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Das Geständnis

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07.09.2007
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Das Geständnis

Der Raum war klein, dachte er bei sich. Ein muffiger Geruch hing in der Luft, vergleichbar mit dem antiquarischer Bücher. Die Wände waren unsauber verputzt, an manchen Stellen brüchig. Fahles Licht erhellte den Raum. Auf die übliche verdunkelte Glasscheibe hatte man verzichtet, es gab keine Überwachungskamera, die alles aufzeichnen könnte. Sogar eine Uhr suchte er vergeblich. Auf dem Tisch stand lediglich ein in die Jahre gekommener Kassettenrekorder, der leise vor sich hin surrte. Schott schluckte heftig. Jeder Satz, jedes Wort wurde aufgezeichnet. Das wusste er.
Der Polizist ihm gegenüber schloss eine Akte und blickte zu ihm hoch. Er war ende vierzig und deutlich übergewichtig. Das grau melierte Haar war unordentlich und ungekämmt und ein Stoppelbart wucherte im Gesicht. Der oberste Hemdknopf war offen, sodass lange Brusthaare zum Vorschein kamen. Offensichtlich hatte er es nicht der Mühe wert gefunden sich dienstlich zu kleiden.
„Ich nehme an, Sie wissen, warum Sie hier sind, Mr. Schott“, begann er mit starkem spanischem Akzent. Er gab sich nicht die leiseste Mühe seine Verachtung zu verbergen.
Schott antworte nicht; natürlich wusste er.
„Sie werden des sexuellen Missbrauchs verdächtigt. Das Opfer dieses Sexualverbrechens ist einer meiner Kollegen, wie Sie wissen. Was haben Sie dazu zu sagen?“
Schott holte tief Luft, seine Stimme war erstaunlich ruhig und gefasst:
„Ich war es nicht, ich kann es nicht oft genug wiederholen. Ich…Ich war hier auf Urlaub. Ich habe selbst Familie. Zwei Kinder und eine liebenswerte Frau. Ich bin ein guter Vater, passe immer auf meine Kinder auf, sorge für sie. Ich war noch nie in meinem Leben aktenkundig oder auffällig, Herr Officer. Homoerotische Neigungen verspüre ich eben so wenig. Warum um alles in der Welt, soll gerade ich ein solch scheußliches Verbrechen begehen?“
Er hatte einen Punkt im Raum fixiert, einen Riss an der gegenüberliegenden Wand. Alles um ihn verschwamm und wurde unwirklich. Er dachte mit einem Mal an seine Kinder, Maria und Peter. Maria war fünf und Peter würde in kürze den zwölften Geburtstag feiern. Sie waren sein ganzer Stolz. Kurz vor der Abreise hatten sie ihm einen Zettel gemalt. ‚Wir lieben dich Papa’, hatte darauf gestanden. Er hatte sich höflich bedankt, die Kinder umarmt und das Bild in dei nächste Mülltonne gworfen. Jetzt hasste er sich dafür. Jetzt, als es zu spät war. Er biss sich auf die Lippen, seine Augen wurden feucht.
„Fragen Sie sich das selber. Tatsache ist, Sie waren es.“ Die bassige Stimme seines Gegenübers riss ihn unsanft in die graue Wirklichkeit. „Sie haben meinen Kollegen vergewaltigt, Sie mieses Arschloch. Drei Augenzeugen haben Sie am Tatort gesehen, gleich drei. Alibi haben Sie auch keines. Machen Sie mir nichts vor, es gibt keinen Zweifel.“
Plötzlich verspürte er das dringende Verlangen aus dem Zimmer zu stürmen, die Tür hinter sich zuzuschlagen. Er stellte sich vor, wie er schweißgebadet aufwachte. Seine Hände würden nach seiner Frau tasten, er würde sie drücken und sich an sie schmiegen und den eben durchlebten Traum belächeln. Alles wäre gut.
Doch er saß hier fest. Es war zwecklos.
Er lauschte in die Stille, eine Stille die schrie. Das monotone Surren des Kassetenrekorders fraß sich in sein Ohr, brannte sich in sein Gedächtnis.
„Soll ich Ihnen etwas verraten, Mr. Schott? Er ist ein guter Freund von mir… Mein Kollege Fernando ist ein netter Kerl, er hat keiner Fliege was zu Leide getan. Nie. Er ist glücklicher Vater von vier Kindern und hat eine wunderbare Ehefrau. Er führte ein glückliches Leben. Dann kamen Sie. Sie haben sein Leben ruiniert, Herrgott nochmal. Er... Er ist in sich zusammengefallen. Er ist schwer depressiv, er hat sogar versucht sich umzubringen! Ist Ihnen das bewusst? Sie sind schuld daran und ich will, dass es Ihnen bewusst ist. Sie haben nicht nur sein Leben zerstört. Nein. Auch das Leben seiner Familie… und meines. Vergessen Sie das nie. Dieser Gedanke soll Sie zugrunde richten. Sie sollen daran verrotten in Ihrer kleinen Zelle, in die man sie stecken wird!“ Die letzten Worte schrie er, er funkelten ihn an.
Schott hörte nicht hin. Der Riss dort hinten hatte etwas Schönes an sich, er war so unscheinbar. Seine zarten Abzweigungen schlängelten sich über die gesamte Wand. Der Blick blieb daran haften. Es war ein Rettungsreifen in dem bitterkalten Nichts, das ihn umgab und das an seiner Seele nagte.
Ihm wurde übel, er konnte es nicht länger unterdrücken. Er war wieder im Wald. Dezember, vor zwei Wochen. Hier, in New Mexiko. Er lag auf dem Boden gepresst, roch den fauligen Atem. Den fauligen Atem des Mannes, der über ihm lag. Er schrie ihn an. Er schrie sich die Seele aus dem Leib. Niemand war da, niemand. Die Kleider lagen verstreut am Boden, achtlos hingeworfen. Er spürte einen stechende Schmerz. Sein ganzer Körper bibberte. Der Schmerz hörte nicht auf, er würde nie aufhören. Er übergab sich, gleich mehrmals, auf den Fußboden des Verhörzimmers.
Der Polizist hatte sich zurückgelehnt und paffte genüsslich an einer Zigarre. Qualm erfüllte den Raum. Ob er das „Rauchen Verboten“ Schild nicht sah? Die eben vorgefallene Sauerei schien ihn jedenfalls nicht im Mindesten zu stören. Der Riss verschwand hinter Rauchschwaden.
In die Länge gezogene Minuten des Schweigens folgten. Zeit, auf seine Gefühle zu achten. Er stellte fest, dass er keine hatte. Er fühlte im Moment nichts, absolut nichts. Das war wohl ein Schutzmechanismus. Um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, eine Art Schockzustand also. Jeder Psychologe hätte ihm das erklären können. Eigentlich faszinierend, wie man auf solche Extremsituationen reagiert. Er hatte schon davon gelesen, selbst erlebt allerdings noch nie. Auch dieses analytische Denken, dem er gerade verfiel, eigentlich unpassend für diese Situation, war wohl bezeichnend dafür. Dennoch wurde es ihm zu viel. Er konnte nicht länger. Seine Augen suchten verzweifelt den Riss, das Surren wurde lauter und lauter. Pochen setzte ein, sein Kopf hämmerte.
Das war’s, er musste dieses Schweigen brechen, hier und jetzt. Er holte tief Luft. „Ich war es, verdammte Scheiße, ich war es.“ Man konnte ihm nicht anmerken, was in ihm vorging, da war er sich sicher. Unter anderen Umständen, wäre er wohl recht zufrieden mit sich gewesen. „Ich kann nicht erklären, was los war. Von einem Moment zum anderen, plötzlich, wie aus dem Nichts, verspürte ich dieses Verlangen. Es fühlte sich falsch an, aber es war da. Ich konnte nichts dagegen unternehmen. Ich wurde zum Tier, zum Sklave meines Triebs. Den Rest kennen wir ja….“ Ein Schwall bitterer Traurigkeit überkam ihn, riss ihm den Boden unter den Füßen weg. Das Gesicht vergrub er hinter seinen Händen. Er fühlte sich so elend, wie nie zuvor in seinem Leben.
Klack. Der Kassettenrekorder wurde ausgeschaltet. Stille erfüllte den Raum. Er hob die Augen. Was seine Familie wohl gerade machte? Sicher hatten sie sich Sorgen gemacht, da er nicht pünktlich zuhause war, oder? Er hatte sich auch früher oft nicht gemeldet, war für Wochen verschwunden, um dann mit einem Blumenstrauß vor der Tür zu stehen. Diesmal würde er sie vielleicht nie wieder sehen.
Ein breites, unmenschliches Grinsen hatte sich indes auf das Gesicht des Polizisten gelegt. „Braver Junge, sehr gut gemacht. Ich bin echt beeindruckt. Deine schauspielerische Leistung kann sich sehen lassen. Ehrlich. Netter Rollentausch. In einem nächsten Leben, solltest du dich auf Theaterbühnen trauen, mein Freund“.
Schott hatte den Riss wieder entdeckt, der Qualm hatte sich verflüchtigt. Ob sie auch ohne ihn zurecht kamen, seine Familie? Am Geld würde es mit Sicherheit nicht liegen. Aber wer würde dann noch das Papier entsorgen? Sein Zynismus überraschte ihn.
„Gute Entscheidung nicht die Wahrheit zu sagen, hätte ich an deiner Stelle auch nicht gemacht. “
Ein gehässiges Lachen erfüllte den Raum. Dem Polizisten schienen die Qualen, die Schott durchlebte, köstlich zu amüsieren. Er zog die Waffe aus dem Halfter. Es bestand kein Zweifel, dass sie geladen war, bereit seinem Leben ein Ende zu setzen.
„Naja, sei’s drum, schöne Tage noch. Genieße deine wiedererlangte Freiheit. Ich schätze, das dürfte nicht allzu schwer sein. Schönes Wetter, blaues Meer. Darum bist du doch hier, oder?“ Er lachte wieder. Fröhlich pfeifend verließ er das Verhörzimmer, ganz so, als wäre nichts gewesen; in seiner Hand umklammerte er die Kassette.

 
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Hallo liebe KG-Community, freu mich wieder hier zu sein!
Meine letzte Aktivität hier im Forum liegt etwa 20 Monate zurück, seither hatte ich weder Zeit noch die Ideen, um weitere Geschichten zu schreiben Als ich gestern aber die Geschichte geschrieben habe war mir sofort klar wohin ich sie posten werde, nämlich genau hierher ;).
Nun zur Geschichte selbst: Ich sag mal nicht viel dazu. Sie gehört eher zur Kategorie Krimi als Spannung. Ich bin mal gespannt, ob ihr das Ende so versteht wie ich es mir vorstelle.

Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe sie gefällt euch
Mister Moritz

Edit: Ich seh grad, dass im Titel ein Tippfehler steckt, wie peinlich :O. Soll natürlich "Das Geständnis" heißen
Edit2: Danke sehr fürs Titel aubessern

 

Na dann willkommen zurück Mister :)


Der Raum war klein, dachte er bei sich.

Der erste Satz einer Geschichte ist sehr wichtig und dieser hier ist enorm unbeeindrucken.


Ein muffiger Geruch hing in der Luft, vergleichbar mit dem eines Antiquitätenladens.

Genauerweise müsste es glaube ich „mit dem in einem Antiquitätenladen“ heissen da ja nicht der Laden riecht. Aber das klingt nicht besonders deshalb vielleicht lieber sowas wie: „vergleichbar mit dem antiquarischer Bücher“.

Jeder Satz, jedes Wort wurde aufgezeichnet. Das wusste er.

Muss nicht gesagt werden, ist klar.


„Sie werden des sexuellen Missbrauchs verdächtigt. Das Opfer dieses Sexualverbrechens ist einer meiner Kollegen, wie Sie wissen. Was haben Sie dazu zu sagen?“

Er hat nen Polizisten vergewaltigt? Das is ja mal was neues.

Wirklich nette Kinder, er war sehr stolz auf sie.

Zu unemotional, wenn er in einer schwierigen Situation an seine Kinder denkt wird er nicht „nett“ denken, zumindest fänd ich das erschreckend.

Sie hatten ihm vor der Abreise ein Bild geschenkt. ‚Wir lieben dich Papa’, hatte darauf gestanden. Er hatte sich höflich bedankt, die Kinder umarmt und das Bild in dei nächste Mülltonne gworfen.

Wie klischeehaft, aber seine Reaktion ist eher neu.


Jetzt, als es zu spät.

„war“


Jeder Psychologe hätte ihm das Erklären können.

klein


Deine schauspielerische Leistung können sich sehen lassen.

„kann“ oder „schauspielerischen Leistungen“


Das Ende verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Und auch der Rückblick bei dem er selbst vergewaltigt wird bleibt mir etwas rätselhaft. Wieso freut sich der Polizist so und warum sagt er er hätte auch nicht die Wahrheit gesagt nachdem er gerade gestanden hat und dann das mit der Waffe und ein paar letzten Wochen Freiheit... ich steh grad total aufm Schlauch und seh da keinen Zusammenhang.
Ansonsten halt die klassische klaustrophobische Verhörsituation (leider auch mit ihren Klischees) wobei du die Gedanken des Prots recht gut schilderst. Da ich jetzt aber das Ende nicht verstaden habe und daher nicht sagen kann ob da nun eine Wendung oder sonst eine Auflösung zu finden ist bleibt es für mich eine Situations- und Gefühlsbeschreibung ohne wirklichen Plot, aber ich glaub fast das liegt an mir, klär mich doch bitte über das Ende auf.

Schöne Grüße
Skalde

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Skalde!

Na dann willkommen zurück Mister.
Danke sehr :)

Also:
Erstmal danke für deine Tipps bezüglich Rechtschreibung und Formulierung. Ich bin mit fast allem einverstanden und werde es gleich ausbessern.:thumbsup:

Jeder Satz, jedes Wort wurde aufgezeichnet. Das wusste er.
Muss nicht gesagt werden, ist klar.
Das werde ich so lassen, denn obwohl es klar ist, ist dieser Aspekt entscheidend für den weiteren Verlauf, für das Handeln Schotts.

Das Ende verstehe ich ehrlich gesagt nicht.
Das finde ich natürlich sehr schade. Es zeigt mir, dass ich eventuell einen Tick zu viel voraussetze und etwas zu wenig Hinweise aufs Ende gebe. Sofort klar werden sollte es zwar auch nicht, aber mein Ziel ist keinesfalls, dass niemand die Pointe versteht


ich glaub fast das liegt an mir
Mir wärs ehrlich gesagt lieber (;) ), aber ich fürchte dem ist nicht so :(
Sollte auch keiner der eventuellen weiteren Leser die Auflösung verstehen, muss ich wohl oder übel noch einige Tipps hinzufügen ;).

klär mich doch bitte über das Ende auf
Wenn du willst schicke ich dir eine PN. Ich will nämlich die Lösung nicht jetzt schon an die große Glocke hängen :D


LG Mister Moritz

 

Hallo Mister!

Zunächst einige Anmerkungen zum Text:

Sogar eine Uhr suchte man vergeblich
"man" passt nicht, da du aus der Sicht des Herrn Schott erzählst.
+++
Kassettenrekorder, der leise vor sich hin surrte. Er schluckte heftig. Jeder Satz, jedes Wort wurde aufgezeichnet. Das wusste er.
Da könnte man fast glauben, der Rekorder verschluckt sich. Würde zumindest "er" durch "Schott" ersetzen, oder das Ganze umformulieren.
+++
ein Stoppelbart wucherte im Gesicht.
Selbstverständlich.
+++
Offensichtlich hatte er es nicht der Mühe wert gefunden sich dienstlich zu kleiden. Der oberste Hemdknopf war offen, sodass lange Brusthaare zum Vorschein kamen.
Du bringst hier zuerst die Schlussfolgerung, dann die Gründe dazu. Würd das FETTE hinter der Beschreibung des Polizisten anfügen, oder gar streichen, da es durch die Beschreibung dem Leser sowieso offensichtlich erscheint.
+++
„Ich nehme an, Sie wissen, warum Sie hier sind, Mr. Schott“,
Herr
+++
Er hatte einen Punkt im Raum fixiert,
Schott.
+++
Doch er saß hier fest. Es war zwecklos.Er hielt inne und lauschte in die Stille, eine Stille die schrie. Das monotone Surren des Kassetenrekorders fraß sich in sein Ohr, brannte sich in sein Gedächtnis.
Er hielt inne? Womit? Mit festsitzen doch bestimmt nicht. Ich würd "Doch er saß hier fest. Es war zwecklos." streichen. Das er da momentan nicht rauskommt, ist eh klar.
"Eine Stille die schrie." Das ist fürchterlich, zumal ja nur ein monotones surren die Stille durchbricht.
+++
Er ist schwer depressiv, er hat sogar versucht sich umzubringen, ist Ihnen das bewusst. Sie sind schuld daran Ich will, dass es Ihnen bewusst ist.
... versucht sich umzubringen! Ist ihnen das bewusst?
Sie sind schuld daran und ich will, dass...
+++
kleinen Zelle, in die man sie stecken wird!“, die letzten Worte schrie er, seine Augen funkelten ihn an.
wird!" Die letzten... = ist kein Redebegleitsatz, sondern eine Beobachtung.
Augenfunkeln ist fürchterlich, zumal Augen nicht aus eigener Kraft leuchten, sondern lediglich Licht reflektieren. Und da es in dem Raum nur fahles Licht gibt... Vielleicht signalisiert er ja seine Einstellung auf andere Weise mit den Augen. Oder schlägt mit der Faust auf den Tisch, usw.
+++
Es war ein Rettungsreifen aus dem bitterkalten Nichts, das ihn umgab und das an seiner Seele nagte.
"in"
+++
Der Riss verschwand hinter Rauchschwaden. Ob er das „Rauchen Verboten“ Schild nicht sah?
Solch ein Gedanke ist in dieser Situation selbst für einen eingefleischten Nichtraucher unwahrscheinlich. Außerdem würd ich den Satz vor "der Riss verschwand..." bringen. Dann käme man nicht auf den ulkigen Gedanken, ob der Riss das Schild nicht sieht, sondern hat einen klaren Bezug zum paffenden Polizisten.
+++
Das Gesicht vergrub er hinter seinen Händen.
verbarg. Vergraben hat er es dort bestimmt nicht. Oder: ... vergrub er in seinen Händen.
+++
Klack. Der Kassettenrekorder wurde ausgeschaltet. Stille erfüllte den Raum, als er die Augen hob.
Nein, die Stille erfüllte den Raum, nachdem der Rekorder ausgeschaltet wurde.
+++
Diesmal würde er sie vielleicht nie wieder sehen. Ob sie das ahnten?
Warum sollten sie? Wie kommt er darauf? Würd ich streichen oder näher Erleutern.
+++
Dem Polizisten schienen die Qualen, die Schott durchlebte, köstlich zu amüsieren. Er zog die Waffe aus dem Halfter. Es bestand kein Zweifel, dass sie sowohl geladen als auch entsichert war, bereit seinem Leben ein Ende zu setzen.
Ne, ganz sicher nicht! Der Polizist mag ein linkes Schwein sein, aber er ist bestimmt nicht lebensmüde.
„Naja, sei’s drum, schöne Tage noch. Genieße deine letzte Woche als freier Mann.
Wieso "Woche? Weiß der Polizist nicht, dass Schotts Urlaub längst vorbei ist? Wenn nicht, würd ich Genieße noch ein paar Tage hier als freier Mann schreiben, Woche wäre dann zu präzise.
+++
Zum Geschehen:
Schott sitzt im Verhörraum, weil er der Vergewaltigung beschuldigt wird. Soweit klar. Durch die Rückblende erfahre ich, dass er in Wahrheit das Opfer ist, das von einem Polizisten vergewaltigt wurde. Offensichtlich soll diese Tatsache durch ein erzwungenes falsches Geständnis vertuscht werden.
Nachdem Schott die Tat (die er nicht begangen hat) gesteht, kommt er frei. Der Polizist droht noch ein wenig mit seiner Waffe, zeigt so, das er zu allem entschlossen ist, falls Schott widerrufen sollte, und behält obendrein die Kassette mit dem (gelogenen) Geständnis als Sicherheit.
Damit ist der Freund und Kollege des Polizisten aus dem Schneider.
Soweit, so gut. Die Idee gefällt mir außerordentlich! Aus meiner Sicht mal etwas Neues!
Bleibt nur die Frage, wieso sitzt Schott im Februar im Verhörraum, wo die Tat bereits im Dezember stattfand? War er so lange in U-Haft und durfte nicht nach Hause telefonieren? Das ist unwahrscheinlich; auch in Spanien. Selbst wenn seine Familie längeres fortbleiben seinerseits gewohnt war, ist dieser Zeitraum einfach zu groß. Seine Frau würde längst eine Vermisstenanzeige aufgegeben haben. Den Zeitraum würd ich kürzen und/oder das Szenario nach Mexiko oder Chile oder Brasilien verlegen.

Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Tag Asterix!

Wow, danke für deine überaus konstruktive Kritik :thumbsup:!

Zu aller erst: Du hast den Inhalt wirklich genau so verstanden, wie ich es mir vorgestellt/gewünscht habe. Darüber bin ich sehr erleichtert, denn das zeigt mir, dass die Wendung auch so verständlich ist. Hätte es persönlich schade gefunden noch weitere Hinweise einbauen zu müssen.

Die Idee gefällt mir außerordentlich! Aus meiner Sicht mal etwas Neues!
Das freut mich natürlich besonders! :)

Was deine Anmerkungen betrifft... Naja, da sieht man einmal wie viele Fehler sich in zwei Seiten einschleichen können...:hmm:
Ich werde fast alles ausbessern.

Nur

Zitat:
ein Stoppelbart wucherte im Gesicht.
Selbstverständlich.
Das im Gesicht kann ich aber schlecht auslassen. Wäre ein komischer Satz dann, wenn du mich fragst.


„Ich nehme an, Sie wissen, warum Sie hier sind, Mr. Schott“,
Da der Polizist ja Spanier ist (oder besser Mexikaner? ;)) und kein Deutscher, würde ich die unkorrekte Anrede durchgehen lassen. Ich habe sie bewusst so gewählt. Auch dass Schott ihn mit Officer anspricht, kommt daher.


und lauschte in die Stille, eine Stille die schrie.
Ist eher bildlich gemeint. Damit will ich ausdrücken, dass ihm die Stille unangenehm ist. Durch die Stille melden sich nämlich Stimmen im Kopf und
die schreien.
Naja, der Ausdruck gefällt mir halt... :shy:


Ob er das „Rauchen Verboten“ Schild nicht sah?
Solch ein Gedanke ist in dieser Situation selbst für einen eingefleischten Nichtraucher unwahrscheinlich.
dazu passt
Auch dieses analytische Denken, dem er gerade verfiel, eigentlich unpassend für diese Situation, war wohl bezeichnend dafür.


Der Rest wird gleich ausgebessert :)

Achja

Den Zeitraum würd ich kürzen und/oder das Szenario nach Mexiko oder Chile oder Brasilien verlegen.
Wenn ich es mir recht überlege, hatte ich die ganze Zeit Mexiko vor Augen :)
Passt einfach besser zu korrupter Polizei (ohne jetzt rassistisch sein zu wollen)

Schönen Abend noch
Mister Moritz

 

Tach nochma,


Also der Prot wurde eigentlich vom Polizisten vergewaltigt und nun wird der Vergewaltigte gezwungen selbst eine Vergewaltigung an EBEN JENEN Vergewaltiger zu gestehen?
Auch wenn das die Reaktion des Polizisten am Ende erklärt find ichs innerhalb des Textes nicht wirklich nachvollziehbar. Aus verschiedenen Gründen:
Der zeitliche Abstand von MONATEN ist sehr seltsam. Dadurch konnte ich diesen Rückblick nämlich nur so verstehen, das er tatsächlich von jemand komplett anderem (Fremden) vergewaltigt wurde und das eventuell ein latenter Grund für seinen tatsächlichen "Austicker" einer seinerseitigen Vergewaltigung war (nach dem Prinzip was mir angetan wurde tue ich der Welt an). Dann die ganze Arie seitens des Verhörers, er könnte ihm auch ganz einfach die Knarre an den Kopf halten und ihm sagen was er im Folgenden hören will (und danach den Rekorder anschalten). Denn dabei scheint Niemand zu sein, sonst könnte er am Ende sich die Show nicht erlauben.
Des Weiteren: Es muss eine Anzeige von seiner Seite aus geben, ansonsten würden die sich ja nicht die Mühe machen alles zu vertuschen. Wenn das der Fall ist gibt es für sowas Konsulate wodurch er kaum in die Situation geraten würde in der er hier ist. Warum drehen die Polizisten ausserdem dann alles um 90 grad, das is doch unglaubwürdig zumal sich Vergewaltigungsspuren deutlich nachweisen lassen (und woher sind dann bitte die Zeugen?) da gibts zig mal einfachere Wege den Typen als unglaubwürdig dastehen zu lassen.

Die Idee mag gut sein, aber erstens würde ich die Sache realistischer konstruieren und zweitens plausieblere Hinweise liefern, mehr müssen es nicht umbedingt sein. Das Problem ist nur: Die Geschichte hat ja keine eigentlich Wendung im Plot, der Prot erfährt keine Erkenntiss das er reingelegt wird oder ähnliches; Im Grunde ist allen alles klar, nur der Leser wird durch ungenaue Beschreibung im Dunkeln gehalten und erfährt am Ende erst worum es eigentlich geht (wenn er nämlich wirklich vergewaltigt wurde und nun des selben Verbrechens AN SEINEM Vergewaltiger beschuldigt wird dann müsste ihm doch mal was dazu durch den Kopf gehen - das geht nicht konform mit der Perspektive). Mag ich persöhnlich nicht, dann lass lieber den Leser mit dem Prot zusammen im Dunkeln tappen und am Ende die schockierende Wahrheit erfahren.

Ps: In schreiender Stille sehe ich auch kein Problem, dieses Gefühl wenn man in der bedrohlichen Stille sein eigenes Blut in den Ohren rauschen hört und es immer lauter zu werden schein lässt sich ganz gut mit "schreien" beschreiben find ich.

schöne Grüße
Skalde

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Tag Skalde!

Danke für die erneute Mühe :thumbsup:. Ich verstehe deine Einwände gut.

nun wird der Vergewaltigte gezwungen selbst eine Vergewaltigung an EBEN JENEN Vergewaltiger zu gestehen?
Falsch. Vergewaltigt wird er von Fernando, einem Freund des Polizisten, der ihn verhört.

Der zeitliche Abstand von MONATEN ist sehr seltsam.
Da geb ich dir vollkommen Recht. Ich hätte früher daran denken sollen, dass der zeitliche Abstand gerade hier sehr wichtig ist und zu Verwirrung führen kann. Mein Fehler :hmm:. Wird geändert.

er könnte ihm auch ganz einfach die Knarre an den Kopf halten und ihm sagen was er im Folgenden hören will (und danach den Rekorder anschalten).
Genau das hat er vermutlich. Die Handlung beginnt ja erst, NACHDEM der Kassettenrekorder angeschaltet wurde.
Und die Tatsache, dass er ihm nicht die ganze Zeit die Knarre an den Kopf hielt... Nunja, so kaltblütig ist wahrscheinlich nicht einmal er. Außerdem reicht es ja auch so vollkommen aus.

Es muss eine Anzeige von seiner Seite aus geben, ansonsten würden die sich ja nicht die Mühe machen alles zu vertuschen.
Nein. Die Anzeige kam von den drei Augenzeugen. Schott selbst war wohl zu verängstigt.Als Fernando davon erfuhr, musste er sich einen Plan ausdenken, den Verdacht von sich abzulenken. Eine Ermittlung würde nämlich stattfinden, auch gegen ihn. Ehrliche Polizisten gibt's auch in Mexiko.
In der Hoffnung, dass keine der Augenzeugen erkannt hat wer wen vergewaltigt, fanden er und der Polizist eben diese Lösung. Die Ermittler lassen sich mit Hilfe der Kassette überzeugen.
Die Vergewaltigungsspuren würden sich in der Tat nachweisen lassen. Dafür müsste allerdings unser Herr Schott die Initiative ergreifen und der ist stark genug eingeschüchtert. Auf Polizeischutz würde ich mich an seiner Stelle auch nicht mehr verlassen ;). Auch später, sollte es zu einer Gerichtsverhandlung kommen, reicht das aufgezeichnete Geständnis doch aus, sofern Schott nicht mit der Wahrheit herausrückt (was eben unwahrscheinlich ist)

da gibts zig mal einfachere Wege den Typen als unglaubwürdig dastehen zu lassen.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Es könnte ja sein, dass die Augenzeugen beide identifizieren können. Das heißt also: Einer von beiden muss es sein.

Im Grunde ist allen alles klar, nur der Leser wird durch ungenaue Beschreibung im Dunkeln gehalten und erfährt am Ende erst worum es eigentlich geht.
Das bringt es auf den Punkt, ja. :)


wenn er nämlich wirklich vergewaltigt wurde und nun des selben Verbrechens AN SEINEM Vergewaltiger beschuldigt wird dann müsste ihm doch mal was dazu durch den Kopf gehen - das geht nicht konform mit der Perspektive
In der Tat seltsam. Wichtig dabei ist, dass er ja nicht seinem Vergewaltiger gegenübersitzt.
Der Rest lässt sich wieder durch
Zeit, auf seine Gefühle zu achten. Er stellte fest, dass er keine hatte. Er fühlte im Moment nichts, absolut nichts. Das war wohl ein Schutzmechanismus. Um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, eine Art Schockzustand also. Jeder Psychologe hätte ihm das erklären können. Eigentlich faszinierend, wie man auf solche Extremsituationen reagiert.
erklären.
Natürlich sinniert er über seine Familie, es kommen Erinnerungen hoch. Aber in der Situation einen Hass auf den Polizisten zu verspüren, wäre hinderlich für seine Rolle, also lebensgefährlich. Da setzt eben dieser Überlebensinstinkt ein. Ich weiß, ist ein bisschen billig alles auf das zu reduzieren. :shy:
Ansonsten geht es aber leider nicht, der Leser sollte auf keinen Fall zu früh die Wahrheit erfahren.

Mag ich persöhnlich nicht, dann lass lieber den Leser mit dem Prot zusammen im Dunkeln tappen und am Ende die schockierende Wahrheit erfahren.
Schade, wenn's dir so nicht gefällt :(. Aber deinen Tip kann ich unmöglich umsetzen. Dass auch Schott erst im Nachhinein erfährt, dass er es war, der vergewaltigt wurde, ist absurd :).

Die Idee mag gut sein, aber erstens würde ich die Sache realistischer konstruieren und zweitens plausieblere Hinweise liefern,
Ich hoffe ich konnte dir einige Punkte plausibel erklären.
Es gibt tatsächlich immer noch einige Punkte, die mehr Realismus vertragen könnten, bzw. besser erklärt werden müssten.
Wenn ich die aber ändere, gibt es keine Pointe mehr. Da ist mir mangelnder Realismus ehrlich lieber. Und was die Hinweise betrifft: Ich lass es mir nochmal durch den Kopf gehen:)

Mahlzeit
Mister Moritz

 

Hallo Mister!

Es sind noch ein paar Fehlerchen im Text. Solche wie die hier: "in dei nächste Mülltonne gworfen." solltest du eigentlich selbst finden.

"Der Raum war klein, dachte er bei sich." => Dachte der Raum von sich, dass er selbst klein ist? Wenn nicht, dann schreibe bitte den Namen des entsprechenden Protagonisten statt "er", das ist logischer und liest sich viel schöner. Es gibt mehrere schwammige Stellen im Text, da solltest du drübersehen.

Okay, ich werde mich dann dem Inhalt widmen:

Da sitzt also ein schwabbeliger "Westler" in irgendeinem südlichen Land bei der Polizei (Falsch, ich korrigiere: in New Mexiko - das ist ein Bundesstaat der USA!) und wird eines Verbrechens beschuldigt, das er ganz offensichtlich nicht begangen hat (ein Polizist, der sich von so einem Weichei vergewaltigen lässt - und der es dann auch noch der Welt verkündet, es nicht verschämt verheimlicht? No way!), der Autor schmückt die Situation mit Bildsprache ("Es war ein Rettungsreifen in dem bitterkalten Nichts, das ihn umgab und das an seiner Seele nagte."), gegen die ich, ganz persönlich, eher eine Abneigung habe, und dann gesteht der Typ potzblitz eine Vergewaltigung, die er nicht begangen hat, schlimmer noch, er ist selbst das Opfer. Warum, zum Teufel, tut er das? Dazu müssten schon ein paar Hinweise in den Text, sonst kommt das völlig unglaubwürdig.
Und dann lässt der Polizist ihn laufen und ich frage mich: Was sollte die ganze Chose überhaupt? Ich bin da echt überfragt.
=> Das Ende macht für mich absolut keinen Sinn, denn: Wenn das Ganze da offiziell in einem Revier stattfindet, müsste der Polizist (der ja selbst der Vergewaltiger ist) Anzeige erstattet haben. Macht keinen Sinn, denn so wird Aufmerksamkeit auf ein Verbrechen geworfen, von dem sonst vermutlich nie jemand etwas erfahren hätte (Schott selbst hat ja offensichtlich keine Anzeige erstattet - wer der Täter und wer das Opfer ist, lässt sich in so einem Fall ja durch eine medizinische Begutachtung eindeutig aufdecken.)
Und der Polizist, der vergewaltigte, hätte wohl kaum jemals mehr einen ruhigen Tag. Was meinst du, wie ihn seinen hartgesottenen Kollegen durch den Kakao ziehen würden? Der Typ würde zur Witzfigur.
Ohnehin: Dass ein Polizist einen anderen deckt, der ein Verbrechen begangen hat, klar, das ist glaubwürdig. Aber dass ein Polizist in einer Machogesellschaft einen anderen, schwulen Polizisten deckt - nee, eher nicht. Homophobie ist weit, weit verbreitet, traurigerweise. Das kann man in so einem Text nicht einfach außer Acht lassen. Wenn der Kollege ihn deckt, müsste er schon einen speziellen Grund haben (der natürlich auch irgendwo im Text zu finden sein müsste).

Sorry, ich kann damit nichts anfangen, ich finde den Text unglaubwürdig.

Grüße
Chris

 

Hallo Mister :)

Mir hat deine Geschichte gut gefallen :) Ich mag Geschichten, die Mitten im Geschehen anfangen und man nach und nach immer mehr erfährt und weiß worum es geht :)
Das Ende habe ich zwar erst auch nicht so richtig verstanden, aber mit der kleinen Erklärung war es dann ganz schlüssig :) Mir gefiel es, wie Schott sich an kleinen Dingen festgehalten hat, z. B. an diesem Riss in der Wand, dass er ihn schön fand, weil er unscheinbar war, was er wahrscheinlich in diesem Moment auch sein wollte.

 

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