- Beitritt
- 10.11.2003
- Beiträge
- 2.245
Das Image zählt mehr als der Inhalt
"Das Image zählt eben mehr als der Inhalt" - sagt der Psychologe Christian Fichter von der Universität Zürich. Er hat ein und denselben Artikel über Mobilfunkanbieter in zwei verschiedenen Zeitungen platziert: in dem Boulevardblatt Blick und in der Qualitätszeitung Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Der NZZ-Beitrag sei wesentlich besser als derselbe Artikel in Blick, meinten Testleser einhellig.
Und natürlich ist auch der Name des Autors wichtig. Oder eines Menschen, der sich um eine Stelle bewirbt: Durchschnittsnamen werden bevorzugt, fremde oder altertümliche mit Negativem oder Unattraktivem assoziiert.
Vorurteile sind offenbar emotional bedingt oder zumindest mit Gefühlen verknüpft. Und da Gefühle als echt gelten, werden sie nicht hinterfragt: Wir können uns gegen sie kaum wehren.
Das gefällt mir nicht, basta – wird dann gesagt, auch hier in manchen Kommentaren zu Geschichten. Manche versuchen ihre Haltung rational zu begründen, aber für ein Urteil, das in Wirklichkeit auf einem Vorurteil basiert, kann man schwer Argumente finden.
Aus einem aktuellen Anlass habe ich vor Jahren (wieder) eine Geschichte geschrieben, für die ich angegriffen wurde – fast ausnahmslos wegen des Themas, das manche Moralvorstellungen so sehr verletzte, dass sie die Geschichte gar nicht richtig lesen konnten: Die Wut hat sie blind gemacht.
Aber auch ich habe mich schon dabei erwischt, aus einem Vorurteil heraus einen Verriss geschrieben zu haben. Das habe ich jedoch erst hinterher gesehen, deshalb vermeide ich es nach Möglichkeit, Kommentare spontan zu schreiben, obwohl sie gerade dann besonders authentisch klingen und vielleicht auch sind - weil aus Gefühl, d.h. Vorurteil heraus geschrieben.
Wie ist eure Meinung dazu?