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- 06.11.2006
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Das Ritual
Ich stand auf und mir war sofort bewusst, was für einen Tag wir heute hatten.
Heute fand die Versammlung statt, die Versammlung der Eingeweihten.
Ich reinigte meinen Körper vom Schmutz des Alltags und kleidete mich in das speziell vorbereitete Kostüm, dann stellte ich mich vor meinen Spiegel und trug die heiligen Farben auf meinen geläuterten Körper auf,warf mir einen Mantel über, um meinen in Heiliges gekleideten Körper vor den unwürdigen Regentropfen zu schützen.
Zu Fuß pilgerte ich zum Tempel der Götter, wobei ich unterwegs auf andere Pilger stieß,
die ich mit einer knappen Gestik begrüßte, woraufhin ich mich dieser gesegneten Schar anschloss. Während der Wanderung rezitierten wir die heiligen Chorgesänge, die uns allen unwiederbringlich ins Gedächtnis gebrannt waren.
Dann kamen wir beim Tempel an, der Anblick versetzte mich wie jedes Mal in eine atemberaubende Ehrfurcht, gewaltige Massen von Eingeweihten tummelten sich vor dem heiligen Eingangsportal des Tempels.
Ich verbrachte die Zeit, die verging, bis ich an der Reihe war, mit Beten, schließlich stand ich vor dem Priester der mir meine Position bei diesem geheiligten Ritual mitteilte, ich empfing auch einige sakrale Verehrungsgegenstände: Ein Stoffamulett welches ich mir um den Hals schlang, einen Talisman den ich an meinem Kopf befestigte und schließlich ein Banner auf dem das Symbol der Götter prangerte.
Ich warf einen kurzen Blick auf das Pergament, auf dem meine Position stand.
Dort angekommen stimmte ich in den Gesang zur Begrüßung der Götter ein, in diesem Augenblick geschah es: sie traten in die Arena ein, es sah beinahe so aus als würden sie über dem Boden schweben, der ganze Tempel vollzog einen Begrüßungsritus, woraufhin das Spektakel begann. 22 Götter traten über eine, scheinbar ewig dauernde, Zeitspanne gegeneinander an.
Das Ganze wurde untermalt von den wechselnden Freuden- und Trauergesängen, die den Tempel zum Erzittern brachten.
Die gewaltigen Lichter erhellten alles, trotz des herannahenden Abends.
Doch mitten in diesem perfekten einheitlichen Ritual geschah ein unverzeihliches Sakrileg, welches einen von ihnen verletzt zu Boden stürzen ließ, ein gewaltiges Zorngeschrei ließ jeden in 2km Umkreis zusammenzucken.
Einige Nebengötter betraten den Gottesplatz und brachten den Verletzten in eine der streng geheimen Kammern.
Ein Halbgott in düsterer Kleidung befahl den uralten unanfechtbaren Regeln getreu, einen Zweikampf zwischen zwei Göttern und daraufhin die exakte Fortsetzung des begonnenen Rituals.
Ewigkeiten später beendete derselbe Halbgott das aufeinandertreffen der Götter mit einer kurzen Geste und einem schrillen Geräusch. Ich verließ die gesegnete Arena und machte mich einsamen Fußes, auf den Rückweg zu meinem bescheidenen Heim.
Ich werde niemals verstehen, wie Leute dies als unwichtig und langweilig abtun könnten und mich erfüllte Hass auf die Leute, die uns Eingeweihte als fanatisch bezeichneten.