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Der Ast

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06.08.2005
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Der Ast

Von einem Baum mit wenig mehr als einem Dutzend Ringen
brach ab ein Ast. Von dem ist nun zu singen!

Der Ast war nicht etwa von einer Kinderhand herabgebrochen, oder von einer Axt abgeschlagen, oder vom Sturmwind abgerissen worden. Langsam, Stück für Stück, mit bisweilen monatelangen Pausen dazwischen war er an der Stelle wo er dem Baum entsprang immer mürber geworden, bis er eines Tages einfach abbrach. Eine kurze Zeit blieb er noch in dem ihn umgebenden Geäst hängen, bis der Wind des Schicksal ihn befreite. Ich weiß nicht, ob zum guten oder zum schlechten. Es war schon häufiger vorgekommen, dass ein Ast abbrach und es war jedesmal ein anderer Ast nachgewachsen. Doch diesesmal nicht. Der Baum war noch nicht sehr hoch und je mehr der Ast das Blättergewirr seiner Heimat verließ, desto mehr glitt er in das Wasser des Ozeans, das die Wurzeln des Baumes umspülte, ohne ihnen je den Halt nehmen zu können. Es machte kaum ein Geräusch, als der Ast den Baum vollends verließ, und sich der Weite des Ozeans hingab.
Anfangs war alles ganz Abenteuer. Diese entlose Weite, die sich in beinahe jeder Richtung fort von dem kümmerlichen Gewächs erstreckte, war atemberaubend. Dennoch wirkte selbst die Weite noch weit entfernt, denn es trennten den Ast noch die kräftigen Wogen der Brandung von seinem Ziel, dem anderen Ende des Ozeans, das aber noch nicht im entferntesten in Sicht war. So trieb der Ast fröhlich auf den Wellen hin und her, wurde vielleicht einige Male ans Ufer gespült, blieb dort jedoch nie lange und trieb statt dessen weiter in jenem seichtesten Teil des Ozeans.
"Ich fürchte mich eigentlich nur vor der Langeweile.", sagte er einmal zu mir.
Es sollte noch seine Zeit dauern bis die Ebbe den Ast hinaus aufs offene Meer ziehen würde.
Bis jetzt war es kaum langweilig gewesen, doch gab es bisweilen beängstigende Momente.
Das Problem war nicht, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Ich glaube, er wusste nicht, was er denken sollte, wenn er nichts tat. Das jagte mir einen großen Schrecken ein.
Wenn eine Schnecke, oder ein großer, schwarzer Mistkäfer nicht wissen wohin sie gerade gehen, so ist das nicht weiter schlimm, denn das gehen allein genügt ja als Betätigung, worin der Zweck von allem liegt. Gedanken sind schnell, für sie gilt nicht, dass der Weg das Ziel sei, denn es gibt keinen Weg. Vielleicht gibt es ein Gedankenprodukt, dessen Konstruktion oder Erzeugung bereits eine ausreichende Beschäftigung ist. Beispielsweise eine Partei Schach, allein in Gedanken. Man wäre eine gute Weile von einer intensiven geistigen Tätigkeit in Beschlag genommen. Der letztendliche Sieg ist dabei dann etwa so belanglos, wie die Pointe eines Witzes, den man sich selbst erzählt. Doch wenn der Anfang das erste und der auf ihn folgende Weg das zweite Ziel ist, so muss jenes erste Ziel ersteinmal erreicht sein. Dabei ertappte sich der Ast, er konnte keinen Anfang finden, kein erstes Ziel. Doch nur kurze Zeit, dann hatte er einen Anfang, in dem er sich und sein Problem gewissermaßen beim Schwanz gepackt hatte. Er trieb an Land und als ich dort lag, fand ich ihn und er erzählte mir von seinem Dilemma.

 

Liebe Bella,
das geht an dich. Ich hoffe dir ging es anders, und du hattest genug Zeit, deine letzte Lektüre hinter dir zu lassen, um, sobald du wieder in deinem heimatlichen Glockenturm bist, ein neues, spannendes Kapitel anzufangen. Welches Buch es auch immer sei. Vielleicht kenne ich ja die Handlung.

gez. Fairyfriend

 
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Hallo Sheepd.

Von einem Baum mit wenig mehr als einem Duend Ringen
Dutzend
und sich der Weite des Oceans hingab.
Ozean
den es trennten des Ast noch die kräftigen Wogen der Brandung von seinem Ziel
den Ast

Mehr hab ich jetzt auch nicht gefunden, hab aber auch nen paar Bier intus...

Grüsse,

Subart

 

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