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Der Auszug

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21.02.2002
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Der Auszug

Das Radio spielte ein längst vergessenes Liebeslied und so hielt Kate inne, nachdem sie ihre Haare einshamponiert hatte. Der Schaum rann ihr langsam an den Schläfen entlang, doch sie schloss einfach nur die Augen und genoss das wohlig-warme Wasser und den Duft des Schaumbads. Sie war heute angekommen in ihrer neuen Wohnung und nach all dem Schleppen und Auspacken, hatte sie sich diese kleine Oase in dieser Wüste voll mit Pappkartons und Unrat verdient.

Kate hatte sich zuvor gepeelt und den Schmutz des Umzugstages mit einer natürlichen Seife abgewaschen, die ein wenig nach Zimt und Kakao roch. Sie fühlte sich unheimlich entspannt und sauber, wischte mit der Hand über ihrer linke Augenbraue ein paar Wassertropfen weg und summte den Song mit, während der Daumen der anderen Hand unter Wasser auf ihrem Bauch den Takt klopfte. Sie war schwerelos, gedankenlos, fühlte sich angekommen und so glücklich in diesem Moment, sie hätte ewig verharren können. Doch ein lautes Streitgespräch aus der Wohnung über ihrer, riss sie aus ihrer gelösten Stimmung.

Kate hörte eine Frauenstimme, die scheinbar aus dem Bad heraus rief. Der wiederum antwortete eine Männerstimme, die in das Bad hineinrief. Es folgten etliche Schritte, mal raus aus dem Bad, mal wieder hinein. Kate verfolgte sie zwar, wusste jedoch nicht, ob die Frau nun noch im Bad war, ihr Mann dazugekommen war, oder ob die Frau vielleicht nun außerhalb des Bades war oder doch er. Kate hatte in diesem Haus nie einen Nachbarn angetroffen und stellte sich ein im Leben stehendes Pärchen unter den vielleicht Streitenden vor.

Genervt beschloss Kate sich die Haare auszuspülen und setzte sich in Bewegung. Ihr Fuß quietschte auf dem Emaille der Wanne, dann hörte sie noch einen kreischenden Laut der nicht aus dem Wasser zu kommen schien. Kate war neugierig und schob sie mit den Beinen aus ihrer bequemen Lage nach oben. Langsam war ihr Hals nicht mehr unter Wasser, dann ihr Nacken, zuletzt guckten auch die Ohren und die Schultern wieder aus der trüben, dampfenden Brühe. Dann hörte sie erneut Schritte und vergaß darüber das Kreischen, denn diesmal hörte es sich an, als käme jemand in dieser Wohnung auf sie zu.

Nachdem der letzte Helfer gegangen war, hatte Kate einfach nur die Wohnungstür hinter sich geschlossen, hatte von dem Verladen eines riesigen Blumenkübels erzählt, sich dabei ausgezogen und war, während ihr Freund noch einige Kisten auspackte, in die Wanne gestiegen. Er hatte in der Wohnung das Einräumen und Aufbauen der Möbel koordiniert und war nicht auf den Transportern mitgefahren, so konnte er zwar noch vor Kate in die Wanne steigen, hatte aber tagsüber nicht viel vom Umzug mitbekommen, da er Bücher in Regale gestellt und leere Kisten in den Keller geräumt hatte. Nun stand die Badtür einen Spalt auf und Kate meinte auf der anderen Seite leise Schritte zu hören.

„Schatz, bist du das?“ rief sie, doch keine Antwort folgte. Das wird wieder von oben kommen, das Geräusch, dachte sie sich und suchte unter Wasser den Duschkopf. In diesem Gewirr aus Füßen und dem ewig langen Schlauch band sie sich fast ein Bein ab, hatte dann aber Erfolg und zog den Duschkopf samt unverknotetem Schlauch aus dem Wasser. Wieder hörte sie ein Geräusch.

„Schatz?“ fragte sie wieder, diesmal etwas unsicherer. Keine Antwort. Kate seufzte und schaltete die Dusche ein. Sie schob den Temperaturregler ein wenig nach links und nach rechts, während sie den Duschkopf zurück ins Wasser getunkt hatte. Als das Wasser angenehm warm zu sein schien, warf Kate ihren Kopf in den Nacken und massierte den Schaum aus ihrem langen Haar. So saß sie einige Zeit mit zusammengekniffenen Augen in einer anstrengenden Haltung. Die Knie hatte sie zwischen dem Wannenrand verkeilt und da aufrechte Sitzen vor der Wannenschräge strengte Kates müde Bauchmuskeln an.

Als der letzte Schaum beseitigt war, suchte Kate, immer noch blind, nach dem Duschregler und stellte bald das Wasser ab. Dann ließ sie den Duschkopf einfach neben sich ins Wasser gleiten und wischte sich die Augen. Sie strich die restlichen Haare zurück und zwinkerte.
Plötzlich, schrie sie! Kate sah vor sich ein Gesicht, jemand hatte sich über sie gebeugt! Sie strampelte kreischend mit den Beinen, hievte sich mit den Armen am Wannenrand nach oben. Waren die Schritte doch in ihrer Wohnung und nicht oben drüber, doch wo war ihr Freund und wer ist dieses unbekannte Gesicht? Kate kniff die Augen zusammen und wand sich, die Arme nun vor der Brust verschränkt, in der Wanne. Dann hörte sie ihren Freund, der beruhigend auf sie einzureden schien.

„Kate? Hallo, Kate? Was ist los, was hast du? Rede mit mir!“
Behutsam rüttelte die warme Männerhand an der völlig verschreckten jungen Frau. Kate öffnete die Augen und sah sich um. Was Wasser in der Wanne schwappte und über sie gebeugt war nur ihre Freund, der, mit großen Augen auf sie sah und dessen Lippen geöffnet waren, von einem Singsang aus beruhigenden Worten.
„Warum erschreckst du mich so, verdammt!“ fuhr Kate den besorgten Mann an.
„Das habe ich nicht, du hast geschrien und da bin ich gleich zu dir geeilt. Ich dachte sonst was, was mit dir sei!“

Kate glaubte ihm nicht. Sie atmete aus und redete sich selbst ein, sie hätte das Gesicht über sich nur geträumt, aber sie war doch gar nicht eingeschlafen, oder? Und war das vorhin ein Kreischen, das aus der Wohnung oben zu ihr drang? Kate erschauerte und hockte sich dann wortlos auf.

Während ihr Freund sie noch kurz beobachtete stieg sie aus der Wanne und er verließ stumm das Bad. Grübelnd trocknete sich Kate nun langsam ab, frottierte ihre Haare und kämmte sie mit einem groben Kamm. Dann band sie sich ein trockenes Handtuch um und wischte mit einem Tuch die winzigen Wassertropfen von dem großen Spiegel über dem Waschbecken. Sofort bildeten sich wieder undurchsichtige Flecken, doch Kate beachtete dies nicht weiter, nahm ein Wattepad und begann sich abzuschminken. Sorgfältig träufelte sie ein wenig Gesichtswasser auf die raue Fläche und guckte in den Spiegel. Sie schloss die Augen und fuhr mit dem erfrischend feuchten Pad über die Stellen, in denen die Wimperntusche auf die Haut abgefärbt hatte. Dann blinzelte sie und rückte näher an den milchigen Spiegel herran, um ihr Werk zu begutachten. Das linke Auge war soweit frei von Resten, am rechten wischte sie noch einen Krümel weg und dann fühlte Kate sich rundum rein.
Plötzlich sah sie im Spiegel hinter sich einen dunklen Schatten auftauchen. Dort wo der Spiegel noch immer beschlagen war. Über sich. Kate schrak herum und sah nur die weiße Tür. Verwirrt blickte sie nach rechts und links, dann wieder zurück in den Spiegel. Hinter sich sah sie nun auch im Spiegel die weiße Tür. Kopfschüttelnd, aber mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, griff sie zu Zahnbürste und Zahnpasta und machte sich fertig schlaffertig. Schläfrig putzte sie nicht mehr als zwei Minuten, dann spuckte sie den Schaum aus, wusch sich das Gesicht, blickte ein letztes Mal in den Spiegel und wandte sich dann zur Tür um.

Da war es wieder! Sekundenlang starrte sie in die Augen eines männlichen Gesichts, es sind starre Augen und das Gesicht sah fahl aus. Falten warfen Schatten auf die alte Stirn, mehr sah Kate nicht, sie kniff die Augen zusammen und hielt schützend ihre Hände vor ihr Gesicht - dann war der Spuk vorbei. Kate atmete hastig aus, löste den krallenden Griff von ihren Haaren, blickte sich wieder um und öffnete dann langsam die Tür. Der Flur lag dunkel vor Kate, Umzugskisten warfen Schatten auf das Parkett, doch hier war niemand. Kate ging weiter in Richtung Schlafzimmer und der Bewegungsmelder schaltete das Licht ein. Kate bildete sich ein, einen Schatten im Augenwinkel gesehen zu habe und schaute sich erneut um. Nichts. Die Tür war zu.

Kate fühlte sich übermüdet und hoffte, dass im Bett endlich Ruhe in ihre Gemütslage einkehren würde. Der Tag war hart und sicher rührten daher ihre Fantastereien. Langsam schob sie sich durch die Schlafzimmertür und murmelte entschuldigende Worte zu ihrem Freund. Der wiederum konnte schon wieder über seine Freundin grinsen, hatte er doch schon oft ihre Fantasie und ihre Eigenschaft Schlaf zu wandeln kennengelernt. Kate ließ sich also von seiner Stimmung anstecken, küsste ihn und ging ins Bett, er versicherte ihr, sofort nachzukommen.

So zog Kate noch einmal ihr Handtuch straffer und ging zum Fenster links neben dem Bett. Sie blickte nach draußen und ließ die Jalousie herunter. Dann kletterte sie quer über das Bett und wollte auch hier die Rolllade herunterlassen, als sie in der Spiegelung der Glasscheibe wieder einen schwarzen Schatten hinter sich wahrnahm. Kate zuckte zusammen und fuhr blitzschnell herum. Ihr Herz machte schlagartig einen Sprung und Kate sog viel Luft mit einem Mal ein. Als sie hinter sich und auch links und rechts von sich nichts erblickte, atmete sie die verbrauchte Luft aus und machte sich daran, langsam den Seitenzug zu bedienen. Sie war froh, dass ihr Freund diesmal nichts von ihren Anwandlungen bemerkt hatte.

Da sah sie ihn, den Mann mit dem Gesicht. Das Gesicht, das sie scheinbar ständig anzublicken schien. Dieser Typ lief vom ihrem Hauseingang aus über die Straße und quer an ihrer Wohnung vorbei. Mitten auf der Straße hielt er inne und winkte Kate zu. Starr vor Schreck ließ Kates Hand von der Jalousie ab und so starrte die junge Frau nur in die einnehmenden Augen des Fremden. Dann drehte er sich weg und ging weiter, verschwand aus dem Blickfeld und tauchte nur ab und zu in Kates Träumen wieder auf.

In ihrer Wohnung hatte sie ihn nie wieder gesehen.

 
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Hallo Instinct,

also Spannung kommt auf!
(Weil nicht so viel unnützes Zeug drin steht wie in der vorherigen Krimi-KG).
Die Vorgänge in der Nachbarwohnung müssen nicht unbedingt aufgeklärt werden. Aber die Kate ist mir zu sehr ein Rätsel. Ist sie nun Schlafwandlerin oder hat sie nur eine zu lebhafte Fantasie? Beides hängt nicht miteinander zusammen! Und Schlafwandeln ist während der kurzen Zeit eines Bades gar nicht möglich. (besser Recherchieren!)
Oder hat sie vielleicht das zweite Gesicht, und leidet schon länger darunter?
Wenn nicht, verstehe ich die ganze Fensterszene nicht.
Irgendwie ist am Ende nichts greifbares.
Zum Titel: Ich habe eher den Eindruck, Kate zieht in eine neue Wohnung ein!

Hier nun einige Details:

Kate verfolgte sie zwar, wusste jedoch nicht, ob die Frau nun noch im Bad war, ihr Mann dazugekommen war, oder ob die Frau vielleicht nun außerhalb des Bades war oder doch er
Spätestens da musste ich den ganzen Satz nochmal lesen.
Mögliche Lösung: "... ihr Mann dazugekommen war oder nicht ...

Genervt beschloss Kate sich die Haare auszuspülen und setzte sich in Bewegung. Ihr Fuß quietschte auf dem Emaille der Wanne, dann hörte sie noch einen kreischenden Laut der nicht aus dem Wasser zu kommen schien. Kate war neugierig und schob sie mit den Beinen aus ihrer bequemen Lage nach oben.
Sollte das ein SICH werden? Ansonsten kann ich das SIE nicht zuordnen.

Nachdem der letzte Helfer gegangen war, hatte Kate einfach nur die Wohnungstür hinter sich geschlossen, hatte von dem Verladen eines riesigen Blumenkübels erzählt,
Hier frage ich mich, wem sie etwas erzählt.
während ihr Freund noch einige Kisten auspackte,
Aha, Rätsel gelöst.
Ich würde den Freund vor dem Blumenkübel im Text unterbringen.

Sie schob den Temperaturregler ein wenig nach links und nach rechts
Nun hat er die gleiche Position wie vorher. Warum also das Geschiebe, reiner Spieltrieb?
Als das Wasser angenehm warm zu sein schien
Aha, doch kein Spieltrieb.
Vorschlag: Schildere die Abläufe und Absichten so, das man sie auch im Zusammenhang sofort erkennen Kann. Und wieso SCHIEN ihr das Wasser nur angenehm? Entweder es ist angenehm, oder sie spielt noch ein bisschen mit den Hebel.
Die Knie hatte sie zwischen dem Wannenrand verkeilt und da aufrechte Sitzen vor der Wannenschräge strengte Kates müde Bauchmuskeln an.
Ohne Kommentar.

suchte Kate, immer noch blind, nach dem Duschregler und stellte bald das Wasser ab. Dann ließ sie den Duschkopf einfach neben sich ins Wasser gleiten und wischte sich die Augen.
Eleganter wäre eine einfache chronologische Aufzählung ohne die fetten Wörter.

Behutsam rüttelte die warme Männerhand an der völlig verschreckten jungen Frau.
Dieser Satz wirkt befremdlich, weil du, und nur hier, plötzlich einen enormen Abstand zu Kate hast.

Grübelnd trocknete sich Kate nun langsam ab, frottierte ihre Haare und kämmte sie
Also ich mach das umgekehrt. Trockne erst meine Haare. Sonst träufeln sie meinen langsam abgetrockneten Rücken wieder nass.

Sofort bildeten sich wieder undurchsichtige Flecken,
Wohl eher neblige Flecken. Sonst kann sich später nichts mehr spiegeln.

Plötzlich sah sie im Spiegel hinter sich einen dunklen Schatten auftauchen. Dort wo der Spiegel noch immer beschlagen war. Über sich.
Für große Menschen schwer vorstellbar. Da jeder schon mal in einen teilweise beschlagenen Spiegel geschaut hat, würde ich das fette streichen.

machte sich fertig schlaffertig. Schläfrig ...
das kommt viel zu schläfrig.

Schläfrig putzte sie nicht mehr als zwei Minuten, dann spuckte sie den Schaum aus, wusch sich das Gesicht,
Spült man heutzutage nicht mehr nach? Entweder du beschreibst den Vorgang vollständig, oder du lässt das fette weg.
Falten warfen Schatten auf die alte Stirn, mehr sah Kate nicht,
Unnötige Bemerkung.

sie kniff die Augen zusammen und hielt schützend ihre Hände vor ihr Gesicht - dann war der Spuk vorbei. Kate atmete hastig aus,
löste den krallenden Griff von ihren Haaren
,
Woher weis sie das? Sie sieht doch nix. Und wie kommen die Hände plötzlich in ihre Haare?

LG
Asterix

 

Hallo instinct!

Da bin ich also in der Spannungsrubrik und muss mich durch eine sehr ausführliche, aber ebenso öde Beschreibung lesen, wie jemand badet, sich die Haare ausspült u.s.w.
Das Ganze wird gepaart mit einigen wenig mysteriösen Geräuschen, das Mädel ist ein bisschen paranoid, sieht sie was oder sieht sie nichts? Dann läuft ein Mann vorbei und Ende.
Sorry, aber den Plot kenne ich von tausenden anderen Texten, aber selbst von denen sind die Mehrzahl mit einer netten Idee gespickt, mit einem Ende, das dem Text irgendeinen Sinn geben würde - und bei dir? Nüscht, nada!
Was willst du denn mit deiner Ansammlung von Worten beim Leser erreichen? Egal, was es auch war, bei mir hast du dein Ziel meilenweit verfehlt.

Einige merkwürdige Bilder hast du wieder drin, so z.B. dass Kate in eine Wohnung eingezogen ist, in der sich Unrat türmt (oder, noch schlimmer, dass sie den Unrat selbst mitgebracht hat).
Und die Zeichensetzungsfehler sind auch noch dieselben wie letztes Mal.

Sorry, aber von jemandem, der hier schon dutzende Texte gepostet hat (und bei deinen Profil-Infos), erwarte ich einfach mehr, viel mehr!

Grüße
Chris

 

Hi [instin(c)t],

vermurkst finde ich die Geschichte nicht, aber ich denke, man könnte noch weit mehr aus dem Inhalt herausholen. Er hat die für eine gute Kurzgeschichte notwendige Tiefe, erscheint mir an manchen Stellen dann aber, wie Chris schon schrieb, zu ausführlich/öde. Spannung kam bei mir nur bedingt auf. Vielleicht wäre die Geschichte mit einem zusätzlichen Dialog oder kleinere Dialoge zwischendurch lebendiger geworden. Wobei das, sofern es sich tatsächlich um Paranoia handelt, nur bedingt möglich wäre. Die Kommafehler empfand ich beim Lesen als irritierend, die Idee unoriginiell. Gut gefällt mir z. B. die Formulierung der Oase inmitten der Pappkartons (den Unrat würde ich rausnehmen). Man kann sich alles anschaulich vor Augen führen. Aber leider nicht mehr.

Viele Grüße
Michael

 

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