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Das Lied einer Asexuellen.

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01.03.2021
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Anmerkungen zum Text

Der Titel des Textes ist "Das Lied einer Asexuellen". Dahinter verbirgt sich ein Werk über das Seelenleiden einer namenlosen Person und ein kraftvoller Einblick in den emotionalen Kampf einer Person ohne sexuelles Verlangen.

Das Lied einer Asexuellen.


Strophe 1

Alles laugt aus.
Aufstehen, aufrecht bleiben, schlafen gehen, mit der Einladung zur Hochzeit meiner großen Liebe zu leben und pünktlich zu eben dieser zu erscheinen. Ein tiefer Atemzug gibt meinem Brustkorb kurzzeitig das blödsinnige Gefühl, nicht weiter in sich zusammenfallen zu müssen.
Mein Herz zieht und bebt, drückt und zerbricht nur nicht, weil ich zu viel zu tun habe, um mich selbst zu bemitleiden. Perverse Vorfreude lässt mich noch halbwegs leichtfüßig durch meine Wohnung schleichen. In Gedanken male ich mir aus, in welchen Zimmern meiner Wohnung ich noch heute Nacht gegen die Wand schlagen, schreien, brechen, weinen, toben werde; in welcher gemütlichen Ecke ich an meinem Leiden ersticken wollen würde.
Er würde phantastisch aussehen, seine zukünftige Frau überragend elegant und glücklich wie niemand sonst im Umkreis von tausend und einem Kilometer. Sie würde in seine stolz leuchtenden Augen schauen, ihn berührt anlächeln, sobald sie die rein glänzenden Tränen in seinen Augenwinkeln erblickt. Ich werde mir nicht vorstellen, wie er mich früher angesehen hat, wie ich ihn zum Lachen brachte; er sagte, wie niemand in seinem Leben es je gekonnt hat. Wenn er sich sanft über sie beugt und ihr „Ich liebe dich.“ ins Ohr raunt, sobald er denkt, keiner sonst bekäme es mit, werde ich nicht an diesem schwer-kantigen Felsen in meiner Kehle ersticken, der sich quälend langsam meine Luftröhre entlangschneidet. Ich werde mich schlichtweg weigern, diesen massiven Brocken als essentiell anzuerkennen.
Schon vor einigen Jahren musste ich ihn verlieren. Wenn Zeit alle Wunden heilt, Herrgott, dann lass meine Zeit schnell kommen.
Bitte, ich flehe gen Schicksal, denn es frisst mich auf und verschmäht den besten Teil von mir.

*


Strophe 2


Wir liegen auf einem Steg am See. Es ist eiskalt, unsere Körper ruhen sicher und weich aneinandergeschmiegt nebeneinander. Wenn ich zu ihm herüberblinzele, dann sehe ich dieses wohlige Lächeln auf seinen Lippen, das er in meiner Gegenwart wie Hosen zu tragen pflegte. Ich kuschele mich noch etwas näher an ihn heran, er küsst meinen Kopf und legt seine Arme fest um mich.

*

Refrain


Ich liebe ihn. Wieso klappt es nicht!? Was fühlt er da, und ist es ein Fluch oder der größte Segen, dass es innerhalb von maximal fünf Minuten schon vorbei sein darf? Was bitte, finden die Leute an Sex?! Zieh dich nicht an, ich bin mir sicher, ich kann es besser!

*

Strophe 3


Selbst die Nacht lässt mich eiskalt im Stich. Die Luft ist verbraucht, bedrückend warm und schwer. Tiefliegende Wolken pressen mir mein Seelenleiden gewaltsam in den Schädel. Die Autobahn ist so gut wie leer. Ich drossele das Tempo meines rostigen PKWs auf mickrige 50 km/h, lasse alle Fenster herunter und schrei mir unter Einsatz meines Lebens, zum dritten Male an diesem Tag, die wunde Kehle aus dem Leib.

*

Strafe 4


Ich wollte nicht blöd sein. Nicht so, wie alle anderen Frauen. Ich hielt zu meinen Prinzipien, eine Sache, auf die ich sehr stolz sein durfte, doch zahlte ich den bitteren Preis, nicht wissen zu können, ob ich mich damals richtig entschieden hatte.
Sie sei dir schon lang vertraut gewesen, so gestandst du mir. Du brachst mit mir in Tränen aus. Ich wusste, dass es an der Zeit war, Abschied von dir zu nehmen. Du machtest es mir so unendlich schwer. Du, und dein wunderschönes, schmerzlich vertrautes Gesicht. Noch nie zuvor wollte ich sterben, doch das Ende unserer allerletzten Umarmung zog mir die Kraft zum Atmen aus meinem Körper. Was mich rettete war, dass ich über Wochen hinweg rein gar nichts mehr fühlen durfte - die großzügige Gnade der Hölle. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde mir Angst fremd, Hunger kein Antrieb und ein Sturz im Treppenhaus kein Grund mehr aufzustehen.
Du wimmertest, dass sich an deiner Liebe zu mir rein gar nichts verändert habe. Du hast es mir gestanden, gleich, nachdem es geschehen war. Ihr Geruch klebte noch in deinem Haar; ich fand, es roch phantastisch.
Ich verstand, du wolltest dich anders begehrt fühlen. Du wolltest die Unsicherheit, die du mir gegenüber empfandst, nur einmal von dir weisen dürfen. Es waren nie großartig mehr als fünf Minuten, innerhalb derer du es dann immer wahninnig eilig hattest. Ein enges Zeitfenster, in dem ich nie so recht wusste, was ich tat.
Vielleicht reagierte sie von Natur aus nicht gnadenlos überrumpelt, gehetzt sich eben selbst in Stimmung zu schwindeln, sondern ist auch sofort bereit gewesen. Bereit und voller Lust, spürte das, was auch du spüren durftest und fragte sich danach nicht, ob ihr das Herz nicht so schwer würde, hätte sie lieber nein gesagt.
Dass ich nicht so fühlte, wie fast alle anderen Menschen dieser Welt, lag auch bleischwer auf meinen Schultern, mein Liebster. Gott, was habe ich dich geliebt. Jeden Tag bin ich dankbar für die Stärke, die mich aufrechthält, das Verständnis, das ich sowohl dir, als auch mir entgegenbringen kann und die kalte Freude daran, dass ich mich, trotz meiner tiefen Liebe zu dir, nicht selbst vergessen habe.
Und dabei habe ich mir dich so gewünscht.

*

Bridge


„Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, bitte, verlass mich nicht! Ich kann, will und werde alles wieder gut machen, das verspreche ich, so wahr ich hier stehe! Komme, was da wolle, ich stehe zu dir! Bitte, bitte lass mich weiterhin ein Teil deines Lebens sein!“
Während du sprachst, rannen tausende Tränen meine Wangen entlang. Meine unfaire Verzweiflung flößte dem strahlenden Sonnenuntergang um uns herum ein schlechtes Gewissen ein. Eine Blöße, die ich mir gern erspart hätte. Ich begann mich vor Schmerzen zu krümmen und bemerkte meine unwürdige Haltung erst, als ich dem Boden näher war, als deinen dreisten Augen. Nichts als Scham erfüllte mich. Ich fühlte mich unrein, benutzt, ausgewrungen und vergessen. Du kanntest mich sehr, sehr gut. Besser, als jeder andere Mensch auf dieser lieben Welt. Ich sollte immer ehrlich zu dir sein. Wir könnten ja über alles offen reden. Der Mensch, der mich jetzt um Verzeihung bat, versicherte mir Treue, Aufrichtigkeit und Beistand, als er sich bereits auf ein weiteres Treffen mit ihr freute. Auf das wachsende Vertrauen und die Ungewissheit zwischen ihnen. So, wie du dich einst auf mich gefreut hast. Ein großer Schatz versank in meinem Meer aus Hilflosigkeit.
Ich schrieb eine Karte. Dem Brautpaar wünschte ich ewig währendes Vertrauen, Aufrichtigkeit, Beistand und nur das Beste für ihre gemeinsame, noch ungewisse Zukunft.

*

Strophe 5


Das es nie ganz vorüber sein wird, hast auch du gespürt. Bisher ist kein Tag, keine Nacht vergangen, in der ich nicht an dich denken musste. Sobald ich wieder freier atmen konnte, stürzte ich mich in Arbeit. Die Wohnung wurde renoviert und würde nach meinem Auszug bald unter Wert vermietet werden. Trotz größtmöglichem Lernaufwand blieben meine Leistungen in der Universität mittelmäßig, was mir genügend zusätzlichen Frust schaffte, um meine beiden Nebenjobs zu meistern.
Ich war sehr zufrieden mit mir, als ich dich vor meiner Wohnungstür erblickte. Mit meinem weißen Sommerkleid und dem roten Lippenstift fühlte ich mich schön und selbstbewusst und hoffe gleiches ausgestrahlt zu haben. Überraschenderweise fühlte ich nichts, als ich dich wiedersah. Du hast es dir nicht nehmen lassen, mich immer wieder aufzusuchen. Trotzdem du dir reichlich Mühe gegeben hast, habe ich dich immer erkannt. Eine Freundin hat es mir gesagt, bevor es mir selbst klar wurde: „Deine Augen suchen die Straßen nach ihm ab. Das muss aufhören; das ist ungesund.“ So gut es eben ging, ließ ich den Rest meiner kräftezehrenden Melancholie sterben und ging diesem Trieb so gut wie möglich aus dem Weg. Ein Vorbote des Bösen war der Hauch deines Geruchs im Treppenhaus, doch als ich dich erblickte, kochen all meine unterdrückten Bedürfnisse und Emotionen wieder aus ihren Gräbern und humpelten genau so weit hervor, dass ich sie zwar riechen konnte, ihnen aber noch nicht gegenübertreten musste.
Ich habe dich komplett aus meinem Leben geschaltet, dankbar dafür, mir trotz der langen Zeit zu zweit selbst nicht fremd geworden zu sein. Nicht etwa aus Rache, sondern aus Selbstschutz gab ich dich damals wieder frei; um mich herum wurde es plötzlich finster. Ich weiß, dass ich dir das Geschehene übelnehmen darf, aber ich kann nicht.

 

Hi @Mona Masoch,
willkommen im Forum! :)
Ein sehr interessantes Thema, das du hier behandelst. Eine gute Freundin von mir ist asexuell, ich habe oft lange mit ihr Gespräche darüber geführt (da es mich auch sehr interessiert) und so viel über ihre Gedanken, Gefühle und die Thematik an sich erfahren. Daher kann ich den Inhalt gut verstehen und das Hin und Her in deinem Text nachvollziehen, also den Konflikt zwischen der Sehnsucht nach einer Person, die man zwar nicht körperlich liebt, doch mit der man sich in tiefstem Herzen verbunden fühlt. Diese Art der Liebe, die sich auf einer völlig anderen Ebene abspielt. Doch auch die Differenz zwischen den Bedürfnissen der beiden Liebenden, wenn eine davon asexuell ist und die andere nicht und sich letztere auch nach der gegenseitigen körperlichen Begierde sehnt. So habe ich den Text zumindest verstanden. Korrigiere mich, wenn ich mich irre! :)
Meiner Ansicht nach ist die Einführung in das Thema der Asexualität hier ein bisschen plump. Du sagst ja schon im Titel, dass es darum geht. Ich fände es an sich interessanter, wenn du das im Verlauf der Geschichte erklärst. Nur eine Idee.
Zudem solltest du nochmal deine Formatierung überarbeiten. Es gibt unglaublich viele Leerzeilen, die unnötig sind und unschön aussehen. Leerzeilen macht man normalerweise nur bei Szenenwechseln oder Kapiteln. Textumbrüche eher bei Sprecherwechsel oder wenn neue gedankliche Absätze kommen.

Hier ein paar Anmerkungen:

mit der Einladung zur Hochzeit seiner meiner großen Liebe
Du erzählst aus der Ich-Perspektive.
Mein Herz zog und bebte, drückte und zerbrach nur nicht, weil ich zu viel zu tun hatte, um mich selbst zu bemitleiden.
Im vorherigen Satz verwendest du die Gegenwartsform. Hier wechselst du in die Vergangenheit. Das machst du öfter und ist vielleicht beabsichtigt, aber verwirrt hier nur.
Aufzustehen, aufrecht zu bleiben, schlafen zu gehen,
Sie würde in seine stolz leuchtenden Augen schauen, ihn berührt anlächeln, sobald sie die rein glänzenden Tränen in seinen Augenwinkeln erblickt.
Viele Adjektive, die du gar nicht nötig hast.
schwer-kantigen Felsen
schweren, kantigen Felsen
Wenn Zeit alle Wunden heilt, Herrgott, dann lass meine Zeit schnell kommen.
Den Satz fand ich toll. Gänsehaut.
Bitte, ich flehe gen Schicksal, denn es laugt aus.
Das mit dem Auslaugen habe ich nicht verstanden. Auslaugen ist entweder das falsche Wort oder du lässt das einfach weg?
Wir liegen auf einem Steg am See. Es ist eiskalt, unsere Körper ruhen sicher und weich aneinandergeschmiegt nebeneinander. Wenn ich zu ihm herüberblinzele, dann sehe ich dieses wohlige Lächeln auf seinen Lippen, das er in meiner Gegenwart wie Hosen zu tragen pflegte. Ich kuschelte mich noch etwas näher an ihn heran, er küsste meinen Kopf und legte seine Arme fest um mich.
Hier erneut ein Beispiel, wie du zwischen Gegenwart und Vergangenheit springst.
Ich liebe ihn. Wieso klappt es nicht!? Was fühlt er da, und ist es ein Fluch oder der größte Segen, dass es innerhalb von maximal fünf Minuten schon vorbei sein darf? Was bitte, finden die Leute an Sex?! Zieh dich nicht an, ich bin mir sicher, ich kann es besser!
Gute Szene. Ich würde hier mehr herausarbeiten, dass sich der Mann offenbar nach Sexualität sehnt, doch der Frau eigentlich die emotionale Liebe reicht.
Was mich rettete war, dass ich über Wochen hinweg rein gar nichts mehr fühlen durfte.
Warum durfte sie nichts fühlen?
Ihr Geruch klebte noch in deinem Haar; ich fand, es roch phantastisch.
Warum fand sie den Geruch der anderen Frau gut?
Ich verstand, du wolltest dich anders begehrt fühlen.
Fand ich auch sehr gut. Hier werden die unterschiedlichen Bedürfnisse deutlicher.
hätte sie lieber nein Nein gesagt.
Dass ich nicht so fühlte, wie fast alle anderen Menschen dieser Welt, lag auch bleischwer auf meinen Schultern, mein Liebster.
Auch ein toller Satz.
Das Dass es nie ganz vorüber sein wird, hast auch du gespürt.
Du hast es dir nicht nehmen lassen, mich immer wieder aufzusuchen. Trotzdem du dir reichlich Mühe gegeben hast, habe ich dich immer erkannt.
Verstehe ich nicht. Er besucht sie immer wieder, aber gibt sich Mühe sich vor ihr zu verstecken?

Den Konflikt zwischen den beiden solltest du meiner Ansicht nach viel deutlicher herausarbeiten. Der Leser muss richtig mitleiden, sich zerrissen fühlen, zwischen körperlicher und emotionaler Liebe, Begehren, Angst, Unverständnis, Hilflosigkeit, Verzweiflung. Ein schönes, interessantes Thema. Mehr davon!

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

Hallo @Mona Masoch

auch ich sende Dir ein Herzliches Willkommen hier im Forum. Ich habe Deine Geschichte gelesen. Die Thematik finde ich gut, ich kann die Gefühle Deiner Prota nachempfinden. Kann auch den Mann total verstehen. Hier und da hakt es sprachlich ein bisschen und ich wurde dadurch ab und zu aus dem Redefluss gerissen. Aber an solchen Dingen kann man arbeiten. An manchen Stellen hätte ich mir noch mehr Gefühle, noch mehr Tiefe gewünscht. Das Ende finde ich nicht so ganz passend.

Hier ein paar Anmerkungen:

Alles laugt aus.

Aufzustehen, aufrecht zu bleiben, schlafen zu gehen, mit der Einladung zur Hochzeit seiner großen Liebe zu leben und pünktlich zu eben dieser zu erscheinen.

Das liest sich etwas holprig und die ganzen "zu's" sind gar nicht nötig.
Vorschlag: Alles laugt aus: aufstehen, aufrechtgehen, schlafen gehen (hier könntest du sogar noch stärkere Verben verwenden, z.B. morgens aus dem Bett kommen, den Tag überstehen, schlafen gehen), mit der Einladung zur Hochzeit seiner großen Liebe klar kommen und pünktlich zu eben dieser zu erscheinen.

Ein tiefer Atemzug gibt meinem Brustkorb kurzzeitig das blödsinnige Gefühl, nicht weiter in sich einfallen zu müssen.

Ergibt ein komisches Bild im Kopf.
Vorschlag: zusammenfallen

Ein tiefer Atemzug gibt meinem Brustkorb kurzzeitig das blödsinnige Gefühl, nicht weiter in sich einfallen zu müssen. Mein Herz zog und bebte, drückte und zerbrach nur nicht, weil ich zu viel zu tun hatte, um mich selbst zu bemitleiden.

Der erste Satz ist Präsens und dann wechselst Du plötzlich in die Vergangenheit? Das sollte einheitlich sein.

In Gedanken malte ich mir aus, in welchen Ecken ich noch heute Nacht gegen die Wand schlagen, schreien, brechen, weinen, toben, vergehen würde.

Würde ich kürzen. "Ecken" passt nicht recht. Wer schlägt schon nur in die Ecker einer Wand?
"Schreien" "Weinen" haben eigentlich keinen Bezug zur Wand. Das kann man überall machen.
Vergehen passt gar nicht.

Vorschlag: In Gedanken malte ich mir aus, an welchen Stellen ich noch heute Nacht gegen die Wand schlagen, toben, mit den Fäusten trommeln würde. In welchen Ecken des Raums ich weinen, zusammenbrechen, schreien würde.

Sie würde in seine stolz leuchtenden Augen schauen, ihn berührt anlächeln, sobald sie die rein glänzenden Tränen in seinen Augenwinkeln erblickt.

Zu viele unnötige Adjektive.
Vorschlag: Sie würde in seine leuchtenden Augen schauen, ihn anlächeln, sobald sie die Tränen in seinen Augenwinkeln erblickt.

Wir liegen auf einem Steg am See. Es ist eiskalt, unsere Körper ruhen sicher und weich aneinandergeschmiegt nebeneinander. Wenn ich zu ihm herüberblinzele, dann sehe ich dieses wohlige Lächeln auf seinen Lippen, das er in meiner Gegenwart wie Hosen zu tragen pflegte. Ich kuschelte mich noch etwas näher an ihn heran, er küsste meinen Kopf und legte seine Arme fest um mich.

Auch hier wechselst Du plötzlich die Zeit von Präsenz zu Vergangenheit. Einheitlich gestalten.

Ich drossele das Tempo meines rostigen PKWs auf mickrige 50 km/h, lasse alle Fenster herunter und schrei mir unter Einsatz meines Lebens, zum dritten Male an diesem Tag, die geprüfte Kehle aus dem Leib.

Was soll eine geprüfte Kehle sein? Passt nicht!
Vorschlag: Entweder einfach nur Kehle ohne Adjektiv, oder ansonsten: wunde Kehle, geschundene Kehle, etwas in der Art.

Sie sei dir schon lang vertraut gewesen, so gestandst du mir.

Liest sich sehr holprig, würde ich umformulieren.
Vorschlag: Und dann dein Geständnis: Sie sei dir schon lange vertraut gewesen.

Hier habe ich mitgefühlt. Konnte beide sehr gut verstehen. Eine heftige Situation.

Was mich rettete war, dass ich über Wochen hinweg rein gar nichts mehr fühlen durfte.

Das "durfte" passt nicht recht.
Vorschlag: ... dass ich rein gar nichts mehr fühlte.

Auch das kann ich nachvollziehen, eine Art Selbstschutz. Sehr glaubwürdig.

ch verstand, du wolltest dich anders begehrt fühlen. Du wolltest diese Unsicherheit, die du mir gegenüber empfandst, nur einmal von dir weisen dürfen. Es waren nie großartig mehr als fünf Minuten, innerhalb derer du es dann immer wahninnig eilig hattest.

Das klingt sehr holprig.
Vorschlag: Ich verstand, dass du dich einmal anders begehrt fühlen wolltest. Du wolltest die Unsicherheit, die du mir gegenüber hattest, nur einmal ablegen. Wir beide im Bett. Es waren selten mehr als fünf Minunten und du hattest es immer wahnsinnig eilig.

Jeden Tag bin ich dankbar für die Stärke, die mich aufrechthält, das Verständnis, das ich sowohl dir, als auch mir entgegenbringen kann und die kalte Freude daran, dass ich mich, trotz meiner tiefen Liebe zu dir, nicht selbst vergessen habe.

Auch hier fühle ich mit. Kann nachvollziehen, dass sie sich selbst versteht, aber auch ihn verstehen kann.

Die Wohnung wurde renoviert und würde zu meinem Auszug bald unter Wert vermietet werden. Trotz größtmöglichem Lernaufwand blieben meine Leistungen in der Universität mittelmäßig, was mir genügend zusätzlichen Frust schaffte, um meine beiden Nebenjobs zu meistern.

nach meinem Auszug

Ich habe dich komplett aus meinem Leben geschaltet. Nicht etwa aus Rache, sondern aus Selbstschutz. Andererseits hoffe ich zutiefst, dass du sauer auf dich bist.

... aus meinem Leben gestrichen

Den letzten Satz würde ich streichen. Denn sie drückt ja aus, dass sie Verständnis für ihn hat. Warum wünscht sie sich dann plötzlich, dass er sauer auf sich ist.

Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Silvita

 
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Hallo @Waldläufer,

vielen lieben Dank für Deine Anmerkungen zu meiner ersten Veröffentlichung! Es tut gut zu hören, dass ich jemanden erreichen konnte, der sich ebenfalls mit diesem Thema auseinandergesetzt hat! Deine Kritiken und Verbesserungsvorschläge werden beherzigt! Auch an der Formatierung werde ich noch arbeiten. :)
Um die letzte Verständnisfrage zu klären: Ich wollte mit meiner Formulierung: "Du hast es dir nicht nehmen lassen mich immer wieder aufzusuchen. Trotzdem du dir reichlich Mühe gegeben hast, habe ich dich immer erkannt", wollte ich knapp andeuten, dass er ihr nachgestellt hat. :) Auch an dieser Stelle werde ich mich darum bemühen, deutlicher herauszuarbeiten, was ich meine.

Mit den besten Grüßen
Mona


Hallo @Chiro!

Dein Kommentar hat mich wirklich sehr gefreut! Dass es mein Text geschafft hat, zum Nachdenken anzuregen ehrt mich! Danke auch für alle weiteren Anmerkungen!
Die Formulierung "Strafe 4" ist so gedacht. Es sollte etwas vorweggreifen, dass die Entscheidung der Protagonistin (zu sich selbst zu stehen und den Mann gehen zu lassen) von ihr sowohl als richtig wahrgenommen wurde, als auch als unfaire Entwicklung von Umständen, für die sie eigentlich gar nichts kann.
Mit dem Schlusssatz hoffte ich andeuten zu können, dass sie beginnt ihren Frust auf ihren Ex-Partner zu übertragen. Sie hält es nicht mehr aus, sich für das Geschehene allein verantwortlich zu machen (aufgrund ihrer Orientierung). Vielleicht fällt mir dafür aber noch einer klarere Lösung ein. :)

Vielen Dank, für deine Unterstützung!

Mit den besten Grüßen
Mona


Guten Abend, @Silvita!

Deine detaillierten Anmerkungen und v.a. Verbesserungsvorschläge helfen mir sehr weiter! Ich werde vieles bei der weiteren Bearbeitung an meinem Text beherzigen! :)

Viele liebe Grüße und auch Dir ein schönes Wochenende!
Mona

 

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