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Der alte Mann und die Katze

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26.09.2009
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Der alte Mann und die Katze

Der alte Mann und die Katze

Der alte Mann wurde von einem Specht geweckt, der in einem Baum neben seinem Haus saß.
Gut hatte er geschlafen, von seinem Rückenleiden spürte er heute morgen nichts.
Langsam stieg er aus seinem kuscheligen Bett, schritt an das Fenster und sah hinaus. Noch war der Himmel nicht ganz klar. Ein kühler Spätsommermorgen. Was würde der Tag wohl für ihn bereit halten?
Wie jeden morgen kochte er sich zuerst in der Küche einen Kaffee. Nur eine ganz bestimmte Sorte schmeckte ihm. Er kaufte sie immer in einer kleinen Rösterei.
'Hmm... lecker' dachte er, als der Duft des frisch gebrühten Kaffees langsam den Raum füllte.
Er nahm sich eine Tasse aus dem Schrank. Nicht irgendeine, seine Lieblingstasse. Mit einem Leuchtturm darauf. Er hatte diese Tasse in einem Urlaub an der Nordsee gekauft, damals noch, als seine Frau noch lebte.
Sie erinnerte ihn an sie, und das war gut so.
Zwei Löffel Zucker, ein kleiner Schuss Milch, so mußte sein Kaffee sein. Sein Arzt hatte ihm empfohlen keinen Kaffee mehr zu trinken, wäre für sein Herz nicht gut. Aber er ließ sich das nicht nehmen.
Er zog sich einen Mantel über und betrat seine kleine Terrasse.
Hier neben dem Haus in seinem kleinen Garten saß er immer, wenn es das Wetter zuließ. Selbst im Winter. Jeden Morgen wieder.
Genüsslich trank er seinen Kaffee, während er auf dem Stuhl saß und die Blicke durch die Bäume streifen ließ.
Ein Eichhörnchen flitzte einen Baum hinunter. In einem anderen saßen 2 Tauben nebeneinander und blickten in die Ferne.
Welch Ruhe, welch schöner Anblick in die Natur.
Bis vor wenigen Jahren konnte er dies noch gemeinsam mit seiner Frau genießen. Jetzt war er allein, kannte kaum jemanden.
Doch wenn er hier saß und die Natur beobachten konnte... dann war er glücklich. Sein Leben war sehr erfüllt gewesen. Viel hatte er erlebt, allein, aber auch mit seiner Frau, die er erst spät kennen gelernt hatte.
Kinder gab es keine. Er hatte die Welt gesehen, viele Länder bereist, beruflich viel erreicht und die wahre Liebe gefunden. Lange Zeit hatte er nicht mehr daran geglaubt, noch so schöne Jahre erleben zu dürfen.
Die beiden Tauben saßen immer noch nebeneinander im Baum, turtelten miteinander.
Das Eichhörnchen war weiter gelaufen. Wahrscheinlich war es mittlerweile im Garten des Nachbarn. Da tauchte eine Katze auf, lief langsam an ihm vorbei.
Plötzlich blieb sie sitzen. Er sah sie an. Eine graue Katze, sehr elegant und gut gepflegt. Da stand die Katze wieder auf, drehte sich um, lief einige Schritte auf ihn zu und setzte sich wieder vor ihn hin.
Ihre Augen funkelten und er lächelte sie an.
"Hallo du süße kleine Katze, wie heißt du denn?" fragte er sie.
Mit einem "Miau" antwortete sie ihm und sah ihn weiter an.
"Du heißt bestimmt Celine, eine so schöne und elegante Katze kann nur einen ganz besonders schönen Namen haben."
Die Katze schritt näher zu ihm heran, mit einem Satz sprang sie auf seinen Schoss und kuschelte sich zu ihm, sah ihn aber die ganze Zeit dabei an?
Ein besonderes Wohlgefühl trat in dem alten Mann auf, als er das Schnurren hörte und die Wärme der Katze spürte.
"Willst du mich mitnehmen?" fragte er die Katze. "Ich wäre bereit zu gehen, ich habe alles gesehen, alles erlebt was ich jemals wollte."
Der alte Mann umschloss die mittlerweile leer getrunkene Tasse fest mit seiner Hand.
Langsam schloss er die Augen, legte den Kopf nach hinten an die Stuhllehne. Mit einem Lächeln im Gesicht schlief er langsam ein. Die Tasse noch immer fest in der Hand. Die Katze lag bei ihm und sah ihn immer noch an.
"Danke", sagte er mit letzten Kräften.

 

Hallo steffenhb,

herzlich willkommen hier!

Deine Geschichte über einen alten Mann, der, seines einsamen Lebens überdrüssig geworden, bereit ist zu sterben, gefällt mir. Auch deine Idee mit der Katze als Begleiterin in die jenseitige Welt finde ich gut.
Allerdings sind für mich die Gründe zu dieser Bereitschaft nicht deutlich genug dargestellt.
Du solltest die Beweggründe des alten Mannes stärker herausstellen, den Verlust an Lebensqualität konsequenter aufzeigen.
Dazu ein paar Vorschläge:

'Hmm... lecker' dachte er, als der Duft des frisch gebrühten Kaffees langsam den Raum füllte.
Er nahm sich eine Tasse aus dem Schrank. Nicht irgendeine, seine Lieblingstasse. Mit einem Leuchtturm darauf. Er hatte diese Tasse in einem Urlaub an der Nordsee gekauft, damals noch, als seine Frau noch lebte.
Das Fette klingt zu positiv, kann raus.
Als der Duft des frisch gebrühten Kaffees langsam den Raum füllte, nahm er eine Tasse aus dem Schrank. Oder so ähnlich.
Warum hat er sich die Tasse selbst gekauft? Wenn seine Frau die Tasse für ihn gekauft hätte, hätte dieses Erinnerungsstück doch viel mehr Bedeutung.
+++
Genüsslich trank er seinen Kaffee, während er auf dem Stuhl saß und die Blicke durch die Bäume streifen ließ.
Gedankenverloren, oder irgendwas in der Richtung, würde besser passen.
+++
Ein Eichhörnchen flitzte einen Baum hinunter. In einem anderen saßen 2 Tauben nebeneinander und blickten in die Ferne.
Welch Ruhe, welch schöner Anblick in die Natur.
Bis vor wenigen Jahren konnte er dies noch gemeinsam mit seiner Frau genießen. Jetzt war er allein, kannte kaum jemanden.
Kann raus. Der Einschub "Welch Ruhe..." der stört. Stattdessen würde ich mit ein oder zwei weiteren Betrachtungen das Bild der ruhigen und schönen Natur abrunden.
"... kannte kaum jemanden." könntest du auch konkreter darstellen. Vielleicht ist ja gestern sein letzter Freund (aus Schultagen) verstorben.
+++
Doch wenn er hier saß und die Natur beobachten konnte... dann war er glücklich. Sein Leben war sehr erfüllt gewesen. Viel hatte er erlebt, allein, aber auch mit seiner Frau, die er erst spät kennen gelernt hatte.
Kinder gab es keine. Er hatte die Welt gesehen, viele Länder bereist, beruflich viel erreicht und die wahre Liebe gefunden. Lange Zeit hatte er nicht mehr daran geglaubt, noch so schöne Jahre erleben zu dürfen.
Ich verstehe, du willst hier einen Mann zeigen, der am Ende glücklich und zufrieden den letzten Weg antritt. Da er aber zu diesem Weg bereit ist, ohne zwingenden Grund von außen, wie z.B. Krankheit, glaube ich nicht, das er in diesem Moment einfach nur glücklich ist. Glück existiert nur noch in seinen Erinnerungen. Er sieht keine Möglichkeit mehr, solche Glücksmomente je wieder (in der Gegenwart) zu erleben. Das ist der Schatten, der auf seiner Zukunft liegt. Das solltest du deutlich machen.
"Allein" würd ich rausnehmen. Wenn er früher viel alleine gereist ist, warum nicht auch in Zukunft; Geld und Gesundheit dafür hat er ja.
+++
"Willst du mich mitnehmen?" fragte er die Katze. "Ich wäre bereit zu gehen, ich habe alles gesehen, alles erlebt was ich jemals wollte."
Das allein ist nicht überzeugend. Ich würde ihm diese (oder eine andere) "Erklärung" nicht in den Mund legen. Die Erklärung sollte sich für den Leser aus dem vorherstehenden Text ergeben. Er hat ein glückliches Leben gehabt, aber ausschlaggebend ist die momentane und zukünftige Einsamkeit.
Dazu passt ja schon sehr gut folgendes:
Wie jeden morgen kochte er sich zuerst in der Küche einen Kaffee. Nur eine ganz bestimmte Sorte schmeckte ihm. Er kaufte sie immer in einer kleinen Rösterei.
Ihm bleibt nichts weiter als Monotonie.
+++

Gruß

Asterix

 

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