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Das kleine Etwas mit dem flachen Schädel

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19.02.2005
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Das kleine Etwas mit dem flachen Schädel

Das kleine Etwas hämmert gegen die massive Wand. Und wie es hämmert! Man kann es richtig fühlen. Es will raus, doch heute ist der Raum seltsamerweise verschlossener und die Wand massiver als sonst. Vielleicht weil der Tag schon sehr anstrengend war und mich noch eine Menge Arbeit erwartet. Vielleicht auch weil die Musik im Nebenzimmer so laut ist. Ich weiß es nicht. Im Raum ist es dunkel, ach was sag ich, pechrabenschwarz ist es dort drinnen. Man kann nichts erkennen, weil einfach kein Lichtstrahl bis dorthin durchdringt. Das kleine Etwas hämmert weiter. Heute bekam es eine Mischung aus Nüssen und Magnesium. Daher ist es so quicklebendig. Ich weiß gar nicht ob diese Ernährung wirklich etwas bringt, aber wenn nicht dann hilft mir der gute alte Placebo- Effekt aus der Klemme. Auch wenn ich das kleine Wesen sehr lieb gewonnen habe, gehen mir seine Eigenheit oft auf den Geist. Sein Launischsein ist geradezu sprichwörtlich und nie weiß man, wie man grade an ihm ist. Während es oft nur schwer rauszulocken ist, kann es manchmal richtig nerven. Aufdringlich wird es dann, ohne Rücksichtnahme auf mich und meine Nerven. In letzter Zeit war es besonders schlimm. Hartnäckig donnerte es gegen seine behaglichen vier Wände und turnte in meinem Kopf herum. So saß ich vor ein paar Tagen im Unterricht und konnte mich partout nicht auf die Ausführungen meines Lehrers konzentrieren, da dieses fiese Etwas mir ständig allerlei Unfug ins Ohr flüsterte: „Hey stell dir vor diese Schule wäre ein riesiges Raumschiff, in dem du leben müsstest. Ständig kontrollieren Roboter, ob du auch wirklich keinen Fehler machst und wenn dir einer passiert, landest du gleich in der intergalaktischen Schrottpresse.“ Besonders schlimm ist es, wenn ich versuche Hausaufgaben zu machen. Wer kennt das nicht? Gerade schon wieder! Obwohl ich noch wirklich viel zu tun habe, lässt es sich nicht vertreiben und so gebe ich, wie eigentlich immer, nach weil ich hoffe, dass es doch noch irgendwann Ruhe gibt, wenn ich ihm seine Forderungen erfülle. Weil es so hartnäckig ist stelle ich es mir ziemlich massiv vor. Mit einer dicken Haut oder einem kleinen Panzer. Ehrgeizig, und stur wie kein Zweiter. Vielleicht mit einem etwas abgeflachten Kopf, um besser gegen die Wände donnern zu können. Zu seiner Sturheit kommt ein gewisses Maß an Arroganz und etwas Selbstverliebtheit. So hat es mich einmal, als wir im Unterricht Kurzgeschichten besprachen und unser Lehrer eine vorlas, überredet ganz selbstbewusst zu behaupten, dass der Autor dies und das besser hätte formulieren können. Normalerweise gehöre ich zu den etwas weniger selbstbewussten Schülern und würde mich so eine Unverschämtheit niemals trauen. Man kann also deutlich sehen, was für einen Einfluss diese komische Dingsda auf mich hat. Der Lehrer war auch verhältnismäßig überrascht, hat mich nur kurz angeschaut und dann stur weiter gelesen. Ein paar der anderen Schüler haben gekichert. War ganz schön peinlich. Doch solche Rückschläge machen meinem gepanzerten Etwas nichts aus. Im Gegenteil sie spornen es nur noch mehr an. Dass ich dabei der Leidtragende bin, scheint es nicht zu interessieren. Schon ziemlich Egoistisch, oder?
Andererseits kann es manchmal sehr sensibel sein. Dann nimmt es die kleinsten Details meiner Umgebung wahr und verknüpft die unterschiedlichsten Dinge zu wirklich abenteuerlichen und manchmal auch sehr einfühlsamen Geschichten. Zu dieser etwas seltsamen Mischung kommt eine Brise Gemeinheit, die sich manchmal zu offenen Sadismus entwickelt. Oft musste ich schon erleben, wie mein kleines Monster unschuldigen Charakteren echt fiese Streiche spielte und sie tief ins Unglück drängte. So verliebte sich einmal ein junger Mann in eine böse, herrschsüchtige Blume und musste für die Liebe, zu diesem gemeinen Gewächs, teuer bezahlen. Ein anderes Mal ließ der kleine Strolch zu, dass ein Werwolf ein ganzes Lager, mitsamt Kind und Hund, verschlang und dem bösen Wolf redete er später noch Gewissensbisse ein! In anderen Geschichten jedoch kümmert es sich wirklich liebevoll und höchst einfühlsam, um seine Schäfchen.
Auch sein Aussehen ist ungewöhnlich. Natürlich hübsch und faszinierend, bunt und leuchtend in den hellsten unterschiedlichen Farben. Trotzdem würde ihn nicht jeder schön finden, doch das soll auch gar nicht so sein. Das Kerlchen besticht eben durch seine Ungewöhnlichkeit. Was ist schon wahre Schönheit?
Inzwischen hat es das kleine Wesen geschafft. Es hat die Wand eingerissen und turnt nun richtig in meinem Kopf herum. Diese ganze Geschichte ist nur eines seiner Produkte, denn durch die vielen Nüsse ist es heute richtig hyperaktiv. Irgendwann muss meine rationale Seite wieder die Kontrolle übernehmen und mein kreatives Etwas einsperren, schließlich wartet noch ein Haufen Arbeit auf mich.

Meine rationale und meine verträumte Seite sind nicht wirklich Feinde, wie man sich das so häufig vorstellt. Sie leben eben miteinander und nur zusammen bilden sie eine Einheit. Andere mögen sich ihr künstlerisches Ich vielleicht als einen bunten Vogel, einen schönen Engel oder einfach als eine glänzende Stelle in ihrem Inneren vorstellen.
Bei mir ist es eben ein schreiend buntes, launisches, zähes, sensibles, fieses Monsterchen mit einem flachen Schädel und einem dicken Panzer. Und ich fände es schrecklich, wenn es anders wäre.

 

Hallo Animadversio und herzlich willkommen! :)

Deine Geschichte hat mich nicht so recht überzeugt. Okay, die Idee ist gut und ganz witzig. Aber die Umsetzung hat mir nicht hundertprozentig gefallen. Da sind diese ewig langen Beschreibungen. Für diesen kurzen Text sind sie für meinen Geschmack einfach zu lang geraten. Mehr als die halbe Geschichte besteht daraus. Das wirkt etwas ermüdend. Gerade weil man auf den ersten Blick sieht, dass der Text recht kurz ist, denkt man: "Hey, gleich ist der Text zu Ende. Wann passiert denn hier nochmal was?" Mehr Handlung hätte mir einfach besser gefallen. Aber ich könnte dir jetzt auch nicht sagen, wo du noch mehr Handlung einbauen könntest. Viele der Beschreibungen lassen sich aber sicher eher zeigen, statt erzählen. Gib ein, zwei Beispiele für die Streiche. Lass dein Monsterchen launisch, kritisch, böse, sensibel sein, statt es nur zu erwähnen, dass es all das ist. Das wäre sicher interessanter.


Ein bisschen Kleinkram noch:

sondern eine Dunkelheit zum Wohl fühlen, die einen einlullt und beruhigt. Man weiß einfach dass Nichts und Niemand bis hierher vordringen kann
- Wohlfühlen (zusammen)
- einfach, dass (Komma)
- nichts und niemand (beide klein)

Beinahe schade dass der Raum so dunkel ist. Trotzdem würde ihn nicht jeder schön finden, doch dass soll auch gar nicht so sein.
- schade, dass (Komma)
- doch das soll (- s)

Wie gesagt: Die Idee finde ich gut. Eine Überarbeitung lohnt sich sicher.

Viele Grüße
Kerstin

 

HI
hab mir schon gedacht dass der Text zu lang ist, war also darauf gefasst. :)
Ich konnte aber irgendwie nichts wirklich finden, was ich jetzt heraustreichen könnte. MAn kennt das ja: An der eigenen Geschichte ist dann jeder Satz wichtig. Ein paar Sätze sind nach vielen Überlegungen weggefallen, vielleicht ist es jetzt beser. Bin auch auf deine Idee mit den Beispielen eingegangen fiende diese jetzt aber nicht so gelungen, da sie irgendwie so aus der Geschichte fallen. Wenn du noch Vorschläge hast was ich rauschmeissen oder einfügen könnte, nur zu.
Vielen Dank für die Kritik
Bene

 

Hi Animadversio,

ich denke nicht, dass dein Text zu lang ist. Das Verhältnis von Geschehen und Erläuterungen ist nur aus meiner Sicht nicht stimmig. Mein Vorschlag wäre einfach, die vielen langatmigen Erklärungen anders darzustellen. Dadurch könnte deine Geschichte sogar länger werden. Mit Sicherheit wird sie das. Aber eben auch viel lebendiger, sodass der Leser besser eintauchen kann und eher am Ball bleibt.

Beispiel:

Obwohl er so zäh und stur ist, kann er sehr sensibel sein und die kleinsten Details meiner Umgebung wahrnehmen.
Diese Zäh- und Sturheit wie auch die Sensibilität kannst du eigentlich gut zeigen, indem du dein Wesen etwas tun lässt, wodurch dem Leser diese Eigenschaften klar werden, ohne dass du sie explizit erwähnst. Nach dem Motto: "Kürzlich erst hat er mich wieder fast zur Verzweiflung gebracht. Ich wollte nichts von ihm wissen, wollte einfach nur meine Ruhe haben. Aber nein, der kleine Quälgeist ließ nicht locker, bis ich schließlich gezwungen war, ihm meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken."

Irgendwas in der Art, vielleicht noch mit konkreteren Anspielungen, was ihm denn so vorschwebt und warum er deinen Prot so quält. Einfach die Eigenschaften in Handlung einbetten. Auch so wird klar, dass dein Wesen zäh und stur ist. Verstehst du, was ich meine?

Viel Erfolg!
Kerstin

 

Jo mach ich, aber nicht mehr in dieser Woche. Hab den ganzen Arsch voll Arbeit. In den Osterferien werd ich mich aber noch mal dransetzten. Aber ich weiß jetzt was du meinst. Wird gemacht kann aber noch dauern...

 

Hat mir natürlich keine Ruhe mehr gelassen habs also schon heute geändert. Die Geschichte ist Programm...
Muss dann eben morgen erklären dass ich leider keine Hausaufgaben machen konnte weil ich noch ne Geschichte verbessern musste.... :read: :read: :read:
Hoffe dass sie jetzt besser zu lesen ist. Finde pesönlich aber die alte Version besser weil man nun nach ein paar wenigen zeilen weiß worüber die Geschichte handelt. ISt kein Überraschungseffekt mehr drinnen. Aber trotzdem. Ist ja Geschmakssache... ;) ;) ;)

 

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