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Das letzte Abendmahl

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04.10.2010
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Das letzte Abendmahl

Daniel Jeschke
Das letzte Abendmahl

Frederik saß in der voll besetzten Straßenbahn und las die Bibel. Die nächste Haltestelle wurde angesagt, kratzte aus Lautsprechern an der Decke. Er blickte von seinem Buch auf und sah um sich herum Menschen, die sich an Haltegriffen festhielten, während Sie lasen oder sich unterhielten. Mit seinen kalten blauen Augen wich er den Blicken aus, die er durch das dicke Buch, mit den goldenen Seiten, auf seinen Knien, auf sich zog. Er schlug es zu, stand auf und ging zur Tür, die Bahn hielt an und die Türen gingen auf. Er stieg aus, dabei blieb er mit seinem Mantel an einer Stange im Ausstieg hängen, konnte sich aber schnell wieder befreien. Neben dem Eingang zum Supermarkt saß ein Mann im Schneidersitz an die Wand gelehnt. Er trug eine verschmierte Jacke, sein Gesicht war dreckig und unrasiert. Der Mann kratze sich zwischen seinen wirr abstehenden Haaren. „Haste vielleicht n´ bisschen Kleingeld?“, fragte er und schüttelte mit einer Blechdose, darin klimperten ein paar Münzen. Frederik blickte auf die Dose in den Hände des Bettlers und sah dicke schwarze Ränder unter den Fingernägeln, die Hose war verdreckt und voller Löcher. „Wenn Gott will, wird Dir geholfen“, sagte Frederik. Der Mann senkte den Kopf, stellte die Dose wieder ab und verdrängte seine Enttäuschung mit einem Schluck aus einer Flasche mit brauner Flüssigkeit. Frederik drehte sich weg, ging in den Supermarkt, dort nahm er sich einen Einkaufskorb vom Stapel. Durch die Scheibe sah er den Bettler auf der Straße sitzen. Sein Herzschlag beschleunigte sich, bei dem Gedanken, dass er seine Buße gefunden hatte. Frederik steuerte die Regale an und legte die Einkäufe in den Korb, ging zur Kasse, zahlte und verstaute sie in einer Tüte. Er fragte die Kassieren noch nach einem Stift und schrieb etwas auf einen Zettel, dann ging er grußlos aus dem Geschäft.

Der Bettler vor der Tür saß gerade zusammengesunken und mit geschlossenen Augen an seinem Platz, als ihm Frederik ein paar Münzen und den zusammengeknüllten Zettel in die Dose warf. Der Bettler sah auf und zeigte ein schmales Lächeln, Frederik erwiderte das Lächeln, nickt ihm zu und wünschte ihm einen gesegneten Abend.

Die Passanten wurden immer weniger und in der Ecke wurde es Dunkel, der Obdachlose kratzte sich eine schorfige Stelle am Arm, ein später Kunde warf flüchtig ein paar Cent in die Dose, dann wurden die Türen geschlossen und er saß im Schatten in seiner Ecke, nur der Schein einer Straßenlaterne spendete etwas Licht und ein paar Tauben pickten neben ihm nach Brotkrümeln. Er schaute in die Dose und zählte das Geld, dabei fiel sein Blick auf das geknüllte Stück Papier, das im ersten Moment so aussah, als hätte ihm Jemand ein Kaugummi in die Dose gespuckt. Er drehte die Dose und der Zettel fiel in seine Hand, er entfaltete ihn und las -.
Er überlegte, was er von der Nachricht halten sollte. Seine Gedanken kreisten um einen warmen Platz, wo er die Nacht verbringen konnte, aber noch mehr um seinen hohlen Magen. Er würde diese Nacht wieder auf einer Bank schlafen, seinen Geist mit dem Inhalt aus der Flasche betäuben, um wenigstens den Hunger für eine Weile zu vergessen. Oder er würde seine Vorsicht vergessen, dem Lichtpunkt in der Dunkelheit seiner Existenz folgen, für eine Weile sein derzeitiges Leben vergessen und ein Stück von der Normalität zurückbekommen, die er vor Jahren hinter sich lassen musste.

Die Räume waren niedrig, ein erwachsener Mann konnte gerade aufrecht stehen, ohne sich den Kopf zu stoßen. Es roch nach moderigem Schimmel und an einigen Stellen bröckelte Putz von der Wand. Schwere Kirchenmusik quoll aus Lautsprechern und belegte die Räume mit einer Schicht aus Mönchsgesängen und Glockenläuten. Kerzen brannten in Ständern und beleuchteten ein Bild mit Jesus und seinen Jüngern beim letzten Abendmahl an der Wand. Frederik stand mit nacktem Oberkörper vor dem Bild, sein Kopf war weit in den Nacken gelegt und die Arme streckte er zu beiden Seiten ab. So hat sich Jesus gefühlt als er für mich gestorben ist, dachte er und zog seine Arme noch weiter auseinander und genoss den Schmerz. Er stellte sich vor wie er an einem großen Kreuz hing, das auf einem Berg stand, von dort aus konnte er den Horizont über dem staubigen Land sehen. Seine Haut und seine Gelenke, schmerzten in den Armen, in der Brust und im Bauch, aber er war ruhig, mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen, das die Erlösung nah war.

Er öffnete die Augen und sah Jesus, wie er, die Jünger um sich geschart, in der Mitte der Tafel stand und mit einer Geste der Nächstenliebe, mit weit geöffneten Armen, Speisen und Getränke mit den Jüngern teilte, die ihn als Heiland sahen, und ihn über alles liebten. Er würde wie Jesus sein, mit den Armen teilen und eine Offenbarung wiederfahren, die ihn zu einem Heiligen und Geliebten macht und ewig leben lässt.

Die Straßen waren menschenleer, die Häuser standen dicht an dicht und ragten baumhoch in den Himmel, schwankend und durch einen nebligen Schleier vor den Augen suchte er nach einer Hausnummer. Autos parkten zwischen Bäumen am Straßenrand, Mülltonnen waren auf dem Gehweg abgestellt und Fahrräder standen angeschlossen an den Zäunen. Der Bettler kniff die Augen zusammen und stütze sich an der Wand ab. Um die Schulter hing ein alter Rucksack, daran baumelte eine zusammengerollte Decke. Er verharrte kurz, dann ging er zum nächsten Hauseingang und schaute auf das Zeichen mit der Hausnummer. Endlich angekommen, ging er in die dunkle Hofeinfahrt.

Er hatte alles bereit gestellt, Teller und Besteck lagen auf einer Decke in der Nische eines Fensterbretts. Daneben stand ein Kelch, mit Wein gefüllt, um eine brennende Kerze hatte er einen Rosenkranz mit einem kleinen Holzkreuz gelegt. Die wenigen Bewohner des Hauses schliefen, der Hinterhof war nur durch ein paar Fenster einsehbar und wurde durch Blätter einer großen Eiche verdeckt. Er versteckte sich in einer dunklen Ecke hinter einem Baum, von dort aus konnte er den Hinterhof überblicken. Lang genug hatte er gewartet, in der Hofeinfahrt bewegte sich etwas, er spürte das Adrenalin in seinen Körper steigen, sein Herz schlug schneller, seine Muskeln spannten sich und seine Finger schlossen sich fest um den Ledergürtel in seinen Händen. Er begann zu beten.

Mit den Armen voran, tastete er sich durch den dunklen Gang und konnte bald den Schein einer Kerze erkennen. Seine Schritte hallten von den Wänden zurück und sein nebliger Blick lies die Kerze zu einem hellen Punkt verschwimmen. Vorsichtig sah er auf den Teller herab und berührte die Holzkette mit seinen Fingern. Er nahm einen Schluck aus dem Kelch. Er merkte nicht, wie sich hinter ihm ein Schatten aus der Ecke löste.

Unser tägliches Brot gib uns heute – er sah die schmale Gestalt mit dem Rücken zu sich stehen, den Kopf geneigt, wie zum Bußgebet – Dein Wille geschehe - nur noch wenige Schritte trennten ihn von der Ewigkeit- wie im Himmel, also auch auf Erden – er hörte ihn schmatzen und roch seinen verströmenden Gestank, eine Mischung aus Schweiß und Urin, der ganze Dreck der Menschheit kroch aus jeder einzelnen Faser seines Körpers – und vergib uns unsre Schuld – die Schlinge riss an seinem Hals, der Kehlkopf wurde zusammengequetscht - und führe uns nicht in Versuchung - er schlug um sich, der Mund war weit aufgerissen, die Lunge pumpte, das Gesicht lief violett an und die Augen traten aus den Höhlen - sondern erlöse uns von dem Übel.- die verkrampften Finger entspannten sich, das Herz schlug ein letztes Mal und die Arme vielen kraftlos herunter. – Amen.

Er löste den Griff um den Gürtel und der leblose Körper fiel zu Boden. Schweiß stand auf seiner Stirn, sein Herz raste und er hörte es in den Ohren pulsieren. Er streckte seine Arme weit auseinander, legte den Kopf in den Nacken, spürte das Ziehen in Armen und Bauch und füllte seine Lungen mit der kühlen Nachtluft. Er hat einen Hilfsbedürftigen von seinen Qualen erlöst, er ist jetzt bei Gott, seinem Herrn, aber seine Aufgabe war noch nicht erfüllt.

In einer Ecke des Hinterhofs parkte sein Wagen, ein alter Kombi, unauffällig, mit großzügigem Kofferraum. Er öffnete die Heckklappe, zog den leblosen Körper an den Beinen durch den Hof und wuchtete die Leiche in den Kofferraum, die Stoßdämpfer quietschten unter dem zusätzlichen Gewicht. Er ging zum Fensterbrett, nahm den Rosenkranz in die Hand, sah auf das kleine Holzkreuz, das an der Kette baumelte, und steckte es in die Manteltasche. Die restlichen Sachen raffte er zusammen und schmiss sie achtlos auf die Leiche. Er setzte sich auf den Fahrersitz, drehte den Rückspiegel und sah seine Augen darin gespiegelt. Gottes Sohn, der Erlöser, dachte er und startete den Motor.

Die Scheinwerfer warfen Lichtkegel auf die Bäume am Straßenrand, der Wagen schlich durch die Schlaglöcher auf dem sandigen Weg. Das Auto schwankte, es quietschte und im Kofferraum schlugen Teller, Kelch und Besteck aneinander. Frederik hielt das Lenkrad fest umklammert und fixierte seinen Blick auf das Ende des Lichtkegels. Aus dem Dunkeln kam ein Tor zum Vorschein, das über die Straße ging. Frederik hielt an, stieg aus, öffnete das Kettenschloss und schob das Tor zur Seite, dann setzte er die Fahrt fort. Er hielt vor einem Holzhaus an und stieg aus dem Auto. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, über ein paar Stufen ging es auf die Veranda, darauf stand ein knorriger Schaukelstuhl, ein Windspiel hing von der Decke und in Tontöpfen steckten die kümmerlichen Überreste von vertrockneten Pflanzen. Vor dem Haus stand eine Wanne, mit Wasser gefüllt, daneben eine Pumpe. Rings um die Lichtung waren Nadelbäume, aus dem Wald hörte er eine Eule rufen und Wildschweine suchten den Boden nach Futter ab, sie grunzten und er hörte das Laub rascheln.

Das Zuschlagen der Autotür durchschnitt die Nacht. Frederik ging zum Kofferraum und zog den Toten heraus. Er packte ihn unter den Armen und schliff ihn die Stufen zur Haustür hoch, die Tür sprang auf, als er ihr einen kräftigen Tritt gab. Durch die offene Tür strömte ein bestialischer Gestank nach Draußen, der Gestank mischte sich aus Fäkalien, verwesenden Leichen und Erbrochenem, das wie es schien, seit Wochen in einem großen Bottich angerührt wurde und nun mit einem mal nach Draußen kippte. Frederik hielt sich die Armbeuge vor die Nase und zog nur noch mit einem Arm an dem Toten. Langsam mischte sich der Raum mit frischer Luft und er konnte den Gestank aushalten. Er zündete eine Öllampe an, die an einem Holzpfeiler in der Mitte des Raumes hing. Der Lichtschein fiel auf einen langen Tisch an der Wand des Raumes, an dem zusammengesackte Körper auf Stühlen saßen. Die Körper waren mit Seilen an den Hände, Brust und Beinen an die Stühle gefesselt. Aus aufgeplatzten Wunden an den Köpfen fielen weiße Maden, überall krabbelten Käfer und Würmer drehten sich aus Augen, Mund und Ohren, fielen auf die Körper, dann zu Boden, wo sie sich weiter zusammenkrümmten. An den Wänden waren Spinnenweben und eine fingerdicke Staubschicht lag auf dem Boden und den Regalen an der Wand.

Frederik wuchtete die Leiche auf den letzten freien Stuhl und band sie fest, dann rückte er den Stuhl in Position, ging ein paar Schritte zurück und begutachtete sein Werk. Es ist genauso wie auf dem Bild, dacht er und drehte behutsam einen Kopf, Maden fielen zu Boden, als er zur Seite kippte. Er zog seinen Mantel aus und lies ihn hinter sich zu Boden fallen, streckte die Arme weit auseinander, legte den Kopf in den Nacken und atmete tief ein. Gleich kommt die Erlösung. Er ging zu dem Regal an der Wand und nahm eine Pistole. Die Waffe glänzte in seiner Hand, er spürte das Gewicht und das kalte Metall auf seiner Haut. Er ging hinter den Tisch und stellte sich in die Mitte, der Reihe seiner Jünger, rechts und links neben ihm saßen die Toten auf den Stühlen. Dann hob er die Waffe zum Kopf, blickte noch ein letzes mal in die Runde, breitete den Arm aus, wie Jesus, bei seinem Zeichen der Nächstenliebe und schloss die Augen. Ich bin gleich da Vater. Er spannte den Hahn und drückte ab.

Ende

 
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Aus Horror nach Spannung/Krimi

Bitte geh auch nochmal den Text auf Fehler (auch ZS) durch, auf umständliche Formulierungen (Blicke durch ein Buch, am Anfang z.B.) und stilistisch schön wären ab & an mal etwas komlexere Satzstrukturen als er machte er ging es war dann war es.

Doppelten Titel und Deinen Namen kannst Du selbst aus dem Textfeld löschen - mit der Registrierung hier hast Du bereits die Urheberschaft an den Texten anerkannt.

Herzlichst, und verschoben weil eindeutig eine simple Krimihandlung. Die "dunklen Aspekte der menschlichen Psyche" gibt es auch im Horror, aber sind hier nicht wesentlicher Textbestandteil.
Katla

 

Hallo, danke für die Tipps. Längere Sätze, aber nicht so kompliziert, ok, werd ich versuchen.

...als er machte er ging es war dann war es.
kann ich nicht ganz nachvollziehen, hast Du da ein Beispiel?

 
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... hmmm, Beispiele wären der gesamte Text. Vergleich das doch mal mit etwas Literarischem (also nicht Stephen King, sori), dann siehst Du einen Unterschied. Das ist alles ein bissl gleichförmig aneinandergehängt hier. Ich meine: komplex ja, verquast nein - der Autor braucht etwas Feingefühl hier. Deine Sätze sind vom Aufbau her (Wortreihenfolge) zu simpel, aber dennoch transportieren sie ihre Information nicht eindeutig und gradlinig genug. ;)

Frederik saß in der voll besetzten Straßenbahn und las die Bibel.
Die nächste Haltestelle wurde angesagt, kratzte (WER KRATZE? - DIE HALTESTELLE?) aus Lautsprechern an der Decke.
Er blickte von seinem Buch auf und sah um sich herum Menschen, die sich an Haltegriffen festhielten, während Sie (klein) lasen oder sich unterhielten.
Mit seinen kalten(KOMMA) blauen Augen wich er den Blicken aus, die er durch das dicke Buch, mit den goldenen Seiten, auf seinen Knien, auf sich zog. (SEHR VERQUAST)
Er schlug es zu, stand auf und ging zur Tür, die Bahn hielt an und die Türen gingen auf.
Er stieg aus, dabei blieb er mit seinem Mantel an einer Stange im Ausstieg hängen, konnte sich aber schnell wieder befreien. (WIE TRÄGT DAS ZUR STORY BEI?)
Neben dem Eingang zum Supermarkt saß ein Mann im Schneidersitz an die Wand gelehnt.
Er trug eine verschmierte Jacke, sein Gesicht war dreckig und unrasiert.
Der Mann kratze sich zwischen seinen wirr abstehenden Haaren.
„Haste vielleicht n´ bisschen Kleingeld?“, fragte er und schüttelte mit einer Blechdose, darin klimperten ein paar Münzen.
Frederik blickte auf die Dose in den Hände des Bettlers und sah dicke schwarze Ränder unter den Fingernägeln, die Hose war verdreckt und voller Löcher.
„Wenn Gott will, wird Dir geholfen“, sagte Frederik.
Der Mann senkte den Kopf, stellte die Dose wieder ab und verdrängte seine Enttäuschung mit einem Schluck aus einer Flasche mit brauner Flüssigkeit.
Frederik drehte sich weg, ging in den Supermarkt, dort nahm er sich einen Einkaufskorb vom Stapel.
Durch die Scheibe sah er den Bettler auf der Straße sitzen.
Sein Herzschlag beschleunigte sich, bei dem Gedanken, dass er seine Buße gefunden hatte.
Frederik steuerte die Regale an und legte die Einkäufe in den Korb, ging zur Kasse, zahlte und verstaute sie in einer Tüte.
Er fragte die Kassieren (KASSIERERIN) noch nach einem Stift und schrieb etwas auf einen Zettel, dann ging er grußlos aus dem Geschäft.

Der Bettler vor der Tür saß gerade zusammengesunken und mit geschlossenen Augen an seinem Platz, als ihm Frederik ein paar Münzen und den zusammengeknüllten Zettel in die Dose warf.
Der Bettler (ZUDEM WORTWIEDERHOLUNG SATZ DAVOR) sah auf und zeigte ein schmales Lächeln,
Frederik erwiderte das Lächeln, nickte (FÄLLT AUS DER ZEIT) ihm zu und wünschte ihm einen gesegneten Abend.

Satzanfang vllt mal nicht mit einem Namen, Der Mann, er oder es. Ich hab Dir die entsprechenden Stellen markiert.
Das geht hier fast in jedem Satz: Subjekt - Prädikat - (Adjektiv/e) - Objekt. Lalala lalala. Immer gleich. Vllt siehst Du es besser, wenn ich die Sätze mal mit jeweils Zeilenumbruch setze. Durch das er/der Mann/Frederik weiß ich öfter mal nicht, wer eigentlich gemeint ist, vor allem später im Text - das ließe sich mit eleganteren Anschlüssen ausbessern. Diese Szene nun ist zu detailliert, was das Einkaufen angeht: wir wissen alle, wie das geht ... Korb von Stapel, durch Gänge gehen, waren aus Regal ... Kasse, Geld raussuchen, zahlen ... mir erschließt sich nicht ganz, was diese Detailfreudigkeit zur Geschichte beiträgt, die Du erzählen möchtest. Nix daran ist ungewöhnlich, daß es nicht auch mit einem Satz abgehandelt werden könnte. Eigentlich trifft das auch bereits auf die U-Bahn zu - immer mal schauen, was Du mit einem Satz eigentlich aussagen möchtest, vermitteln, was die Geschichte vorantreibt und was nicht.

(Korrekturen im Text unvollständig)

Übrigens: man setzt Zeilenumbruch bei Sprecherwechsel.

Toi toi toi,
Katla

 
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Danke für deine Anmerkungen, ich freue mich über jeden der meine Geschichten bis zu Ende liest. Ich glaube die Charaktere des Psychopathen habe ich ganz gut rausgearbeitet, so gut es eben in einer Kurzgeschichte geht. An den Satzanfängen kann ich wohl noch ein bischen feilen, aber es gibt leider auch keine alternative für er bzw. sie.

Das Einkaufen z.B. ist in einem Satz abgehandelt, denke das ist Ok so. Nur zu schreiben, "er geht einkaufen" macht meiner Meinung nach keinen gutes Bild.
siehe:

Frederik steuerte die Regale an und legte die Einkäufe in den Korb, ging zur Kasse, zahlte und verstaute sie in einer Tüte.
Da steht auch nichts von Sachen aus Regalen nehmen, durch Gänge gehen und Geld, muss Du falsch in Erinnerung gehabt haben.

Zu Stephen King kann ich nur sagen, das verdammt viele Leute seine Geschichten lesen und das sollte doch das Ziel eines Autors sein?!

 
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Moi,

one last time ;): Doch, es gibt massig Alternativen für Satzanfänge, denn gerade im Deutschen haben wir eine selten freie Wortstellung im Satz.

In KGs gilt: streichen, was nicht die innere und/oder äußere Handlung voranbringt. Wenn Du ein Bild wecken möchtest, überleg warum, was es sagen soll. Dein Einkauf und meine Wiedergabe unterscheiden sich vllt im Wortlaut, aber nicht in ihrer Funktion - sie haben keine (inhaltliche/aussagekräftige) im Text.

Anderes Bsp, guck:

Frederik saß in der voll besetzten Straßenbahn und las die Bibel. Die nächste Haltestelle wurde angesagt, kratzte aus Lautsprechern an der Decke. Er blickte von seinem Buch auf und sah um sich herum Menschen, die sich an Haltegriffen festhielten, während Sie lasen oder sich unterhielten.
Redundant, die Leute zu beschreiben, das sagst Du ja oben mit "vollbesetzte Bahn" - und was machen Leute dort? Sie stehen, sitzen, halten sich fest, lesen, schweigen, reden. Also ist das nicht erwähnenswert - das wäre es nur, wenn sie etwas täten, was Menschen gemeinhin nicht in einer vollbesetzten Bahn tun. Verstehst? Das ist also nicht nur ein Bild ohne jede Kraft, sondern auch ohne jede Aussage.

Ziel ist, viel gelesen zu werden - najööö, Ziel eines Autors kann auch sein, eine sehr gute, innovativ-kreative Geschichte zu schreiben, die meist nicht massentauglich ist. Ich kann geschribseltes fast-food nicht ab, das ist aber Geschmacksache.

Herzlichst,
Katla

 

Redundant, die Leute zu beschreiben, das sagst Du ja oben mit "vollbesetzte Bahn" - und was machen Leute dort? Sie stehen, sitzen, halten sich fest, lesen, schweigen, reden. Also ist das nicht erwähnenswert - das wäre es nur, wenn sie etwas täten, was Menschen gemeinhin nicht in einer vollbesetzten Bahn tun. Verstehst? Das ist also nicht nur ein Bild ohne jede Kraft, sondern auch ohne jede Aussage.

Versteh ich: Bilder nur erzeugen wenns wichtig ist. Danke.

 
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Ich denke bei Literatur ist es wie mit Musik, reine Geschmackssache.

Mich würde mal interessieren, was andere über die Charaktere denken (sind sie glaubhaft und sind ihre Empfindungen nachvollziehbahr?) und über die Atmosphäre der Szenen (kann man sich das Holzhaus auf der Lichtung gut vorstellen und wie es im Inneren aussieht)

 

Soweit bin ich gar nicht gekommen, weil die ersten paar Sätze so hölzern aufgebaut waren, dass mir das Lesen keinen Spaß gemacht hat. Beim Mantel, der da eingeklemmt wird, war's für mich vorbei. Ich kann mir auch wenige Leser vorstellen, die weiter als bis dahin lesen, weil's zäh ist, nix passiert und es sprachlich anödet.
Es ist nicht alles Geschmackssache in der Literatur. Ab einem hohen Niveau kann man vielleicht davon reden. Aber jemand, der sich frisch eine Gitarre gekauft hat, kann sich nicht hinsetzen, dran rumzupfen und sagen: "Das ist Musik, wenn ihr das nicht mögt, ist das Geschmackssache".

 
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Soweit bin ich gar nicht gekommen, weil die ersten paar Sätze so hölzern aufgebaut waren, dass mir das Lesen keinen Spaß gemacht hat.

Kann ich nachvollziehen, geht mir genauso bei vielen Geschichten hier.

weil's zäh ist, nix passiert

Der Anfang ist echt langweilig, da muss ich Dir recht geben. Mit dem Erdbeben anfangen und dann langsam steigern, hat mal Jemand gesagt...

Wenn Du es ertragen kannst, würde ich mich freuen, wenn Du die Geschichte zu Ende liest, vielleicht gibts ja doch etwas, was Dir gefällt.

sprachlich anödet

daran kann man arbeiten...

 

Hi Daniel,

Frederik saß in der voll besetzten Straßenbahn und las die Bibel.
Nicht nur bei Kurzgeschichten geht es beim Schreiben wie in der Musik um Melodie und Rhythmus. Meistens erreicht man beides durch Verdichtung. Schon dein erster Satz wäre inhaltlich zu Frederik las in der voll besetzten Straßenbahn die Bibel zusammenzufassen und mMn machte er dann neugieriger.
Er blickte von seinem Buch auf und sah um sich herum Menschen, die sich an Haltegriffen festhielten, während Sie lasen oder sich unterhielten.
Hast du schon einmal versucht, dich in einer Straßenbahn stehend gleichzeitig an den Haltegriffen fest- und ein Buch in der Hand zu halten? Das stelle ich mir sehr unbequem, zumal ich auch noch bei jeder Tempoänderung um mein Gleichgewicht kämpfen muss.
Mit seinen kalten blauen Augen wich er den Blicken aus
Zum einen stehen "kalte blaue Augen" im Widerspruch zum Ausweichen, zum anderen frage ich mich, wie sollte er sonst ausweichen. Wenn du seine Augen beschreiben möchtest, ist es normalerweise schon richtig, dies in einer Handlung einzubauen, hier liest es sich ungeschickt und vom Timing her nicht richtig platziert.
die er durch das dicke Buch, mit den goldenen Seiten, auf seinen Knien, auf sich zog.
keine Kommata. Auch hat er vielleicht das Gefühl, durch das Buch könnte er Blicke auf sich ziehen, normalerweise passiert das nicht, schon gar nicht, wenn das Buch auf den Knien liegt und niemand den Titel lesen kann. Ist der zu lesen, schaue ich in Bahn und Bus durchaus auch mal, was das Gegenüber denn gerade liest.
Er schlug es zu, stand auf und ging zur Tür
"schlug" drückt Aggressivität aus, wenn es das soll, ist es in Ordnung, sonst würde ich ihn das Buch eher zuklappen lassen. In einer vollbesetzten Straßenbahn kann man nicht so einfach zu Tür gehen.
die Bahn hielt an und die Türen gingen auf.
das ist zum Beispiel überflüssig.
Er stieg aus, dabei blieb er mit seinem Mantel an einer Stange im Ausstieg hängen
Dass er ausstieg muss nicht zwingend da stehen, so könntest du die Wiederholung vermeiden.
konnte sich aber schnell wieder befreien. Neben dem Eingang zum Supermarkt
Zeilenumbruch nach "befreien."
Sein Herzschlag beschleunigte sich, bei dem Gedanken, dass er seine Buße gefunden hatte.
Ich nehme an, hier möchtest du ein bisschen Spannung erzeugen, wofür Frederik denn Buße sucht, nur hängt der Satz dadurch so bindungslos in der Geschichte.
Frederik steuerte die Regale an und legte die Einkäufe in den Korb, ging zur Kasse, zahlte und verstaute sie in einer Tüte. Er fragte die Kassieren noch nach einem Stift und schrieb etwas auf einen Zettel, dann ging er grußlos aus dem Geschäft.
Mal als Vorschlag, denn die Einkaufsroutine muss hier gar nicht in jedem Schritt beschrieben werden, die kennt jeder. Also: Frederik legte, was er brauchte, in den Korb und fragte beim Bezahlen die Kassiererin nach einem Stift, um etwas auf einen Zettel zu schreiben.
Die meisten Dinge habe ich jetzt nicht notiert, da es immer um Genauigkeit ging. Aber dieser Satz ist ein gutes Beispiel dafür, was ich meine:
Aus dem Dunkeln kam ein Tor zum Vorschein, das über die Straße ging.

Ich finde die Straßenbahnfahrt als Einstieg ungeschickt, weil sie zu dem Plot nichts beiträgt. Sie zeigt deinen Protagonisten zwar als Bibel lesenden Menschen, aber selbst in der Bahn zeugt das ja noch nicht von religiösem Wahn, es macht nur den das Opfer so zufällig. Ich würde ihn eher suchend durch die Straßen schicken. Wenn du diese Zufälligkeit allerdings möchtest, würde ich zwar die Details der Straßenbahnfahrt straffen, deinen Protagonisten dafür aber mit der Normalität eines Arbeitsplatzes ausstatten, von dem er gerade kommt. Auch würde ich die "künstlerische Vision" etwas mehr betonen, um die Figuren glaubwürdiger zu machen. Den bettler hast du meines Erachtens etwas zu schmutzüberzogen gezeichnet. Da würde ich auch ein bisschen straffen.
Trotz der vielen Leichen fehlt es mir bei dem Text etwas an Fleisch, er scheint mir etwas unentschlossen. Die Idee finde ich durchaus ausbauenswert, der äußeren Beschreibungen sind es zu viele, der psychologischen Beschreibungen als Motiv sind es für mich zu wenige.

Liebe Grüße
sim

 

Hallo daenjel

Ich habe deine Geschichte gestern schon gelesen - mich hat sie auch nicht vom Hocker gehauen, ich fand sie jetzt aber nicht so schlecht, dass ich sie nicht zu Ende gelesen hätte.

Handwerklich wurde ja schon vieles gesagt, da möchte ich mich nicht dazu äußern. Katla und sim haben aber schon sehr gut beschrieben, was auch mein Eindruck war: Zu viele Nichtigkeiten, zu viel unwichtiges Klimbim. Hier kann man viel streichen.

Nun zum Inhaltlichen:

Mich würde mal interessieren, was andere über die Charaktere denken (sind sie glaubhaft und sind ihre Empfindungen nachvollziehbahr?)

Ich habe mich an zwei Dingen gestört:

Zum Einen die reibungslose Art, mit der hier Verbrechen verübt und Leichen über Leichen in irgendeinem Haus zusammengesammelt werden. Ich meine, der hat mal kurz (innerhalb weniger Wochen, nehme ich an) in einer Stadt zwölf Obdachlose ermordet, und der letzte Bettler ist überhaupt nicht mißtrauisch und folgt einfach mal der ominösen Einladung? Dann bringt er ihn mal so locker mir-nichts-dir-nichts in einem dunklen Hinterhof (das ist doch etwas abgenutzt ...) um, ebenfalls ohne Probleme. Ohne Gegenwehr, ohne dass jemand wach wird, ohne dass irgendein Passant noch mit seinem Hund Gassi geht und alles sieht ... also das ist mir alles zu einfach, daher unglaubwürdig.

Zum Anderen kann ich auch die Psychologie deines Killers nicht verstehen. Wenn du schon spannende Elemente absichtlich heraus nimmst, das Verbrechen so einfach über die Bühne gehen lässt und dich damit voll auf die Psyche deines Killers konzentrierst, dann muss hier mehr kommen. Der religiöse Fanatismus kommt für mich nicht glaubhaft rüber, weil ich nicht verstehe, warum er erst zwölf "Jünger" um sich schert und sich dann umbringt. Vielleicht hab ich die Motive auch nicht richtig heraus gelesen (hier wäre es wieder sinnvoll, Unwichtiges aus der Geschichte zu streichen), aber mir hat sich das überhaupt nicht erschlossen. Gerade ein fanatischer Anhänger des christlichen Glaubens müsste Selbstmord doch eigentlich ablehnen ... und dann begeht er ihn noch auf eine so profane Art und Weise wie einen Kopfschuss. Da würde ihm doch, wenn er schon so fanatisch ist, doch bestimmt eine "biblischere" Art und Weise einfallen ... aber nochmal, ich blick schon überhaupt nicht warum er sich umbringt und warum er dazu die ganzen Leichen um sich schert.

Ich würde gerade an diesem psychologischen Aspekt noch ein wenig feilen und versuchen, den glaubhafter, nachvollziehbarer rüberzubringen. Dafür einiges andere wegstreichen.

Hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.

 

sim und schwups, vielen Dank für Eure konstruktive Kritik.

sim said:

Hast du schon einmal versucht, dich in einer Straßenbahn stehend gleichzeitig an den Haltegriffen fest- und ein Buch in der Hand zu halten?
mit ein bißchen Übung geht das


schon gar nicht, wenn das Buch auf den Knien liegt und niemand den Titel lesen kann
stimmt...

hier liest es sich ungeschickt und vom Timing her nicht richtig platziert.
ok

Ich nehme an, hier möchtest du ein bisschen Spannung erzeugen, wofür Frederik denn Buße sucht, nur hängt der Satz dadurch so bindungslos in der Geschichte.
Ja, das war meine Absicht.

Mal als Vorschlag, denn die Einkaufsroutine muss hier gar nicht in jedem Schritt beschrieben werden, die kennt jeder.
Das finde ich interessant, da es ja nur zwei Sätze sind. Es stört wahrscheinlich so sehr, weil die Geschichte kurz ist, da sollte man sich nicht mit belanglosem Kram angeben, sondern knackig zum Punkt kommen...

Auch würde ich die "künstlerische Vision" etwas mehr betonen, um die Figuren glaubwürdiger zu machen.
Ich hatte die Befürchtung es war schon zu viel: Die Bibel, das Kreuz, die Augen, der Rosenkranz...

Den bettler hast du meines Erachtens etwas zu schmutzüberzogen gezeichnet.
Da dachte ich es wäre zu wenig...

der äußeren Beschreibungen sind es zu viele,
Zuviel Beschreibung insgesamt oder wenn es Beschreibung gab, dann war diese zu detailiert?

der psychologischen Beschreibungen als Motiv sind es für mich zu wenige.
Das Thema ist wahrscheinlich zu komplex für eine Kurzgeschichte um wirklich alle Charakteren glaubhaft zu zeichnen und deren Motive verständlich zu machen.

schwups said:

ich fand sie jetzt aber nicht so schlecht, dass ich sie nicht zu Ende gelesen hätte.
das hat mich ein bißchen wieder aufgebaut

Ich meine, der hat mal kurz (innerhalb weniger Wochen, nehme ich an) in einer Stadt zwölf Obdachlose ermordet, und der letzte Bettler ist überhaupt nicht mißtrauisch und folgt einfach mal der ominösen Einladung?
Hab ich mir aber vorher keine Gedanken zu gemacht. Das Thema ist zu komplex um es glaubwürdig in einer Kurzgeschichte rüberzubringen.

Gerade ein fanatischer Anhänger des christlichen Glaubens müsste Selbstmord doch eigentlich ablehnen ... und dann begeht er ihn noch auf eine so profane Art und Weise wie einen Kopfschuss.
stimmt wohl..., nicht drüber nachgedacht

ich blick schon überhaupt nicht warum er sich umbringt und warum er dazu die ganzen Leichen um sich schert.
er schert die Leichen um sich, weil er das Abendmahl nachstellen will. Warum, wieso weshalb, dafür reicht eine Kruzgeschichte wohl nicht aus, dafür ist das Thema zu komplex.

_____
Die Geschichte ist aus einem unbekannten Zusammenhang herausgerissen, deshalb bleiben viele Fragen offen. Der Anfang wurde am meisten bemängelt, was wohl damit zusammenhängt, das es ein Anfang für irgendeine Geschichte war (ich wollte einfach nur irgendwas schreiben) und ich den Rest einfach "drauf gesetzt" habe.

Allgemein habe ich mir relativ wenig Gedanken über die Geschichte an sich gemacht, sondern war nur darauf aus die Charaktere und die Umgebung zu beschreiben. Ich wollte halt unbedingt irgendwas schreiben. An der Geschichte habe ich ca. 4 Tage geschrieben, war erst meine zweite Kurzgeschichte.

Nochmal herzlichen Dank, ich hab wieder was dazugelernt.

 
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Hab ich mir aber vorher keine Gedanken zu gemacht. Das Thema ist zu komplex um es glaubwürdig in einer Kurzgeschichte rüberzubringen.
(...)
Warum, wieso weshalb, dafür reicht eine Kruzgeschichte wohl nicht aus, dafür ist das Thema zu komplex.
Nope, das ist leider inkorrekt und riecht verdächtig nach fauler Ausrede. In einer KG werden komplexe Themen/plots/Psychologisierungen kondensiert verpackt - im Gegensatz zu nur kurz, das ist etwas anderes. Dieser Text ist fuer eine KG auch nichtmal besonders lang, und wenn Redundantes gestrichen wuerde, wäre massig Platz fuer eine wirklich tiefgehende Psychologierierung des Prots.

Das Problem ist, dass Du nicht recherchiert, ueberlegt (Deine Worte, aber man sieht es an jedem Satz) und strukturiert hast. Und dann wäre es Dir auch auf 250 Seiten in Romanform nicht gelungen.

Versuch's beim näxten Mal einfach mit etwas mehr Vorarbeit, und einer Idee, warum Du gerade das erzählen möchtest, dann wird sicher Dein Text auch besser, und die Handlung, die Charaktere interessanter. ;)

Was diese schlichten Satzreihen angeht - das ist leider kein Stilmerkmal (Bescheidenheit bei den eigenen Texten ist uebrigens eine charmante Tugend), sondern eine nicht abgeschlossene Entwicklung beim Spracherwerb. Leider hab ich das Buch grad nicht hier, aber es gibt in der Linguistik bei Sprachverwendung vier Schritte, Sätze zu reihen. Sätze nach gleicher SPO-Formel mit stets gleichem Satzbeginn und wenig Nebensätzen, keinen temporalen oder kausalen Verknuepfungen sind Stufe 1 - 2. Ich muss dazu sagen, dass diese Einteilung sich allerdings auf Texte der 4. bis 7. Klasse in der Schule beziehen. Wenn Dich das interessiert, schicke ich Dir gern den Buchtitel per PN, da lässt sich auch einges rausziehen. Schliesslich wollen wir hier alle lernen, und mit etwas Arbeit dabei kann es ja besser werden.

Sonnige Gruesse,
Katla

P.S.
Es gibt ein paar Thriller (Filme), die diese Thematik behandeln. Se7en konzentriert sich auf die Psychomacken der Ermittler, und bekommt das spannend und nachvollziehbar hin, ebenso die Figur des religiös verqueren Mörders. Resurrection stellt ebensfalls den Ermittler ins Zentrum; der Mörder, der aus religiösen Motiven tötet, und die Leichen schick arrangiert (nämlich auch nach irgendwelchen christlichen Bildern) ist aber nicht tiefgruendig oder nachvollziehbar gemacht - er tötet halt, damit der Film irgendein Motiv/Optik hat, und irgendwo ein paar Körperteile rumliegen können. Ohne ueberhaupt Deinen Text mit den Vorlagen vergleichen zu wollen, sieht man auch hier, warum Se7en besser funktionieren muss, als Resurrection: letzterer hat keinen guten Grund, seine Geschichte zu erzählen, und das weckt kein Interesse (Abgesehen von vielen anderen Talentfragen bei Regie, Schnitt und Schauspielern, aber es geht hier zum Vergleich ja um plot/Figuren).

 

Hallo daenjel!


Am Bettler kann ich nichts Besonderes entdecken, das es Wert wäre, einen Teil der Geschichte aus seiner Perspektive zu erzählen. Ich meine, das kannst du komplett streichen und dich dafür mehr auf Frederik konzentrieren. Zeige seinen Wahn deutlicher, bringe ihn unter Zeitdruck – gibt es da keinen besonderen Tag, an dem das Abendmahl vollbracht werden muss? Fürchtet er keine (seltsamen/abartigen) Konsequenzen, wenn er es nicht schafft? –, lege ihm Hindernisse in den Weg.


Der Plot hat durchaus Potential, eine Spielwiese des Irrsinns zu werden, aber bis dahin wäre noch einiges zu tun.

Gruß

Asterix

 

Moinsens Daenjel.

Ich fand den Plot deiner Geschichte klasse. Und eigentlich finde ich auch die Steigerung im Verlauf, von einer normalen Alltagssituation wie Bahnfahren, hin zu dem ekelhaften Massaker in der Holzhütte, von der Idee sehr gut. Leider sind zwischendrin ein paar Längen und auch einige Ungereimtheiten. Ich habe mir nicht 100% der vorangehenden Antworten zu deiner KG durchgelesen, deshalb bitte ich eventuelle Wiederholungen zu entschuldigen.

"Mit seinen kalten blauen Augen wich er den Blicken aus, die er durch das dicke Buch, mit den goldenen Seiten, auf seinen Knien, auf sich zog."

Der Satz ist irgendwie in sich nicht schlüssig, ein wenig holperig. Mit was, außer den Augen, weicht man Blicken aus? Und so ein Buch auf den Knien ist noch kein Grund begafft zu werden....

", konnte sich aber schnell wieder befreien. Neben dem Eingang zum Supermarkt"

Zwischen den beiden Sätzen hätte ich einen Absatz gesetzt, da fängt eine neue Situation an.

"aus einer Flasche mit brauner Flüssigkeit"

Sag es doch, wie es ist. Fusel, Whiskey, Schnaps....

"und in der Ecke wurde es Dunkel, der Obdachlose kratzte sich eine schorfige Stelle am Arm"

Bis dahin dachte ich der Obdachlose säße nur an eine Wand gelehnt und nicht in einer Ecke...

"ein paar Cent ...ein paar Tauben"

Ein paar "ein paar" zuviel.

"Oder er würde seine Vorsicht vergessen, dem Lichtpunkt in der Dunkelheit seiner Existenz folgen, für eine Weile sein derzeitiges Leben vergessen und ein Stück von der Normalität zurückbekommen, die er vor Jahren hinter sich lassen musste."

Schön. Der Satz hat mir gut gefallen, die beste Charaktisierung des Obdachlosen im ganzen Text (meiner Meinung nach).

"Kerzen brannten in Ständern"

Ja das tun sie. Würde ich aber nur erwähnen, wenn sie an einem besonderen Ort brennen würden. ...auf Totenköpfe gesteckt...(z.B.)

"und zog seine Arme noch weiter auseinander und genoss den Schmerz."

Hab ich gerade mal ausprobiert, tut gar nicht weh. Erst wenn man geraume Zeit in der Position verharrt.

"Seine Haut und seine Gelenke, schmerzten in den Armen, in der Brust und im Bauch,"

Ich habe gar keine Gelenke in der Brust und im Bauch, die mir weh tun könnten.

"und eine Offenbarung wiederfahren"

Wiederfährt einem eine Offenbarung, oder hat man die nicht einfach?

"und schaute auf das Zeichen mit der Hausnummer"

Schild mit Hausnummer, oder nur auf die Hausnummer.

"Mit den Armen voran, tastete er sich durch den dunklen Gang und konnte bald den Schein einer Kerze erkennen."

Irgendwie habe ich gar nicht mitbekommen, wie da jemand auf einmal in einen dunklen Gang gekommen ist...wo genau befindet der sich?

"und roch seinen verströmenden Gestank"

...den Gestank den er verströmte...

"Er hat einen Hilfsbedürftigen von seinen Qualen erlöst"

Soweit ich weiß, muss den Hiflsbedürftigen geholfen werden und die Sündiger müssen erlöst werden. War aber auch lange nicht mehr in der Kirche.

"der Wagen schlich durch die Schlaglöcher auf dem sandigen Weg"

"Schlich" passt für micht hier nicht. Ein Wagen der durch Schlaglöcher fährt macht zwangsweise irgendwelche Geräusche, vor allem wenn die Stoßdämpfer so abgenudelt sind wie bei dem Kombi in der Geschichte. Langsam fahren könnt er aber durchaus.

"öffnete das Kettenschloss und schob das Tor zur Seite, dann setzte er die Fahrt fort. Er hielt vor einem Holzhaus"

Ich hätte das Tor wieder zugesperrt, bei dem was dahinter ist.

"Frederik hielt sich die Armbeuge vor die Nase und zog nur noch mit einem Arm an dem Toten."

...und zerrte den Toten mit der freien Hand...

"Langsam mischte sich der Raum mit frischer Luft und er konnte den Gestank aushalten."

Der Raum mischt sich mit der frischen Luft?

"breitete den Arm aus...Er spannte den Hahn und drückte ab."

Da muss man irgendwie noch erwähnen, dass die andere mit der Wumme am Kopf ist, sonst ist das ein ganz schöner Kunstschuss den er da vollbringt.

Sodele, dit wär´s erstmal. Wollte nicht korintenkackerisch erscheinen, fand nur, dass die Geschichte genug Potential hat und es sich lohnt sie zu verbessern. Viel Spaß dabei!

Grüße

 

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