Was ist neu

Das Glas Wasser

Mitglied
Beitritt
27.10.2005
Beiträge
15
Zuletzt bearbeitet:

Das Glas Wasser

Ich sitze im dunklen Wohnzimmer, eingepackt in einer Decke und dem dicksten Daunenanorak, den ich finden konnte und friere. Mein Hals fühlt sich an wie ein Minenfeld, über das gerade eine Kuhherde getrieben wurde, wenn man sich Mandelentzündung so verstellen mag – oder, so wie ich, sie sich vorstellen muss. Geschluckt habe ich seit einer Stunde nicht mehr, ich will nämlich nicht den Verstand verlieren oder sterben. Das sei aber schlecht für die Nieren, sagt meine Krankenschwestermutter. Und so sitze ich jetzt da, im dunklen Wohnzimmer, und halte in der Hand die Ausgeburt der Hölle, die Zehnerpotenz des Satans, das Ende der Welt in Schmerzen gerechnet: ein Glas Wasser. Rein und klar, unschuldig-kohlensäurefrei, ruhig – es lauert, wartet. Und ich glaube sein hämisches Grinsen zu sehen, arrogante Siegeszuversicht lacht mir entgegen. Denn es hat einen Verbündeten, herausgetreten aus der Abwehrkette meines Ichs: mein Gewissen. Das Wasser weiß nun, wo es den Hebel ansetzen muss: genau an dieser Lücke, und es stemmt wie wild. Herr, steh mir bei, warum muss ich mir den Himmel so hart verdienen!?

Ruhig steht es da, mit nichts als der bloßen Existenz beschäftigt. Schlicht, aber doch so wunderbar und wichtig! Ich werde es mit Dankbarkeit trinken.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Vincent,

und herzlich willkommen hier.
Fast hat man das Gefühl, du gehörst zu den glücklichen Menschen, die noch nie eine Halsentzündung hatten. Anders mag man sich diese Fantasie ob derselben nicht erklären. Denn trotz Schluckbeschwerden giert der Körper doch dann geradezu danach, etwas Kühles zur Linderung zu bekommen. Schon deshalb wurden Patienten früher in Krankenhäusern nach der Entnahme der Mandeln mit Eis versorgt (ob das heute immer noch so ist, müsste ich recherchieren).
Manche Fakten sind einfach falsch:

Geschluckt habe ich seit einer Stunde nicht mehr
Das Schlucken ist ein Reflex, der lässt sich auch mit noch so viel Willen nicht unterdrücken. Jeder Gang zum Zahnarzt macht einem das sehr deutlich.
Dann kommt hinzu, dass ich das Bild als unstimmig empfinde. Du anscheinend selber auch:
wenn man sich Mandelentzündung so verstellen mag
Nein, so mag ich mir eine Mandelentzündung nicht vorstellen, denn das Minenfeld (die Miene ist das, was man gut zum bösen Spiel macht) verursacht sich selbst keine Schmerzen, nicht mal wenn die Horde Kühe darübertrampelt. Ein passenderes Bild wäre der schon zerstörte Acker, die Wunde in der Natur, über die die Herde läuft.
Eine Formulierung ist völlig daneben:
oder so wie ich sie sich vorstellen muss.
häh? wenn es die Vorstellung eines icherzählenden Prot ist, muss er natürlich auch in dieser Person bleiben: oder so wie ich sie mir vorstellen muss.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo!

Oh ja, das Letztere war oder ist ein Gramatikfehler, danke für den Tipp!

Aber das mit dem Nichtschlucken stimmt: der Reflex war zwar da, aber ich habe nichts hinuntergeschluckt. Ist missverständlich von mir ausgedrückt.

Danke für die Kritik!

 

Nein, stopp, ist doch kein Fehler, so wie ich das sehe, denn das "sich" bezieht sich auf das "man": "...man sich vorstellen muss..."

Lasse mich aber gerne eines besseren belehren! :)

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom