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Das Schicksal im roten Cabrio

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15.04.2002
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Das Schicksal im roten Cabrio

»Sie gaffen, als hätten Sie noch nie eine halbierte Leiche gesehen«, brummt der Polizeihauptkommissar.
Er hat Recht. Als Redakteur des Nobel-Klatschblättchens »Medienhafen-Journal« bin ich den Anblick von Cabriolets und Anzugträgern gewohnt. Gewöhnlich sind sie allerdings nicht in der Mitte zerteilt.
Ich schlucke und zeige auf den halbierten Autofahrer, dessen bunt gemusterte Krawatte einen auffälligen Kontrast zum blutbespritzten Hemd bildet. »Glauben Sie, dass das ein Unfall war?«
Der Kommissar sieht mich abschätzend an. Vermutlich überlegt er, wie er sich ausdrücken kann, ohne mich kriminologisch zu überfordern. »Wissen Sie«, sagt er dann, »ich ziehe überhaupt keine Schlussfolgerungen. Das Tiefgaragentor ist einfach im falschen Moment runtergefahren. Die Sicherheitsschaltung hat versagt, vermutlich lange nicht gewartet worden. Hätte auch nicht gedacht, dass man auf diese Weise abtreten kann.«
Sanft klopft der Komissar gegen das Tor, bevor er mich ansieht und fortfährt: »Dass es sich bei dem Opfer um einen Vorstandsvorsitzenden handelt, der vorgestern hundertfünfzehn Arbeitsplätze abgebaut hat und gestern sein Gehalt erhöht ... sagen Sie mir, ob das was mit der Sache zu tun hat.«
»Darf ich Sie zitieren?«
»Nur, wenn Sie meinen Namen richtig buchstabieren. Karczaczinscky. Mit zweimal c-z und s-c-k.«
Ich kritzle den Namen auf meinen Notziblock. Für die zittrigen Buchstaben gibt es eine einfache Erklärung: Sowohl über die abgebauten Arbeitsplätze als auch über das erhöhte Gehalt habe ich in der Zeitung berichtet – unter der dickenbuchstabigen, dunkelroten Überschrift »Selbstbedienung an der Firmenkasse« und zwar nicht ohne gewisse Ausschmückungen, die die Leser bei der Stange halten. Anders ausgedrückt: Ich habe maßlos übertrieben.


Mit langen Schritten lasse ich die Traube Schaulustiger hinter mir. Die Leute balancieren mit gezückten Digicams auf Zehenspitzen und benutzen ihre Ellenbogen, als würde gerade der Papst höchstpersönlich einen platten Reifen am Papamobil wechseln.
Ich muss in Ruhe telefonieren. Mit Doro reden. Vielleicht hört sie mir ausnahmsweise mal zu. Schließlich geht es diesmal nicht um die x-te Beteuerung meiner Gefühle, sondern um ... Huuup!
Ich pralle zurück. Aber der Benz direkt vor mir meint gar nicht mich, sondern einen Lieferanten, der die schmale Straße blockiert. Der tägliche Zollhof-Stau. Andere Wagen stimmen in das Hupkonzert ein, ein akustischer Orkan, der ungeduldige Empörung heraus schreit – in einem glasklaren Sound, den kein Mittelklassewagen zustande bringt.
Vorsichtig überquere ich die Straße zwischen zwei schwarzen BMWs. Das Handy schon in der Hand, trete ich endlich an die Kaimauer des Hafenbeckens. Unterhalb liegt die Terasse des Lido, vom Hochwasser bedeckt – ich kann die Tische des Nobelrestaurants unter der Oberfläche des überfüllten Rheins erahnen. Tagesgericht: Frischer Fisch.
Neben einem alten Hafenkran sehe ich mich um. Niemand beachtet mich.
Ich suche Doros Namen im Handy-Adressbuch und drücke die grüne Taste. Halte das Telefon ans Ohr, horche dem rauschenden Klingelzeichen.
Sie geht nicht ran. Schade für sie. Dabei hätte sie mich bestimmt gerne daran erinnert, dass sie etwas besseres als mich verdient und jetzt auch gefunden hat, und zwar in Person eines stets in Maßanzüge gekleideten New-Economy-Chefs, also verpiss dich gefälligst, du bedeutungsloser Käseblatt-Stänkerer!
Während sich in meinem Kopf ein Artikel von alleine schreibt, starre ich zum Rheinturm hinauf, der die grauen Wolken zu kitzeln scheint. Ich hätte Doro damals beinahe in das Restaurant da oben eingeladen, bis ich die Preise gesehen habe. Vermutlich hätte ich die Zähne zusammenbeißen sollen, statt Pizza an der Ecke zu bestellen. Mein Artikel ist fast fertig, bloß eine reißerische Überschrift will mir nicht einfallen. Hm ... vielleicht »Managergehalt halbiert?«
Mein Handy piept. Eine SMS.
Von Doro.
»Am alten Hammer Fähranleger, heute Abend um 11!«
Ein romantischer Ort für ein Date mit der Ex?


Ich stehe im nassen Gras, genau an der Stelle, wo bis vor x Jahren die Fähre nach Neuss abgelegt hat. Eine schiefe Ebene erinnert an die Zeit vor dem Bau der großen Straßenbrücke, und ein graues Bronzeschild in der Mauer hilft ihr ein bisschen dabei. Nieselregen weht vom unruhigen Fluss herüber, und eine S-Bahn rollt mit erleuchteten Fenstern über die Hammer Brücke. Dieser Düsseldorfer Stadtteil ist auch heute noch ein Dorf, mit Gewächshäusern, eigenem Karnevalsverein und einer Straßenbahnlinie, deren Schienen mitten auf einem Feldweg enden.
Natürlich ist die SMS eine Falle.
Nicht Doro, sondern drei Schlägertypen kommen durch das Fluttor auf mich zu. Im Gegenlicht erkenne ich ihre stämmigen Figuren – Muskelberge und Testosteronärsche, in Szene gesetzt von nie gewaschenen Baggyjeans, drauf und dran, soziale Frustration damit ausgleichen, jemanden gründlich zu verhauen, der sich nicht wehren kann. Falls das Opfer dabei versehentlich in den Rhein fällt und alleine nicht wieder raus kommt, weil es sich irgendwelche Gliedmaßen gebrochen hat und die Strömung heute ziemlich stark ist, was soll's – dann werden irgendwann Spaziergänger in den Rheinwiesen eine unansehnliche Wasserleiche entdecken, und die Zeitungsleute haben wieder was zu schreiben, bloß ich nicht, weil ich ebenjene Leiche wäre.
Die Typen können nicht sehen, was ich in der Hand halte.
Sie gehen langsam, das Gras ist glitschig und Turnschuhsohlen sind heutzutage hauptsächlich dazu da, rot zu blinken, statt festen Halt zu bieten. Ich dagegen habe meine alten Fußballschuhe aus dem Schrank geholt. Mit zentimeterlangen Stollen kann man prima über ein matschiges Ufer rennen.
Ich lasse sie bis auf zehn Meter herankommen. Dann hebe ich die Digicam, ziele, schließe die Augen, drücke ab. Flash!
Ich öffne die Augen, renne los.
Geblendet vom Blitz verharren die Männer, können weder sehen noch hören, dass ich schon längst auf Höhe des Ruderclubs über den Uferweg haste, um die Ecke biege, die Seitenstraße hinunter laufe und in mein Auto springe. Ich lasse es an, sehe auf die Uhr im Armaturenbrett ... Viertel nach Elf.
Vielleicht schaffe ich es noch vor Redaktionsschluss.
Meine Socken sind kalt und nass, aber in meiner Kamera steckt ein Foto, dass sich prima für einen reißerischen Artikel eignet. Bloß eine protzige Überschrift fällt mir wieder nicht ein. »Geliebte des Mordopfers schickt Schlägertrupp!« ist einfach zu lang.


»Steig ein, Süßer!«
Die Härchen an meinen Unterarmen stellen sich auf. Ich gaffe Doro an. Sie sitzt in einem schwarzen TT Cabrio und hält direkt neben mir. Unschlüssig starre ich das Werbeplakat neben mir an, als hätten Vierklingenrasierer irgendwas mit Frauen zu tun.
»Du stehst mitten auf der Straße«, sage ich schließlich schwächlich.
»Dann steig endlich ein«, beharrt Doro. Die Kombination aus großer, schwarzer Sonnenbrille, umrahmt von ungebändigten, schwarzen Haaren, die im Fahrtwind sicher unwiderstehlich um ihr Gesicht wehen, nimmt mir die Entscheidung ab. Ich schwinge mich auf den Beifahrersitz, wo mich irgendwas auf dem Polster unangenehm piekst.
Kurz darauf rollen wir die Kö entlang, und ungefähr dort setzt mein Erinnerungsvermögen aus. Doro lächelt mich an jeder roten Ampel an, als hätte ich rein gar nichts damit zu tun, dass der Kerl, wegen dem sie mich verlassen hat, in zwei Teilen ins Leichenschauhaus transportiert werden musste.
»Woher hast du den Wagen?«, frage ich irgendwann.
»Rainer hatte drei davon«, entgegnet sie. »Er fand sie cool.«
»In einen Kofferraum passt auch nicht viel.«
»Wer Geld hat, lässt sich die Einkäufe nach Hause liefern.«
Ich verziehe das Gesicht, die viele Sonne ist nicht gut für meinen Kopf. »Fahren wir zu mir oder zu dir?«
»Ich liebe dich, weil du so gut mit Worten umgehen kannst.« Doro klatscht mir auf den Oberschenkel, aber ich merke es kaum.
Sie meint nicht, was sie sagt. War das je anders? »Was hast du den Schlägern erzählt?«
»Rainer war ein Macho, aber im Bett eine Null, wusstest du das?«, fragt Doro.
»Dachte ich mir«, sage ich. »Die Sitze sind übrigens furchtbar unbequem. Mir schlafen schon die Beine ein.«
Doro nickt. »Stimmt, deshalb habe ich auch vor, den Wagen loszuwerden.«
Ich kriege einen Sonnenstich. Sternchen und Schlieren wirbeln vor meinen Augen. »Können wir kurz halten? Im ... Schatten?«
»Du kriegst gleich ne Abkühlung, keine Sorge. Rainer hat übrigens einen Haufen Aktien auf meinem Konto versteckt. Schlau von ihm, findest du nicht?«
Meine Zunge ist schwer. Ich antworte nicht, lasse Doro reden.
»Du hast diesen Artikel geschrieben, um dich an mir zu rächen. Eifersucht ist schon eine komische Sache. Tödlicher als Herzversagen, nur religiöser Fanatismus ist noch schlimmer. Wusstest du, dass Rainer unerträglich war? Abgesehen von seinem Geld, das war okay. Ich wollte sein Geld, aber nicht ihn und übrigens auch nicht dich. Die Lösung heißt Curare. Es hat Rainer gelähmt, als das Tor runtergefahren ist. Und es lähmt dich, wenn ich diesen Wagen im Rhein entsorge. Wie gesagt, ich brauche nur einen.«
Ich kann den Kopf nicht drehen, das Atmen fällt mir schwer. Mein Hirn dröhnt, schreit die Muskeln an: »Bewegt euch!« Erfolglos. Ich will um mein Leben betteln, bringe aber kein Wort heraus.
Durch bunte Schleier sehe ich den Fluss. Doro steigt aus, schlägt die Tür zu. Sie lehnt sich hinein, um die Handbremse zu lösen. »Weißt du«, sagt sie, »dass der dritte TT rot ist? Meine Lieblingsfarbe! Dieselbe Farbe wie deine hirnlosen Überschriften. Aber mit denen ist es ja jetzt zum Glück vorbei.«
Dann beginnt der Wagen, zu rollen. Ein Drama, ein perfekter Zeitungsartikel, fesselnd sogar ohne Übertreibung.
Das Wasser kommt näher ... plötzlich klatscht es gegen die Karosserie.
Ich spüre, wie der Rhein in meine Schuhe fließt und schon wieder meine Socken durchnässt. Mein Hirn schreibt noch schnell einen Text über meinen Tod von ganz alleine.
Und die Überschrift? »Eigener Artikel tötet Reporter!« Ja, die ist gut!
Hoffentlich kommt mein Nachfolger da drauf.

 

Kleine Anmerkung: Ich gehe fremd in dieser Rubrik, weil ich bei der Nacht der Bibliotheken einen Krimi mit Düsseldorfer Lokalkolorit vorlesen möchte.
Diesen hier.
Grüße an alle femme fatales da draußen :D

 

Hi Uwe,

Warum wollte Doro ihren Ex umbringen? Es konnte ihr doch egal sein, was der Ex über seinen Nachfoger schreibt. Die Eifersucht /Rache hat doch nicht sie getroffen. Erst als der Artikel über den Schlägertrupp erscheint, ist sie angegriffen worden. Als kluge Frau hätte sie die nicht engagiert weil Mitwisser immer Spuren hinterlassen und sie vielleicht dadurch sogar als Mörderin aufgeflogen wäre. Raffinierter wäre es gewesen dem Ex ihren Mord anzuhängen.

LG
Goldene Dame

 

Der spontane Titel lautete "Mord im Medienhafen" :rolleyes:

Danke für eure Anmerkungen :-)

@Goldene Dame: Bitte keine Logikfragen. Die Femme fatale ist offenbar ziemlich durchgeknallt und Diskussionen nicht zugänglich. Sie lässt Dir ausrichten, dass es Gegenmittel für Guarana-Vergiftungen in jeder Apotheke gibt, und dass Mitwisser zur Sicherheit was davon bei sich tragen sollten. Und seit die Sache online ist, gibt es eine ganze Reihe neue Mitwisser ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Aloha!

Die Erzählung kommt als sehr gelungen rüber, verliert nirgends an Tempo. Der Titel ... naja, er ist nicht unpassend, aber ungewöhnlich. Mit Rücksicht auf den Fußbodenbelag, sag ich jetzt mal nichts mehr. :p

Dass man die Sensoren am Garagentor ausschalten kann, damit es nicht anhält ist Okay. Aber wurde das Gerät mit dem Motor eines Binnenschiffs betrieben? Das technische Problem liegt doch darin, dass, wenn der Motor nicht mehr stoppt, das Tor irgendwann aus der Verankerung gerissen wird, wenn es nach unten nicht mehr weiter geht. Übt so ein Standardmotor ausreichend Druck aus, um einen Körper zu zerdrücken? Halten die Führungsschienen, bis es aus der Verankerung gerissen wird?

Kümmelspalterei, klar, aber da liegt zumindest aus meiner Sicht halt noch ein kleines Problemchen der Glaubwürdigkeit, aber ansonsten hab ich wirklich rein gar nichts zu meckern und freu mich schon auf die Live Performance. ;)


Ach ja ...

Wenn der Prot doch weiß, dass Doro die Geliebte des Ermordeten ist und er sie bereits als Verdächtige identifiziert, warum steigt er dann so leichthin zu ihr ins Auto?
Lösung 1: Es giert ihn nach mehr Informationen in der Sache.
Lösung 2: Es giert ihn nach der Frau = Schwanzsteuerung setzt mit Override das Hirn außer Betrieb.
Lösung 3: Er ist blöder als es scheint ... aber er arbeitet ja auch bei der Zeitung. (Ach ... das hab ich nicht gesagt, ich war nie hier!)

LG
x

 

Thx xadhoom,
das Problem mit dem Motor lässt sich nicht lösen, ohne in technische Details zu vertiefen, mit denen sich der Erzähler nicht auskennt. Die sind Sache der Ermittler, und er (der Erzähler) hat sich halt nicht drüber gewundert und nicht nachgefragt. Seine Gedanken waren auch ein bisschen woanders.
Andersrum gesagt: Dein Einwand ist völlig richtig, aber ich kann den Widerspruch nicht auflösen, daher lüge ich mich drumherum.

Ach ja: Lösung 2 ist die richtige Antwort auf Illus Frage.

 

Hallo Uwe,

hat mir sehr gut gefallen, deine kg. Von vorne bis hinten habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Lässt sich flüssig lesen und die Handlung habe ich auch nicht vorausgesehen. Obwohl ja zwar alles linear abläuft hatte ich beim Lesen den EIndruck von einer in sich verschachtelten Geschichte. Seltsam. Besonders gefallen hat mir die Idee mit der nicht auffindbaren Überschrift (passt ja irgendwie zum Titel dieser kg :D).
Mehr fällt mir auch schon nicht mehr ein. Gerne gelesen.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi Uwe!

Du, Krimi, Rezi.

Du bist sicher gelandet, in der fremden Rubrik. So ein bißchen merkt man an Deiner Sprache, dass Du Dich nicht immer ganz zuhause fühlst, mit eher alltäglichen Situationen in KGs, aber Du hast es gemeistert.

Meine Detailanmerkungen:

Sehr schöner Eröffnungssatz.

Als Redakteur des Nobel-Klatschblättchens »Medienhafen-Journal« bin ich den Anblick von Cabriolets und Anzugträgern gewohnt, aber nicht, wenn sie in der Mitte zerteilt sind.
Hier könntest Du nochmal nachschleifen. Das kannst Du geschmeidiger. Aber schlecht ist es nicht.

Sie geht nicht ran. Schade für sie. Dabei hätte sie mich bestimmt gerne daran erinnert, dass sie etwas besseres verdient hat als mich und jetzt auch gefunden hat, und zwar in Person eines stets in Maßanzüge gekleideten New-Economy-Chefs, also verpiss dich gefälligst, du bedeutungsloser Käseblatt-Stänkerer!

Ein wenig schöner fänd ich:

dass sie etwas besseres als mich verdient und jetzt auch gefunden hat,

Mein Handy piept. Eine SMS.
Von Doro.
»Alter Hammer Fähranleger, 23 Uhr«
Ein romantischer Ort für ein Date mit der Ex?

Die letzten beiden Sätze kommen ein wenig zu trocken, abgesetzt. Der Ort ist zu "aufgesetzt", auch wenn der immer so heißt. Vielleicht: "Am alten Hammer Fähranleger
um 11 heut abend" Das würde man doch eher schreiben, oder?

Und den Nachsatz kannst Du vielleicht auch noch besser einbetten?

Eine schiefe Ebene erinnert an die Zeit vor dem Bau der großen Straßenbrücke, und ein graues Bronzeschild in der Mauer hilft ihr ein bisschen dabei.
Exellent und neiderregend. Ich bin schwer beeindruckt.

heute ziemlich stark ist, was soll‹s – dann werden
ein Typo... soll's...

Die Kombination aus großer, schwarzer Sonnenbrille, umrahmt von ungebändigten, schwarzen Haaren, die im Fahrtwind sicher unwiderstehlich um ihr Gesicht wehen, nehmen mir die Entscheidung ab.
Nummerus-Fehler, würde ich sagen. Die Kombination nimmt mir etwas ab. Übrigens kommt dann gleich noch ein Nehmen.

Ich fand die pieksenden Sitze zu auffällig, um nicht auf was zu kommen. Ich dachte an Gift, Betäubung oder so. Vielleicht ist das Genre - Spezifikum, aber Du kannst die Stacheln sicher besser verstecken. Vielleicht wundert sich der Journalist, dass selbst so teure Sitze so unbequem sein können?

Mein Hirn dröhnt, schreit die Muskeln an, sie sollen sich gefälligst bewegen.

sollen klingt
für mich falsch. Irgendwie wäre "sollten" besser? Sicher bin ich mir nicht, klingt aber schief.

Ich hatte fast erwartet, dass noch ein Wortspiel kommt mit dem Medien-Futzi im Medien-Hafen... :D


Die Frage der Technik des Tores könnte man vielleicht entschärfen, wenn es nicht runterfährt, sondern runterkracht. Vielleicht hakt es aus der Führung aus?

Kann man Curare übrigens noch nachweisen, wenn das Opfer so gut wie ausblutet? Ich denke schon. Das kann dann bei der Lesung ein Profi klären.

Verbrechenstechnisch ist die Frau sicher nicht so ganz auf der Höhe, wenn sie doch sicher Fingerabdrücke und andere Spuren im Wagen hinterläßt und er auf dem Beifahrersitz hockt... Der Wagen des Manager - Futzis, das gleiche Gift, ... die beiden Verbindungen: Artikel und Freundin... da steht sie im Kreuzfeuer. Wie schnell will sie das Land verlassen? Braucht sie dann den TT? Wo fährt man mit einem TT hin, wo man nicht ausgeliefert wird?

Fazit: Nicht der Schlausten eine, aber eine durchtriebene.

Schöne Geschichte, gut geschrieben, so gut wie lesungsreif und nach der Bochumer Straße endlich mal wieder ein Krimi-Stück von Dir.

Lieben Gruß,
Frauke

 

Hi Uwe,

ja, hat mir auch sehr gut gefallen, dein kleiner Krimi. Das Problem mit dem Tiefgaragentor fiel mir allerdings auch schon beim Lesen auf. Das wäre der einzige Haken an der Geschichte. Wenn sie das Tor eh schon manipuliert hat, könnte sie allerdings noch scharfe Klingen (beziehungsweise eine extrem scharfe Leiste) angebracht haben. Die hätte sie allerdings wieder abnehmen müssen, bevor die Leiche gefunden wurde. Und dann wären die Verletzungen auch anders und somit verräterisch. Hmm, hier müsste man noch mal ran.

Ansonsten schöner Aufbau, überraschend, gut geschrieben.


Etwas Kleinkram habe ich noch:

Schließlich geht es diesmal nicht um die x-te Beteuerung meiner Gefühle, sondern um ... Huuup!
Ich würde nie Geräusche so einbinden. Weiß auch gar nicht, wie du das auf der Lesung umsetzen willst - außer du hast Requisiten dabei. Das wäre eventuell eine Idee. Aber ansonsten würde ich stattdessen schreiben: "Das Dröhnen einer Hupe riss mich aus meinen Gedanken."


Amüsiert überquere ich die Straße zwischen zwei schwarzen BMWs.
Dass er hier amüsiert ist, passt nicht. Vorher ist er (zu Recht) ziemlich durcheinander wegen des Mordes und beömmelt sich dann wegen etwas so Banalem wie einem kleinen Hupkonzert? Selbst wenn man total gut drauf ist, amüsiert einen so was ja nicht. Oder amüsiert er sich über was anderes? Dass sein Konkurrent tot ist? Aber dann steht das hier so nicht.


mich an jeder roten Ampel an, als hätte ich rein gar nichts damit zu tun, dass der Kerl, wegen dem sie mich verlassen hat, in zwei Teilen ins Leichenschauhaus transportiert werden musset.
musste


»Du kriegst gleich ne Abkühlung, keine Sorge. Reiner hat übrigens einen Haufen Aktien auf meinem Konto versteckt. Schlau von ihm, findest du nicht?«
Rainer


Gern gelesen.

Viele Grüße
Kerstin

 

Jau, dankeschön für eure zahlreichen, hilfreichen Anmerkungen! Werde ich natürlich schnellstmöglich einbauen.

Das Problem mit dem Tor ist leider nicht überzeugend zu lösen. Es herunterkrachen zu lassen, ist keine schlechte Idee, wobei langsames Zerquetschtwerden sicher die, äh ... interessantere Todesform ist. Aber darauf soll's nicht ankommen.

Nochmal heißen Dank, ich geh nachher mal editieren!

 

Hmja ... ich bevorzuge auch die Version mit dem Zerquetschen, weil es einfach widerlicher ist. :baddevil: Das Herunterkrachen beinhaltet dann wieder das Problem des wohl mangelden Gewichts. Erstaunlicherweise hält so ein blöder menschlicher Körper erst mal einiges aus. Schwierig ... :D

@katzano
Düsseldorfer sind von einfachem Gemüt. Die hupende Erregung der Autofahrer versetzt ihn womöglich in Hochstimmung, weil er es ja ausnahmsweise mal nicht ist, der durch den Verkehr bzw. andere 'Idioten', 'Kamele' und 'Schwachköpfe' aufgehalten wird ...

 

Ich grübele noch über das Tor... wenn das so eine Nobelgarage ist, dann ist das Tor vielleicht sehr groß, bzw. breit und sehr massiv, um gegen Stehlereien zu feien. dann reicht das Gewicht vielleicht. Aber Katz' Idee mit den Klingen kannst Du vielleicht einbauen, indem die Unterkante des Tores verbeult ist oder so, dann kracht die mit einer schärferen Kante.

Alternative: Das Tor bleibt wie es ist und Dein Prot oder der Polizist wundern sich...

"Das Tiefgaragentor ist einfach im falschen Moment runtergefahren. Die Sicherheitsschaltung hat versagt, vermutlich lange nicht gewartet worden. Ich hab zwar bisher geglaubt, sowas könnte nicht passieren, aber tot ist tot..."

oder so... dann ist der Zweifel des Lesers in einen Blitzableiter geschlagen und verpufft - und es läßt zum Ende hin die Überlegung offen, ob Doro noch mehr getan hat, als die Sicherung zu überbrücken...

Du findest schon raus, wie es passiert ist.

 

Hallo Uwe,

an dem Garagentor ist ja schon genug herumgenörgelt worden und schließlich entschädigst du ja mit dem "halbierten Manager" aufs köstlichste für die kleinen Technik- und Logikproblemchen ...

Jedenfalls ist deine Story der Höhepunkt meiner verregneter-Samstag-was-könnte-man -lesen-Stöberei.

Sauber formuliert, den nötigen Biss von vorne bis hinten, und der Skandal-Schreiberling kommt gut rüber.

Lieben Gruß vom anderen Ich.

 

Yeah, danke für eure Kommentare.

Ich hab jetzt mal überarbeitet.

Wer die Story live hören möchte, kann sich am 26.10. nach Düsseldorf-Rath in die dortige Bibliothek begeben ...

 

Moin Uwe,

eine Geschichte in Spannung/Krimi von dir. Das hat ja schon Seltenheitswert.

Ich fand die Geschichte fast rundum gelungen. Der Stil ist wieder einmal absolut sauber und lesenswert. Würde sie ja auch gerne mal bei einer Lesung hören. Mal schauen, wie es sich einrichten lässt (und ob). :)
Inhaltlich war sie ebenfalls gut zu lesen und hat einfach Spaß gemacht.
Mehr Anmerkungen in diese Richtung kann ich also gar nicht machen. War einfach prima.

Was mir aber aufgefallen ist:
Doro scheint ja nicht die Hellste zu sein. Oder sie hat einfach ein gesundes Vertrauen darauf, dass eine Sache die im Rhein landet, nie wieder auftaucht.
Ansonsten wäre es doch schon ziemlich naiv, die Leiche im "eigenen" Auto zu entsorgen. Ihr muss doch klar sein, dass sie die erste auf der Liste ist, sollte man ihn finden.

Aber ok, das ist ja nicht wirklich ausschlaggebend. Entscheidend hierbei eben das Wort "wenn".

Anders sieht es aber mit den Schuhen aus.
Warum sollte er denn bitte Fußballschuhe anziehen? Vor allem die mit Stollen?
Vermutlich hat sich seit meiner eigenen Fußballzeit einiges geändert. Zu der Zeit gab es Schuhe mit Noppen (plastik, ca 0,5 Zentimeter) und Schuhe mit Schraubstollen (Plastikummantellung um ein Schraubgewinde). Letztere sind wirklich gut geeignet, um auf nassen Wiesen zu rennen, ohne auf die Nase zu fliegen. Aber auch die sind nicht "zentimeterlang". Maximal 1,5 Zentimeter.
Aber auch so nochmal: Die Schuhe mit Schraubstollen hatten meist sechs bis acht längere Stollen. Damit auf etwas anderem zu laufen als Gras oder auf einem Ascheplatz ist dämlich. Es klackert laut auf Asphalt und damit Autofahren grenzt an Wahnsinn.
Plastikstollen gibt es zwar wohl auch, aber das sollte ein ähnliches Problem sein. Auf nassem Rasen sind sie rutschig. Die sind dafür da, damit man in weichem Erdboden besseren Halt hat - nicht in Schlamm.

Warum also Fußballschuhe? Ein unerwarteter Blitz aus dem Fotoapparat sollte ihm auch mit normalen Schuhen genügend Zeit geben, um abzuhauen. Würde die Szene also kürzen.


Und zum Thema Garagentor ... im Endeffekt muss ich mich dem Protest anschließen. Das bricht vermutlich Knochen, wenn es schwer genug ist, aber es halbiert niemanden. Warum ist es also nicht einfach bloß runtergerasselt und hat ihm den Kopf zertrümmert?
Ok, das macht natürlich nicht mehr so eine reißerische Überschrift wie "Gehalt halbiert", aber vielleicht so etwas wie "Empörung zu Kopf gestiegen".
Naja, dir fällt schon etwas ein.
Aber der Protest sollte dir zeigen: Da liegt halt noch etwas im Argen. :D

Liebe Grüße,
:zensiert:

 

Hallo Uwe,

gleich der Einstieg der Kurzgeschichte erweckte meine Neugierde:

»Sie gaffen, als hätten Sie noch nie eine halbierte Leiche gesehen«, brummte der Polizeihauptkommissar
:)
Und auch bei einigen der Folgesätze musste ich schmunzeln:
Gewöhnlich sind [die Anzugträger] allerdings nicht in der Mitte zerteilt
:D
Karczaczubscky. Mit zweimal c-z und s-c-k
:D

Wieder verwendest du einen eher außergewöhnlichen Titel, der sicherlich die Neugierde der Leser erregt, und der meines Erachtens passt.
Die Sprache finde ich sehr lebendig und amüsant. Liest sich ziemlich gekonnt. Treffende Wortwahl. Auch das Stadtviertel hast du sehr stimmungsvoll dargestellt.

Tippfehler: Notziblock

Über einen Satz bin ich grammatikalisch gestolpert:

Dass es sich bei dem Opfer um einen Vorstandsvorsitzenden handelt, der vorgestern hundertfünfzehn Arbeitsplätze abgebaut hat und gestern sein Gehalt erhöht ...
Müsste meines Erachtens folgendermaßen heißen:
"Dass es sich bei dem Opfer um einen Vorstandsvorsitzenden handelt, der vorgestern hundertfünfzehn Arbeitsplätze abgebaut und gestern sein Gehalt erhöht hat..."

Auch folgende Formulierungen fand ich sehr gelungen:

Im Gegenlicht erkenne ich ihre stämmigen Figuren – Muskelberge und Testosteronärsche, in Szene gesetzt von nie gewaschenen Baggyjeans, drauf und dran, soziale Frustration damit auszugleichen, jemanden gründlcih zu verhauen, der sich nicht wehren kann
:D
Turnschuhe sind heutzutage hauptsächlich dazu da, rot zu blinken, statt festen Halt zu bieten

Inhaltlich finde ich die Idee gut und durchdacht.

Gefragt hab ich mich, wie der Protagonist die Geschichte erzählen kann, da er am Ende ja tot ist. Da sie allerdings in der Gegenwart spielt, erlebt er alles wohl in genau diesem Moment.

Hab die andren Kritiken nur flüchtig gelesen, um mich nicht allzu sehr beeinflussen zu lassen; sorry für eventuelle Wiederholungen.

Hab die Geschichte gerne gelesen. Ist ziemlich unterhaltsam. :)

Viele Grüße,
Michael :)

 

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