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Copywrite Das Häuschen im Grünen

Seniors
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07.05.2004
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Das Häuschen im Grünen

Die Schatten in der Küche werden länger, der Aschenbecher vor mir quillt über. Ich warte. Wie man wartet, musste ich in den letzten Jahren lernen.
Sie ist nicht Kurts erste. Auch nicht die zweite oder dritte.
Es gab einmal eine Frau, die er auf der Toilette im Rhein Energie Stadion gevögelt hat. Dass muss man sich mal vorstellen. Hannes kann einfach nie seine Klappe halten. Zwei, drei Bierchen und er würde seine eigene Mutter verkaufen.
Als es anfing, hat es mich verletzt. Danach war ich Jahre lang wütend. Wie ich mich jetzt fühle, weiß ich selbst nicht genau.

Diesmal ist es anders. Er erfindet sich gerade neu: Anderer Haarschnitt, neue Jeans, grellbunte Shirts, ein anderes Aftershave. Fehlt bloß noch ein Cape, das er sich verkehrt herum auf den Kopf setzt. Er würde lächerlich wirken, wenn da nicht der Rest wäre: Diese Energie, die plötzlich in allem liegt, was er tut. Der federnde Schritt, mit dem er jeden Morgen das Haus verlässt. Die Mühelosigkeit, mit der alles erledigt: Abwasch, Rasen mähen, die Post sichten. Wenn er mit dem Auto fährt, dreht er die Musik auf Anschlag. Er ist wie ein Schwarzweißfernseher, der plötzlich auch bunt kann.

Ich knipse das Licht an und hole mir eine Flasche Schwarzriesling aus dem Kühlschrank. Das Glas ist blank poliert. Wo ist der Korkenzieher? Fluchend reise ich eine Schublade nach der anderen auf. Endlich! Da liegt er – fast verborgen zwischen Nudelzange und Parmesanreibe.

Ich traf mich mit Hannes auf ein Bierchen. Es war nicht schwer, ihm alles zu entlocken.
„Wir waren auf einer Vernissage. Nigel hieß der Künstlicher. Jung, gut und ziemlich unverbraucht.“
„Und da hat er diese Frau kennengelernt?
Er nickte.
„Wie ging es weiter?“
„Sie haben sich ein paar Mal getroffen und dann wurde wohl etwas Festes daraus.“
Hannes starrte auf den Tisch und wagte nicht mich anzusehen.
„Wie sieht sie aus?“
Hannes nahm einen großen Schluck Bier.
„Die Wahrheit?“, fragte er mich.
„Die Wahrheit.“
„Hübsch. Lange, schwarze Haare. Sehr dünn. Und jung, richtig jung.“
„Weißt du wie sie heißt?“
„Anna.“
Seine Hand lag plötzlich auf meinem Bein. „Kirsten“, sagt er. „Kirsten, das hast du doch gar nicht nötig, oder? Der Kurt, weiß doch gar nicht mehr, was er an dir hat!“
Ich schob seine Hand von meinem Bein. Einen Moment lang sahen wir uns an, ich schüttelte leicht den Kopf und er seufzte.
„Was wirst du jetzt machen?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete ich.

Anna.
Ich habe keine Tränen mehr, die hatte ich schon vor Jahren geweint. Damals, als Kurt zum ersten Mal aus unserem Schlafzimmer ausgezogen war und ich mir sicher war, ohne ihn nicht leben zu können.
Trotzdem wollte ich diese Frau sehen.
Es war nicht schwer, ihre Adresse herauszufinden. So sorgsam Kurt auch darauf achtete, sein Smartphone nicht herumliegen zu lassen, so naiv ging er mit seinem Navi um.
Vor drei Tagen machte ich mich schon früh auf den Weg nach Köln. Ich setzte mich auf eine Bank und wartete. Etwa eine Stunde später kam eine junge Frau aus dem Haus und ich wusste sofort, dass sie es war. Ich hatte sie nur sehen wollen, aber als sie dann plötzlich so dicht an mir vorbeilief, musste ich sie sprechen.

„Entschuldigung“, sprach ich sie an.
Sie zuckte zusammen und drehte sich um. Ihre Augen hatten die Farbe von flüssigem Honig.
„Ja bitte?“, fragte sie.
„Ich bin Kurts Frau.“
„Oh Shit.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück.
„Was willst du?“, fragte sie schließlich.
„Nur reden.“
„Ich weiß nicht“, murmelte sie, sah die Straße hinauf und trat von einem Bein auf das andere.
„Bitte“, bat ich. „Das bist du mir schuldig.“
„Ich weiß nicht, ob ich dir etwas schuldig bin.“
Sie sah mich herausfordernd an und ich hatte große Lust, ihr mit meinen Fingernägeln das Gesicht zu verkratzen.
„Aber okay, lass uns reden. Ich kann das verstehen“, sagte sie schließlich.
Ich deutete auf das Café auf der anderen Straßenseite: „Kaffee?“
Sie strich sich die Haare zurück.
„Warum nicht?“

Ich konnte nicht aufhören sie anzustarren. Sie war so hübsch. Was konnte ein Mädchen wie sie an einem Mann finden, der sicherlich mehr als 25 Jahre älter war. Was wollte sie von Kurt?
Beinahe konnte ich uns nebeneinander sehen. Ihre Haar schwarz, meines blond. Sie sehr schlank, beinahe dünn und ich mit weiblichen Rundungen. Ihre Nase gefiel mir nicht, viel zu groß für ihr Gesicht.
Wir bestellten unseren Kaffee. Sie musterte mich verstohlen.
Was sah sie wohl? Eine verbrauchte Mittvierzigerin mit zu breiten Hüften?
„Liebst du ihn?“, fragte ich sie schließlich.
Sie drehte die Tasse in ihren Händen.
„Ich bin jetzt einfach ehrlich, okay?“
„Ich bitte darum.“
„Er hat mich total geflasht. Es war einfach der richtige Moment, verstehst du? Ich habe ihn gebraucht und er mich. Das konnte nicht anders kommen.“
Meine Hände zitterten und ich hielt mich an meiner Tasse fest.
„Wenn mit euch alles okay wäre, hätte er sich doch nie auf mich eingelassen“, sagte sie. „Das muss dir doch klar sein?“
Ihr Blick war trotzig, sie reckte das Kinn vor.
„Zwischen euch ist es doch schon lange aus.“
Ich hasste mich dafür. Wirklich. Aber ich konnte nicht verhindern, dass meine Augen feucht wurden.
Sie nestelte an ihrer Halskette herum, wirkte zum ersten Mal schuldbewusst.
Hastig stürzte sie ihren Kaffee herunter: „Ich muss los, sonst komme ich zu spät zur Uni.“
Uni. Klar.
Sie bezahlte meinen Kaffee mit und ich hatte den verrückten Gedanken, dass sie damit eine Schuld begleichen wollte. Sie stand auf und strich sich das schwarze Kleid glatt.
„Echt ne scheiß Situation. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
Sie zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging davon. Kurz vor der Tür hielt sie nochmal inne und kam zurück.
„Ich sag das jetzt nicht, weil ich ihn will. Echt nicht. Das hier sage ich nur zu dir – von Frau zu Frau. Hör mal ganz tief in dich rein, da sind alle Antworten, die du brauchst! Du hast doch auch nochmal was ganz anderes verdient, oder?“
Dann ging sie. Ich sah sie durch das große Fenster. Sie rieb sich die Schläfen und kramte in ihrer Tasche herum. Und noch während sie da stand, entspannte sie sich wieder, lächelte einen Passanten an und ging davon.

Ich nehme einen tiefen Zug von meiner Zigarette.
Sie ist so jung. Wenn Kurt sie langweilt, wird sie sich in einen anderen verlieben. Wenn sie die Stadt satt hat, wird sie woanders hingehen. Sie lebt ihr Leben ohne Kompromisse. Irgendwann, und es erscheint mir verdammt lang her, war ich auch einmal so.


Ich war 22 und hatte mich gerade von meinem Ex getrennt, weil ich nach etwas Wahrhaftigem suchte. Und da traf ich ihn auf einer Party. Die Musik war schlecht, die Leute langweilig und ich stand draußen auf dem Balkon, um eine zu rauchen. Da traf ich ihn.
„Hast du auch manchmal das Gefühl, du musst ganz weit weg?“, fragte er mich.
Ich glaube, ich habe mich schon bei diesen Worten in ihn verknallt.
Wir kannten uns noch nicht einmal 24 Stunden, als er mich in seinem alten Ford nach Paris entführte. Es war heiß. Klimaanlage gab es nicht. Meine Beine lagen auf dem Armaturenbrett. Er sah mich ständig an und seine Augen leuchteten.

Ein paar Jahre lang machten wir einfach, worauf wir Lust hatten. Wir fuhren auf Festivals oder blieben Tage lang im Bett. Wir mieteten eine winzige Wohnung in der Innenstadt, weil uns die Dachterrasse so gut gefiel. Wir wechselten unsere Jobs und trampten ein halbes Jahr lang durch die USA. Wir hatten Sex. Viel Sex. Ich dachte, dass das niemals aufhört. Dass ich niemals aufhören würde, ihn zu begehren.

Aber man ist nicht ewig Anfang 20. Irgendwann passiert das Leben. Wir wollten etwas Festes, träumten vom eigenen Häuschen im Grünen und Kindern.
Selbst die Suche nach einem neuen Heim war für uns ein Abenteuer. Dieses Haus erschien uns perfekt. Vor uns nur Wiesen und Wälder. Großer Garten. Fünf Zimmer.
„Zwei für die Kinder“, hatte Kurt gesagt.
Dass die monatlichen Raten viel zu hoch waren, merkten wir schon ein paar Monate später. Wir mussten oft leere Nudeln essen. Ich arbeitete viel, er noch mehr.
Und die Kinder blieben auch aus. Bald diktierte uns mein Ovulationskalender die Leidenschaft. Später kam das Kinderwunschzentrum. Viele Tests. Alles in Ordnung, bloß mit uns Gemeinsam schien irgendwas nicht zu stimmen. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich mich nicht so auf dieses Kind versteift hätte. Drei Mal In-Vitro-Fertilisation, drei Fehlgeburten. Wir waren am Ende. Auch finanziell.

Irgendwann akzeptierte ich, dass es für uns nie ein Kind geben würde. Ich orientierte mich neu – auf meine Karriere, auf das Haus. Ich renovierte, strich die Zimmer jährlich neu und pflegte den Garten. Alles war gut, solange ich nur beschäftigt war.

Wie es um uns stand, habe ich erst viel zu spät begriffen. Zu dieser Zeit hatten wir schon längst keine Worte mehr. Wir lebten hier wie in einer WG. Und dann zog er letzten Sommer plötzlich aus. Wollte Abstand. Er hauste mehrere Wochen in einem Wohnwagen. Irgendwann kam er wieder zurück, wir schliefen miteinander und ich dachte, es könnte alles wieder gut werden. Kurz darauf traf er Anna.

Der Schwarzriesling steigt mir langsam zu Kopf.
Es muss heute passieren. Sonst schaffe ich es nie mehr.
Oder soll ich es einfach laufen lassen? Mir geht es nicht schlecht. Das Haus ist schön und – endlich – abbezahlt. Die Nachbarn sind freundlich. Wir haben beide so etwas wie beruflichen Erfolg.
Wer kann erwarten, dass Leidenschaft ewig anhält? Und abgesehen von seinen Affären, kann ich mich auf ihn verlassen. Es gibt da immer noch diese Ebene, auf der wir funktionieren. So wie letzten Winter, als sein Vater starb und ich ihn die ganze Nacht im Arm hielt. Er hat geheult wie ein Baby.
Aber dann denke ich wieder an Anna. An ihre Worte. Das kann doch nicht alles sein, was ich mir vom Rest meines Lebens erwarte?

Ich höre einen Motor. Das ist er. Er bleibt noch einen Moment lang im Auto sitzen. Wahrscheinlich wundert er sich, dass ich noch wach bin.
Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, ehe er in die Küche kommt. Obwohl das Licht ihn gewarnt haben muss, zuckt er zusammen, als er mich sieht.
„Wie war das Spiel?“, frage ich.
„Was?“
„Wie hat der FC gespielt?“
„Unentschieden.“
Er geht zur Spüle, dreht den Wasserhahn auf und hält die Hände darunter.
„Ist das Blut?“
Er nickt.
„Bist du nicht ein bisschen zu alt dafür?“
„Ich hab' mich nicht geprügelt. Ist von `nem Stück Fallwild. Oben an der Talsperre. Ich habe es von der Straße gezogen, die Ecke da ist ziemlich gefährlich.“
Er nimmt sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzt sich an den Tisch. Er setzt sich einfach zu mir und verzieht keine Miene.
„Modeste“, sage ich. „Modeste und Schaub.“
Ich lächle.
„Zwei Null.“
„Zwei Null“, wiederholt er.
„Du hast das Spiel nicht gesehen.“
Um Zeit zu gewinnen, nehme ich einen Schluck Wein.
„Du warst … es gibt da jemand anderen, so ist's doch, oder nicht?“
Er schweigt.
„Weißt du eigentlich, dass du ein richtiger Feigling bist? Warum sagst du es nicht einfach? Warum sagst du nicht die Wahrheit? Ich meine, du musst es nicht sagen. Ich weiß, dass es so ist. Ich weiß es!“
„Nicht. Ich will nicht streiten.“
„Wir streiten nicht. Wir reden.“
„Ja?“
„Ja.“
„Es gibt jemand anderen …“
„Ich weiß.“
„Okay, dann weißt du es …“
„Nigel“, sage ich. „Auf der Vernissage von diesem Nigel.“
„Was war da? Was soll da gewesen sein?“
„Hannes hat erzählt, dass er dich mitgenommen hat. Und ich dachte noch, du und Kunst?“
„Hannes“, wiederholt er.
Und ich frage mich, ob er das jetzt den ganzen Abend machen will. Plötzlich widert mich alles an.
„Ja. Sie soll ziemlich jung sein.“
„Sie mag weiße Wände.“
„Weiße Wände?“
Wieso erzählt er mir diesen Schwachsinn?
„Ja, die Klarheit.“
„Wir, wir bräuchten auch mal Klarheit, oder? So kann das einfach nicht mehr weitergehen. Hörst du mir überhaupt zu?“
„Ich höre dir zu.“
„Ist alles nicht so einfach, ich …“
„Doch“, fällt er mir ins Wort. „Ist so einfach.“
Er trinkt einen Schluck, stellt seine Flasche auf den Tisch und holt seine Zigaretten aus der Hemdtasche.
„Ich zieh wieder in den Wohnwagen, und dann … dann suchst du dir was, in Ruhe, so was braucht Zeit. Ich glaube, das wäre die beste Lösung, bevor wir zu irgendwelchen Anwälten gehen. Brauchen Abstand von allem. Von uns. Muss nicht schmutzig werden, das willst du nicht, und ich will das auch nicht. Mit dem Haus und alles, das sehen wir dann.“
„Einfach so?“
„Ja.“
„Nach all den Jahren … und das war`s, das ist alles?“
„Manchmal ist das so. Manchmal muss man eine Entscheidung treffen.“
„Ja“, sage ich. „Ja, da hast du Recht.“
Wir sehen uns schweigend an.
„Und du willst wirklich in diesem Wohnwagen leben?“
Ist doch der Wohnwagen von meinem alten Freund Hannes … nein, schon okay, ich mag es, und ist ja auch nicht für ewig.“
„Nein“, sage ich.. „Ist nicht für ewig.“


Es wird schon hell. Ich höre ihn im Wohnzimmer schnarchen. Ich liege da. Nackt. Und dann lächle ich. Wir werden das Haus verkaufen. Und ich werde diesen ganzen Scheiß loswerden. Das gute Geschirr. Die Servierplatten von seiner Großmutter. Diese grottenhässlichen Vorhänge, die nur noch da sind, weil sie irgendwann eine Stange Geld gekostet haben.
Ich werde mir eine kleine Wohnung in der Stadt mieten und, wer weiß, sogar die Wände weiß streichen.

 

Ich habe hier @jimmysalaryman mit seiner Gesichte Weiße Wände kopiert. Jimmy, ich habe unverschämterweise diesen langen Dialog von dir geklaut. Bitte sag es mir, wenn ich das ändern soll. Danke für die Vorlage. Ich hoffe, du kannst mit dem Ergebnis leben. :)

 

Jimmy, ich habe unverschämterweise diesen langen Dialog von dir geklaut.

Nee, ach was. Ist eine super Idee.

„Ja“, sagt sie. „Ja, da hast du Recht.“

Ich glaube nur, hier sollte es: sage ich heißen, oder? Ich hab den Text schon zweimal gelesen, schreibe nachher noch einen Kommentar!

Gruss, Jimmy

 

Diesmal ist es anders. Er erfindet sich gerade neu: Anderer Haarschnitt, neue Jeans, grellbunte Shirts, ein anderes Aftershave. Fehlt bloß noch ein Cape, das er sich verkehrt herum auf den Kopf setzt. Er würde lächerlich wirken, wenn da nicht der Rest wäre: Diese Energie, die plötzlich in allem liegt, was er tut. Der federnde Schritt, mit dem er jeden Morgen das Haus verlässt. Die Mühelosigkeit, mit der alles erledigt: Abwasch, Rasen mähen, die Post sichten. Wenn er mit dem Auto fährt, dreht er die Musik auf Anschlag. Er ist wie ein Schwarzweißfernseher, der plötzlich auch bunt kann.

Sehr interessant, den Text zu lesen. Er ist aus weiblicher Sicht geschrieben, da spielen andere Dinge eine Rolle, und es sagt ja auch aus, was du über den originalen Text denkst, bzw was dieser scheinbar nicht sagt. Ich hatte den Mann ganz anders im Kopf. Eher naturverbunden, bodenständig, kein Mode-Heini, und das eben diese Maskulinität anziehend wirkt auf eine junge Frau.

Seine Hand lag plötzlich auf meinem Bein

Der Twist ist natürlich megafies. Keiner ist unbeleckt. Sein angeblich bester Kumpel schmeisst sich im richtigen Moment an sie ran. Finde ich top. Raymond Carver Niveau.

Wir hatten Sex. Viel Sex. Ich dachte, dass das niemals aufhört. Dass ich niemals aufhören würde, ihn zu begehren.

Auch das ist toll. Ich denke, Frauen sehen das nochmal anders als Männer. Männer reagieren erwartbar, vorhersehbar, und Frauen wissen das, und trotzdem bleiben sie so nüchtern und kühl.

Dass die monatlichen Raten viel zu hoch waren, merkten wir schon ein paar Monate später. Wir mussten oft leere Nudeln essen. Ich arbeitete viel, er noch mehr.
Und die Kinder blieben auch aus. Bald diktierte uns mein Ovulationskalender die Leidenschaft

Das ist so krass zu lesen, weil es im originalen Text eben einfach nicht vorkommt, es wird nicht erwähnt, und du ergänzt diese Leere mit deinem eigenen Input. Ein Kind, das nicht ist, nie wird, der Kinderwunsch, da wäre ich nie drauf gekommen. Das ist fundamental, wenn es so ist, und natürlich auch ein Grund. Frauen suchen nach einem Grund, warum etwas so ist, Männer suchen eher nach einer neune Gefühlsebene, Ratio vs Emotio.

„Ich sag das jetzt nicht, weil ich ihn will. Echt nicht. Das hier sage ich nur zu dir – von Frau zu Frau. Hör mal ganz tief in dich rein, da sind alle Antworten, die du brauchst! Du hast doch auch nochmal was ganz anderes verdient, oder?“

Das ist eine schwierige Passage. Ich glaube, du hättest drauf verzichten können, weil diese Begegnung mit Hannes so nachvollziehbar und subtil war. Das hier, der Dialog, der ist zu eindeutig. Ich weiß, was du sagen willst, aber das steckt in dem Text drin. Wenn sie diese junge Frau nur sieht, nur verfolgt, sie nicht zu diesem Gespräch zwingt, fände ich es stärker, weil es auch mehr Raum für den Leser lässt. Alleine der Vergleich ihrer Körper, das spricht Bände.

Wir hatten Sex. Viel Sex.
Davon, von diesen Rückblicken, da hätte ich gerne mehr gelesen. Das ist stark. Es konterkariert ihn ja auch als Mann, was er jetzt will.

Es gibt da immer noch diese Ebene, auf der wir funktionieren. So wie letzten Winter, als sein Vater starb und ich ihn die ganze Nacht im Arm hielt. Er hat geheult wie ein Baby.

Auch hier. Stark. Lieber in die Szene, mehr zeigen, so etwas will ich fühlen, schmecken können. Damit hättest du auch gut anfangen können.

Und dann lächle ich.

Damit würde ich rausgehen.

Ja, Bella, toll, das zu lesen. Ich muss das sacken lassen, weil es echt seltsam ist, diesen Teil der Geschichte so zu lesen. Sehr anders, sehr intensiv, sehr weiblich. Ich fand das gut zu lesen, interessant deine Sicht zu erfahren, und es bringt mir auch was für den originalen Text.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Bella,

hat mir sehr gefallen deine Geschichte. Eine richtig intensive Erfahrung, wenn man sich danach noch das Original von Jimmy gibt. Wie er selbst schreibt, ist das echt krass, wie du hier das weibliche Pendant zur Hauptfigur machst. Die Art, wie du die Leerstellen füllst, das finde ich echt gut und ergänzt beide Texte zu einem.
Obwohl ich den Rückblick hier schon brauche, ist mir das dann doch eine Spur zu viel tell. Das könnte man vielleicht noch etwas eleganter hinbekommen. Ideen mögen andere stiften :D
Spannend ist allein schon die Titelwahl. Während das Original die Sachlichkeit im Titel hat, bringst du das Romantisch-verklärte ins Spiel. Tolle Gegenüberstellung und ich kann allen nur ans Herz legen, beide Geschichten zu lesen. Mit welcher man anfängt, ist im Prinzip egal.

Kompliment Bella, genau solche Geschichten machen den Reiz des Copywrite aus.

Kleinvieh:

Fluchend reise ich eine Schublade nach der anderen auf. Endlich!
reiße

meinen Fingernägeln das Gesicht zu verkratzen.
verkratzen oder zerkratzen?

Ist doch der Wohnwagen von meinem alten Freund Hannes … nein, schon okay, ich mag es, und ist ja auch nicht für ewig.“
Gänsefüße fehlen. Und nach den ... groß weiter

„Nein“, sage ich.. „Ist nicht für ewig.“
Punkt zu viel

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Sie bezahlte meinen Kaffee mit und ich hatte den verrückten Gedanken, dass sie damit eine Schuld begleichen wollte.

Hoppela, da kann ich ja nahezu den Kommentar zu jimmys weißen Wänden übernehmen – als käme ich heute von Gotland oder doch von der Krim (versteht wieder niemand, auf der Krim wurde neben andern Dialekten bis ins 16. Jh. ein gotischer gesprochen)

schöne Bella -

ich weiß jetzt gar nicht mal, ob wir uns schon mal begegnet sind und wenn doch, kann‘s ja auch nix schaden, noch ein

herzlich willkommen hierorts!

auszurufen,

und weil dem lieben Friedel (mhd. Freund, Geliebter, kein Scherz, schau mal bei Walthers – dem von der Vogelweide - „Under der linden ...“) fragt er wie immr: Was ist Liebe?

Zunächst einmal ein allzu häufig verwendetes und darum in seiner Bedeutung gefährdetes Wort, wo vordem die Höflichkeit ansetzte als ein (sehr) geehrte/r … und mit einem steifen hochachtungsvoll schloss, steht heute das zur Floskel erstarrte liebe/r …, ohne dass ein Hauch davon zu spüren sein muss.

Ist das Liebe, wenn einer in den andern verknallt ist? Da ist die Liebe ein seltsames Spiel, wie ja schon Connie Francis sang und fortfuhr, sie kommt und geht von einem zum andern (oder doch so ungefähr). Den Goten – hab ich schon etwas anders an andern Stellen aufgeführt - wars entscheidende im Wort „Liebe“ (= frijaþwa) die Freiheit (= frijei) als Unabhängigkeit von irgendwelchen Besitzansprüchen (also ohne Häuschen und Garten usw., gefährlich wird's unter den Bedingungen mit dem Kinderwunsch). Auch kannten sie neben dem liufs für lieben und „gern tun“ das Verb frijon und der frijons war der Kuss, frijond/i (es gilt die gleiche Lautung wie heutigentags bei uns) den/die Freund/in heraus. Und weil Wulfila den Goten die Bibel übersetzte, kann nicht verwundern dass auch zwei weitere Elemente der Passage des Korinther-Briefes über das, was Liebe sei, sich der Freiheit/Freundschaft zugesellt, der Glaube: galaubeins, dass sich zum galaubjan erweitert und vertrauen meint. Denn Glaube ist mehr als ein Nichtwissen, man vertraut eben dem andern (und wär‘s ein Gott, der in all seiner Abstraktheit zum Urvertrauen wird, wie die erzwungene Liebe von Kind und Mutter). Das letzte Element wäre die Hoffnung, (lubains an sich, aber hier als) wenz = Erwartung, Hoffnung, aber auch verbal streben, wünschen, lieben, erreichen, gewinnen und siegen.

Im ahd. - das übrigens erstaunlich nahe beim ostgermanistischen Zungenschlag ist, aber sein erstes schriftliches Zeugnis im Vertrag von Verdun der Enkel des großen Karl findet, 843, da spielen Goten keine Rolle mehr, schwingt im Verb gilouben auch noch ein ge-loben, Treue mit und die Hoffnung hatte im ahd. zwei Wörter, die gegensätzlicher nicht sein können und die wir heutigen sofort erkennen: trost und wan (ausgesprochen wie unser nhd. Wahn).

Keine Angst, ich bin kein Pfarrer, nicht mal Seelenklempner …, aber der Verstand sagt mir, wer nicht zu lieben jenseits des animalischen Erbes fähig ist, ist unfähig zur Nächstenliebe, Solidarität, und die wäre heute wichtiger als Besitzansprüche zu stellen und zu wahren. Insofern ist Deine Geschichte nebst ihrem „Vorbild“ ein Abbild der itzo in seine kleinsten Teile zerfallenden Gesellschaft, deren Ideologie eigentlich das Single-Dasein bevorzugt, das gesamtgesellschaftlich zudem das größere Geschäft verspricht, als alle Gruppierungen ab dem Paar … eine einfache statistische Größe „pro Kopf“.

Das Eingangszitat kratzt ein wenig am halbreligiösen Charakter des Konsumismus. Begleichung der Schuld durch Kaffeetrinken (am besten als ein coffee-t(w)o-go.

Flusenlese (kann sich mit weltenläufer überschneiden)

Danach war ich Jahre lang wütend.
und weiter unten
Wir fuhren auf Festivals oder blieben Tage lang im Bett.
„jahre- und tagelang“ je ein Wort

Fluchend rei[ß]e ich eine Schublade nach der anderen auf.

„Weißt du[,] wie sie heißt?“
Der Kurt[...] weiß doch gar nicht mehr, was er an dir hat!“

Ihre Haar schwarz, meines blond.
Da stritten sich wohl „Haar“ und „Haare“, musstu Dich halt entscheiden ..., ein e weg oder eines dazu ...

Sie sehr schlank, beinahe dünn[,] und ich mit weiblichen Rundungen.
Dieses „beinahe“ ist eigentlich eine nachgetragene Ergänzung des Adjektives schlank, halt eine Apposition und die Konjunktion verbindet "schlank und ich mit ..."

Gern gelesen vom

Friedel

Nachtrag - ohne nachtragend zu sein, 21. 6., ca 1/2 4

Inzwischen weiß ich ja wieder, dass wir uns schon begegnet sind - und ich hoffe, dass meine Beiträge zu den letzten "historischen" Titeln nicht der Grund zur Auszeit waren/sind.

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Hallo @jimmysalaryman,

ich bin erleichtert, dass die Sache mit dem Dialog für dich passt (den ich übrigens mega fand, ich will dir auch noch dein Original kommentieren) und dass dir meine Kopie soweit gefällt. Dein Text hat mich auch sofort angesprochen, mein Kopf hat die Lücken praktisch von allein gefüllt.

Ich hatte den Mann ganz anders im Kopf. Eher naturverbunden, bodenständig, kein Mode-Heini, und das eben diese Maskulinität anziehend wirkt auf eine junge Frau.

Nein, nein... das ist absolut so rüber gekommen. Ich dachte nur, dass er sich vielleicht jetzt auch mehr ins Zeug hängt, um die junge Freundin zu beeindrucken. Schon beim Schreiben hatte ich die Ahnung, dass ich vielleicht einen Tacken zu dick aufgetragen habe. Da geh ich nochmal drüber.

Das ist eine schwierige Passage. Ich glaube, du hättest drauf verzichten können, weil diese Begegnung mit Hannes so nachvollziehbar und subtil war.

Interessant, dass du das schreibst. Schon beim ersten Überlegen WOLLTE ich diese Szene unbedingt drin haben, aber dann ist mir das Schreiben echt schwer gefallen und ich habe sie nirgendwo richtig gut rein bekommen. Da hat mir mein Bauchgefühl schon gesagt, dass es das eigentlich nicht braucht. Hätte ich die Geschichte länger sacken lassen, wäre ich wahrscheinlich bereit gewesen, sie rauszuwerfen. Danke für diesen Hinweis.

Damit würde ich rausgehen

Überleg ich mir auch. Du hast echt ziemlich gut den Finger auf alles drauf gelegt, was ich selbst auch etwas "too mutch" empfunden habe.

Ich fand das gut zu lesen, interessant deine Sicht zu erfahren, und es bringt mir auch was für den originalen Text.

Auch das freut mich! :)

Danke für deinen Kommentar, Jimmy.

Hallo @weltenläufer,

auch dir danke ich sehr für das Lesen und Kommentieren meiner Geschichte.

Eine richtig intensive Erfahrung, wenn man sich danach noch das Original von Jimmy gibt. Wie er selbst schreibt, ist das echt krass, wie du hier das weibliche Pendant zur Hauptfigur machst. Die Art, wie du die Leerstellen füllst, das finde ich echt gut und ergänzt beide Texte zu einem.

Das freut mich sehr, dass du das so schreibst. Die Geschichte von Jimmy hat mich richtig gepackt und ich hatte dann total Lust, meine Variante zu schreiben. Mir war es aber wichtig - zumal ich ja diesen Dialog bis auf eine kleine Änderung auch 1:1 übernommen habe - echt dicht am Original zu bleiben.

Obwohl ich den Rückblick hier schon brauche, ist mir das dann doch eine Spur zu viel tell.

Hm... ja. Ich muss da nochmal drüber. Das dachte ich schon fast, dass diese Anmerkung kommt, aber ich hatte da (noch) keine gute Idee.


Kompliment Bella, genau solche Geschichten machen den Reiz des Copywrite aus.

Super, das freut mich. Es war für mich auch toll, nach langer Abstinenz an diesem Copywrite mitmachen zu können. Hat mir den Einstieg sehr erleichtert und auch schon zu wissen, dass man´s immer noch so ein bisschen kann.

Danke für das Fehler finden.

Hallo @Friedrichard ,

auch dir danke ich sehr für deinen Kommentar und das Flusen finden. Ich werde dir später oder morgen noch ausführlicher antworten. Leider muss ich gleich los.

Viele Grüße
Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Bella,

auch wenn wir uns noch nicht kennen: Schön, dass du wieder aktiv mitwirkst. Ich hab' mal bisschen im Archiv gewühlt. Freut mich, dass du nach deiner Abstinenz zurückgefunden hast.

Kleinkram:

Hannes kann einfach nie seine Klappe halten. Zwei, drei Bierchen und er würde seine eigene Mutter verkaufen.
Finde ich recht ausgelutscht, das mit der Mutter. Würde mir was anderes überlegen. Und den ersten Possessivartikel killen: die Klappe.

Als es anfing, hat es mich verletzt. Danach war ich Jahre lang wütend. Wie ich mich jetzt fühle, weiß ich selbst nicht genau.
Würde ich rausnehmen, ohne fänd ich's stärker. Da würde ich mich bedeckter halten, ungenauer. Zudem hast du im zweiten Satz schon was mit Jahren. Das reicht schon auch.

Diesmal ist es anders. Er erfindet sich gerade neu: Anderer Haarschnitt, neue Jeans, grellbunte Shirts, ein anderes Aftershave. Fehlt bloß noch ein Cape, das er sich verkehrt herum auf den Kopf setzt. Er würde lächerlich wirken, wenn da nicht der Rest wäre: Diese Energie, die plötzlich in allem liegt, was er tut. Der federnde Schritt, mit dem er jeden Morgen das Haus verlässt. Die Mühelosigkeit, mit der alles erledigt: Abwasch, Rasen mähen, die Post sichten. Wenn er mit dem Auto fährt, dreht er die Musik auf Anschlag. Er ist wie ein Schwarzweißfernseher, der plötzlich auch bunt kann.
Ja okay, interessant, ich habe einen ganz anderen Prota vor Augen, wenn ich Jimmys Text lese. So den unverbiegbaren, starren, dessen Problem ja womöglich gerade darin besteht, dass an ihm gezerrt und gebogen wird. Und hier so der Midlife-Crisis-Typ, ein Typ, der auf jung macht. Sich vielleicht sogar anpasst - wegen der jüngere Freundin auch ... Stellt sich die Huhn- oder Ei-Frage auch, klar.
Jimmys Figur gefällt mir besser :). Aber das spielt ja keine Rolle. Ich weiß nicht, ich könnte mir vorstellen, dass du Kurt blasser verankerst, vielleicht nur ein bisschen was andeutest - der Schwerpunkt liegt ja auch nicht bei ihm.
Vielleicht die ganze Passage nur in etwa so (?): Diesmal ist es anders. Diese Energie, die plötzlich in allem liegt, was er tut. Er ist wie ein Schwarzweißfernseher, der plötzlich auch bunt kann.

Ich traf mich mit Hannes auf ein Bierchen. Es war nicht schwer, ihm alles zu entlocken.
Ich finde, du machst es dir hier zu einfach.

„Die Wahrheit?“, fragte er mich.
„Die Wahrheit.“
Wen denn sonst?

Seine Hand lag plötzlich auf meinem Bein.
Gute Idee, auch das, was folgt.

So sorgsam Kurt auch darauf achtete, sein Smartphone nicht herumliegen zu lassen, so naiv ging er mit seinem Navi um.
Ist quasi ein Steckenpferd von mir: Possessivartikel möglichst vermeiden.
So sorgsam Kurt auch darauf achtete, das (sein) Smartphone nicht herumliegen zu lassen, so naiv ging er mit dem Navi um.

Ich hatte sie nur sehen wollen, aber als sie dann plötzlich so dicht an mir vorbeilief, musste ich sie sprechen.

„Entschuldigung“, sprach ich sie an.
Sie zuckte zusammen und drehte sich um.

Finde ich nicht so gut gelöst.
Vorschlag:
Ich hatte sie nur sehen wollen, aber als sie an mir vorbeilief, musste ich sie ansprechen.

„Entschuldigung.“
Sie zuckte zusammen und drehte sich um.

Oder:
Ich hatte sie nur sehen wollen, aber als sie an mir vorbeilief ...

„Entschuldigung(.)“(, sprach ich sie an.)
Sie zuckte zusammen und drehte sich um.

„Ich bin Kurts Frau.“
„Oh Shit.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück.
Ich würd's streichen - dann umstellen. Die Reaktion kommt mir einfach zu prompt. Ich würde sie erst einen Schritt zurückweichen und dann die Arme verschränken lassen.

„Was willst du?“, fragte sie schließlich.
„Nur reden.“
„Ich weiß nicht“, murmelte sie, sah die Straße hinauf und trat von einem Bein auf das andere.
„Bitte“, bat ich. „Das bist du mir schuldig.“
„Ich weiß nicht, ob ich dir etwas schuldig bin.“
Sie sah mich herausfordernd an und ich hatte große Lust, ihr mit meinen Fingernägeln das Gesicht zu verkratzen.
„Aber okay, lass uns reden. Ich kann das verstehen“, sagte sie schließlich.
Du merkst es schon, Bella, so ganz überzeugt bin ich nicht von der Passage. Klar, ist natürlich subjektiv und so, weißt du selbst.
Vorschlag, irgendwie so (zum Verdeutlichen, was ich meine):
„Was willst du?“, fragte sie.
„Nur reden.“
„Ich weiß nicht.“ Sie sah die Straße hinauf und trat von einem Bein aufs andere.
„Das bist du mir schuldig!“
„Bin ich das?“
Sie sah mir in die Augen und ich hatte große Lust, ihr mit den Fingernägeln das Gesicht zu verkratzen.
„Okay“, sagte sie, „kann ich verstehen.“

Ich konnte nicht aufhören sie anzustarren. Sie war so hübsch. Was konnte ein Mädchen wie sie an einem Mann finden, der sicherlich mehr als 25 Jahre älter war[?].
Vorschlag: Ich konnte nicht aufhören sie anzustarren. Was fand ein Mädchen wie sie an einem Mann, der bestimmt zwanzig Jahre älter war.

Beinahe konnte ich uns nebeneinander sehen. Ihre Haar schwarz, meines blond. Sie sehr schlank, beinahe dünn und ich mit weiblichen Rundungen. Ihre Nase gefiel mir nicht, viel zu groß für ihr Gesicht. Wir bestellten unseren Kaffee. Sie musterte mich verstohlen. Was sah sie wohl? Eine verbrauchte Mittvierzigerin mit zu breiten Hüften?
Ich finde, du dürftest reduzierter werden. Für eine Frau in den Zwanzigern ist vermutlich jede Mitvierzigerin verbraucht z. B.
Vorschlag:
Beinahe konnte ich uns nebeneinander sehen. Ihr Haar schwarz, meins blond. Sie schlank und ich ... Ihre Nase gefiel mir nicht, viel zu groß für ihr Gesicht. Wir bestellten Kaffee. Sie musterte mich. Was sah sie wohl? Eine (verbrauchte) Mittvierzigerin mit zu breiten Hüften?

„Liebst du ihn?“, fragte ich (sie) schließlich.
Sie drehte die Tasse in ihren Händen.
„Ich bin jetzt einfach ehrlich, okay?“
„Ich bitte darum.“
„Er hat mich total geflasht. Es war einfach der richtige Moment, verstehst du?
Die Doppelung bräuchte es nicht. Streichen - mit Auslassung arbeiten, fände ich hier auch gut. Die drei Pünktchen, du weißt schon.
Fragte, sagte schließlich. Da würde ich aufpassen, dass das nicht zur Marotte wird :).

Meine Hände zitterten und ich hielt mich an meiner Tasse fest.
an der ...

Ihr Blick war trotzig, sie reckte das Kinn vor.
Du weißt schon. Show und so. Das vorgestreckte Kinn zeigt da schon genügend.

Hastig stürzte sie ihren Kaffee herunter:
Du hast schon ein starkes Verb. Weshalb dann mit Unterstützung arbeiten (hastig)?

„Ich sag das jetzt nicht, weil ich ihn will. Echt nicht. Das hier sage ich nur zu dir – von Frau zu Frau. Hör mal ganz tief in dich rein, da sind alle Antworten, die du brauchst! Du hast doch auch nochmal was ganz anderes verdient, oder?
Fände ich ohne stärker.

Sie zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging davon.
...
lächelte einen Passanten an und ging davon.
Nur weil's mir gerade noch auffällt.

Irgendwann, und es erscheint mir verdammt lang her, war ich auch einmal so.
Mal exemplarisch: Ich finde, hier und da schreibst du zu sauber :).

Dass die monatlichen Raten viel zu hoch waren, merkten wir schon ein paar Monate später.
Finde ich vermeidbar. Kein Mehrwert so.

Viele Tests. Alles in Ordnung, bloß mit uns Gemeinsam schien irgendwas nicht zu stimmen. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich mich nicht so auf dieses Kind versteift hätte. Drei Mal In-Vitro-Fertilisation, drei Fehlgeburten. Wir waren am Ende. Auch finanziell.
Würde ich rausnehmen.
Finde ich gut, dass du das Jimmy-Thema mit dem unerfüllten Kinderwunsch ergänzt hast. Das gibt dem ganzen noch mehr Tragweite, Tragik auch.

Irgendwann kam er wieder zurück, wir schliefen miteinander und ich dachte, es könnte alles wieder gut werden. Kurz darauf traf er Anna.
Du weißt schon.

Und abgesehen von seinen Affären, kann ich mich auf ihn verlassen. Es gibt da immer noch diese Ebene, auf der wir funktionieren.
Interessanter Gedanke, dieses Abfinden mit Affären, weil es da noch eine andere Ebene gibt. Ich hab' das oft beobachten können, verstanden hab' ich es nie so richtig. Es sei denn, da spielten unausgesprochene Verlustängste eine Rolle. Materieller Art, meine ich. Das Haus, die Karre, der soziale Status. Hier wird Kurt ein wenig zum Kind, das um den Vater weint, das Kind, das sie behüten will und ihm Fehler verzeiht. Ersatzkind.

Ich höre einen Motor. Das ist er. Er bleibt noch einen Moment lang im Auto sitzen.
Streng genommen, passen hier die Bezüge nicht.
Wie wär's damit (?): Ich höre einen Motor – Kurt. Er bleibt noch einen Moment lang im Auto sitzen.

Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, ehe er in die Küche kommt.
Vermeidbar.

Es wird schon hell. Ich höre ihn im Wohnzimmer schnarchen. Ich liege da. Nackt. Und dann lächle ich. Wir werden das Haus verkaufen. Und ich werde diesen ganzen Scheiß loswerden. Das gute Geschirr. Die Servierplatten von seiner Großmutter. Diese grottenhässlichen Vorhänge, die nur noch da sind, weil sie irgendwann eine Stange Geld gekostet haben. Ich werde mir eine kleine Wohnung in der Stadt mieten und, wer weiß, sogar die Wände weiß streichen.
Fände ich ohne offener und stärker. Die Andeutung würde mir reichen, wäre ein besserer Schlusssatz, meine ich.

So Bella, genug Kleinvieh. Ich finde, dir ist ein guter Copywrite gelungen. Schön, wenn die Vorlage genutzt wird, um Lücken zu füllen. Wenn alles aus einer anderen Perspektive betrachtet werden kann. Das erweitert, gibt der Vorlage eine neue Dimension auch. Der Text funktioniert natürlich ebenso eigenständig, klar. Besonders wird er allerdings vor allem erst dann, wenn man auch Jimmys Text gelesen hat.

Vielen Dank fürs Hochladen

hell

 

Hey Bella,

sehr schönes CW! Hier trifft ja nicht nur männliche Sichtweise auf weibliche, sondern auch ein sehr karger jimmy-Stil auf einen etwas blumigeren Bella-Stil. Hat was. Was mich zum Beispiel überrascht hat, war die Wirkung des Dialoges den Du übernommen hast. Das hat sich im Original für mich ganz anders angefühlt den zu lesen, als jetzt hier bei Dir. Das war eine ziemlich spannende Erfahrung auch.

Ich warte. Wie man wartet, musste ich in den letzten Jahren lernen.
Mag ich!

Hannes kann einfach nie seine Klappe halten. Zwei, drei Bierchen und er würde seine eigene Mutter verkaufen.
Geht auch ohne, aber ich war erst mal irritiert. Wer ist Hannes? Und die eigene Mutter verkaufen ist eigentlich auch so ein gelutschter Drops. Für eine Plaudertasche findet sich sicher ein frischeres Bild.

Als es anfing, hat es mich verletzt. Danach war ich Jahre lang wütend. Wie ich mich jetzt fühle, weiß ich selbst nicht genau.
Auch sehr schön.

Er ist wie ein Schwarzweißfernseher, der plötzlich auch bunt kann.
Hehe. Schönes Bild.

Fluchend reise ich eine Schublade nach der anderen auf.
reiße

„Weißt duKOMMA wie sie heißt?“

Seine Hand lag plötzlich auf meinem Bein. „Kirsten“, sagt er. „Kirsten, das hast du doch gar nicht nötig, oder? Der Kurt, weiß doch gar nicht mehr, was er an dir hat!“
Was für ein timing! Aber auch gut noch einen Grund mitzuliefern (außer Alkohol) den Freund so ans Messer zu liefern.

... aber als sie dann plötzlich so dicht an mir vorbeilief, musste ich sie sprechen.
Ich bin hier ganz bei jimmy. Der Dialog bringt der Geschichte nichts, deckt keine neue Seite auf, treibt sie nicht vorwärts. Kann aber auch verstehen, worin für dich der Reiz liegt.

„Ich sag das jetzt nicht, weil ich ihn will. Echt nicht. Das hier sage ich nur zu dir – von Frau zu Frau. Hör mal ganz tief in dich rein, da sind alle Antworten, die du brauchst! Du hast doch auch nochmal was ganz anderes verdient, oder?“
Bin ich überhaupt kein Freund von.

„Hast du auch manchmal das Gefühl, du musst ganz weit weg?“, fragte er mich.
Ich glaube, ich habe mich schon bei diesen Worten in ihn verknallt.
Wir kannten uns noch nicht einmal 24 Stunden, als er mich in seinem alten Ford nach Paris entführte. Es war heiß. Klimaanlage gab es nicht. Meine Beine lagen auf dem Armaturenbrett. Er sah mich ständig an und seine Augen leuchteten.
Schön.

Dass die (monatlichen) Raten viel zu hoch waren, merkten wir schon ein paar Monate später. Wir mussten oft leere Nudeln essen.
Was sind denn leere Nudeln?

Wir waren am Ende. Auch finanziell.
Bis dato finde ich die ganzen Rückblenden sehr in Ordnung, weil sie gute Schlaglichter setzen, die zusammen ein rundes Bild abgeben.

Irgendwann akzeptierte ich, dass es für uns nie ein Kind geben würde. Ich orientierte mich neu – auf meine Karriere, auf das Haus. Ich renovierte, strich die Zimmer jährlich neu und pflegte den Garten. Alles war gut, solange ich nur beschäftigt war.
Hier steckt ein Widerspruch drin. Den ersten Satz würde ich killen. Der Leser weiß, dass dies ohnehin nur eine Lüge ist. Ich staune übrigens, dass sie sich keinen Hund angeschafft hat ;).

Aber dann denke ich wieder an Anna. An ihre Worte. Das kann doch nicht alles sein, was ich mir vom Rest meines Lebens erwarte?
Kaufe ich nicht. Kann Dir nicht sagen warum, vielleicht eine Frage, die aus einem selbst heraus erwachsen muss, um in der Realität Bestand zu haben.

Und ich frage mich, ob er das jetzt den ganzen Abend machen will. Plötzlich widert mich alles an.
Da! Da kaufe ich es.

Und ich werde diesen ganzen Scheiß loswerden. Das gute Geschirr. Die Servierplatten von seiner Großmutter. Diese grottenhässlichen Vorhänge, die nur noch da sind, weil sie irgendwann eine Stange Geld gekostet haben.
Hehe.

Ich mag die Story wirklich sehr, sehr gern. Diese kleinen inneren Kämpfe, die man mal gewinnt und mal verliert, das ist dicht am Leben erzählt. Hut ab! Schönes CW, schöner Text, sehr gern gelesen.

Liebe Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Bella ,

eine schöne Illustration der uralten These: Männer und Frauen passen nicht zusammen.:lol: Du hast die Mitlifecrisis aus sehr entgegengesetzten Positionen erklärt. Männer leiden anders als Frauen. Und sie schreiben unterschiedlich darüber. Was mir gefällt, ist, wie du die vorgegebenen Puzzleteile neu zusammenfügst. Der alternde Mann, die (blutjunge) Frau, das Problem Kinderlosigkeit, Haus und Hof. Also großes Lob von einer, die diese Problemlage auch schon (textlich) bearbeitet hat.

Im übrigen möchte ich mich @Fliege anschließen, die auf den Punkt gebracht hat, was ich gerade schreiben wollte. Vielleicht bin ich ein Stückchen weit weniger emotional erfasst, weil im Alter sogar solche Lebenskrisen ihr Schwergewicht verlieren können.

Meine Lieblingsstelle:

Als es anfing, hat es mich verletzt. Danach war ich Jahre lang wütend. Wie ich mich jetzt fühle, weiß ich selbst nicht genau.

Dieser Zustand hält sehr, sehr lange an. Und wenn man oft genug im Freundeskreis und auch sonst die Parallelen erlebt hat, gelangt man zu einer Erkenntnis. So ist das Leben. Aber Hand aufs Herz: Ohne diese Tragödien wäre das Leben langweilig. Is'n it?

Die beiden Texte liegen sprachlich weit auseinander. Als Duo sind sie sehr spannend. Das hat was.

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Hallo!

Hier wurde inhaltlich schon viel diskutiert, deshalb möchte ich meinen dilletantischen Senf nicht mehr unbedingt dazugeben.
Ich sehe mich gezwungen, anzumerken, dass ich es als sehr spannend empfunden habe, die Geschichte von @jimmysalaryman aus einem weiteren Blickwinkel zu lesen und ich habe auch diese Version voller Interesse gelesen. Ein besonders reizvoller Aspekt ist für die Tatsache, dass der originale, männliche Part von einem männlichen Autor und der weibliche von einem weiblichen Geschrieben wurde (vllt muss das ja auch so), bei der Gegenüberstellung kann man viel lernen denke ich. Dass der Dialog vollständig in diese Version übernommen wurde, ist einfach zu perfekt, es ist die Schnittstelle der beiden Geschichten, das Herz der Gesamtgeschichte. Also Daumen hoch für diese Version und natürlich, da ich es nicht getan hatte, für die Originalfassung auch.
Damit hier nicht bloß schleimiges Lob verteilt wird hier mein Kritikpunkt: Die Version von Anna fehlt. ;)

MfG Putrid Palace

 

Hi @Bella

Ich habe Deine Geschichte gerne gelesen. Gefällt mir sehr gut! :thumbsup: Ich finde wirklich toll, wie Du den Blickwinkel der Ursprungsgeschichte erweiterst. Gar nicht so einfach, den Ursprungsgeschichten Neues hinzuzufügen, das auch gut passt (finde ich momentan). Dir ist das echt großartig gelungen.

Er ist wie ein Schwarzweißfernseher, der plötzlich auch bunt kann.

Hier zum Beispiel dabei, wie sich Kurt von außen gesehen verändert. Das fand ich sehr eindrucksvoll.

„Er hat mich total geflasht. Es war einfach der richtige Moment, verstehst du? Ich habe ihn gebraucht und er mich. Das konnte nicht anders kommen.“

Mir hat schon bei @jimmysalaryman gefallen, wie Anna sich ausdrückt. Dieses total aufgeplusterte Besondersheitgequatsche, Bestimmung, Schicksal, blabla. Und da hast Du toll eingehakt. Ich liebe es!

Was mir noch auffällt, sind die Fehlerchen. Ich hebe nochmal auf, was @Friedrichard noch nicht aufgelesen hat:

Es gab einmal eine Frau, die er auf der Toilette im Rhein Energie Stadion gevögelt hat.

Im Deutschen ist es ja relativ selten, dass ein Wort, das sich auch mehreren Nomen zusammensetzt, auseinandergeschrieben wird (passiert eigentlich nur bei Anglizismen wie Hot Dog). Deshalb habe ich mal geguckt, wie das "Rhein Energie Stadion" normalerweise geschrieben wird und finde: "Rheinenergiestadion" und "RheinEnergieSTADION". Also, auf jeden Fall würde ich es nicht auseinanderschreiben.

Dass muss man sich mal vorstellen.

"Das" statt "Dass".

Nigel hieß der Künstlicher.

"Künstler", oder?

Damals, als Kurt zum ersten Mal aus unserem Schlafzimmer ausgezogen war und ich mir sicher war, ohne ihn nicht leben zu können.

Dopplung von "war". Könntest Du vermeiden, indem Du auch das PQP vermeidest und einfach "auszog" schreibst.

Ich hatte sie nur sehen wollen, aber als sie dann plötzlich so dicht an mir vorbeilief, musste ich sie sprechen.

„Entschuldigung“, sprach ich sie an.


Diese Wiederholung von "ansprechen" finde ich nicht so reizvoll. Du könntest Dir den Redebegleitsatz auch einfach sparen; das fände ich wesentlich eleganter.

Was konnte ein Mädchen wie sie an einem Mann finden, der sicherlich mehr als 25 Jahre älter war.
Ich war 22 und hatte mich gerade von meinem Ex getrennt, weil ich nach etwas Wahrhaftigem suchte.
Wir kannten uns noch nicht einmal 24 Stunden, als er mich in seinem alten Ford nach Paris entführte.
Aber man ist nicht ewig Anfang 20.

Diese ganzen Zahlen solltest Du in meinen Augen ausschreiben. Die tun niemandem weh, und als Wörter würden sie sich besser und hübscher in den Text einfügen.

Sie stand auf und strich sich das schwarze Kleid glatt.

Das "sich" könntest Du einsparen. Wem denn sonst?

Alles in Ordnung, bloß mit uns Gemeinsam schien irgendwas nicht zu stimmen.

"gemeinsam" klein.

Und abgesehen von seinen Affären, kann ich mich auf ihn verlassen.

Komma weg.

Ist von `nem Stück Fallwild.
„Nach all den Jahren … und das war`s, das ist alles?“

Hier fällt mir auf (weil Du es vorher richtig hast), dass Du nicht das Apostroph ' verwendest, sondern das Accent graph `. ;) Das Apostroph findest Du auf der Tastatur rechts vom Ä auf der gleichen Taste wie das #.

„Nein“, sage ich..

Ein Punkt genügt wohl, oder?

Das war's auch schon. Inhaltlich habe ich gar nichts zu meckern. Ich wollte im Übrigen eigentlich warten, bis Du alles aufheben konntest, was schon angesprochen wurde, aber da mir momentan etwas die Zeit fehlt, habe ich es nun einfach angesprochen, bevor ich gar nichts mehr schreibe. Die restlichen Kommentare habe ich leider nur überflogen (wie gesagt: Zeit, rares Gut). Hoffe, es doppelt sich nicht allzu viel und Du kannst etwas damit anfangen.

Cheers,
Maria

 

Hallo @Bella,
hat mir gut gefallen, die Geschichte. Gerade eben auch, wenn man Jimmys Geschichte kennt und jetzt alles aus der Perspektive der Frau liest. Ich habe zwar in beiden Stories auch ganz unterschiedliche Charaktere vor Augen gehabt, aber das macht ja nichts. Ich lese das jetzt einfach mal als Beziehungsende aus der Perspektive beider Partner. Und da zieht schon der Anfang:

Als es anfing, hat es mich verletzt. Danach war ich Jahre lang wütend. Wie ich mich jetzt fühle, weiß ich selbst nicht genau
Toll!

Was mir nicht so gut gefallen hat, waren die Dialoge. Die wirkten oft nicht authentisch auf mich und bei den Verbesserungsvorschlägen bin ich ganz bei hell. Ich finde, durch die Verknappung würden sie realistischer und gleichzeitig eindringlicher wirken. Aber ich mach mal der Reihe nach:

Cap. Ansonsten würde er sich einen Mantel verkehrtrum aufsetzen.

Die Mühelosigkeit, mit der alles erledigt: Abwasch, Rasen mähen, die Post sichten.
Mühelosigkeit finde ich etwas unpassend, denn Post sichten und abwaschen ist ja eigentlich nicht so beschwerlich. Vielleicht eher: Die gute Laune, mit der er alles erledigt.

Er ist wie ein Schwarzweißfernseher, der plötzlich auch bunt kann.
Schön!

Fluchend reise ich eine Schublade nach der anderen auf.
reiße

Ihre Haar
Ihr

„Wenn mit euch alles okay wäre, hätte er sich doch nie auf mich eingelassen“, sagte sie. „Das muss dir doch klar sein?“
Das ging mir viel zu schnell an der Stelle.

„Ich sag das jetzt nicht, weil ich ihn will. Echt nicht. Das hier sage ich nur zu dir – von Frau zu Frau. Hör mal ganz tief in dich rein, da sind alle Antworten, die du brauchst! Du hast doch auch nochmal was ganz anderes verdient, oder?“
Das glaube ich einfach nicht, dass die das so sagt. Ich meine, klar gibt es solche Leute, es gibt ja bekanntlich alles mögliche, aber hier wirkte es sehr gestelzt auf mich und klingt nicht authentisch in meinen Ohren.

Irgendwann, und es erscheint mir verdammt lang her, war ich auch einmal so.
Komisch, dass man das immer denkt, wenn man sich an seine Jugend erinnert. Als ob alles in der Erinnerung mit einem rosaroten Schleier überzogen wär. Dabei war es damals oft auch nicht einfacher. Manchmal sogar sehr viel schwerer.

ich stand draußen auf dem Balkon, um eine zu rauchen.
Ist jetzt nur 'ne Kleinigkeit, aber wenn die Party schon über zwanzig Jahre her ist, wurde noch drinnen geraucht. :D

leere Nudeln
Das muss ein regionaler Ausdruck sein. Also Nudeln ohne Soße. Das ist mir ein bisschen zu übertrieben, denn für ein Spaghettigericht von Aldi für 65 Pfennig hat's auch in meinen schlimmsten Zeiten noch gereicht.

Gerne gelesen von Chai

 

Moin @Bella ,

endlich darf ich auch kommentieren. Ich finde es immer noch recht schwierig, wenn schon viele Komms da sind, will mich nicht beeinflussen lassen, gerne auch etwas "helfendes" beitragen und daher hab ich die bisherigen Komms nur überflogen. Verzeih also bitte Dopplungen.

Ich hab mal die Stellen rauskopiert, wo mir Gedanken durch den Kopf schossen ...

Das Häuschen im Grünen
Niedlicher Titel, so schön irreführend - ich dachte an eine hübsche Gartengeschichte :confused:

Wie man wartet, musste ich in den letzten Jahren lernen.
Ah - falsch getippt, da geht es um Eheprobleme

er würde seine eigene Mutter verkaufen.
Mh, er redet ja zu viel, verrät also eher die eigene Mutter, mag aber eine regional andere Deutung sein.

Als es anfing, hat es mich verletzt. Danach war ich Jahre lang wütend. Wie ich mich jetzt fühle, weiß ich selbst nicht genau.
Ja, das finde ich unheimlich gut mitgefühlt. So stelle ich mir diese Situation vor, so sehe ich sie im Bekanntenkreis, super zusammengefasst

Er ist wie ein Schwarzweißfernseher, der plötzlich auch bunt kann.
:herz:, ich liebe den Satz. Aber auch die Haltung dahinter, denn sie interpretiert es ja durchaus positiv, findet die Entwicklung toll, aber sie passiert ohne nur bei Ihm (ohne sie) - echt harte Erkenntnis

Es war nicht schwer, ihm alles zu entlocken.
echt jetzt? Ich weiß grad nicht, ob ich sie für taff oder blöd halte. Sie tut sich das wirklich an, wir Frauen sind eindeutig das härtere Geschlecht.

„Weißt du wie sie heißt?“
„Anna.“
Ja, wir wollen alles wissen?

Einen Moment lang sahen wir uns an, ich schüttelte leicht den Kopf und er seufzte.
guter Nebentwist und so schön schnell abgeschmettert

„Was willst du?“, fragte sie schließlich.
Okay, mir fehlenein paar weibliche Gene, die Versuchung, Anna zu sehen kann ich nachvollziehen, das Gespräch? Da ist mir vieles zu deutlich, zu steif, auch wenn ich die Steifheit verstehe. Sorry, das krieg ich nicht richtig ausgedrückt, aber hier hake ich bei der Glaubwürdigkeit. Mag an meinem Bild der Prots liegen

wirkte zum ersten Mal schuldbewusst.
Das gefällt mir sehr, mit diesem kleine Satz wird die negativ besetzte Anna doch ein wenig sympatisch

Du hast doch auch nochmal was ganz anderes verdient, oder?“
Ja, das denke ich auch immer bei solchen Situationen, aber wie weit ist es hier Ausrede/Rechtfertigung? Denn wenn er so ein toller Hecht ist, ...?

Und da traf ich ihn auf einer Party. Die Musik war schlecht, die Leute langweilig und ich stand draußen auf dem Balkon, um eine zu rauchen. Da traf ich ihn.
Ich mag Deine Sprache wirklich sehr, man merkt deutlich die routinierte Schreiberin, aber hier bin ich über die Dopplung gestolpert. Ich kann sie nicht recht als gewolltes Stilmittel sehen

Aber man ist nicht ewig Anfang 20
Die Wortkriegererziehung siegt jetzt nach der dritten oder vierten Zahl doch - ich würde alle Zahlen ausschreiben, die Ziffern fallen im Schriftbild einfach zu sehr auf.

leere Nudeln
nette Umschreibung, auch wenn ich erst einmal um die Ecke denken musste, in unserer Familie hieß es "nackte Nudeln", auch nicht besser

Drei Mal In-Vitro-Fertilisation, drei Fehlgeburten.
Oh man, Du schenkst der Frau bzw. der Beziehung aber auch wahrlich gar nichts, Welche Beziehung soll das durchhalten oder anders gesagt. Wer das schafft, hat eine tolle Beziehung!

Es gibt da immer noch diese Ebene, auf der wir funktionieren.
Tja, die klassische Begründung für tausende von unglücklichen Beziehungen

„Nicht. Ich will nicht streiten.“
„Wir streiten nicht. Wir reden.“
„Nach all den Jahren … und das war`s, das ist alles?“
„Manchmal ist das so. Manchmal muss man eine Entscheidung treffen.“
Das finde ich wirklich toll. Ich hab Jimmys Geschichte noch sehr vor Augen, den Dialog fand ich da schon Klasse. Ihn hier so harmonisch einzubetten, super Idee und sehr gelungen. Ich sehe schon, auch zum Thema "Copywrite" kann ich noch vieles lernen.

Ist doch der Wohnwagen von meinem alten Freund Hannes … nein, schon okay, ich mag es, und ist ja auch nicht für ewig.“
Da sind die Eröffnungszeichen der wörtlichen Rede abhanden gekommen.

Ich werde mir eine kleine Wohnung in der Stadt mieten und, wer weiß, sogar die Wände weiß streichen.
Einerseits finde ich den Schlusssatz schön rund, schließt den Kreis zur Ausgangsgeschichte, erklärt es mir nochmal. Aber vielleicht hätte ich das ja auch alleine geschafft?

Insgesamt ein wirklich tolles Leseerlebnis, eine spannende Umsetzung des Copywrite, ich freue mich schon sehr auf neue Geschichten von Dir.
Beste Wünsche
witch

 

Hallo Bella,

ich habe alle Kommentare gelesen und sehe, dass noch einige Verbesserungen, die ich schon im Kopf hatte, noch nicht umgesetzt sind, deswegen werde ich auch nicht am Text kommentieren, sondern nur einen Gesamteindruck geben.

Ich fand die Sicht der Frau klasse umgesetzt, bei mir war Kurt in Jimmys Geschichte auch eher der Festgefahrene, einer, der sein Leben ohne große Wellen lebt - die Affären sind in der Originalgeschichte eine Zwangsläufigkeit (aber keine Highligths) die sich aus dem Text ergibt, die ich aber nicht weiter hinterfragt habe, denn es gibt genügend Männer in fortgeschrittenem Alter, bei denen man überhaupt nicht darüber nachzudenken braucht, wieso sie gerade SO reagieren.

Wie einige andere schon anmerkten, sehe ich in dem Gespräch der Ehefrau mit Anna auch keinen Mehrwert. Hinterherfahren, ja, aber ohne Gespräch.

Was für mich sehr vorherrschend spannend beim Lesen der Kommentare war, dass alle das Einbetten des Original-Dialoges von Jimmy gut fanden. Da sogar Jimmy total entspannt darauf reagiert hat, müsste ich es mir eigentlich verkneifen, da was dazu sagen, weil es ja sein Text ist.
Aber als Kommentator, der beide Texte miteinander vergleicht, fand ich das einfach nicht gut, sich die Arbeit nicht zu machen oder den Part formal anders zu entwickeln, aber da stehe ich wohl ganz alleine damit da. :Pfeif: - verstehe aber auch die Argumente, wieso es denn anderen anders ging.
Wären es ein paar Zeilen gewesen, wäre das okay, aber da das ein beträchtlicher Teil der Gesamtgeschichte ausmacht, bin ich da einfach anderer Meinung.

Deinen Teil fand ich als Copy sehr gut gelöst und habe auch einige schöne Stellen gefunden.
Infofern zwiegespalten sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße
bernadette

 

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