Was ist neu

Das Puzzle

Mitglied
Beitritt
12.11.2008
Beiträge
29
Zuletzt bearbeitet:

Das Puzzle

Das Puzzle

Meine Hand greift ins Leere. Da wo sonst immer unser Familienbild stand, das ich so geliebt habe. Ich stutze. Dann erinnere ich mich wieder. Sofort wollen die Tränen wieder aus ihrem Gefängnis ausbrechen, aus diesem Bunker, den ich seit dem es passiert ist Tag für Tag fülle. Ich fürchte mich vor den Moment, an dem er voll ist und überlaufen wird. Und dass wird er. Irgendwann.

Ich straffe meine Schultern. Meine Arbeit wartet auf mich. Seit dem dieser betrunken Brummi-Fahrer alles zu Nichte gemacht hat, stürze ich mich in sie wie eine Besessene. Meine Freunde machen sich schon Sorgen um mich, aber ich kann nicht anders. Sie sagen, ich solle mir eine Pause gönnen, meinen Körper zur Ruhe kommen lassen. Aber es ist nicht mein Körper, der die Ruhe sucht, sondern meine Seele, die sie braucht und gleichzeitig scheut, denn das normale Weiterleben ist für sie wie ein Rettungsring im brausendem Meer. Es ist das, was mich im Moment über Wasser hält; mir die Luft zum Atmen schenkt. Ich versuche durch sie nicht an die Vergangenheit denken zu müssen. Tote Vergangenheit, und doch mit so viel mehr Leben als die jetzige Gegenwart.

Arbeit. Immer mehr Arbeit. Tag und Nacht. Arbeit. Doch es ändert nichts.

Ich sehe sie trotzdem immer wieder vor mir.
Sehe, wie alles angefangen hat, wie wir uns kennen gelernt haben, Ralf und ich. Durchlebe diesen Moment immer und immer wieder, diesen Moment, der mein Leben für immer verändern sollte. Und doch so unscheinbar gewesen war, dass andere ihn gar nicht bemerkt hatten. Er hatte mich angesehen, ich hatte ihn angesehen und alles war perfekt gewesen. Liebe auf den ersten Blick... ja, dass war es gewesen. Liebe auf den ersten Blick.
Ich schlucke, als würde so der Kloß in meinem Hals verschwinden. Ich schüttele den Kopf. Wieder schießen mir Bilder in den Kopf.

Ich sehe wie er vor mir kniet, so nervös und aufgeregt wie ein kleiner Schuljunge bei seinem ersten Schultag.
Spüre seine Hand förmlich noch auf der meinen, wie er sie so zärtlich gehalten hatte, als wäre sie zerbrechlich, als wäre sie aus Glas.
Fühle seine Lippen auf meinen. So unbeschreiblich vorsichtig und doch auf seine eigene Art und Weise so fordernd.

Und dann ... die Krönung unseres gemeinsamen Glücks.
John.
Mein kleiner Engel, mein Prinz, mein Leben. Ich sehe ihn förmlich vor mir, wie er von dem kleine süßem Neugeborenen in meinem Arm zu dem aufgeweckten, immer neugierigen 7-jährigen heranwächst, der er gewesen war...

John. Immer wieder John... Wie er als kleines Kind im Garten spielt, über die Wiese jagt um die Schmetterlinge zu fangen, die ihn so fasziniert hatten.
John mit dem Nachbarshund rumtollend, so furchtlos und mutig, als würde er mit einem Stofftier spielen.
John wie er an seinem 5. Geburtstag das erste mal auf seinem Fahrrad sitzt. Stolz wie Oscar, endlich so cool wie die Erwachsenen zu sein.
John und Ralf beim rumtobend Baden im See.
John und Ralf ... wie sie dann aus dem Haus gingen. Ich fange an zu zittern. Unkontrolliert, unbeherrscht... Verlassen...

Sie wollten doch nur noch mal kurz zur Schule fahren. John hatte was vergessen, irgendetwas unwichtiges... Ich kann mich noch nicht einmal daran erinnern für was mein Sohn sein Leben lassen musste... Für was meine Familie zerbrach... Der Kloß in meinem Hals wird immer größer.

Ich sehe wie ich den Kopf nicke. Hätte ich doch nur etwas geahnt...

Mein Telefon schellt. Entreißt mich meiner Gedankenwelt.

Ich überlege ob ich dran gehen soll, verwerfe die Idee aber wieder. Ich will jetzt nicht gestört werden, muss noch arbeiten, sage ich mir. In Wirklichkeit habe ich Angst, dass es einer meiner Freunde sein könnten. Vielleicht sogar Lisa. Sie macht sich immer besonders viele Sorgen und mir immer besonders viele Vorwürfe. Ich weiß sie will nur das Beste für mich, aber ich bin mir nicht so sicher ,ob ich das auch will. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Dieser eine verhängnisvolle Tag, der mein Leben zerstört hat, der alles über den Kopf geworfen hat.

Ich weiß nicht, ob ich dazu bereit bin das Puzzle von vorne zu beginnen, es war doch schon fast fertig.

Ich seufze. Jetzt klopft es an der Tür. Ich höre eine Stimme. Sie ist durch das dicke Holz so verzerrt und undeutlich , dass sie aus einer anderen Welt, einer anderen Realität stammen könnte. Dann geht sie auf. Mein Bruder Mitch steht vor mir.

Ich und er haben uns schon immer gut verstanden. Wir haben früher oft Spielabende zusammen gemacht. Die ganze Familie....

Jetzt blickt er mich abschätzend an. Ich habe das Gefühl, er schaut direkt in mich hinein, dann streckt er die Hand nach mir aus.
Komm, kleine Schwester. Lass uns runter zum Strand gehen.
Ich habe Strandspaziergänge schon immer geliebt. Ein Lächeln schiebt sich wie durch eine kleine Hintertür auf meine Lippen.

Das erste Puzzleteil, hatte sie schon gefunden .

 

Hallo rueganerin

Was wollten ihre Freunde ihr denn schon die ganze Zeit sagen?

Ihre Freunde wollten ihr sagen, dass sie das alles nicht alleine durchstehen muss, dass sie das Puzzle ihres Lebens nicht alleine wieder zusammensetzt muss.... dass sie für sie da sind, dass sie íhre Hilfe nur annehmen muss...

LG
Nina

 

Hallo Jeni,

dieser Text hat schon mehr Fleisch als dein Versuch in Sonstige. Dennoch ist das noch arg dünn und insgesamt sehr beliebig.
Das Problem ist, dass du einfach nur Phrasen dreschst, aber nicht das Gefühl transportierst, das eigentlich aufkommen müsste. Nichts zeigst.
Die Idee mit dem Puzzle ist nicht neu, aber ein lohnenswerter Faden, dem nachgegangen werden könnte, um deinem Text mehr Leben einzuhauchen.
Zeig dem Leser etwas von dem, was deiner Prota genommen wurde. Bringe ein paar Puzzleteile ans Licht, sodass man verstehen kann, weshalb hier Schmerz im Spiel ist. Dergestalt kommt er nämlich nicht rüber.
Mit dem Ende dann machst du es dir zu leicht. Auch hier gilt: mach die Erleichterung spürbar. Wenn du deinen text nachträglich erklären musst, hat er nicht funktioniert.
Lies dich am besten ein bisschen um hier, kommentiere selbst ein bisschen - dabei lernt man unter Garantie am meisten.

So oder so noch viel Spaß auf kg.de

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Jeni,
deine Geschichte hat auch mich mit einem großen Fragezeichen im Kopf zurückgelassen, ich wusste am Ende nicht worauf du hinaus wolltest und hatte den gleichen Gedanken wie rueganerin. Sprachlich ist die Geschichte nicht schlecht geschrieben, der Schreibstil gefällt mir gut; damit sie auch inhaltlich gut wird und der Leser am Ende ein Aha-Erlebnis verspürt, solltest du aber evtl. noch ein paar Hinweise einbauen, worauf du eigentlich hinaus wolltest. Es ist sicherlich immer wieder eine Gratwanderung, zu entscheiden, wie viele Informationen man dem Leser gibt, damit der Inhalt während des Verlaufs nicht vorhersehbar wird; am Ende sollte der Hintergrundgedanke des Autors dem Leser dann aber schon klar werden, ohne eine Erklärung vom Verfasser. ;)

Viele Grüße
Michael

 

hallo,

ja wenn man den text erklären muss, hat er wirklich nicht funktioniert, ich werd nochmal dran abriten und versuchen mehr infos einzubauen, allerdings habe ich immer angst,, dass ich dann zu viel "verrate"...

LG
Jeni

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom