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Das Geständnis
Ehrlich gesagt würde ich jetzt gerne nur Eines tun:
Schreien.
Dicke Tränen rinnen an meinen Wangen hinab und ruhen sich für einen Moment glitzernd an der Kinnspitze aus – ehe sie schwer auf meiner bebenden Brust aufschlagen. Schon machen sich die nächsten bereit, sammeln Kraft für ihren Weg nach unten. Stumme Zeugen meines Schmerzes, die dennoch deutlicher nicht erzählen könnten, welche Qualen ich erdulde.
Trotzig wischt meine Hand sie fort.
So schnell gebe ich mich IHR nicht geschlagen.
IHRE höhnische Stimme dröhnt immer noch dumpf in meinem Schädel.
Du schaffst es doch nicht zu widerstehen. Früher oder später …
Es ist nur eine Frage der Zeit.
Ich atme tief durch, wappne mich innerlich vor der noch ausstehenden Qual.
Wie befürchtet war das Häuten unaussprechlich grausam gewesen. Die ersten langsamen Schnitte – zuerst nur wenig mehr als eine streichelnde Berührung der Klinge. Sanft, fast liebevoll. Doch das darauf folgende scharfe Brennen, entrang mir bereits die ersten winselnden Schmerzenslaute. Die Feuer der Hölle können kaum schlimmer sein.
Um das Geräusch näher zu beschreiben, mit dem sich die Haut daraufhin löste, fehlt mir die Kraft. Irgendwie… saftig. Allein der Gedanke daran lässt mir die schweißnassen Hände zittern.
Mein Blick fällt auf das Messer.
Eine breite Klinge, gut und gerne 20 cm lang, verführerisch im Schein der Lampe funkelnd. Wenn ich daran denke sie wieder berühren zu müssen, schließt sich eine eisige Faust um mein wie wild pochendes Herz, drückt unerbittlich zu.
Doch so sehr ich mich sträube, SIE ist ebenso unerbittlich. IHR abschätzender Blick ruht auf meiner, zugegeben, mittlerweile kläglich wirkenden Gestalt. Ein Lächeln, wie ich es sarkastischer in meinen schlimmsten Träumen noch nicht gesehen habe. Ich ahne die Worte mehr, als das ich sie wirklich verstehe.
Habe ich dich etwa schon so weit? Du enttäuschst mich.
Mit wild rollenden Augen schüttele ich den Kopf, feine Schweißperlen fliegen in alle Richtungen.
Schön. Dann weiter. Wir haben noch viel vor uns…
Erneut zieht die messerscharfe Klinge meinen Blick in ihren Bann. So sehr ich mir den wohlig schwarzen Schoß der Ohnmacht auch herbeisehne – er bleibt mir, zumindest vorerst, noch versagt. Doch wer weiß schon, was mich noch erwartet.
Ich zucke unwillkürlich zusammen, als sich die Hand um den Messergriff schmiegt, erst zaghaft, dann mit festem Griff.
Mit dem Mut der Verzweiflung strafft sich meine Gestalt, entschlossen sucht mein Blick den IHREN.
Meine Stimme zittert kaum als ich sage:
„Ich bin bereit.
Und ich werde nie wieder behaupten, dass Zwiebelschälen keine Arbeit ist.
Versprochen.“