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Das rote Herz

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26.11.2004
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Das rote Herz

„Ein zerbrochenes Herz“, sagt man. Wie sieht das aus?
Vielleicht erkennt man gar nichts, und es ist nur in seinem Innern zerstört und zermatscht. Ich kann mir den blutigen Brei vorstellen, der in meinem Brustkorb vor sich hinvegetiert und niemals das Sonnenlicht zu sehen bekommt. Pulsierend, der ewige Rhythmus nur unterbrochen von einer leichten Aufregung, denn man achtet darauf, dass ich mich niemals anstrenge.
Ich drehe mich langsam um mich selbst, denke an das zerbrochene Herz. Ob es sich mitdreht? Muss es ja, denn sonst würden sich die vielen Adern, die ihm das Blut bringen, verknoten.
Immer schneller drehe ich mich und spüre das taunasse Gras unter meinen Füßen. Meine Arme fliegen mit, die Hände fühlen sich seltsam schwer an, ihr Gewicht zieht mich weiter, immer im Kreis.
Welche Farbe hat ein Herz? Rot, sagen sie. Woher weiß man, dass etwas Rotes auch wirklich rot ist? Ich weiß es gar nicht. Ich weiß nicht, wie rot aussieht, ich habe nie etwas Rotes gesehen.
Ich lasse mich fallen, für einen Moment schwebe ich durch Zeit und Raum, schwerelos auf der Suche nach mir selbst. Dann ruft mich der schmerzhafte Aufprall wieder zurück in mein Leben, zurück in die Welt. Es macht mir nichts aus, ich mag Schmerzen. Sie erinnern mich daran, dass ich überhaupt noch lebe. Wenn ich sehr einsam bin, brauche ich sie. Ich bin immer einsam.
Ich werfe meine Sonnenbrille, soweit ich kann, von mir. Ich brauche sie nicht mehr, sehe einfach so nach oben, wo ich den Himmel vermute, und lache. Die Schwestern wollten immer, dass ich die Brille aufbehalte. Sie fürchten, andere Leute könnten vor meinen Augen erschrecken.
Langsam stehe ich auf und taste mich mit den Füßen vorwärts, über die Wiese, den Weg und wieder eine Wiese. Meine weit ausgestreckten Arme stoßen auf ein Hindernis.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragt eine tiefe Männerstimme. Ich drehe ihm mein Gesicht zu und höre, wie er die Luft anhält.
„Zeigen Sie mir den See.“, bitte ich und lächle. Wir setzen uns in Bewegung.

...

„Das Wasser ist grün,“ hat er gesagt. Ich spüre nur, dass es eiskalt ist, mein ganzer Körper zittert, doch ich reiße die erstarrten Augen auf.
Mein zerbrochenes Herz klopft schneller, wehrt sich gegen die rüde Behandlung. Sein zerrüttetes Inneres bebt, es fühlt sich an, als fließe die Seele aus ihm heraus. Dann bleibt es stehen.

...

Ich kann sie sehen, die Schwestern aus dem Heim. Sie suchen nach mir. Zum ersten Mal sehe ich Menschen, sie sehen anders aus als in meiner Fantasie. Ich kann alles sehen, ihre Gesichter, Augen und auch ihre Herzen.
Tatsächlich. Sie sind rot.

 

hallo nannel,

ich bin zweigeteilt bei deiner geschichte. gleich vorweg, ich habe sie nicht ganz verstanden. sie ist blind und kann wieder sehen? also richtig sehen? warum?
warum ist ihr herz zerbrochen? das ist eine metapher für liebeskummer! wieso bebt sein zerrüttetes innerers?
sorry, die metaphern bleiben mir verborgen. ich hoffe, andere leser sind darin bewanderter als ich.

die auseinandersetzung am anfang der geschichte ist träge - es geht erst richtig los, als sie ihre sie oder er die sonnenbrille wegwirft.

andererseits kommen schön elemente in deiner geschichte vor. das ist hier meine lieblingsstelle:

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragt eine tiefe Männerstimme. Ich drehe ihm mein Gesicht zu und höre, wie er die Luft anhält.

im einzelnen:

„Ein zerbrochenes Herz“, sagt man. Wie sieht das aus?
Vielleicht sieht man gar nichts, und es ist nur in seinem Innern zerstört und zermatscht.

"sieht" ist doppelt. das 2. "sieht" könntest du mit "erkennt" austauschen

Ich kann mir den blutigen Brei vorstellen, der in meinem Brustkorb vor sich hinvegetiert und niemals das Sonnenlicht zu sehen bekommt.

nein, ich kann mir das nicht vorstellen. ein blutiger brei vegetiert nicht!

Zum ersten mal sehe ich Menschen,

"mal" gross

fazit: mit dieser geschichte kann ich persönlich nicht viel anfangen. der inhalt sagt mir nichts. aber diese einschätzung soll nichts heissen, es kann gut sein, dass andere leser etwas sehen, was für mich im dunkeln ist.

bis dann

barde

 

Es ist auf Anhieb für mich schwierig gewesen, dem Text zu folgen und die Intention zu erkennen. Das Werk ist erzählerisch gut verpackt, reichlich Metaphern und Bilder helfen, sich "blind" zu fühlen.

Die Geschichte könnte zugänglicher sein, aber gerade die unzugänglicheren Storys sind meistens die besseren, da man sie nicht als Fast Food konsumiert.

 

sorry, grooper, aber ich finde deine ausführung unverschämt. ich habe 2 mal geschrieben, dass ich mich mit dieser geschichtenart nicht auskenne:

sorry, die metaphern bleiben mir verborgen. ich hoffe, andere leser sind darin bewanderter als ich.

und

mit dieser geschichte kann ich persönlich nicht viel anfangen. der inhalt sagt mir nichts. aber diese einschätzung soll nichts heissen, es kann gut sein, dass andere leser etwas sehen, was für mich im dunkeln ist.

ich denke und hoffe, dass es ok ist, wenn menschen unterschiedlich sind.

ausserdem kann ich keine textstelle finde, in der ich schreibe, dass ich etwas bestimmtes besser machen würde.

amüsant sind immer wieder die wohlmeinenden versuche der korrigierer, anderen beizubirngen, wie man sich die mündung des revolvers am günstigsten an die schläfe hält...als ob es darauf ankäme...*smile*...

ich bin gerne bereit, das mit dir auszudiskutieren, und wenn du recht hast, werde ich alle meine verbrechen einsehen. aber dann gewöhne es dir an, textbezüge zu zitieren, damit zumindest ich dir folgen kann. und vielleicht fällt es dir dann auch auf, dass deine wertung ohne entsprechenden textbezug nicht zutrifft

 

Hallo nannel,

irgendwie eine schöne Geschichte mit schönen Bildern, das Gefühl des "Blindseins" wird meiner Meinung nach gut transportiert.

Allerdings verstehe ich ähnlich wie Barde die Metapher des gebrochenen Herzens nicht. Warum ist der Prot. so einsam, dass er sogar Schmerzen als Lebenszeichen schätzt?

Auch kann ich nicht ganz nachvollziehen, wie du die Absätze einbaust. Für mich geht die "richtige" Geschichte auch mit dem Wegwerfen der Sonnebrille los, das hätte ich irgendwie nach außen deutlicher gemacht.

Im vorletzten Absatz verstehe ich dann gar nicht mehr was passiert. Welche rüde Behandlung? Vielleicht habe ich einfach nicht mitgekriegt, wohin du uns mit deiner Geschichte führen wolltest, ich kann die Bilder, die du zeichnest spüren, ohne die Handlung rational zu verstehen. Wenn dieser Effekt gewollt war, ist es sehr gut gelungen, nur bin ich - wie einige anderen hier im Forum auch - immer auf der Suche nach Interpretation und Verständnis der Handlung.

Möglicherweise wird groper meine laienhaften Ausführungen nicht nachvollziehen, hoffe aber, bei dir kommt an, was ich meine.

Liebe Grüße
Cassandra

 

Hallo nannel,

einmal aus der Watte ausbrechen und damit mit dem Leben bezahlen; für deinen Prot wohl das beste Geschäft seines Lebens.

Mir hat deine Geschichte gefallen, einzig der Umstand, wieso der Prot so unselbstständig dahinlebt, ist ein Rätsel, das aber gerne ungelöst bleiben kann.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo!
Erst einmal Danke an alle, die die Geschichte gelesen haben und ihren Senf dazu abgegeben haben.
Jetzt zu Bardes Frage:

sie ist blind und kann wieder sehen? also richtig sehen? warum?
Die kann man am einfachsten mit
einmal aus der Watte ausbrechen und mit dem Leben bezahlen
beantworten. sie war ihr ganzes Leben lang in einem Heim, immer gut behütet und bewacht, aber eigentlich eingesperrt. Deswegen fühlte sie sich so einsam und traurig, ist schließlich "ausgebrochen" und hat sich in einem See ertränkt. Dann ist sie sozusagen tot und sieht von wo auch immer sie ist den Schwestern des Heimes beim Suchen zu.

Den blutigen Brei stellt sie sich so gut sie eben kann vor, weil sie das "zerbrochene" Herz wörtlich nimmt.

Danke für die Tipps zur Verbesserung, habe sie berücksichtigt.

@groper: Danke für das Lob, freut mich, dass sie dir gefällt.

Ebenfalls danke an Cruzha, cassandra und bernadette.

Liebe Grüße,
nannel :kuss:

 

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