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Den Takt bestimmen die Anderen

CoK

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24.08.2020
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Den Takt bestimmen die Anderen

Verdammt, war das kalt. Fredy saß auf der Karussellplane und pustete in die klammen Finger. So viel Eis, er fasste das größte Stück, klirrend landete es auf der Straße.
Der Kollege vom Glühweinstand musste ihm helfen, das Karussell herunterzuklappen. Vor der Scheidung hatte Luise das Kindergeschäft mit ihm aufgebaut. Nach ihrer zweiten Bandscheibenoperation war sie ausgezogen. Eine Bekanntschaft in der Kur. Er vertrieb den Schatten, der sich auf sein Gemüt legte. Vielleicht besser so, sie kam von privat. Glücklich war sie mit dem Schaustellerleben nie.
Der Kollege half ihm. „Stehst dieses Jahr auch zum ersten Mal?“
„Seit zwei Jahren das erste Mal. Hab das Geschäft für den Weihnachtsmarkt neu versichern müssen!“
„Ist aber auch ne Scheiße, den Markt in Stuttgart haben sie abgesagt. Den in Aalen auch, da lagen die Würstchen schon auf dem Grill. Eine Stunde vorher sind die Herren gekommen und haben den Markt abgeblasen. Werden jetzt Coronahilfe bekommen, frag mich nur, wer das alles bezahlen soll.“
Fredy arbeitete weiter, schraubte seine Karussellbesatzung fest.
Die Politiker im Fernsehen sagten, sie würden helfen. Er war zum Steuerberater gegangen. Geld bekomme er keins, er falle durch das Raster. Zuerst begriff er das mit dem Raster nicht. Der freundliche Berater erklärte es ihm: Er habe keine Mitarbeiter und seit fünf Jahren arbeite er nebenher in einem Lager.
Die Kredite für Haus und Auto könne er stilllegen. Die Zinsen könnte er mit seinem Verdienst bezahlen.
Letzte Weihnachten war seine Heizung kaputtgegangen. Deshalb hatte er an den Herrn Ministerpräsidenten geschrieben.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident

ich kann mir keine neue Heizung leisten, weil ich meine Märkte nicht machen darf. Ich muss frieren, können Sie mir nicht helfen?

Den ablehnenden Bescheid seines Steuerberaters fügte er bei.

Nach drei Wochen bekam er vom Regierungspräsidium die Antwort.

Sehr geehrter Herr Baier,

es tut uns leid, dass die Coronahilfe nicht jeden erreichen kann.
Wir haben andere Maßnahmen in einem Sozialschutz-Paket …

Nach dem fünften Bier schrieb er: Ein Fredy Baier beantragt keine Sozialhilfe.
Den ganzen Winter verbrachte er mit seinem Heizlüfter im Wohnzimmer.

Fredy sah in das Geschäft gegenüber. Ein Werbeplakat hing dort. Thomas Gottschalk, strahlend weiß, lächelnd, in der Hand einen Taktstock. Fredy fuhr mit der Zunge über die Schneidezähne. Zwei waren ihm letztes Jahr bei einem Sturz abgebrochen, würde ein bisschen was kosten, die zu überkronen. Der Zahnarztbesuch musste bis nach Corona warten.
Sechs Stunden später stand Fredy erschöpft und durchgefroren in seiner Kasse, endlich aufgebaut.
Schnell den Mietvertrag für die fünf Wochen abholen.
Die Miete könne er nicht zurückbekommen, auch wenn der Weihnachtsmarkt doch noch abgesagt werde.
Er unterschrieb.
Absperrzäune, davor die Teststation, zusätzlich zu den 2 G Bestimmungen mussten sich Betreiber und Besucher testen lassen.
Schon um sieben stand Fredy am anderen Morgen vor der Teststation und steckte die Nase durch das Fenster. „Wir wissen gar nicht, wie wir das schaffen sollen“, erzählte ihm die Testdame. „Die ganzen Besucher. Da werden viele warten müssen.“
„Und viele verärgert weggehen“, ergänzte Fredy.
Er nahm sich vor, jeden Tag früh hier zu sein. Bis um elf der Markt anfing, würde er putzen, Glühbirnen auswechseln …
Strahlend begrüßte Fredy die ersten Kunden.
„Guten Morgen Herr Beyer, es ist so schön, dass sie wieder hier sind.“
„Hallo Ines, die beiden sind ja ganz schön groß geworden.“
"Ich bin jetzt schon so!“, strahlend hält der Ältere eine Hand hoch.
„In dem Alter ist eure Mama bei mir auf dem Karussell gefahren.
Sucht euch was raus und dann rauf mit euch, die erste Fahrt geht auf
mich.“
„Danke“, zwei begeisterte Kinder stürmen auf das Feuerwehrauto.

Es begann zu regnen. Hinter der Schaufensterscheibe lächelte Gottschalk.
Obwohl am nächsten und dem darauffolgenden Tag schönes Wetter war, fuhren nur wenige Kinder mit seinem Karussell.
Am Wochenende, tröstete er sich, da kommen die Besucher.

„Sie müssen abbauen“, der Mann vom Ordnungsamt streckte ihm ein Schreiben entgegen. „Der Weihnachtsmarkt wurde abgesagt!“
Fredy baute ab, schraubte seine Besatzung herunter. Hob er den Blick, sah er den taktstockschwingenden Gottschalk.
Er musste sich anstrengen, den Karussellanhänger mit der starrgefrorenen Plane abzudecken. Immer wieder machte er eine Pause, um Kraft zu schöpfen. Blickte ins Schaufenster. Zahnpastalächeln.
Die Anhängerkupplung rastete ein, er konnte nach Hause fahren. Nur noch den Unterlegkeil im Kofferraum verstauen.
Es war eine Bewegung, ein Krachen, die Scheibe riss.

 

Hallo @CoK

tja, keine schönen Zeiten, in denen wir momentan leben. Eine Situation, die mich so ziemlich an das vergangene Jahr erinnert. Die Zahlen steigen, die Politik scheint nicht gewillt, erforderliche Maßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig steigen an anderer Stelle wieder die Einschränkungen. Man fragt sich, wie es erneut zu einer solchen Lage kommen konnte.

Deine Geschichte gefällt mir. Weil ich finde, dass es dir gut gelingt, eine Stimmung einzufangen. Die Verzweiflung und Müdigkeit des Protagonisten kommen gut rüber, wie ich finde! Gleichzeitig tappst du aber auch nicht in die Falle, in deiner Darstellung zu einseitig wertend zu werden oder in ein undifferenziertes politisches Meinungspamphlet zu verfallen.

Auch deine Formulierungen und der Aufbau des Textes haben mir gefallen.

Gerne gelesen!
Habentus

Noch ein paar Anmerkungen:

das Karussell herunterzuklappen.
Da konnte ich mir nichts drunter vorstellen. Inwiefern runterklappen?
der sich auf sein Gemüt legte.
Die Formulierung fand ich ein wenig angestaubt. Ist aber vermutlich Geschmackssache.
Schaustellerleben
Auch dieses Wort fand ich ein wenig überholt. Wird heute noch von Schaustellern gesprochen? Ehrliche Frage. Ich habe keine Ahnung.
Der Kollege half ihm. „Stehst dieses Jahr auch zum ersten Mal?
„Seit zwei Jahren das erste Mal.
Dopplung
da lagen die Würstchen schon auf dem Grill.
Schöne Formulierung.
Harz vier
Hartz IV
Nach dem fünften Bier schrieb er: Ein Fredy Baier beantragt keine Sozialhilfe.
Den ganzen Winter verbrachte er mit seinem Heizlüfter im Wohnzimmer.
Würde hier einen Absatz reinmachen.
Freddy fuhr mit der Zunge über die Schneidezähne. Zwei waren ihm letztes Jahr bei einem Sturz abgebrochen, würde ein bisschen was kosten, die zu überkronen. Der Zahnarztbesuch musste bis nach Corona warten.
Gute Stelle.
Am Wochenende, tröstete er sich, da kommen die Besucher.
„Sie müssen abbauen“,
Auch hier würde ich wieder einen Absatz einbauen. Dann kommt die Stelle meiner Meinung nach auch besser.
Es war eine Bewegung, ein Krachen, die Scheibe riss.
Das habe ich nicht verstanden. Welche Scheibe? Die Bandscheibe? Oder ist mir etwas Grundlegendes entgangen?

 

Liebe @CoK,

schön, nach längerer Abwesenheit mal wieder hier zu sein. Da passt deine Geschichte doch perfekt! Ich glaube die letzte Geschichte, die ich von dir gelesen habe, spielte auch auf dem Weihnachtsmarkt. Oder jedenfalls musste ich sofort an den Text denken... Hier meine Eindrücke:

Nach der zweiten Bandscheibenoperation war sie ausgezogen. Eine Bekanntschaft in der Kur.
Hier frage ich mich kurz: er hatte die OP und sie war in der Kur? Oder war er in Kur? Aber es muss ja sie gewesen sein, weil es ja ihre Bekanntschaft war?

Er vertrieb den Schatten, der sich auf sein Gemüt legte.
So isoliert formuliert wirkt das für mich etwas künstlich...wie vertreibt er denn den Schatten? Huscht er ihn weg mit den Händen? Ich muss aber dazu sagen, dass ich kein Freund von so Floskeln bin..

Glücklich war sie mit dem Schaustellerleben nie.
Müsste noch ein "gewesen" ans Ende? Ihr Schaustellerleben ist ja vorbei.

Der Kollege half ihm. „Stehst dieses Jahr auch zum ersten Mal?“
Dass der Kollege hilft, erwähntest du ja schon. Vielleicht könntest du stattdessen einfach "fragte der Kollege" hinter die wörtliche Rede schreiben. Nur so ein Vorschlag..
(Das mit dem Klappen kann ich mir auch nicht so ganz vorstellen, wie Habentus, aber wirklich gestört hat es mich auch nicht.)

Den in Aalen auch, da lagen die Würstchen schon auf dem Grill.
Finde ich gut, wie du hier die Tragik darstellst.

Fredy arbeitete weiter, schraubte seine Karussellbesatzung fest.
Die Karussellbesatzung, sind das die Figuren? Da stocke ich etwas, klingt nach Schaustellerslang ;)
Außerdem könnte für mich das Kursive einfach weg.

Letzte Weihnachten war seine Heizung kaputtgegangen.
Deshalb hatte er an den Herrn Ministerpräsidenten geschrieben.
Hier würde ich den Zeilenumbruch rausnehmen, denn die beiden Sätze gehören ja zusammen.

frieren, können Sie mir nicht helfen?
Den ablehnenden Bescheid seines Steuerberaters fügte er bei.
Hie wiederum würde ich eine Leerzeile setzen, da der zweite Satz ja nicht im Brief steht. Du könntest auch den Brief kursiv schreiben, um ihn vom Text abzuheben.

Sie können Harz vier beantragen.
Eher unwahrscheinlich, dass ein Schreiben von so einer Adresse so formuliert ist. Vielleicht eher so etwas in die Richtung von, "Wir möchten uns für eventuelle Unannehmlichkeiten entschuldigen. Desweiteren können wir Ihnen anbieten..."

Nach dem fünften Bier schrieb er: Ein Fredy Baier beantragt keine Sozialhilfe.
Find ich gut!

Sie waren unverbraucht, ihre Begeisterung und ihr zurücklächeln berührten ihn.
Zurücklächeln groß. "Unverbraucht" finde ich hier keinen besonders schönen Begriff, vielleicht fällt dir ja noch ein anderer ein.

Obwohl am nächsten Tag und dem darauffolgenden Tag schönes Wetter war, fuhren nur wenige Kinder mit seinem Karussell.
Das erste "Tag" könntest du löschen. Sagt man "mit" einem Karussell fahren? Nicht "in"?

starrgefrorenen-Plane
Der Bindestrich ist hier überflüssig, denke ich.

Es war eine Bewegung, ein Krachen, die Scheibe riss.
Ich denke, er hat mit dem Keil die Schaufensterscheibe eingeschlagen, oder?
Das Ende gefällt mir prinzipiell gut, auch dass du es nicht ganz eindeutig schreibst; allerdings wirkt der Satz dann doch etwas abgehackt und kurz. Vielleicht könntest du das noch etwas ergänzen, beschreiben, wie er ausholt, oder so ähnlich. Das ist etwas zu abrupt, wie ich finde.

Ansonsten habe ich die Geschichte gern gelesen; sie beschreibt nüchtern die Realität derer, die unter den Maßnahmen leiden. Ich finde jedoch, dass du die Geschichte noch etwas ausführen könntest, etwas mehr Detail und Leben reinbringen könntest.
-Ah Moment, jetzt sehe ich gerade, dass du es unter Flash Fiction eingestellt hast-...dann nehme ich das zurück ;) Hoffe, die Kommentare helfen dir weiter.

Viele Grüße,
rainsen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Habentus,

es freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt.
Wenn es mir gelungen ist, die Stimmung meines Prota wiederzugeben, dann habe ich etwas richtig gemacht.
Es ist unglaublich, was im Moment mit dieser Berufsgruppe passiert.
Wieviel Frust und Verzweiflung, Not und Hilflosigkeit entsteht.

Da konnte ich mir nichts drunter vorstellen. Inwiefern runterklappen?
Es ist ein kleines Karussell auf einem Anhänger, da wird der Karussellboden heruntergeklappt.
Die Formulierung fand ich ein wenig angestaubt. Ist aber vermutlich Geschmackssache
Ich wollte einen Bezug zu dem „Kurschatten“ schaffen.
Auch dieses Wort fand ich ein wenig überholt. Wird heute noch von Schaustellern gesprochen? Ehrliche Frage. Ich habe keine Ahnung.
Das ist eine gängige Berufsbezeichnung.
Dopplung
Ja, doppelt hart.
Schöne Formulierung.
Danke
Hartz IV
geändert
Würde hier einen Absatz reinmachen.
Übernommen
Gute Stelle.
Danke
uch hier würde ich wieder einen Absatz einbauen. Dann kommt die Stelle meiner Meinung nach auch besser.
Mache ich
Das habe ich nicht verstanden. Welche Scheibe? Die Bandscheibe? Oder ist mir etwas Grundlegendes entgangen?
Schade das mein Schluss für dich nicht funktioniert hat .
Es war die Schaufensterscheibe, die er mit dem Unterlegkeil eingeworfen hat.

Über deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut. Lieben Dank auch für deine Verbesserungsvorschläge, die ich gerne übernommen habe.

Ich wünsche dir eine schöne Adventswoche
Liebe Grüße CoK


Lieber @rainsen,


wie schön wieder von dir zu lesen und dann auch noch unter meiner Geschichte.

Hier frage ich mich kurz: er hatte die OP und sie war in der Kur? Oder war er in Kur? Aber es muss ja sie gewesen sein, weil es ja ihre Bekanntschaft war?
Ja, sie war in Kur und hat dort jemanden kennengelernt.
So isoliert formuliert wirkt das für mich etwas künstlich...wie vertreibt er denn den Schatten? Huscht er ihn weg mit den Händen? Ich muss aber dazu sagen, dass ich kein Freund von so Floskeln bin..
Mein Gedanke war, dass er sich sagt, mit meinem Leben war sie nicht glücklich, jetzt ist sie es. Damit kann ich leben.( Schatten vertrieben)
Müsste noch ein "gewesen" ans Ende? Ihr Schaustellerleben ist ja vorbei.
nie sagt doch alles schon aus.:)
Dass der Kollege hilft, erwähntest du ja schon. Vielleicht könntest du stattdessen einfach "fragte der Kollege" hinter die wörtliche Rede schreiben. Nur so ein Vorschlag..
(Das mit dem Klappen kann ich mir auch nicht so ganz vorstellen, wie Habentus, aber wirklich gestört hat es mich auch nicht.)
Ich hatte geschrieben: Der Kollege vom Glühweinstand musste ihm helfen… Er kann das nicht allein, er muss fragen.
Ja, ich hatte das Problem, nicht alles genau Erklären zu können, da ich die Geschichte kurz halten wollte.
Finde ich gut, wie du hier die Tragik darstellst.
Danke
Die Karussellbesatzung, sind das die Figuren? Da stocke ich etwas, klingt nach Schaustellerslang ;)
Außerdem könnte für mich das Kursive
Ja, es sind die Figuren. Echt klingt das so:eek:
Hier würde ich den Zeilenumbruch rausnehmen, denn die beiden Sätze gehören ja zusammen.
Übernommen
Hie wiederum würde ich eine Leerzeile setzen, da der zweite Satz ja nicht im Brief steht. Du könntest auch den Brief kursiv schreiben, um ihn vom Text abzuheben.
Leerzeichen gemacht.
Eher unwahrscheinlich, dass ein Schreiben von so einer Adresse so formuliert ist. Vielleicht eher so etwas in die Richtung von, "Wir möchten uns für eventuelle Unannehmlichkeiten entschuldigen. Desweiteren können wir Ihnen anbieten..."
Klar wäre der Brief länger und verschönt geschrieben. Doch die Kernaussagen bliebe. Und ich wollte Flash Fiction schreiben.:)
Find ich gut!
Danke
Zurücklächeln groß. "Unverbraucht" finde ich hier keinen besonders schönen Begriff, vielleicht fällt dir ja noch ein anderer ein.
Ich war mir so unsicher bei dir Zurücklächeln, habe ich jetzt groß geschrieben. Auch bei dem Wort unverbraucht habe ich lange überlegt aber es sagt genau das aus was ich meine.
Das erste "Tag" könntest du löschen. Sagt man "mit" einem Karussell fahren? Nicht "in"?
Das erste „Tag“ ist weg. Für mich klingt „mit“ richtig.
Der Bindestrich ist hier überflüssig, denke ich.
Womit Du sowas von recht hast.
Ich denke, er hat mit dem Keil die Schaufensterscheibe eingeschlagen, oder?
Das Ende gefällt mir prinzipiell gut, auch dass du es nicht ganz eindeutig schreibst; allerdings wirkt der Satz dann doch etwas abgehackt und kurz. Vielleicht könntest du das noch etwas ergänzen, beschreiben, wie er ausholt, oder so ähnlich. Das ist etwas zu abrupt, wie ich finde.
Ich dachte, bei Flash Fiction würde das mit dem kurzen Schlusssatz hinhauen.
Werde nochmal darüber nachdenken.

Lieben Dank für deine Zeit und deine Kommentare, die mir wie immer weiterhelfen.

Ich wünsche dir einen schönen Advent und vielleicht darf ich ja mal wieder in einer deiner Geschichten vorbeischauen.
Liebe Grüße CoK

 

Hallo liebe @CoK

ich habe Deine Geschichte sehr gern gelesen. Sie ist so nah am Leben, an unserem Corona-Alltag. Der Text ist flüssig geschrieben, ich hab Kopfkino und kann mir alles gut vorstellen. Auch Nähe zu Deinem Protagonisten habe ich entwickelt und er ist mir sehr sympathisch. Ein Mann, der sich nicht unterkriegen lässt.

Vielleicht besser so, sie kam von privat. Glücklich war sie mit dem Schaustellerleben nie.

Das liest sich etwas seltsam. Ich verstehe zwar, was Du damit ausdrücken möchtest mit dem "sie kam von privat", aber ganz kurz hakt es im Lesefluss. Vielleicht fällt Dir noch eine bessere Formulierung ein.

„Sie müssen abbauen“, der Mann vom Ordnungsamt streckte ihm ein Schreiben entgegen. „Der Weihnachtsmarkt wurde abgesagt!“
Fredy baute ab, schraubte seine Besatzung herunter. Hob er den Blick, sah er den taktstockschwingenden Gottschalk.

Das hatte ich leider fast erwartet. Ich finde übrigens den Bezug zu Gottschalk amüsant, den Du immer wieder kurz einbaust.

Sehr gern gelesen.

Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag.

Liebe Grüße,
Silvita

 

Schlecht stehen die Sterne nicht nur fürs fahrende Volk und doch hat es selbst die sieben Jahre währende große Pest „überstanden“ und ich kann mir sogar viel schlimmeres vorstellen als „nur“ finanzielle Einbußen zu erleiden, breiten sich doch Vorurteile heutzutage schneller aus als im Spätmittelalter nur von Mund zu Mund innerhalb und erst recht außerhalb eines Ortes und den Nachbarn außerhalb der Stadtmauern. Im Vergleich zu „früher“ darf Fredy sich gleichwohl – selbst beim Anblick eines, der „ausgesorgt hat" - glücklich schätzen,

liebe Conny,

wiewohl der Sozialstaat von seinem bismarck’schen Ursprung her die klassischen gesellschaftlichen Strukturen bürgerlicher Gesellschaft sichern soll. Und doch haben auch Schausteller (und natürlich auch anderes fahrende Volk) ihren Stolz, der hier im Satz

Ein Fredy Baier beantragt keine Sozialhilfe.
aufscheint.

Bissken Flusenlese

Eine Stunde vorher sind die Herrn gekommen und haben den Markt abgeblasen.
Pluralbildung besser „Herren“, selbst wenn der Artikel den Plural absichert (gesprochen wird – da bin ich keine Ausnahme – sicherlich [die] Herrn und alternativ Herr'n, wo der abschließende e-Laut noch leise mitschwingt ...

Sie können Harz VI beantragen.
Kleine Flüchtigkeit und abgesehen von der römischen sechs schreibt sich der ehem. Volkswagen Manager „Hartz“. Also besser "Hartz IV"

Freddy fuhr mit der Zunge über die Schneidezähne.
Fredy oder Freddy?

Ja - und da reitet mich nun noch der Schalk, denn wenn es einen Gott gibt muss ihm doch der Schalk im Nacken sitzen ...

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @CoK
ich noch mal kurz.

Schade das mein Schluss für dich nicht funktioniert hat .
Es war die Schaufensterscheibe, die er mit dem Unterlegkeil eingeworfen hat.
Ja, ich habe mir schon gedacht, dass ich irgendwas überlesen oder nicht verstanden habe. Lag aber nicht an deinem Text, sondern daran, dass ich es eben überlesen habe. An sich finde ich deinen Schluss gut.

Grüße
Habentus

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Silvita,

wie schön, dass du dir Zeit für meine Geschichte genommen hast.

Ein Mann, der sich nicht unterkriegen lässt.
Ich denke, er ist schon nah am Amoklauf, mit der eingeschlagenen Schaufensterscheibe.
Das liest sich etwas seltsam. Ich verstehe zwar, was Du damit ausdrücken möchtest mit dem "sie kam von privat", aber ganz kurz hakt es im Lesefluss. Vielleicht fällt Dir noch eine bessere Formulierung ein.
Ich denke darüber nach. Ich wollte es gerne so ausdrücken wie ist die Schausteller es auch bezeichnen.
Das hatte ich leider fast erwartet. Ich finde übrigens den Bezug zu Gottschalk amüsant, den Du immer wieder kurz einbaust.
Für meinen Prota ist dieser Gottschalk wie Hohn. Er verdient mit seinem Lächeln Geld.
Schwingt den Taktstock, während er arbeitet und kaum so viel verdient, dass es reicht.
Sehr gern gelesen.
Das freut mich sehr.:)
Ich danke Dir für deinen Kommentar.

Liebe Grüße und hab eine schöne Adventszeit
CoK


Lieber Friedel,

Im Vergleich zu „früher“ darf Fredy sich gleichwohl – selbst beim Anblick eines, der „ausgesorgt hat" - glücklich schätzen,
Zweifelsohne ist das so.
Früher hieß es: Achtung die Schausteller kommen, holt die Wäsche rein.
Sperrt das Gesinde vor die Stadt.
Und doch haben auch Schausteller (und natürlich auch anderes fahrende Volk) ihren Stolz, der hier im Satz
Was sich ja auch in ihrer Jenischen Sprache (Varietät) widerspiegelt.
Pluralbildung besser „Herren“, selbst wenn der Artikel den Plural absichert (gesprochen wird – da bin ich keine Ausnahme – sicherlich [die] Herrn und alternativ Herr'n, wo der abschließende e-Laut noch leise mitschwingt ...
Geändert
Kleine Flüchtigkeit und abgesehen von der römischen sechs schreibt sich der ehem. Volkswagen Manager „Hartz“. Also besser "Hartz IV"
:bonk:
Fredy oder Freddy?
Weißt du so genau weiß er das selber nicht:confused:
Ja - und da reitet mich nun noch der Schalk, denn wenn es einen Gott gibt muss ihm doch der Schalk im Nacken sitzen ...
:thumbsup:
Gern gelesen vom
Das freut mich sehr.

Ich danke dir ganz herzlich für deine Korrektur und deinen Kommentar.

Ganz liebe Grüße in den Pott und hab eine schöne Adventswoche
CoK


Hallo @Habentus,

Ja, ich habe mir schon gedacht, dass ich irgendwas überlesen oder nicht verstanden habe. Lag aber nicht an deinem Text, sondern daran, dass ich es eben überlesen habe. An sich finde ich deinen Schluss gut.

Danke für diese Rückmeldung. Es freut mich, dass du den Schluß gut findest.

Liebe Grüße CoK

 

Hallo @CoK,

ich habe deinen Text gerne gelesen. Die Stimmung kommt gut rüber und Fredy hast du mMn gut dargestellt. Er arrangiert sich mit dem Leben, der Kälte, Corona und abgesagten Märkten, dem Auszug seiner Frau. Er macht weiter, stoisch irgendwie, wichtig ist, die ganze Scheiße mit einer gewissen Würde einzustecken. Da steckt so eine "Hilft ja nix"-Haltung drin, die gut rüberkommt, die ihn mir auch sympathisch macht, auch wenn ich denke, dass hinter dieser Ebene auch Resignation steckt und ganz viel erlernte Hilflosigkeit. Aber klar, auch tatsächliche Ohnmacht. Das alles macht deinen Fredy zu einer vielschichtigen Figur, mMn, und dass dir das auf diesen paar Zeilen gelingt, finde ich super. Du zeigst ihn mir als Leserin in dieser Situation und verrennst dich nicht in Erklärungen. Das gefällt mir. Auch die Dialoge finde ich gelungen.

Noch ein bisschen Textkram.

So viel Eis, er fasste das größte Stück, klirrend landete es auf der Straße.
Vielleicht regional bedingt ...fasste das größte Stück an?

Nach der zweiten Bandscheibenoperation war sie ausgezogen.
Nach ihrer ...?

Vielleicht besser so, sie kam von privat.
Das habe ich nicht verstanden, von privat?

Sehr geehrter Herr K,
Finde ich einfach unschön, darum vielleicht lieber Herr Ministerpräsident, dann brauchst du keinen Namen

Sie können Hartz IV beantragen.
Ich schätze offizielle Stellen schreiben nicht Hartz iV sondern Arbeitslosgengeld II

Sechs Stunden später, stand Fredy erschöpft und durchgefroren in seiner Kasse, endlich aufgebaut.
Das erste Komma weg

Die Miete könne er nicht zurückbekommen,
Im Mietvertrag steht vielleicht nicht "Sie können die Miete nicht zurückbekommen", sondern eher: "werden die Miete nicht zurückbekommen"

Viele Grüße
Katta

 

Hallo @Katta,

es freut mich sehr, dass du meinen Text gelesen hast.

Aber klar, auch tatsächliche Ohnmacht. Das alles macht deinen Fredy zu einer vielschichtigen Figur, mMn, und dass dir das auf diesen paar Zeilen gelingt, finde ich super. Du zeigst ihn mir als Leserin in dieser Situation und verrennst dich nicht in Erklärungen. Das gefällt mir. Auch die Dialoge finde ich gelungen.
Danke. Das hat mich sehr gefreut.:)
Vielleicht regional bedingt ...fasste das größte Stück an?
Dann müsste mMn noch kommen und warf es hinunter, dass war mir jedoch zu viel
Nach ihrer ...?
Geändert.
Finde ich einfach unschön, darum vielleicht lieber Herr Ministerpräsident, dann brauchst du keinen Namen
Du hast recht. Ich hatte zuerst den Namen ausgeschrieben.(Geht gar nicht)
Ich schätze offizielle Stellen schreiben nicht Hartz iV sondern Arbeitslosgengeld II
Ja, hatte @rainsen auch schon angemerkt. Ich habe es geändert.
Das erste Komma weg
Okay
Im Mietvertrag steht vielleicht nicht "Sie können die Miete nicht zurückbekommen", sondern eher: "werden die Miete nicht zurückbekommen"
Das wurde angemerkt, stand nicht im Mietvertrag.

Das habe ich nicht verstanden, von privat?
Das ist eine gängige Bezeichnung unter Schaustellern, wenn jemand nicht aus dem Schaustellergewerbe kommt. Ich dachte, man könnte das im Zusammenhang verstehen.

Lieben Dank für deinen Kommentar und die Korrektur.

Grüße von der Schwäbischen Alb
CoK

 

Hi @CoK

Ich kann mich nur meinen vorhergegangenen Lesern anschließen. Ich bewundere deine Kunst in einer kleinen Geschichte soviel Gefühl und Tiefe zu packen. Eine komplexe Figur wie Fredy, eingebettet in eine Ambiente, in ein Universum und das in wenigen sparsamen Zeilen.

Schön... ! Wunderbar!

Der Kollege half ihm. „Stehst dieses Jahr auch zum ersten Mal?“
Hier hätte ich noch gerne ein "Hey Junge" oder "Hey Fedy, stehtst Du ..."
dieses "Stehst" ist mir zu statisch, ich stolpere... ich weiß nicht ob ich mich gut ausdrücke, irgendetwas reißt mich mit diesem Wort aus dem Fluss, doch mag etwas persönliches sein.

Vielleicht besser so, sie kam von privat.
Das hast Du ja schon erklärt und ist durch deine Erklärung stimmig...

Auch der Gottschalk im Hintergrund gefällt mir, ist eine Poesie, eine Menschwerdung.
Den Schluss habe ich nicht gleich verstanden. Das eingeschmissene Fenster war mir nicht klar... solltest Du nicht noch einmal die Figur kurz erwähnen? Ein oder zwei Worte mehr machen?

Es war eine Freude... die Geschichte zu lesen

Viele liebe Grüße
G.

 

Guten Morgen,

Das ist eine gängige Bezeichnung unter Schaustellern, wenn jemand nicht aus dem Schaustellergewerbe kommt. Ich dachte, man könnte das im Zusammenhang verstehen.
Wenn es quasi Jargon ist, dann würde ich es auch so lassen. Diese Überlegung habe ich auch angestellt, aber ich war mir halt nicht sicher. Hätte auch irgendwas anderes sein können.
Am Ende hatte ich übrigens auch Probleme, das mit der Scheibe zu verstehen. Das hatte ich in meinem ersten Post noch vergessen.
Viele Grüße
Katta

 

Hallo @CoK,

mir gefällt die Geschichte gut.

Mir gefällt, wie tief du in der Materie steckst und was für Detailwissen du durch den Text scheinen lässt, z.B. welche Verträge wann unterschrieben werden müssen oder wann man durch die Coronahilfe fällt. Das empfand ich durchweg als authentisch und als Zeitzeuge.

Mir gefällt auch, wie Fredy dem Ministerpräsidenten schreibt.

Ich hab im Grunde nichts auszusetzen. Auch sprachlich klingt der Text für mich geschliffen und rund. Da steckt viel drin. Das Bild mit Thomas Gottschalk ist sehr passend und gut, wie du das unkommentiert immer wieder zeigst. Man versteht, dass es sich hierbei um die personifizierte "alte Zeiten" handelt.
Hier eine Mikrokritik: Das ist - wenn man die Messlatte hoch anlegen möchte - ein wenig mit dem Holzhammer kommuniziert. Versteh mich nicht falsch, das ist subtil und gut, aber für mich hätte auch ein anderes Bild, das die "alten Zeiten" personifiziert oder für Fredy zeigt, funktioniert. Gottschalk ist - hohe Messlatte! - in den letzten Wochen auch ein wenig abgenutzt für dieses Bild. Aber: Es funktioniert! Wie gesagt nur, wenn du noch mal eine Schippe drauflegen möchtest. Der Text funktioniert auch so und ist gut.

Noch eine kleine Kritik am Rande. Wenn wir die Messlatte wieder hoch anlegen. (Nur meiner persönlichen Meinung nach natürlich.) Die Art, wie du die Sehnsucht nach alten Zeiten durch Gottschalks Bild verkörperst, finde ich großartig. (Dass Gottschalk "gut" passt, aber für mich lediglich eine Note 2 für dieses Sehnsuchtsbild darstellt, habe ich ja bereits gesagt.) Der Erzähler kommentiert das nicht weiter, er zeigt uns einfach dieses Bild und lässt Fredy ihn ansehen. Man weiß intuitiv, was das bedeutet. Wahrscheinlich viel intensiver, als wenn der Erzähler das in Worte versucht hätte zu kommunizieren. Das ist ein starkes Bild. Ein wenig hätte ich mir diese "bildhafte" Erzählart ausgebaut auch an anderen Stellen des Textes gewünscht. Dadurch würde dein Text noch intensiver und atmosphärischer werden, denke ich. Z.B. das Bild der reißenden Scheibe am Ende. Das ist wieder ein starkes Bild, bei dem wir verstehen, was gemeint ist. Das ist schmerzhaft zu lesen (im besten Sinne). Dagegen wirkt dieser Teil:

Er mochte Kinder, nicht nur weil er sein Geld mit ihnen verdiente. Sie waren unverbraucht, ihre Begeisterung und ihr Zurücklächeln berührten ihn.

behauptender, "schaler". Wobei er nicht schal wirkt! :D Möchte ich noch mal sagen. Er ist gut. Aber es bleibt eine Behauptung. Würden wir anstelle dessen eine Szene sehen, wie Fredy seinen Enkel hochhebt und durchs Haar fährt, oder wie er ein Kind von seinem Fahrerhaus aus begrüßt und man das, was du im Zitat beschrieben hast, sieht, wäre das für mich noch intensiveres Lesen. Aber wie gesagt: hohe Messlatte!

Eine tolle Flash Fiction. Mir hat sie wirklich gefallen.

Beste Grüße
zigga

 

Guten Morgen @Katta,

lieben Dank fürs nochmal vorbeischauen.

Am Ende hatte ich übrigens auch Probleme, das mit der Scheibe zu verstehen.
Da bin ich mir ganz unschlüssig, ob ich da etwas ändern soll. Ich werde auf jeden Fall noch einmal darüber nachdenken.

Ich wünsche dir ein schönes Adventswochenende.
Liebe Grüße CoK

Hallo @zigga,

es hat mich riesig gefreut, dass dir meine Geschichte gefallen hat.

für mich hätte auch ein anderes Bild, das die "alten Zeiten" personifiziert oder für Fredy zeigt, funktioniert. Gottschalk ist - hohe Messlatte! - in den letzten Wochen auch ein wenig abgenutzt für dieses Bild.
Es ist Zeitgeschichte, denn genau dieses Plakat hängt seit einiger Zeit in allen Filialen eines Hörgeräteherstellers.
Dagegen wirkt dieser Teil:
Er mochte Kinder, nicht nur weil er sein Geld mit ihnen verdiente. Sie waren unverbraucht, ihre Begeisterung und ihr Zurücklächeln berührten ihn.
behauptender, "schaler". Wobei er nicht schal
Ich habe es jetzt mal geändert. Ich weiß nicht ob es so besser ist.

Vielen Dank für deinen Kommentar.
Ich wünsche dir ein schönes Adventswochenende.
Liebe Grüße CoK

 

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