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Der Bahnhof

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31.03.2006
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Der Bahnhof

Eines Tages ging ich zum Bahnhof. Ich blickte zu den Zügen. Es waren noch einige leer und ich konnte einen Platz ergattern. Im Zug, wo ich mich befand, hatten viele Träumer Platz gefunden, die alle wie ich über den Ankunftsorts träumten, obwohl niemand wusste, wie dieser aussah. Es war eine unbeschwerliche Fahrt, die unerwartet zu Ende ging. Der Kondikteur meinte, dass einige ein falsches Billtet gelöst hätten und ausserhalb des Abfahrtsbahnof's kein neues zu lösen sei. Ich war traurig, da auch ich zu den unfreiwilligen Heimkehrern gehörte.

Am nächsten Tag ging ich gestärkt wieder zum Bahnhof, mit der Hoffnung, dass mich doch noch ein Zug mitnimmt. Diesmal war ich klüger. Bevor ich ein Ticket löste, fragte ich am Schalter, welches für die ganze Fahrt gültig war. Die Frau meinte, dass keine Fahrkarte etwas garantieren könne. Jedoch soll ich mich zuvor einige Zeit belehren lassen, bevor ich auf Zugreise gehe. Dies kann zwar nicht garantieren, aber ich würde über bessere Karten verfügen. Also wurde ich in die Schule geschickt, wo ich mir das Billet erkämpfte. Nach einiger Zeit durfte ich endlich auf den Zug. Dieser war mit bärtigen Männern gefüllt. Bald entgleiste der Zug. Niemand starb, aber einige hatten Narben fürs Leben. Wir wurden zurückgeschickt. Am Bahnhof erzählten sie uns, dass wir nach einem neuen Zug Ausschau halten sollen. Es könnte sein, dass eine Zuggesellschaft das Billet anerkennt. Leider war dem nicht so.

Also war ich wieder auf der Suche nach einem neuen Zug. Ohne Geld und ohne Zeit verlieren zu wollen, suchte ich nach einer Fahrkarte. Ein Kondikteur empfahl mir den gratis Zug, der immer fährt, so dass jeder was neues erfährt. Ich verstand das nicht. In kürzester Zeit war ich in diesem Zug. Dieser war äusserst merkwürdig. Der Bahnhof entfernte sich zwar von mir, ohne das sich die Distanz zum Bahnhof änderte. Alles was sich geändert hatte, war der Blickwinkel. Kaum war ich dessen bewusst, ging ich aus dem Zug und lebte am Bahnhof, wo ich heute noch glücklich weile.

 

Aw:

Hy. Interessantes Konzept. Verleitet immer zum Weiterlesen. Nur habe ich eine Frage: Wolltest du einfach eine Geschichte schreiben oder eine Parabel aufstellen (wenn ja, welche)?

 

Hallo Antti

Habe versucht eine Parabel aufzustellen.
Die Parabel fordert den Leser dazu auf, das Gemeinte als Allgemeines herzuleiten. Würde mich interessieren, ob Du mit der "Bahnhof-Paralbel" was anfangen kannst.

Lieber Gruss
bär

 

Gefällt mir insgesamt recht gut. Stilistisch wechseln sich lange und kurze Sätze harmonisch ab und die verwendete Sprache weist in sich keinerlei Brüche auf. Es liest sich in einem einzigen Fluss. Auch die klare optische Gliederung fördert die Lesebereitschaft und das Verständnis des Textes.

Inhaltlich geht es wohl um das Thema Arbeit als bedeutenden Lebensabschnitt der allermeisten Menschen. Das entnehme ich dem zweiten Abschnitt, in dem der Ich-Erzähler sein Zugbillet ausgerechnet auf einer Schule erwirbt.

Nicht ganz einordnen konnte ich allerdings die "bärtigen Männer". Warum befinden sich in jenem Zug nur Männer und weshalb sind diese alle bärtig?

Der Ausgang der Parabel (ich denke, man kann den Text als solche bezeichnen) liest sich fast wie eine buddhistische Weisheit: Das Ziel liegt bereits direkt vor dir - du brauchst dieses nur noch wahrzunehmen.

 

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