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Den Vater den ich hatte habe

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19.04.2007
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Den Vater den ich hatte habe

Ich weiss nicht mehr all zu viel über Dich und doch scheinst Du einen Rieseneinfluss auf mein Leben zu haben. Warum? Ich kann es Dir nicht sagen, vielleicht weil Du nicht mehr für mich da sein konntest, wo ich dich doch so gebraucht hätte und immer noch brauche. Weißt Du, vor kurzem war ich auf dem Friedhof, keine Ahnung warum ich da hin wollte, aber wo sonst soll ich dich besuchen? Ich stand da vor diesem Grab, diesem schmucklosen Grab, das nicht einmal einen Stein hat oder Blumenschmuck. Unkraut, überall Unkraut, was war ich sauer, also habe ich angefangen den Löwenzahn auszureissen. In die Wut mischte sich Trauer und schon bekam ich einen Kloß im Hals, die Tränen waren nicht mehr zurückzuhalten. Das hast Du nicht verdient!!!
Was habe ich als Kind deine Nähe geliebt, wenn ich die Augen schließe, kann ich mir fast vorstellen wie Du riechst. Ich weiss, ich war immer das Papakind, doch hat das nicht auf Gegenseitigkeit beruht? Wen hast Du denn immer mitgenommen, wenn Du Samstags auf dem Fußballplatz warst oder in der Kneipe? Ein paar Besuche an deiner Arbeitsstelle, vielleicht auch noch ein gemeinsames Abendessen und dein Fahrrad, an viel mehr kann ich mich nicht mehr erinnern, ich war doch erst acht, als Du gestorben bist.
Den Tag, an dem alles losging habe ich allerdings nie vergessen. Du bist morgens aufgewacht und hattest Bauchschmerzen, furchtbare Bauchschmerzen, zum Arzt wolltest Du nicht, typisch. Selbst als Inge einen Krankenwagen gerufen hat, hast Du dich geweigert. Abends wurden die Schmerzen so schlimm, dass Du doch ins Krankenhaus gegangen bist, mit Krankenwagen und Notarzt. Zurück blieben nur ein paar verstörte Kinder, die nicht wussten was los ist. Das letzte was Du zu deiner Frau gesagt hast war: Ich will nicht aufgeschnitten werden. Wusstest Du was kommt? Du solltest nie mehr erwachen. Sieben Wochen künstliches Koma, sieben Operationen, Wochen des Bangens und Hoffens. Eine Mutter hatten wir in den Wochen kaum mehr, denn sie war ständig bei Dir. Du hast mir so verdammt gefehlt, aber zu Dir wollten sie mich nicht lassen, ich war schließlich nur ein Kind. Nachdem ich nur noch Theater gemacht habe, hat der Kinderarzt ein paar Hebel bewegt und ich durfte auf die Intensivstation zu meinem Papa.
Ein paar Tage später war es soweit, Mama, meine Tante und ich gingen ins Krankenhaus um dich zu sehen. Gruselig so eine Intensivstation, aber schließlich wollte ich zu Dir. Wir gingen einen langen Gang entlang, überall nur piepsen, komische Geräte, aber keine Patienten. An deinem Zimmer angekommen sah ich aus der Ferne nur ein Bett, mit einem dünnen ausgemergelten Mann, Schläuche, Spritzen, Automaten. Wo warst DU? Ich sollte hinein gehen zu meinem Vater, aber er war nicht da. Dieses Etwas was dort im Zimmer lag warst nicht Du. Ich bin an diesem Tag nicht in dieses Zimmer gegangen, meine letzte Chance dich lebend zu sehen.
Ein paar Tage später kam ich aus der Schule und es hieß Du bist gestorben, friedlich eingeschlafen. Verstanden habe ich das alles nicht und erklärt hat es mir eigentlich auch niemand. So kam es, dass ich den ersten toten Menschen in meinem jungen Leben zu sehen bekam. Dich! Kein schöner Anblick, aber auch nicht wirklich mein Vater, den ich da sah. Irgendwie habe ich das alles nicht verstanden und habe einfach versucht Alltag zu leben. Weinen konnte ich damals nicht, ich habe es einfach nicht verstanden, weißt Du.
Immer wieder habe ich die Frage gestellt bekommen, ob ich das verarbeitet habe, aber ich habe keine Antwort darauf, wann hat man denn etwas verarbeitet? Wenn man nicht mehr dran denkt? Wie kann man aufhören an den wichtigsten Menschen in seinem Leben zu denken? Dann habe ich es wohl noch nicht verarbeitet.
Niemand hat mir erklärt, was es heißt erwachsen zu werden oder wie man sich rasiert. Was ist wichtig im Leben? Was war Dir wichtig? Welche Werte hast Du gelebt? Wie bist Du aufgewachsen, wie war dein viel zu kurzes Leben? Dinge die ich wohl nie erfahren werde. Zurück bleibt der achtjährige Junge in mir, der sich nur noch einmal wünscht mit Dir sprechen zu können. So viele Fragen die ich noch stellen möchte, so viele Dinge, die es noch zu erfahren gibt. Inzwischen bist Du über zwanzig Jahre tot und doch fehlst Du mir so sehr. Ich werde wohl damit Leben müssen, aber verstehen werde ich es nie. Papa, ich liebe Dich!!!

 

Hallo thomas1678,

und herzlich willkommen hier.
Leider vergisst du, vor lauter fragender Anklage die Geschichte zu erzählen, die uns den Vater oder das Ich näherbringen würde.
Erinnerungsfetzen, der Vater war an irgendetwas erkrankt, das sieben Operationen bedurfte, und wenn der Text nicht so wirken würde, als hätte hier nur jemand seine eigenen Fragen aufgeschrieben, würde ich schreiben, da wird es schon unglaubwürdig.
Es gibt also Handlung, abgehakte Stationen, aber letztlich fehlt das, was ein eigenes Erlebnis für mich zur Geschichte macht. Der Transport dorthin, wo es auch für Leser interessant wird, für die diese Rede oder dieser Brief nicht bestimmt ist. Das, was es von einem Brief zum Stilmittel eines Briefs macht, nämlich die literarische Bearbeitung anstelle der psychotherapeutischen Schreibverarbeitung.
Die könte zum Beispiel entstehen, wenn der Mangel an Vater für das gegenwärtige Leben nciht nur behauptet, sondern gezeigt würde. Wo drückt er sich aus? In der Karriere, in der Lebensplanung, in der Partnerschaft, gegenüber den eigenen Kindern? Die könnte auch entstehen, wenn der Alltag, den der Prot weiterleben wollte, geschildert würde. Und wenn die sieben Wochen zwischen Bangen und Hoffen geschildert und das Theater, das das Kind gemacht hat, gezeigt werden würde.
So kratzt der Text leider nur an der Oberfläche, so tief er den Autoren auch berühren mag. Die Gefühle kommen nicht in der Form an, dass sie in mir als Leser entstehen.

Lieben Gruß, sim

 

Also ich sehe darin nicht so sehr fragende Anklage, sondern eher unverarbeitete Trauer, und als solches ist der Text O.K. und bei mir kommen die Gefühle an.

Doch bitte, lieber Thomas1678 - nicht in so einer Wurst schreiben, das ist äußerst Lev-Augen-schädigend.

LG
Lev

 

Hallo Thomas

Kann mich eigentlich im großen und ganzen sim anschließen.
Die Gefühle die du schilderst sind ein Mischmasch aus allem und doch nix. Ich erkenne da keine wirkliche Trauer, Wut oder Sonstiges. Da ist zu viel erzählt.
Ich muss jetzt den Spruch bringen: Show, don't tell. Weil bei deiner Geschichte du genau das Gegenteil machst.

Ich weiss nicht mehr all zu viel über Dich und doch scheinst Du einen Rieseneinfluss auf mein Leben zu haben.
Auch in Briefen wird Du klein geschrieben. Shit, ich hab das auch bei eins meiner Geschichten und jetzt merke ich, wie störend das ist. :hmm:
Ich kann es Dir nicht sagen, vielleicht weil Du nicht mehr für mich da sein konntest, wo ich dich doch so gebraucht hätte und immer noch brauche.
Du ziehst das nicht durch.
Ich kann es Dir nicht sagen, vielleicht weil Du nicht mehr für mich da sein konntest, wo ich dich doch so gebraucht hätte und immer noch brauche.
Warum braucht er seinen Vater? Er ist zwanzig Jahre ohne ihn ausgekommen, ob gut oder schlecht, weiß der Leser nicht. Aber mittlerweile ist er 28 und er hat es bis JETZT auch ohne ihn geschafft. Ja, sicher braucht jedes KInd eine Vaterrolle in seinem Leben, aber das wird hier nicht gezeigt. Die Frage, warum ER, dein Prot, seinen Vater braucht, wird nicht beantwortet. Am Ende erwähnst du etwas von Rasieren und so etwas. Da hättest du eine schöne Szene rausmachen können. Wenn er sich beim Rasieren geschnitten hätte, oder wenn er die Väter seiner Freunde beobachten konnte, wie sie ihren Söhnen das Autofahren beigebracht haben.
Vllt wäre das etwas für die Umsetzung. Dass du immer ein zwei Szenen aus der Kindheit, aus der Jugend und aus seinem Erwachsenenleben rauspickst und schilderst, wie sehr er einen Vater braucht. Oder du zeigst die Folgen, die bei ihm auftreten, da er keine Vaterfigur hatte, an den er sich orientieren konnte. Da wird dir sicher was einfallen.
Weißt Du, vor kurzem war ich auf dem Friedhof, keine Ahnung warum ich da hin wollte, aber wo sonst soll ich dich besuchen?
Lass das Ganze mal auf dem Friedhof spielen. Lass ihn auch mal mit seinem Vater direkt reden.
Ich stand da vor diesem Grab, diesem schmucklosen Grab, das nicht einmal einen Stein hat oder Blumenschmuck
Verstehe ich nich ganz. Warum wird sein Grab nicht mehr gepflegt?
Unkraut, überall Unkraut, was war ich sauer, also habe ich angefangen den Löwenzahn auszureissen.
Umgangsprache. Dieses Was war ich ... hast du öfters drin. Schau mal nach und beseitige es.
In die Wut mischte sich Trauer und schon bekam ich einen Kloß im Hals, die Tränen waren nicht mehr zurückzuhalten. Das hast Du nicht verdient!!!
Was hat er nicht verdient? Seine Trauer? Wenn ja, warum?
Wenn nein, dann hat er den Tod nicht verdient? Dann erwähn das bitte oder streich den Satz. Und wenn du schon dabei bist, dann streich auch zwei Ausrufezeichen.
Was habe ich als Kind deine Nähe geliebt, wenn ich die Augen schließe, kann ich mir fast vorstellen wie Du riechst.
Mag ja sein, dass der Prot es weiß, ICH weiß es aber nicht. Und ich soll mich doch als Leserin in seine Lage versetzen können. Und das schaffst du, in dem du uns deine Figuren näher bringst. Du könntest beschreiben, wie der Vater für deinen Prot roch. So wie der Satz da steht, ist es nur eine Phrase, die in jeder Geschichte vorkommen könnte. Nichts weltbewegendes, genau wie deine Geschichte.
Selbst als Inge einen Krankenwagen gerufen hat, hast Du dich geweigert
Wer ist bitteschön Inge?
Das letzte was Du zu deiner Frau gesagt hast war:
Oder auch Mama. :-/
So kam es, dass ich den ersten toten Menschen in meinem jungen Leben zu sehen bekam. Dich!
Das ist dem Leser schon klar. Unnötige Informationen braucht er nicht.

I hör jet auf damit. Den Rest findest du selber.

Cu
:joblack87:

 

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