquellen ausmachen konnte. Ganz weit unten sah er strahlendweißen Boden.
"Es ist völlig leer."
"Das hat nur den Anschein. Du wirst sehen."
"Dann seile ich mich jetzt ab."
Es dauerte zehn Minuten.
Roberts fand sich in einer gigantischen Halle wieder, die von ihrer Größe her unmöglich zu den Außenmaßen passen konnte.
Vor ihm befanden sich drei Türen. Als er sich der mittleren von ihnen näherte, summte die Drehmechanik einer Videokamera. Schnell zog Roberts die Plastikkarte hervor und hielt sie dem elektronischen Auge entgegen, welches daraufhin traurig das Gehäuse senkte.
Viel zu spät allerdings registrierte er den gigantischen Hund, der sich von hinten angeschlichen hatte und jetzt in Roberts rechte Hand biss. Unter Schmerzen ließ er die Karte fallen, wirbelte herum und trat nach dem Tier.
Die metergroßen Augen des Ungeheuers blickten entsetzt auf die Karte, wobei Roberts Turnschuh der einen Pupille teilweise die Sicht versperrte. Gelbliche Flüssigkeit sickerte unterhalb des Augapfels hervor.
Einmal bellte der Hund noch, dann entfernte er sich und ließ sich schließlich auf den Boden fallen.
Roberts besah sich seine Hand. Eine Fingerkuppe fehlte. Sein Glück, dass die Augen und nicht das Maul des Ungetüms am größten waren.
"Verdammte Scheiße, was ist das für ein kranker Mist! Ich werde dieser Fotze ..."
Die drei Türen öffneten sich.
Was Roberts sah, ließ ihm den Atem stocken.
"Das kann unmöglich wahr sein."
Eine halbe Stunde später stand er wieder auf dem Dach.
"Hast du ihn gefunden, deinen Reichtum?"
"Unglaublich."
Die Alte lachte.
"Ja, nicht?" - Sie wurde wieder ernst. - "Ich hoffe, du hast mir mitgebracht, wonach ich verlangt habe."
Roberts nickte und griff in seine Jackentasche. Dabei stellte er fest, dass seine rechte Hand wieder völlig unversehrt war. Nach den Ereignissen der letzten Stunden wunderte ihn nichts mehr.
"Ich hätts fast vergessen, dieses Drecksteil. Was ist überhaupt so wichtig an diesem Ding, dass du es unbedingt haben willst?"
Die Frau langte nach dem Feuerzeug, aber Roberts zog es hinter seinen Rücken.
"Gibs mir verflucht. Du hast deinen Lohn bereits erhalten."
Er hielt sich den Zeigefinger der freien Hand vor die Lippen.
"Jetzt mal ganz ruhig. Du sagst, was damit ist und ich gebe es dir. Vielleicht."
"Du dreckiger Bastard. Ich will es jetzt sofort ..."
Der Turm schwankte, wackelte, pochte.
Die Alte und Roberts suchten Halt an dem Terminal.
"Er hat den Diebstahl bemerkt. Schnell, die Karte!"
"Verdammte Scheiße, die liegt immer noch unten!"
"Du Idiot. Er wird uns töten. Er braucht ein Opfer."
"Soll er eins bekommen."
Mit einem schnellen Stoß schubste er die Alte ins Innere des Turms, der daraufhin Ruhe gab. Anschließend machte er sich an den Abstieg, der sich bei dem Gewicht seines Rucksacks als ziemlich mühsam erwies.
***
"Haben Sie noch einen Wunsch, Mister Roberts", fragte das Mädchen, das auf seinem Hintern saß und ihm den Rücken massierte.
"Schnaps ist alle. Und bring Zigaretten mit; und Mandy! Ich will Mandy vögeln. Sag ihr, dass sie sich hierher bewegen soll. Nackt!"
Langsam stand das Mädchen auf. - "Sehr wohl, Mister Roberts."
Er drehte sich um.
"Und schalt den Fernseher ein, bevor du gehst."
Seine Dienerin tat wie geheißen.
Der Plasmabildschirm präsentierte die Nachrichten. New Yorks neuer Bürgermeister mit seiner Tochter Sophie im Schlepptau.
"Bildhübsche Sau."
Ohne den Blick abzuwenden, griff er nach der vorletzten Zigarette im Platinetuie und stellte erbost fest, dass sein Feuerzeug leer war.
Gerade, als Roberts beschlossen hatte, für dieses Ärgernis Mandy verantwortlich zu machen, sobald sie denn endlich kam, fiel es ihm wieder ein.
Was ist überhaupt so wichtig an diesem Ding.
Er bemühte sich um einen halbwegs sicheren Stand und eilte dann in den begehbaren Kleiderschrank. Die meisten seiner Sachen hatte er weggeworfen. Aber die Jacke ... sie musste einfach noch ... da war sie!
Jetzt erst fiel ihm die sonderbare Beschaffenheit des kleinen Kästchens auf, aus dem ein großer Feuerstein ragte, der eine wahre Funkenflut auslöste, als er den Knopf betätigte.
Dann gab es einen lauten Knall.
Unsicher und betrunken stolperte er zurück in den Wohnsalon.
Mandy wäre nun wohl da, ging es ihm zusammenhangslos durch den Kopf, als er die verletzte Frau unter der gewaltigen Pranke des Hundes mit den Mühlräder-Augen liegen sah.
Die Tür inklusive den Wänden daneben waren komplett zerstört, der Raum dahinter allerdings unversehrt. Als sei der Hund aus dem Nichts gekommen.
"Also ... so ist das. Komm zu mir, mein süßes Undingchen."
Das Monster näherte sich, gab Mandy erst frei, welche befreit aufatmete, und dann gleich wieder von einer Hinterpranke erwischt wurde, deren Klauen ihr tiefe Schnitte ins Gesicht trieben.
Sie schrie.
"Wirst du wohl das Maul halten, du Fotze."
Der Hund stand nun direkt vor Roberts. Verfaulter Atem drang stoßweise in seine Nase und vernebelte ihm den Verstand.
"Was ist das für ein Ding", gluckste Mandy.
Roberts schob den Hund behutsam beiseite.
"Stellst du jetzt hier die Fragen, ja? Willst du mich anquatschen und was von mir wissen, hm? Ist es so, dass du dumme Sau neuerdings Fragen stellst? Sags mir."
Sie schüttelte den Kopf.
Roberts grinste.
"Gut, denn ansonsten hätte ich ja antworten müssen, aber sicher nicht auf das, was du gefragt hast. Und jetzt hau ab."
Er fixierte das Hundeding.
Es schien ganz lieb und treu.
"Bist du wohl das Feuerzeughündchen", sagte Roberts und kicherte über sein Wortspiel.
Er dachte nach.
"Was kannst du für mich tun?"
Die Pupillen kreisten wild, und das Maul begann zu plappern: "Alles, mein Herr, denn Ihr habt mich gerufen."
Die Stimme des Viehs klang wie die eines Schlumpfes. Grell und irgendwie beschleunigt.
Roberts musste lachen.
"Helium geatmet?"
"Nein", gab der Hund fiepsig zur Antwort.
"Wie geil!" - Roberts Lachen überschlug sich. Er schnappte nach Luft, bekam sich gar nicht mehr ein. Er hielt sich den schmerzenden Bauch, ging in die Knie und heulte vor Lachen.
Dann erstarb sein Ausbruch.
"Wirklich alles, hm?"
"Ja."
Roberts sah sich um. Sein Blick blieb am Fernseher kleben, in dessem Programm der neue Bürgermeister gerade seine Tochter in den Arm nahm, deren pralle Brüste im engen Ausschnitt wippten.
"Bringe mir seine Tochter. Bringe mir Sophie."
Der Hund verschwand und erschien sofort von panischen Schreien begleitet live im Fernsehen. Er packte Sophie, und ...
Roberts war sichtlich erstaunt.
"Das ging wirklich schnell."
Der Hund schüttelte sich, und die Tochter des Bürgermeisters plumpste auf den Boden.
Roberts half ihr beim Aufstehen. Dann gab er ihr die Hand.
"Verzeihen Sie bitte diesen rabiaten Auftritt. Es ließ sich nicht anders einrichten."
Sie lächelte schüchtern. Wie schön sie doch war.
Obwohl ... die Pickel im Kinnbereich waren auf der Mattscheibe wohl untergangen.
"Wenn ich mich vorstellen dürfte: Roberts ist der Name."
Zaghaft küsste er ihre Hand.
"Sophie", erwiderte das kleine Fräulein schüchtern. Dann: "Wie komme ich zu der Ehre? Das ist ja wie in einem Märchen."
Roberts war hin und weg.
"Wunderschön, nicht wahr?"
Energisch schmiegte sie sich an ihn.
"Mein Erlöser! Stets habe ich auf den Ritter des weißen Einhorns gehofft, der mich aus dem unerträglichen Dasein der politischen Oberflächlichkeit ..."
"Sag mal, was trägst du drunter?"
"Bitte?"
Polizeisirenen schallten von der Straße bis ins Penthouse hoch.
"Mandy ... diese verfickte Schlampe!"
Roberts zeigte auf den Hund. - "Du! Schnapp dir Sophie und dann weg hier."
Ehe sie etwas erwidern konnte, schnappte das Tier bereits nach ihr.
"Bitte vorsichtig, meine Waden."
"Lass ihr Fleisch unbeschädigt, Hund! Ich hab noch ne Menge mit der Fotze vor."
Sophie atmete den faulen Gestank des Hundes ein.
"Ach, mein Held, so dreist ist dein Mundwerk, und doch glaub ich an dein reines Herz. Deine voll ..."
"Scheiße Mann, schaff die Nutte hier raus!"
Der Hund löste sich auf, Roberts versuchte es mit dem Treppenhaus. Sie fingen und verhafteten ihn.
***
Die Schnallen klappten zu.
Ein böses Brummen drang an seine Ohren. Der Stuhl heizte wohl vor.
"Ladys and Gentleman, wir haben uns heute hier versammelt, um Mister Roberts, den Entführer eines Juwels dieser Stadt, seiner gerechten Strafe zuzuführen. Daher wird Mister Roberts durch Hochspannung in diesem Sitze hier, in dem er freundlicherweise Platz genommen hat, geröstet werden."
Allgemeines Gelächter.
Der Pater trat an ihn heran.
"Hast du noch einen letzten Wunsch, mein Sohn?"
Roberts nickte.
"Ich will mir eine rauchen."
Fragend sah der Pater in Richtung des Moderators. Dieser verneinte.
Der Pater widmete sich wieder Roberts.
"Mein Sohn, es tut mir Leid, aber die Schnallen sind bereits geschlossen, und diese Menschen hier haben einen engen Zeitplan zu befolgen. Du bist schließlich nicht der einzige, der hier heute Nacht ..."
"Bitte, Pater, bitte."
"Nein", kam es aus dem Off, und der Strom begann zu fließen.
Schnell zog der Pater die Hand von dem Knie weg.
Roberts schüttelte sich innerhalb des geringen Spielraums, den er besaß. Seine Schläfen wölbten sich und unter den Haaren bildeten sich Blutbläschen.
Sophie war es, die das Wort erneut ergriff: "Ja, er war es, der mich entführt hat mit der Hilfe dieses scheußlichen Monstrums, doch ..."
Roberts linkes Knie wurde taub, dann verschoben sich seine Zehennägel nach vorne.
"... was hat er tatsächlich getan? Ich will es euch sagen: Er hat mir gezeigt wie es ist, außerhalb dieser grausamen, politischen Welt. Er hat mir ..."
Seine Augäpfel blähten; sein Darm lies raus, was da war. Schaum schoss vor die Lippen, als die Haut sich dunkel färbte.
"... Liebe gezeigt. Ja, ich liebe diesen Mann."
Es roch nach gegrilltem Bauchfleisch, der linke Hoden schmolz.
"Haltet ein!" - So rief der Moderator. - "Soll er seine letzte Zigarette erhalten."
Sophie lachte. - "Oh, ich danke Euch. Wie ich Euch doch zu Dank verpflichtet bin."
Die Elektrizität wurde abgestellt.
Roberts ging es nicht sonderlich.
"Meihhhhein ... Feuhhhherzeug", röchelte er.
Man händigte es ihm aus.
Das anschließende Gemetzel veränderte die Situation, in der er sich befand, ganz grundlegend.
Der Hund nahm Roberts und Sophie mit auf eine weite Reise.
"Dahhhanke dir."
Sie lachte. - "Aber das war doch selbstverständlich."
Just, als sie ihn küssen wollte, sprang ein Augapfel aus der Höhle und landete anstatt der schwarzgeschmorten Lippen an ihrem Mund.
"Hey, pass doch auf, mein Süßer", witzelte sie.
"Tuhhht mir sehhhr ..."
"Ist nicht schlimm."
Und so lebten sie glücklich bis ans Ende Ihrer Tage.