Wirtschafts/Politkrimi
Der Wirtschaftskrimi
„Der Fisch stinkt vom Kopf her“. Ein Sprichwort, das für die oberen Etagen der Wirtschaft und der Politik nicht passender sein kann. So wandelt sich in letzter Zeit der Krimi zunehmend zum gesellschaftskritischen Roman.
Da Wirtschaft und Politik in den fundamental-kapitalistischen Staaten der westlichen Welt kaum zu trennen sind, werden diese beiden Genres hier zusammengefasst.
Zum Wirtschaftskrimi
gibt es noch keine feste Definition, daher orientiere ich mich an das Gerichtsverfassungsgesetz und das Strafgesetzbuch, Berichten aus den Medien und Ergebnissen diverser Studien.
Zunächst eine Liste der (für den Autor) interessantesten Straftaten, die der Wirtschaftskriminalität zuzuordnen sind:
Betrug bei Börsengeschäften,
illegale Beschaffung oder Verrat von Geschäfts- oder Betriebsgeheimnissen (Industriespionage), Bestechung bei der Auftragsvergabe (Ausschreibungsbetrug),
illegale Arbeitnehmerüberlassung.
Nun zu der Frage, wer ist in der Wirtschaftskriminalität der übliche Verdächtige?
Die meisten Täter sind männlich. Der Anteil der weiblichen Täter liegt (derzeit) unter 10%.
Der Täter ist im mittleren bis gehobenen Alter. Er hat einen Posten im Senior-Management, im Aufsichtsrat oder eine leitende Funktion in der Entwicklungsabteilung oder Finanzabteilung.
Er ist lange genug in der Firma, um Schwachstellen nutzen zu können oder Sicherungen umgehen zu können.
Er arbeitet meist mit Komplizen oder Auftraggebern zusammen, die außerhalb der Firma agieren.
Seine Persönlichkeit ist schon fast auffällig unauffällig. Er gibt sich freundlich und verständnisvoll, sagt oft, was sein Gegenüber hören will (ohne sich dabei festzulegen), gibt sich in der Firma engagiert und hilfsbereit, auch wo er nicht zuständig ist. Es geht ihm dabei um das Sammeln von Informationen und Finden möglicher Helfer und Lücken im System. Oft sind die Täter Soziopathen, die auf diese Weise geschickt ihr striktes und dominantes Vorgehen tarnen.
Wer ermittelt in diesen speziellen Fällen?
International ist das BKA zuständig. National ist die Polizei des betroffenen Bundeslandes zuständig. Das BKA kann jedoch um Unterstützung (durch dessen umfangreiches Datenmaterial, Informationen, Serviceleistungen und Know-How) gebeten werden, in schwierigen Fällen auch um die Übernahme der Ermittlungen.
Der Politische Krimi
hatte seine Blütezeit im kalten Krieg. Derzeit erlebt er ein Aufblühen, jedoch sind die Schwerpunkte heute weniger im Konflikt der großen politischen Ideologien angesiedelt. Heute hat das Ausspionieren von politischen, militärischen und wirtschaftlichen Bündnispartnern ein hohes Gewicht. Ebenso die innerstaatliche Kontrolle und Unterwanderung von politischen Abweichlern wie z.B. die rechte und linke Szene durch gezielte Abhöraktionen und V-Personen.
Ein großes Feld ist auch die Einflussnahme der Geheimdienste auf Regierungen und Macht-Strukturen in Ländern mit wichtigen Rohstoffen. Dabei geht es im Grunde weniger um Politik, mehr um wirtschaftliche Interessen (Durch das Herbeibomben von Demokratie erschließt sich gleichzeitig ein neuer Markt für Global Player) und der Sicherung der eigenen Rohstoff-Versorgung.
Ein weiteres Feld für einen Politkrimi ist das initiieren von Massenterror. Hierbei ist auch besonders die Opferperspektive ein interessantes Motiv.
Der übliche Verdächtige ist im politischen Krimi schwieriger zu definieren, da hier meist mehrere Personen aus Politik, Geheimdienst und Wirtschaft miteinander agieren. Die persönlichen Merkmale sind denen der Wirtschaftsverbrecher ähnlich.
Politkrimis bergen gewisse Nachteile.
Es besteht die „Gefahr“, dass sich der Autor politisch entlarvt, und/oder dass der Roman zu sehr engagiert wirkt, also die Distanz des Erzählers zum Thema fehlt. Zu den etablierten Autoren gibt es Listen, wer ist links, wer ist konservativ usw.
Bietet der politische Krimi nicht genug Fülle und Tiefe, ist seine Welthaltigkeit gering, das heißt, er hat ein sehr nahes Verfallsdatum.
Ein Roman, der mit moralischen Appellen auf das reale Leben einwirken will, ist genauso dogmatisch wie das, was er anprangert.