Mitglied
- Beitritt
- 08.06.2006
- Beiträge
- 35
Das Hobby
Es war ein Tag wie jeder andere.
Er ging wie immer mit seinem Aktenkoffer und einer Thermoskanne Tee ins Amt. Wie an jedem Morgen verabschiedete ihn seine Frau an der Türe.
Anton war Steuerberater.
Korrekt und immer darauf bedacht, dass auch alles seine Ordnung hatte.
Wie jeden Tag war Dina auch heute froh, als Anton das Haus verlassen hatte.
Heute hatte Dina eine Verabredung mit einem Fotografen in der Stadt, dem sie vor ein paar Wochen zufällig beim Einkaufen in die Arme gelaufen war.
Zwischen Beiden hatte sich ein angeregtes Gespräch entwickelt und er hatte ihr Tipps gegeben, welche ihr den Umgang mit ihrer Kamera leichter verständlich machten.
Heute Abend, wenn Anton heim kommt wird sie ihm von ihrem neuen Hobby erzählen.
Eigentlich war es nicht neu, aber sie hatte nie die richtige Anleitung gehabt und so hatte sie Fehler gemacht welche sie hätte vermeiden können.
Der Fotograf, hatte ihr eine ganze Menge übers Fotografieren beigebracht. Mittlerweile wurden ihre Fotos besser und Rolf lobte sie hin und wieder.
Heute beeilte sie sich mehr als sonst mit der Hausarbeit, sie kochte vor um am Abend wenn Anton kommt, das Essen nur noch warm machen zu müssen, als das Telefon klingelte.
Es war Rolf, der Fotograf.
Ihm sei ein Kunde dazwischen gekommen den er nicht mehr abwimmeln konnte und so musste er die Verabredung, so Leid es ihm tat, absagen. Dies war nicht weiter schlimm. Dina hatte noch genügend andere Dinge zu tun.
Nach der Hausarbeit brachte einige Filme zum entwickeln.
Dabei schaute sie ob die Filme, welche sie vor einigen Tagen abgegeben hatte, fertig waren.
Alle Filme waren entwickelt. Sie zahlte und ging Heim. Zuhause sah sie sich die Bilder an und sortierte diese.
So merkte sie nicht wie die Zeit verging und Anton plötzlich hinter ihr stand.
Sie drehte den Kopf und sah ihn an: „Schatz, magst du meine Fotos sehen?“
„Welche Fotos?“ Anton tat betont unwissend. „Schauen wir schon wieder Fotoalben an?“
„Nein, ich habe in der letzten Zeit öfters Fotografiert“.
Anton musterte seine Frau von oben bis unten und man konnte ihm ansehen, was er dachte.
„Du? Fotografiert? Das werden Bilder geworden sein“.
Er verzog sein Gesicht „Na, wo hast du sie denn, zeig mal“.
„Hier“. Dina legte ihm einen Stapel Fotos vor die Nase. Anton nahm sie in die Hand und sah sich eines nach dem anderen an.
„Ja, genau wie ich gesagt hab“, er hielt ihr ein Bild vor die Nase.
„Da, schau mal her, total verwackelt“. Er legte ihr eines nach dem anderen auf den Tisch.
„Da, da hast den Kopf abgeschnitten, und da, was hast du denn da fotografiert?“
Geduldig versuchte ihm Dina zu erklären was sie fotografiert hatte.
„Sieh her Anton“, sie zog das Bild, welches er als total verwackelt identifiziert hatte aus dem Stapel. „Dieses Bild ist nicht verwackelt. Ich habe dort Geschwindigkeit fotografiert. Schau, ich habe eine lange Verschlusszeit eingestellt und dann die Kamera geschwenkt. So ist der Motorradfahrer zwar schlecht zu erkennen, aber die ganze Komposition weist eine abstrakte Qualität auf.“
„Und wenn man jetzt das Bild so verwackelt wie du, dann sagt man, es weist eine abstrakte Qualität auf und man hat Geschwindigkeit fotografiert“.
Anton schüttelte den Kopf. „Wer hat dir denn den Schmarrn weisgemacht? Wer hat dir nur so einen Blödsinn erzählt?“
„Ich habe das geübt, und das ist schon richtig gut geworden“.
„Oh Dina, du glaubst doch so einen Blödsinn nicht etwa. Wer hat dir das denn gesagt?“
„Der junge Mann unten im Fotoladen. Du weißt doch, der an der Ecke, welcher erst vor ein paar Monaten neu aufgemacht hat“. Dina schaute ihren Mann an.
„Der Schwule da unten?“
Dina nickte und sah ihrem Anton provozierend in die Augen.
Es fiel ihr schwer ruhig zu bleiben.
„Schau mal her“, er nahm ihr das Bild aus der Hand, legte den Arm um sie und begann ihr in väterlichem Ton zu erklären wie man fotografiert.
„Schau mal her Dina, ich fotografier nun schon so lange mit meiner digitalen Kamera vom Aldi. Da macht man so was einfach net. Du machst ein Foto, gehst danach eini damit in Computer, und tust es bearbeiten. Da gibt’s dann extra Bildprogramme dafür. Da tust du es richtig bearbeiten, das Licht und Schatten stimmen. Aber des?“ Er hielt ihr erneut eines ihrer Bilder hin.
„Des stimmt doch alles net bei dir. Schau mal her, du hast da doch so einen Haufen Schatten drinnen.“
Dina nahm Anton das Bild aus der Hand.
„Das ist beabsichtigt.“
„Wie beabsichtigt, man kann doch net…“
„Das Bild hier ist eine Gegenlichtaufnahme“, unterbricht sie ihn. „Der Schatten ist gewollt.“
Anton schüttelte den Kopf, für ihn hatte seine Frau keine Ahnung und nun hörte sie auf irgend so einen dahergelaufenen Schnösel, der so, wie er das sah nicht das Geringste vom Fotografieren verstand.
Wie konnte er es nur so lange mit so einem einfältigen Weib aushalten.
Aber naja, was würde diese Frau ohne ihn machen. Gut, dass er so viel Geduld hatte. Und so fing er an ihr zu erklären wie man richtige Fotos machen musste.
„Dina, jeder Fotograf sagt dir das. Du sollst nie ins Licht eini fotografieren“. Er zog das eini extra betont lang. „Man fotografiert immer aus dem Licht aussi. Schau mal her“. Er hielt ihr das Bild so nah vors Gesicht, dass sie nicht das Geringste erkennen konnte. „Hier auf dem Foto kannst von dem Gesicht gar nichts sehen. Du hast nur Schatten“.
„Anton das ist beabsichtigt. Du sollst nur den Schatten sehen.“
„Wieso, ist der so hässlich?“
„Nein, das ist eine sie“.
„Da hast es, noch nicht mal des sieht man“. Gönnerhaft legte er seinen Arm um Dina. „Schatzi, sieh her, wenn du gegen die Sonne siehst, dann siehst doch auch nix, so kannst auch net gegen’s Licht fotografieren. Siehst, da kommt nix gescheites bei raus net“.
Leichter Ärger stieg in Dina auf.
„Weißt was Schatzi“, Anton küsst sie kurz auf die Stirn. „Morgen geh ich in den Fotoladen, ich wollt ja schon immer mit einer Spiegelreflexkamera fotografieren. Ich bin nur nie dazu gekommen. Aber ich gehe morgen oder übermorgen wenn ich Zeit habe“ Anton kratzte sich überlegend am Kinn.
„Morgen werde ich keine Zeit haben, aber dann übermorgen, da hab ich sowieso früher Feierabend, da ist keine Sitzung und dann kauf ich mir ne Kamera“. Er streichelte Dina übers Haar.
„Dann gehen wir Zwei mal zusammen fotografieren, und dann lehre ich es dir. Das sind ja keine Aufnahmen die du da gemacht hast“. Wieder nahm er ihre Fotos in die Hand und verteilte sie auf dem Tisch. „Das muss man alles viel, viel besser machen“. Es entstand eine Pause und Anton betrachtete die Fotos.
„Du weißt ja Schatzi, ich hab mich schon immer fürs fotografieren interessiert“.
Jetzt wurde Dinas Tonfall gereizter. „Du hast dein Lebtag noch nicht richtig fotografiert. Das einzige was du immer fotografiert hast….“
Anton fasste sie an der Schulter und unterbrach sie.
„Du, wer hat denn die Taufe von unseren Kindern fotografiert? Hä? Wer wohl? Wer hat das erste Weihnachten fotografiert? Von wem sind denn die ganzen Bilder im Fotoalbum?“ Anton wurde immer lauter
„Ich will ja nichts sagen, aber sieh dir doch mal die Bilder an welche du gemacht hast?“ Jetzt wurde auch Dina lauter
„Die sind alle gestochen scharf!“
„Ach“, aus Dinas Augen flogen förmlich Funken. „Schau dir doch mal deine Landschaftsaufnahmen an“. Sie hielt ihm eines seiner Bilder unter die Nase, welches sie aus dem gegenüberliegenden Schubfach gezogen hatte.
„Was hast denn, da ist doch alles drauf. Bäume, viel Himmel, die Leute, alles ist da drauf, was sich eini gehört. Das musst du mir erst mal nachmachen“.
„Kannst du dich noch daran erinnern?“ fällt ihm Dina ins Wort. „Letzten Sommer, als wir mit dem Schiff auf der Donau unterwegs waren und du die Walhalla fotografiert hast?“
„Walhalla, ja freilich“. Antons Stimme nimmt einen bestimmenden Ton an.
„Da ist doch auch alles drauf. Man sieht einen riesigen Berg, die Treppen die nach oben gehen, und die Menschen auf den Stufen. Ist doch alles drauf. Da siehst keinen Schatten“, Anton hatte inzwischen das Bild aus dem Schubfach mit den Bildern herausgekramt.
„Ich hab extra gewartet bis die Sonne alles ausgeleuchtet hat. Du weißt doch noch dass wir so lange auf dem Schiff geblieben sind. Die anderen sind doch schon alle aufi gegangen. Aber ich habe gewartet bis es die richtige Gelegenheit war zum fotografieren. Mit Schatten kannst doch so was nicht fotografieren“. Er schaute triumphierend zu Dina hinunter, welche sich auf dem Stuhl neben der Kommode fallen lassen hatte.
„Und jeder der das Bild gesehen hat, hat gesagt dass es so schön ist. Ich hätte ein wahres Meisterwerk fotografiert. Reine Posterpualität!“
Dina wurde immer wütender. Jetzt platzte ihr langsam die Hutschnur.
„Weißt du, es ist immer das gleiche mit dir. Immer dasselbe. Ich mache irgendetwas. Ich interessiere mich für eine Sache, und dann kommst du und weißt alles besser, kannst alles besser und überhaupt...“
Für Dina war das Gespräch damit beendet, sie stand auf und wollte in die Küche gehen um sich ums Abendessen zu kümmern. Als Anton sie am Arm packte und sie unsanft umdrehte.
Sie sah ihm in die Augen und das Funkeln, welches sie sah bedeutete nichts Gutes.
Wenn sie nicht gleich etwas tat und einlenkte, dann wäre nicht nur der heutige Abend gelaufen, Anton konnte seine schlechte Laune über Tage konservieren, und sie hätte dann keine ruhige Minute mehr. Er konnte ein richtiges Ekel sein. Also lenkte sie ein.
„Anton, es tut mir leid. Ich werde selbstverständlich mit dir fotografieren gehen. Wie gesagt, es tut mir wirklich leid und ich geh gerne mit dir fotografieren“.
Das Wochenende verstrich.
Es zog sich für Dina wie Kaugummi. Anton kam bei jeder Gelegenheit wieder zurück aufs Fotografieren.
Er versuchte Dina immer wieder die gleichen Dinge zu erklären. Er wiederholte sich ständig. Dina hörte ihm geduldig zu, da sie wusste, dass es ohnehin keinen Sinn hatte ihm zu widersprechen, und ließ seine Predigten über sich ergehen.
Irgendwoher aus der Versenkung kramte Anton alte Bücher übers Fotografieren. An Hand dieser Bücher zeigte er ihr was sie alles falsch machte und was selbst diejenigen, welche diese Bücher geschrieben hatten, die sowieso schon total veraltet sind falsch machten. Denn heute würde man alles ganz anders fotografieren.
Und so ist es Montag geworden.
Anton kam wie erwartet heim mit einer riesigen Fotoausstattung.
Denn, wie immer, wenn es um Anton selber ging ist gerade das Beste gut genug. Allein das Gehäuse an Antons Kamera hatte schon 300 Euro gekostet, ein Objektiv um die 200 Euro und so hat er insgesamt etwa 1500 Euro für seine Fotoausstattung ausgegeben.
Stolz zeigte er seine neuen Errungenschaften seiner Frau. Dina stand sprachlos daneben und schaute Kopfschüttelnd auf jedes einzelne Teil welches Anton auspackte.
„Da, Schatzi, schau mal her“. Anton packt seine Kamera aus und hält sie Dina unter die Nase. „Was ich mir da für eine Kamera gekauft habe. War ein Sonderangebot“.
Dina blieb der Mund offen stehen.
„Der Verkäufer hat gesagt“, Antons Stimme bekam einen stolzen Unterton
„dass jemand wie ich, der so viel Ahnung vom fotografieren hat einfach so eine Kamera braucht. Diese Kamera ist das Minimum für jemanden mit meiner Qualifikation“. Jetzt begann Anton ihr alles was er erworben hatte einzeln vor die Nase zu halten.
„Da, schau her“, er hielt ihr jetzt das Gehäuse unter die Nase.
„Das Gehäuse hat er mir gegeben und dazu“, er greift nach dem Objektiv
„dieses Objektiv“. Anton baute das Objektiv an das Gehäuse.
„Und schau mal Schatzi, wie schön des zamm passt. Da musst einfach nur des“, er zeigt auf das Objektiv.
„Des drauf setzten, drehen und schon passt es zamm. Das is ganz einfach“.
„Ich bin sprachlos“, erwiderte Dina kopfschüttelnd.
„Jetzt nimm sie mal die Händ, die liegt so schön in der Händ, da kannst gar nix falsch machen“.
Dina nahm Antons neues Hobby in die Hand.
„Siehst wie leicht die ist“. Anton klopfte Dina auf die Schulter.
„Da kannst fast nichts mehr verwackeln“.
Dina betrachtete sich die Kamera jetzt näher.
„Ist ja alles elektronisch zum einstellen“.
Anton schaute sie verdutzt an.
„Was ist da elektronisch zum einstellen?“ Er nahm ihr die Kamera aus der Hand.
„Nein, da schau her, da musst da“, er zeigt auf einen Knopf.
„Da musst einschalten, und dann leucht da was auf und dann hast da so einen Bildschirm oder was des ist und da steht dann …“ Er versucht die Buchstaben und Zahlen auf dem Bildschirm zu entziffern.
„P, steht droben“, er strengt sich an um noch mehr zu erkennen
„und ‚M’ und ein paar Zahlen sind drauf, aber die san so klein, die kann ich net gescheit lesen“.
Dina nimmt vorsichtig Anton die Kamera aus der Hand.
„Schau Anton, dieser Bildschirm ist in drei Felder aufgeteilt“.
„Meinst nicht, dass ich das selber sehe? Gschnaperl, musst natürlich wieder alles besser wissen“, erwiderte Anton wirsch.
Dina ließ sich nicht beirren und erklärte ihm geduldig weiter.
„Oben hast du ein kleines Feld, auf dem stehen zwei Zahlen oben. Zum Beispiel 8000 und 125. Das 8000 bedeutet, das ist ein achttausendstel Belichtungszeit.“
„Wie bitte“, ……..
„Das heißt, Anton, in einer achttausendstel Sekunde tut deine Kamera den Film belichten. Das bedeutet im Klartext, du könntest einen Tropfen der fällt fotografieren. Du kannst mit solch einer kurzen Belichtungszeit quasi Bewegung einfrieren und gestochen Scharf darstellen“. Dina schaute Anton an.
„Aha“, Antons Ton wurde selbstgefällig. „Vor ein paar Tagen hast mir noch erzählt ich hätte keine Ahnung vom Fotografieren weil das verschwommene, was du da fotografiert hattest, Bewegung ist. Jetzt kommst so daher, du weißt doch selber nicht was du redest“.
Dina blickte auf, während er weiter redete. „Außerdem Dina, einem guten Fotografen wie mir ist das sowieso egal welche Belichtungszeit und Blende er eingestellt hat, der hat das nämlich im Gefühl“.
Anton bekam einen beleidigenden Tonfall.
„Weißt Dina, im Gegensatz zu dir bin ich ein guter Fotograf“.
Dina erklärte geduldig die weitere Funktionen der Kamera.
„Im mittleren Feld, schau hier Anton, steht drinnen ‚P’, es bedeutet Programm, dies heißt, dass sich die Kamera selber einen Mittelwert errechnet und dann Belichtungszeit und Blende selber einstellt. ‚M’ steht für manuell und sagt nur, dass du dir die Blende und Belichtungszeit selber einstellen kannst.“
„Ja, ich werde sowieso meistens auf manuell schalten, denn wie ich grad schon gesagt hab, hab ich des im Gefühl. Des ist wie beim Maler, der braucht auch keine Farbtabelle, der hat das im Gefühl. Der nimmt seine Farben und dann läuft das“. Anton legte Dina den Arm auf die Schulter und tätschelte ihr dabei gönnerhaft die Wange.
Innerlich kochte Dina.
Am liebsten würde sie ihm seinen Fotoapparat mit samt seinen Objektiven an Kopf werfen. Sie konnte einen kurzen Wutausbruch nicht ganz unterdrücken.
„Typisch“, entfuhr es ihr. „Ganz typisch. Soll ich dir nun deine Kamera erklären, oder machst weiterhin dumme Bemerkungen?“
Der unbekannte wütende Tonfall seiner Frau ließ Anton für einen kurzen Moment stutzen, um sich aber sofort wieder zu fangen und Dina wie gewohnt anzugreifen.
„Ja, jetzt wo du nicht mehr weiter weißt, da kommst dann so daher. Habe gar nichts anderes von dir erwartet. Das ist nämlich immer so wenn du nimmer weißt was kommt, dann wirst ausfallend.“
„Du Anton, ich brauch dir deine Kamera nicht zu erklären, du hast auch ein Handbuch dabei, das kannst du dir auch selber durchlesen“.
Dina wurde immer gereizter.
Auch Anton merkte, dass seine Frau gleich richtig wütend wurde. Das kannte er an Dina noch nicht und es verunsicherte ihn leicht.
Wieso ist seine Frau auf einmal so aggressiv? Also lenkte er, ganz gegen seine Gewohnheit, ein.
„Natürlich kannst du mir weiter erklären, ich höre dir schon zu“. Anton hörte sich für einen Moment versöhnlicher an und so erklärte Dina weiter.
„Schau hier“, Dina zeigte auf ein kleines Symbol. „Hier zeigt dir deine Kamera an, ob die Batterie noch geladen ist oder nicht.“
„Na, das hätte mir ein Dummer auch gesagt, dass des die Batterie ist.“
„Und die Zahl hier“, jetzt deutete Dina geduldig auf eine kleine Zahl am Rande des Feldes. Diese Zahl zeigt an, wie viele Bilder du auf dem Film schon verschossen hast“.
Anton schaut Dina von oben herab an. „Du, das brauch ich nun wirklich nicht. Ich kann mir merken wie viel Bilder ich schon Fotografiert habe“.
„Anton, du bist genial, du bist einfach der Beste.“
„Klar, weiß ich doch“, erwidert Anton. „Aber die Kamera ist schon gut, da können wir jetzt fotografieren gehen wir beide, und ich zeig dir wie man das richtig macht“.
„Natürlich Anton, deine Kamera ist phantastisch, und du bist der beste Lehrer den ich mir vorstellen kann“.
Anton packt weiter aus.
Jetzt konnte sich Dina das Lachen nur noch schwer verkneifen.
„Anton, warum hasst du dir einen Belichtungsmesser gekauft? Deine Kamera hat einen integrierten Belichtungsmesser“.
Sie hob ein kleines Päckchen in die Höhe.
„Dieser Belichtungsmesser ist völlig überflüssig“.
„Das sagst du jetzt nur so, weil du keinen hast und wahrscheinlich gar nicht damit umgehen kannst“.
Dina überhörte die bissige Bemerkung ihres Mannes und holte weitere, für einen Anfänger völlig überflüssige Dinge aus der Tasche.
„Sag mal Anton, was hast du denn da für ein riesiges Tele?“ Dina nahm ein 500 mm Teleobjektiv aus der Verpackung.
„Ein Tele? Was für ein Tele?“ Anton nahm das Objektiv in die Hand, dreht es und betrachtet es.
„Ach, das ist ein Ding, hat der Verkäufer gesagt, da kannst das was du fotografieren willst von der Ferne herholen“.
Mit einem Seitenblick zu Dina. „Verstehst was ich meine?“
„Ja, klar versteh ich was du meinst.“
„Schau“. Anton wurde etwas lauter. „Schau her. Wenn da vorne was ist, dann dreh ich da“, er drehte an dem Objektiv herum. „dann kommt das ganz nah heran und ich kann das fotografieren“.
„Oh Anton“, langsam wundert Dina nichts mehr, das war typisch für ihren Mann,
„was hast du dir denn da für einen genialen Blitz geholt?“
Anton schaute seine Frau an als ob sie nun wirklich nicht mehr ganz dicht währe.
„Einen Blitz braucht man. Das müsstest du eigentlich wissen. Tust doch immer so gescheit. Stell dir mal vor, Weihnachten wenn der Christbaum brennt, muss ich ja alles mit Blitz machen“. Anton nahm ihr das Blitzgerät aus der Hand und fährt in seinen Ausführungen fort. „Der in dem Laden, der hat gesagt, wenn ich das richtig mache, dann bekommen wir noch nicht mal mehr rote Augen wie auf unseren Bildern früher“.
„Das musst du dann aber richtig einstellen“.
Anton schüttelte den Kopf. Seine Frau war doch wirklich einfältig.
„Was einstellen Dina, einstellen musst da gar nichts mehr, des macht Kamera alles alleine“.
„Das macht deine Kamera nicht so wie du es meinst. Ein klein wenig musst auch noch selber machen“.
Anton könnte ausrasten.
Wieso musste dieses Frauenzimmer immer alles besser wissen.
Die hatte doch nicht die geringste Ahnung.
War nun er oder sie in dem Fotogeschäft und hatte sich eine Kameraausrüstung gekauft?
„Also Dina, der hat gesagt das macht die Kamera alles allein, und dann macht das die Kamera auch alles allein“. .
„Natürlich Anton, deine Kamera ist genial, und so wie ich dich kenne wirst du auch bald alles perfekt beherrschen“.
Er legte seinen Arm um Dina und sagte.
„Weißt Schatzi, wenn ich die Kamera dann richtig beherrsche, dann darfst auch mal ein Bild damit machen. Ist doch ganz klar“.
Jetzt platzte Dina endgültig die Hutschnur.
„Anton, ich will mit deiner Kamera keine Bilder machen. Ich will mit meiner eigenen Kamera fotografieren. Ich möchte meine eigenen Sachen haben. Und vor allem möchte ich nicht immer dich fragen wenn ich was benutzen möchte“.
„Jetzt horch ein mal“, Anton wurde laut.
„Ich will deine Sachen nicht nehmen“, sie sprühte Funken.
„Ach, ich will deine Sachen nicht nehmen“, äffte er sie nach.
Anton wurde noch lauter.
„Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern als du dieses Teffanizeug gemacht hast. Dieses Glasgelump…“
„Tiffany“, unterbricht ihn Dina.
„Ja, das ist jetzt auch egal, aber da hast meinen Akku genommen und gleich ist er kaputt gewesen“.
„Ich habe das ein klein wenig anders in Erinnerung“.
„Ja, wie hast das denn in Erinnerung?“ Anton wurde noch gereizter und unverschämt laut.
„Du hast deinen Akkuschrauber draußen im Garten liegen lassen“.
Anton zuckte mit den Schultern.
„Na und, davon geht der ja net kaputt“.
„Es hat in strömen geregnet“.
„Ja freilich“, Anton gerät noch mehr in Rage.
„Jetzt hat’s auf einmal in strömen geregnet“. Wenn er nicht so ein anständiger Kerl wäre würde er seiner Frau jetzt am liebsten eine schallende Ohrfeige geben.
Aber ein anständiger Mann wie er macht so was nicht. „Im Sommer hätte es in strömen geregnet“.
Er tippte sich mit einem Finger an die Stirn.
„Das sind doch nur ausreden von dir. Du hast ihn genommen und dann war er kaputt!“
Dina hatte nicht die geringste Lust sich mit Anton zu streiten und wollte sich gerade rumdrehen und den Raum verlassen als er sie am Arm festhielt.
„Du weißt, dass ich da draußen den Bretterzaun gemacht habe. Ich würde nie im Regen einen Bretterzaum reparieren“.
„Ich weiß, dass du den Zaum reparieren wolltest, und dann hat es angefangen zu Regnen und du hast alles stehen und liegen lassen“.
Anton wollte gerade etwas einwerfen, aber Dina ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Du lässt nämlich immer alles stehen und liegen wenn du etwas gebraucht hast und ich darf dir hinterher räumen, und der Bretterzaum ist immer noch nicht repariert“.
„Genau, das ist es“, Anton schrie Dina an. „Warum ist er noch nicht fertig? Weil du mir den Akku aufgearbeitet hast“. Anton schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Wäre der Akku in Ordnung gewesen, dann hätte ich den Zaum reparieren können, aber du hast ihn ja aufgearbeitet“.
Jetzt erhob auch Dina ihre Stimme.
„Wäre der Akku in Ordnung gewesen, dann hätte ich ihn benutzen können, und dann wäre er immer noch in Ordnung“. Dina hatte mittlerweile so einen Zorn, dass sie Anton am liebsten seinen Fotoapparat an Kopf geworfen hätte.
Sie entschied sich dafür ihren Mann einfach stehen zu lassen.
Sie schnappte sich den Autoschlüssel.
Zog ihre Jacke über und wollte gerade aus der Haustüre herausgehen, als sie von Anton unsanft am Arm gefasst wurde.
Dina drehte den Kopf.
„Anton, es ist wie immer, du fängst was an, übertreibst und lässt dann alles stehen und liegen, und irgendwer kann hinter dir herräumen. Ich habe es langsam satt. Ich mag nicht mehr“.
Der Griff von Antons Hand wurde immer fester.
„Und was war mit deinem Teffanizeug?“
„Tiffany“, verbesserte ihn Dina gereizt.
„Tiffany, Teffani, das bleibt sich ja das gleiche. Es geht ja um...“
„Um was geht es?“
„Es geht ums Prinzip, und net ums Wort“.
„Anton, ich möchte jetzt weder mit dir darüber Diskutieren noch möchte ich mich mit dir Streiten“.
Für Dina war das Gespräch beendet und sie machte seine Hand von ihrem Arm los, drehte sich rum und verließ dass Haus.
„Wenn du jetzt gehst“, schrie ihr Anton hinter her.
„Dann brauchst überhaupt nicht wieder heim kommen. Such dir doch nen andern Haberer“. Voller Wut warf Anton die Türe hinter ihr ins Schloss.
Dina setzte sich unbeeindruckt in ihren kleinen Golf, startete den Motor und fuhr zum Kaffeetrinken in die nahe gelegene Stadt.