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Das Mädchen mit dem Lächeln

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05.12.2009
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Das Mädchen mit dem Lächeln

Sonne scheint auf meine blasse, kalte Haut. Sie lässt mein schwarzes Haar grau erstrahlen. Fliegen summen glücklich durch die Luft. Ich liege einfach nur da und sehe ein Mädchen. Es ist klein hat blonde Haare und strahlt von einem Ohr zum anderen. Vor ihm steht ein Kuchen. Er ist mit bunten Smaties geschmückt und es brennen 4 Kerzen darauf. Nun holt das Mädchen tief Luft. Seine roten, rosigen Bäckchen blähen sich auf. Schhhhhhhschhhh, die Kerzen erlöschen und auch das glückliche, strahlende Mädchengesicht verblasst. In der Ferne kann ich noch den Applaus der Eltern und Verwandten hören. Schon entsteht ein neues Bild. Erneut steht vor mir ein Mädchen. Es hat zwei blonde Zöpfe, links uns rechts. Und da ist wieder dieses Lachen. Nein, dieses Strahlen. Es kommt mir vor, als käme es tief aus dem Mädchen herausgesprudelt. Es kommt von Herzen. Das Mädchen trägt ein schickes, mit Blumen verziertes Kleid und hat eine Schultüte in der Hand. Es sind weitere Kinder da. Alle haben sie ein Lächeln auf den Lippen. Und jetzt sehe ich auch die Eltern. Stolz stehen sie etwas abseits, schauen verträumt zu ihren Schützlingen hinüber, machen Fotos. Ich kann in ihren Gesichtern die Freude erkenne. Sie sind stolz. Aber da ist auch etwas Trauer, Angst. Nun werden ihre Kleinen groß, werden sie alles meistern können? Das Bild verschwimmt und ein neues taucht auf . Ein Blattpapier. Zahlen stehen darauf. Doch bevor ich es erkennen kann ist es schon wieder verschwunden. Ich sehe Gesichter an mir vorbeiziehen. Viele davon kommen mir bekannt vor, kann sie aber nirgends einordnen. Und immer wieder taucht dieses Mädchengesicht auf. Immer etwas älter und reifer. Und jedes Mal ist dieses herzliche, warme Strahlen Einbisschen mehr verschwunden. Es hat nun auch keine strohblonden Haare mehr. Sie sind schwarz, schwarz wie die Nacht, die Trauer, die Verzweiflung. Es scheint die Haarfarbe färbt ab. Färbt ab, auf dieses Gesicht.
Plötzlich ist es still um mich. Keine Menschen sind mehr da. Keine Musik, kein Lachen. Nur dieses Mädchen. Es sitz da und regt sich nicht. Sitz einfach da und schaut in die Ferne Ich sehe keine Farben mehr. Alles ist grau, grau, grau, grau. Keine Freude, kein Glück, Nichts kann ich mehr spüren.
Ich möchte auf das Mädchen zugehen, möchte es fragen, ob es das gleiche spürt. Doch ich kann mich nicht bewegen. Kann nicht aufstehen, kann nur zusehen.
Plötzlich sehe ich wieder Farben. Eine Farbe. ROT. Sie ist nicht einfach nur zu sehen. Dieses Rot fließt wie ein Bach an mir vorbei. Darin spiegeln sich Gesichter, Wörter. Die Stille verschwindet. Ich höre Geräusche. Kein Lachen, keine Kinderstimmen, keine stolzen Eltern. Weinen, Schluchzen, ich höre Angst, Verzweiflung, Einsamkeit. Die Geräusche drohen mich zu ersticken. Werden immer lauter, lauter, lauter, schwellen immer mehr an.
Ich kann Stimmen hören, sie schreien, weinen, sind verzweifelt.
Und in diesem Moment dreht sich das Mädchen um, es ist das Mädchen, dass ich an seinem Geburtstag gesehen habe, doch die Backen sind nicht mehr rosig, sie sind weiß, eingefallen. Es ist das Mädchen, das ich gerade noch am Schulanfang beobachtet habe. Doch das Lächeln auf den Lippen ist verschwunden, ist einem Ausdruck der Verzweiflung gewichen.
Das Mädchen schaut mir direkt in die Augen. Es weint. Große, rote Tränen kullern auf die blassen Backen. In den Augen sehe ich Nichts, Nichts, als tiefe, nicht enden wollende Schwärze. Plötzlich beginnt sich alles zu drehen. Das Mädchen, der Bach, die Stimmen, die Verzweiflung. Alles dreht sich und ich werde mitgerissen. Alles verschmilzt miteinander, die Blässe des Mädchens mit dem rot der Tränen, die Schwärze mit dem rot des Flusses und alles mit mir. Es dreht sich schneller und schneller und ich werde leichter und leichter.

Sonne scheint auf meine blasse, kalte Haut. Sie lässt mein schwarzes Haar grau erstrahlen.

 

Hallo Mueue,

herzlich willkommen hier!

Deine Geschichte beschreibt die letzten Gedankenbilder einer sterbenden Frau. Sie sieht ihre Entwicklung von einem fröhlichen Mädchen zu einer verzweifelten Frau. Das ist schon Mal interessant. Was muss in einem Leben geschehen, damit es eine solch fatale Wende nimmt?
Leider finde ich in deinem Text keine Antwort darauf. Die Protagonistin beschreibt Bilder, die (immerhin auf einer Zeitlinie sortiert) an ihr vorüber ziehen. Ich habe den Eindruck, sie kann sich selbst nicht erklären, was sie da sieht. Sie wundert sich über die Bilder genauso wie ich. Aber es ist doch ihr Leben. Mit diesen Bildern muss einiges verknüpft sein. Nur was es ist, erfahre ich nicht. So liest sich deine Geschichte, als würde sie von einer zwangsläufigen, einer allgemeingültigen Entwicklung erzählen. Und da muss ich energisch widersprechen: Dem ist nicht so!

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Er ist mit bunten Smaties geschmückt und es brennen 4 Kerzen darauf. Nun holt das Mädchen tief Luft. Seine roten, rosigen Bäckchen blähen sich auf. Schhhhhhhschhhh,
= Da bietet sich ein Zeilenumbruch an.
Entweder rot oder rosig.
Höchstens drei gleiche Buchstaben. Schhh… Schhh, oder vielleicht: Pfff… Pfff…

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In der Ferne kann ich noch den Applaus der Eltern und Verwandten hören.
= Da ich an dieser Stelle noch nicht wissen kann, am welche Art Szenario es sich handelt, wirkt dieser Applaus aus der Ferne sehr seltsam. Da ergibt sich kein Bild in meinem Kopf. Ich werde praktisch vom Text gezwungen, selbigen beiseite zu legen, um über die Distanzen zwischen Beobachter/in und dem (vierjährigen!) Mädchen und den Eltern zu grübeln. Irgendwann sehe ich dann das Mädchen mitten in einem Stadion, die Eltern hoch oben auf der Tribüne und der/die Beobachter/in liegt auf dem Rasen.
Vielleicht ist leiser Applaus passender.

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Es hat zwei blonde Zöpfe, links uns rechts.
= also nicht zwei auf derselben Seite. Hätte ich auch nicht vermutet. Ich würde das einfach streichen. (uns und)

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Schon entsteht ein neues Bild. Erneut steht vor mir ein Mädchen
= Zeilenumbruch einfügen – solltest generell den Text übersichtlicher formatieren.
Außerdem: „Neues“ und „erneut“ klingt zu gleichförmig. Wieder sehe ich ein … oder so ähnlich, wäre besser.

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Alles ist grau, grau, grau, grau.
= 1x grau ist grau. 4x grau ist grau. Da ändert sich nichts.
Seltsamerweise verstärkt die Wiederholung nicht das Bild im Kopf des Lesers, sondern schwächt es, weil Augen und Verstand über die vielen „graus“ stolpern.

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Plötzlich sehe ich wieder Farben. Eine Farbe. ROT. Sie ist nicht einfach nur zu sehen. Dieses Rot fließt wie ein Bach an mir vorbei.
= Plötzlich sehe ich wieder eine Farbe: rot. Dieses Rot fließt wie ein Bach an mir vorbei.
Ich meine, der Doppelpunkt vermittelt mehr Aufmerksamkeit als die Großbuchstaben. Wirkt auch eleganter.

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Ich höre Geräusche. Kein Lachen, keine Kinderstimmen, keine stolzen Eltern. Weinen, Schluchzen, ich höre Angst, Verzweiflung, Einsamkeit.
= Da solltest du noch Mal drüber gehen. Was kann man hören und was nicht und wie könnte man lautloses hörbar machen. Beispiel: keine applaudierenden Eltern.

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Weinen, Schluchzen, ich höre Angst, Verzweiflung, Einsamkeit. Die Geräusche drohen mich zu ersticken. Werden immer lauter, lauter, lauter, schwellen immer mehr an. Ich kann Stimmen hören, sie schreien, weinen, sind verzweifelt.
= letzter Satz kann raus, bringt nichts Neues. Außerdem: Stimmen klingen zwar manchmal verzweifelt, sind es aber nie.
3x lauter=x; dann ist 1xlauter=?
„schwellen immer mehr an“. Och nö, da lass dir mal einen hübschen Vergleich einfallen!

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Die Flüchtigkeitsfehler im Text findest du bestimmt allein.

Gruß

Asterix

 

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