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Das Moor im Menschen
Als ich sie das erste Mal sah, war ich sofort von der berühmten Umweltaktivistin fasziniert, jedoch hatte ich meinem Auftrag Treue zu leisten. Das Wort des Konzernchefes war Gott und ich konnte nichts dagegen tun. Gebannt von ihrer Ausstrahlung und dem charmanten Lächeln, das sie selbst mir schenkte, als sie mich sah, obwohl sie zweifellos wissen musste, zu welcher Sorte ich gehörte, liess mein Herz schmelzen. Langsam schritt ich von den Baggern zu der demonstrierenden Menge von Aktivisten, die eine Kette aus Fleisch und Blut gebildet und sich in einer Reihe vor dem Moor postiert hatten. und sich in Reih und Glied vorm Moor postierten. Sie stand vor ihnen, ihre Gesichtszüge hatten sich nun verhärtet und standen den anderen ihrer Gruppe in nichts nach. Als ich vor sie trat, ihren grimmigen Gesichtsausdruck musterte, fragte ich mich ob, ich vorher nur geträumt hatte. Aber ich träume nicht, meine Träume sind längst in meinem eigenen inneren Moor versunken, ich habe zu dienen und ich werde es tun, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch etwas stört mich heute, ich kann es nicht ergründen. Es ist wie etwas längst Vergessenes, das aus den Tiefen meines Gewissen aufzutauchen versucht. Diese Frau macht mich schwach, ich fühle es, meine Beine zittern, zwar längst nicht sichtbar für die Menschen, doch der Dämon, der mir innewohnt, knurrt und fragt sich zurecht, ob er sich nach all den Jahren nicht doch den falschen Ausgesucht hat. Ich drehe mich um, ich darf keine Schwäche zeigen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letztenmal so nah an menschlichen Gefühlen gewesen war, aber er darf nichts erfahren. Ich weiss, dass ich ihm unterliegen würde, falls ich ihn zu einem Duell - Mann gegen Mann - fordern würde, es hat keinen Sinn aufzubegehren.
Wortlos gebe ich den Männern das Zeichen. Ihre Bulldozer kennen keine Gnade, werden das alles schon in wenigen Augenblicken kurz und klein gefahren, geschlagen, haben. Die Menschen werden fliehen und jene die es nicht tun, die werden sterben. Wir haben die Legitimation zu zerstören, jeden Widerstand zu zerschlagen ohne Wenn und Aber. Ich habe meine Arbeit getan, das Gesicht kommt mir noch für den Bruchteil eines Augenblicks in den Sinn, dann ist es weg, wie die Träume, die nun in den Untiefen des Moores verschimmeln.