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Thema des Monats Das Meer

Seniors
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10.10.2006
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Das Meer

Wir sind zu viert in der Hotelsuite. Zu fünft, wenn man die tote Frau auf dem Bett mitzählt. Milo sagt: „Im Grunde genommen ist es nicht meine Schuld.“
Und ich hab schon wieder vom Meer geträumt.
Milo erinnert mich an einen osteuropäischen Pianisten, den ich vor langer Zeit mal getroffen habe. Er hat dieses faserige, schwarze Haar und Augenringe. Fahrig wirkt er, sonst eine ordentliche Erscheinung. Die Hände gepflegt, glattrasiert ist er auch. Wohlmodulierte Stimme und alles, aber jetzt wirkt er nicht gut. Er sieht nicht gut aus, so als hätte jemand die Folie von ihm abgezogen und das, was drunter ist, das riecht schon muffig und ist grün vom Schimmel.
Stein dagegen – er sitzt Milo gegenüber in einem schweren Holzsessel. Ich seh nur seinen Rücken und das reicht mir völlig.
Und neben mir steht Thomas und starrt auf einen fixen Punkt. Ich folge seinem Blick, denke natürlich, er schaut auf das leinenweiße Bett mit der Leiche darin, aber nein, sein Blick geht weiter auf den Nachttisch. Dort steht eine braune Tasse mit einem weißen Inneren. Die Tasse ist von innen ganz weiß. Man kann den Kakao noch riechen, schwach, man denkt, er riecht nach Eisen, aber das ist das Blut. Kakao hat sie getrunken, denke ich.
Thomas schaut auf den Kakao, damit er nicht auf sie schaut.
Stein schaut auf Milo, damit er nicht auf sie schaut.
Und ich schaue auf Thomas und Stein, damit ich nicht auf sie schaue.
Aber sie ist da. Und sie ist tot.

Stein hat uns hergefahren, Thomas auf dem Beifahrersitz, ich hinten im Fond. Wir hingen unseren Gedanken nach, ein paar Passanten schaute ich zu, wie sie stramm gingen, mit Einkaufstüten in der Hand, vielleicht um noch ein paar Weihnachtseinkäufe zu erledigen.
Ein junger Mann im schwarzen Mantel schaute auf seine Schuhspitzen, während er ging, hatte etwas Beschwingtes an sich – vielleicht verliebt.
Dann stöhnt Stein auf. Ganz leise nur, so als hätte er masturbiert und sei fertig. Und auch Thomas und ich riechen es, die Zähne drücken spitz in unsere Unterlippen, unsere Nacken spannen sich, wir kreisen den Kopf beide. Ich kralle meine Hände in das Polster der Rückbank. Thomas pfeift leise etwas vor sich hin, greift in seine Tasche und schiebt sich einen Kaugummi rein. Thomas muss immer essen.
Als hätten wir drei einander im Rotviertel einer Videothek getroffen, so ist es. Und nicht anders.

Und auch jetzt, niemand schaut sie an. Sie liegt mit dem Bauch auf dem Bett. Keine Decke, das Kleid hat Milo ihr zerrissen. Kurzes blondes Haar, der Nacken frei. Ein paar Muttermale auf dem Rücken, links der Wirbelsäule entlang, wo das Fleisch zart und weich ist. Der Po ist etwas zu dick, dafür die Waden stramm. Ganz trocken kann man ihre Scham erahnen. Die Fußsohlen sind weiß. Und meine Augen wandern wieder hoch zu den Punkten, zu den Muttermalen, man meint, man müsse einen Kuli nehmen und die Male verbinden, vielleicht käme ein Muster heraus, so denkt man, aber auf der anderen Seite der Wirbelsäule, dort, wo man nicht schauen darf, weil dort das Loch klafft, weil dort das Blut sickert, da sind keine Punkte mehr.

„Schau doch“, sagt Milo, „sie ist vom Kreuzzug. Das müsst ihr doch verstehen.“
Doch Stein versteht nicht, Stein zündet sich eine Zigarette an und Thomas macht wortlos drei Schritte vor und reicht ihm Feuer. Stein lässt eine Rauchwolke nach oben fahren.
„Sie hat mich verführt. Schaut sie euch an! Mein Gott, Stein! Schau sie dir doch an, du kanntest Vanessa doch! Sie sieht aus wie Vanessa!“
„Der Status Quo“, sagt Stein.
Ich höre das Meer rauschen.
Und Milo lässt seine Schultern hängen, Thomas geht ums Bett herum und nimmt die Kakaotasse.
„Das war eine Falle“, schluchzt Milo und Stein drückt seine Zigarette auf der Lehne aus, springt aus dem Holzsessel, greift unter sich, reißt ein Stuhlbein los und treibt es Milo in die verhärmte Brust.
„Der Status Quo muss erhalten bleiben“, sagt Stein und öffnet das Fenster, aber Milos Asche ist schon zu Boden gesunken.
Jemand sollte jetzt sagen: „Dieser verdammte Kreuzzug.“ Jemand sollte sagen: „Der arme Milo, ich kannte ihn gut.“ Aber von draußen dringt nur der Lärm der Stadt ins Zimmer. Und die tote Frau schweigt und das Meer rauscht in mir.
Ich hör es ganz deutlich, so als hätte man alle Geräusche abgedreht, auf ganz leise gestellt, und das Hintergrundrauschen, das Branden der Wellen, das immer da ist, immer im Hintergrund, nur das ist jetzt noch da, vorn, bei uns, und es schlägt gegen meinen Bauch und ruft mich und ist weich und schwarz und leer.
Dann höre ich den Handstaubsauger.

„Wie bei Shakespeare“, sagt Thomas, während ich das Grab weiter aushebe.
Wir sind auf einem Friedhof und ich stehe in einem kalten Grab und schaufele. Morgen wird hier jemand anders beerdigt und die Tote liegt noch im Wagen, damit wir sie nicht ständig sehen müssen. Der Boden ist hart, fast gefroren und Thomas isst ein Baguette mit Schinken und Remouladensauce und mit Tomaten und vielleicht ist auch noch ein Salatblatt drauf.
„Du weißt doch auch, dass es so nicht weitergeht, oder?“, fragt er, während ich schaufle. „Vermisst du nicht die alten Zeiten? Die guten Zeiten, die bösen Zeiten? Die Friss-oder-stirb-Zeiten? Das ist einfach unnatürlich, der Status Quo ist eine Kopfgeburt. Von blutlosen Bürokraten. Nicht beißen, nicht reißen – wer denkt sich so was aus? Wir verleugnen unsere Natur. Sag doch auch mal was.“
Und ich halte kurz inne und stelle mir vor, zu baden. Und Wärme zu spüren. Richtige Wärme, überall, von warmem Wasser umschlossen. Das Wasser in den Ohren und so warm ist es, ganz warm, das Meer durchdringt mich und ich balle meine Hände zu Fäusten und lasse sie wieder los und atme.
„Wie eine Ersatzreligion, diese ganze Scheiße“, sagt Thomas. „Geh zur Kirche, sei artig, sei tot, fühle nichts, kontrolliere dich.“
„Du hättest ihm ja helfen können“, sag ich zu dem Boden.
„Ist tief genug“, sagt Thomas und ich höre seine Schritte auf dem Friedhofsboden.

Thomas wollte mich loswerden, er hat mir den Staubsaugerbeutel in die Hand gedrückt und mich auf der Rheinbrücke abgesetzt.
Und jetzt steh ich hier am Rand der Brücke und hinter mir fährt ein einsames Auto durch die Nacht. Man ist nie allein, der Fluss ist nicht das Meer und ich hab Milo in den Händen und fast muss ich denken: Thomas – gibt ihm noch Feuer und schwingt dann große Reden. Aber dann ist das Meer wieder da.
Ich reiß den Beutel auf und kippe Milo in den Fluss.
Dann hör ich das Motorrad, jemand lässt ein Motorrad aufjaulen, spielt am Gas herum, als wären wir in einem Film, ich drehe meinen Kopf zur Seite und sehe den Scheinwerfer. Was denkt die sich? Soll ich nun Angst haben? Soll ich versuchen wegzulaufen, weil sie ein Motorrad hat? Weil ich alleine bin?
Das Motorrad rast auf mich zu und ich öffne meine Hände und lasse den leeren Beutel in den Rhein sinken, drehe mich dann um, da sitzt sie drauf wie auf einem Streitross, ich sehe es durch die Nacht. Ein schwarzer Pferdeschwanz, der unter dem dicken Helm hervorlugt. Kreuzzüglerin. Amazone. Wow. Ich warte bis das Motorrad drei, vier Körperlängen vor mir ist und springe zur Seite. Kaum bin ich über den Rand der Brüstung, greife ich mit kalten Händen zu und hangle mich an Stein entlang unter die Brücke und dort bleibe ich und warte.
Das Motorrad jault auf.
Sie hat ja keinen Einschlag gespürt, kein Zucken am Vorderrand, aber kriegt sie das noch mit? Jetzt wo sie ihr erstes Opfer hat. Wo die Geilheit des Kampfes sie durchzuckt. Jetzt, wo sie getötet hat?
Das Motorrad wendet über mir, ich kann es hören. Sie reißt sich den Helm herab, spürt die Maschine unter ihren Schenkeln, das Adrenalin jagt durch ihren Körper. Sie lebt, sie atmet, sie tötet.
Eine Jagd auf krallenlose Bestien. Aber auf was für welche?
Ich hangle mich zum anderen Rand der Brücke und ziehe mich nach oben und tatsächlich, da steht sie, in all ihrer Pracht. In einem schwarzen Lederanzug und schaut wie ein Schulmädchen, das seine Spange verloren hat, in den Fluss.
Die Zähne drücken gegen meine Unterlippe und das Meer rauscht. So muss sich Milo gefühlt haben. Ich husche hinter sie und rieche ihren Schweiß, ich tippe ihr sacht auf die Schulter und sie wirbelt herum, hat wohl einen Dolch noch in der Hand oder einen Sai und ja, sie hat mit mir gerechnet. Sie ist ja so agil, ein Hieb gegen meinen Bauch und dann tritt sie mich auch noch, ach Gottchen. Und sie zielt auf meine Kehle und sie zielt auf meinen Arm und ja, sie täuscht auch Schläge an, ganz wie sie es gelernt hat.
Sie atmet schwer, ich gar nicht.
Wenigstens hält sie die Klappe.
Wieder Ausfallschritt, den Sai nach vorne gewirbelt, durchaus mit Talent, dann ein Tritt, wieder zurück, wir tanzen fast ein bisschen, aber sie ist tot wie eine Flunder und ich fühle gar nichts, dann wieder dieser Ausfallschritt und ich greife nach ihrem Arm, zieh sie an mich heran und treibe ihr die Faust in den Solarplexus.
Jetzt liegt sie da, ihr Kreislauf bricht zusammen und nicht eine Wunde. Kein Tropfen Blut.
Der Status Quo ist erhalten, ich heb sie auf und geh auf den Rand zu, auf den Rand der Brücke. Harte Gesichtszüge, irgendwie slawisch. Ein Muttermal auf Höhe der Oberlippe. Eine schöne Stirn hat sie. Kühl und leicht. Die Augen nun geschlossen, aber bestimmt grün. Und der Mund sieht nett aus. Ich lasse sie in den Rhein fallen. Ohne einmal zu kosten, ohne wallendes Blut. Stein wäre stolz auf mich.

Auf dem Weg nach Hause hör ich das Meer nicht. Manchmal suche ich einen Vorwand um wie Milo zu werden. Rache, Leidenschaft, Wärme. „Aber Stein, schau doch. Mir war so kalt. Es war eine Falle.“
Es ist kein Verlangen, es ist biologisch und im Kopf. Die verbotene Frucht. Beiß sie doch.
Man muss den Kreuzzug bewundern. Ich seh es vor mir, Milo liegt auf ihr und sie, todesmutig, bietet ihren Hals an, streckt ihn entgegen, bringt sein Blut zum kochen, tut so als wär es früher. Schaut ihn an, ganz weich und zart und dann, weicht er zurück. Weil er es hört. Weil er das Meer hört und die Brandung wird immer stärker und sie setzt nach, sie weiß, was sie will und sie lockt ihn mit ihrem warmen, weichen Körper und Milo hört das Meer und taucht in die Fluten.
Der arme Milo. Ich kannte ihn gut.

 

Das ist eine Geschichte zum Thema des Monats Dezember "Die Blutsauger des 21. Jahrhunderts".

 

Ähem,

Thomas und Stein also, mh? Aber ich werde hier ständig wegen meiner kalaukrigen Namensgebung an den Pranger gestellt. :susp:

Sie reißt sich den Helm herab

Das klingt irgendwie komisch, auch wenn es richtig ist (Ist es das?). Sie reißt sich den Helm (he-)runter/vom Kopf vielleicht?

Blutsauger, bei denen der Lack ab ist, haben mich an Lestards Schicksal am Ende von Interview mit einem Vampir erinnert. Aber was ist der Status Quo? Ich habe mir jetzt mal zusammengereimt, dass das Leben als Nosferatu irgendwie zu gefährlich geworden ist, und die Jagd deshalb nach einem arteninternen Code verboten wurde. Oder muss ich nochmal lesen?

Ansonsten inhaltlich und stilistisch auf jeden Fall sehr kurzweilig.

Grüße
JC

 

Yo Quinn,

mir hats Spaß gemacht, deine Entromatisierung des Vampirmythos'.
Gefallen hat mir auch die Beschreibung des Kampfes mit der Amazone, der eigentlich gar keiner ist. Dieser kühle Blick, diese haushohe Überlegenheit, das hast du wirklich gut hingekriegt ohne dabei in den üblichen Kitsch abzudriften.
Leidenschaftslos, unterkühlt, eben untod, ist der Erzählstil und das passt natürlich. Passt nicht so hunderprozentig zum Beginn. Weshalb scheuen sie sich, die Tote zu betrachten. Skrupel in dieser Hinsicht haben die Sauger sicherlich nicht. Ist es das Wissen darum, dass ihr Freund deswegen gleich sterben wird? Oder weil der Anblick das eigene Verlangen schüren würde?
Da könntest du vielleicht noch einen Satz investieren. Ebenso am Ende. Ganz kurz müsste das Verlangen gegen den Kodex zu verstoßen doch durchleuchten.
Stark finde ich, wie du die Geschichte abrundest.

Wir sind zu viert in der Hotelsuite. Zu fünft, wenn man die tote Frau auf dem Bett mitzählt. Milo sagt: „Im Grunde genommen ist es nicht meine Schuld.“
Und ich hab schon wieder vom Meer geträumt.
Klasse Hookline. Gute Kontraste, die erst allmählich ihr Zusammenspiel erfahren.

Ganz leise nur, so als hätte er masturbiert und sei fertig. .
naja, klingt schief

Und auch Thomas und ich riechen es, die Zähne drücken spitz in unsere Unterlippen, unsere Nacken spannen sich, wir kreisen den Kopf beide
das ist vollkommen unrythmisch.

Von dem Stof hätte ich gerne noch mehr gelesen. Der Reiz verliert sich bestimmt allzuschnell, deswegen ist die Kürze natürlich "richtig", aber es hat wirklich Spaß gemacht und ich wäre gerne noch ein bisschen länger mit deinem Prot durch die Nacht gestreift.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Quinn!

Beim ersten Lesen hatte ich ein wenig Probleme mit dem Stil. Der erste Absatz war wirklich klasse, aber danach bin ich ein wenig schwer reingekommen. Das gab sich beim zweiten Lesen, und ich finde mittlerweile, dass dieser irgendwie distanzierte Schreibstil sehr gut zur erzählten Geschichte passt.

Jemand sollte jetzt sagen: „Dieser verdammte Kreuzzug.“ Jemand sollte sagen: „Der arme Milo, ich kannte ihn gut.“ Aber von draußen dringt nur der Lärm der Stadt ins Zimmer. Und die tote Frau schweigt und das Meer rauscht in mir.

Bärenstarke Stelle

Überhaupt ist die Story eine derjenigen, bei der man sich wünscht, später nochmal mehr zu erfahren. Der Status Quo, der Kreuzzug, wie das alles dazu gekommen ist, das gibt noch viel Raum für eine Fortsetzung/Erweiterung.

Eine Sache ist mir aufgefallen, das mag ein wenig engstirnig sein, aber ich wollte es nur mal angemerkt haben :)

Ein junger Mann im schwarzen Mantel schaute auf seine Schuhspitzen, während er ging, hatte etwas Beschwingtes an sich – vielleicht verliebt.

Ein verliebter junger Mann würde vielleicht nicht auf seine Schuhspitzen schauen, sondern jedem mit einem Lächeln im Gesicht begrüßen. Aber wie gesagt, richtig wichtig ist es nicht.

Viele Grüße, sehr gerne gelesen

Berzerk

 
Zuletzt bearbeitet:

Tag Quinn!

Wir sind zu viert in der Hotelsuite. Zu fünft, wenn man die tote Frau auf dem Bett mitzählt. Milo sagt: „Im Grunde genommen ist es nicht meine Schuld.“
Und ich hab schon wieder vom Meer geträumt.
Haben jetzt schon einige gemacht glaub ich, aber ich machs nochmal: Lob! Toller Einstieg, Sätze, die zusammengewürfelt aussehen, aber doch zusammen Sinn ergeben.
Er hat dieses faserige, schwarze Haar
Faserig ist komisch. Strähnig?
unsere Nacken spannen sich, wir kreisen den Kopf beide.
Hm. Spannen sich an? Klingt dann immer noch komisch, aber wenigstens nicht so, als würde was fehlen. Und der zweite Teil ist auch daneben, das musst du umformulieren.
Ich hör es ganz deutlich, so als hätte man alle Geräusche abgedreht, auf ganz leise gestellt, und das Hintergrundrauschen, das Branden der Wellen, das immer da ist, immer im Hintergrund, nur das ist jetzt noch da, vorn, bei uns, und es schlägt gegen meinen Bauch und ruft mich und ist weich und schwarz und leer.
So gute Stelle.
Dann höre ich den Handstaubsauger.
Bitte, was soll das. :D Ich war grad zu Tränen gerührt, dieser Staubsauger da ist mal total unpassend und wohl unfreiwillig komisch.
„Du hättest ihm ja helfen können“, sag ich zu dem Boden.
„Ist tief genug“, sagt Thomas und ich höre seine Schritte auf dem Friedhofsboden.
"sag ich zu dem Boden" klingt irgendwie verquer. "sag ich zum Boden" fänd ich besser. Und dann beißt sich "Boden" mit "Friedhofsboden", die Wiederholung macht sich nicht so gut.
und lasse den leeren Beutel in den Rhein sinken,
Sinken klingt als wäre der Beutel schon im Wasser.
und hangle mich an Stein entlang
Der Stein-Stein oder der Vampir-Stein? :schiel:
In einem schwarzen Lederanzug und schaut wie ein Schulmädchen, das seine Spange verloren hat, in den Fluss.
:D Cool.

Das mit dem Status-Quo find ich jetzt nicht so arg kompliziert. Da sind die Blutsauger, die in der zivilisierten Welt leben und vielleicht gibt es einen Pakt oder so, dass die Vampire kein Blut vergießen dürfen. Und dann sind da diese spezialausgebildeten menschlichen Tekken-Amazonen, quasi die Vampirpolizei, die Jagd auf die Vampire machen, oder die, die gegen den Status Quo verstoßen haben, aber natürlich völlig machtlos sind. Das Meer-Motiv find ich toll, ich stells mir ähnlich vor, als würde man sich eine Muschel ans Ohr halten und das Meer hören, aber eigentlich hört man nur sein Blut, und da passts auch zum Erzähler. Der Blutdurst ist schon da, aber er hat einfach ordentlich Selbstbeherrschung. Auch der Kampf mit dieser Motorrad-Ische war cool, ganz trocken und grade deshalb so witzig, wie sie da um ihn rumhüpft, naja.
Ansonsten muss ich sagen, werd ich mit der Geschichte nicht so warm. Der Plot ist echt ausgelutscht, sorry, dass ich das so sagen muss, aber ehrlich. Ich finds auch ungünstig, das Thema des Monats genau dann Vampire sein zu lassen, wenn sich an jeder Ecke Vampir-Schund kaufen lässt und einem das Zeug geradezu hinterhergeworfen wird. Da macht doch einer nur den anderen nach. Ja egal. Was ich mal spannender gefunden hätte weißt du, dass die ganzen Vampirklischees mal umgedreht werden, und ja, das könnte vielleicht bisschen klamaukig sein dann, aber kommt auch drauf an, wie mans macht. Das ist alles so schonmal dagewesen, deswegen kommt die Geschichte auch ohne große Hintergrundinformationen aus.
Also sprachlich und stilistisch toll, aber bitte nix mehr mit Vampiren, die sind öde.

Gruß!
strudel

PS:

Berzerk schrieb:
Ein verliebter junger Mann würde vielleicht nicht auf seine Schuhspitzen schauen, sondern jedem mit einem Lächeln im Gesicht begrüßen.
Nö, ein Verliebter läuft genau so!

 

Hey Quinn!

in einem kalten Grab und schaufele.

fragt er, während ich schaufle.

Na entweder so, oder so.

Hat mir sehr gut gefallen - deine Geschichte über die geknebelten Vampire, die so gerne dürfen würden. Aber da ist ja der Status Quo, leider, und deshalb müssen sie sich zurückhalten, was ja eigentlich wider ihre Natur ist, und leiden vor sich hin.

So sind die Vampire in dem Stück allesamt wirklich tot, denn das, was ihnen ein klein wenig Leben einhauchen könnte, wenn auch nur für kurze Zeit, das Blut anderer Menschen, es ist ihnen verwehrt. Fast empfindet man Mitleid mit diesen Geschöpfen, aber nur fast, denn man könnte sich ja darüber hinwegsetzen, eine Vampirrevolte bilden und die Welt nach eigenen Wünschen umgestalten.

Dazu fehlt ihnen aber die Stärke, den Vampiren, und so vegetieren sie dahin, und hören nur das Meer wie eine entfernte Verheißung.

Schöne Grüße,

yours

 

Hey Quinn!

Ist schön, wenn man erst antwortet, nachdem schon zig Leute kommentiert haben. :D

Was mir auffällt bei deinen Geschichten und diese Geschichte hier ist ein Paradebeispiel dafür, dass du (ja, du, nicht Protagonist, Erzähler, Pipapo) dich vor der Katastrophe scheust. Und so gibt es immer in deinen Geschichten so ein Halb-Happy-End. So ein "Ist ja noch mal gut gegangen"- oder "Ach, das wird schon"-Ende.

Deine Protagonisten sind meistens nie Milo oder widerstehen der Versuchung. Wäre doch toll, wenn er mal kurz diesen Vamp, der ihn überfällt, beißt, wenn das Meerrauschen bei ihm schon einen Steifen verursacht. Das müsste doch eine erregende Situation für den Vampir sein, eine weibliche (gefährliche, mysteriöse) Kämpferin und dann das Wasser und die Reste von Milo, da kommen doch blutige Erinnerungen, leidenschaftliche Gefühle hoch.

Aber der hier benimmt sich so unvampirisch, ist ja unglaublich. Ja, und trotzdem nehme ich ihm das ab, ist aber trotzdem schade, dass du immer diese Option wählst. Nichtsdestotrotz hat mir die Geschichte wirklich gut gefallen und mach mal "Thomas Stein" weg, ist ja peinlich. ;)
Ansonsten macht dieses Vampir-Thema echt Spaß, ich will auch mal.

JoBlack

 

Hallo Quinn,
Bravo!! Vielleicht die beste Vampiergeschichte, die ich hier gelesen habe.

Wir sind zu viert in der Hotelsuite. Zu fünft, wenn man die tote Frau auf dem Bett mitzählt
:thumbsup: das ist ein Anfang, wie ich ihn lobe. Da muss ich ja weiterlesen ...
Fahrig wirkt er, sonst eine ordentliche Erscheinung.
da fehlt was in dem Satz
Dann höre ich den Handstaubsauger.
gefält mir !!
Sie atmet schwer, ich gar nicht.
noch so ein Gustostück !!

LG
Bernhard

 

Hey Proof,

Thomas und Stein also, mh? Aber ich werde hier ständig wegen meiner kalaukrigen Namensgebung an den Pranger gestellt.
Das ist mir nicht aufgefallen. Und wenn du's jetzt nicht erwähnt hast als Alfred E. Neumann-Revanche, wär's bestimmt auch sonst keinem aufgefallen.

Blutsauger, bei denen der Lack ab ist, haben mich an Lestards Schicksal am Ende von Interview mit einem Vampir erinnert.
Naja, also die Grundidee, dass Vampire sich in derselben Welt wie wir einrichten müssen, in der Moderne, ist schon ein bekanntes, immer noch reizvolles Thema.

Aber was ist der Status Quo? Ich habe mir jetzt mal zusammengereimt, dass das Leben als Nosferatu irgendwie zu gefährlich geworden ist, und die Jagd deshalb nach einem arteninternen Code verboten wurde. Oder muss ich nochmal lesen?
Nö, das passt schon, bisschen sollte man da schon folgern müssen, aber so haut's hin ja.

Ansonsten inhaltlich und stilistisch auf jeden Fall sehr kurzweilig.
Kurzweile ist doch schön, danke dir für die Kritik
Quinn

Hey Weltenläufer,

mir hats Spaß gemacht, deine Entromatisierung des Vampirmythos'.
Gefallen hat mir auch die Beschreibung des Kampfes mit der Amazone, der eigentlich gar keiner ist. Dieser kühle Blick, diese haushohe Überlegenheit, das hast du wirklich gut hingekriegt ohne dabei in den üblichen Kitsch abzudriften.
Das freut mich, es ist eher eine Kopfgeschichte, denke ich. Und von der Herangehensweise deutlich überlegter als das, was ich sonst so schreibe.

Leidenschaftslos, unterkühlt, eben untod, ist der Erzählstil und das passt natürlich. Passt nicht so hunderprozentig zum Beginn. Weshalb scheuen sie sich, die Tote zu betrachten. Skrupel in dieser Hinsicht haben die Sauger sicherlich nicht. Ist es das Wissen darum, dass ihr Freund deswegen gleich sterben wird? Oder weil der Anblick das eigene Verlangen schüren würde?
Es ist ein Tabu. Die Vampire handeln da gegen ihre eigene Natur aufgrund dieses Status Quo, die Situation ist also in etwa so als würde eine Weight Watchers-Gruppe zwanghaft versuchen, nicht in die Tortenauslage zu sehen ... und der Protagonist beobachtet die Leiche ja doch ganz genau, auch wenn er versucht die Wunde auszuklammern.

Von dem Stof hätte ich gerne noch mehr gelesen. Der Reiz verliert sich bestimmt allzuschnell, deswegen ist die Kürze natürlich "richtig", aber es hat wirklich Spaß gemacht und ich wäre gerne noch ein bisschen länger mit deinem Prot durch die Nacht gestreift.
Das Thema des Monats "Vampire" hat mich in sofern gereizt, ob man dem Komplex noch eine neue Facette abgewinnen kann und dann eher ein Szenario, in dem "neues Erzählen" noch möglich wäre. Sicher, man hätte den Hintergrund noch wesentlich weiter ausdehnen können und die Figuren in dieser Welt sich ausbreiten lassen können, aber ... wie du schon sagst - der Reiz wäre schnell verlorengegangen, fürchte ich auch. Und in dieser Art des Erzählens, wenn der Konflikt, der da im Hintergrund läuft, nur beleuchtet wird, ohne die Hintergründe zu erklären - und der Leser dieses "Aha"-Gefühl am Ende hat, wenn er den Anfang durch das Ende dann eher begreift, das war eigentlich eine gute Note, um die Geschichte ausklingen zu lassen.

Auch dir vielen Dank für die Kritik, vor allem für die Detailarbeit
Quinn

Hallo Berzerk,

Beim ersten Lesen hatte ich ein wenig Probleme mit dem Stil. Der erste Absatz war wirklich klasse, aber danach bin ich ein wenig schwer reingekommen. Das gab sich beim zweiten Lesen, und ich finde mittlerweile, dass dieser irgendwie distanzierte Schreibstil sehr gut zur erzählten Geschichte passt.
Das ist interessant, ich hatte beim Schreiben die Befürchtung, dass der Erzähler in diesem inneren Konflikt und mit der immer wiederkehrenden Metaphorik als weinerliches Weichei rüberkommt und wollte ihn mehr als tatsächlich zerissen zeichnen. Dadurch wirkt der Stil sicher uneins an vielen Stellen.

Überhaupt ist die Story eine derjenigen, bei der man sich wünscht, später nochmal mehr zu erfahren. Der Status Quo, der Kreuzzug, wie das alles dazu gekommen ist, das gibt noch viel Raum für eine Fortsetzung/Erweiterung.
Es gibt ganze Rollenspiel-Systeme und ich weiß nicht wieviele Romane-, Comic- und andere Zyklen, die sich mit so einer Vampirwelt beschäftigen. Klar, ist da viel drin, aber ich brauch das nu nicht.


Ein junger Mann im schwarzen Mantel schaute auf seine Schuhspitzen, während er ging, hatte etwas Beschwingtes an sich – vielleicht verliebt.
Ein verliebter junger Mann würde vielleicht nicht auf seine Schuhspitzen schauen, sondern jedem mit einem Lächeln im Gesicht begrüßen. Aber wie gesagt, richtig wichtig ist es nicht.
Hm, ja, es geht da eher darum, dass der Erzähler es so interpretiert. Er denkt er wäre verliebt. Ist nochmal ein Nebenaspekt des Meeres.

Freut mich, dass es dir so gut gefallen hat, danke dir für die Rückmeldung
Quinn

Hallo strudel,

Bitte, was soll das. Ich war grad zu Tränen gerührt, dieser Staubsauger da ist mal total unpassend und wohl unfreiwillig komisch.
Du warst nicht zu Tränen gerührt. ;) Unfreiwillig komisch - nee, ist schon ein gewollter, auch komischer Bruch.

Und dann sind da diese spezialausgebildeten menschlichen Tekken-Amazonen, quasi die Vampirpolizei, die Jagd auf die Vampire machen, oder die, die gegen den Status Quo verstoßen haben, aber natürlich völlig machtlos sind.
Das ist das Reizvolle. Wirklich Schaden richtet nur die Erste an. Durch Selbstaufopferung praktisch, wie so eine Selbstmordattentäterin. ;)

Das Meer-Motiv find ich toll, ich stells mir ähnlich vor, als würde man sich eine Muschel ans Ohr halten und das Meer hören, aber eigentlich hört man nur sein Blut, und da passts auch zum Erzähler. Der Blutdurst ist schon da, aber er hat einfach ordentlich Selbstbeherrschung. Auch der Kampf mit dieser Motorrad-Ische war cool, ganz trocken und grade deshalb so witzig, wie sie da um ihn rumhüpft, naja.
Das ist der Kopfansatz der Geschichte, den man ihr auch ansieht, glaube ich. Mir ging's darum, diesen Grund dafür auszuloten, warum man eben hier:

wenn sich an jeder Ecke Vampir-Schund kaufen lässt und einem das Zeug geradezu hinterhergeworfen wird.
Ich denke da geht's ganz klar um Sex. Der Vampir hat immer zwei Seiten. Einmal der Gentleman, der in Schlössern lebt, dieses Adlige hat, ganz vornehm und filigran und gebildet und distinguiert; und dann aber auch die Bestie.
Das ist ja nu alles nich neu ... also Kollege Angel, der Typ der Buffy poppt, hat da 5Jahre lang 1Stunde in der Woche gegen seine Blutlust und den Dämon in sich gekämpft. ;)

Da macht doch einer nur den anderen nach. Ja egal. Was ich mal spannender gefunden hätte weißt du, dass die ganzen Vampirklischees mal umgedreht werden, und ja, das könnte vielleicht bisschen klamaukig sein dann, aber kommt auch drauf an, wie mans macht. Das ist alles so schonmal dagewesen, deswegen kommt die Geschichte auch ohne große Hintergrundinformationen aus.
Ich mach keinen Klamauk. Ich finde Klamauk furchtbar! Und dieses "Ach, wir machen uns heute mal über Klischees lustgi" - ich mag das nicht, man sollte solche Systeme schon ernst nehmen. Da ist ja was dran ... also dass die Figur des Vampirs heute wie vor 200 Jahren zieht, muss ja irgendeinen Grund haben. Mit der Geschichte wollte ich mich dem Thema da mal nähern.

Also sprachlich und stilistisch toll, aber bitte nix mehr mit Vampiren, die sind öde.
Ach naja. ;) Vielen Dank dir für die Kritik
Quinn

Hey yours,

So sind die Vampire in dem Stück allesamt wirklich tot, denn das, was ihnen ein klein wenig Leben einhauchen könnte, wenn auch nur für kurze Zeit, das Blut anderer Menschen, es ist ihnen verwehrt. Fast empfindet man Mitleid mit diesen Geschöpfen, aber nur fast, denn man könnte sich ja darüber hinwegsetzen, eine Vampirrevolte bilden und die Welt nach eigenen Wünschen umgestalten.
Jau, das trifft meine Absicht genau. Ist so ein bisschen in der Figur des Thomas angelegt, der Wille zur Revolte. Aber auch er gibt sich dann einem Ersatztrieb hin und er buckelt vor der Autorität, die sich auf keine Diskussionen einlässt. Stein spricht ja überhaupt nicht. Stein setzt die Parameter.

Danke auch dir fürs Lesen und Kommentieren, schön wenn man das Gefühl hat, man wird verstanden ;)
Quinn

Hey Jo,

Was mir auffällt bei deinen Geschichten und diese Geschichte hier ist ein Paradebeispiel dafür, dass du (ja, du, nicht Protagonist, Erzähler, Pipapo) dich vor der Katastrophe scheust. Und so gibt es immer in deinen Geschichten so ein Halb-Happy-End. So ein "Ist ja noch mal gut gegangen"- oder "Ach, das wird schon"-Ende.
Na ja, die Katastrophe ist hier am Anfang. Milo. Und dann wird das erklärt im Prinzip. Generell ist die Katastrophe das "erwartete" Ende in vielen Geschichten. Ich brauch das für mich auch nicht so, solche niederschmetternden "Und jetzt firsst er doch alle"-Enden. Sieh's mal so: Bei meinen Geschichten weiß man am Ende nicht, ob's gut oder böse ausgeht. ;)

Wäre doch toll, wenn er mal kurz diesen Vamp, der ihn überfällt, beißt, wenn das Meerrauschen bei ihm schon einen Steifen verursacht. Das müsste doch eine erregende Situation für den Vampir sein, eine weibliche (gefährliche, mysteriöse) Kämpferin und dann das Wasser und die Reste von Milo, da kommen doch blutige Erinnerungen, leidenschaftliche Gefühle hoch.
Im Kampf nicht. Nach dem Kampf, wenn er sie zur Brücke trägt, ist so ein kurzer Moment. Hätte man vielleicht deutlicher machen können, aber naja ... das ist bei Ich-Erzählern. Ich wollte es da subtil.

Ansonsten macht dieses Vampir-Thema echt Spaß, ich will auch mal.
Dann mach doch. Der Fisch und ich stehen auf sowas. ;)

Schön, dass sie dir gut gefallen hat
Quinn

Hallo Bernhard,


Bravo!! Vielleicht die beste Vampiergeschichte, die ich hier gelesen habe.
Vielen Dank. Das ist sehr nett, sowas zu sagen. ;)

Auch dir wie allen anderen vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren

 

Das ist mir nicht aufgefallen.

Willkommen im Club. :D

Naja, also die Grundidee, dass Vampire sich in derselben Welt wie wir einrichten müssen, in der Moderne, ist schon ein bekanntes, immer noch reizvolles Thema.

Kein Zweifel. Wenn ich schreibe "Hat mich erinnert an" meine ich nicht "Geklaut, geklaut, geklaut, das hat's alles schon mal gegeben!" Ist kein Vorwurf, sondern eine wertfreie Feststellung. Sonst würde ich es anders formulieren. Ab wann es nicht mehr "reizvoll" ist, liegt natürlich immer beim Schreibenden und den Lesern. Zufälligerweise habe ich gerade meine erste Rice-Kurzgeschichte gelesen ... der Lümmel schreibt sich ja ganz anders.

 

Mon Bricoleur!

Wir sind zu viert in der Hotelsuite. Zu fünft, wenn man die tote Frau auf dem Bett mitzählt. Milo sagt: „Im Grunde genommen ist es nicht meine Schuld.“
Und ich hab schon wieder vom Meer geträumt.
Sehr guter Anfang natürlich, alle Akkorde sind damit angestimmt.
aber jetzt wirkt er nicht gut. Er sieht nicht gut aus, so als hätte jemand die Folie
die Wiederholung gefällt mir nicht
Dort steht eine braune Tasse mit einem weißen Inneren. Die Tasse ist von innen ganz weiß. Man kann den Kakao noch riechen, schwach, man denkt er riecht nach Eisen, aber das ist das Blut. Kakao hat sie getrunken, denke ich.
du hast hier wieder diese Wiederholung: dass die Tasse innen weiß ist, dass du das wiederholst, soll wohl was zeigen, aber was, das begreife ich nicht. Und sorry, „von innen weiß“ kann man nicht sagen, was soll das denn heißen? Du bleibst oft einem Motiv zu lange und zu schwer sitzen, so auch hier beim Kakao und beim Blut.
ein paar Passanten schaute ich zu
wir kreisen den Kopf beide.
wozu diese verdrehte Ausdrucksweise? Wenn, dann wenigstens ein Komma vor „beide“.
Als hätten wir drei einander im Rotviertel einer Videothek getroffen
Eine Videothek hat keine Viertel, punktum.
Ganz trocken kann man ihre Scham erahnen.
Was soll das bitteschön eigentlich heißen? wie kann man etwas ganz trocken ahnen? oder ist es ihre Scham, die trocken aussieht?
Du hast da sehr häufig dieses distanzierte „man“ drinnen, so als ob der Protagonist eigentlich anwesend sein wollte, er will das eigentlich nicht sehen, was er sieht, gleichzeitig ist er fasziniert davon. Das faszinierende Gefährliche ist die tote Frau, aber er ist ja ein aufgeklärter Vampir, er hat sich im Griff, deswegen lieber das "man".
Stein lässt eine Rauchwolke nach oben fahren.
„fahren“ passt nicht, ich muss hier an pupsen denken, tut mir leid. ;)
springt aus dem Holzsessel, greift unter sich, reißt ein Stuhlbein los und treibt es Milo in die verhärmte Brust.
vom Holzsessel
Jemand sollte sagen: „Der arme Milo, ich kannte ihn gut.“
Nein, eigentlich nicht, so was sagt man nicht, wenn jemand gerade getötet wurde oder gestorben ist, sondern bestenfalls beim Begräbnis oder Jahre nach dem Tod.
„Du weißt doch auch, dass es so nicht weitergeht, oder?“, fragt er, während ich schaufle. „Vermisst du nicht die alten Zeiten? Die guten Zeiten, die bösen Zeiten? Die Friss-oder-stirb-Zeiten? Das ist einfach unnatürlich, der Status Quo ist eine Kopfgeburt. Von blutlosen Bürokraten. Nicht beißen, nicht reißen – wer denkt sich so was aus? Wir verleugnen unsere Natur. Sag doch auch mal was.“
Das ist gut, „Zurück-zur-Natur“ für Vampire!
Und ich halte kurz inne und stelle mir vor, zu baden.
Ohne Komma, da der Infinitivsatz nur aus dem Infinitiv besteht.
Das Wasser in den Ohren und so warm ist es, ganz warm, das Meer durchdringt mich und ich balle meine Hände zu Fäusten und lasse sie wieder los und atme.
Ich würde besser finden: in den Ohren und es ist so warm – so wie du es hast, klingt es komisch.
und lasse den leeren Beutel in den Rhein sinken
er steht doch auf der Brücke, oder? Da kann man „sinken“ nicht nehmen, weil er da den Beutel langsam ins Wasser gleiten lassen würde, aber das geht von der Brücke aus nicht, nimm doch einfach „fallen“
ich sehe es durch die Nacht.
Durch die Nacht, so wie durch Glas? Na, das geht auch nicht.
Ich warte bis das Motorrad drei, vier Körperlängen vor mir ist
Komma: warte, bis …
In einem schwarzen Lederanzug und schaut wie ein Schulmädchen, das seine Spange verloren hat, in den Fluss
Mir würde besser gefallen: und schaut in den Fluss, wie ein Schulmädchen, das seine Spange verloren hat.
Manchmal suche ich einen Vorwand um wie Milo zu werden. Rache, Leidenschaft, Wärme.
Komma: Vorwand, um
bringt sein Blut zum kochen, tut so als wär es früher
groß: zum Kochen, Komma: tut so, als ... und fehlt da nicht ein „wie“: "als wäre es wie früher?"

Ja, es liest sich so leicht runter, dieser teils verknappte Stil, der manchmal absichtlich auf der Stelle tritt, um etwas zu betonen, da wird es mir manchmal ein bisschen zuviel. Und ganz im Griff hast du das ja auch noch nicht. ;)
Du bist halt ein großer Bastler vor dem Herrn: Dieses Motiv der überzähligen Leiche, die allen peinlich ist, peinlich, weil das überhaupt passiert ist, das Fahren der Verbrecher im Auto, dieses ganze Männerfreundschaftsding, das du ja sehr häufig drinnen hast, das Streuen der Asche in den Fluss, die klassische Actionszene mit dem Motorrad, das alles kennt man ja schon aus Filmen. Aber doch, das geht schon gut, ist spannend und unterhaltsam zu lesen, das passt schon.
Ein weiteres Merkmal deiner Geschichte ist ja dieses Beruhigte, nur unter der Oberfläche brodelt es, hier nimmst du ja das Meer als Symbol dazu und verbildlichst die unterdrückten Leidenschaften so. Tiefenpsychologisch geht es hier natürlich um Sex, wie die Schlussszene deutlich zeigt. Wenn sich die Kreuzzüglerinnen und die Vampire auf das gemeinsame Spiel einlassen, dann geht das letal für beide aus. Das sagt ja sehr viel .. . Aber besser ich lass mich da nicht weiter dazu aus … :D

Klar hab ich es gerne gelesen! :)

Gruß
Andrea

 

Hi Quinn!

Erwarte nicht von mir eine penible Auflistung der Ungereimtheiten und Fehlerchen. Nicht weil es zuviele derer wären, ist einfach nicht meine Art das. Außerdem haben meine Vorredner schon ganze Arbeit geleistet.
Werde mich also mehr an exemplarische Sachen halten, wie es sonst auch meine Art ist.

Du lieferst hier wieder einmal einen Hinweisteppich, den man sich selbst knüpfen muss, so dass im Endeffekt jeder seine eigene Geschichte hat.
Für mich war sie die Beschreibung von Althergebrachtem. Im Prinzip nichts Neues im Ganzen, das aber ansprechend und spannend verpackt.

Wenn du in den Zeiten oder den Perspektiven springst, stellt sich das schon anspruchsvoll dar, in dem Sinne, dass der Leser nichts Vorgefertigtes serviert bekommt (wo habe ich schon mal solch ein Kompliment abgelassen?) und selbst ein wenig tun muss.

Nur Obacht! Dass man sich nicht verzettelt!

Der Boden ist hart, fast gefroren und Thomas isst ein Baguette mit Schinken und Remouladensauce und mit Tomaten und vielleicht ist auch noch ein Salatblatt drauf.

Dieser Satz kommt mir bald etwas affektiert vor. Ist das Absicht, dass du hier in einem Satz zwei vollkommen unterschiedliche Themen unterbringst und sie dann frech mit einem "und" verbindest. Nein, nicht gut, nicht gut!


Aber ansonsten nicht viel zu meckern, außer dass es nicht viel Neues gab - der "Status Quo" mal ausgenommen.

Gern gelesen, wie fast immer.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Andrea,

Du hast da sehr häufig dieses distanzierte „man“ drinnen, so als ob der Protagonist eigentlich anwesend sein wollte, er will das eigentlich nicht sehen, was er sieht, gleichzeitig ist er fasziniert davon. Das faszinierende Gefährliche ist die tote Frau, aber er ist ja ein aufgeklärter Vampir, er hat sich im Griff, deswegen lieber das "man".
Ja, klar. Niemand schaut hin und doch bleibt er ja über einen ganzen Absatz auf dem Bild der toten Frau.

Ja, es liest sich so leicht runter, dieser teils verknappte Stil, der manchmal absichtlich auf der Stelle tritt, um etwas zu betonen, da wird es mir manchmal ein bisschen zuviel. Und ganz im Griff hast du das ja auch noch nicht. ;)
Ehrlich: Ich fand den Erzähler hier sehr schwer. Dass er doch noch "männlich" wirkt und nicht so sehr selbstmitleidig. Ein wenig Fatalist. Kann gut sein, dass mir das ab und an entglitten ist.

Du bist halt ein großer Bastler vor dem Herrn: Dieses Motiv der überzähligen Leiche, die allen peinlich ist, peinlich, weil das überhaupt passiert ist, das Fahren der Verbrecher im Auto, dieses ganze Männerfreundschaftsding, das du ja sehr häufig drinnen hast, das Streuen der Asche in den Fluss, die klassische Actionszene mit dem Motorrad, das alles kennt man ja schon aus Filmen. Aber doch, das geht schon gut, ist spannend und unterhaltsam zu lesen, das passt schon.
So soll's sein.

Ein weiteres Merkmal deiner Geschichte ist ja dieses Beruhigte, nur unter der Oberfläche brodelt es, hier nimmst du ja das Meer als Symbol dazu und verbildlichst die unterdrückten Leidenschaften so. Tiefenpsychologisch geht es hier natürlich um Sex, wie die Schlussszene deutlich zeigt. Wenn sich die Kreuzzüglerinnen und die Vampire auf das gemeinsame Spiel einlassen, dann geht das letal für beide aus. Das sagt ja sehr viel .. . Aber besser ich lass mich da nicht weiter dazu aus … :D
Ja, stimmt schon. "Beruhigt", find ich gut. Leidenschaftslos, aber es brodelt halt. Freut mich, wenn ich das vermitteln konnte.

Auch vielen Dank für die Detailarbeit, geh ich bei Zeiten drüber ;)
Quinn

 

Hallo Hanniball,
dein Kommentar ist mir einfach durch die Lappen gegangen.Tut mir leid. ;)

Du lieferst hier wieder einmal einen Hinweisteppich, den man sich selbst knüpfen muss, so dass im Endeffekt jeder seine eigene Geschichte hat.
Für mich war sie die Beschreibung von Althergebrachtem. Im Prinzip nichts Neues im Ganzen, das aber ansprechend und spannend verpackt.
Ja, das mit dem Hinweisteppich mag ich gern, dass es hier nichts Neues gab, kann ich nicht leugnen.

Wenn du in den Zeiten oder den Perspektiven springst, stellt sich das schon anspruchsvoll dar, in dem Sinne, dass der Leser nichts Vorgefertigtes serviert bekommt (wo habe ich schon mal solch ein Kompliment abgelassen?) und selbst ein wenig tun muss.

Nur Obacht! Dass man sich nicht verzettelt!

Die Gefahr ist da wirklich da, grad wenn man in Perspektiven und Zeiten springt und dann diese kurzen Absätze noch macht und sehr häufig dadurch wechselt, wenn man die einzelnen Absätze länger gestaltet, geht es eher. Aber klar, der Leser muss sich drauf einlassen.

Dieser Satz kommt mir bald etwas affektiert vor. Ist das Absicht, dass du hier in einem Satz zwei vollkommen unterschiedliche Themen unterbringst und sie dann frech mit einem "und" verbindest. Nein, nicht gut, nicht gut!
Hm, ich find das gar nicht so schlecht, aber stimmt, lupenrein ist es nicht.

Aber ansonsten nicht viel zu meckern, außer dass es nicht viel Neues gab - der "Status Quo" mal ausgenommen.

Gern gelesen, wie fast immer.

Das freut mich, wenn ich auch eingestehen muss, dass du mit dem "nicht viel Neues" recht hast.

Danke dir für die Kritik
Quinn

 

Hallo Quinn.

Habe ein Weilchen überlegen müßen, weshalb ich Deine Geschichte gut finde, denn, daß ich sie nicht gut finde kann ich nicht behaupten, obwohl ich mich dagegen sträube. Da ich mit der üblichen Herangehensweise (Grammatik, Stil, Aufbau/Logik/Schlüssigkeit, Spannung) nicht weiterkam, begann ich, Deine Geschichte zu analysieren :)

Wir haben also auf der einen Seite eine philosophisch-nostalgische, abgehalfterte, homoerotisch durchfärbte Männerclique mit Selbstzweifeln und auf der Gegenseite irgendwelche gefühllosen, anonymen, dickbrüstigen, Hochglanz-Amazonen, jederzeit bereit sich selbst für eine höhere Sache, in diesem Fall einem Kreuzzug, zu opfern. Die könnten locker aus der Feder eines Hollywood-Schreiberlings ala "Blade" stammen. Irgendwie läßt sich eine frauenfeindliche Tendenz nicht verbergen...

Überhaupt mal wieder die ausgelutschte Mischung aus übermenschlichen Vampirkräften und fernöstlichem Design, inklusive Martial Arts. Nur, daß Blade erstens beides vereinigte und zweitens seine Gegner nicht völlig gelangweilt und selbstverständlich niedermetzelte, obwohl man natürlich wußte, wie es ausgeht. Wäre doch mal ein witziges Ende, wenn der Protagonist am Ende von einer bis dahin völlig unbekannten Person geköpft würde. Allerdings wären die meisten einfachen Gemüter, vor allem das US-Publikum, davon nicht begeistert.

Eine Frage drängt sich zudem förmlich auf: Die Vampire sind, wie Du überdeutlich aufzeigst, jedem noch so gut ausgebildeten menschlichen Gegner haushoch überlegen. Dennoch haben sie sich eine einseitige "Waffenruhe" auferlegt, den "Status Quo". Wer oder was zwingt sie dazu?

Über die Szene mit dem Handstaubsauger mußte ich schmunzeln, die ist wirklich neu. Alles in allem denke ich, daß es sich mit Deiner Geschichte so verhält, wie mit vielem heutzutage: Man darf sie nicht ernst nehmen und dann kann man sie gut finden!

Ich könnte noch mehr schreiben, will aber erstmal abwarten.

Felix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

gute Idee - gute Geschichte. Hintersinnig & trashig waren so die ersten beiden Gedanken, die mir dabei in den Kopf kamen. Deinen Stil muss man mögen, sonst wird's schwer, die Geschichte wirklich anzunehmen. Ich mag ihn, obwohl mir das Abgehakte, Kurzatmige stellenweise bis auf die Spitze getrieben wird. Für eine KG dieser Länge ist das dann noch okay, aber ich glaube trotzdem, wenn du ein wenig mehr variieren würdest, und manchen Sätzen auch mal eine angenehme, warme und wohlig-träge Länge gönnen würdest, dann wäre der Spaß am Lesen deiner Storys bestimmt noch etwas intensiver. Das Atemlose Zack-Zack-Zack nutzt sich doch irgendwann ab, und bei diesen kurzen Sätzen, in denen so viele tolle Ideen und Gedanken konzentrieren, ist das Lesen nicht fließend sondern immer wieder abbremsend. Das ist, als würde man eine extrem kurvenreiche Straße durch eine tolle Landschaft fahren. Und da ist man überwiegend mit der Fahrerei beschäftigt und hat kaum Zeit, die tolle Landschaft zu bewundern. Ich bin mir sicher du verstehst, wie ich das meine.

Egal, ich hatte Spaß am Lesen und bin die Strecke halt mehrfach gefahren :-)

Rick

 

Hey Felix-Florian,

Habe ein Weilchen überlegen müßen, weshalb ich Deine Geschichte gut finde, denn, daß ich sie nicht gut finde kann ich nicht behaupten, obwohl ich mich dagegen sträube. Da ich mit der üblichen Herangehensweise (Grammatik, Stil, Aufbau/Logik/Schlüssigkeit, Spannung) nicht weiterkam, begann ich, Deine Geschichte zu analysieren :)
Hehe, das find ich gut. Grammatik. ;) Nein, freut mich, dass dir die Geschichte gefällt.

Wir haben also auf der einen Seite eine philosophisch-nostalgische, abgehalfterte, homoerotisch durchfärbte Männerclique mit Selbstzweifeln und auf der Gegenseite irgendwelche gefühllosen, anonymen, dickbrüstigen, Hochglanz-Amazonen, jederzeit bereit sich selbst für eine höhere Sache, in diesem Fall einem Kreuzzug, zu opfern. Die könnten locker aus der Feder eines Hollywood-Schreiberlings ala "Blade" stammen. Irgendwie läßt sich eine frauenfeindliche Tendenz nicht verbergen...
Homoerotisch? Naja. Dickbrüstig hab ich auch nicht geschrieben. ;)

Überhaupt mal wieder die ausgelutschte Mischung aus übermenschlichen Vampirkräften und fernöstlichem Design, inklusive Martial Arts. Nur, daß Blade erstens beides vereinigte und zweitens seine Gegner nicht völlig gelangweilt und selbstverständlich niedermetzelte, obwohl man natürlich wußte, wie es ausgeht. Wäre doch mal ein witziges Ende, wenn der Protagonist am Ende von einer bis dahin völlig unbekannten Person geköpft würde. Allerdings wären die meisten einfachen Gemüter, vor allem das US-Publikum, davon nicht begeistert.
Es widerspricht auch jeder erzählerischen Tradition und die gibt es nicht ohne Grund.

Eine Frage drängt sich zudem förmlich auf: Die Vampire sind, wie Du überdeutlich aufzeigst, jedem noch so gut ausgebildeten menschlichen Gegner haushoch überlegen. Dennoch haben sie sich eine einseitige "Waffenruhe" auferlegt, den "Status Quo". Wer oder was zwingt sie dazu?
Die Antwort auf die Geschichte bleibt die Geschichte schuldig. Vielleicht ist es einfach eine Art Selbstbeherrschung, sie wollen das Animalische unterdrücken.

Über die Szene mit dem Handstaubsauger mußte ich schmunzeln, die ist wirklich neu. Alles in allem denke ich, daß es sich mit Deiner Geschichte so verhält, wie mit vielem heutzutage: Man darf sie nicht ernst nehmen und dann kann man sie gut finden!
Hm, so kann man das sehen ja, wobei ich denke, dass man die Geschichte durchaus auch ernst nehmen kann.

Danke dir für deine Kritik
Quinn

Hallo Rick,

Deinen Stil muss man mögen, sonst wird's schwer, die Geschichte wirklich anzunehmen. Ich mag ihn, obwohl mir das Abgehakte, Kurzatmige stellenweise bis auf die Spitze getrieben wird. Für eine KG dieser Länge ist das dann noch okay, aber ich glaube trotzdem, wenn du ein wenig mehr variieren würdest, und manchen Sätzen auch mal eine angenehme, warme und wohlig-träge Länge gönnen würdest, dann wäre der Spaß am Lesen deiner Storys bestimmt noch etwas intensiver. Das Atemlose Zack-Zack-Zack nutzt sich doch irgendwann ab, und bei diesen kurzen Sätzen, in denen so viele tolle Ideen und Gedanken konzentrieren, ist das Lesen nicht fließend sondern immer wieder abbremsend. Das ist, als würde man eine extrem kurvenreiche Straße durch eine tolle Landschaft fahren. Und da ist man überwiegend mit der Fahrerei beschäftigt und hat kaum Zeit, die tolle Landschaft zu bewundern. Ich bin mir sicher du verstehst, wie ich das meine.
Ja, ich habe die Geschichte nochmal mit deiner Kritik im Hinterkopf gelesen und muss dir in allem Recht geben. Es ist stilistisch arg zackig diesmal. Ich glaube, das liegt am Erzähler, diese Zerissenheit auch, und ich hab den nicht so zu fassen gekriegt, wie ich ursprünglich vor hatte, ich denke das resultiert dann auch in dem Stil, der schon "abbremsend" ist, ja.

Egal, ich hatte Spaß am Lesen und bin die Strecke halt mehrfach gefahren :-)
Das freut mich, danke dir
Quinn

 

Hallo Quinn!

Halte mich kurz, so kurz wie es geht und sein muss. Habe schon die eine oder andere Geschichte von dir gelesen, zu denen mir mehr eingefallen wäre, doch die waren bereits tief gesunken, allenfalls empfohlen und auf jeden Fall noch reichlicher kommentiert als diese hier.

Gefallen hat mir die Sprache, obwohl ich anfangs dachte, sie würde mir nicht gefallen. Sie kommt in einer gewollten Spontaneität, selten erzwungen, daher und fügt sich schön ins Gedankenkonstrukt des Protagonisten. Sie ist im Satzbau gewagter als geschliffen und in dieser Geschichte darf sie das sein. Hätte ich nicht Anderes von dir gelesen, hätte ich dahinter womöglich Unsicherheiten vermutet.

Gefallen hat mir danach hauptsächlich die Grundstimmung. Der unterdrückte aber nicht vollständig negierbare Durst, die Wehmut, die Resignation. Deine Vampire gehören zu den menschlichsten, denen ich in letzter Zeit begegnet bin, und dem vergebe ich hier, spontan, den grössten Pluspunkt dieser Geschichte.

Die Beschreibung der Figuren wecken Lust auf mehr. Der Plot an sich hingegen nicht. Er ist zufrieden mit der Länge. Hättest du dich noch gross zur Geschichte des Status Quo ausgelassen, hättest du dir unheimlich Mühe geben müssen, mich nicht zu langweilen. Ein minimer zusätzlicher Hinweis, in welcher Hinsicht der Status Quo zu verstehen ist, ertrüge die Geschichte. Aber nur ein Hinweis. Der offen lässt, nicht schliesst.
Stellenweise scheint mir, du hättest während dem Schreiben anfangs selbst etwas längeres beabsichtigt. Als hätten in deinen ursprünglichen Plänen sowohl Stein wie auch Thomas eine grössere Rolle spielen wollen. Besonders bei Thomas frage ich mich, warum du ihn dort beim Friedhof auf die Bühne hebst, obwohl er im übrigen Teil der Geschichte die Randfigur par excellence spielt.

Stein dagegen – er sitzt Milo gegenüber in einem schweren Holzsessel. Ich seh nur seinen Rücken und das reicht mir völlig.
Das "dagegen" hat mich beim Lesen gestört und verwirrt. Da fehlt mir irgendwie eine zum Vorhergesagten kontrastierende Information. Und wenn sie entbehrbar ist, liesse ich das "dagegen - er" oder das "- er" fallen.

Am Besten haben mir die Sätze um die Muttermale des Opfers sowie der Satz mit der Spange des Schulmädchens gefallen.

Fazit: Mir hat die Geschichte hauptsächlich aufgrund der gewählten Sprache und der Stimmung gefallen, während sie inhaltlich nicht genug bietet, mich mehr als kurzweilig zu unterhalten. Trotz des Meeres. Da war die Geschichte mit der Schokoladengöttin deutlich origineller.

Freundliche Grüsse,

Van

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,
die Szenerie und die kühle, melancholische Art, mit der die Gedanken und Gefühle des Vampirs beschrieben wird, zeichnen ein romantisches Gemälde von "Blutsaugern des 21. Jahrhunderts". Elemente wie dieser Kampf gegen die Vampirjägerin, der kühn und abenteuerlich wie in einem altmodischen Piratenfilm ausgeschmückt ist, machen das Bild komplett, bringen außerdem durch die frische, herausfordernd wilde, sexy, tanzartige Attitüde des Vampirs ein gutes Gegengleichgewicht zur bedrückenden Stimmung des restlichen Handlungsbogens.

Anfangs tat ich mich schwer, mich mit deinem Schreibstil anzufreunden, weil ich ihn teilweise etwas zu kalkuliert und jeden einzelnen Satz zu ausgefeilt empfand, wie wenn du die Sätze nach den Vorschlägen aller Leser vor mir mehrmals korrigiert hättest - zu viele Köche verderben den Brei. Ich empfand ihn ein wenig unnatürlich und nicht einfach zu lesen, weil der Schreibstil irgendwie auch komprimiert wirkte, weswegen ich mein Lesetempo niederschrauben musste.
Im Laufe der Geschichte habe ich mich daran gewöhnt, ich fand sogar, er passt sehr gut zur Stimmung und sollte nicht geändert werden. Viele Sätze fielen mir auf, die sehr fein pointiert waren, da steckt Geist drin. Ich kenne auch niemanden, der einen vergleichbaren Stil wie du hat, schön erzählt.

Thrombin

 

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