Was ist neu

Dein Retter in der Nacht

Seniors
Beitritt
23.01.2007
Beiträge
1.005
Zuletzt bearbeitet:

Dein Retter in der Nacht

Der See ist gefroren und du tanzt darauf, die Schlittschuhe graben sich tief ins Eis, wenn du deine Kurven fährst. Ich beobachte dich vom Ufer aus, gebe acht, dass dir nichts passiert. Denn ich weiß, dass das Eis dünn ist an der Stelle, an der der kleine Bach in den See mündet. Ich fühle ein Kribbeln auf der Haut, wenn ich daran denke, dass du einbrechen könntest und ich möchte dir zurufen, pass auf, aber ich tue es nicht. Stattdessen sehe ich zu, wie deine blonden Haare fliegen, höre dein Lachen und lache mit. Klatsche sogar. Schneller, rufe ich.
Als ich die Augen öffne, sehe ich die Zimmerdecke, braune Holzflächen greifen ineinander. Mir ist warm und ich schlage die Decke zurück. Ein Zug fährt durch die Nacht, irgendwo in der Ferne hupt ein Auto.
Aber ich möchte zurück zu dir, schließe die Augen und du ziehst weiter deine Kreise auf dem Eis. Dieses Mal hast du das Eisloch gerade noch verpasst. Du bist zu fröhlich, um es zu erkennen. Wie ein kleines, dummes Mädchen denkst du, nichts könnte dir passieren, die Welt läge dir zu Füßen. Aber das tut sie nicht. Nicht, wenn ich die Augen schließe.
Und du lachst und du drehst dich und das Eis knackt unter deinem Fuß und du bemerkst es noch nicht, aber ich weiß, dieses Mal ist es soweit. Ich sehe das Eis brechen, noch bevor du es selbst spürst. Dein Fuß sinkt in das Eiswasser und ich beobachte, wie das Lächeln von deinen Lippen verschwindet und du die Augen aufreißt. Das Eis ist zu dünn – einmal gebrochen, wird es deinen schmalen Körper nicht mehr halten können. Noch einen Moment zögere ich, während dein Bein tiefer einsinkt und du mit den Armen ruderst. Erst als deine Haare untertauchen, laufe ich los. Jetzt, endlich, ist mein Augenblick gekommen.
Von der sicheren Seite her nähere ich mich der Stelle, an der du eingebrochen bist. Du kommst hoch und prustest, dein Gesicht ist weiß und deine Lippen blau. Wie ein wildes, verwundetes Tier siehst du mich an und ich rede beruhigend auf dich ein, lege mich flach auf das Eis und schiebe mich auf dich zu.
Deine Hand kommt hoch und ich ergreife sie, fühle, wie du dich an mich klammerst. Deinen Handschuh hast du verloren und deine eiskalten Finger graben sich tief in mein Fleisch.
Ich ziehe dich hoch, vorsichtig, ganz langsam krieche ich zurück, deine Lippen beben, deine Augen weit aufgerissen gierst du nach Luft.
Du zitterst, als wir am Ufer ankommen. Ich sage dir, dass du dich hinlegen sollst, die nasse Kleidung muss weg, sie würde in der Kälte starr werden und dich umbringen. Daraufhin öffne ich deine Jacke, knöpfe deine Hose auf und schiebe sie dir vom Leib. Wie weiß deine Haut ist. Bläulich zeichnen sich Adern darunter ab. Ich spüre, wie kalt dir ist.
Aber ich habe eine Decke bei mir und nun öffne ich auch meine eigene Jacke. Breite den Stoff über uns aus und drücke deinen weichen, zitternden Körper an mich. Fühle, wie meine Wärme auf dich übergeht und rede ruhig auf dich ein. Fahre dir durchs Haar, drücke dein Gesicht an meine Brust und umfasse deinen Kopf mit meinen Armen. Ich spüre den Druck deiner Schenkel an meinen und rieche dein nasses Haar. Mit einem Finger wische ich eine Träne von deiner Wange, dann küsse ich deinen Mund und du klammerst dich an mich und sagst, du möchtest nie wieder ohne mich sein.
Es wird alles gut, sage ich dir. Du hast noch einmal Glück gehabt.
Ich öffne meine Augen und verlasse dich. Aber wir werden uns wiedersehen. Und auch wenn du morgen im Büro nichts davon weißt, wenn du zu mir kommst, den Aktenstapel nimmst und meine Blicke nicht bemerkst - spätestens in der Nacht wirst du wieder bei mir sein.
Ich habe noch viel vor mit dir. Morgen werden wir einen Ausflug mit dem Fahrrad machen. Es kann so viel passieren. Und du wirst froh sein, dass ich in deiner Nähe bin.

 

Ein Ausflug in die mögliche Gedankenwelt eines pädphilen Menschen. Stilistisch und beim Nachbrennen die Art von Geschichen, welche mich für mein Lesen belohnen.

Du zitterst, als wir am Ufer ankommen.
Zeitfehler


Als ich die Augen öffne, sehe ich die Zimmerdecke, braune Holzflächen greifen ineinander. Ein Zug fährt durch die Nacht, irgendwo in der Ferne hupt ein Auto.

……….gewollt so platt?

Der letzte Satz ist Geschmackssache, ich finde ihn überflüssig.

Respekt

 

Hallo yours!

Der Konflikt deines Protagonisten liegt fast auf der Hand: Er kann nur in seiner Phantasie mit seiner Kollegin zusammen kommen.
Fast, weil die Gründe für diesen Konflikt fehlen. Ist er zu alt für sie, ist er verheiratet, ist er schon mal abgeblitzt, ist sie seine Untergebene, vielleicht eine Auszubildende?
Ich meine, in diese Richtung müsste die Geschichte noch ergänzt werden.

Liebe Grüße

Asterix

 

Hey yours,

Der See ist gefroren und du tanzt darauf, die Kufen deiner Schuhe graben sich tief in das Eis, wenn du deine Kurven fährst.
Einmal deine/n könntest du hier sparen. Vor Kurven bietets sich an. Muss sie übrigens tanzen? Reichte es nicht, wenn sie bspw Figuren und Kurven auf dem gefrorenen See läuft? Tanzen wirkt in meinen Augen übertrieben.

Ansonsten ein kurzes, knackiges Prosastück. Die Beschreibung der Szenerie, die Wendung, dass er die Szene nur fantasiert und zum Schluss der drohend wirkende Satz -> gut gemixt!

Grüße!

 

Guten Morgen, benutzername!

Ein Ausflug in die mögliche Gedankenwelt eines pädphilen Menschen.

Huch? Das hatte ich eigentlich nicht im Sinn. Klar, er sieht sie als kleiner an, er redet auch von "wie ein dummes Mädchen", aber ich wollte da eher sein Machtbedürfnis reinlegen, das er im Alltag nicht ausleben kann. Pädophil? Ich bin schockiert. Es steht ja weiter unten, dass er sie aus dem Büro kennt.

Spannend, spannend.

Stilistisch und beim Nachbrennen die Art von Geschichen, welche mich für mein Lesen belohnen.

Danke dir! Freut mich, wenn die Geschichte nachwirken konnte.

Und ja, es ist platt, dieser Satz. Seine "Welt" ist ja auch platt. Ohne Reize. Die gibts nur im Traum.

Der letzte Satz rundets für mich ab, darum bleibt er erstmal stehen.

Danke dir fürs Lesen!


Morgen, Asterix!

Fast, weil die Gründe für diesen Konflikt fehlen. Ist er zu alt für sie, ist er verheiratet, ist er schon mal abgeblitzt, ist sie seine Untergebene, vielleicht eine Auszubildende?
Ich meine, in diese Richtung müsste die Geschichte noch ergänzt werden.

Hmm ... echt? Ich finde, es reicht völlig, wenn er ihr so "verfallen" ist, das aber im Leben nicht so wirklich zeigen kann. Ich denk mal drüber nach. :)

Danke für deinen Kommentar!

Hey Maria!

Von dir hab ich ja ewig nichts mehr gehört. Schreib doch mal wieder was. Echt jetzt. Ich leses es auch, versprochen. Na?

Das mit dem Du, ja. Ich hab damit gerechnet, dass man mir das ankreiden wird. :) Aber die Geschichte da, die kann man nur SO erzählen.

Und freut mich, dass es dir zumindest ein bisschen gefallen hat.

Also echt, ich erkenne hier keinen Pädophilen! Nur einen notgeilen Loser!

Joa, so war er gedacht.


Hallo Kubus!

Einmal deine/n könntest du hier sparen. Vor Kurven bietets sich an. Muss sie übrigens tanzen? Reichte es nicht, wenn sie bspw Figuren und Kurven auf dem gefrorenen See läuft? Tanzen wirkt in meinen Augen übertrieben.

Es klingt schöner mit dem "deiner". Lies es mal laut. Findest du nicht? Es ist also ein beabsichtiges Füllwort, so irgendwie. Wie eine Brücke.

Laufen ist mir zu fad dafür, dass er es ja träumt. Ich denke mir, er stellt sie sich schon so schön und toll und ideal vor, da muss sie tanzen und kann nicht einfach nur laufen. Laufen kann ja jeder. So hab ich mir das zumindest gedacht.

Ansonsten ein kurzes, knackiges Prosastück. Die Beschreibung der Szenerie, die Wendung, dass er die Szene nur fantasiert und zum Schluss der drohend wirkende Satz -> gut gemixt!

Danke dir! :)

Und bis bald euch allen und einen schönen Mittwoch ...

yours

 

Salü yours,

das ist die Geschichte eines Verliebten, der sich in Rettungsphantasien flüchtet, weil er entweder nicht darf oder nicht kann, sich nicht traut oder irgendwie sonst Gründe hat, sich vom sicheren Ort seines Bettes dem Traum vom Beschützer hinzugeben. Irgendwie traurig: er ist so in einem pubertären Verhalten vom Ritter vor dem Drachenloch und der darin gefangenen Prinzessin stecken geblieben …
Pädophilie kann ich weit und breit nicht entdecken - aber Bedrohliches schon. Was könnte werden, wenn seine Sicherungen doch mal durchbrennen?
Das musst du aber alles nicht vor mir ausbreiten! Da kann ich selber meine Phantasie laufen lassen. Nur: etwas mehr Richtung könnte nicht schaden. Die bietet sich ja mit dem Fahrradausflug direkt an. Was könnte da denn passieren?? Könnte da die Realität seine Phantasie einholen?

Dein Fuß sinkt in das Eiswasser und ich beobachte, wie das Lächeln von deinen Lippen verschwindet und du die Augen aufreißt. Das Eis ist zu dünn – einmal gebrochen, wird es deinen schmalen Körper nicht mehr halten können. Noch einen Moment zögere ich, während dein Bein tiefer einsinkt und du mit den Armen ruderst.

sinken (zweimal) ist ein sehr milder Ausdruck für etwas, was ja in der Realität in Sekundenschnelle passiert. Meistens sind da auch beide Füsse und Beine beteiligt. Aber ich weiss da im Moment auch keine Lösung - traue sie dir aber zu :)

Also gern gelesen, allerdings mit dem Gefühl, dass da noch viel herauszuholen wäre, um richtig gruselig oder spannend oder dramatisch zu werden.

Lieben Gruss,
Gisanne

 

Huhu Gisanne! :)

Irgendwie traurig: er ist so in einem pubertären Verhalten vom Ritter vor dem Drachenloch und der darin gefangenen Prinzessin stecken geblieben …

Ja, er tut mir auch so richtig leid. Hrhr. Aber du hast recht: Er ist in dem Sinn selber noch ein Kind, traut sich nicht, hat Angst vor Zurückweisung. Und seine "Lösung" ist eben, das alles im Traum zu erleben.

Was könnte werden, wenn seine Sicherungen doch mal durchbrennen?

Ja ... da steckt schon Bedrohliches drin. Psychorotic, die ganze Geschichte. :)

sinken (zweimal) ist ein sehr milder Ausdruck für etwas, was ja in der Realität in Sekundenschnelle passiert. Meistens sind da auch beide Füsse und Beine beteiligt.

Hmm ... ich hab mir gedacht: Er kostet diesen Augenblick aus und erlebt ihn wie in Zeitlupe. Daher auch das Sinken. Immerhin braucht er ja einen ganzen Absatz, um diesen "Moment" zu beschreiben.

Also gern gelesen, allerdings mit dem Gefühl, dass da noch viel herauszuholen wäre, um richtig gruselig oder spannend oder dramatisch zu werden.

Aber ich bin sicher, würde ich es höher aufbauen, also länger machen, würde es nicht viele Leser bekommen. Und die Geschichte hätte auch nichts davon, klarer zu werden. Denn dann würde sie eindeutiger werden, also eindeutig spannend oder gruslig oder psycho ... und das wollte ich (hier) nicht. Ich wollte diese Grenze finden und zeichnen, so ein wenig schief zwischen Erotik und Psycho, etwas Bedrohung aber auch Zärtlichkeit und Sehnsucht, mit dem unsicheren Ausblick: Was, wenn er es wahr macht?

Klar, das Thema gibt viel her. Mal schauen. :)

Danke dir!

yours

 

Hmm ... ich hab mir gedacht: Er kostet diesen Augenblick aus und erlebt ihn wie in Zeitlupe. Daher auch das Sinken. Immerhin braucht er ja einen ganzen Absatz, um diesen "Moment" zu beschreiben.

Ja, das leuchtet ein. Nur steht das nicht so in der Geschichte. Das kannste ja noch einfügen:

"Ich koste diesen Augenblick aus und erlebe ihn wie in Zeitlupe." Dann ist 'sinken' völlig OK. Länger muss es ja nicht werden - vielleicht nur noch dichter. Ich will dir aber nicht dreinreden! :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi yours,

ich hatte den Text gestern Nacht ganz verschlafen gelesen, und eine Sache wohl übersehen gehabt - oder kam das später dazu? Nämlich diesen Teil:

Als ich die Augen öffne, sehe ich die Zimmerdecke, braune Holzflächen greifen ineinander. Ein Zug fährt durch die Nacht, irgendwo in der Ferne hupt ein Auto.
Möglich, daß ich nur die Zimmerdecke übersehen habe, jedenfalls las ich gestern die Eisszene bis zum letzten Absatz als real. Und das hatte mir wesentlich besser gefallen. (Zum Ende gleich noch ;)).

Bis auf ein paar kleine Dinge gefällt mir die Sprache sehr gut, die fast weich-zarten Überlegungen bei der eigentlichen Grausamkeit. Der Hauptteil ist schön geschlossen und aus sich raus entwickelt, die Charaktere sind greifbar nah gebracht.

Hier das Kleinnöl:

Der See ist gefroren und du tanzt darauf, die Kufen deiner Schuhe graben sich tief in das Eis, wenn du deine Kurven fährst.
Das tanzt hat mir sehr gut gefallen, weil es ja Eiskunstlauf gibt, das hat als Assoziation gut zu meinem Bild der Frau gepaßt - etwas gleichzeitig Affektiertes und auch Kunstvolles. Obwohl es doppelt SCH wäre, fehlen mir die Schlitt- der -Schuhe. Kufen der Schuhe klingt für mich total schräg, auch wenn ich es nicht unverständlich fand. Und dann alliteriert :schiel: mir Kufen zu sehr mit Kurven. Selbst Kreise hätte ich besser gefunden.
Ich selbst stehe am Ufer und beobachte
Auch wenn der Erzähler zum Pathos neigt, würde ich selbst kicken. Es klingt vielleicht laut gesprochen und so betont gut, aber zum Lesen finde ich das gestelzt & überflüssig.
Dieses Mal hast du das Eisloch gerade noch verpasst.
Ein Eisloch ist ein äh Loch im Eis. Später sprichst Du aber wohl von einer nur brüchigen, nicht tragenden Stelle, die erst noch aufbrechen muß (und die auch leichter zu übersehen ist) - wenn ist Nacht ist, wäre das Wasser im Eisloch schwarz mit weißem Eis drumrum, die Frau müßte schon arg blind sein, um da reinzufallen.
einmal gebrochen, wird es deinen schmalen Körper nicht mehr halten können.
Ich habe durch das schmal nach einem Widerspruch gesucht, der wohl nicht da ist - die Erwähnung ist hier etwas irreführend, weil das nicht halten eher mit Gewicht verbunden wird. Wenn Du genau hier das schmal erwähnen willst, nicht besser an anderer Stelle, wäre vllt gut, ein sogar/nichtmal bla einzufügen?
Noch einen Moment zögere ich, während dein Bein tiefer einsinkt
Klingt für mich nach Matsch oder Sumpf, nicht nach einem plötzlichen Sturz durchs brechende Eis.
Wie ein wildes, verwundetes Tier siehst du mich an(KOMMA) und ich rede beruhigend auf dich ein, lege mich flach auf das Eis und schiebe mich auf dich zu.
Ich meine Komma zwischen zwei möglichen Hauptsätzen. Ansonsten gefällt mir grad dieser ausgesprochen gut. Dramatisch, aber nicht zu kitschig. Zeigt den Erzähler auch nochmal.

Du kommst hoch und prustest,
Das klingt für mich nach fröhlichem Plantschen im Hallenbad. Und reißt mich völlig aus der Szene. Eiswasser raubt - v.a. im ersten Moment - den Atem, laß sie doch vllt nach Luft schnappen, oder sowas. (Das nach Luft gieren später finde ich toll gelöst, sehr intensiv).

Zum Ende:

Ich öffne meine Augen und verlasse dich. Aber wir werden uns wiedersehen. Und auch wenn du morgen im Büro nichts davon weißt, wenn du zu mir kommst, den Aktenstapel nimmst und meine Blicke nicht bemerkst - spätestens in der Nacht wirst du wieder bei mir sein.
Ich habe noch viel vor mit dir. Morgen werden wir einen Ausflug mit dem Fahrrad machen. Es kann so viel passieren. Und du wirst froh sein, dass ich in deiner Nähe bin.
Ich habe zwei größere Probleme mit dem Text, abgesehen davon, daß ich die Szene sehr sehr schön ausgearbeitet finde: Ohne jegliche Unterstellung liest sich für mich das Ende nach dem Versuch, einer Szene einen Rahmen zu geben, damit es grad noch so eine vollständige Geschichte wird. Denn die krankhafte Obsession des Erzählers wird schon deutlich genug - ganz gleich, ob es Realität oder Phantasie wäre. Da wirkt das Weiterführen in ein neues Thema (Büro/Kollegin/weitere Ausflüge) müde drangeklatscht und wenig schockierend.

Die Eisszene wäre für mich wesentlich intensiver, würde der letzte Absatz (und vllt sogar dann der Zimmerdeckensatz oben) gestrichen, ersatzlos.

Dann allerdings wäre es noch deutlicher, daß es ohnehin mehr eine Szene als eine Geschichte ist. Und in beiden Fällen fehlt mir irgendein interessanter, kluger, ungewöhnlicher Rahmen, der diese Szene einbettet. Und zwar etwas, das nicht nur ein Stützrad ist, sondern etwas, das über das hier Beschriebene hinausführt. Was, wäre mir egal, es muß nicht unbedingt etwas aus der Vergangenheit der Prots sein, keine weiteren Hintergründe etc. Nix Ausgewalzt-Erklärendes, aber halt eine gut und komplex aufgebaute Geschichte.

Vllt fällt mir das besonders auf, weil ich grad viele KGs in Büchern lese, und die bestehen ganz selten aus nur einer Szene in 10 min. Sondern bieten auf 10 - 30 Seiten etwas, das man im besten Fall als einen ganzen, komplexen Roman erinnert. Ich denke, dieser Text hätte das Zeug zu genau so etwas, wenn Du ihm mehr Raum & Konzept geben würdest.

Aber wie gesagt, sehr viele schöne, kleine Beobachtungen, sehr schöne Sprache. Und vllt einer aus hundert Texten, bei denen mich das du nicht stört. Es paßt nicht nur gut. Sondern macht durch die Präsenz der Hauptfigur deutlich, daß die so angesprochene Person in der Geschichte selbst zu finden ist, und nicht der außenstehende Leser sein soll.

Herzlichst,
Katla

 

Hey yours,

Sehr knapp, was du hie ablieferst. Liest sich in bisschen nach einer Fingerübung. Also die Szene ist schon stark und sprachlich find ich es auch sehr angenehm zu lesen, aber insgesamt ist das Eis doch sehr dünne. Für mich braucht es hier noch in bissch mehr dEr ausgebauten Obsession. Gerade als er ihren Leib an sich presst, also das liest sich für mich noch recht zahm.
Sehr gelungen finde ih die Szene, als dein Prot. Die Augen öffnet. Da dennoch sofort an Krankenhaus, die Illusion bleibt erhalten, dass er sie wirklich retten wird, sih dabei aber wahrscheinlich selbst verletzt. Das war für mich ein genialer Einschub, eine gelungene falsche Fährte.
Über das schmal bin ich aus den gleichen Gründen wie Katla gestolpert, ansonsten flutscht es wunderbar. Aber fü den Großen Applaus muss hier der Schnee Noch zu einer dickeren Kugel gerollt werden. ;)

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo yours!

Hmm ... echt? Ich finde, es reicht völlig, wenn er ihr so "verfallen" ist, das aber im Leben nicht so wirklich zeigen kann. Ich denk mal drüber nach.
Da du darüber nachdenken willst, hier noch vielleicht hilfreiches Blabla:

Die Geschichte ist ein Fenster zu einem bestimmten Abschnitt im Leben des Protagonisten. Dieses Fenster zeigt ausgerechnet den Punkt in seinem Leben, an dem sich nichts bewegt.

Es gibt zwei Möglichkeiten, das Fenster auf einen interessanteren Abschnitt zu positionieren:

Entweder ein wenig Richtung Vergangenheit kippen, also die Ursache für seinen Konflikt zeigen (dessen Lösung für ihn die Tagträume sind),
oder es ein wenig Richtung Zukunft drehen und zeigen, wie er aus seinen Tagträumereien heraus findet oder zumindest einen Plan (und/oder Mut) dafür entwickelt. In dem Fall wären die Träume der Konflikt und das Ausbrechen aus der Traumwelt die Lösung.

Jede Variante ergäbe also eine völlig andere Geschichte, obwohl am Text sich nur wenig ändert.

Liebe Grüße von
Asterix

 

Hey Yours,

ich bin mir da gar nicht so sicher, ob es mich nach einem davor oder danach verlangt. Ich finde die Szene steht für sich. Klar ist das alles sehr Minimal, aber ich mag ja selbst auch so Sachen.

Was mich vielleicht mehr interessieren würde, wäre ein bisschen mehr Persönlichkeit des Prots. Kann er da nicht frieren oder schwitzen in seinem Bett? Könnte nicht kleine Verhaltensweisen seinen Traum begleiten?
Ich weiß nicht, ob es der Geschichte wirklich zuträglich ist, da was zwischenzuschieben, weil eigentlich ist es ja klar, aber er ist so farblos ... irgendwie.

Was die Frage betrifft, warum er sie nun nicht bekommen kann, vielleicht ist es ja keine Arbeitskollegin, sondern die Frau seines Bruders? Und diese nicht die Akten auf seinen Schreibtisch legt, sondern ihm Kaffee anbietet, mit ihm lacht und scherzt und es eben nie sein darf. Nur so eine Idee.

Daraufhin öffne ich deine Jacke, knöpfe deine Hose auf und schiebe sie dir vom Leib. Wie weiß deine Haut ist.

Nasse Hosen kleben ja gewaltig am Körper, vielleicht zerren, statt schieben.

Mir hats gefallen. Inhaltlich, sprachlich. Ich habs gern gelesen.

Lieben Gruß Fliege

 

Hi yours truly,

Wie ein kleines, dummes Mädchen denkst du, nichts könnte dir passieren, die Welt läge dir zu Füßen. Aber das tut sie nicht. Nicht, wenn ich die Augen schließe.
Die Stelle mag ich besonders. Da kommt so eine bedrohliche Note ins Spiel.

Ganz guter Psycho-Schnipsel, den du da geschrieben hast. Gern gelesen!

Viele Grüße,
Markus

 

Hey Katla!

Möglich, daß ich nur die Zimmerdecke übersehen habe, jedenfalls las ich gestern die Eisszene bis zum letzten Absatz als real. Und das hatte mir wesentlich besser gefallen.

Nee, die Szene war damals schon drin. Aber ich werde sie ein wenig ändern, weil: Streichen mag ich sie nicht, dann kommt das Ende wirklich drangepappt rüber. :)
Bis auf ein paar kleine Dinge gefällt mir die Sprache sehr gut, die fast weich-zarten Überlegungen bei der eigentlichen Grausamkeit. Der Hauptteil ist schön geschlossen und aus sich raus entwickelt, die Charaktere sind greifbar nah gebracht.

Das freut mich jetzt, weil andere sagen, dass die Charaktere nicht greifbar sind. Mir gefällts nämlich auch so, wie es jetzt ist.

Obwohl es doppelt SCH wäre, fehlen mir die Schlitt- der -Schuhe. Kufen der Schuhe klingt für mich total schräg, auch wenn ich es nicht unverständlich fand. Und dann alliteriert mir Kufen zu sehr mit Kurven. Selbst Kreise hätte ich besser gefunden.

Ja, du hast recht. Ich ändere das gleich mal. Hoffe, jetzt ist es besser. Damit ist auch gleich ein "deiner" rausgeflogen, die Kufen auch und ... was eben sonst noch so bemängelt wurde.

Auch wenn der Erzähler zum Pathos neigt, würde ich selbst kicken. Es klingt vielleicht laut gesprochen und so betont gut, aber zum Lesen finde ich das gestelzt & überflüssig.

Ist draußen.

Und mit dem Anfang und mit dem Ende ... das hat ja auch Asterix gesagt ... das muss ich mir durch den Kopf gehen lassen.


Hallo weltenläufer!

Schon wieder nur ein "nett" und kein Applaus. :) Aber okay, ich arbeite, ich arbeite, und irgendwann werd ich auch mal was schreiben, was dir gefällt. Mal sehen.


Hallo nochmal Asterix!

Jede Variante ergäbe also eine völlig andere Geschichte, obwohl am Text sich nur wenig ändert.

Richtig. Dann wäre es eine andere Geschichte. Die hier kann ich nur so erzählen. Ich weiß nicht, ob ich am Ausschnitt groß was ändern kann. Sie muss da anfangen, wo sie anfängt. Sie muss mit einem Ausblick enden.

Nur die Entwicklung, ja. Das ist was, das kommt zu kurz. Aber das will ich auch nicht erzählen. Ich will nicht, dass der Mensch sich "verändert", viel mehr will ich erzählen, dass er das jeden Tag so erlebt. Eine Geschichte aus seinem "Alltag". Oder seiner Allnacht, wie mans nimmt.

Aber ... ich muss aufhören, meine Geschichte zu verteidigen. :) Wenn sie bei euch nicht geklappt hat, muss ich das natürlich bedenken und mir überlegen, was ich anders machen könnte. Da sind eure Hinwese sehr wertvoll, weil sie eine andere Sicht auf die Sache zeigen.


Hallo Fliege!

ich bin mir da gar nicht so sicher, ob es mich nach einem davor oder danach verlangt. Ich finde die Szene steht für sich. Klar ist das alles sehr Minimal, aber ich mag ja selbst auch so Sachen.

Puh ... danke, danke!

Was mich vielleicht mehr interessieren würde, wäre ein bisschen mehr Persönlichkeit des Prots. Kann er da nicht frieren oder schwitzen in seinem Bett? Könnte nicht kleine Verhaltensweisen seinen Traum begleiten?

Ihm ist jetzt warm, dafür hab ich zwei Mal "Decke". Weiß nicht, obs jetzt besser ist. Dass ihm warm ist, wollte ich auch selber schon reinmachen, aber wie gesagt ... mal gucken. Vielleicht geht er sich auch ein Glas Wasser holen. Oder so. Oder es loswerden.

Was die Frage betrifft, warum er sie nun nicht bekommen kann, vielleicht ist es ja keine Arbeitskollegin, sondern die Frau seines Bruders? Und diese nicht die Akten auf seinen Schreibtisch legt, sondern ihm Kaffee anbietet, mit ihm lacht und scherzt und es eben nie sein darf. Nur so eine Idee.

Ja, so könnte mans machen. Das wäre ne Idee. *nachgrübel* Okay, zurück ans Reißbrett. Oder wie das heißt.

Nasse Hosen kleben ja gewaltig am Körper, vielleicht zerren, statt schieben.

Wenn er das schiebt, ist er aber bei ihr, wenn er sie zerrt, ist er entfernt. Darum hab ich hier "schieben". So: Hand unters Gewand stecken und die Hose runterschieben, zum Beispiel. Äh ... also, ich mach das zumindest immer so, wenn ich mal in der Situation bin. Da kann ich nicht zerren. :)

Mir hats gefallen. Inhaltlich, sprachlich. Ich habs gern gelesen.

Juhu, danke!


Hallo Markus!

Danke dir fürs Lesen und freut mich, dass es dir gefallen hat.


Euch allen einen schönen Donnerstag,

yours

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom