Was ist neu

Das Kunststück

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16.01.2006
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Das Kunststück

Das Kunststück

An einem Freitagabend in der ersten Januarwoche des Jahres 2006 entdeckten mein Freund und ich ein neues Kunststück. Nun ja, völlig neu wird es wohl nicht gewesen - für uns war es zumindest neu.
Es passierte nach dem Baden. Mein Freund saß in unserem roten Sofa, seine Beine waren leicht gespreizt. Als ich so vor ihm stand, dachte ich mir, meinen Kopf einfach zwischen seine Beine zu stecken. Mein Kopf befand sich also zwischen seinen angewinkelten Knien, mit meinen Schultern sicherte ich mich zusätzlich noch auf seinen Oberschenkeln ab. Ich nahm beide Hände, hielt mich an seinen Knien fest und stieß mich leicht mit den Füßen vom Boden ab, so dass mein Hinterteil sich Richtung Zimmerdecke bewegte. Mit ein paar ausgleichenden Korrekturbewegungen streckte ich meine Füße in die Luft. Und siehe da – ich machte ein Art Schulterstand auf den Oberschenkeln meines Freundes.
Angespannt wie mein Freund nunmal ist, hielt er mich mit einer Hand dann und wann an meinem Hosenbund fest, damit ich nicht aus dem Lot fiel. Ich war begeistert! Mit nach meiner Meinung galanten Bewegungen begab ich mich wieder in die für mich gewohnte Position.

Na das war doch mal was! Schnell lief ich ans Telefon und rief sämtliche Freunde und Bekannten an, um für den nächsten Abend ein Treffen zu organisieren, an dem wir unser Kunststück zeigen würden. Die meisten der Angerufenen sicherten mir ihr Kommen telefonisch zu, und meinten, sie wollten sich das nicht entgehen lassen – wenn wir schon mal ein Kunststück machen...
Der nächste Abend war schnell erreicht. Mein Freund und ich hatten in der Zwischenzeit noch ein- zweimal geübt, um sicherzugehen, dass auch nichts Unvorhergesehenes passieren würde. Gegen acht klingelte es an der Tür, die ersten Besucher waren da. Wir begaben uns in die warme Küche, jeder suchte sich einen bequemen Platz. Nach und nach stießen die von mir Benachrichtigten dazu, bis wir vollzählig waren. Insgesamt waren wir zwölf Leute, die sich da in der Küche tummelten.

Mit gespannten Augen sahen uns unsere Bekannten an. An den nicht vorhandenen, sonst aber üblichen Alltagsgesprächen konnte ich sehr wohl merken, dass alle sehr neugierig waren. Ich bekam einen heißen Kopf und merkte, dass mein Puls nun ein wenig schneller ging. Um das Eis ein wenig zu brechen, holte ich die Wodka-Flasche von der Anrichte und goß jedem ein Gläschen ein. Wir prosteten uns drei Runden zu. Nach der dritten Runde schien mir der Augenblick günstig, das von allen ersehnte Kunststück zu demonstrieren. Ich bat meinen Freund, sich in den alten Federkernsessel zu platzieren und stellte mich vor ihn. Mit einem Blick nach hinten vergewisserte ich mich, dass auch alle zusachen.
Ich begann also wie am Abend zuvor. Ich steckte meinen Kopf zwischen die Beine meines Freundes, vergewisserte mich, dass ich mit den Schultern fest auf seinen Oberschenkeln auflag. Das Blut schoss mir in den Kopf. Alles was ich sah, waren die Knie unserer Zuschauer. Ich nahm Schwung und drückte mich mit den Füßen vom Boden ab. Es lag wahrscheinlich an der Aufregung, möglicherweise auch dem dritten Gläschen Wodka, aber der Schwung, den nich genommen hatte, war eindeutig zuviel. Beim Versuch das Gleichgewicht zu behalten, kam ich ins Hohlkreuz und kippte nach hinten über. Mein Freund muss auch wohl sehr aufgeregt gewesen sein, denn er hatte es verpasst, mir mit einer stützenden Funktion aus dieser Misere zu helfen.

Als ich etwas Hartes am meinem Hintern verspürte, war mir klar, dass sich soeben mit meinem Arsch auf dem Gesicht meines Freundes gelandet war. Es vergingen wohl so fünf Sekunden - ich blieb einfach so hängen und starrte auf die Knie unserer Zuschauer. Erst als ich meinen Freund unter meinem Arsch hörte, wurde mir klar, dass ich mich wohl aus dieser Stellung befreien musste. Anscheinend ging es wohl nicht schnell genug – denn bereits in den folgenden Sekunden verspürte ich klemmenden Schmerz am rechten Oberschenkel. Es war mein Freund. Vor lauter Schmerzen über seine brennende Nase und mit tränenden Augen biss er mir mit voller Wucht ins Fleisch. Ich wollte mich schnell mit einer leichten Seitwärtsbewe-gung über die Lehne des Sessels befreien, musste mich aber wohl verspannt haben, so dass es zweimal laut in meinem Nacken knackte und ich den Kopf nicht mehr gerade richten konnte. So stand ich nun da. Ich hatte mich zwar befreien können, musste mich nun aber mit einer schiefen Perspektive begnügen.

Mir gegenüber befanden sich 20 Augenpaare, aus deren Blicken ich sowohl Zweifel als auch Mitleid deuten konnte. Ich wich den Blicken meiner Bekannten aus und schaute auf meinen Freund. Er hielt sich immer noch die Nase und seinen Augen tränten und waren rot unterlaufen. Tja, das wars dann wohl. Die meisten unserer Bekannten nahmen ihre Garderobe, verabschiedeten sich und bedankten sich für den Wodka. Ich begleitete sie zur Tür, während mein Freund sich auf den Weg ins Bad machte, um sich die Nase zu kühlen. Leider konnte ich niemanden zum Abschied die Hand reichen, da jede kleinste Bewegung einen ungeheuren Schmerz in meinem rechten Nackenansatz verursachte.

Der Arzt, der uns später im nahegelegenen Krankenhaus behandelte, meinte, er könnte wohl auf eine Praxisgebühr verzichten, nachdem er sich unsere Geschichte anhörte.

 

Hallo hanuman,

willkommen auf KG.de.
Deine erste Geschichte?

Als ich das hier las

Als ich so vor ihm stand, dachte ich mir, meinen Kopf einfach zwischen seine Beine zu stecken.

dachte ich zuerst an eine Beischlafkrobatik oder wie man es immer nennen will.
Doch dann entpuppte sie sich als Alltags-Vorführ(d)effekt-Geschichte.
Im Großen und Ganzen nicht schlecht gemacht.
Dennoch fehlt irgendwie der Kick am Schluss.
Auch finde ich den Ausdruck "Arsch" (keine Sorge ich bin ihn schon gewohnt, und man soll die Dinge beim Namen nennen) hier nicht ganz so glücklich gewählt.
Klartext: Es ist zwar eine Alltagsgeschichte, aber so, wie der Anfang aufgebaut ist, erwartet man am Schluss einen Knaller; und der ist nicht.

Gruß Charly

 

Hallo,

vielen Dank für deine schnelle Kritik, leider dauert das immer ein bisschen, bis ich mich melde, da ich zur Zeit viel um die Ohren habe :confused:

Die Geschichte ist in der Tat mein erster Beitrag. Und eigentlich ist mir bei dir genau das gelungen, was ich auch vor hatte. Ich habe bewusst die Erwartungshaltung des Lesers vorweggenommen um ihn daraufhin in gewisser Weise zu enttäuschen oder vielmehr zu ernüchtern.

Brigitte
Weiteres folgt, sobald ich mehr Zeit finde

 

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