Was ist neu

Das Geständnis

Mitglied
Beitritt
21.04.2008
Beiträge
4

Das Geständnis

An einem frühen Herbstmorgen fand der alte Herr Schmidt seinen Dackel tot in seinem Vorgarten auf.
Eigentlich wollte er nur zu seinem Briefkasten und die Post hervorholen, doch dieses Vorhaben trat aufgrund seines Fundes erst einmal in den Hintergrund. Herr Schmidt war erst schockiert, dann ratlos, traurig und zuletzt wütend.
Schockiert, weil der Dackel gesund und gestern Abend eigentlich noch im Haus gewesen war.
Ratlos, aufgrund der Tatsache, dass von diesen Punkten keiner mehr zutraf.
Traurig, da er diese Veränderung wohl erst einmal akzeptieren musste und so einen guten Freund verloren hatte.
Wütend, wegen dem Messer, das aus der Unterseite des Dackels herausragte und das er eben erst entdeckt hatte.
Nach diesem raschen Gefühlswechsel überwog jedoch die Trauer über seinen Verlust und Herr Schmidt brachte den Hund in sein Haus. Er wohnte allein, so konnte er niemanden mit der Hundeleiche in seinen Armen erschrecken, doch es war auch niemand da um mit ihm zu trauern oder ihm zu helfen. Der tote Dackel kam ohne Umschweife auf den leeren Küchentisch, der so groß war, dass Herr Schmidt auch einen toten Bernhardiner hätte darauf legen können, wäre einer da gewesen.
Der Hund schien schon eine Weile tot zu sein, denn er hinterließ keine Flecken auf dem Holz, auch nicht, als Herr Schmidt das Messer vorsichtig entfernte und erst einmal in die Spüle legte.
Obwohl er nicht weinte, war er immer noch sehr traurig, als er sich zu der Leiche hinunterbeugte: "Ach Hugo... Wer hat dir das wohl angetan? Warum und Wie, Wo und Wann?... Ach, Hugo...".
Doch Hugo antwortete natürlich nicht. Immerhin war er ein Hund, und tot obendrein.
Herr Schmidt hingegen war immer noch so lebendig, dass er jetzt zu einem kleinem Eckschrank ging auf dem Gläser stand, in dem aber Spirituosen waren und ein paar davon herausholte. Die stellte er zu dem totem Hugo auf den Tisch und ging weiter zu einem Oberschrank in den sein Freund Hanno Stubbert vor Jahren kunstvoll Spirituosen geschnitzt hatte, den Herr Schmidt aber lieber für Gläser benutzte und holte davon zwei hervor.
Das Telefon war sein nächstes Ziel. Viermal drehte er die Wählscheibe, bevor es in Herrn Stubberts Wohnung klingelte. Und viermal musste Herr Schmidt es klingeln lassen, bevor sein Freund Hanno den Hörer abnahm und sagte: "Hier Hanno Stubbert. Wer ist da bitte?"
"Hallo Hanno?! Hanno, ... hier ist Norbert, ich, ..., ich muss, ... komm bitte rüber, bitte!", stotterte Herr Schmidt in seinen Hörer und legte auf.
Herr Stubbert wusste zwar, dass sein Freund sich immer sehr kurz hielt und das vor allem am Telefon, denn es kostete immerhin, aber so wenig auszuspucken war selbst für ihn ungewöhnlich. "Vielleicht plagen ihn akute Unannehmlichkeiten mit der Telefonrechnung...", dachte Herr Stubbert leise bei sich, machte sich aber auch echte Sorgen um seinen Freund. Er zog sich also schnell Schal und Mantel über und verließ sein Haus.
Vierzehn Gehminuten später erreichte er die Stelle an der Herr Schmidt heute morgen seinen Dackel gefunden hatte; tot. Aber das wusste Herr Stubbert zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht und so schritt er einfach über die Stelle hinweg zur Haustür.
Er klingelte und wartete, tat das gleiche noch einmal und wollte schon seine Hand zum dritten Versuch heben, da öffnete Herr Schmidt mit Tränen in den Augen seine Tür und ließ seinen Freund herein.
"Komm bitte...", sagte er und konnte es nicht verhindern, dass ein paar der Tränen, die bisher in seinen Augen verharrt hatten nun über seine Wangen sprinteten. Herr Stubbert schloss schnell die Tür ehe er seinem Kameraden den Arm über Schulter und Rücken legte und ihm ein Taschentuch in die Hand drückte.
"Lass uns erstmal in die Küche gehen, hm?", schlug Herr Stubbert dann vor und sah, als sie beide den Vorschlag befolgten und er den Raum betrat, den Grund für das Verhalten Herrn Schmidts, das er sich vorher nicht erklären konnte: ein toter Hugo.
"Oh mein Gott, Norbert, was hast du denn mit ...", entfuhr es ihm unwillkürlich. Dann aber besann er sich wieder auf seinen Freund rechts neben ihm, der immer noch seine Augen auswischte und bisher noch nicht dazu gekommen war irgendetwas zu erklären.
"Ähm, ..also, komm, wir setzen uns wohl besser mal ... ins Wohnzimmer, ... hm?", fragte Herr Stubbert also, obwohl er nicht einmal wusste, ob dort nicht vielleicht noch etwas Schlimmeres liegen könnte. Doch Herr Schmidt ließ es gar nicht erst zu, das auch noch herauszufinden, sondern steckte das Taschentuch weg, nachdem er noch einmal kräftig hineingeschnäuzt hatte und forderte Herrn Schmidt auf, hier in der Küche platz zu nehmen: "Nein. Hanno, wir nehmen hier in der Küche platz. Du siehst ja, worum es geht; ...ich..." Bevor er jedoch seinen Satz zu Ende stammeln konnte half Herr Stubbert ihm erst einmal seiner eigenen Aufforderung nachzukommen. Herr Stubbert setzte seinen Freund an die rechte Seite des Tisches so dass dieser aus dem Fenster sehen konnte und sich selbst so dass er über den toten Hugo hinweg in das Gesicht des Trauernden schauen konnte. Der Trauernde runzelte ein wenig die Stirn und ließ seinen Blick stumpf in der Landschaft umherschweifen.

Der Kummer zerstört seine Züge. So habe ich ihn nicht einmal gesehen, als Marina gestorben ist. Vielleicht weil er damals nicht getrunken hat.

Herr Schmidts Blick richtete sich jetzt aber nun weg vom Fenster zu dem Gesicht ihm gegenüber. Seine Augen waren dabei schon wieder klar und versprühten jetzt eine Energie die Herr Stubbert vorher nicht gesehen hatte. "Wie du erkennen kannst ist Hugo tot.", sprach Herr Schmidt so beherrscht, dass man ihm seine Anstrengung dabei gar nicht ansah.
In diesem Moment, als er über den toten Dackel und direkt in die Maske seines Kameraden sah, erschrak Herr Stubbert.

Wie ich erkennen kann? Was meinst du? Eben noch zerfließt du in Tränen und nun schaust du mich an wie eine kalte Statue und gibst solche Sätze von dir. Bist du wieder betrunken?

Um seine Verwirrung zu verbergen ging sein Blick wieder auf seinen Ausgangspunkt zurück. Nun entdeckte er aber die Wunde des Dackels an dessen Unterseite und vermutete, dass sie eine tödliche war.

Oh, mein... Das war er! Vielleicht im Suff, aber das muss er doch gewesen sein. Warum? Er hat den Hund nie leiden können, aber das wäre einfach viel zu ... zu übertrieben.

Jetzt hatte Herr Stubberts Blick gar keine Gelegenheit mehr irgendwo festzuhaften und sich auszuruhen; die Augen des Trösters huschten von der Wunde in die Augen des Trauernden und zurück. Hin und her. Herr Stubbert wusste nicht, was er sagen könnte und unterließ es also zu sprechen.
Bis jetzt hatte auch Herr Schmidt innegehalten, als würde er die Antwort des Trösters abwarten: "Also, was willst du trinken? Hier ist noch der Schnaps von meinem letzten Geburtstag. Du hast mir sowieso versprochen den irgendwann mit mir zu leeren. Ich glaube, jetzt ist ein passender Zeitpunkt gekommen."
Herr Stubbert lupfte nur schnell seine linke Braue als Antwort und sah Herrn Schmidt jetzt nicht mehr an. Das hielt ihn aber nicht davon ab, das Gläschen Schnaps, das ihm Herr Schmidt nun reichte nach gemeinsamem Zuprosten schnell zu leeren und mit ihm über Belanglosigkeiten zu reden.
Tatsächlich hätte ein Außenstehender den Eindruck gewinnen können, dass die zwei Männer, die an diesem Tisch miteinander tranken und redeten den toten Dackel, der darauf lag bisher noch nicht einmal bemerkt hatten.
In Wahrheit fühlten sich beide sehr dankbar. Dankbar für einen kurzen Moment in dem die Trauer und der Verdacht von Alltäglichkeiten betäubt wurden.
Doch solche Momente halten nie lange vor, denn irgendwann, auch wenn es bis dahin wie eine Ewigkeit erscheinen mag kommt der Punkt, an dem sich die Seele an der Schönheit der Welt satt gesehen zu haben scheint und unweigerlich auf die schwarze Seite blickt bis sich die vorher geahnte Schönheit mit dem Dunkel der Realität zu einem Allgrau verbindet, das schrecklicher anmutet als die Summe aller schwarzen Farben.
Und nun befanden sich beide Männer kurz vor diesem schrecklichen Punkt.

Als der Alkohohl beiden soweit zu Kopf gestiegen war um sie ihre Masken ablegen zu lassen, war es zuerst an Herrn Stubbert seine Rolle zu wechseln. Der vorhin zweifelnde Tröster wurde mit nur einer kleinen Frage zum Ankläger: "Warst du es?"
Viel langsamer hingegen vollzog sich die Verwandlung des Herrn Schmidt: "Was meinst du? Den Hund? Fragst du, ob ich Hugo erstochen habe? Ist es das?"
"Genau das ist es! Was soll ich auch anderes vermuten, so wie du das Tier immer behandelt hast? Es war Marinas Hund und seit sie gestorben ist hast du ihn wie Dreck behandelt. Hast ihn manchmal getreten und dich nicht groß um ihn bekümmert. Gelegentlich habe ich mich wirklich gefragt, warum du ihn nicht weggibst oder einschläferst. Und denk mal daran wie oft du dich über den Hund beschwert hast. Schien dein Lieblingsthema in der Kneipe gewesen zu sein. Da liegt doch irgendwie die Vermutung nahe, dass du den Hund so verletzt hast."
Jetzt stand Herr Schmidt auf und funkelte Herrn Stubbert böse an. Doch Herr Stubbert bekam es nicht mit der Angst zu tun, sondern schaute einfach ausdruckslos zurück.

Bitte, Norbert. Sag mir jetzt was hier los ist. Sag einfach was du gemacht hast. Hast du was gemacht? Norbert, bist du ein Mörder? Nur ein Hund zwar, aber bist du ein Hundemörder?

Es war als hätte Herr Schmidt die Gedanken seines Freundes vernommen und wäre vor Entrüstung nicht mehr in der Lage den Ankläger böse anzufunkeln. Da nun war seine Verwandlung abgeschlossen und als Geständiger sprach er zu seinem Kläger: "Ich war es nicht. Glaub, was du willst, aber ich sage dir, dass ich ihn heute Morgen, vor ein, zwei Stunden, um genauer zu sein, gefunden habe. Tot im Garten. Es war ein Schock, zwei eigentlich. Erst finde ich ihn tot und dann entdecke ich das Messer in seinem Leib."
Herr Schmidt setzte sich auf einen Stuhl und legte seinen Kopf in seine Hände.
"Eins will ich dir jetzt sagen. Nein! Ich will es dir gestehen.
Ich habe Hugo geliebt.
Hörst du? Geliebt!"
Und bei diesen Worten fing Herr Schmidt erneut an zu weinen. Seine Tränen fielen in seine Hände und rannen von dort an den Unterarmen entlang bis auf seine Hose, auf der sich Tränenflecken bildeten.
"Hugo... Hugo war mein ein und alles. Ja! Ich habe vielleicht kein gutes Haar an ihm gelassen. Ich habe ihn vielleicht Töle und Kläffer genannt. Vielleicht bin ich auch nicht immer zu aufmerksam gewesen, wo ich hinlaufe. Aber, ... mein Hugo! Oh mein Gott...
Er war alles. Hörst du? Alles, was mein Leben noch ausmachte, alles was noch irgendwie einen Grund darstellte morgens aufzustehen, alles was mir von Marina noch geblieben ist.
Jetzt habe ich gar nichts mehr. Meine Frau hat mich verlassen, mein Freund hat mich verlassen.
Ich gestehe dir: Ich habe diesen Köter geliebt!"

 

Hallo Erik!

Willkommen auf kg.de.

Ehrlich gesagt: Ich versteht nicht, was du uns hier erzählen willst. Man hat Herrn Schmidts Hund umgebracht und die Pointe ist, dass Herr Schmidt seinen Hund geliebt hat?
Äh, ja, sorry, aber damit kann ich nun überhaupt nichts anfangen.
Naja.

Grüße
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Erik!

Willkommen auf kg.de.


Danke, hallo auch an dich.

Ehrlich gesagt: Ich versteht nicht, was du uns hier erzählen willst. Man hat Herrn Schmidts Hund umgebracht und die Pointe ist, dass Herr Schmidt seinen Hund geliebt hat?

Ähm... Ja. Auch :-)


Äh, ja, sorry, aber damit kann ich nun überhaupt nichts anfangen.
Naja.

Das tut mir leid, ich hoffe es hat dir wenigstens gefallen die Geschichte zu lesen.

Liebe Grüße zurück,
Erik

 

Lieber Erik,

Chris hat leider Recht, es ist keine Geschichte im herkömmlichen Sinn, da der Konflikt fehlt, mit dem der Protagonist zu ringen hat (wie wir alle bei Sol Stein und Co. gelernt haben). Zudem gibt es in Deinem Text Passagen, die äußerst, ich sage mal, unbequem zu lesen sind und die daher den Leser nicht unbedingt mit Freude von diesem Text gehen lassen.
Außerdem möchte man natürlich noch wissen, wer den Dackel denn nun wirklich umgebracht hat. Vielleicht willst Du an dem Text noch etwas feilen.

Liebe Grüße!
catlucy

 

Hallo Erik,

die Ausgangssituation, die du uns da schilderst, fand ich nicht schlecht; aber dann kann ich doch mit einigen Sachen nichts anfangen. Die Theorie von Herrn Stubbert zum Hundemord ist ja nicht unplausibel, funktioniert aber nicht wegen des Anfangs, wo du Herrn Schmitts Überraschung schilderst. So hört alles irgendwie mittendrin im Nichts auf, zumindest für mein Gefühl. Da wären ein paar Andeutungen gut, wer den Hund denn nun kaltgemacht hat, und wenn nicht, sollte zumindest das Gespräch zwischen den beiden alten Herren weitergehen, eventuell konfliktreicher werden. Ich denke, da kannst du noch einiges tun.
Liebe Grüße, ciao
Malinche

Ach ja, noch ein paar Worte zu catlucy: Der Konflikt ist für mich im Ansatz sehr wohl vorhanden: der Protagonist muss sich mit dem Tod seines Hundes auseinandersetzen; ein weiterer Punkt ist der Freund, der ihn verdächtigt, es selber getan zu haben. Dass das noch ausgearbeitet werden müsste, stimmt allerdings. :)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom