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Das Tier in mir

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07.01.2004
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Das Tier in mir

Soeben hat die Verwandlung begonnen. Blitze zucken hinter dem Regenschleier und der Donner mischt sich mit meinen Schreien. Hinter den Wolken spüre ich den Vollmond. Meine Haut zittert, dehnt sich und schmerzt. Haare drücken sich durch die Poren. Stellen sich auf. Alles brennt. Durch das Zahnfleisch dringen mit stechendem Schmerz gezackte Zähne. Der Regen prasselt gegen meine Augen.
Das Blut in meinem Mund schmeckt nach Leben, tanzt in meinem Rachen und wie ein Schwamm schlucke ich es und giere nach mehr.
Ich versuche zu denken, aber mit den Zähnen ist diese Übermacht gekommen. Ein Instinkt, der alles andere überschattet. Eine ungeheure Unruhe pocht in meiner Brust. Mein Herz giert nach Blut. Fremdem Blut. Ich will explodieren, wüten, meine Krallen in etwas schlagen und trinken.
Dort, was ist das? Ich rieche, ja, ich rieche Fleisch. Ein herber, süßer Duft dringt in meine Nase und bringt mich zur Raserei. Alles in mir bäumt sich auf, die Muskeln spannen sich und etwas in mir setzt zum Sprung an.
Muss mich zurückhalten nicht loszulaufen. Der Geruch windet sich tiefer in meine Nase. Es kommt näher. Schon höre ich, wie es keucht. Es ist ein Mensch, der da läuft und schwitzt. Noch ein paar Schritte in meine Richtung und ich werde springen.
Tief in mir drinnen heulen die Alarmsirenen. Nicht schon wieder. Blitze zucken und hinterlassen in meinen Lidern Erinnerungen an andere Vollmondnächte. Nicht noch ein Toter. Nicht noch eine übergroße Schuld. Versuche meinen schläfrigen Geist gegen den Instinkt aufzubringen, aber spüre, dass ich nicht kräftig genug bin. Das Tier in mir siegt und ich stehe, wie daneben und schaue hilflos zu.
Das Opferherz pocht in meinen Ohren. Ich springe. Mit meinen Krallen halte ich den Körper und schlage meine Fänge in den zuckenden Hals. Tief sauge ich den köstlichen, roten Strom in jede Zelle meines Körpers. Meine Zunge gleitet über die Wunde im Fleisch und leckt die Tropfen zusammen. Jeder Schluck zieht sich wie ein Energiestoß durch meinen Körper. Stärker beiße ich zu, meine verhornten Nägel haben Fetzen aus der Haut gerissen und langsam vergeht das Opfer. Das Zappeln hat aufgehört. Kein Widerstand mehr. Die Wärme in meiner Kehle ist wunderbar. Wie das Blut durch meinen Hals rinnt und in meinem Bauch eine Art von Orgasmus erzeugt. Meine Unruhe legt sich zum Schlaf. Leer sackt der Körper aus meinen Händen in die matschigen Pfützen.
Es geht mir besser. Eine übermächtige Kraft spüre ich in jeder Faser. Sogar die einzelnen Haare fühle ich genau. Der Wind der durch sie hindurchweht schmeckt nach Vollmond.
Mein Verstand kommt langsam wieder zu sich, genießt all die Energie mit einem bitteren Nachgeschmack. Entferne mich hastig von der menschlichen Hülle. Im Lauf richtet sich mein Rückrat auf, die Krallen ziehen sich langsam zurück und die Haare fliegen mit dem Wind in den Regen. Noch einmal blutet mein Zahnfleisch. Die spitzen, gezackten Zähne haben sich zurückgezogen.
Ich hab es wieder getan. Mein Gesicht ist blutverschmiert. Unter meinen Nägeln klebt Fleisch und die so übermächtige Energie ist mit dem Tier gegangen.
Ist hinaufgezogen zum Vollmond. Dahin, wo viele, viele Tierwesen darauf warten beim nächsten Vollmond wieder in einen Menschen zu fahren.

 

Hi Robert!

Meine Haut zittert, dehnt sich und schmerzt.
Werwolf, jupp.

Den ersten Absatz finde ich Klasse geschrieben. :thumbsup:

Das Opferherz pocht in meinen Ohren
Opferherz? Das gefällt mir nicht so ganz. Nur subjektiv, keine Angst.

Noch einmal blutet mein Zahnfleisch. Die spitzen, gezackten Zähne haben sich zurückgezogen.
Die ganze Kraft deiner Worte, die in diesem Absatz steckt, wird durch diesen Satz zerstört, finde ich.

Aber die Idee, die du im letzten Absatz aufgreifst, von wegen das der Werwolf nur eine Art Tiergeist ist, der wieder zurück in den Himmel fährt, die ist doch gut!
Nur warum, warum schreibst du nur so wenig, warum machst du aus diesem Text nichts weiter als eine (wenn auch sehr gute) Stilübung, eine Variation einer schon x-mal erzählten Geschichte?
Denk dir doch was anderes aus, schreib es so, wie du das hier geschrieben hast, denk dir einen richtigen Plot aus, eine Geschichte. Und du hast einen Spitzentext.

In diesem Sinne
c

 

Hallo Robert!
Ich hab mir überlegt, ob ich überhaupt etwas zu Deiner Geschichte äußern soll. An deinen anderen Geschichten sehe ich, daß nicht oft eine Rückmeldung auf Kritiken und Kommentare kommt.
Aber nachdem ich die Story schon gelesen habe, äußere ich mich auch dazu.

Leider kann ich keine Kritik im Sinne von „da solltest Du noch mal dran arbeiten“ abgeben. Schade, das mache ich doch so gerne. ;-)
Du hast in kurzen, toll formulierten Sätzen, wiedergegeben, was schon tausend andere vor Dir geschrieben haben. Werwolf, nix neues.
Nicht das da jetzt ein Missverständnis aufkommt! Ich fand deinen Schreibstil wirklich gut.

Das Tier in mir siegt und ich stehe, wie daneben und schaue hilflos zu.

Das Komma würde ich an folgender Stelle setzen:
Das Tier in mir siegt, und ich stehe wie daneben und schaue hilflos zu.
Oder anderer Vorschlag: Das Tier in mir siegt. Ich stehe neben mir und schaue hilflos zu.

Das „Opferherz“ ist so ne Sache. Hört sich ein wenig nach Satanismus an.
Stört nicht wirklich. Aber vielleicht findest Du eine andere Umschreibung für diesen Satz. Mir fällt spontan nichts ein was passen könnte.

In diesem Sinne noch viele weitere Ideen für neue Geschichten.

LoC

 

Hallo Robert,
ich finde deine Geschichte an sich ganz nett. Der Titel erinnert mich an E Nomines "Wolfen (Das Tier in mir)" aus dem Album Finsternis. Deine Geschichte liefert eine nette Beschreibung einer einzelnen Werwolfaktion. Ich stimme, aber mit chazar überein, dass du die Geschichte ruhig ein wenig ausbauen könntest. Mich würde zum Beispiel die Vorgeschichte des Charakters interessieren.

 

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