Was ist neu

Der Antrag

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24.08.2005
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Der Antrag

An diesem Abend kam Tabea müde nach Hause. Der Tag dämmerte schon der Nacht entgegen. Die Arbeit war heute besonders anstrengend gewesen. Angespannt schloss sie die Haustür auf, ein Blick in den Briefkasten hatte sie überzeugt, dass Vincent schon zu Hause war.
„Hoffentlich ist er am Arbeiten“, schoss es ihr durch den Kopf. Doch dann bedauerte sie den Gedanken sofort. Was sie jetzt brauchte, waren ein paar Zärtlichkeiten und ein Ohr, das ihr zuhörte.
Sie stieg die Stufen im Halbdunkel zu ihrer Wohnung hinauf. Am Treppenabsatz blieb sie einen Moment stehen, um sich zu sammeln. Ihr Blick fiel auf die geschlossene Wohnungstür. Ein großes rotes Herz klebte daran. In silbernen Lettern leuchteten Buchstaben darauf, die sie wegen des Dämmerlichts nicht lesen konnte. Ihre Hand tastete nach dem Lichtschalter. Dann flammte das Treppenhauslicht auf und sie konnte die Worte auf dem Herz lesen.
„Folge den Rosen“, stand darauf.
Neugierig schloss sie die Wohnungstür auf. Vor ihr lag der Flur in das Licht unzähliger Kerzen getaucht. Auf dem Parkettboden führte eine Spur aus Rosenblättern zum Badezimmer.
„Vincent?“
Als Antwort begann leise „ Lady in Red“ von Chris de Burgh zu spielen, doch aus welchem Raum die Musik kam, konnte sie nicht sagen.
Tabea hängte ihre Jacke an die Garderobe und folgte den Rosenblättern. Auch an der Badezimmertür hing ein großes rotes Herz.
„Entspann Dich ein bisschen, mein Schatz“, stand in großen silbernen Buchstaben darauf.
Sie öffnete die Badezimmertür. Wie der Flur war das Bad von Kerzen beleuchtet. Ein Duftstäbchen auf der Fensterbank verbreitete einen angenehmen Geruch, wonach konnte Tabea nicht sagen. Die Badewanne war mit Wasser gefüllt und darauf stand dichter, weißer Badeschaum. Ein Handtuch, ihre Hausschuhe und ihr großer blauer Bademantel lagen neben der Wanne bereit. Auf dem Wannenrand stand ein Glas Weißwein. Tabea lächelte. Sie schloss die Tür hinter sich und zog sich aus. Seufzend glitt sie in die Wanne. Das Wasser war genau richtig, nicht zu warm und nicht zu kalt. Sie seufzte nochmal und trank einen Schluck Weißwein. Langsam begannen die Sorgen des Tages von ihr abzufallen.
Eine Weile später, sie konnte unmöglich sagen, wie viel Zeit derweil vergangen war, klopfte es leise an die Badezimmertür.
„Komm rein“, sagte Tabea leise. Doch die Tür blieb geschlossen. Ein weiteres rotes Herz wurde unter der Tür hindurch geschoben.
„Massage?“, fragte es.
„Bitte“, rief Tabea und versuchte dabei noch verspannter zu klingen, als sie schon war.
Leise öffnete sich die Tür und Vincent stand darin. Er trug denselben blauen Bademantel, der für sie bereit lag, natürlich ein paar Nummern größer. Seine Augen funkelten und auf seinem Gesicht lag ein kleines Lächeln.
Genauso leise, wie er sie geöffnet hatte, schloss er die Badetür wieder hinter sich.
Langsam kniete er sich neben ihr hin und begann sie sanft zu massieren.
„Wie war dein Tag, mein Schatz?“, fragte er leise.
„Bis eben ziemlich beschissen“, sagte Tabea. Sie musste kichern, eben hatte sie sich noch gewünscht, dass er am Schreiben sein würde. Gott sei Dank war er es nicht.
Eine Weile massierte er sie schweigend und allmählich begannen sich ihre Verspannungen zu lösen. Plötzlich hörte er auf und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Nicht aufhören“, sagte Tabea schläfrig.
„Ich muss“, sagte Vincent. „Bleib ruhig noch ein paar Minuten in der Wanne, aber nicht zu lange, ja?“
„Okay“, sagte sie und das hätte sie auch gesagt, wenn er sie aufgefordert hätte, aus dem Fenster zu springen. Gut, dass er nur wollte, dass sie noch etwas länger in der Wanne blieb. In diesem Moment war sie nur noch Wachs in seinen Händen.
Leise verließ Vincent das Badezimmer. Tabea blieb noch einen Moment in der Wanne liegen, doch sie wollte wissen, was sie als nächstes erwartete. Schnell schnappte sie sich ihr Handtuch und rubbelte sich trocken. Mit einer raschen Bewegung schlüpfte sie in ihren kuschelweichen Bademantel.
‚Ist der neu? Nein, mit Perwoll gewaschen’, schoss es ihr durch den Kopf. Albern grinsend schlüpfte sie in ihre Hausschuhe. Bevor sie die Badezimmertür öffnete, wisch das Grinsen einem erwartungsvollen Gesichtausdruck. Die Rosenspur führte jetzt ins Wohnzimmer. Langsam folgte sie ihr.
Der Wohnzimmertisch war mit einem weißen Tischtuch gedeckt. In der Mitte stand ein silberner dreiarmiger Kerzenleuchter und spendete warmes Licht. Zwei Gläser Wein standen neben zwei Tellern mit Salat. Die größeren Teller darunter verrieten ihr, dass der Salat nur die Vorspeise war. Sie wurde von hinten sanft in den Arm genommen und auf den Hals geküsst. Ihr ganzer Körper wurde von einem starken Kribbeln erfasst. Einen Augenblick erschien es ihr, als müsste sie vor Liebe platzen.
„Setz dich, mein Schatz“, sagte Vincent und ging an ihr vorbei. Im Vorbeigehen, ergriff er ihre Hand und führte sie zu ihrem Platz. Mit einer langsamen Bewegung zog er ihren Stuhl zurück und ließ sie sich setzen. Dann nahm er ihr gegenüber Platz.
„Lass es dir schmecken“, sagte er. Tabea griff zu ihrer Gabel.
„Du dir auch“, sagte sie und räusperte sich, weil ihre Stimme ganz heiser war.
„Wie war dein Tag“, fragte Vincent zwischen zwei Gabeln Salat.
„Reden wir nicht davon“, sagte sie. „Es würde mir nur alles verderben.“
„So schlimm?“
„Schlimmer“, sagte sie und fügte dann fester hinzu: „Aber das ist jetzt ohne Bedeutung.“
Er lächelte.
„Dafür mache ich das hier ja“, sagte er und zwinkerte fröhlich. „Und das Risiko ist enorm. Unsere Wohnung könnte jederzeit in Flammen aufgehen.“
Tabea lachte.
„Jetzt mal aber ma nicht den Teufel an die Wand. Wie war dein Tag?“
„Nett, ich hatte Zeitausgleich.“
Jetzt dämmerte es ihr, wie er das alles geschaffen hatte.
„Und trotzdem bist du heute morgen so früh aufgestanden?“
„Du durftest doch nichts merken“, sagte Vincent lächelnd.
„Es wäre ja alles aufgeflogen“, fügte er im Verschwörerton hinzu.
Tabea lächelte.
„Darf ich abräumen, gnädige Frau“, sagte er und verschwand, ohne eine Antwort abzuwarten, mit den leeren Tellern in die Küche. Einen Moment hörte sie ihn in der Küche werkeln, dann kam er mit zwei dampfenden Tellern zurück.
„Nicht besonderes“, sagte er entschuldigend. „Ist nur Zucchini-Gemüse-Auflauf, alles andere hätte ich nicht solange alleine lassen können.“
Tabea betrachtete das köstlich duftende Essen auf ihrem Teller und fand schon, dass es etwas Besonderes war.
Gemeinsam begannen sie zu essen. Dabei sprachen sie über die Alltäglichkeiten ihres kleinen gemeinsamen Lebens. Als sie fertig waren, sagte Vincent:
„Warte einen Moment hier und dann folge mir.“ Er verließ mit den leeren Tellern das Wohnzimmer.
Tabea wartete einen Augenblick ungeduldig und wollte aufstehen. Dann überlegte sie es sich doch anderes, sie wollte Vincent seine Planung nicht verderben. Also setzte sie sich wieder hin. Sie zwang sich, in Ruhe ihr Weinglas auszutrinken. Als sie wieder aufstand, kreiselte es in ihrem Kopf angenehm.
Sie trat in den Flur. Die Rosenblätter waren verschwunden. An ihrer Stelle lagen kleine rote Herzen, die zusammen eine Spur ergaben, die zum Schlafzimmer führte. Auf jedem dieser Herzen stand nur ein Wort. Neugierig folgte Tabea dieser neuen Spur.
„Willst“
„Du“
„mit“
„mir“
„den“
„Bund“
„der“
„Ehe“
„eingehen?“
Mit dem letzten Herz war sie neben dem Bett angekommen. Wie der Rest der Wohnung war auch das Schlafzimmer in Kerzenlicht getaucht. Vincent lag seitlich auf dem Bett und sah sie lächelnd an. Tabea lächelte zurück, dann warf sie sich förmlich auf ihn. Sie schauten sich tief in die Augen.
„Gib mir einen Moment Bedenkzeit“, sagte sie lächelnd, dann küsste sie ihn sanft. Einen Moment vergaßen sie beide die Zeit, dann löste sich Tabea von Vincents Lippen.
„Ja, ich will, mein Schatz.“
Vincent zog sie wieder zu sich und küsste sie zärtlich. Tabea wurde von ihrem Verlangen mitgerissen. Sie spürte die Leere an einer ganz besonderen Stelle ihres Körpers, aber sie wusste, was sie tun musste, damit er diese Leere in ihr füllen würde.

 

Hallo Klemens,

tja, wie fängt man da am besten an...
Leider trieft deine Geschiche vor Kitsch und Klichees

Lady in Red
„Folge den Rosen“

um nur zwei zu nennen. Im Prinzip löst in deiner Geschichte ein Klichee das nächste ab. Mir fehlt das Originelle. Eigentlich habe ich nur weitergelesen, weil ich auf eine Poente oder irgendeine originelle Wendung gehofft habe, leider vergeblich.
Der Stil finde ich eigentlich ganz in Ordnung, teilweise aber viel zu schwulstig. Na gut, das ist vermutlich Geschmacksache.

Die Geschichte erinnert mich übrigens sehr stark an Nicholas Sparks "Ein Tag wie ein Leben", der Hochzeitstag der beiden Protagonisten verläuft fast identisch wie in dieser Geschichte. Na gut, aber das liegt wohl daran, dass die gesamte Szene ein absolutes Klichee ist.


Jetzt mal aber ma nicht den Teufel an die Wand

Besser fände ich: Mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand.

Jetzt dämmerte es ihr, wie er das alles geschaffen hatte.

Klingt erwas ungeschickt. Vielleicht so oder ähnlich: Jetzt dämmerte ihr, wie er das alles hatte schaffen können.

Gut gefällt mir der leichte Humor, den du gelegentlich mit unterbingst.
Man kann sich ganz gut in die Prot hineinversetzten, obwohl ich eines nicht ganz nachvollziehen konnte: Zuerst wünscht sie sich er würde noch arbeiten, und im nächsten Moment sehnt sie sich nach seiner Nähe?

Sorry, denk jetzt bitte nicht, dass ich deine Story total schrecklich fand. Hatte sogar einen gewissen Spaß daran sie zu lesen. Ein originelles Ende würde allerdings nicht schaden und diese Geschichte vielleicht nicht ganz so nach Hausfrauenroman aussehen lassen ;-)

lg

 

Hallo Klemens,

leider fand ich deine Geschichte auch sehr voll von Klischees. Die letzte Spannung nimmst du auch noch dadurch raus, dass deine Geschichte "Der Antrag" heißt - da ist ja im ersten Moment klar, worauf das alles hinausläuft.
Unlogisch fand ich, dass deine Prot. nicht riecht, dass ihr Freund gekocht hat. In diesem Moment müsste sie sich ja bereits irgendetwas denken.

Gut fand ich deinen flüssigen Stil und dass man sich relativ gut in die Protagonistin hineinversetzen konnte.

Insgesamt recht nett zu lesen, allerdings wird von dieser Geschichte bei mir nichts hängenbleiben.

LG
Bella

 

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