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Das Konzert

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13.04.2006
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Das Konzert

Wie besessen rannte ich zum Radio, stellte auf volle Lautstärke und sang mit: ‚Dein Name’! Einer der besten Songs von Uschi Brüning wurde gerade im NDR gespielt. Ich war begeistert! Ein guter Auftakt für das Konzert nächste Woche mit Uschi Brüning und Band im Jazzkeller, das ich unbedingt besuchen wollte.
Ich ließ meine Augen noch eine Weile geschlossen, als das Lied verklungen war. Und dann sang ich es in Gedanken noch einmal.
Das erste Konzert mit Uschi Brüning besuchte ich in den 70er Jahren im Friedrichstadtpalast Berlin. In den frühen 70er Jahren sang Manfred Krug zusammen mit Brüning, der damals besten und talentiertesten Sängerin der DDR in der Klaus Lenz Band. Mit dem Titel ‚Dein Name’ fasste sie auch in der Schlagerbranche Fuß.
Über drei Stunden hatte ich damals im Dezember nach einer Karte angestanden. Es war kalt und ich fror jämmerlich. Der Mann vor mir in der Schlange, Reiner, hatte vorgesorgt mit trockenen Keksen, heißem Kaffee in einer Thermoskanne und bot mir von allem etwas an.
„Nimm ruhig, ich habe die ganze Tasche voll mit dem Zeug. Becher habe ich nur einen mit, da musst du aus meinem trinken. Stört dich das?“
Es störte mich nicht und wir kamen ins Gespräch, hofften, dass wir noch eine Karte abbekommen würden, da das Konzert schon ziemlich ausverkauft war. An dem Konzertabend saßen wir dann nebeneinander im 4.Rang, letzte Reihe und waren total glücklich.

Es war mein erstes Konzert überhaupt.
Ich hatte es geschafft, die Provinz hinter mir zu lassen, studierte seit vier Monaten an der Humboldt-Universität. Ich wollte leben, studieren, flirten, feiern und mich nicht festlegen.
Nach Berlin wollten alle irgendwann mal gehen, mindestens für ein Wochenende. Berlin war für uns der Inbegriff des anderen Lebens, der Ort, wo die Musik lauter und schneller gespielt wurde, wo die Filmpremieren stattfanden, wo die Schaufenster bunter, die Abende länger waren. Es war der Ort, wo die Weltrevolution bei Fettstullen und bulgarischem Rotwein heftiger diskutiert wurde als woanders in der DDR-Provinz.
Von Jazz wusste ich bis dahin nichts und auch mit Männern konnte ich nichts anfangen. Während ich zu letzteren relativ schnell Zugang fand, blieb mir die Musik immer etwas fremd.

Kurz nach sieben kam ich im Jazzkeller an.
Als ich die Treppe hinunterstieg, schlug mir Stimmengewirr entgegen. Der Preis der Eintrittskarte war sehr niedrig, was mich verwunderte.
Ich kannte einen großen Teil der Anwesenden, deren Gesichter vielfach gerötet und erregt waren. Die Luft vibrierte von den Gesprächen und vom Lachen, sie vibrierte von der Erwartung. Warten war und ist für mich immer ein aufreizender Augenblick, den ich manchmal gerne in die Länge ziehen möchte. Eine enorme Vorfreude lag in der Luft.
Die meisten standen oder saßen in Gruppen beieinander und unterhielten sich.
Ich hatte Mühe, einen freien Platz zu finden, der strategisch und kommunikativ günstig lag. Die Stimmung übertrug sich schnell auf mich.
Schließlich fand ich einen Platz in der Nähe des Tresens.
Ich schaute nach links und begegnete dem Blick eines Mannes. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Wir musterten uns aus den Augenwinkeln. Um die Taille hatte er einen leichten Ansatz, eine fast sinnliche Schwellung, die mal mehr oder weniger zu sehen war. Das Kopfhaar war stark gelichtet. Ich guckte intensiver. Er guckte ebenfalls, nunmehr wir beide mit halbem Lächeln.
Da schoss es mir ein, woher ich ihn kannte. Siedendheiß schoss es mir ein!
„Sie waren kürzlich in meiner Praxis, stimmt’s?“ fragte er fast im gleichen Moment.
„Ja, war ich, stimmt!“ antwortete ich und schaute etwas verlegen nach unten.
Es war der Arzt, der vor drei Wochen eine Rektoskopie bei mir vorgenommen hatte. Ich würde also den ganzen Abend neben einem Mann sitzen, der eines meiner dunkelsten Geheimnisse kannte! Wie aufregend.
Etwas verschämt schaute ich auf seine Hände, die auf der Tischkante lagen. Ihr Anblick faszinierte mich zunehmend. Es waren auffällig knotige Hände und an den Fingeransätzen sah man Haarbüschel. Die Fingerkuppen waren so flach wie die Saugnäpfe eines Salamanders aus Madagaskar. Die Daumen erschienen mir unanständig lang und wie eine Banane gekrümmt. Die Hände waren hässlich, sicher, aber da sie mich an meine erste große Reise nach Afrika erinnerten, störte mich diese Hässlichkeit nicht. Für mich war es jene Art von Hässlichkeit, die schon wieder faszinierend wirkt. Er trug keinen Ehering, schaute locker im Saal umher, nein, er war wohl nicht verabredet. Ich schaute wieder in sein Gesicht, direkt in seine Augen. Dass er sich an mich erinnerte, verwunderte mich.
„Zufälle gibt es, die muss man sofort feiern, oder? Ich lade Sie ein. Was trinken Sie?“
„Einen Rotwein, bitte!“ antwortete ich etwas zögernd und fragte mich, was es da zu feiern gab. Dass er mit diesen Saugnäpfen meinen Körper untersucht hatte, war das ein Grund zum Feiern? Ich ertappte mich, dass ich mich an Äußerlichkeiten, diesmal getarnt als behaarte Saugnäpfe, festhielt.
Er lief zum Tresen, um die Getränke zu holen.

Ich beobachtete die Leute im Saal. An den Begrüßungen sah ich, dass das Konzert Anlass war, sich zu treffen bzw. dass eine unverhoffte Begegnung stattfand.
Der Chirurg kam mit den vollen Gläsern zurück. Wir stießen an.
„Sind Sie des öfteren hier? Ich habe Sie noch nie hier gesehen.“
„Ja, ab und an, ich mag die Atmosphäre. Übrigens, mein Name ist.....“
„Linda Albrecht. Ich weiß, ich sagte doch, ich erinnere mich!“ unterbrach er mich lachend.
Ich war verblüfft, schaute wieder auf seine Hände. Ich war einfach zu lange allein, die Sicherheit im Flirten war mir abhanden gekommen. Was nützt in so einem Moment beruflicher Erfolg und Anerkennung? Beides hatte ich mehr als genug. Es stimmte, ich war ab und an in dem Jazzkeller, weil ich die Atmosphäre dieses kleinen, stets verrauchten Kellers mochte.
Ich hatte Lust auf den Chirurgen. Genau in diesem Moment.
Dass mir sein Name nicht einfiel, irritierte mich allerdings zunehmend. Es war mir peinlich, ihn danach zu fragen. Er stieß wieder mit mir an, lächelte.
Der Raum war nun brechend voll, überall saßen die Leute, auf den Treppen, zwischen den Stühlen und auf dem Fußboden.
Endlich betraten die Musiker, ausschließlich Mitglieder der Posterneck-Group, die Bühne und stimmten ihre Instrumente ein. Diese Gruppe war die momentan angesagteste Jazzformation der Stadt. Das Bild von Pavel Posterneck, dem Chef der Band, war so oft in der Zeitung, dass selbst ich ihn inzwischen kannte.
„Das verstehe ich nicht. Wieso sind denn nur diese Musiker auf der Bühne?“ schrie ich meinem Nachbarn ins Ohr. Auch er hatte keine Erklärung.

Der Stimmungspegel war inzwischen weiter angeschwollen, es wurde laut und hemmungslos gelacht und erzählt, der Alkohol tat seine erste Wirkung, die Luft war zum Schneiden dick.
Der Organisator des Abends betrat die Bühne und begann seine allgemeinen Ausführungen in den Lärm hinein: „.............habe ich zunehmend das Gefühl, die Redakteure der OSTSEE-Zeitung wollen uns veralbern....“ hörten wir ihn sagen. Augenblicklich wurde es ruhiger. Wer wollte hier wen veralbern?
„Für die, die es noch nicht wissen sollten, das Konzert mit Uschi Brüning findet heute nicht statt. Sie gastierte bereits am Freitag letzter Woche in der Kunsthalle.“

Stille. Eine eigenartige Stille. Überraschung? Enttäuschung?
Alles fühlbar, greifbar.
Keine Uschi Brüning.
Die Stimmung sank spürbar.
Der Organisator gab das weitere Programm des Abends bekannt, informierte darüber, dass er selbst unter die Musiker gegangen sei, heute Abend im Anschluss an die Posterneck- Group sein erstes Konzert gebe und glücklich sei, dass alle so zahlreich erschienen sind.
Wir schauten uns ungläubig an.
„Der spinnt wohl!“ sagte der Chirurg in die Stille hinein.
Pavel Posterneck erfasste intuitiv die Situation. Er betrat die Bühne und legte auf fast mediterrane Art seine Hand auf den Oberarm des Organisators. Die Manschetten seines weißen Hemdes waren nicht zugeknöpft, was aus irgendeinem Grunde nicht schlampig sondern fast schon mondän wirkte.
Er unterbrach den Redeschwall und gab das Programm des Abends bekannt.

„Die nächste Runde geht auf mich!“ sagte ich zu dem Chirurgen, „Das gleiche noch einmal?“
„Nein, für mich etwas stärkeres! Es ärgert mich, dass das Konzert ausfällt. Ich hatte mich so drauf gefreut, sogar den Dienst getauscht. Was mache ich denn jetzt?“ antwortete er.
"Habt ihr denn das nicht gelesen? Draußen an der Eingangstür war doch ein Hinweis, dass das Konzert ausfällt und die Karten zurückgegeben werden können!" mischte sich der Nachbar des Chirurgen in das Gespräch ein.
Wir hatten beide den Hinweis nicht gesehen. Er würde doch nicht schon gehen?
Während ich an der Theke anstand, sah ich eine Frau im Spiegel, eine Frau, die sich Mühe mit sich selber gab, die versuchte, ihren Jahren noch etwas Attraktives abzugewinnen, nicht groß, nicht dick, nicht dünn, mit einer jener Art Kurzhaarfrisuren im Fransenschnitt, bei der man beim Friseur ein Vermögen hinlegen musste. Sie hatte schöne Augen, blau, soweit man das in diesem Licht beurteilen konnte, leicht verwunderter Ausdruck und einen ganz normalen Mund, allerdings die Sorte Mund, auf der kein Lippenstift hielt. Die Lippen waren rissig vom vielen essen, reden oder vielleicht küssen. Das Kinn war etwas rund und man ahnte, dass Hängebäckchen im Anmarsch waren.
Ich lächelte meinem Spiegelbild zu und lief beschwingt zurück. Mein Bauchgefühl signalisierte mir, dass das einer der schönen Abende werden würde. Unterwegs stimmte ich in den Gesang der Umstehenden ein, einen Song von Uschi Brüning, den die Band spielte.
‚Dein Name’ war der Titel und endlich fiel er mir ein, der Name des Chirurgen: Dr. Armin Sibelius!
Ich reichte ihm das Glas und lächelte ihn an.
Er erwiderte mein Lächeln.

 

Hallo Jurewa,

Frau trifft Mann und dann ... offener Schluss. Ich fühle mich irgendwie hin- und hergerissen. Da sind einerseits nette Formulierungen betreffend die DDR Vergangenheit und andererseits eine Handlung die sich zieht und zieht, wie die Warterei im Jazzkeller. Obwohl du es anscheinend verurteilst, nach Äußerlichkeiten zu urteilen, wird von dem armen Dr. Sibelius nicht sehr viel mehr gezeigt. Und die Protagonistin: Arg viel Reflexion über sich und die Vergangenheit. Dann wieder eine gute Stelle:

sah ich eine Frau im Spiegel, eine Frau, die sich Mühe mit sich selber gab, die versuchte, ihren Jahren noch etwas Attraktives abzugewinnen, nicht groß, nicht dick, nicht dünn, mit einer jener Art Kurzhaarfrisuren im Fransenschnitt, bei der man beim Friseur ein Vermögen hinlegen musste. Sie hatte schöne Augen, blau, soweit man das in diesem Licht beurteilen konnte, leicht verwunderter Ausdruck und einen ganz normalen Mund, allerdings die Sorte Mund, auf der kein Lippenstift hielt. Die Lippen waren rissig vom vielen essen, reden oder vielleicht küssen. Das Kinn war etwas rund und man ahnte, dass Hängebäckchen im Anmarsch waren.

Insgesamt Licht und Schatten. Was du auch bedenken solltest: Auf Menschen, die keinen Bezug zu der Musik haben wirken die gemachten Anspielungen nicht. Das ist eine Falle, in die ich selbst als Musikliebhaberin auch immer wieder stolpere ...

LG,

N

 

Hallo Nicole,

danke für dein Lesen.
Ich habe den Text nochmals auf 'Längen' durchgesehen und gekürzt. Da hattest du Recht, war wirklich etwas arg lang.
Der Zeitraum der Geschichte ist ja nur eine Stunde und da ist es meiner Meinung nach nicht möglich, den Dr. Sibelius anders als äußerlich zu zeigen. Der Charakter erschließt sich nicht in so kurzer Zeit.
Ich wollte die Stimmung darstellen, in der sich meine Prota befindet und auch ihre Gedanken und vielleicht Hoffnungen auf ein Treffen mit dem Chirurgen.

Liebe Grüße,
Jurewa

 

Hallo Jurewa,

Die Geschichte hat deutlich an Transparenz gewonnen. Sie ist viel leichter in ihrem Kontext zu erfassen, als die alte Version.

Kurz nach sieben kam ich im Jazzkeller an.
Als ich die Treppe hinunterstieg, schlug mir Stimmengewirr entgegen. Der Preis der Eintrittskarte war sehr niedrig, was mich insgeheim verwunderte.

Hier verwirrst du den Leser, weil du nicht mehr in der Rückschau bist.

Den Übergang solltest du besser konstruieren, wenn du vor der Rückschau deutlicher ankündigst, dass die Prot ins Konzert will.

Z.B. Wie besessen rannte ich zum Radio, stellte auf volle Lautstärke und sang mit: ‚Dein Name’! Einer der besten Songs von Uschi Brüning wurde gerade im NDR gespielt. Ich war begeistert! Ein guter Auftakt für das Konzert nächste Woche mit Uschi Brüning und Band im Jazzkeller. Ich freute mich, eine Karte gekauft zu haben. Den Abend wollte ich genießen.

Etwas verschämt schaute ich auf seine Hände, die auf der Tischkante lagen und mein Blick wurde zunehmend faszinierter.

Etwas verschämt schaute ich auf seine Hände, die auf der Tischkante lagen. Ihr Anblick faszinierte mich zunehmend.


LG
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

es freut mich, dass ich deinen Ansprüchen etwas genügen konnte, da ich weiß, sie sind hoch ;-)))! Ich habe deine Anregungen umgesetzt. Es stimmte, die Übergänge waren teils holprig.
Danke für dein Kommentieren und ganz liebe Grüße,
Jurewa

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jurewa,

jetzt verstehe ich deinen Faible für Geschichten & Musik noch besser. Und ich bin da ja ein passender Empfänger. Beim Einstieg tust du dich etwas schwer, der Name Uschi Brüning wird zu oft erwähnt, ich meine, das könnte man vermeiden.

Ansonsten gefällt mir deine Geschichte. Sie verbindetet Vergangenes und Gegenwärtiges über die Musik, über ein Konzert, über eine ganz bestimmte Interpretin, und beschreibt dazu auch die Aufbruchstimmung ins Erwachsenwerden, dieses einmalige Gefühl, endlich die eigenen Interessen und Ziele zu entdecken. Als Rückblick.

Dadurch, dass die Sängerin aber dann plötzlich gar nicht mehr auftritt, hast du einen guten Kniff gefunden, nicht die Erwartungshaltung erfüllen zu müssen, die du zuvor aufgebau hast.

Als Leser denkt man nämlich: Nun, die Uschi Brünig könnte in diesem Konzert schon alt und nicht mehr zeitgemäß wirken = Prota bitter enttäuscht. Oder sie könnte ein Superkonzert geben = Prota absolut begeistert.

Beides wären ziemliche Lala-Entwicklungen geworden.

Aber dass Uschi Brüning bereits ein Woche zuvor gespielt hat, war eine gute Idee, gab dem Text den notwendigen Impuls.

Aus dem zart angedeuteten Flirt hättest du mehr machen können. Er wirkt in seiner ganzen Konzeption unentschlossen und entwickelt keine Intensität.

Grüße von Rick

 

Hallo Rick,

nicht nur dieser SuperFRÜHLINGStag im Dezember, nein, noch eine Steigerung, dein Lesen meiner Geschichte. Danke!
Ich freue mich sehr, dass sie dir gefallen hat. Sicher hätte ich mehr aus dem angedeutetem Flirt machen können. Aber das hätte, meiner Meinung nach, nicht gepasst. Denn die Geschichte endet ja mit dem Konzertbeginn. Eine Möglichkeit wäre eine zweite Geschichte, die dann die Fortführung des Flirtes beinhalten könnte. Wie gesagt, k ö n n t e.

Liebe Grüße,
Jurewa

 

Hej Jurewa,

die Geschichte hat mir gut gefallen. Gelungen fand ich vor allem die Idee, dass der Chirurg hässlich und trotzdem attraktiv auf die prota wirkt - darüber hättest ich gerne noch etwas ausführlicher gelesen.

Aufgefallen ist mir, dass die wörtliche Rede etwas förmlich wirkt, weiß nicht, ob das Absicht ist:

" ...ich sagte doch,...", "...Sie gastierte bereits...", "Es ärgert mich, dass das Konzert ausfällt..."

Ich kann mich täuschen, habe aber das Gefühl, so wird eher selten gesprochen, eher: "ich sage doch..., sie war letzte Woche..., ich ärgere mich...

Das Ende hat mir gut gefallen, leicht und noch unbestimmt, vielleicht eine Tick zu leicht um gleichzeitig die Lust zu vermitteln, die sich zwischen den beiden anbahnt.

Gruß Ane

 

Hi Ane,

auch dir danke für dein Lesen.
Ich hätte vielleicht wirklich alles ausführlicher schreiben können, nur- ich wollte nur diese kurze Zeitspanne skizzieren. Deine Hinweise bezüglich des Sprechens überprüfe ich noch einmal.
Wenn man nicht mehr ganz so jung ist, relativiert sich die Erwartungshaltung und man ist vielleicht nicht mehr ganz so euphorisch. Deshalb mag die 'Lust' etwas gedämpft daherkommen.
Liebe Grüße,
Jurewa

 

Hallo Jurewa
Schön zu lesen sind die Rückblicke, die Streiflichter durch eine Zeit, die so schnell beendet war wie sie gegonnen hatte - kleine Eigenarten, die plötzlich nur noch in der Erinnerung auftauchen. Von diesen Sehnsüchten hätte ich gerne mehr gelesen, als der Arzt neben ihr saß ... die Beschreibung der Hände kam schon ganz gut, aber wie sah er denn jenseits der Hände aus?
Diese Rückblicke und die Wendungen in der Geschichte sind noch ein wenig ruckartig, nicht leicht nachzuvollziehen; manchmal ist auch etwas umständlich ausgedrückt, aber das kann auch am Nord-Südgefälle liegen.
Manchmal summte so eine kleine Melodie Melancholie durch die Zeilen - von denen möchte ich gerne mehr lesen - weil es etwas ist, was uns Ältere stets umweht.
Liebe Grüße
Detlev

 

Hallo,
du 'älterer' Mann aus dem Süden, danke für dein Lesen und deine Gedanken.
Holprige Sprache hat nichts mit Nord-Süd-Gefälle zu tun sondern nur mit Begabung ;-)!

Habe ich ihn nicht beschrieben, den Chirurgen, gesagt, dass sich an seinen Hüften 'Fettschwalben' niedergelassen haben, die partout nicht wegfliegen wollen und dass sein Haupthaar gelichtet ist?

Was ist sonst wichtig im ersten Moment des Kennenlernens? Meine Prota ist Händefetischistin, nun ja, vielleicht sind die Augen interessaner. Nur- für sie nicht!
Ach, Detlev, ich weiß, was du meinst mit deinen Bemerkungen, nur, ich habe nicht dein Talent. Bin aber auf dem Wege dorthin und glaube mir, dieser Weg ist sehr viel holpriger als die Geschichte.

Lieben Gruß,
Jurewa

 

„Wir haben uns bei Rektoskopie kennengelernt!“, könnte die Antwort der Protagonistin sein auf die altbekannte Frage bei der Hochzeitfeier – nein, auf so eine Idee, muß der Mensch erst kommen! Ich habe mich immer schon gefragt, Jurewa, wie zum Beispiel das Liebesleben eines Gynäkologen aussieht? Ich meine, den ganzen Tag nichts als Mösen zu sehen bekommen und abends, im Bett, noch einmal das Gleiche ...

Okay, zurück zu deiner Geschichte, in der du eine Episode aus dem Leben einer Frau schilderst. Wir erfahren viel über sie, vielleicht sogar zuviel. Wozu ist es wichtig zu wissen, wann und wie sie das erste Konzert erlebt bzw. darauf gewartet hatte oder wie sie nach Berlin kam?

Für mich beginnt diese Geschichte erst mit dem Satz „Kurz nach sieben kam ich im Jazzkeller an.“ Dies vor allem, weil du die Stimmung dort gut einfängst, das „Wiedersehen“ glaubwürdig schilderst, und mit der Beschreibung „seiner“ Hände ein Meisterstück ablieferst – so sollte es sein: Details preisgeben, wo sie benötigt werden.

Allerdings neigst du auch bei anderen und m. E. unwichtigen Stellen zu Erklärungen, teilweise sogar zu Wiederholungen – so wie hier:

Es stimmte, ich war ab und an in dem Jazzkeller, verstand von Musik nicht viel, entschied meist aus dem Bauch heraus, ob es mir gefiel oder nicht, was ich hörte.

Kleinigkeiten:

Insgeheim – das Wort ist an sich schon überflüssig, du verwendest es sogar 2 Mal
vom Ansehen – vom Sehen

Sehr gut gefallen hat mir die – vom Leser nicht vermutete - Selbstbeobachtung im Spiegel. Absolut glaubwürdig! Sowohl der Ort, wo das geschieht, als auch das Wie und das Was, also die Gedanken der Prot, sind als stimmig.

Die Geschichte erzeugt einen Sog, man will wissen, wie es weiter geht - und ist enttäuscht, daß es schon zu Ende ist. Gibt es eine Fortsetzung?

Dion

 
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Warum schreiben
wir so wie wir schreiben und nicht so, wie der Leser es will?
Ja, lieber Dion, das ist die Frage, die ich mir nach deiner Rezension stellte. Du hast Recht, wenn du schreibst, dass einige Episoden aus dem Leben der Frau für die Geschichte überflüssig erscheinen.
Und doch sträubt sich etwas in meinem Innerem, sie einfach zu kürzen bzw. ganz zu streichen. Beim Schreiben war ich der Meinung, sie sollten zum bessserem Verständnis drin sein. Ich kann dir das rational nicht erklären, es war ein Bauchgefühl. Unabhängig davon werde ich mich nochmals damit auseinandersetzen.
Danke für dein Lob betreff der Beschreibung der Hände und auch des Spiegelbildes. Auch wenn Eigenlob stinkt, aber ich fand sie selber auch richtig
gut gelungen ;-)).
Die Sache mit dem Musikverständnis habe ich geändert.

Wie das Liebesleben der Gynäkologen aussieht?
So wie ich dich einschätze, lieber Dion, nutzt du die nächstbeste Gelegenheit und fragst einfach nach ,-), in diesem Sinne, danke für dein Lesen und

CIAO!
jurewa

 

Ein erstauntes Hallo Juri,
ich suche unter R/E und finde Dich im profanen Alltag mit einer schönen romantischen und erotischen Liebesgeschichte, die Dion aus dem hässlichen Winter in den heißen Fastsommer geholt hat. Ich kann Dein Sträuben i.R. weiterer Kürzungen gut verstehen. Ich finde die Fassung vom Mai, auch mit dem noch etwas weitem Rückblick, o.k.! Einerseits schwelge ich in fast sentimentaler Jugenderinnerung,:confused: andererseits charakterisiert die Blende die Prota mit Zeitgeist zusätzlich und macht den „rektalen Paukenschlag“ noch donnernder! :lol:Beim Lesen dachte ich, aha jetzt kommt der „Rainer, 20 Jahre später, 20 cm dicker und auf dem Kopf 20 g dünner“... Nee es war der Neubekannte, dunkelste Geheimnisse „Enthüller“! Einfach köstlich diese Wendung. Auch die Lust mit und auf die Hände von Onkel Doc. sind für mich nachvollziehbar. Die von Rick, Dion und natürlich auch von mir erwartete Fortsetzung der Geschichte sollte aber wegen der zu erwartenden Gefühlseindrücke der Prota ( ohne Gummihandschuhe, deshalb etwas intensiver) tatsächlich unter R/E stehen. Habe mich köstlich amüsiert, :thumbsup:danke für die Geschichte.
Gruß Thomas !

 

Hallo Thomas,

deine Kritik kommt sehr viel sanfter daher als das Gewitter, das gerade über unserem Dorf wütet :shy:
Ich habe mich über deine Worte sehr gefreut und, ja, über eine Fortsetzung denke ich nach.

Schönen Abend und
ciao,
jur(i)wa

 

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