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Das Recht Des Stärkeren

Beitritt
01.11.2001
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Das Recht Des Stärkeren

Mein Töchterchen windet sich in meinen Armen. Ich kämpfe kurz und verzweifelt, habe aber keine Chance. Ich gebe auf und setze sie vor mir auf dem Boden ab – die Leute an der Kasse werfen mir Blicke zu, bei denen der Übergang von Verachtung zu Mitleid fließend ist. Verschämt wende ich den Blick ab.
„Ich will aber“ bringt sie gepresst hervor, das Gesicht rot und verzerrt, die Augen treten aus ihren Höhlen. Voller Ablehnung blicken sie mich an, wütend, verständnislos.
Ich lenke mich ab, in dem ich die Schachtel mit dem Tiefkühlspinat aus dem Wagen nehme und interessiert betrachte. Ich lese gerade die Zubereitungsempfehlungen, als ein Krachen mich aus meinen Gedanken reisst, mein Kind hat das Regal mit den Duploriegeln erreicht, dutzende davon bedecken den gesprenkelten Fliesenboden. Warum sind diese Regale so tief angebracht? Sie hält ihre Beute strahlend in die verdutzte Menge. Die Mißbilligung meiner Mitwartenden ist jetzt purem Entsetzen gewichen. Ich bewahre die Fassung. Beseitige den Tribut, den der Beutezug meiner Tochter gefordert hat.
Quälende Augenblicke später verlassen wir den Laden. Nur eine von uns kann ihre angespannten Nerven mit einem Schokoladenriegel beruhigen.
Wir steigen ins Auto, meine Kleine weint schon wieder, ihr Serotoninspiegel scheint bereits wieder gesunken zu sein. Der Kindersitz ist unerwünscht, ein Zwangsstand, zu wenig Bewegungsfreiheit für ein aufgewecktes Kleinkind. „Nein!“ hallt es in meinen Ohren nach und eine revolutionäre Zelle in mir denkt trotzig„doch“, ohne Kindersitz geht es einfach nicht.
Noch während ich in Gedanken triumphierend den Sieg über meine Tochter feiere, hat sie sich auf halber Strecke vom Sicherheitsgurt befreit, setzt zum Kopfsprung an und droht vornüber im Fußraum zu landen, ich reagiere geistesgegenwärtig und weiß es in letzter Sekunde mit einem gezielten Griff nach hinten zu verhindern, während ich krampfhaft versuche das Auto auf der Straße zu halten.
Zuhause angekommen lasse ich mich erschöpft aufs Sofa fallen, mein Kind spielt endlich hingebungsvoll in seinem Zimmer im ersten Stock.
Ich nehme eine Zeitschrift zur Hand. Es ist die Propagandaschrift einer Umweltschutzorganisation. Meine Hand hält sie mit letzter Kraft, meine Augenlider sind unendlich müde, während demonstratives Stampfen im Treppenhaus laut wird. Das Stampfen dröhnt die Treppe hinunter, um sich sogleich wieder auf den Rückweg zu machen. „Bitte! Leise!“ Wimmere ich hoffnungslos.
„Ich will aber“. Das Stampfen wird nun zu einem unverdrossenen, beidbeinigen Hüpfen im Rhythmus meines Herzschlags, während die Worte, die ich lese, in mein Gedächtnis gehämmert werden:

„Der Umgang des Menschen mit seinem Lebensraum spottet jeder Logik. Nicht mehr lange, und die Autos werden unsere Luft verpestet und unser Klima zerstört haben...“.

Als ich endlich den Schlüssel meines Mannes im Schloß höre, bemächtigt sich tiefer Schlaf meines kurzen Lesevergnügens.
Am nächsten morgen begrabe ich die allmorgendlich tiefer werdenden Furchen unter meinen Augen mit einer dicken Schicht Camouflage.
In der Tiefgarage erinnere ich mich an den Artikel, der mich am Vorabend in den Schlaf begleitete.

„Ich will aber!“ Stampfe mit dem Fuß auf den Boden. Komme ohne mein Auto nicht zur Arbeit.

12.01.05,  Claudia Lichtenwald

 

Hallo Claudia

bei denen der Übergang von Verachtung zu Mitleid fließend ist. Verschämt wende ich den Blick ab.
„Ich will aber“ bringt sie gepresst hervor, das Gesicht rot und verzerrt, die Augen treten aus ihren Höhlen. Voller Ablehnung blicken sie mich an, wütend, verständnislos
Zuerst sind die Blicke der Anderen ein Übergang von Verachtung zu Mitleid.
Und in der Nächsten Sekunde nur Wut, Unverständnis, usw.
Klingt mir ein wenig zu überspitzt, dieser plötzlich auftretende Sinneswandel ins absolut Extreme.

erreicht, dutzende davon bedecken den gesprenkelten Fliesenboden
„Dutzende“ -> Groß geschrieben ;)

Ich bewahre die Fassung. Beseitige den Tribut, den der Beutezug meiner Tochter gefordert hat.
Da würde ich einen Satz draus machen, damit es sich nicht so abgehackt anhört.
„bewahrte die Fassung und beseitigte den Tribut“

setzt zum Kopfsprung an und droht vornüber im Fußraum zu landen, ich reagiere geistesgegenwärtig und
Hier würd ich eher das Gegenteil tun. Nach „im Fußraum zu landen“ einen Punkt setzen.

Komme ohne mein Auto nicht zur Arbeit
Ich gehe davon aus, dass es sich hier um die Erinnerung an den Artikel mit der „verpesteten Luft durch die Autos“ handelt.
Als Schlusssatz zwar ok, aber grammatikalisch kann ich herzlich wenig damit anfangen, da mir der Sinn verschlossen bleibt.
Entweder macht du eine direkte Aussage draus, oder setzt ein „aber“ ein (als Wiederspruch), oder ..... ich stehe völlig hilflos diesem Satz gegenüber.

Die Geschichte würde evtl. in „Alltag“ besser aufgehoben sein. Denn du beschreibst ja eigentlich die Situation einer gestressten Mutter, die „alltägliche Kämpfe“ mit ihrem Kind hat.

Na ja, die Geschichte hat mir jetzt nicht wirklich zugesagt, da irgendwie nicht wirklich was passiert. Einkaufen gehen mit nem Kleinkind, typische Quengelei, im Auto die Konzentration auf Kind und Verkehr, ..... und die Mutter wäre froh mal ein paar Minuten nur für sich zu haben.

Und dein Kommentar

..und weil ich schon dabei bin gleich nochwas zu dem Thema
hab ich übrigens nicht kapiert. :confused:

Gruß
LoC

 

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